Ab wann sehen Babys dreidimensional?

Die Fähigkeit zur Tiefenwahrnehmung entsteht im ersten Lebensjahr. Dies zeigen zahlreiche Studien mit den unterschiedlichsten experimentellen Anordnungen (z.B. Gibson & Walk, 1960; Kellman & Arterberry, 2006). Wann genau entwickelt sich die Fähigkeit zur Tiefenwahrnehmung? Wir erforschen in unserem Projekt die … Weiterlesen

Quelle: http://babyvision.hypotheses.org/112

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Wissenschaftstheoretischer Ansatz der Festungsforschung

Bei einer Arbeit zur Geschichtswissenschaft in der Wissenschaftstheorie habe ich mich unter anderem mit der Frage auseinander gesetzt wie Geschichte als Wissenschaft funktioniert und ob durch die Perspektivität objektive Erkenntnisgewinne möglich sind. Für die Festungsforschung habe ich später etwas weiter … Weiterlesen

Quelle: http://fortifica.hypotheses.org/41

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Dokumentation des NSU-Prozesses im Bayerischen Rundfunk

  Am 6. Mai 2013 begann vor dem Oberlandesgericht in München der Prozess gegen Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte aus dem Umfeld der rechtsterroristischen Vereinigung „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Zschäpe wird u.a. wegen Mittäterschaft in zehn Mordfällen angeklagt, die sie gemeinsam mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zwischen 2000 und 2006 verübt haben soll. Erschütternde Protokolle Die Brisanz dieses Prozesses ist über die Grenzen Deutschlands hinaus offensichtlich. Umso bedauerlicher ist, dass der Prozess vom Gericht selbst weder in Wort, Ton oder Bild protokolliert wird. […]

Quelle: http://amuc.hypotheses.org/854

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Erwartungen an den Frieden

Auch wenn nach wie vor der Krieg mit aller Härte weitergeführt wurde, richteten sich im Laufe der 1640er Jahre die Blicke immer häufiger nach Münster – dort, wo über den Frieden verhandelt wurde. Doch dies galt nicht nur für die großen Potentaten und die Reichsstände. Auch Wesel, eine der sieben Hauptstädte (d.h. landtagsfähigen Städte) im Herzogtum Kleve, blickte mit gespanntem Interesse auf die Verhandlungen.

Dieses Interesse war nicht ziellos, sondern richtete sich auf einen ganz bestimmten Punkt. Für die Handelsstadt am Niederrhein ging es vor allem um wirtschaftliche Fragen und hier besonders um einen möglichst freien, sprich von Abgaben und Zöllen ungehinderten Warenverkehr. Entsprechend wurde auf der Ratssitzung am 3. Dezember 1647 folgender Beschluß gefaßt: „Weilen nun mehr die fridens tractaten zu Munster zwischen Hispanien vnd den H[erren] Staten zuendtlauffen, So ist resolvirt, Jhr Hochmog[enden] zuerinnern, daß die Hispanische Licenten abgestelt, vnd solches mit in den tractaten inbedongen werden moge“ (Stadtarchiv Wesel, A 3: Ratsprotokolle Nr. 97 [1647-1648], hier fol. 107).

Zunächst einmal ist also festzuhalten, daß es nicht um die Friedensverhandlungen geht, die im Oktober 1648 in die Verträge von Münster und Osnabrück mündeten; vielmehr ging es hier um die Traktate, die den sog. Frieden von Münster zwischen den Generalstaaten und Spanien besiegelten. Die Weseler lagen auch richtig mit ihrer Einschätzung, daß diese Verhandlungen ihrem Ende zustrebten: Am 30. Januar 1648, also keine zwei Monate nach dem Weseler Ratsbeschluß, wurde der spanisch-niederländische Frieden unterzeichnet; die Verhandlungen selbst waren sogar schon am 16. Januar zuende gegangen. Was war also mit dem Weseler Anliegen – hatte es überhaupt noch eine Chance gegeben, diese Aspekte in die Verhandlungen einzubringen?

Ein Blick in die aktuelle Literatur zeigt, daß Handelsbeschränkungen wirklich nicht die Themen waren, um die bis zuletzt gerungen wurde (Rohrschneider, v.a. S. 416 ff.). Gleichwohl regulierte der Friedensvertrag eine ganze Reihe von Fragen der Wirtschaftspolitik und des Handels, besonders ab § VIII. Der Tenor ging dahin, sämtliche Zölle und Wirtschaftsschranken auf den Vorkriegsstand zurückzunehmen. Auch Zölle auf dem Rhein und der Maas wurden explizit angesprochen (s. § XII), doch bezog sich der Vertragstext hier offenbar nur auf niederländisches Gebiet. Ob damit auch Reichsgebiet und damit der Niederrhein miteinbezogen war, ist mir nicht klar.

Es kann durchaus sein, daß Wesel Glück hatte und diese Handelsbeschränkungen ohnehin durch den Frieden von Münster aufgehoben wurden: Hier spielt auch eine Wahrnehmungsfrage die wichtige Rolle: Haben die Generalstaaten das von ihnen besetzte Gebiet am Niederrhein zumindest vertragstechnisch in diesen Friedensschluß integriert? Zu fragen ist aber auch, ob die Aufhebung der spanischen Zölle auf Veranlassung Wesels geschah. Die Bedeutung dieser Stadt als Handelsmetropole ist gar nicht so gering zu veranschlagen, doch der zeitliche Rahmen spricht wenig dafür, daß diese Weseler Initiative den Vertragstext noch hat beeinflussen können.

Wesel mußte damals aber auch noch auf andere Probleme sein Augenmerk richten. In derselben Passage, ja fast in demselben Satz hieß es weiter, daß „dem agenten zuschreiben [sei], daß er fleißigh achthaben solle, damit in der zwischen Jhr Churf dhl [von Brandenburg] vnd den herren Staten gesuchte aliants nichts zu praejudits dieser Statt einverleibt werde.“ Die klevische Stadt sah also deutlich, daß sie auf ihre Interessen im Verhältnis zwischen den Generalstaaten und dem brandenburgischen Kurfürsten, ihrem Landesherrn also, aufpassen mußte. Der Krieg ging zuende, aber die Konflikte wurden nicht weniger.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/570

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Mit Wissenschaftsblogs durch verschiedene Welten reisen

DSC_04842Das Redaktionsteam von de.hypotheses.org hat unter #wbhyp zu einer Blogparade rund um Zukunft und Vergangenheit, Sinn und Unsinn des Wissenschaftsbloggens aufgerufen. Die Community hat sich bereits mit vielen fundierten Beiträgen beteiligt, weswegen ich nur ein paar persönliche Eindrücke und Erfahrungen beisteuern möchte. Fachliches Bloggen ist in Deutschland nur selten ein Faktor für wissenschaftlichen Erfolg. Aber es kann Lücken füllen. Mein Blog und ich bewegen uns zum Beispiel durch verschiedene Welten: die der historischen und archäologischen Wissenschaften, die der Kultur und die des Marketing. Alle drei stehen sich durchaus nahe, es gibt viele Gemeinsamkeiten, aber auch Grenzen und Hürden. Sie kann ich hier thematisieren.

Die wenigsten Wissenschaftsblogs ersetzen Aufsätze oder Fachpublikationen. Das bedeutet nicht, dass ihre Qualität das nicht hergäbe, aber dass man, wie Anne Baillot gezeigt hat, vorsichtig mit zu hohen Erwartungen sollte. Trotzdem gibt es immer mehr positive Beispiele für erfolgreiche Fachblogs und die Anerkennung als neue Kommunikationsform steigt, wie das Mittelalterblog gezeigt hat, sei es, um der Freude und Verzweiflung am Alltag, ge- oder misslungenen Forschungsansätzen Gehör zu verschaffen, Aktuelles aus Sicht einer bestimmten Disziplin zu erklären oder Fragen zu stellen, die man sonst vielleicht nicht stellen kann.

Ich bin Altertumswissenschaftlerin aus Leidenschaft und fand schon immer, dass die Beschäftigung mit vergangenen Gesellschaften eine unglaublich vielfältige, lehrreiche Tätigkeit ist. Als Historiker und Archäologe lernt man auch viel über das Hier und Jetzt, über sich selbst und andere. Damit haben die Altertumswissenschaften einige Überschneidungsstellen zur Praxis außerhalb der Wissenschaft, etwa zu Museen oder zum Fachjournalismus. Beide sind ein wunderbarer Weg, historische Erkenntnisse an andere Menschen zu bringen und anzuwenden.

Tatsächlich gibt es aber kaum institutionalisierten Austausch zwischen den Forschern an den Universitäten, den Kuratoren an den Museen und Journalisten – und wenn, geschieht er vor allem in eine Richtung. All die gegenseitigen Lerneffekte, die Inspiration und der Bezug zur realen Welt gehen damit verloren. Das ist für mich umso erstaunlicher, als sich gerade die Geisteswissenschaften und die Kulturbetriebe mit denselben Problemen herumschlagen: Zu wenig Gelder, keine Lobby, zu wenig Anerkennung, sinkende Aufmerksamkeit. Daran sind sie nicht ganz unschuldig, das sieht man an vielen Diskussionen über das Wissenschafts- und Kulturmanagement in Deutschland, um die Bürokratie dahinter oder die Kommunikationsweisen.

Irgendwo zwischen den thematischen Überschneidungen und strukturellen Gemeinsamkeiten von Kultur, Geisteswissenschaften und Fachmarketing gibt es einen Graben, über den ich mit meinem Blog eine Brücke bauen möchte. Das kommt dem innerfachlichen Ansehen nur bedingt zu Gute. Wenn man aber beruflich nicht nur in der universitären Wissenschaftswelt unterwegs ist und ein Herz für die Vermittlung fachlicher Inhalte hat, gilt das schon wieder nicht mehr, wie auch Angelika Schoder schrieb.

Das Vernetzen über einen eigenen Fachblog passiert vor allem mit anderen Bloggern und weniger mit nicht-internetaffinen Wissenschaftlern oder auch Museumsmenschen. Das macht aber nichts, denn sich mit den Gegebenheiten und Strukturen des Internet zu beschäftigen wird künftig auch in der Fachwelt eine größere Rolle spielen - spätestens wenn Ergebnisse Open-Access publiziert werden müssen, wenn es um Projektplanungen, technische Möglichkeiten oder Vorhaben an der Schnittstelle zu den Digital Humanities geht. Bei Gesprächen mit weniger internetaffinen Kollegen ist es ein Vorteil, Kontakte und einen Überblick über die digitalen Inhalte, aktuellen Entwicklungen und künftigen Herausforderungen zu haben. Das finde ich einen nicht unwichtigen Punkt.

Außerdem ist ein Blog zwar kein Fachjournal, wohl aber eine Form der Veröffentlichung, über die man beispielsweise aufzeigen kann, dass man über eine Idee bereits geschrieben hat. Ein solcher Urheberschaftsnachweis, wenn man es überspitzt so nennen möchte, gehört ja durchaus zu den Gründen, warum man Forschungsergebnisse publiziert.

Mein Blog ist nun gut zwei Jahre alt und immer öfter bekomme ich darüber Einladungen zu Fachveranstaltungen oder die Bitte, über ein Thema zu schreiben. Und das ist eine wunderbare Form der Anerkennung dafür, dass ich hier die Möglichkeit habe, mich einem speziellen Thema mit Leidenschaft und eigener Meinung zu widmen. Deutschsprachige Blogs zu den Altertumswissenschaften gibt es nur wenige, entsprechend gering ist die Einbindung in fachliche Diskussionen oder die Lehre. Das hat Michael Hölscher von Grammata für die Bibelwissenschaften bestätigt. International sprießen sie aber nur so aus dem Boden und die "deutsche Lücke" zwischen wissenschaftlichen Inhalten, Alltagserfahrungen, Überschneidungen zum Museum und zur Öffentlichkeitsarbeit gibt es dabei schlicht nicht. Für mich ist das die perfekte Antwort auf die Frage: "Quo vadis Wissenschaftsblogs?"

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1545

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Der Frosch im Brunnen – Beitrag zur Blogparade #wbhyp

Während des Wartens auf die Freischaltung meines Dissertations-Blogs habe ich mir Gedanken gemacht, worüber mein erster Artikel handeln soll. Eine Vorstellung ? Eine erste Einführung in mein Dissertationsvorhaben ? Ein Bericht über das interdisziplinäre Dissertantenseminar, das ich besuchte ? Dann las ich Mareike Königs Beitrag zur Blogparade über das Wissenschaftsbloggen und somit war mir klar, ich widme meinen ersten Artikel #wbhyp.

Ich stehe erst am Beginn meines Dissertationsvorhabens und möchte daher von meinen Eindrücken als Newbie berichten.

Warum blogge ich zu meiner Dissertation ? In erster Linie, weil ich gerne schreibe und weil ich mir einen (regen) interdisziplinären Ausstausch im Bezug zu meinem Thema erhoffe. Letzlich aber auch, weil ich persönlich durch einen Blog dazu angehalten werde, etwas zu tun (nämlich schreiben und forschen) und mich dadurch auch selbst zu einem Fortschritt zwinge. Aus meinen Erfahrungen mit meinen anderen Blogs kann ich aber auch sagen, dass immer wieder interessante Kontakte geknüpft werden und das ist die ganze Schreiberei auf jeden Fall wert.

Ich stimme Mareike König teilweise zu, wenn sie schreibt, dass "Blogbeiträge  – zumindest in naher Zukunft - nicht allgemein als wissenschaftliche Leistung anerkannt werden". “[1] Ein Blog-Beitrag oder Artikel kann "hoch wissenschaftlich" sein, sprich er wurde so verfasst, dass er sofort auch in einer Fachzeitschrift abgedruckt werden könnte, da wäre es doch schade, wenn dies nicht als wissenschaftliche Leistung anerkannt werden würde. Viele Wissenschaftler, Studierende usw. recherchieren immer mehr im Internet, wenn sie einen Artikel oder eine Hausarbeit schreiben (müssen), so wird doch auch der eine oder andere Beitrag, der auf einem Hypotheses-Blog erschien, gefunden und auch (in welcher Form auch immer) verarbeitet.“[2] Letztlich stellt sich hier wiederum die Frage: Was versteht man unter wissenschaftlicher Leistung ? Eine Seminararbeit, Hausarbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit, Dissertation, Artikel, Handbuch ?

Ebenso ist zu bedenken, dass es für Nachwuchswissenschaftler keine oder nur einige wenige Publikationsmöglichkeiten gibt, weshalb auch ein wissenschaftliches Blog auch wieder für einen gewissen Bekanntheitsgrad sorgen kann.“[3]

"Mein Ziel ist es, dass auch Akademiker anderer Fachdisziplinen sich für meine Beiträge interessieren und ich idealerweise auch ein Publikum erreiche, das nicht aus dem akademischen Umfeld stammt."[4]

Das Zitat entstammt dem #wbhyp - Beitrag von Angelika Schroder. Sie drückt damit genau das aus, warum ich mich (unter anderem) dafür entschieden habe, einen Dissertationsblog bei hypotheses zu eröffnen. Ein gewisse Transparenz für ein erweitertes Publikum bezüglich des Doktoratsstudiums bzw. für das wissenschaftliche Arbeiten zu schaffen und auch einen interdisziplinären Ausstausch mit anderen Disziplinen zu erreichen (womit wir beim Frosch im Brunnen wären).[5]

Was soll das mit dem Blog ? Wieso wollen Sie sich das antun ? So oder so ähnlich war manche Reaktion auf meine Ankündigung im akademischen Kreise (von Univ.-Profs), wo mir - ähnlich wie es Anne Baillot in ihrem Beitrag "Auf einer Skala von 1 bis 10, so naja (#wbhyp)" ausführt - davon abgeraten wurde.[6] Durch diese Äußerungen verdeutlicht sich für mich eines: das wissenschaftliche Bloggen ist in der Wissenschaft (noch) nicht wirklich angekommen, was zumindestens auch der Blick auf die Workshops des DoktorandInnenzentrums der Universität auch verrät. Vielleicht könnte man durch das Abhalten entsprechender Kurse an den Universitäten die Dissertanten bzw. Habilitanden dafür begeistern. Letztlich darf eines nicht vergessen werden: so mancher Dissertant von heute ist ein Lehrender von morgen.

Fussnoten:

[1] Mareike König, Wissenschaftsbloggen - quo vadis? Vier Aufrufe und zwei Lösungen #wbhyp, URL: http://redaktionsblog.hypotheses.org/2674 (Stand 25.1.2015). [2] Das die Artikel auch zitiert gehören, sei nur am Rande erwähnt. [3] Aus diesem Grund und auch aus dieser Not habe ich gemeinsam mit Maria Männig NEUE kunstwissenschaftliche forschungen ins Leben gerufen. Ein Open Access Journal für Kunstwissenschaftler (Dieser Hinweis sei mir bitte nachgesehen). [4] Angelika Schoder, Wissenschaftliches Bloggen mit Monty Python / #wbhyp, URL: http://musermeku.hypotheses.org/2609 (Stand 25.1.2015). [5] Jing Di Zhi Wa (Der Frosch im Brunnen) das chinesische Pendant zu "über den Tellerrand blicken" - URL: http://german.cri.cn/1833/2011/05/27/1s157501.htm (Stand 25.1.2015). [6] Die Gründe, warum ich mich dennoch für einen Blog entschieden habe, wurden von mir bereits oben dargestellt

Quelle: http://artlaw.hypotheses.org/13

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Wissenschaftlich bloggende Studierende #wbhyp

von Charlotte Jahnz

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade #wbhyp von de.hypotheses.org.

Das Internet begleitet mich nun schon sehr lange. Angefangen im Harry Potter Chat des Carlsen Verlags im Jahr 2000, bin ich seit meinem elften Lebensjahr tatsächlich damit groß geworden. Das klingt nach Nostalgie, soll es aber nicht. Tatsächlich habe ich mir lange Zeit nicht vorstellen können, dass Wissenschaft und Internet zusammen funktionieren könnten.

Ich nahm das Netz in erster Linie als Unterhaltungsmedium wahr. In der Schule halfen mir Wikipedia und LeMO über die Runden, aber war das denn wissenschaftlich? Und auch im Studium als Ersti 2008 erinnere ich mich nur noch daran, dass man uns ausdrücklich aufforderte, Wikipedia nicht zu verwenden. Stattdessen lernten meine Kommilitonen und ich, wo im Institut die NDB und die ADB stehen. Bei der Übung „Rezensionen finden, lesen, schreiben“ ein paar Jahre später blieben alle, die mittlerweile ein Smartphone hatten, sitzen statt durch das Institut zu laufen, und googelten bequem nach einer wissenschaftlichen Rezension zu einem vorgegebenen Fachbuch. Aber Blogs? Kamen in meinem Bachelorstudiengang nur im Nebenfach Medienkommunikation vor. 2008 schauten wir uns in einer Ringvorlesung den Shopblogger an und wurden gefragt, was Twitter sei. Drei Studierende zeigten auf. Obwohl ich bis dahin immer gedacht hatte, zur Generation der „Digital Natives“ zu gehören, merkte ich, dass der Begriff wohl kaum einer Altersgruppe zuzuschreiben ist.

Aber was hat das mit Bloggen zu tun?

Ich hege die Vermutung, dass ich ein Vorbild gebraucht hätte, um früher mit dem wissenschaftlichen Bloggen anzufangen. Dass es diese Welt überhaupt gibt, habe ich erst sehr spät in meinem Studium erfahren, vorher beschränkten sich meine Blogbesuche auf die üblichen „Feld, Wald und Wiesen“-Blogs, die ich vorwiegend zu Unterhaltungszwecken las. Mittlerweile weiß ich aber, dass wissenschaftliches Bloggen ungemein hilfreich für die eigene Arbeit sein kann:

Wissenschaftliches Bloggen hilft den eigenen Schreibstil zu verbessern.
Gerade zu Beginn meines Studiums war ich oft von der Wortgewalt mancher studienbedingter Lektüre so beeindruckt, dass ich meinte, sie nachahmen zu müssen. Das machte nicht nur die Arbeit der Korrekturleser schwierig, ich hatte hinterher auch kaum noch Lust, mir meine eigenen Texte noch einmal durchzulesen. Mit meinen langen Schachtelsätzen, die man drei Mal lesen musste bevor man sie verstand, machte ich niemandem eine Freude. Da die wenigsten Blogbeiträge den Umfang kleinerer Hausarbeiten und keinen Abgabezeitpunkt haben (also in meinem Fall nicht in der Nacht vor dem letzten Abgabetermin mit der heißen Nadel gestrickt werden müssen), kann man im Blog lange an seinen Texten feilen und sich so einen Schreibstil antrainieren, der allgemein verständlich und auch außerhalb des Elfenbeinturmes lesbar ist. Hinzu kommt, dass man im Blog einen viel größeren Kreis potenzieller Korrekturleser vorfindet, die durch Kommentare hilfreiche Hinweise geben können.

Wissenschaftliches Bloggen hilft übertriebenes Hierarchiedenken zu mindern.
Ich belegte während meines Bachelors ein Seminar über Stile und Formen im Wandel der Zeit. Wir verbrachten – sehr zum Erstaunen der Seminarleitung – einen Teil der Zeit damit zu diskutieren, welche Anrede an unsere Dozenten in Mails nun korrekt ist. Sehr schön wird diese Thematik bei PhD-Comics dargestellt. Die Erfahrung des Wissenschaftlichen Bloggens hat mir gezeigt, dass studentische Nachfragen ernst genommen und unterstützt werden. Dass das an der Uni auch der Fall ist, will ich gar nicht in Abrede stellen, aber die Diskussionskultur in wissenschaftlichen Blogs ist in meinen Augen überraschend bestärkend und kritisch konstruktiv. Ich traue mich hier weitaus häufiger Verständnisfragen zu stellen und um Tipps zu bitten als in der Universität.

Wissenschaftliches Bloggen ist für Studierende die einfachste Möglichkeit, ihre Erkenntnisse zu publizieren.
Ein wenig enttäuschend ist es schon, dass die Arbeit mehrerer Wochen am Ende maximal zwei Leser findet, eine Note bekommt und dann abgelegt wird. Studentische Arbeiten werden selten publiziert, wenn man Angebote wie das des GRIN Verlags außen vorlässt. Erkenntnisse, die man gewonnen hat, lassen sich leicht in einen Blogpost umwandeln und helfen vielleicht auch anderen Studierenden bei der Suche nach Literatur zu ihrem Thema. Das Blog steht damit auch nicht in Konkurrenz zu Angeboten wie Academia.edu, wo mittlerweile auch viele studentische Hausarbeiten zu finden sind.

Wissenschaftliches Bloggen lohnt sich auch für die Studierenden, die nicht in der Wissenschaft bleiben wollen.
Wie ich bereits 2013 bei der Blogparade zu #dhiha5 schrieb, ist der Lerneffekt, den die Digital Humanities bieten, auch für einen außeruniversitären Beruf nützlich. Dazu zählt auch das Bloggen. Mit Content-Management-Systemen vertraut zu sein, wird von einigen Arbeitgebern bereits jetzt vorausgesetzt. Sehr schön zusammengefasst hat das meiner Meinung nach Moritz Hoffmann:

„Auch wenn diese Erkenntnis vielen schmerzhaft erscheint: Die Wege, auf denen sich Menschen unterhalten und informieren, wandeln sich spürbar, ohne dass sich dies bislang auf breiter Front in der Ausbildung von Historikerinnen und Historikern niederschlagen würde. Das Humboldtsche Bildungsideal, dessen Abgesang mit einlullender Frequenz immer wieder angestimmt wird, hat an vielen Standorten zu einer Verknöcherung der Studiengänge geführt, die nicht einmal durch die Bologna-Reformen aufgelöst werden konnte. Die Folge ist, dass zwar jedes Jahr fachlich hervorragend ausgebildete Absolventen die Historischen Seminare verlassen, sie jedoch mit dem erlernten Rüstzeug kaum auf die gegenwärtig erforderlichen Medien- und Vermittlungskompetenzen vorbereitet sind."1

Dass ich wissenschaftliches Bloggen für wichtig halte, dürfte spätestens jetzt kein Geheimnis mehr sein. Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass die Hemmungen „meiner“ Zunft gegenüber dem Bloggen abnehmen und dass die Beschäftigung mit digitalen Forschungs- und Publikationsmethoden auch endlich die Lehre erreicht.

  1. http://www.resonanzboden.com/satzbaustelle/geschichte-braucht-oeffentlichkeit-vom-nutzen-einer-digitalen-public-history/

Quelle: http://openblog.hypotheses.org/135

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Religionen, Vorurteile und Gewalt

Die empirische Religionsforschung hat bereits einen umfangreichen Wissenskanon zusammengetragen, mit dem sie die Zusammenhänge zwischen Religionen und diskriminierendem Verhalten beschreibt. Das zeigen die folgenden Schlaglichter.

  • Gewalt ist ein wesentliches Element in den Inhalten aller Religionen, so lautet eine provokante These von Hans G. Kippenberg, die er kenntnisreich empirisch begründet. Sie zeigt eine andere Facette an Religionen auf als Hans Küngs Projekt Weltethos, das das Potential für ein friedliches Miteinander gerade in den Religionen sucht.
  • Religiöser Fundamentalismus sei in einer patriarchalen Protestbewegung der Mittelschicht begründet, die sich von gesellschaftlichen Umbrüchen bedroht sieht, ist Martin Riesebrodts Erklärung für Phänomene wie die Iranische Revolution in den 1970er Jahren aber auch den christlichen Evangelikalismus weltweit.
  • Die umfangreiche Vorurteilsforschung in Soziologie und Sozialpsychologie findet soziale Ursachen, die zum Teil spezifische Zusammenhänge aufzeigen. So konnten John Duckitt und Chris G. Sibley zeigen, dass sich Islamophobie (oder anti-muslimische Einstellungen) und Antisemitismus (oder anti-jüdische Haltungen) unterschiedlich begründen lassen: Während Muslime eher von Menschen mit mehr Autoritätshörigkeit, Aggressivität und konservativen Einstellungen (rechtsgerichteter Autoritarismus) diskriminiert werden, begründet sich eine negative Einstellung gegenüber Juden eher in der Vorstellung, dass es in Gesellschaften überlegene und unterlegene Gruppen geben müsse (Soziale Dominanzorientierung).
    Diese mehr psychologisch-individuelle Perspektive lässt sich ergänzen um die soziologische Perspektive im Projekt „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ unter der Leitung von Wilhelm Heitmeyer. Hier wird vor allem im Zusammenhang mit der Theorie der Sozialen Identität (Social Identity Theory von Henri Tajfel und John Turner) argumentiert, dass die eigene Gruppe bevorzugt und die als fremd wahrgenommene Gruppe negativ bewertet und diskriminiert wird – insbesondere in Situationen oder Zeiten, die als bedrohlich oder krisenhaft erlebt werden.

Damit sind zumindest notwendige Bedingungen bekannt, die die Grundlage für Vorurteile und diskriminierendes Verhalten bis hin zu tödlichen Eskalationen in interreligiösen Konflikten bilden. Leider bieten sie nicht für den Einzelfall oder extreme Ausnahmen wie terroristische Anschläge eine hinreichende Erklärung. Dennoch können Wissenschaftler dazu Vorschläge machen, wie die gesellschaftlichen und individuellen Voraussetzungen für Vorurteile und diskriminierendes Verhalten verringert werden können.

  • Die Analyse des Ethnologen Günther Schlee zur Entstehung interreligiöser (und interethnischer) Konflikte legt allerdings den Schwerpunkt darauf, dass es immer auch sogenannte „Ausweichstellen“ gibt, die nach dem Höhepunkt eines Konfliktes deeskalierend wirken. In diesem Sinne beschreibt auch Peter Schalk, dass für konkrete ideologische aber auch ethische Konfliktfälle in den jeweiligen Religionen Argumente für die Position des anderen entdeckt werden können und gleichzeitig der eigene Wahrheitsexklusivismus aufrecht erhalten werden kann.

Ein mehr praxisbezogenes Forschungsfeld der Religionsforschung wird vor allem von der sogenannten Praktischen Religionswissenschaft im Zusammenhang mit theologischen Debatten um einen interreligiösen Dialog bearbeitet. Allerdings wäre es auch möglich, nicht nur von der Innenperspektive sondern auch von religiös-distanzierter Perspektive Vorschläge zu machen. Diese würden sich dann weniger auf innerreligiöse inhaltliche und theologische Themen beziehen.

  • So gäbe es herauszufinden, wie die Offenheit gegenüber anderen Religionen gelernt werden kann, ohne dass jemand notwendig interreligiöse Haltungen vertreten oder überhaupt religiös sein muss.
  • Wie können positive Erfahrungen mit Menschen anderer religiöser Gruppen organisiert und gefördert werden – vielleicht nicht unbedingt in religiösen Zusammenhängen?
  • Was muss man über die (anderen) Religionen wissen, um einander respektvoll und trotzdem gern kritisch begegnen zu können?

Besonders fruchtbar scheint mir ein Ansatz, der sowohl die kritische religionswissenschaftliche Perspektive zulässt, aber auch offen für inhaltliche Aspekte des Religiösen ist.
Dem umfangreichen Forschungsstand zur Erklärung von negativen Vorurteilen steht fast gar keine Forschung zu positiven Vorurteilen oder fruchtbaren Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Religionen gegenüber. Wie insbesondere Xenosophie (positive Vorurteile und konstruktive Begegnungen) neben Xenophobie gefördert werden kann, erforschen wir gerade in einem Projekt in der Arbeitsgemeinschaft Empirische Religionsforschung (AGER) in Bern.
Ob mit praxisorientierten Forschungsfragen religiös begründete und extreme Gewalt verhindert wird, bleibt offen. Doch sie können Anstöße dafür geben, wie die alltäglichen Feindseligkeiten und Ängste, die der Nährboden für Schlimmeres sind, gemildert werden können.

aks

Literatur
John Duckitt und Chris G. Sibley (2007).Right wing authoritarianism, social dominance orientation and the dimensions of generalized prejudice. European Journal of Personality 21 (2), 113-130.
Wilhelm Heitmeyer (Hg.) (2002) Deutsche Zustände. Folge 1. Berlin: Suhrkamp. (erschienen sind jährlich Sammelbände unter dem Titel „Deutsche Zustände“ bis Folge 10 im Jahr 2011).
Hans G. Kippenberg (2008). Gewalt als Gottesdienst. Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
Hans Küng (1990). Projekt Weltethos. München: Piper.
Michael Klöcker und Udo Tworuschka (2008). Praktische Religionswissenschaft. Ein Handbuch für Studium und Beruf. Köln: Böhlau.
Martin Riesebrodt (2001). Die Rückkehr der Religionen. Fundamentalismus und der "Kampf der Kulturen".München: C.H. Beck.
Peter Schalk (2009). Ist Konvivenz zwischen Religionen möglich? In Thomas Hase, Johannes Graul, Katharina Neef und Judith Zimmermann (Hg.): Mauss, Buddhismus, Devianz. Festschrift für Heinz Mürmel zum 65. Geburtstag. Marburg: Diagonal Verlag, 451-467.
Günther Schlee (2006). Wie Feindbilder entstehen. Eine Theorie religiöser und ethnischer Konflikte. München: C.H. Beck.
Zu Tajfel & Turner und weiteren sozialpsychologischen Studie siehe für einen Überblick hier: Dominic Abrams und Michael A. Hogg (2010). Social Identity and Social-Categorization. In John F. Dovidio, Miles Hewstone, Peter Glick and Victoria M. Esses (Hg.) The SAGE handbook of prejudice, stereotyping and discrimination. London: SAGE, 179-193.

Quelle: http://marginalie.hypotheses.org/89

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Der strategische Wert des Blogportals de.hypotheses.org #wbhyp

Da hat Mareike König den Aufruf zur Blogparade gleich mit einem sehr thesenstarken Statement eingeleitet – und ich nehme mir die Freiheit, nicht darauf einzugehen. Das ist jetzt zugegebenermaßen eine etwas verunglückte Kommunikation, aber in diesem Moment möchte ich zunächst etwas anderes loswerden.

Mir geht es um das Blogportal an sich, das ich mittlerweile für eine ausgesprochene wichtige Einrichtung halte. Mit ihm gibt es für deutschsprachige wissenschaftliche Blogs nämlich eine Art zentrale Sammelstelle: ein Ort also, wo man sich einen Überblick über die thematische Vielfalt wissenschaftlicher Blogs verschaffen kann. Damit haben Blogs etwas, was auch andere Genres wie Zeitschriften haben (nämlich die ZDB). Insgesamt ist dieses Portal relativ früh eingerichtet worden, jedenfalls gemessen daran, daß das Bloggen in der deutschen Wissenschaftslandschaft eben noch eine sehr junge Form des Schreibens ist.

Ansonsten haben sich, so stellt es sich für mich jedenfalls dar, erst einmal die verschiedenen Genres des wissenschaftlichen Schreibens entwickelt, bis es dann auch Strukturen gab, die diese blühenden Formen der Wissenschaftskommunikation sortiert haben. Beim Bloggen ist dies nun eher das Gegenteil der Fall: Als wissenschaftliches Genre ist es noch nicht so richtig angekommen (wobei ich mich gegen eine zu düstere Bewertung wehre, das Glas scheint mir eher halb voll als halb leer zu sein), und doch gibt es mit dem Blogportal bereits eine entsprechende Struktur dafür.

Das kann man komisch finden, und Übelwollende mögen hieraus sogar einen negativen Schluß ziehen: Zeigt es doch, daß mit dem Blogportal eine Einrichtung geschaffen wird für ein Schreibformat, das die besten Voraussetzungen zum ewigen Talent hat und den richtigen Durchbruch doch nicht schafft. Ich halte eine solche Einschätzung aber für völlig falsch. Im Gegenteil ist es eine sehr kluge und weitsichtige Maßnahme gewesen, dieses Blogportal zu etablieren (genauso wie auch diejenigen für die anderen Sprachräume), denn strategisch sind wissenschaftliche Blogs nun sehr gut aufgestellt. Das Blogportal trägt sie und hilft ihnen auch bei der Verbreitung; gleichzeitig verhindert diese Struktur eine zersplitterte Außenwahrnehmung und befördert auch – dies wird ja öfters angesprochen – das Community-Building der Blogger selbst.

Ja, ich weiß: Es gibt auch gute wissenschaftliche Blogs außerhalb dieses Portals. Und ich will sicher keine Gräben zwischen den „freien“ Blogs und den Hypothesern aufreißen. Und natürlich ist die alleinige Existenz eines Blogportals nicht das Ende der Probleme. Aber ich bin überzeugt davon, daß wir als Bloggende mit dieser Organisation sehr gut in der Wissenschaftslandschaft aufgestellt sind. Mittelfristig, so meine Prognose, dürfte es sich auszahlen, das Blogportal nicht nur für den Aufbau einer wissenschaftlichen Community nutzen zu können, sondern generell dem Bloggen als wissenschaftliches Genre die nötige Akzeptanz in der Fachwelt zu verschaffen.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/600

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„Quo vadis?“ Eine fremdgestellte Frage, zwei Aufrufe und keine Lösungen #wbhyp

http://f.hypotheses.org/wp-content/blogs.dir/572/files/2015/01/697690232_416f368319_m.jpg

So wie Mareike König fragt – quo vadis? - , fällt mir als erstes der Historienschinken gleichen Titels von Henryk Sienkiewicz (1895) ein und das Hollywood-Kintopp der 1950er Jahre, in dem Peter Ustinov den Nero als eine rundliche Mischung aus Macbeth und Richard III. gibt: so brutal traurig mit seinem schick abgefackelten Rom.

Davon ausgehend, lässt sich gleichwohl direkt ins Thema „Gymnasialbibliothek“ einsteigen, denn so etwas wie der Sienkiewicz stand da schon mal 'rum. Nur deshalb gleich ein Blog? Das fragte ich ja bereits schon auf dieser Seite, wenn auch, zugegeben, einige Leser dort Ironiesignale gesehen haben wollten. Wirklichkeit ist eben manchmal ironisch.

Warum ein Blog wie „bibliotheca.gym“? Zunächst, weil's das nicht gab und weil nur eine einzige Gymnasialbibliothek bloggte, die's unterdessen aber eingestellt zu haben scheint. Und warum in einem Wissenschaftsportal? Grund waren Erkenntnisse, die ich aus dem 2012 als Causa Stralsund bekannt gewordenen Verkauf einer umfangreichen gymnasialen Buchsammlung aus einem Stadtarchiv gewonnen zu haben meinte und die ich mir in zwei Arbeitshypothesen goss:

1. Wissenschaft und Bibliothekswesen haben zwar durchaus Kenntnis von dieser speziellen, über Jahrhunderte dicht verbreiteten Sammlungsform, aber sie ist kein eigenes wissenschaftliches Thema geworden und in den Bibliotheken ein internes geblieben. Zwei externe Gutachter in Stralsund kamen ins Regionalprogramm; Tagungen zu diesem Komplex oder DFG-Förderungen wurden bislang nicht bekannt. Das wissenschaftlich orientierte Weblog Kulturgut erschien infolge der Causa.

2. Die breite Öffentlichkeit hat keinerlei Kenntnis von dieser Sammlungsform und in welch einmaliger Weise sie die Bildungsgeschichte (insbesondere die in unserem Land) zu repräsentieren vermag: eine nicht nur wissenschaftliche, sondern auch eine publizistische Brache, und deshalb eine Herausforderung. Über die Causa Stralsund berichtete die Regionalpresse, 1 (in Worten: ein) nennenswerter Artikel erschien in einer überregionalen Tageszeitung. Hier war allein das Internet der maßgebliche Motor gewesen, Verantwortliche in Bewegung zu setzen.

Was tat ich? Ich stellte zwei kleine Artikel ein (zur gymnasialen Bibliothek, zum gymnasialen Archiv), die wohlwollende Reaktionen erbrachten seitens derer, die's bereits wussten. Ich stellte eine zerzauste, unfertige Liste ein, die als Arbeitsliste schon seit einigen Jahren auf meiner Festplatte herumdümpelte, mit der Idee, a) überhaupt erst einmal irgendwo in der Literatur und im Internet bekannt gewordene vorhandene, umgesiedelte und zerstörte Bestände von Gymnasialbibliotheken zu erfassen, wobei b) ich fest davon überzeugt war (und bin), dass dies einem Einzelnen, ja auch einer Gruppe an einem einzigen (und sei es: universitären) Ort nicht in absehbarer Zeit gelingen könne, sondern dass c) ein allgemein zugänglicher Ort, den ein Blog darstellt, eventuell Personen mit ihrem Wissen herbeilocken könne. Ich legte Köder aus, auch die kleinen Entdeckungen nicht zu missachten.

Nun, ein paar kamen, schnupperten, gingen aber nicht in die Falle – gingen wieder fort und blieben fort. Ich schaute mir an, wie andere Blogs aussehen (zum Beispiel bei de.hypotheses) auf der Suche nach der Melodie des Rattenfängers. Ich habe noch keinen Klang im Kopf. Die „Öffentlichkeit“ dieses Blogs ist wohlwollend, nett – und anscheinend allein im Internet zuhause. Bürger, die als Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung signifikant Einfluss nehmen könnten, sind mir bloggend unerreichbar (auch da fehlt mir noch die betörende Melodie).

Ich bin indes der festen Überzeugung, dass Bloggen zum Thema Gymnasialbibliothek und -archiv sich dennoch lohnt, und zwar wissenschaftlich und publizistisch für ein noch zu interessierendes Publikum. Hoffnung hat sich noch niemals entlohnt:

1. Ich halte es nach wie vor für vordringlich, dass die Wissenschaft sowohl den inhaltlichen als auch den methodischen Wall aufbaut, der dieses fragile Kulturgut, das sich landauf landab nicht mal gar so selten noch an seinen angestammten Orten befindet, vor unbedarftem und unkontrolliertem Umgang beschützt.

2. „Bildung“, vor allem auch die schulische, befindet sich unterdessen fest in den Händen politischer Parteien und wurde längst für Wahlkämpfe zurechtgeschnitzt. Dringend erforderlich erscheint mir, zum Beispiel gegen abenteuerliche, aber gern unter die Leute gebrachte Missverständnisse die Kanonen der Aufklärung in Stellung zu bringen. Wörter wie „humanistisch“ und Namen wie „Humboldt“ müssen nicht zur wohlfeilen Propaganda aller Couleur zusammengedampft und so auch noch tradiert werden.

Wie haben allerdings keinen Anlass, uns zum Beispiel gegenüber einer Causa Stralsund auf ein hohes Ross zu setzen. Die DDR hatte 40 Jahre lang daran gearbeitet, die bürgerliche Geschichte zu tilgen; derlei dauert in den Köpfen. Der Westen fügte sich derweil der Diktatur der Zahl („brauchen wie das?“) - kein Anlass also zu triumphieren, wenn das Pekuniäre das Denken und Handeln bestimmt.

Versuchen wir's doch einfach mal mit der Hoffnung - einem der Leitgedanken der Aufklärung und den Ideen der Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts gar nicht mal so fern. Als eine der Leitideen der Gymnasien wurde sie angesichts politischer Umgebungen nicht selten vergessen. Auch von den dunklen gymnasialen Perversionen der Zeitläufte zeugen die  Buch- und Dokumentensammlungen der Anstalten gelegentlich noch.

Zurück in die Zukunft war ein hübscher Filmtitel; dann aber, so fordert der Oberlehrer, auch bitte gleich richtig und ad fontes, ihr Gesellen!

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Beitrag zur Blogparade: Wissenschaftsbloggen: zurück in die Zukunft - ein Aufruf zur Blogparade #wbhyp
Abbildung: Kite by Mario, CC BY-NC 2.0.

Quelle: http://histgymbib.hypotheses.org/638

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