F. W. E. Roth und die Vita Annonis minor (Darmstadt, ULB, Hs. 945)

1887 veröffentlichte der nassauische Privatgelehrte FWE Roth: Eine ungedruckte Vita Erzbischofs Anno II. von Köln. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 12 (1887), S. 209-217 (online DigiZeitschriften). Er machte damit auf eine bedeutende romanische Handschrift der heutigen Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt aufmerksam, die aufgrund ihres eindrucksvollen Bildnisses des Kölner Erzbischofs Anno1, umgeben von seinen Kloster- und Stiftsgründungen, schon wiederholt in Ausstellungen zu sehen war und ganz zu Recht einen Artikel in der Wikipedia besitzt (das Lemma Vita Annonis Minor bezieht sich auf den Haupttext). Die ca. 1180/81 datierte Handschrift wurde wohl im Kloster Siegburg geschrieben und hat wohl im 1183 erfolgreich beendeten Prozess über die Heiligsprechung Annos als Beweismaterial vorgelegen2. Die kürzere Anno-Vita war eine “Werbeschrift” für “Sankt” Anno, die Annos Leben noch heiligmäßiger erscheinen lassen sollte als die ältere Vita aus dem beginnenden 12. Jahrhundert, Kultpropaganda also.



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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/52342

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Digitales Archivgut – Traum und Alptraum

Anlässlich des von der Mediävistin Eva Schlotheuber (Düsseldorf) und dem Zeithistoriker Frank Bösch (Potsdam) veröffentlichen Papiers über “Quellenkritik im digitalen Zeitalter: Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft und benachbarter Fächer”, veröffentlicht bei HSozuKult und im Blog des Historikerverbands, drei Bemerkungen:

1. Das Zeitalter mag digital sein; das bis in die 1990er Jahre entstandene Archivgut in den kommunalen und staatlichen Archiven in Deutschland wird aber – bis auf geringe Ausnahmen – ausschließlich analog bleiben. Dazu nur eine Zahl aus dem Landesarchiv Baden-Württemberg, das schon früh in die Digitalisierung von Archivgut eingestiegen ist: 2011 stufte das Landesarchiv von den damals rd. 145 laufenden Kilometern Gesamtbestand 10,5 laufende Kilometer als prioritär für die mittelfristige Imagedigitalisierung ein. Dabei sind ca. 88 Millionen Einzelseiten zu digitalisieren – die dann ca. 7% (sic!) des Gesamtbestandes abbilden werden.  Zweifellos wird die Digitalisierung von Archivgut voranschreiten, zumal die DFG hier einen Förderschwerpunkt legen will.

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Quelle: http://digigw.hypotheses.org/1332

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Organisationen im Systemwechsel

An Beispielen wie dem Roten Kreuz lässt sich anschaulich nachvollziehen, dass Organisationen im Wohlfahrtsbereich verschiedenste politische Systeme überdauern können. Ein Schlüsselbegriff lautet hierbei „geerbte Infrastruktur“. In einem Aufsatz für die Canadian Slavonic Papers/ Revue Canadienne des Slavistes (Vol. 47, Nr. 1-2 (March-June), 2005: 49-69) untersucht Michael Magner die Entwicklung polnischer Organisationen nach dem Systemwechsel 1989. Eine seiner Kernthesen ist dabei, dass Organisationen, die seit Beginn der Transformation eine starke Stellung haben, diese vermutlich aus dem Staatssozialismus „erbten“ (Magner, 2005: 55).

Das Polnische Rote Kreuz (PCK) war im Sozialismus offiziell verstaatlicht. Nach dem Umbruch 1989 behielt es im Bereich der Blutspende eine führende Rolle.

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Quelle: https://sozorgan.hypotheses.org/60

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Krankenmord, Kolonialmedizin von Kolonialisierten und Harun Farocki

Das war ein sehr unerwarteter Fund. Zufällig war er nicht, denn das Ärzteblatt für den Reichsgau Wartheland sollte schon systematisch quellenkritisch durchforstet werden. Ziel war es, anhand von offiziellen Veröffentlichungen an hard facts zu gelangen: Welches Krankenhaus wurde wann eröffnet? Wann wurden Verordnungen erlassen, die psychiatrische Anstalten betrafen?

Und dann das, gleich in der ersten Ausgabe 1940: Unter dem reißerischen Header

“Nach polnischem Elend deutscher Aufbau. Ausländische Ärzte besuchen Danzig.”

berichtet das Ärzteblatt  über eine “Besichtigungsfahrt” dreißig ausländischer Ärzte durch die neuen deutschen Gebiete.

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Quelle: https://kmibp.hypotheses.org/24

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Queer Romance – Romantische Liebe in biographischen Erzählungen homosexueller Paare – Teil 1 von Mareike Fritz

Laut Sozialhistoriker Benno Gammerl ist die romantische Liebe – eines der dominantesten Liebesmuster der westlichen Kultur – ein per se heteronormatives Vergemeinschaftungsmuster. Doch wie lieben und verstetigen sich homosexuelle Paare? Passen sie sich dem heteronormativen Verständnis einer Zweierbeziehung an oder entwickeln sie neue Intimitätskonzepte? Problematik Aktuell gestaltet…

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/9057

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Terra X und die Authentizität: Des Kelten neue Kleider (Teil 1)

In der ersten Jahreshälfte 2016 plant die ZDF Dokusendung Terra X eine Sendereihe über die “Kelten” auszustrahlen. Die Doku – eine Zusammenarbeit des ZDF mit der BBC – läuft in ihrer für England zusammengestellten Version bereits auf der BBC und ist … Weiterlesen

Quelle: https://archphant.hypotheses.org/246

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F. W. E. Roth und die Briefsammlung des Prämonstratensers Ulrich von Steinfeld

Zu den wichtigsten und besten Studien von F. W. E. Roth zählt seine Edition der Briefe des Propstes Ulrich von Steinfeld (gestorben wohl 1170), des zweiten Vorstands des Stifts Steinfeld in der Eifel. Nachdem die katholische Darmstädter Pfarrei 1894 der Bibliothek des Mainzer Priesterseminars eine ehemals Arnsteiner Handschrift aus dem Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts geschenkt hatte, erkannte Roth sehr schnell die Bedeutung der in ihr enthaltenen lateinischen Briefsammlung. Offenkundig war das Priesterseminar damit einverstanden, dass Roth die Quelle auswertete. Nachdem Roth im Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 1894 eine vierseitige Anzeige unter Mitteilung zweier Briefe unterbringen konnte, legte er noch im gleichen Jahr die vollständige Edition vor: Eine Briefsammlung des Propstes Ulrich von Steinfeld aus dem 12. Jahrhundert.

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Quelle: https://archivalia.hypotheses.org/52293

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Es war einmal ein Land

Die Phrase “Es war einmal ein Land” leitet ausnahmsweise kein Märchen, sondern die aktuelle Ausstellung des Heidelberger Kunstvereins ein. Mit Referenz auf die Gebrüder Grimm richtet sich der Blick auf das östliche Mittelmeer und damit auf eine Region, in der das Geschichtenerzählen kulturell tief verankert ist.

Statt allerdings orientalische Klischees zu bedienen, bildet eine Krise den thematischen Rahmen des Projekts. In den Blick genommen wird der Zusammenbruch des Osmanischen Reiches, 1922. Während des 1. Weltkrieges zerfiel dieses Staatsgebilde, das zuvor über stattliche sechs Jahrhunderte hinweg Bestand gehabt hatte. Dieses Ereignis ist laut der Kuratorinnen, Öyku Özsoy und Susanne Weiß, als ursächlich für die heutige Instabilität der Region anzusehen. Diese unterliege seither Prozessen der Neuordnung – mit Auswirkungen, die auch Mitteleuropa betreffen. Entsprechende Langzeitfolgen seien die aktuelle Migration sowie der globale Terrorismus.

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Quelle: http://artincrisis.hypotheses.org/1506

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F. W. E. Roth und die Luxemburger Handschriften

Der nassauische Privatgelehrte FWE Roth (1853-1924), den ich vor kurzem als Fälscher vorstellte1, verfasste von 1885 bis 1913 16 Beiträge, überwiegend Mitteilungen aus Handschriften, für das renommierte “Neue Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde” der MGH2, darunter: Aus Handschriften der Stadtbibliothek zu Luxemburg. In: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 37 (1912), S. 296-3063. Roth will in den Monaten September, August und Oktober 1909 den größten Teil der älteren Handschriften der Luxemburger Bibliothek (heute Nationalbibliothek) durchmustert haben. Nach freundlicher Auskunft der Bibliothek sind Unterlagen zu seiner damaligen Benutzung nicht bekannt. Roth bedankt sich – damals eher ungewöhnlich – nicht bei den Offizianten der Bibliothek, die ihm die gewünschten Bände “häufig” nicht aushändigen konnten, da sie in dem Schrank, in dem sie lagerten, unauffindbar gewesen seien. Er begründet so die “Zuhülfenahme” des über 500 Seiten umfassenden kurz zuvor erschienenen Handschriftenkatalogs des etwa gleichaltrigen Schuldirektors und Historikers Nicolas van Werverke (1851-1926)4, den Roth – durchaus programmatisch – zu “Warwecke” verballhornt. Der heute online verfügbare Katalog ist in deutschen Bibliotheken so rar, dass Roths Angabe “Nicht im Handel” korrekt sein dürfte. Sollte Roth und sei es auch nur leihweise in den Besitz dieses Werks gelangt sein, so konnte er, wird sich zeigen, die Arbeitszeit in Luxemburg auf ein Minimum begrenzen.



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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/52278

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Der zerstreute Chronist. Zur Überlieferung der deutschsprachigen Chronik Jakob Twingers von Königshofen

Die Vermutung, dass gebildete Laien genauso gerne von vergangenen Zeiten lesen würden wie die gelehrte Geistlichkeit, bewog Ende des 14. Jahrhunderts den Straßburger Kleriker Jakob Twinger von Königshofen zur Abfassung einer Welt- und Stadtchronik in der Volkssprache.[i] Dass das Werk…

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/7063

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