Jacques Le Goff ist am 1. April 2014 im Alter von 90 Jahren in Paris verstorben. Er war ein Historiker von beeindruckender Schaffenskraft. Sein letztes Buch, eine Denkschrift zur Periodisierung der Geschichte, in der er die Frühe Neuzeit dem Mittelalter einverleibte, ist noch kurz vor seinem Tod erschienen.1 Der Mediävist gab den Annales entscheidende Impulse, war Präsident der VI. Sektion der École pratique des hautes études und der École des hautes études en sciences sociales. Montags war er bei Radio France Culture mit seiner Sendung “Les lundis de l’histoire” zu hören. Bereits 1996 erschien ein Interviewbuch, in dem Le Goff auf sein Leben und Werden als Historiker in der Nachkriegszeit und sein Wirken als arrivierter Ordinarius in Paris zurückblickt. Passend der Titel: “Une vie pour l’histoire” (Paris, La Découverte, 1996, ND 2010). Darin beschreibt er seine berufliche und persönliche Laufbahn und denkt über deren Einfluss auf seine Art, Geschichte zu schreiben, nach. Er gibt Einblicke in seine Ausbildung als Nachwuchswissenschaftlern in den schwierigen Jahren nach der “Libération” 1944. Er beschreibt seine Freundschaften und gibt seine Eindrücke etwa von Fernand Braudel preis, den er als großen Wissenschaftler, aber mitunter schwachen Charakter darstellt. Der Interviewer, Marc Heurgon, ist dabei meist nur der […]
Delegitimation eines linken Verlages …
Offener Brief von Markus Mohr
Der LAIKA-Verlag hat mit einer Pressemitteilung (PDF) vom 25. Februar 2014 anlässlich der Buchmesse in Leipzig für den 15. März zu einer Podiumsdiskussion zum Thema »Antifaschismus als Feindbild« eingeladen. Der Titel spielt auf ein vom Verlag dankenswerter Weise jüngst publiziertes Buch zum Zwecke der Solidarität mit dem durch die sächsische Justiz kriminalisierten Pfarrer Lothar König an. Zu den Eingeladenen der Podiumsdiskussion zählt auch die rund ein Jahrzehnt bis Ende Mai 2013 amtierende Leiterin der Abteilung Verfassungsschutz (VS) aus dem Innenministerium des Landes Brandenburg Frau Winfriede Schreiber.
Dem LAIKA-Verlag ist natürlich bekannt,
- dass der VS Brandenburg über Jahre hinweg den vom ehemaligen Generalbundesanwalt Wolfgang Pfaff angeworbenen Neofaschisten Carsten Szczepanski unter dem Decknamen „Piato“ auf seiner Lohnliste geführt hat. Szczepanski war am 13. Februar 1995 vom Landgericht Frankfurt / Oder wegen Beihilfe zu versuchten Mord an dem nigerianischen Flüchtling Steve Erinhi zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden.
- dass der Neofaschist Szczepanski in den Jahren zwischen 1994 bis 1998 mit dem Mitarbeiter des VS Brandenburg Herrn Gordian Meyer-Plath in excellenter Weise zusammengearbeitet hat. Beide haben sich in mehr als 30 Treffen geduzt oder um es mit den Worten des V-Mann-Führers Meyer-Plath zu sagen: „Hier hat alles gepasst …”
- dass der VS Brandenburg mit Hilfe von Falschbehauptungen gegenüber den Justizbehörden eine vorzeitige Freilassung von Szczepanski erreicht hat, um ihn danach als Beisitzer im NPD-Landesvorstand und Leiter des Ordnungsdienstes dieser Partei finanziell großzügig zu alimentieren.
- dass es dem VS Brandenburg gelungen ist Szczepanski im Chemnitzer Netzwerk der NSU-Unterstützer um Sachsens Blood & Honour-Sektionschef Jan Werner, der Vertrauensperson des Berliner Landeskriminalamtes Thomas Starke sowie Antje Probst, der Eigentümerin einer Nazi-Devotionalienfirma, erfolgreich zu integrieren.
- dass der Duz-Kumpel von „Piato“ Herr Meyer-Plath noch als Referatsleiter Rechtsextremismus Anfang September 2010 für die lokale Neofaschistenszene in Strausberg bei Berlin eine Fortbildungsveranstaltung durchgeführt hat, um sich auch so für den Posten des Präsidenten des Landesamtes für Verfassungsschutz in Sachsen zu qualifizieren, das er ab August 2013 ausübt
- dass der VS Brandenburg in der Amtszeit von Frau Schreiber die links-alternativen Wohnprojekte Inwole e.V. aus Potsdam, das JugendWohnProjekt (JWP) „MittenDrin“ aus Neuruppin und die Punkband Krachakne in der Öffentlichkeit als „linksextremistisch“ und „gewaltbereit“ in Verruf gebracht hat – mit zum Teil negativen Konsequenzen was den Zufluss staatlicher Gelder für die Jugendarbeit betrifft.
- dass von Frau Schreiber gegen Ende ihrer Amtszeit mit dem sogenannten „Extremographen“ eine Landkarte Brandenburgs erstellt worden ist, in der autonome Gruppen und Ortsgruppen der Roten Hilfe an die Seite von neofaschistischen Organisationen gestellt und visualisiert werden.
- dass auch in Folge dieser Verrufspraxis mittlerweile gegen den Landtagsabgeordneten der Partei die Linke Norbert Müller in der Öffentlichkeit ein Kesseltreiben wegen seiner Mitgliedschaft in der Roten Hilfe betrieben wird.
- dass die Leiterin des VS Brandenburg a. D. Frau Schreiber eine prominente Spielerin im Zitierkartell des Verfassungsschutzprofessors Armin Pfahl-Traughber ist. Dieser hat im Jahre 2010 das Buch: „Offener Demokratieschutz in einer offenen Gesellschaft. Öffentlichkeitsarbeit und Prävention als Instrumente des Verfassungsschutzes“ herausgegeben. Mit dieser programmatischen Schrift, inklusive eines Aufsatzes von Frau Schreiber, wird aktuell das Neuarrangement der VS-Behörden nach den „Irritationen“ begründet, die man dort wohl nach dem auffliegen der NSU-Mordserie empfindet. In diesem Bezug weiß Frau Schreiber nur zu gut, worin der eigentliche Sinn in der öffentlichen Verwendung der Manipulationsformeln eines Verfassungsschutzes „zum Anfassen“ oder eines „Verfassungsschutzes durch Aufklärung“ liegt: Sie dienen allerdings dazu die operative Eindringtiefe dieser irregulär arbeitenden Institution der inneren Sicherheit in die Gesellschaft weiter zu erhöhen.
Und doch hat sich der LAIKA-Verlag dazu entschlossen mit Frau Schreiber ein, so hat es mir der Geschäftsführer Karl-Heinz Dellwo auf Anfrage erklärt, „kritisches“ Gespräch zu führen. Das ist zulässig, jeder Beamte der Verfassungsschutzbehörden in der Bundesrepublik wird das bestätigen. Was sich die als VS-Funktionärin sowieso irregulär wie intransparent argumentierende Frau Schreiber von der besagten Veranstaltung des LAIKA-Verlages erhofft, kann schon jetzt als bekannt vorausgesetzt werden. Und auf die Frage danach, ob denn der Antifaschismus „kriminell“ ist wird sie natürlich antworten: „Sofern der sich immer nach den jeweiligen Anordnungen des Einsatzleiters der Polizei richtet, iwo!“ Kurz: Mit einem harmlosen Antifaschismus hat auch Frau Schreiber kein Problem und die umsichtige staatliche Verwaltung des Neofaschismus wird sie sich auch in der Zukunft sowieso von niemanden streitig machen lassen.
Warum aber nur will der LAIKA-Verlag seinem Publikum solche VS-Binsen zumuten? Was – bitte schön – verspricht er sich von der geplanten Integration einer VS-Funktionärin in einer Veranstaltung ausgerechnet zum Thema Antifaschismus? Will er womöglich, um hier einmal K.H. Dellwo mit einer schmackigen Aussage aus einem Statement Anfang Oktober 2013 anlässlich der Buchmesse in Frankfurt zu zitieren „die Leute systemkompatibel ins Grab (…) bringen bevor sie den allumfassenden Betrug an ihrem Leben begreifen“?
Kurz: Eine rationale Diskussion mit VS-Beschäftigten ist schon alleine deshalb eine logische Unmöglichkeit, da sie qua ihrer Institution in jeder Weise dazu ermächtigt sind, bei Bedarf zu tricksen, zu täuschen, zu manipulieren, zu betrügen und zu lügen. Das und nichts anderes ist noch immer die handfeste Theorie wie Praxis eines Geheimdienstes.
Bei allem Respekt vor warmen Reputationssehnsüchten und notwendig abgewichsten Businessinteressen des LAIKA-Verlages: Die Entscheidung Frau Schreiber eine Bühne zur Propagierung ihrer Manipulationsformeln zur Praxis ihres VS zu eröffnen, ist in einem politischen Sinne in jeder nur erdenklichen Art und Weise falsch – sofern man sie an die allerdings zu stellenden Ansprüche an einen sich selbst als „links“ etikettierenden Verlag misst. Wie man es auch dreht und wendet: Dieser Angelegenheit ist beim besten Willen kein Humor abzugewinnen.
Markus Mohr, Hamburg, den 10. März 2014
Markus Mohr ist u.a. Herausgeber des Buchprojektes „bambule – Zur Geschichte der Roten Hilfe in der BRD“ im LAIKA Verlag.
Einsortiert unter:Erfahrungen, Geschichtspolitik, Historiker, Interna, Linke Debatte, Medien, Meinung
Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/03/10/delegitimation-eines-linken-verlages/
Delegitimation eines linken Verlages …
Offener Brief von Markus Mohr
Der LAIKA-Verlag hat mit einer Pressemitteilung (PDF) vom 25. Februar 2014 anlässlich der Buchmesse in Leipzig für den 15. März zu einer Podiumsdiskussion zum Thema »Antifaschismus als Feindbild« eingeladen. Der Titel spielt auf ein vom Verlag dankenswerter Weise jüngst publiziertes Buch zum Zwecke der Solidarität mit dem durch die sächsische Justiz kriminalisierten Pfarrer Lothar König an. Zu den Eingeladenen der Podiumsdiskussion zählt auch die rund ein Jahrzehnt bis Ende Mai 2013 amtierende Leiterin der Abteilung Verfassungsschutz (VS) aus dem Innenministerium des Landes Brandenburg Frau Winfriede Schreiber.
Dem LAIKA-Verlag ist natürlich bekannt,
- dass der VS Brandenburg über Jahre hinweg den vom ehemaligen Generalbundesanwalt Wolfgang Pfaff angeworbenen Neofaschisten Carsten Szczepanski unter dem Decknamen „Piato“ auf seiner Lohnliste geführt hat. Szczepanski war am 13. Februar 1995 vom Landgericht Frankfurt / Oder wegen Beihilfe zu versuchten Mord an dem nigerianischen Flüchtling Steve Erinhi zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden.
- dass der Neofaschist Szczepanski in den Jahren zwischen 1994 bis 1998 mit dem Mitarbeiter des VS Brandenburg Herrn Gordian Meyer-Plath in excellenter Weise zusammengearbeitet hat. Beide haben sich in mehr als 30 Treffen geduzt oder um es mit den Worten des V-Mann-Führers Meyer-Plath zu sagen: „Hier hat alles gepasst …”
- dass der VS Brandenburg mit Hilfe von Falschbehauptungen gegenüber den Justizbehörden eine vorzeitige Freilassung von Szczepanski erreicht hat, um ihn danach als Beisitzer im NPD-Landesvorstand und Leiter des Ordnungsdienstes dieser Partei finanziell großzügig zu alimentieren.
- dass es dem VS Brandenburg gelungen ist Szczepanski im Chemnitzer Netzwerk der NSU-Unterstützer um Sachsens Blood & Honour-Sektionschef Jan Werner, der Vertrauensperson des Berliner Landeskriminalamtes Thomas Starke sowie Antje Probst, der Eigentümerin einer Nazi-Devotionalienfirma, erfolgreich zu integrieren.
- dass der Duz-Kumpel von „Piato“ Herr Meyer-Plath noch als Referatsleiter Rechtsextremismus Anfang September 2010 für die lokale Neofaschistenszene in Strausberg bei Berlin eine Fortbildungsveranstaltung durchgeführt hat, um sich auch so für den Posten des Präsidenten des Landesamtes für Verfassungsschutz in Sachsen zu qualifizieren, das er ab August 2013 ausübt
- dass der VS Brandenburg in der Amtszeit von Frau Schreiber die links-alternativen Wohnprojekte Inwole e.V. aus Potsdam, das JugendWohnProjekt (JWP) „MittenDrin“ aus Neuruppin und die Punkband Krachakne in der Öffentlichkeit als „linksextremistisch“ und „gewaltbereit“ in Verruf gebracht hat – mit zum Teil negativen Konsequenzen was den Zufluss staatlicher Gelder für die Jugendarbeit betrifft.
- dass von Frau Schreiber gegen Ende ihrer Amtszeit mit dem sogenannten „Extremographen“ eine Landkarte Brandenburgs erstellt worden ist, in der autonome Gruppen und Ortsgruppen der Roten Hilfe an die Seite von neofaschistischen Organisationen gestellt und visualisiert werden.
- dass auch in Folge dieser Verrufspraxis mittlerweile gegen den Landtagsabgeordneten der Partei die Linke Norbert Müller in der Öffentlichkeit ein Kesseltreiben wegen seiner Mitgliedschaft in der Roten Hilfe betrieben wird.
- dass die Leiterin des VS Brandenburg a. D. Frau Schreiber eine prominente Spielerin im Zitierkartell des Verfassungsschutzprofessors Armin Pfahl-Traughber ist. Dieser hat im Jahre 2010 das Buch: „Offener Demokratieschutz in einer offenen Gesellschaft. Öffentlichkeitsarbeit und Prävention als Instrumente des Verfassungsschutzes“ herausgegeben. Mit dieser programmatischen Schrift, inklusive eines Aufsatzes von Frau Schreiber, wird aktuell das Neuarrangement der VS-Behörden nach den „Irritationen“ begründet, die man dort wohl nach dem auffliegen der NSU-Mordserie empfindet. In diesem Bezug weiß Frau Schreiber nur zu gut, worin der eigentliche Sinn in der öffentlichen Verwendung der Manipulationsformeln eines Verfassungsschutzes „zum Anfassen“ oder eines „Verfassungsschutzes durch Aufklärung“ liegt: Sie dienen allerdings dazu die operative Eindringtiefe dieser irregulär arbeitenden Institution der inneren Sicherheit in die Gesellschaft weiter zu erhöhen.
Und doch hat sich der LAIKA-Verlag dazu entschlossen mit Frau Schreiber ein, so hat es mir der Geschäftsführer Karl-Heinz Dellwo auf Anfrage erklärt, „kritisches“ Gespräch zu führen. Das ist zulässig, jeder Beamte der Verfassungsschutzbehörden in der Bundesrepublik wird das bestätigen. Was sich die als VS-Funktionärin sowieso irregulär wie intransparent argumentierende Frau Schreiber von der besagten Veranstaltung des LAIKA-Verlages erhofft, kann schon jetzt als bekannt vorausgesetzt werden. Und auf die Frage danach, ob denn der Antifaschismus „kriminell“ ist wird sie natürlich antworten: „Sofern der sich immer nach den jeweiligen Anordnungen des Einsatzleiters der Polizei richtet, iwo!“ Kurz: Mit einem harmlosen Antifaschismus hat auch Frau Schreiber kein Problem und die umsichtige staatliche Verwaltung des Neofaschismus wird sie sich auch in der Zukunft sowieso von niemanden streitig machen lassen.
Warum aber nur will der LAIKA-Verlag seinem Publikum solche VS-Binsen zumuten? Was – bitte schön – verspricht er sich von der geplanten Integration einer VS-Funktionärin in einer Veranstaltung ausgerechnet zum Thema Antifaschismus? Will er womöglich, um hier einmal K.H. Dellwo mit einer schmackigen Aussage aus einem Statement Anfang Oktober 2013 anlässlich der Buchmesse in Frankfurt zu zitieren „die Leute systemkompatibel ins Grab (…) bringen bevor sie den allumfassenden Betrug an ihrem Leben begreifen“?
Kurz: Eine rationale Diskussion mit VS-Beschäftigten ist schon alleine deshalb eine logische Unmöglichkeit, da sie qua ihrer Institution in jeder Weise dazu ermächtigt sind, bei Bedarf zu tricksen, zu täuschen, zu manipulieren, zu betrügen und zu lügen. Das und nichts anderes ist noch immer die handfeste Theorie wie Praxis eines Geheimdienstes.
Bei allem Respekt vor warmen Reputationssehnsüchten und notwendig abgewichsten Businessinteressen des LAIKA-Verlages: Die Entscheidung Frau Schreiber eine Bühne zur Propagierung ihrer Manipulationsformeln zur Praxis ihres VS zu eröffnen, ist in einem politischen Sinne in jeder nur erdenklichen Art und Weise falsch – sofern man sie an die allerdings zu stellenden Ansprüche an einen sich selbst als „links“ etikettierenden Verlag misst. Wie man es auch dreht und wendet: Dieser Angelegenheit ist beim besten Willen kein Humor abzugewinnen.
Markus Mohr, Hamburg, den 10. März 2014
Markus Mohr ist u.a. Herausgeber des Buchprojektes „bambule – Zur Geschichte der Roten Hilfe in der BRD“ im LAIKA Verlag.
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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/03/10/delegitimation-eines-linken-verlages/
Zum Tod von Stuart Hall (1932-2014)
Gestern starb Stuart Hall, Medienwissenschaftler, postkolonialer Kulturkritiker, Historiker und Anti-Rassismus-Aktivist im Alter von 82 Jahren. Der Guardian veröffentlichte einen ausführlichen Nachruf plus einer Reihe von älteren Beiträgen und Interviews.
Neben einer Liste seiner Werke finden sich auf der englischen Wikipedia Links zu Interviews und Videomitschnitten seiner Vorlesungen.
Einsortiert unter:Biographie, Ereignis, Erinnerung, Geschichte, Historiker, Kolonialismus, Linke Debatte, Uncategorized
Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/02/11/zum-tod-von-stuart-hall-1932-2014/
Zum Tod von Stuart Hall (1932-2014)
Gestern starb Stuart Hall, Medienwissenschaftler, postkolonialer Kulturkritiker, Historiker und Anti-Rassismus-Aktivist im Alter von 82 Jahren. Der Guardian veröffentlichte einen ausführlichen Nachruf plus einer Reihe von älteren Beiträgen und Interviews.
Neben einer Liste seiner Werke finden sich auf der englischen Wikipedia Links zu Interviews und Videomitschnitten seiner Vorlesungen.
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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2014/02/11/zum-tod-von-stuart-hall-1932-2014/
Reinhard Strecker, 1968 und der Nationalsozialismus in der bundesdeutschen Historiografie, Münster, 2013
Bernd Hüttner rezensiert auf der website des Magazins “prager frühling” das Buch
Gottfried Oy/Christoph Schneider: Die Schärfe der Konkretion. Reinhard Strecker, 1968 und der Nationalsozialismus in der bundesdeutschen Historiografie, Münster, 2013, 252 S., 24,90 Euro
Er schreibt: “Der 1930 geborene Reinhard Strecker organisierte 1958 aus dem SDS heraus eine Petition an den Bundestag, in der eine Verfolgung der Straftaten von Richtern, Ärzten und Staatsanwälten während des Nationalsozialismus gefordert wurde. Aus den dafür mühsam zusammengetragenen Materialien erstellte er zusammen mit anderen eine Ausstellung, die erstmals – eher halböffentlich – im Mai 1959 im Rahmen einer Konferenz des SDS in Frankfurt/Main gezeigt wurde. Thema der Konferenz war der zehnte Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes.” Abschließend urteilt er: “Oy und Schneider haben mit ihrem Buch das Wirken von Strecker und anderen Einzelpersonen gewürdigt. Neben der lesenswerten Gesellschaftsdiagnose liefern sie ein eindrückliches Beispiel dafür, dass das engagierte Handeln von einzelnen Menschen sehr wohl Bedeutung und Folgen hat.” (Zum Text der Rezension)
Johannes Spohr hat es bereits Mitte Juli auf der Themenseite Geschichte der Rosa Luxemburg Stiftung besprochen. Spohr schreibt zum Ende seiner ausführlichen Besprechung: “Es ist verdienstvoll, dass die Autoren sich die Mühe machen, den aufwendigen und erkenntnisreichen Weg der Konkretion zu gehen. Sie zeigen damit, dass es Wege gibt, um sich jenseits von „68er-Bashing“ und der Reproduktion des Mythos’ der über den NS aufklärenden Generation den tatsächlichen Formen von Auseinandersetzung zu nähern.” (Zum Text der Rezension).
Deutschlandradio Kultur hat, ebenfalls im Juli, über das Buch berichtet. Winfried Sträter schreibt: “…wer genauer wissen und verstehen will, wie sich die Bundesrepublik nach der NS-Katastrophe entwickelt hat, dem sei das Buch von Gottfried Oy und Christoph Schneider ans Herz gelegt. Es ist ein aufschlussreiches Buch, das nicht mit großem Geschrei auf den Buchmarkt drängt.” Abschließend urteilt er: “Historisch interessierten Lesern ist das Buch sehr zu empfehlen. Mit der Konkretion der persönlichen Geschichte eines Aufarbeitungspioniers und der Reflexion der bundesdeutschen Entwicklung ist es klug aufgebaut, mit den Erläuterungen von Namen, Begriffen und Hintergründen ist es auch verständlich für alle, die die historischen Details nicht kennen. Was fehlt, ist – neben einem Register – Bildmaterial.” (Zum Text der Rezension)
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Schweiz: Kolonialismus ohne Kolonien?
Es wird Zeit, dass sich die Schweiz ihren kolonialen Verstrickungen und den daraus hervorgegangenen Bildern und Denkmustern stellt. Das ist der Tenor der Forschungen einiger jüngerer kritischer Historiker_innen und Ethnolog_nnen. Besprechung von drei Büchern zum Thema in der linksliberalen schweizerischen Wochenzeitung vom 30. Mai 2013.
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Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/06/22/schweiz-kolonialismus-ohne-kolonien/
Body Politics. Zeitschrift für Körpergeschichte 1 (2013), 1
Die Körpergeschichte hat in den vergangenen zwanzig Jahren enorm an wissenschaftlicher Aufmerksamkeit gewonnen und eine bemerkenswerte Ausweitung erfahren. Diese Zeitschrift versucht diese Entwicklung in ihrer Facettenvielfalt abzubilden und weiter voranzutreiben.
Der Körper gerät dabei als ein multidimensionaler Forschungsgegenstand und das Ergebnis eines historischen Wandels in den Fokus – als ein Effekt sozialer Praktiken, ein Objekt der Imagination und Repräsentation, in seiner Diskursivität, Materialität und Produktivität. Er war und ist sowohl ein Medium der Subjektivierung als auch ein Ort gesellschaftlicher Ordnungsversuche und nicht zuletzt politischer Konflikte. In diesem umfassenden Verständnis lautet der Titel dieser Zeitschrift: Body Politics.
Die Körpergeschichte verändert dabei nicht nur unseren Blick auf Menschen und deren Körper und Geschichte – sie betrifft auch unsere Wahrnehmung von Tieren und Dingen und deren vermeintlich grundsätzliche Andersartigkeit.
Dementsprechend greift diese Zeitschrift auf ein breites Angebot von Fragestellungen und unterschiedliche Herangehensweisen zurück. Sie versammelt zudem nicht nur Artikel aus der Geschichtswissenschaft, sondern steht ebenfalls historisch interessierten Beiträgen aus den Literatur- und Medienwissenschaften sowie anderen Kultur- bzw. Sozialwissenschaften offen.
Dieses Online-Journal veröffentlicht Artikel in deutscher und englischer Sprache. Alle Beiträge haben ein beidseitig anonymisiertes Peer Review durchlaufen und erscheinen kostenfrei im Open Access. Body Politics erscheint dabei in Kooperation mit der Digitalen Bibliothek Thüringen und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch eine dreijährige Anschubfinanzierung gefördert.
Heft 1 wird von Peter-Paul Bänziger herausgegeben und widmet sich dem Thema „Fordismus“
Quelle: Eintrag auf H-Soz-u-Kult, 31. Mai 2013
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In Memoriam Peter Haber (1964-2013)
Peter Haber (Basel) ist tot. Die Redaktion von kritische-geschichte dokumentiert deswegen nachfolgend den Text, der dazu auf HSozKult erschienen ist.
“Am Wochenende erreichte uns die traurige Nachricht, dass unser geschätzter Basler Kollege Peter Haber nach langer schwerer Krankheit verstorben ist. In der Redaktion von H-Soz-u-Kult und den Steuerungsgremien unserer Projekte werden wir ihn als warmherzigen Menschen und Freund, als Ideengeber und streitbaren Diskutanten sehr vermissen. Zum Gedenken an Peter Haber hat sein Freund und Projektpartner Jan Hodel auf dem Weblog hist|net eine Seite eingerichtet, auf die wir gerne verweisen möchten: http://weblog.hist.net/archives/6667.
“Wieso eigentlich sollen sich Historiker mit Neuen Medien und dem Internet befassen?” So lautete die Leitfrage der Tagung “Raumlose Orte – geschichtslose Zeit” in Basel im Jahr 2001, auf der wir Peter Haber zuerst persönlich kennenlernten. Von da an war er ein Begleiter und Impulsgeber unserer Projekte. Seit fast zehn Jahren war Peter Haber ehrenamtliches Mitglied der Fachredaktion von H-Soz-u-Kult und betreute dort über hundert Rezensionen primär zur Schweizergeschichte. Die letzte Rezension von einem Kollegen aus Bielefeld über eine transnationale Geschichte des Schweizerischen Nationalparks[1] versinnbildlicht Peter Habers grenzüberschreitende Arbeitsweisen – aus dem Dreiländereck heraus verflocht er in seiner Redakteurspraxis die deutschen, schweizerischen, französischen und amerikanischen Forschungsräume. Darüber hinaus hat sich Peter Haber engagiert in Diskussionen um die langfristige Entwicklung der digitalen Dienste von H-Soz-u-Kult und Clio-online eingebracht und hat sich nie gescheut, auch praktische Verantwortung beispielsweise als interner Gutachter, Herausgeber oder Mitorganisator von Veranstaltungen zu übernehmen. So begleitete er den Start von Docupedia-Zeitgeschichte in intensiven Diskussionen. Die Tagungen .hist2003, .hist2006 und .hist2011 prägte er nicht nur vorab in ihren Schwerpunkten mit, sondern auch durch eigene Panels und Vorträge.[2]
Peter Haber brachte insbesondere seine Arbeitsschwerpunkte und Vertrautheit mit internationalen Entwicklungen im Bereich der Digital Humanities, Digitalen Historik, Medien-, Historiographie- und Wissenschaftsgeschichte ein. Seine immer wieder innovativen, manchmal im ersten Moment radikal wirkenden Ideen zur Weiterentwicklung der Digital Humanities haben unsere Projekte ebenso wie viele andere nachhaltig geprägt. Als Forschender im 19. Jahrhundert verwurzelt, bedeutete die Erneuerung des Fachs für ihn nicht, das Alte über Bord zu werfen, sondern die Arbeitsweisen und Methoden der Geschichtswissenschaften zum Beispiel als “Digitale Quellenkritik” immer wieder zu überprüfen und durch Wandel fortzuschreiben. Seine überzeugende und herzliche, dabei immer pointierte und klare Art haben uns immer wieder dazu gebracht, Themen und Ideen zu diskutieren, vor denen wir im ersten Moment manches Mal als “zu visionär” zurückgeschreckt wären. An die Gespräche mit ihm denken wir gern zurück.
Noch im Oktober 2012 nahm er in Berlin am Treffen der Steuerungsgruppe H-Soz-u-Kult teil und diskutierte mit uns über Fragen der Qualitätssicherung, das redaktionelle Alltagsgeschäft und die Planung der Redaktionskonferenz im Februar 2013. Leider hat sich sein Gesundheitszustand danach so verschlechtert, dass er an ihr schon nicht mehr teilnehmen konnte.
Der Tod von Peter Haber ist für uns menschlich ein bestürzender Verlust. Seine fachlichen Anregungen, seine offenherzige Kritik und sein Enthusiasmus werden uns ebenso sehr fehlen wie sein Humor, seine menschliche Wärme und seine loyale Freundschaft. Unser Mitgefühl gehört seiner Frau und seinen Kindern.”
Daniel Burckhardt, Rüdiger Hohls und Claudia Prinz im Namen der Fachredaktion von H-Soz-u-Kult
Anmerkungen:
[1] Jürgen Büschenfeld: Rezension zu: Kupper, Patrick: Wildnis schaffen. Eine transnationale Geschichte des Schweizerischen Nationalparks. Bern 2012, in: H-Soz-u-Kult, 24.04.2013 (mehr).
[2] Siehe zum Beispiel seinen Tagungsbericht zur .hist2003: Vom Nutzen und Nachteil der Neuen Medien für die Historie. 09.04.2003-11.04.2003, Berlin, in: H-Soz-u-Kult, 19.07.2003 (mehr).
Foto: Peter Haber auf der Tagung .hist 2011 © H-Soz-u-Kult
Hubertus Kohle rezensiert Digital Past. Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter, das Buch von Peter Haber (München, Oldenbourg Verlag 2011, ISBN 978-3-486-70704-5) (mehr)
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Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/04/30/in-memoriam-peter-haber-1964-2013/
Hexenzeug – Bericht vom Symposium zum 75. Geburtstag von Frigga Haug
“Manchmal braucht es Hexenzeug, um Knoten zu lösen – An Herrschaftsknoten ansetzen” unter diesem launigen Titel berichtet der Blog der Emanzipatorischen Linken exakt hier über die kleine Feier, die die Rosa Luxemburg Stiftung am 15. März 2013 ausgerichtet hat (Programm).
Frigga Haug ist u.a. Vorsitzende des »Berliner Instituts für kritische Theorie« , Mitherausgeberin des »Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus« sowie der Zeitschrift »Argument« und wirkt u.a. im Wissenschaftlichen Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung und im Kuratorium des Instituts Solidarische Moderne.
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