Digitale Geschäftsgänge und Retrodigitalisierung in Bibliotheken, Archiven und Museen

Fachkonferenz und Visual Library AnwenderInnentagung

Vom 13. bis 14. September 2012 organisieren die Wienbibliothek eine Konferenz zum Thema “Digitale Geschäftsgänge, Retrodigitalisierung und Online-Präsentation analoger Medien sowie von Open Access-Publikationen”. Die Veranstalter laden herzlich zur Tagung ein und bitten um Anmeldung bis spätestens 31. August 2012 (Anmeldung erbeten an anita.eichinger@wienbibliothek.at oder per Online-Formular auf http://www.wienbibliothek.at/fachtagung.html).Auf der Webseite finden Sie auch das Programm der Tagung.

Anschließend an die Konferenz wird das Visual Library AnwenderInnentreffen organisiert (Freitag, 14.09.2012, ab ca. 11.00 Uhr), das als Werkstattgespräch mit Vertretern der Firmen Walter Nagel (Bielefeld) und Semantics (Aachen) geplant ist. Das AnwenderInnentreffen ist selbstverständlich für alle TagungsteilnehmerInnen offen.

13. – 14. September 2012
Wiener Rathaus
Eingang Friedrich Schmidt Platz (Stadtinformationszentrum)
Stiege 8, ebenerdig Arkadenhof, Konferenzräume Top 24
Lichtenfelsgasse
1010 Wien

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=836

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Tagung: Die digitale Bibliothek und ihr Recht – ein Stiefkind der Informationsgesellschaft

Nach der Sommerpause wird das Urheberrecht im digitalen Zeitalter wieder
prominent auf der politischen Agenda stehen, man denke nur an die Frage,
ob § 52a UrhG weiter in Geltung sein wird. Eine Rolle wird sicher auch
das Thema der verwaisten Werke spielen.

Alle Fragen haben eines gemeinsam: Der Formatwandel vom Analogen zum
Digitalen wirft eine Fülle juristischer Probleme auf, deren Konsequenz
etwa für unser kulturelles Gedächtnis noch nicht ausreichend reflektiert
ist.

Für alle, die in den Gedächtnisinstitutionen mit urheberrechtlichen
Fragen befasst sind, möchte ich daher noch einmal auf die am 6. und 7.
September in Köln stattfindende Tagung “DIE DIGITALE BIBLIOTHEK UND IHR
RECHT – EIN STIEFKIND DER INFORMATIONSGESELLSCHAFT?” aufmerksam machen,
die von der Universität Köln zusammen mit dem HBZ veranstaltet wird.

Es gibt noch Restplätze!!

Im Tagungsbeitrag von 100 € für zwei Tage ist übrigens die Verpflegung
während der Veranstaltung (Kaffeepausen und Mittagsimbiss) enthalten.

Das aktuelle Programm mit weiteren Informationen findet sich hier:
http://www.ausbildungsstiftung.de/

Anmeldungen nimmt Herr Hinte von der Uni Köln entgegen:
ohinte@uni-koeln.de. Er ist auch bei der Reservierung vergünstigter
Hotelzimmer behilflich.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=829

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Bildarchiv prometheus sucht Softwareentwickler/in

Das Team des prometheus-Bildarchivs sucht zum 01.10.2012 eine/n nette/n und kompetente/n Softwareentwickler/in zur Anwendungsentwicklung und  Systemadministration. Prometheus ist ein verteiltes, digitales Bildarchiv, das verschiedene, heterogene Bilddatenbanken unter einer gemeinsamen Oberfläche recherchierbar macht und für die kunst- und kulturhistorische Forschung und Lehre zur Verfügung stellt. Die aktuelle Ausschreibung richtet sich sowohl an erfahrene Entwickler als auch an Absolventen mit einschlägigen Vorkenntnissen und dem Wunsch, Methoden der Informationstechnologie in
einem geisteswissenschaftlichen Umfeld anzuwenden. Weiterführende Informationen finden sich auf unserer Homepage unter:

http://prometheus-bildarchiv.de/about/jobs/developer

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=824

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Wie man Äpfel mit Birnen vergleicht

Zur Abwechslung unternehme ich heute mal einen Ausflug in die Statistik. Ein Anlass dafür ist eine Diskussion auf Twitter, die ich kurz vor meinem Urlaub geführt habe (s.u.), ein anderer der, dass ich manchmal eine große Diskrepanz wahrnehme, zwischen der Rolle, die statistische Aussagen inzwischen in fast sämtlichen Forschungsbereichen spielen und dem Unverständnis, das dem Gebiet von weiten Teilen der Bevölkerung (darunter auch viele Wissenschaftler, die es eigentlich besser wissen müssten) entgegengebracht wird. Falsch angewendete quantitative Verfahren sind vielleicht auch mit ein Grund für Rants wie diesen, in dem statistischen Aussagen die potentielle Erklärkraft für die Geistes- und Sozialwissenschaften abgesprochen wird.

So tief will ich jetzt gar nicht in die Diskussion einsteigen (vielleicht mal in einem eigenen Post, der zoonpoliticon von den ScilogsenceBlogs ist auch schon darauf eingegangen). Vielmehr beschäftige ich mich mal mit dem geflügelten Wort, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann. Was ist, wenn man tatsächlich vor einem Problem steht, genau dies tun zu müssen? Wenn ich z.B. aus einer Sammlung von 50 Äpfeln und 33 Birnen, 10 Früchte auswählen darf und ich genau die besten Früchte erwischen will? Gibt es da nicht eine Methode, die mir die 10 besten Früchte ermittelt?

Nun ja, dazu benötigt man erst einmal ein Merkmal, das eine gute Frucht von schlechteren unterscheidet. Das ist in der Realität wahrscheinlich schlecht zu ermitteln, da dies hier ja nur ein Blogbeitrag ist (der mit der Realität also herzlich wenig zu tun hat) kann ich mir einfach ein solches Merkmal ausdenken. Möglich wäre z.B. ein schön ausgewogenes Verhältnis zwischen Fruchtumfang und Höhe. Oder eine besonders rothaltige Farbe. Oder eben ein möglichst hoher Fruchtzuckergehalt (abgekürzt FZG). Der Chefkoch auf der gleichnamigen Webseite (das ist die erste die meine Suchmaschine zu „Frauchtzuckergehalt Apfel Birne“ ausspuckte) behauptet, dass der durchschnittliche FZG von Äpfeln bei 5,7g/100g Frucht liegt, der von Birnen bei 6,7g/100g. Auf dieser Basis habe ich mir eine Verteilung für 50 Äpfel und 33 Birnen ausgedacht, die in folgender Abbildung visualisiert ist (x-Achse: FZG in mg/100g, y-Achse Anzahl der Früchte):
Ich habe hier ein wenig gepfuscht – der FZG-Gehalt wird wohl nicht durch eine stetige Variable dargestellt, sondern durch eine kontinuierliche. Um ein schönes Balkendiagramm hinzubekommen, musste ich die Werte also in Klassen einteilen. Beschriftet ist jeweils die Klassenmitte – unter 6000 finden sich also alle Früchte mit einem 5750 < FZG < 6249. Wenn ich mir jetzt einfach die Früchte mit dem höchsten FZG greife, dann bekomme ich ne Menge Birnen und nur wenige Äpfel, das liegt an der Natur, die Birnen mit mehr Süße ausgestattet hat (oder an den Züchtern, die genau dies forciert haben). Wenn ich aber irgendwie nur besonders (im Vergleich zu anderen) gute Birnen und besonders (in Vergleich zu anderen) gute Äpfel haben möchte, muss ich mir irgendwas überlegen, wie ich vergleichbare Werte bekomme.

Tatsächlich gibt es einen statistischen Kniff, den ich genau dafür anwenden kann – die sogenannte z-Transformation. Die funktioniert eigentlich ganz einfach – ich muss lediglich vom FZG jeder Frucht den FZG-Mittelwert abziehen und das Ergebnis durch die FZG-Standardabweichung teilen. Wenn ich verschiedene Populationen (hier z.B. Äpfel und Birnen) habe, dann errechne ich für jede den Mittelwert und die Standardabweichung getrennt. Am Ende habe ich dann vergleichbare Werte. Einfach, oder?

Vielleicht sollte ich noch kurz eine kleine Erläuterung zu den beiden Werten einstreuen. Der Begriff „Mittelwert“ (MW, Definition hier) sollte eigentlich jedem klar sein – es ist einfach der Durchschnitt über alle Einzelwerte. Für Äpfel ergibt sich im obigen Beispiel der MW 5500mg/100g Frucht, für Birnen der MW 6470. Der Begriff „Standardabweichung“ (SD, Definition hier) ist vielleicht nicht so geläufig. Er beschreibt die Streuung von Werten – hat eine Verteilung eine niedrige SD, so gruppieren sich die Werte enger um den MW, als bei Verteilung, die eine hohe SD haben – für das obige Beispiel habe ich die SDs 775 (für Äpfel) und 521 (für Birnen) ermittelt – Birnen haben durchschnittlich also einen höheren FZG, streuen aber weniger als Äpfel (d.h. ihre FZG-Verteilung ist homogener).

Was erreicht man jetzt genau damit, dass man von den ursprünglichen FZG-Werten den Mittelwert abzieht und dann das Ergebnis durch die Standardabweichung teilt? Man harmonisiert beide Verteilungen – beide haben fortan ihren MW bei 0 und auch ihre Streuung ist vergleichbar geworden (wenn Werte vorher zwischen -1000 und 1000 gestreut haben und die SD bei 500 lag, streuen sie jetzt zwischen -2 und 2. Gleiches gilt für Werte, die vorher zwischen -1 und 1 gestreut haben bei einer SD von 0,5). Für unser Beispiel ergibt sich nach der z-Tansformation folgendes Bild (und ja, ich habe aus Darstellungsgründen wieder unerlaubt klassifiziert und gerundet):

Man sieht direkt, dass die beiden Verteilungen jetzt voreinander liegen und ich nun wesentlicht mehr Äpfel als Birnen erhalte, wenn ich die Früchte auf der rechten Seite der Grafik (das sind die mit dem verhältnismäßig hohen Fruchtzuckergehalt) abgreife. Das liegt nun daran, dass die Apfel-Population auch ursprünglich größer war als die der Birnen. Man merke sich: Wenn beide Populationen hinsichtlich des gewählten Merkmals normalverteilt sind, dann entspricht das Verhältnis der Ergebnismenge im ungefähren dem der Ausgangsmengen.

Natürlich ist das ein an den Haaren herbeigezogenes Beispiel – niemand kommt auf die Idee, von jeder Frucht, die er/sie im Supermarkt auswählt, erstmal den Fruchtzucker zu messen. Allerdings wird genau dieses Verfahren von der Universität Wien angewendet, um ihre Medizinstudienplätze zu vergeben. Auf Twitter bat der @Fatmike182 darum, ob ihm jemand das z-Transformationsverfahren erklären könnte, was ich dann (auf Twitter kurz, hier länger) auch versucht habe. Später ging es dann auch noch darum, ob das Verfahren gerecht oder doch sexistisch ist. Schwierige Frage, ich halte es nicht unbedingt für gerecht – erstens sehe ich nicht ganz ein, weshalb man Männer und Frauen in unterschiedliche Populationen einteilt und damit für beide unterschiedliche SDs und MWs errechnet. Ja, es mag sein, dass Mädchen durch das (hier: österreichische) Schulsystem benachteiligt werden, so dass ihre Ergebnisse beim Eignungstest unter dem der (österr.) Buben liegen. Dann sollte man aber meiner Meinung nach an dem Punkt einhaken, wo diese Ungleichheit entsteht, nicht da, wo sie sich auswirkt. Zweitens ist ein solches Verfahren manipulierbar – man muss nur ne Menge Leute eines bestimmten Geschlechts überzeugen, auch (aber bitte erfolglos) beim  Test mitzumachen, um die geschlechtsspezifischen Bewerberquoten zu erhöhen. Das hat dann zur Folge, dass die gleichgeschlechtlichen Bewerber ihre Chancen auf einen Studienplatz erhöhen.

Der @Fatmike182 hatte noch eingewendet, dass man sich die Rechnerei sparen könnte, wenn man einfach vorher festlegt, in welcher Zahl man Frauen und Männer ins Studium aufnimmt. Für normalverteilte Daten hat er da tatsächlich recht, allerdings kann es ja tatsächlich auch  zu einer Verteilung wie dieser kommen: Nach der z-Transformation bleibt der kleine Hügel rechts in der Verteilung so bestehen. Um sicherzugehen, dass man überdurchschnittlich gute Bewerber/Äpfel auch tatsächlich berücksichtigt, kommt man also an ein wenig Rechnerei nicht vorbei.

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/406

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Wissens-ABC zum Thema Ähnlichkeit

Aus den über die Kommentarfunktion eingegangenen Begriffen und meinen eigenen hatte ich zunächst eine Liste zusammengestellt. Diese Liste habe ich nun angereichert, d.h. ich habe einige Begriffe durch Erläuterungen ergänzt. Man muss nicht jeden Begriff erklären, aber bei dieser Arbeit habe ich folgende Feststellungen gemacht:

Es gibt Assoziationen, die

  • den quantitativen Aspekt hervorheben: Paar, Verdoppelung, Hundertschaft
  • den zeitlichen Aspekt betrachten: Klon kann im Gegensatz zum Zwilling zeitversetzt leben
  • einen wertenden Gesichtspunkt hervorheben: Kopie, Fälschung, Duplikat, Ebenbild
  • das Maß an Ähnlichkeit bezeichnen: Ebenbild, Gleichheit, Homogenität, Angleichung, Einzigartigkeit

Außerdem haben sich folgende Fragen ergeben:

  • sind die Begriffe “Nachahmung” und “Nachbildung” synonym oder gibt es einen Bedeutungsunterschied?
  • sind die Begriffe “Abbild” und “Ebenbild” synonym?
  • “Duplikat” und “Kopie”: liegt der Unterschied in der Menge, d.h. gibt es nur ein Duplikat eines Originals, aber viele Kopien? Oder gibt es mehrere Duplikate?

Bei einigen Begriffen kann man eine sogenannte “laterale Arabeske” feststellen. Das sind Begriffe, die für sich eine Unterkategorie bilden, wie z.B.

  • Duplikat, Kopie, Original, Fälschung, Beglaubigung, Nachahmung, Nachbildung und
  • Abstammung, Verwandtschaft, Zwilling, Klon

Vielleicht sind noch mehr Unterkategorien enthalten, aber diese beiden fielen mir besonders auf.

Man kann anhand der Liste, den Fragen und Feststellungen sehen, welch einen Überblick man sich zu einem Thema aufgrund von Assoziationen verschaffen kann. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste zum Thema Ähnlichkeit ein Referat oder einen Vortrag halten, dann ist das doch eine gute Materialsammlung, mit der sich einiges anfangen lässt.

Je öfter man Listen erstellt, desto leichter fällt das Assoziieren. Übung macht den Meister. Außerdem ist es immer sehr hilfreich, gemeinsam mit anderen solche Listen anzulegen und hinterher zu vergleichen. Die Assoziationen anderer sind interessant und können völlig neue Aspekte des Themas öffnen. In der folgenden Liste stecken die Assoziationen von zehn Gehirnhälften [1], den anderen acht an dieser Stelle nochmals vielen Dank!

Nach wie vor gilt: weitere Begriffe und Erläuterungen sind herzlich willkommen!

 

Angereicherte ABC-Liste zum Thema Ähnlichkeit

Analogie: vergleicht man verschiedene Objekte, enthalten sie eine gewisse Übereinstimmung. Erwartung, dass etwas (analoges) eintritt, das man schon kennt. Analogie wird in der Täuschung erfüllt (sh. Zauberei). Analogien werden emotional belohnt (sh. dort).

Abbild: bezeichnet einen sehr hohen Grad an Ähnlichkeit, sh. auch Ebenbild

Abstammung: Dinge, die voneinander abstammen, sind sich in bestimmten Punkten ähnlich

Adaption: Anpassung.

Angleichung: etwas wird etwas anderem immer ähnlicher

annähernd

Allusion: Anspielung oder Referenz auf etwas anderes, als den gerade diskutierten Gegenstand. Illustriert eine Aussage und kann das Verständnis erweitern.

Beglaubigung: sh. Duplikat

Bezüglichkeit: Ähnlichkeit ist eine Verbindung zwischen den Dingen, bildet einen Zusammenhang.

Chamäleon: Anpassung an die Umgebung

Desorientierung: monotone, gesichtslose (auch ornamentfreie) Architekturen, bei denen Unterscheidungsmerkmale fehlen, führt zu Verirren und räumlicher Desorientierung.

Duplikat: sollte genauso aussehen, wie das Original. Damit man weiß, dass es so ist, wird das Duplikat beglaubigt.

Darstellung

emotionale Belohnung: Kommen wir mit etwas Neuem in Kontakt, bilden sich Gedächtnisspuren. Wiederholungen einer neuen positiven Erfahrung bereitet Lust (= emotionale Belohnung). Beispiel: ein Musikstück immer wieder hören.

Erfahrung: sh. emotionale Belohnung

Einzigartigkeit: einzigartig kann nur etwas einzelnes sein; ähnlich zueinander können mehrere Dinge sein (quantitativer Aspekt).

Erwartung: sh. Zauberei

Ersatz: Beschafft man sich Ersatz für eine Sache, sollte dieser meist genauso funktionieren wie das Original oder diesem zumindest sehr ähnlich sein.

Einheit

entsprechend

Ebenbild

eidetisches Gedächtnis: fotografisches Gedächtnis. Das Aussehen eines Gegenstandes genauso im Gedächtnis behalten können, wie es ist.

Feinheiten: manchmal muss man bei der Suche nach Ähnlichkeit auf die Feinheiten achten, um Unterschiede auszumachen.

Fälschung: Hat den Anspruch, dem Original möglichst ähnlich zu sein. Wird (nicht nur) in der Kunst für vermeintliche Originale viel Geld bezahlt, ist die Enttäuschung groß.

Faksimile: „mache ähnlich!“ Eine legale Nachbildung (im Gegensatz zur Fälschung).

Gleichheit

Gemeinsamkeit: Vergleiche können nur gemacht werden, wenn eine Gemeinsamkeit, eine gemeinsame Grundlage, besteht.

Gruppierung: Gestaltgesetze, z.B. ein Viereck unter lauter Kreisen oder ein Geisterfahrer auf der Autobahn. Gruppenbildung der Ähnlichkeit

Hundertschaft: viele äußerlich durch eine Uniform ähnlich gekennzeichnete Menschen mit einem Handlungsziel

Homogenität

Ikonizität: der Grad der Ähnlichkeit

isomorph: Kristalle haben eine isomorphe (gleichförmige) Struktur.

identisch

Janus

Kopie: sh. Duplikat

Karido: Browserspiel, bei dem Kunstwerke verglichen werden. Der Ähnlichkeitsgrad von Bildern bestimmt die Schwierigkeit des Spiels.

Klon: künstlicher eineiiger Zwilling, kann zeitversetzt geschaffen werden und leben.

Kongruenz: Übereinstimmung, z.B. zwischen verbaler und nonverbaler(bildlicher) Aussage

Lustgefühl: sh. emotionale Belohnung

Memory-Spiel

Nachts sind alle Katzen grau: Unterschiede werden bedeutungslos, wenn man von einer bestimmten Perspektive auf die Dinge schaut.

Nachahmung

Nähe: einander ähnliche Objekte stehen sich nahe; Verschiedenheit trennt und entfernt.

Nachbildung

Original: echt, ursprünglich. Genießt höheres Ansehen als das Duplikat oder die Kopie.

Paar: zwei Dinge sind gleich beschaffen

Parallele: etwas ist gleichartig; bezeichnet etwas, bei dem der Ähnlichkeitsgrad sehr hoch oder auch niedrig sein kann.

quasi

Redundanz: Redundante Information ist häufig mehrfach vorhandene gleiche Information. Damit ist sie überflüssig und kann weggelassen werden. In der Datenverarbeitung ist Redundanz eine Fehlerquelle. Gibt andererseits Sicherheit; wenn ein System ausfällt, springt das andere ein (z.B. beim Flugzeug).

Referenz: Bezugnahme. Maß nehmen am Referenzzustand (Normzustand, Standard).

Standards bilden: der Standard als gemeinsame Grundlage für Vergleiche. Standard ist ein analoger Zusammenhang.

Sinneserfahrung

suchen: Suche nach zueinander ähnlichen Bildern in Bilddatenbanken; bildbasierte Ähnlichkeitssuche (Computervision) und begriffsbasierte Ähnlichkeitssuche (funktioniert über die zuvor zu einem Bild eingegebenen Tags).

Similarität: in der Linguistik eine Relation, die Ähnlichkeit ausdrückt.

Stellvertreter

Spiegelung

synonym

so wie

Täuschung: sh. Fälschung

Umgebung: Die Ähnlichkeit von Objekten hängt auch davon ab, wie sehr sie sich von ihrer Umgebung unterscheiden.

Ungleich: sh. Unterschied

Unterschied: Unterschiede sind die Grundlage für Ähnlichkeit

Übereinstimmung

Vergleich: mächtiger Neuromechanismus beim Menschen. Um etwas bewerten zu können („Das gefällt mir“) müssen Lernprozesse vorausgegangen sein, anhand derer man durch Vergleich feststellen kann, ob man etwas besser findet als etwas anderes oder ob man die Sache z.B. besser meidet.

Verirren: sh. Desorientierung

Verwechslung: Wenn Dinge einen besonders hohen Ähnlichkeitsgrad aufweisen, kann man sich leicht vertun.

Verwandtschaft

Vertrautheit

Verständnis

Verdoppelung

Wiederholung

Wahrnehmung: Das Feststellen von Ähnlichkeit setzt zwei Dinge voraus: Wahrnehmung und einen Lernprozess. Man muss zuerst wissen, wie etwas ist, dann kann man aufgrund von Wahrnehmungsprozessen Unterschiede und Ähnlichkeiten feststellen.

Zwilling

Zauberei: funktioniert über die Erwartungshaltung. Man erwartet aufgrund eigener Erfahrung (=Lernprozess), dass etwas Bestimmtes geschieht. Bei der Zauberei tritt etwas anderes als das Erwartete ein.

zusammen gehören

[1] Hans Daucher (gab den Hinweis auf die Zauberei)
Margarete Kaufmann (sh. Kommentare)
Lilian Landes (sh. Kommentar)
Detlef Scherz (Original, Kopie und Redundanz)
Sabine Scherz

Quelle: http://games.hypotheses.org/449

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Wie schreibt man digital humanities?

Wie Kathleen Fitzpatrick in ihrem lesenswerten Buch “Planned Obsolence” (2011) [preprint] konstatiert, ist die Analyse dessen, was zu Digital Humanities gehört, leichter zu bewerkstelligen als DH wirklich zu praktizieren und die Kultur der kritischen Selbstreflexion bei der Texterstellung – immer noch das Hauptfeld der geistes- und kulturwissenschaftlichen Tätigkeit -  ist bislang selbst unter den DH Affinen zu wenig ausgeprägt. Die Gründungsveranstaltung der deutschen Dependance der DH in Hamburg hat es in der kontroversen Diskussion um das Pflichtabo der Literary & Linguistic Computing( LLC), das mit der Mitgliedschaft erworben werden muss, gezeigt: Kann es sein, dass sich die Neugründung der DHD mit einem kommerziell operierenden Verlag verbindet, der wichtige Elemente wie OA verweigert? Was aber muss eine DH Zeitschrift leisten oder genauer: was sollten Autoren oder die community tun, die im Bereich der DH arbeiten, kurz, wie “schreibt” man DH richtig? Ich habe mir vor dem Hintergrund der kontroversen Diskussion und unter dem Eindruck von Fitzpatricks glänzender Analyse zur Frage der Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens einmal drei DH Zeitschriften angesehen (in subjektiver Auswahl), um nicht zuletzt auch im Sinne eines Selbstfindungsprozesses einige Kriterien für eine gute DH Publikation zu gewinnen.
Das Flaggschiff der DH, LCC, wird von Oxford University Press herausgegeben. OUP ist in seinem Ursprung zwar ein Universitätsverlag, arbeitet aber schon lange profitorientiert, nach kommerziellen, weniger wissenschaftlichen Gesichtspunkten (zu dieser Opposition siehe Fitzpatrick). Der Zugriff ist nicht frei, das Abo kostet für Privatpersonen samt Mitgliedschaft 123 Euro. Das liegt, was Zeitschriften im Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften anlangt, im oberen Bereich. Zum Vergleich: Gesellschaften wie die Renaissance Society of Amercia (RSA) veranschlagen samt Bezug der Renaissance Quarterly nur 50 USD. Ein Open Access Modell, sei es green way oder golden way, mittlerweile als Standard und guter Ton in den DH anerkannt, gibt es von Seiten des Verlages nicht (allenfalls unter Druck). Dass die Autoren im Besitz ihrer Rechte bleiben (vgl. das Editorial von Vanhoutte zum Heft 27 (2012) 1), ist zwar theoretisch ein Pluspunkt, der praktische Nutzen für OA ist jedoch zweifelhaft. Z.B. hat keiner der Beiträger des Heftes 27 (2012), 1  seinen Artikel online gestellt (Suche mit Stichwort Autor,Titel + erste Zeile des Haupttextes; jeweils nur LLC Treffer, d.h. Google indexiert die Hefte). Schaut man sich die Dokumente und Services selbst an, so werden Texte als HTML und PDF (die älteren nur PDF) angeboten, was eine analytische Nachnutzung unterhalb der Titelebene erschwert, denn Texte sind in den DH nicht nur Gegenstände der Lektüre, sondern auch der computergstützten Analyse (vgl. Thaller, in Historical Social Research, 37 (2012) 3) und automatisierten Vernetzung (semantic web). Verknüpfungen funktionieren nur innerhalb des Systems bzw. weitgehend unter Ausschluss nicht kommerziell arbeitender wissenschaftlicher Institutionen (Google Books, crossRef, etc.). Kodierungen von Entitäten im Text (Personen, Orte, Körperschaften, etc.) fehlen. Zitiert wird auf der Dokumentebene, feinere Adressierungen sind mittels Fragment-Identifier auf Grobkapitelebene möglich (dort nicht dokumentiert und daher nicht evident). Basis beibt das Paginierungssystem für Druckerzeugnisse. Erfreulicherweise wird eine DOI zum persistenten Zitieren geliefert. Mit DOI stehen auch weitere Funktionalitäten von crossRef zur Verfügung. Die institutionelle Langzeitarchivierung, die auch Access einschließen würde, ist ungewiss (zum Problem bereits Donald J. Waters, Urgent Action Needed (2005)). OUP untersagt es (deutschen) Bibliotheken, Titel herunterzuladen und selbst zu indexieren, so dass keine Möglichkeit besteht, Texte (langzeitzu)archivieren, zu aggregieren, in Mashups zu verbinden oder nach eigenen Suchkriterien und Rankinkmechanismen zu bearbeiten, allesamt Desiderate für DH Anwendungen (vgl.  zum Prinzip Gabriel Bodard/Juan Garcės, Open Source Critical Editions: A Rationale. In Gabriel Bodard/Juan Garcės, Open Source Critical Editions: A Rationale, In:  Text editing, Print and the Digital World, 83-98).  Möglichkeiten zur freien Annotation innerhalb des Systems und damit eine transparente Alternative zum geschlossenen peer-review System gibt es nicht (Fitzpatrick, Kap.1). In nuce, eine am analogen Modell orientierte profitorientierte Zeitschrift mit einem überkommenen geschlossenen peer-review Modell, das den Nutzen gerade für den analytischen Teil der DH zweifelhaft erscheinen lässt. Natürlich hat die Verbindung mit einem kommerziellen Verlag auch Vorteile. Der Herausgeber, Edward Vanhoutte, hebt hervor, dass mit den erwirtschafteten, nicht unerheblichen Gewinnen DH Projekte gefördert und die freie Schwester DHQ unterstützt werden. Doch bleiben prinzipielle Bedenken. Bei allen Verlockungen des Geldes sollte man gerade für das Flaggschiff der DH die Gefahren einer solchen Verbindung nicht unterschätzen ( vgl. Fitzpatrick und die zunehmende Kommerzialisierung am Beispiel einer ähnlich gelagerten Kooperation der der American Anthropological Association mit Wiley-Blackwell, S. 183f.).
Eine weitere im deutschsprachigen Raum etablierte Zeitschrift ist das Jahrbuch für Computerphilologie - online, hg. v. Georg Braungart, Peter Gendolla und Fotis Jannidis. Die Zeitschrift ist OA. Texte werden nur in HTML angeboten.  Angaben zum persistenten Adressieren finden sich nicht (DOI, URN, PURL o.ä.), die einzelnene Paragraphen sind zwar benannt, aber nicht über z.B. Fragmant-Identifier anspringbar (hier sollten zumindest Anker für interne Links eingefügt werden).  Die Langzeitarchivierung ist über die Deutsche Nationalbibliothek gesichert. Leider werden keine Angaben zur Lizenz gemacht (z.B. CC), so dass ein Forscher oder eine Institution (Universität, Bibliothek, Wikipedia) im Falle einer (textanalytischen) Nachnutzung theoretisch immer anfragen müsste, ob Indexierung und Archivierung möglich sind.  Eine automatisierte Nachnutzung ist auf der Basis des HTML Codes wie bei LLC zwar möglich, aber wie dort alles andere als optimal. Z.B. wäre es nur auf der Basis der class-Attribute möglich, Fußnoten in einer  Suche zu differenzieren. Kodierungen von Entitäten fehlen ebenso wie stabile Verlinkungen von Literatur (zum Nachweis von Querververlinkungen). Systemimmanente Annotations- oder Feedbackmöglichkeiten gibt es nicht. Das Review-Verfahren liegt in der Hand der im Feld wissenschaftlich ausgewiesen Herausgeber, was sicher nicht schlecht ist, aber durch ein flankierendes offenes Annotationssystem gewinnen könnte. Dessen ungeachtet zeigt die Zeitschrift, wie sich mit relativ geringem Aufwand qualitativ hochwertige Beiträge online bringen lassen. Die Verbindung der Online Ausgabe zum mentis Verlag ist eher lose. Die Zeitschrift nutzt sinnvoll die Kompetenzen des Verlages im Print-Bereich, ohne sich ihre Freiheiten beschneiden zu lassen. Schwächen liegen vor allem darin, dass zuviel Wert auf Präsentation und zu wenig auf Möglichkeiten zur automatisierte Verarbeitung gelegt wird. Mit einem deutlich formulierten freien CC-Lizenzmodell könnte man dies ggf. verbessern, indem dadurch Interessenten in die Lage versetzt würden, die Texte herunterzuladen, mit entsprechenden tools zu “strukturieren” und neu zu indexieren.

Ein letzter Blick gilt denen in vielerlei Hinsicht hervorragenden Digital Humanities Quarterly (DHQ). Die erste positive Überraschung ist die Bereitstellung nicht nur als HTML, sondern auch XML, das sich an TEI orientiert, wenn auch nicht konsequent. So haben die Herausgeber proprietäre Namensräume (dhq:) integriert. Hier finden sich echte Strukturinformationen z.B. zu den zitierten Titeln, allerdings wurde – wohl aus Gründen des Aufwandes – darauf verzichtet, Entitäten zu kodieren. Hier zeigt sich ein Problem, dass viele DH Publikationen betrifft, dass nämlich Autoren nach wie vor in klassischen Formen wie WORD oder PDF liefern. Würde man die Ablieferung von XML zur Pflicht machen, wären im Vertrauen auf den Wunsch des Autors, es möglichst professional zu getstalten, weit differenzierte Kodierungen möglich. Die Kodierung selbst liesse sich durch passende Schemata steuern. DHQ bietet neben den eigentlichen Publikationsfunktionalitäten, eine Reihe von social services, wie Diskussions- und Annotationsmöglcihkeiten, die im wissenschaftlichen Umfeld perspektivisch unverzichtbar sind. Hervorzuheben ist, dass auf eine CC Lizenz geachtet wurde, die jedoch mit einer Unklarkeit behaftet ist. Die verwendete sehr enge Lizenz BY-NC-ND bedeutet einerseits, dass “kommerzielle” aber offene Player wie wikipedia ausgeschlossen werden, andererseits ist ND interpretationsbedürftig. Das in der Publishing-Policy  zugesicherte Recht “to include it in other aggregations and indexes to achieve broader impact and visibility” wäre auf der Basis von ND (=”You may not alter, transform, or build upon this work”) eigentlich nicht sinnvoll möglich, denn wie soll eine andere Aggregation aussehen, die keine Änderungen vornimmt? Was ist hier eigentlich dasenige, was nicht verändert werden darf? Hier bedarf es weiterer Präzisierungen. Zu Persistent Linking findet sich bedauerlicherweise nichts. Die Artikel lassen sich auf Paragraphenebene mittels Fragment-Identifiern adressieren. Die Qualität wird im peer review Verfahren sichergestellt, wobei die Zeitschrift engagierte Experten aufruft, sich als reviewer zu beteiligen (zu diesem Thema s. Fitzpatrick wie oben).

Insgesamt ist zu beklagen, dass auf der Artikelebene keine professionelle Erschließung in Bibliotheksverbünden stattfindet, sondern man sich mehr oder weniger mit Google oder privatwirtschaftlichen Suchmöglichkeiten behelfen muss. Hier sind Bibliotheken in der Pflicht, die stärker als bisher auch mit entsprechenden Lizenzen ausgestattete OA Publikationen archivieren und nachweisen sollten.

Aus diesen eher kursorischen Betrachtungen scheinen mir folgende Punkte für eine gute DH Publikation, die mehr sein will als ein Druck im Netz (typischerweise als digitale Inkunabel im PDF Format), empfehlens- und bedenkenswert:

  • OA mit einer freien Lizenz. Idealerweise CC BY-SA. Gemeint sollte damit sein, dass der Name des Autors und die URL der Originalpublikation genannt sein müssen. So ist einerseits die Urform im Sinne von ND referenzierbar, andererseits aber jede Art von Nachbearbeitung (Aggregation, Mashup, Archivierung, Indexierung nach eigenen Rankingmechanism, Textanalyse etc.) möglich. Eine kommerzielle Nachnutzung ist erwünscht, wenn sie das Resultat der Bearbeitung nicht einschließt und unter gleichen Bedingungen weitergibt (z.B. wikipedia). Dass muss nicht bedeuten, dass man kommerzielle Geschäftmodelle, die Services bieten (z.B. spezielle akademische Suchmaschienen), ausschließt. Das Verhältnis von Publikationsoberfläche (HTML, PDF), Strukturebene (XML) und Index bedarf jedoch lizenzrechtlich betrachtet präzisierender Erläuterungen, die ich hier nicht anstellen kann.
  • Persistent Linking (DOI, URN, PURL, Handle usw.) sollte immer mitbedacht werden. Wünschbar wären feinere Granularitätsstufen auf Paragraphen oder, wo möglich, sogar auf Wortebene (z.B. mit Xpointer-Techniken). Verbunden damit sind auch Verlinkungsmechanismen, wie wie in semantic web Anwendungen genutzt werden können (z.B. LOD)
  • Texte sollten nativ in XML verfasst oder von Autoren in XML geliefert werden. Portale wie TextGrid oder Editoren wie oXygen können dazu beitragen, den Schritt von einer den Druck simulierenden zu einer nativen DH Publikation zu erleichtern. Dabei wäre die Anwendung von Standards (z.B. TEI) sehr sinnvoll, um stärker als bisher analytische und automatisierte Nutzungsmöglichkeiten (semantic web) zu eröffnen.
  • Publikationen sollten sich zur Qualitätssicherung stärker transparenten peer-review Verfahren und Annotationsmöglichkeiten bedienen (vgl. Fitzpatrick)
  • Zeitschriften-Portale sollten stets Möglichkeiten des wissenschaftlichen Austausches mitbedenken (Kommentar- und Annotationsfuntionen). Dabei können Standards wie der der Open Annotation Collaboration hilfreich sein.
  • Infrastruktureinrichtungen wie Bibliotheken sollten sich stärker als bisher in die Katalogisierung und das Hosting von DH  Angeboten einbringen, um die technische Seite zu betreuen und die Langzeitarchivierung sicherzustellen. Zugleich müssten sie sich stärker wissenschaftlichen Netzwerken bzw. Fachcommunities öffnen, um durch entsprechende Angebote eine Basis zu schaffen, wissenschaftliche Publikationen wieder als Teil der universitären Infrastruktur und weniger als Gegenstand von “Business-Modellen” (vgl. Fitzpatrick, 181) sichtbar werden zu lassen.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=673

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Die Ursprünge der Mystik – eine Einführung

Der Begriff Mystik (griechisch: mystikós: „geheimnisvoll“) findet seine erste Verwendung in der griechischen Philosophie und Religion in der Antike. Die Stationen der weiteren Entwicklungen der antiken Mystik reichten von der platonischen theoria über die Mysterienkulte und der philosophischen Mystik des Plotin bis hin zum antiken Christentum.1

Die sogenannte Christliche Mystik hatte vermutlich im 4. Jhr. n. Chr. ihren Ursprung. Vermutlich wurde von den Kirchenvätern, wegen der wachsenden Anzahl der Heidenchristen in den Kirchen, in der Theologie und Spiritualität nach „neuen und fruchtbaren Wegen zu Gott gesucht“.2 Im Kern ist die Christliche Mystik als christliche Spiritualität mit Konzentration auf die Gotteserfahrung zu beschreiben. Durch die auf Theorien und Lehren basierenden Praktiken sollen die Erfahrung und das Erlebnis der innerlichen Einswerdung mit Gott und seiner unergründlichen Unendlichkeit für den Mystiker möglich werden.3 Die sogenannte unio mystica ist eine religiös-spirituelle Erfahrung und spielt in der christlichen Mystik die zentrale Rolle. Ursprünglich wurde der Begriff unio mystica von Dionysius Areopagita um 500 n. Chr. als mystiké henôsis geprägt und wurde dann als lateinischer Begriff unio mystica (zunächst auch als Mystische Theologie übersetzt) ab dem 13. Jhr. eingeführt, um sich dann ab dem 15./16. Jhr. fest im Sprachgebrauch zu etablieren.4

Die Christliche Mystik lässt sich auch als eine Fortführung von der im Alten Bund praktizierten Prophetie und von der im Neuen Bund unter den Aposteln erlebten Charismatik  auffassen.5 Diese Fortführung, aber auch die Adaption der mystischen Lehren aus der griechischen Religion und Philosophie, wurde von den Kirchenvätern wie Aurelius Augustinus, Ambrosius und Gregor der Große in der Spätantike durch ihre Schriften und Lehren initiiert und mit der von Mönchen entwickelten monastischen Mystik im Mittelalter übernommen.6 Sieht man von Johannes Scottus Eriugenas erfolglosen Bemühungen aus dem 9. Jhr. ab, die philosophische Mystik mit der Theologie zu vereinen, so war der Zeitpunkt für den Aufbruch einer neuen Mystik das Jahr 1200.7

Noch im 12. Jhr. wurde die Christliche Mystik von den klösterlichen Schriften der Zisterzienser und Viktorianer geprägt, untern ihnen führend der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux, der die persönliche Gotteserfahrung zu einem ähnlich wichtigen Bestandteil geistliches Lebens erhob, wie die eigentliche Beschäftigung mit der Heiligen Schrift.8 Frühe mittelalterliche Mystik bestand bis zum 13. Jhr. vor allem darin, sich von der Welt zurückzuziehen und sich einer geistlich-privilegierten Gemeinschaft im Kloster anzuschließen.9 Neue Formen religiösen Lebens entstanden ab 1200 mit den städtisch ansässigen Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner sowie den Beginen. Mit ihrem Wirken in den Städten und der Verbreitung der Lehren der Armutsmystik sowie der vita apostolica schwand auch allmählich die Überzeugung von der Notwendigkeit der Weltflucht und dem Rückzug in ein geistlich-abgeschiedenes Leben: Eine Erfahrung von Gottes Gegenwart konnte nunmehr jedem Menschen widerfahren, egal an welchem Ort, denn sie war nicht mehr nur geistlich Privilegierten vorbehalten.10

Gegen Ende des 12. Jhr. erreichte die monastische Mystik ihren Höhepunkt und mit dem Jahr 1200 ging ihre Relevanz mit der Neuentstehung der scholastischen Theologie, die an den neu entstehenden Universitäten gelehrt wurde, zurück.11 Die mittelalterliche Theologie setzte sich nun aus der monastischen, der scholastischen und der volkssprachlichen Theologie zusammen.12 Durch die Bemühungen der Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner im 12. und 13. Jhr. wurde ab dem 14. Jhr. auch im geistlich-theologischen Bereich statt Latein vorwiegend die deutsche Volkssprache praktiziert.13 Zudem entstand etwa ab der Mitte des 12. Jhr. eine Frauenmystik, deren Anhängerinnen eine fromme und enthaltsame Lebensweise in religiösen Gemeinschaften führten.14

Eine der hauptsächlichen Ausprägungen der Christlichen Mystik im späten Mittelalter war die Deutsche Mystik, die mit Beginn des 14. Jhr vor allem in den südlichen Gebieten Deutschlands ihren Anfang als Bewegung von verschiedenen Mystikern nahm. Die Schriften und Lehren der Deutschen Mystik wurden größtenteils in der zeitgenössischen deutschen Sprache angefertigt.15 Auch die Frauenmystik entwickelte sich im 14. Jhr. zu einem immens wichtigen Bestandteil der Deutschen Mystik weiter.16 In der Deutschen Mystik wurde nicht nur die altchristliche Mystik aufgegriffen, sondern es wurden auch Lehren aus der heidnisch-griechischen Welt aufgegriffen.17 Die Literatur der Deutschen Mystik bestand vor allem aus „Traktaten, Schriftkommentaren, Briefen, Predigten und Autobiographien“.18

 

Empfohlene Zitierweise: Blümel, Jonathan (2012): Die Ursprünge der Mystik – eine Einführung. In: JBSHistoryBlog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

 


Bibliographie:

  1. Dinzelbacher, Peter: Christliche Mystik im Abendland. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zum Ende des Mittelalters. Paderborn u.a. 1994. S. 35-41 ; Langer, Otto: Christliche Mystik im Mittelalter : Mystik und Rationalisierung – Stationen eines Konflikts. Darmstadt 2004. S. 51-69.
  2. Haas, Alois: Mystik im Kontext. München 2004. S. 50 ; Langer 2004. S. 80.
  3. Haas, Alois M.: Sermo mysticus: Studien zu Theologie und Sprache der deutschen Mystik. Fribourg 1979. S. 256.
  4. Haas 2004, S. 53-62
  5. Haas 1979, S. 257 ; Langer 2004, S. 80ff..
  6. McGinn, Bernard: The Flowering of mysticism: men and women in the new mysticism, 1200-1350. New York 1998. S. 2 u. 12 ; McGinn, Bernard: The Changing Shape of Late Medieval Mysticism. In: Church History, Vol. 65, No. 2 (Jun., 1996). S. 198.
  7. Langer 2004, S. 131ff..
  8. McGinn 1996, S. 197.
  9. Haas 1979, S. 259 ; McGinn 1996, S. 198.
  10. McGinn 1996, S. 198 ; Langer 2004, S. 211-218.
  11. McGinn 1998, S. 3 ; Langer 2004, S. 152.
  12. McGinn 1998, S. 19.
  13. McGinn 1998, S. 22ff. ; Haas 1979, S. 258f..
  14. Langer 2004, S. 227 ; Dinzelbacher 1994, S. 194.
  15. McGinn 1998, S. 21 ; Haas 1979, S. 255.
  16. McGinn 1998, S. 15 ; Haas 1979, S. 260.
  17. Haas 1979, S. 258.
  18. Haas 1979, S. 255.

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Quelle: http://jbshistoryblog.de/2012/08/die-ursprunge-der-mystik-eine-einfuhrung/

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