Rezension “Johannes Cassian – Unterredungen mit den Vätern, Bd. 1″

Rezension Gabriele Ziegler (Übers.): Johannes Cassian. Unterredungen mit den Vätern – Collationes Patrum 1: Collationes 1-10 (= Quellen der Spiritualität 5), Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag, 2011. 366 S., ISBN: 978-3-89680-705-2, EUR 29,90.   Die Collationes Patrum gehören, seit Benedikt von Nursia sie seinen Mönchen zur Lektüre empfahl, zur eisernen Ration monastischen Schrifttums. Ihr Autor, der um 360 im Gebiet der Donaumündung am Schwarzen Meer geborene Johannes Cassian, verfasste sie nach 415 in seinem Alterssitz, dem von ihm gegründeten Kloster Sankt Victor in der Nähe von Marseille. [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/2780

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Wirtschaftspolitik im Dritten Reich, Teil 3

Von Stefan Sasse

Teil 1 und Teil 2 finden sich hier. 

Fritz Todt, 1940
Für den bevorstehenden Krieg aber stellte sich die chaotische Organisation als großes Problem dar. Nicht weniger als drei Personen hatten Kontrolle über die Wirtschaft, ohne dass ihre Kompetenzen geregelt wären. Für Hitler war dies vorteilhaft, weil er den ständigen Kompetenzkampf seiner Untergebenen brauchte, um selbst unangefochten an der Spitze zu stehen, aber für die Organisation des Krieges war es vollkommener Unfug. Georg Thomas, der Leiter des Wirtschaftsrüstungsamts, erklärte die Organisation zur „Missgeburt“. Neben ihm kontrollierten Göring als Leiter der Vierjahresplanbehörde und Fritz Todt als Generalbevollmächtiger für das Bauwesen die Wirtschaft. 

Zu diesem organisatorischen Chaos kam, dass die Wehrmacht insgesamt kaum als einsatzfähig beschrieben werden kann. Sie besaß nur einen geringen Vorrat an Munition – vielleicht zwei, maximal drei Monate – und nicht die Möglichkeiten, genügend zu produzieren. Gleiches galt für Ersatzteile und modernes Equipment; viele Flugzeuge und Fahrzeuge waren bereits veraltet (was sich natürlich gegen das noch ältere polnische Equipment nicht so dramatisch auswirkte). Am Ende des Polenfeldzugs waren rund 50% des Fahrzeugbestands und große Teile der Luftwaffe nicht mehr einsatzbereit. Die Vermutung, dass ein beherzter Angriff der Alliierten den Krieg für Deutschland hätte dramatisch enden lassen, liegt zumindest nicht vollständig fern. Es sollte bis zum Frühjahr 1940 dauern, bis die Wehrmacht wieder die Stärke erreicht (und überschritten) hatte, die sie vor dem Polenfeldzug besessen hatte. Gleichzeitig wurde die bestehende Marine von der Royal Navy gejagt und verlor fast jede Begegnung. 

Großadmiral Raeder, Initiator des Plan Z
Der erfolgreiche Polenfeldzug öffnete den Nationalsozialisten aber eine gänzlich andere Ressource: Arbeit. Anfangs noch auf Freiwilligenbasis, bald aber mit Zwang, wurden polnische Arbeiter in der Rüstungsindustrie eingesetzt und erlaubten so das massenhafte Einziehen von deutschen Arbeitern in die Wehrmacht, ohne die Produktivität (noch weiter) absinken zu lassen. Eine andere Ressource dagegen wurde bereits im Herbst 1939 empfindlich knapp: Eisenerz. Die polnischen Vorräte, die man erbeutet hatte, halfen nicht lange weiter, und aus Frankreich konnte aus naheliegenden Gründen nichts mehr importiert werden. Die wichtigste Quelle war Schweden, aus deren Bergwerken das Erz in die ganzjährig eisfreien norwegischen Häfen transportiert und von dort innerhalb der Drei-Meilen-Zone nach Deutschland verschifft wurde. Die Briten konnten das kaum zulassen, und so begann ein Wettlauf um die Kontrolle der norwegischen Handelsrouten, der im Frühjahr 1940 durch den Skandinavienfeldzug entschieden wurde, bei dem die Deutschen Norwegen besetzten und sich damit das schwedische Erz bis Kriegsende sicherten. Gleichzeitig aber kostete dieser Erfolg das Deutsche Reich einen Großteil seiner Überwasserflotte, die nie ersetzt werden konnte und beschleunigte den Ausbau der U-Bootflotte und das Ende des größenwahnsinnigen Plan Z – das erste Programm der Vorkriegszeit, das der Realität des Kriegsdrucks zum Opfer fiel. 

Unter dem Eindruck dieser katastrophalen Unzulänglichkeiten wurde im Frühjahr 1940 Fritz Todt zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition ernannt, wodurch ihm technisch gesehen die gesamte Wirtschaft unterstand. Sicher war er vor Störfeuer Görings jedoch nie, der als Oberbefehlshaber der Luftwaffe genug Einfluss behielt, auch wenn seine Vierjahrplanbehörde rapide an Einfluss verlor. Die deutsche Industrie, allen voran die „Wehrwirtschaftsführer“ IG Farben, Krupp und Thyssen verweigerten sich jedoch einer Zentralisierung der Wirtschaft und wollten weiterhin das Rentabilitätsprinzip erhalten (was zu großen Gewinnen und dem kommunistischen Mythos vom kapitalistischen Krieg führen würde). Erst ab 1943 würde es in größerem Umfang Schließungen von nicht kriegswichtigen Betrieben geben. 

Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts 1939
Der Sieg gegen Frankreich entspannte die Lage für die Wehrmacht erneut. Die vielen Kriegsgefangenen, die französischen Ressourcen und die Zwangsarbeiter erlaubten das Freistellen weiterer deutscher Arbeiter, die auch zunehmend durch Frauen ersetzt wurden. Der nun anstehende Luftkrieg über England zeigte aber erneut die Unzulänglichkeiten der deutschen Planung: Niemand hatte vor 1940 ernsthaft die Überlegung aufgestellt, wie die britische Royal Air Force bekämpft werden könnte. Stattdessen war die deutsche Luftwaffe auf Bodenunterstützung ausgelegt worden. Das Fehlen vernünftiger Flugzeugtypen sowohl für strategische Bombardements als auch das Erringen der Luftherrschaft führten zur Niederlage Deutschlands in der „Luftschlacht um England“ und einer nachhaltigen Verkrüppelung der Luftwaffe selbst. Aufgrund der effektiven englischen Seeblockade fehlten dem Deutschen Reich zahlreiche kriegswichtige Ressourcen, vor allem Grundnahrungsmittel wie Getreide, Verhüttungsmetalle und seltene Metalle sowie Öl und Kautschuk. Der einzige größere Handelspartner, der verblieb, war die Sowjetunion. Sie stellte besonders Öl und Getreide als Teil des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 zur Verfügung. Das Fehlen besonders der Getreideimporte nach dem Einfall in die Sowjetunion war nur durch die bewusste Hungerpolitik zu kompensieren, der Millionenen von Kriegsgefangenen und Zivilisten zum Opfer fielen, die aber immerhin die „Heimatfront“ beruhigte. 

Erneut zeigten sich im Verlauf des Jahres 1941 deutliche Schwächen der deutschen Kriegswirtschaft auf. In der gesamten Führungselite, besonders aber in der Wehrmacht, herrschte eine Verachtung für die „amerikanischen“ Methoden der Massen- und Fließbandfertigung vor, die nach Ansicht der Wehrmacht nur minderwertiges Material hervorbrachte (vergleiche Artikel „Folgenschwere Fehleinschätzung“). Stattdessen setzte man auf eine breite Palette komplexer und qualitativ hochwertiger, aber aufwändig herzustellender Systeme, was im Kriegsverlauf zunehmend Probleme bereiten würde. Da die Vierjahrpläne zudem eine feste Gewinnmarge für die Unternehmer vorsahen, gab es für die Kriegswirtschaft keinerlei Anreize zur Rationalisierung und sparsamen Ressourcenverbrauch. Teilweise wurden Ressourcen sogar heimlich von Rüstungsproduktionen weg in die wesentlich profitablere Konsumindustrie gelenkt. Todt weitete daher seine Befugnisse deutlich aus und unterwarf die Industrie ab 1941 einer wesentlich strikteren Kontrolle. 

Hochkomplexes Waffensystem: Panzerkampfwagen Tiger
Das System, das Todt sich als Konsequenz ausdachte, war das so genannte „Ausschusssystem“. Es löste die beiden Hauptprobleme auf einen Schlag, indem es der Wehrmacht die Kontrolle über den Rüstungsprozess entzog und gleichzeitig Anreize für rationales Wirtschaften schuf. Wenn Hitler oder ein anderer zuständiger Funktionär ein Projekt – etwa einen neuen Panzertyp – abgesegnet hatten, wurde dieses Projekt dem sogenannten „Hauptausschuss“ zugewiesen. Dieser legte fest, welche verschiedenen Teile benötigt wurden (etwa Munition, Chassis, Ketten, etc.) und wies diese den „Sonderausschüssen“ zu, die sich um die Beschaffung kümmerten. Auf diese Art und Weise wurde die Industrie wesentlich effizienter ausgelastet. Sie war aber immer noch nicht vor plötzlichen Prioritätenwechseln durch „Führerbefehl“ gefeit, der wie immer als chaotischer Faktor eingreifen konnte. Für ihn beeinflussende Untergebene wie Göring, Dönitz oder Rommel war dies natürlich ein geeignetes Mittel, um direkt Ressourcen für ihre Projekte zu bekommen. Gleichzeitig arbeiteten die Ausschüsse, unabhängig von Anforderungen, daran, die verschiedenen verwendeten Systeme zu vereinheitlichen. So waren bisher Munition und Ersatzteile selten kompatibel; Flugabwehrgeschütze der Wehrmacht verwendeten einen anderen Typ als die der Marine. Die Vereinheitlichungsanstrengungen schufen hier deutliche Produktivitätsgewinne. 

Nach Todts Tod übernahm Albert Speer die Rüstungsindustrie und erreichte weitere Produktivitätssteigerungen, indem er etwa „Sparingenieure“ einsetzte, die Rohstoffverschwendung eindämmten. Besonders erhellend ist folgende Episode: Speers Recherchen ergaben, dass viele Betriebe nur eine Schicht fuhren, während gleichzeitig in gigantischem Ausmaß neue Kapazitäten gebaut wurden. Speer ließ diese Neubauten sofort stoppen und stattdessen drei Schichten fahren. Für die Gewinne der Unternehmer und Hitlers Prestige war das ein schwerer Schlag, aber die Produktivität steig erneut deutlich an. 

Luftabwehr in Berlin
Letztlich glichen diese Produktivitätssteigerungen aber zu einem großen Teil nur die Verluste an industrieller Substanz durch die alliierten Luftangriffe aus. Obwohl diese deutlich weniger effizient waren, als ihre Planer es sich erhofft hatten (sie minderten die Produktivität maximal um 30%, eher deutlich weniger, und entfalteten gegen Japan eine um ein vielfaches verheerendere Wirkung) fraßen sie doch Kapazitäten, schon allein, weil Deutschland in die Luftabwehr zu investieren gezwungen war. Nichts destrotz stiegen die Produktionsraten bis 1944 kontinuierlich an, ein Phänomen, das die Alliierten nach 1945 zu emsigen Nachforschungen antrieb. Zwei Faktoren erwiesen sich als entscheidend: zum einen trafen die Luftangriffe nur Endmontagebetriebe und nicht die wirtschaftliche Basis, vor allem die Infrastruktur (deren Zerstörung 1945 brachte die Wirtschaft denn auch zum Erliegen), und zum anderen war die deutsche Wirtschaft vor 1943 schlicht katastrophal ineffizient gewesen. 

Nicht, dass sich dieses Grundproblem jemals wirklich beseitigen ließ. In einem für die deutsche Kriegswirtschaft typischen Akt stieg die Produktivität für die einzelnen Produkte – etwa Jagdflieger oder Panzer – dramatisch an, in Extremfällen um bis zu 600 Prozent. Gleichzeitig aber konzentrierte man sich so auf diese ingenieurtechnischen Höchstleistungen, dass andere Bereiche darunter litten. So stellte man, teils an entlegensten Orten, zwar hochmodernes Gerät her (etwa den Düsenstrahljäger), gleichzeitig wurden aber keinerlei Ersatzteile gefertigt oder ausgeliefert, was das Material effektiv nutzlos machte. Je weiter die Zerstörungen und ab 1944 Gebietsverluste voranschritten, desto mehr war die Industrie auf hastige Improvisationen angewiesen. Spätestens ab März 1945 war das ganze System endgültig und nachhaltig zusammengebrochen, konnten keine Lieferungen mehr getätigt oder Systeme mehr verbunden werden. Der Materialmangel war allumfassend und brachte das Wirtschaftsleben zum fast vollständigen Erliegen – ein wichtiger Faktor bei dem später entstehenden Mythos um die Stunde Null und dem Totalbeginn, den die alliierten Besatzungsmächte durchzuführen gezwungen waren. 

Albert Speer in Nürnberg, 1946
Die Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten war, man kann es kaum anders sagen, grotesk. Das vollständige Chaos, das sie kennzeichnete, und seine chronische Ineffizienz hätten in einem Staat, der nicht die bereits komplett industrialisierte Gesellschaft des Deutschen Reichs aufwies, katastrophale Folgen für die Bevölkerung gehabt – ein Experiment, das sich am Beispiel der Sowjetunion oder Chinas unter Mao Tsetung gut nachverfolgen lässt. So aber blockten die Wirtschaftsführer viele der für sie negativen Maßnahmen ab, bremsten sich die Bürokratien gegenseitig aus und verschoben sich beständig Kompetenzen und Prioritäten. Es liegt der Schluss verführerisch nahe, dass eine effizientere Wirtschaftsordnung dem Zweiten Weltkrieg eine gänzlich andere Richtung hätte geben können, aber dieser Schluss führt in die Irre. Der gesamte Krieg ist ein höchst irrationales Unterfangen. Hätten die Nationalsozialisten rational gehandelt, wären sie zu dem Schluss gekommen, dass die angestrebten Ziele unmöglich waren und von ihnen abgekommen, kurz: sie wären nicht die Nationalsozialisten gewesen. Der Zweite Weltkrieg, wie Deutschland ihn führte, ist kaum ohne die spezifischen Strukturen vorstellbar, die die Wirtschaft zu dem chaotischen, ineffizienten Komplex machten, der sie war. 


Bildnachweise: 
Fritz Todt - Bundesarchiv, Bild 146-1969-146-01 / Röhn / CC-BY-SA
Raeder - Imperial War Museum (gemeinfrei)
Pakt - National Archives & Records Administration (gemeinfrei)
Tiger - unbekannt (CC-BY-SA 3.0)
Flak - Bundesarchiv, Bild 101I-649-5387-09A / Vieth / CC-BY-SA
Speer - Charles Alexander (gemeinfrei)

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/02/wirtschaftspolitik-im-dritten-reich_21.html

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Podcasts zum Thema Bildungsarbeit mit Zeitzeugeninterviews

Im Rahmen der Sonderausgabe unseres LaG-Magazins entstanden, das die Tagung "Erfahrungen - Konzepte - Perspektiven. Zeitzeugenberichte in der Bildungsarbeit zur NS- und DDR-Geschichte" dokumentiert, wurden Interviews mit Stefanie Plappert (Wollheim Memorial) und Zeitzeugeninterviews des Wollheim Memorials und Kathrin Steinhausen (Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde) zu Zeitzeugen-Interviews geführt.

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Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/11042

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Buchpräsentation Hehenberger/Löscher (Hg): Die verkaufte Malkunst

Die beiden Provenienzforscherinnen des Kunsthistorischen Museums Wien haben sich mit der Geschichte von Vermeers Gemälde "Malkunst" im 20. Jahrhundert beschäftigt, ihr Buch wird demnächst präsentiert:

Die "Malkunst" von Jan Vermeer van Delft
Ort: Kunsthistorisches Museum, Bassanosaal, Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien
Zeit: 07. März 2013 18:30

BUCHPRÄSENTATION

BEGRÜSSUNG
Dr. Sabine Haag
Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums
Sektionschef Dr. Michael P. Franz
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur

ZUM BAND
Rektorin Mag. Eva Blimlinger
Wissenschaftliche Koordinatorin der Kommission für Provenienzforschung
Dr. Monika Löscher, Dr. Susanne Hehenberger
Kommission für Provenienzforschung (Kunsthistorisches Museum)


Hehenberger, Susanne/Löscher, Monika (Hg.): Die verkaufte Malkunst. Jan Vermeers Gemälde im 20. Jahrhundert. Wien u.a.: Böhlau, 2013. ISBN 978-3-205-78816-4, http://www.boehlau-verlag.com/978-3-205-78816-4.html

Die "Malkunst" von Jan Vermeer van Delft war viele Jahre Bestandteil der Czernin´schen Gemäldegalerie in Wien. Seit 1932 versuchte Jaromir Czernin-Morzin, Erbe des Familienfideikommisses, das Bild zu verkaufen. Verhandlungen mit dem Industriellen Philipp F. Reemtsma hatten Ende 1939 zu keinem Abschluss geführt. 1940 erwarb Adolf Hitler das Gemälde für 1,65 Millionen Reichsmark.
Nach Kriegsende beantragte Jaromir Czernin-Morzin mehrmals die Rückstellung des seit Ende 1945 im Kunsthistorischen Museum in Wien verwahrten Bildes. Alle Anträge wurden abgewiesen. 2009 wurde neuerlich eine „Anregung der Rückgabe“ formuliert. 2011 empfahl der Kunstrückgabebeirat, das Bild nicht zu übereignen.
Der Sammelband beleuchtet im ersten Teil die Vorgeschichte und Geschichte des Verkaufs, die familienhistorischen Hintergründe und die Rückforderungen nach 1945. Die Beiträge im zweiten Teil befassen sich mit den kunst- und kulturhistorischen sowie gesellschaftspolitischen Zusammenhängen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/267240216/

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Neue Plattform OpenEdition Books

Seit gestern ist die Beta Version der neuen Plattform für elektronische Bücher OpenEdition Books online. In dieser ersten Version stehen über 350 Bücher von insgesamt 13 Verlagen und Forschungseinrichtungen in elektronische Form als html zur Verfügung (Liste siehe unten). Die Bereitstellung der DOI für die Bücher und Kapitel sowie weitere Formate befindet sich im Aufbau, diese werden nach und nach eingefügt. Die Bücher wurden im Rahmen des Projektes „15,000 Books“ digitalisiert, das derzeit noch läuft. Mit diesem Projekt werden Bücher aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften digitalisiert und elektronisch zur Verfügung gestellt. Die Hälfte davon ist Open Access verfügbar.

Ziel ist es, Verleger und Forschungseinrichtungen langfristig für Open Access zu gewinnen sowie ein Finanzierungsmodell dafür zu entwickeln. Mit seinem Freemium-Modell  bietet OpenEdition bereits alle Texte bei revues.org als html kostenfrei an. Weitere Formate wie PDF, ePub oder Mobi sind jedoch kostenpflichtig. Bibliotheken können entsprechende Abonnements abschließen und damit ihren Nutzerinnen und Nutzer die zusätzlichen Formate zur Verfügung stellen. Bei OpenEdition Books sind dagegen die Hälfte aller Bücher frei als html verfügbar. Ab dem 18. Juni werden die Bücher über den Online-Buchhandel wie iBookstore, Amazon sowie über die eigene Online-Buchhandlung von OpenEdition in den weiteren Formaten vertrieben. Auch ein Einzelerwerb ist dann möglich. Über diese Buchhandlung, die derzeit noch nicht voll funktionsfähig ist, kommerzialisiert OpenEdition Bücher und Zeitschriften für die Partnerinstitute. Alle Dateien werden ohne DRM angeboten.

Verlage und Forschungseinrichtungen aus allen Ländern können nach wie vor am Buchprogramm teilnehmen. Voraussetzung ist, dass mindestens 50% der digitalisierten Bücher Open Access zur Verfügung gestellt werden. OpenEdition selbst ist ein Non-Profit-Unternehmen, gefördert u.a. vom CNRS. Das Buch-Programm wird über die französische Exzellenzinitiative Equipex gefördert.

Mit dem vierten Standbein „Bücher“ werden die bisherigen drei Angebote der Plattform Zeitschriften (revues), Blogs (hypotheses) und Kalender (calenda) ergänzt. Das Portal versteht sich als zentraler Einstieg für die Geistes- und Sozialwissenschaften.


Liste der bisher beteiligten Verlage / Forschungseinrichtungen

  • Central european university press
  • Collège de France
  • Éditions Agone
  • Éditions de la Maison des sciences de l’Homme
  • Éditions rue d’Ulm
  • Institut de la gestion publique et du développement économique
  • Institut français d’études andines
  • Open Book publishers
  • Presses de l’IFPO
  • Presses universitaires de Caen
  • Presses universitaires de Paris Ouest
  • Presses universitaires de Provence
  • Presses universitaires de Rennes

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Zur Ankündigung von OpenEdition Books auf Englisch.

 

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1553

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Gewinner der DH Awards 2012

Die Gewinner der Digital Humanities Awards 2012 stehen fest:

In der Kategorie Best DH tool or suite of tools
1. Platz: Omeka http://omeka.org/
2. Platz: Paper Machines https://github.com/chrisjr/papermachines
3. Platz: Isidore http://www.rechercheisidore.fr/

In der Kategorie Best DH blog, article, or short publication
1. Platz: Digital Humanities Now http://digitalhumanitiesnow.org/
2. Platz: Leonardo Flores: “I ♥ E-Poetry” http://leonardoflores.net/
3. Platz: Will Self (et al.): “‘Kafka’s Wound’: Re-imagining the Literary Essay for the Digital Age” http://www.thespace.lrb.co.uk/

In der Kategorie Best DH visualization or infographic
1. Platz: A Thousand Words: Advanced Visualization for the Humanities http://www.tacc.utexas.edu/tacc-projects/a-thousand-words
2. Platz: e-Diasporas Atlas http://maps.e-diasporas.fr/
3. Platz: ORBIS: The Stanford Geospatial Network Model of the Roman World http://orbis.stanford.edu/

In der Kategorie Best professional resources for learning about or doing DH work
1. Platz: Digital Humanities Tool Box http://www.scoop.it/t/digital-humanities-tool-box
2. Platz: Livingstone’s 1871 Field Diary: A Multispectral Critical Edition: Project History, pages starting from http://livingstone.library.ucla.edu/1871diary/initial_history.htm
3. Platz: Bamboo DiRT http://dirt.projectbamboo.org/

In der Kategorie Best DH project for public audiences
1. Platz: CEISMIC: Canterbury Earthquake Digital Archive http://www.ceismic.org.nz/
2. Platz: La Biblioteca Virtual de la Biblioteca Luis Ángel Arango http://www.banrepcultural.org/blaavirtual/indice
3. Platz: Dickens Journals Online http://www.djo.org.uk/

In der Kategorie Best use of DH for fun
1. Platz: The Future of the Past http://newspapers.wraggelabs.com/fotp/
2. Platz: DigitalNZ magic squares http://wraggelabs.com/shed/magicsquares/
3. Platz: 10 PRINT ebooks https://twitter.com/10print_ebooks

Die komplette Liste aller Kandidaten ist noch auf der Website http://dhawards.org/DHawards2012/nominations/ einsehbar.

Herzlichen Glückwunsch allen Gewinnern!

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1409

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Kolonialismus im Deutschen Historischen Museum – ein kritischer Audioguide

[UPDATE] Bericht in der taz, Berlin-Teil am 4.3. 2013: Eine Gruppe junger Wissenschaftlerinnen wirft dem Deutschen Historischen Museum vor, die koloniale Vergangenheit auszublenden – und bietet dafür einen alternativen Audioguide an

Was wissen wir über die deutsche Kolonialvergangenheit? Was hat Kolonialismus mit deutscher Geschichte zu tun? Welche Auswirkungen hatte und hat er noch heute auf die deutsche Gesellschaft? Über die gewaltvolle Geschichte des deutschen Kolonialismus wird in der deutschen Gesellschaft kaum diskutiert. Auch im Deutschen Historischen Museum in Berlin bleibt sie bestenfalls eine Randnotiz. In einer Glasvitrine abseits der historischen Erzählung über das Kaiserreich sollen sich Betrachterinnen und Betrachter mittels eines Sammelsuriums kolonialer Artefakte ein Bild von der kolonialen Vergangenheit machen. Auf diese Weise wird die Kolonialgeschichte von allen anderen Entwicklungen abgetrennt, die in der Ausstellung dargestellt werden – als gäbe es zwischen Kolonialismus und Populärkultur, Reichstagsdebatten oder Wissenschaften keinen Zusammenhang.

Der von der Initiative „Kolonialismus im Kasten?“ unabhängig vom DHM konzipierte und produzierte Audioguide, der ab sofort im Internet zum Herunterladen zur Verfügung steht, setzt sich kritisch mit dieser Art von Darstellung „nationaler“ Geschichte auseinander. In 30 Hörstücken verknüpft er den deutschen Kolonialismus mit den in der Dauerausstellung präsentierten Themen und Objekten – von der Reichsgründung über Arbeitskämpfe bis hin zur Populärkultur und Geschlechterpolitik. Dabei erzählt er Geschichten von kolonialer Gewalt, Rassismus und wirtschaftlicher Ausbeutung, aber auch von Selbstbehauptung und erbittertem Widerstand.

In Kooperation mit der Werkstatt der Kulturen lädt die Initiative „Kolonialismus im Kasten?“ zur Präsentation des Audioguides und zum feierlichen Launch ihrer Website ein.

Mit Hörbeispielen und Bildern werden die fünf Historikerinnen der nationalen Kolonialvergessenheit und -verklärung eine audiovisuelle Kritik entgegensetzen. Im Anschluss kann bei Sekt und Musik weiter diskutiert werden. Mit Manuela Bauche, Dörte Lerp, Susann Lewerenz, Marie Muschalek und Kristin Weber von „Kolonialismus im Kasten?“ Sprecher und Sprecherinnen (Audioguide): Salome Dastmalchi, Patrick Khatami und Lara-Sophie Milagro

Samstag, 2. März 2013 um 18 Uhr im Foyer der Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, 12049 Berlin-Neukölln. Eintritt fre.

Der Audioguide ist kostenlos von der Webseite www.kolonialismusimkasten.de herunterzuladen bzw. zu streamen und lässt sich auf MP3-Player und Smartphone abspielen.| kolonialismusimkasten@gmail.com


Einsortiert unter:Aktion, Erinnerung, Geschichtspolitik, Globalgeschichte, Kolonialismus, Vermittlung

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2013/02/20/kolonialismus-im-deutschen-historischen-museum-ein-kritischer-audioguide/

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Fascinating Margins. Towards a Cultural History of Annotation


Stadtbibliothek Trier, Stadtbibliothek Trier Hs. 1093/1694 [früher 1464] (Prudentius) fol1v

In the past twenty-five years, hundreds of Medieval manuscripts have lain in front of me in many libraries of the world, and my fascination (and love) for them has not diminished, on the contrary. My primary research topic, vernacular, medieval glosses, brought me to study intensively the life of the margins, interlinea and flyleaves of manuscripts and books– one could say to investigate their other, secondary and partially hidden life. In fact, during my research time at the Bodleian Library in Oxford, I had a nickname, “The Lady with the Lamp”, because of my sitting hours for hours, bending over manuscripts with a torch and a magnifying glass – preferably next to a window with natural light. Up to now, this is the best method for deciphering difficult marginal inscriptions, especially when they are not written with ink, but scratched with a dry point stylus in the parchment pages. Of course, one needs a lot of patience (and passion) for this sort of exercise, and it does have something of a Zen practice, bringing calm and a sense of timeless infinity in you.

Marginalia in books became a genuine research topic for me, not only from the point of view of their importance for medieval philology – but as an essential cultural writing practice that we all know of and practice in our everyday life. In dealing with writing habits, apparently an almost natural compulsion or an urge to annotate can be noticed: C’est plus fort que soi, we just can’t help it. The French library scholar Daniel Ferrer characterizes this internal compulsion as a libido marginalium,[i] author Charles Simic points out „with which demonic obsession we cover the immaculate pages of our books with underlinings and scribblings“,[ii] and continues „Wheresoever I read, I of course need a pencil“.[iii]

A French speaking reader annotating Nietzsche (in French and German)

All in all, a larger book project emerged out of my interest in this topic, dealing with this special aspect of written culture through time, namely the writing and drawing of marginalia in texts and books. These annotations and other reading traces play a special role from the point of view of cultural and linguistic history, yet, up to now, they have not been analyzed in a greater context regarding their functional means as well as their textual and material tradition. On the one hand, these “paratexts” (Gérard Genette) belong to the rare witnesses of the historic and factual use and reception of books. Mark-ups in books help to answer the question by whom, when and why texts were read. Moreover, they uncover the process of knowledge acquisition and knowledge transmission throughout the ages. On the other hand, annotations are also closely linked to the materiality of the text, and a wide variety of layout strategies and inscription types can be identified. These will undergo further transformations following the medial change of letterpress printing and the digital world which will also result in the creation of new paratextual practices. My book project aims to study the cultural and historic dimension of annotating texts taking into account wide ranging interdisciplinary aspects. The typology of the wide variety of annotations which are in evidence since the Early Middle Ages will be analyzed. Furthermore, the annotations’ changes, transformations and tradition lines up to the modern digital age will be identified. The main focus of the research project lies on the diachronic analysis of the European tradition of annotations. However, the project will also draw a comparison between the European tradition and that of other written cultures, especially in Arabic and Asian areas.

A substantial corpus documenting annotation practices has already come together, and I hope to work on the project intensively in the next two years. Of course, I would be very grateful for further hints and thrilled about curious or unusual annotation practices my readers here have come across when reading or looking at manuscripts and books.

PS. After posting this blog I opened Twitter, and saw a cat walking through a manuscript (via @ttasovac, merci!)

Further reading:
Gérard Genette, Seuils, Paris 1987

Falko Klaes – Claudine Moulin, Wissensraum Glossen: Zur Erschließung der althochdeutschen Glossen zu Hrabanus Maurus, Archa Verbi 4 (2007) p. 68-89

Claudine Moulin, Zwischenzeichen. Die sprach- und kulturhistorische Bedeutung der Glossen, in: Rolf Bergmann und Stefanie Stricker (Hrsg.), Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie. Ein Handbuch, Bd. 2, Berlin und  New York: Walter de Gruyter  2009, p. 1658-1676

Claudine Moulin, Am Rande der Blätter. Gebrauchsspuren, Glossen und Annotationen in Handschriften und Büchern aus kulturhistorischer Perspektive, in: Autorenbibliotheken, Bibliothèques d’auteurs, Biblioteche d’autore, Bibliotecas d’autur, Quarto. Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs 30/31 (2010) p. 19-26

See also the Project “Kulturgeschichtliche Erschließung der volkssprachigen Glossenüberlieferung des Mittelalters“, Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum (HKFZ), University of Trier
and the Portal “Althochdeutsche und Altsächsische Glossen“, University of Bamberg.

[i] Introduction. «Un imperceptible trait de gomme de tragacanthe …», in: Paolo D’Iorio – Daniel Ferrer (Ed.), Bibliothèques d’écrivains, Paris: CNRS Éditions 2001, p. 13.

[ii] «mit welcher Besessenheit wir die makellosen Seiten unserer Bücher mit Unterstreichungen und Kritzeleien bedecken», in: «Was ich mit meinen Büchern tue», Frankfurter Allgemeine Zeitung,  213 (15. Oktober 2008), p. 33.

[iii] „Wo auch immer ich lese, brauche ich natürlich einen Bleistift.“, in: «Was ich mit meinen Büchern tue», Frankfurter Allgemeine Zeitung,  213 (15. Oktober 2008), p. 33.

Quelle: http://annotatio.hypotheses.org/93

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Der Einsatz von Torlinientechnologie bei der Fußball WM 2014 und die Frage, ob es funktioniert

Wie auch in unterschiedlichen deutschsprachigen Medien berichtet wird (z.B. sport.orf.at, sportschau.de) hat gestern die FIFA erklärt, dass bei der FIFA Fußball WM 2014 in Brasilien sowie beim Konföderationen-Pokal 2013 sog. Torlinientechnologie (GLT; Goal Line Technology) zum Einsatz kommen soll. Im April soll es eine Entscheidung geben, welche Technologie letztendlich verwendet wird. Bisher sind zwei Technologien lizenziert worden: Hawk-Eye und GoalRef. Während Hawk-Eye, welches bereits im Tennis und Cricket verwendet wird, über sechs bis acht Kameras und visuelle Triangulation den Standort des Balles abschätzt, ist GoalRef ein niederfrequentes magnetfeldbasierendes Funksystem, entwickelt vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen.

Die FIFA bietet u.a. auf Youtube zwei Videos zur rudimentären Erklärung der Systeme an: Hawk-Eye, GoalRef

Torlinientechnologie Bildrechte: FIFA.com

Auf FIFA.com wurde bereits im Dezember 2012 Roman Furrer von der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) zitiert, dass sowohl Hawk-Eye als auch GoalRef die “abschließenden Installationstest bestanden” haben und gemäß diesen Tests funktionstüchtig sind. Genauere Angaben über die Tests und wie sich die Funktionstüchtigkeit ergibt werden hier aber nicht gemacht. In einem weiteren Video werden die Tests von der FIFA etwas genauer erläutert, auf der FIFA Qualitätsprogramm Webpage finden sich über die Vorgehensweise nähere Informationen. Dort heißt es:

Nur wenn das System funktioniert, d. h. genau anzeigt, ob ein Tor erzielt wurde oder nicht, erhält es die FIFA-Lizenz und darf bei offiziellen Spielen gemäss Spielregeln eingesetzt werden.

Doch was heißt in diesem Zusammenhang funktionieren bzw. genau anzeigen, ob ein Tor erzielt wurde oder nicht? Was heißt genau? Man müsste besser fragen: Wieviel Genauigkeit ist gesellschaftlich notwendig? (vgl. Gates 2011: 48)1 Ähnlich wie Kelly Gates es für Gesichtswiedererkennungstechnologien (face recognition) festgestellt hat, sollte bei der Diskussion um Torlinientechnologien die Frage nach der gesellschaftlichen Konstruktion von Genauigkeit im Zentrum stehen und wer die daran beteiligten relevanten Gruppen sind. Insofern kann die Diskussion um Torlinientechnologien auch eine wichtige Diskussion um das öffentliche Verständnis von Technologie werden. Harry Collins und Robert Evans argumentieren in ihrer Auseinandersetzung mit sports decision aids (SDAs), also Entscheidungshilfen im Sport, dass die Science and Technology Studies an dieser Diskussion teilnehmen sollten (Collins & Evans 2012)2, um insbesondere Unsicherheiten, Selektionsprozesse, Uneindeutigkeiten und Fehlertoleranzen in Technologieentwicklung und Entscheidungshilfen im Sport sichtbar zu machen. Das bedeutet nicht unbedingt, dass die Technologie an sich in Frage gestellt werden soll, sondern, dass klar gemacht werden soll, wie Entscheidungen durch Torlinientechnologie zustande kommen und welche Unsicherheiten damit verbunden sind.

Laut Collins & Evans gibt in etwa der Hawk-Eye Hersteller an, dass bei der Verwendung von Hawk-Eye eine Fehlerverteilung vorhanden ist. Beim Tennis etwa ist die durchschnittliche Genauigkeit 3,6 mm (Collins & Evans 2012: 911)3. Ein Durchschnitt ist allerdings nur ein Durchschnitt und so können kleinere und größere Abweichungen in der Realität vorkommen. Es besteht also in seltenen Fällen auch die Möglichkeit, dass der Fehler z.B. 10 mm beträgt (ebds.). Für die Frage nach der Funktionstüchtigkeit muss also festgehalten werden, dass Torlinientechnologien zwar durchaus in der Lage zu sein scheinen, grobe Fehler bei realtiv eindeutigen Toren zu erkennen. Bei sehr knappen Entscheidungen (wie z.B. im FIFA Hawk-Eye Video), und hier spielen sicher auch die Beschaffenheit der Torlinie und des Grases mit eine Rolle, kann auch die Entscheidung einer Torlinientechnologie schlichtweg fehlerhaft sein. D.h., wie Harry Collinss auch in einem Interview über den Streit von Hawk-Eye Entscheidungen im 2007 Wimbledon Finale Nadal vs. Federer anmerkt: Ein “health warning” in Zusammenhang mit Hawk-Eye ist unbedingt notwendig, da es nicht immer wiedergibt, was tatsächlich passiert ist. Hawk-Eye sollte eher wie eine Rechtsschreibprüfung auf dem Computer verwendet werden, die nicht immer richtig liegt, aber dennoch ein sinnvoller Ratgeber ist, so Collins.

Hierbei stellen wir (Daniel Meßner, Stephan Gruber und Christoph Musik) uns die Frage, wie teuer ein sinnvoller Ratgeber sein soll oder darf? Offensichtlich geht es der FIFA im Gegensatz zur UEFA nicht nur darum, dass richtige Entscheidungen getroffen werden, sondern auch, dass diese Entscheidungen mit Hilfe einer teuren “Hochtechnologie” getroffen werden. Darüber hinaus muss auch die Frage aufgeworfen werden, wer eigentlich von dieser Entscheidung am meisten profitiert? Insofern ist die Entscheidung, Torlinientechnologie einzusetzen, oder im Falle der UEFA diese nicht einzusetzen, sicherlich auch eine politische Entscheidung. Wir sind der Meinung, dass eine sehr kostengünstige, aber dennoch effektive Alternative ein einfacher Video-Review des Schiedsrichters sein könnte, welcher bei strittigen Torentscheidungen wie beim Feldhockey nur vom Schiedsrichter angefordert werden kann.

 

  1. Gates, Kelly (2011): Our Biometric Future: Facial Recognition Technology and the Culture of Surveillance. NYU Press.
  2. Collins, Harry & Evans, Robert (2012): Sport-decision aids and the ”CSI-effect”: Why cricket uses Hawk-Eye well and tennis uses it badly. Public Understanding of Science 2012, 21, 904-921.
  3. Collins, Harry & Evans, Robert (2012): Sport-decision aids and the ”CSI-effect”: Why cricket uses Hawk-Eye well and tennis uses it badly. Public Understanding of Science 2012, 21, 904-921.

Quelle: http://www.univie.ac.at/identifizierung/php/?p=5335

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“Share and follow research” – Academia.edu

Neben den allgemeinen sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Google+, die inzwischen auch von Wissenschaftler/innen – teilweise intensiv – genutzt werden, um sich zu vernetzen, ein Profil anzulegen, Informationen auszutauschen, zusammenzuarbeiten und wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln, gibt es spezielle soziale Netzwerke für Wissenschaftler/innen, die zunehmend auch im deutschsprachigen Raum genutzt werden: Ein Beispiel dafür ist Academia.edu. Im Dezember konnte Gründer Richard Price nun stolz twittern, dass sich bei Academia.edu 2 Millionen Mitglieder registriert haben; inzwischen sind es schon knapp 2250000. Academia.edu [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/2663

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