Die Tegernseer Schlossbibliothek und ihr Ende

Nur kurz fand im August 2014 der Verkauf der Schlossbibliothek Tegernsee Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Wissenschaft. Um dennoch diese spannenden Vorgänge um diese durchaus interessante Adelsbibliothek nicht gänzlich in Vergessenheit geraten zu lassen, wurde folgende Dokumentation zusammengestellt. Denn sowohl die Bibliothek selbst, als auch der Weg zu ihrer Veräußerung waren hochspannend.

Historischer Hintergrund: Kloster und Schloss Tegernsee

Das Benediktinerkloster Tegernsee, gegründet im 8. Jahrhundert, war eines der bedeutendsten Klöster Altbayerns. Es wurde, wie alle anderen bayerischen Klöster 1803 aufgehoben. Die umfangreiche Bibliothek gelangt in Staatsbesitz.

1817 erwarb König Maximilian I. von Bayern die Klosteranlage und ließ sie in den folgenden Jahren durch Leo von Klenze zum königlichen Sommerschloss umbauen. 1875 ging das Schloss durch Erbgang innerhalb der Familie an die wittelsbachische Seitenlinie der Herzöge in Bayern über, die es heute noch (zusammen mit Wildbad Kreuth) besitzen.

Die Seitenlinie der Herzöge in Bayern geht zurück auf den Pfalzgrafen Wilhelm von Pfalz-Gelnhausen (1752-1837), der 1799 den Titel eines Herzogs in Bayern erhielt. Die herzogliche Linie starb 1973 aus, wurde aber durch Adoption aus der Hauptlinie fortgesetzt (Max in Bayern, geb. 1937).[1]

Vom „Psallierchor“ zur Bibliothek

Die in Rede stehende Bibliothek hat nichts mit der ehemaligen Klosterbibliothek zu tun. Sie wurde erst nach 1817 eingerichtet und befand sich im früheren Psallierchor der Klosterkirche. Der Psallierchor, wo die Mönche ihr Chorgebet verrichteten, befand sich im Chor der Klosterkirche hinter dem Hochaltar. Dieser Bereich wurde 1824/25 durch den Einzug einer Wand durch Leo von Klenze von der nun als Pfarrkirche dienenden Klosterkirche abgetrennt. Er diente zunächst als Möbellager.[2] In dieser Funktion ist er noch 1895 bezeugt.[3]

Erst nach 1895 ist in den ehemaligen Psallierchor die Bibliothek der Herzöge in Bayern von einem anderen Standort verbracht werden. Die Regale, in denen die Bücher aufgestellt waren, sind nicht originär für den Standort im Psallierchor hergestellt worden, sondern wurden erkennbar den dortigen Raumverhältnissen angepasst.[4] Die Zuschreibung der Regale an Leo von Klenze, die durch den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Georg Bromme, vorgenommen wird,[5] ist nicht belegbar.[6]

Als Ende der 1970er Jahre das Gymnasium Tegernsee in das Schloss zog und der Freistaat Bayern zu diesem Zweck den Ost- und Südflügel des Schlosses erwarb, verlor die Bibliothek ihren Zugang. Deswegen wurden Anfang der 1980er Jahre Baumaßnahmen durchgeführt, um einen neuen Zugang aus dem herzoglichen Teil des Schlosskomplexes zu schaffen.[7]

Der Bibliotheksraum ist im 20. Jahrhundert nicht modernisiert worden und sanierungsbedürftig. Es fehlen Stromanschluss und Heizung.[8]

Erwerb durch die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee

2010 erwarb die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee unter ihrem Vorstand Georg Bromme ein Dauernutzungsrecht auf ewige Zeiten an dem Raum sowie den Bücherbestand von über 11.000 Bänden. Anlass war das 175jährige Jubiläum der Kreissparkasse, die von einem der letzten Tegernseer Mönche gegründet worden war.

Die Verhandlungen dauerten anderthalb Jahre.[9] Die Kreissparkasse zahlte für das Dauernutzungsrecht 1,5 Mio €. Die Bücher wurden für 150.000 € erworben (aufgrund eines Wertgutachtens).[10] Dieses Wertgutachten fertigte das Münchner Auktionshaus Zisska & Schauer an.[11]

Vorabverkäufe

Die herzogliche Familie hat allerdings vor dem Verkauf Teile der Schlossbibliothek veräußert und durch das Münchner Auktionshaus Zisska & Schauer versteigern lassen, also eben jenes Auktionshaus, das im Auftrag der herzoglichen Familie auch das Wertgutachten für den Verkauf der Restbibliothek an die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee erstellte.[12]

Das Gutachten für die Kreissparkasse erweckt den Eindruck, dass die Bibliothek ungeschmälert verkauft würde. Dass parallel zu den Verkaufsverhandlungen besonders wertvolle Bücher versteigert wurden, wird verschwiegen. Bereits 2010 war das Frankfurter Allgemeinen Zeitung aufgefallen, dass „Zisska & Schauer … nur äußerst dezent auf die ‚Bibliothek aus süddeutschem Adelsbesitz‘“ hinwies.[13]

Unterzeichnet ist das Gutachten von Herbert Schauer, dem Geschäftsführer des Auktionshauses. Herbert Schauer wurde 2013 verhaftet, da er verdächtigt wurde, an Bücherdiebstählen aus einer neapolitanischen Bibliothek beteiligt gewesen zu sein.[14] Er wurde zwischenzeitlich unter zweifelhaften Umständen zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, befindet sich aber seit Juli 2014 wieder auf freiem Fuß.[15] Während seiner Haft stellte jedoch das Münchner Auktionshaus fest, „dass Herr Schauer über Jahre hinweg massive Veruntreuungen zum Schaden Dritter wie auch des Hauses selber begangen hat.“ [16] Herbert Schauer schied daher im August 2014 aus dem Auktionshaus Zisska & Schauer als Gesellschaft aus, das Haus nennt sich nun Zisska & Lachner. Auf eine Strafanzeige gegen Schauer wurde verzichtet.[17]

Unter den damals versteigerten Büchern befanden sich auch solche mit dem Besitzvermerk von Marie Therese von Österreich-Este, der letzten bayerischen Königin. [18]

Diese sehr wertvollen Werke wurde noch im August 2014 durch das Wiener Antiquariat Antiquariat Inlibris, Gilhofer Nfg. GmbH angeboten, mit Preisen bis zu 125.000 €.[19] Weitere Werke wurden durch die Antiquariate Thomas Rezek, Meindl & Sulzmann und Stefan Wulf angeboten, ferner anscheinend durch das Auktionshaus Bassenge.[20]

Beim Übergang der Räumlichkeiten an die Kreissparkasse waren die Fächer für Tafelwerke leergeräumt.[21]

Außerdem wurden vor dem Verkauf Teile des Buchbestandes, die bei der herzoglichen Familie verbleiben sollten, in einen anderen Raum des Schlosses verbracht.[22]

Der genaue Bestand der an die Kreissparkasse verkauften Bücher wird mit 11.643 Büchern angegeben.[23]

Planungen der Kreissparkasse

Zur Erschließung der Büchersammlung stellte die Kreissparkasse am 1. Februar 2011 einen Archivar ein: „Von Seiten der Sparkasse wird als Ziel definiert: Alle Voraussetzungen zu schaffen, damit die Bibliothek als kulturhistorische Perle des Landkreises Miesbach angesehen wird. Den Bestand sichern und entsprechend seiner Bedeutung als hochadelige Privatbibliothek des 18. und 19. Jahrhunderts im süddeutschen Raum für wissenschaftliche Auswertungen (Diplom- und Doktorarbeiten) zur Verfügung zu stellen.“[24]

Ebenso wurde die Arbeit an einem Nutzungskonzept für den Raum begonnen. Gedacht war an eine Art Begegnungsstätte für kunsthistorische und geschichtliche Führungen, Kammerkonzerte und Lesungen sowie ein multimediales Infossystem für Schüler.[25]

Der Weg zur Veräußerung

Georg Bromme schied Ende April 2012 als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee aus. Bereits vorher hatte die Realisierung des Umnutzungskonzepts des Bibliotheksraums gestockt, da erheblicher Sanierungsbedarf bestand und ein fehlender zweiter Rettungsweg eine öffentliche Nutzung verhindert.

Brommes Nachfolger Martin Mihalovits beendete im Mai 2012 die Zusammenarbeit mit dem Archivar, der die Bibliotheksbestände erschließen sollte. Die Kreissparkasse entschloss sich ferner 2012, „alle nicht betriebsnotwendigen Immobilien zu veräußern. Dazu gehört auch der Psallierchor.“[26] Die Kreissparkasse bot den Psallierchor seit 2012 der Erzdiözese München und Freising an, konnte jedoch hier keine Einigung über den Preis erzielen. Die Kirche, die als einziger Käufer in Frage kommt, hatte jedoch kein Interesse an dem Buchbestand.[27]

Im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren Miesbacher Landrat Jakob Kreidl geriet im Frühjahr 2014 die Sponsoring-Praxis der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee unter Georg Bromme ins Licht der Öffentlichkeit. Folge war eine Prüfung durch zuständige Rechtsaufsichtsbehörde, die Regierung von Oberbayern.

Die Regierung von Oberbayern beanstandete – neben der Finanzierung der Geburtstagsfeier des Landrats oder Reisen des Landrats und der Bürgermeister – auch den Erwerb des Psallierchors samt der Bibliothek als unzulässig.[28]

Ferner „bat“ die Regierung von Oberbayern die Kreissparkasse, Rückforderungen, Rückabwicklungen und Schadensersatzansprüche zu prüfen. Diese betrafen auch die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Prüfberichts (Mai 2014) bereits eingeleitete Wiederveräußerung der Bibliothek in Tegernsee.[29]

Veräußerung des Buchbestandes 2014

Bereits im Frühjahr 2014 stellten Mitglieder des Tegernseer Altertumsgauvereins überrascht fest, dass die Bücher aus der Bibliothek verschwunden waren.[30] Mit der Veräußerung des Buchbestandes beauftragte die Kreissparkasse das Berliner Auktionshaus Hauff & Auvermann, das die Bücher in zwei Teilauktionen versteigern will. Von diesen hat die erste im Mai 2014 stattgefunden, eine nächste sollte im Oktober folgen.[31]

Auf der Website des Auktionshauses Hauff & Auvermann war im August 2014 die Maiauktion dokumentiert. Es fehlen jedoch bei allen Büchern Provenienzangaben. Tegernseer Bücher lassen sich nur indirekt aus dem Bestandsprofil und den Rückenschildner mit Nummerus-currens-Signaturen erschließen. Die Bücher wurden teilweise regalweise verkauft. [32] Im Internet wurden Bücher aus der Schlossbibliothek Tegernsee, die in der Maiauktion verkauft wurden, vom Antiquariat Hermsdorf (Antiquariat Pennartz) angeboten.[33]

Öffentliche Auseinandersetzung 2014

Der frühere Kreissparkassenchef Bromme setzte sich im Juli 2014 öffentlich gegen den Verkauf der Bibliothek zu Wehr und bezeichnet diesen als „Akt der Barbarei“ und die Zerstörung eines wertvollen kulturellen Gesamtwerks. Der Verkauf sei ein Verstoß gegen Artikel 4 Abs. 1 des bayerischen Denkmalschutzgesetzes, daher eine Ordnungswidrigkeit und „gemeinschädliche Sachbeschädigung“.[34]

Das Landesamt für Denkmalpflege wurde aufgrund dieser Vorwürfe als Gutachter eingeschaltet und kam im August 2014 zu dem Ergebnis, die Bücher hätten keine kulturhistorische Bedeutung. Denn der Buchbestand lasse weder einen Bezug zum ehemaligen Kloster und jetzigem Schloss noch zur ehemaligen Kloster- und jetzigen Pfarrkirche erkennen.“ Weder die Sammlungsgeschichte noch der Sammlungsschwerpunkt stünden im Bezug zu den beiden Baudenkmälern. Eine Bedeutung nach dem Denkmalschutzgesetz sei damit nicht zu erkennen.[35]

Zum Bestand

Die Geschichte der Bibliothek ist nicht erforscht. Ein Katalog lag der Kreissparkasse nicht vor.[36] Der Buchbestand wurde jedoch systematisch abfotografiert.[37]

Für die Bewertung des Bestandes, der an die Kreissparkasse übergehen sollte, ließ Herzog Max in Bayern ein Wertgutachten durch das Auktionshaus Zisska & Schauer erstellen. [38]

Demnach wurde der der Aufbau der Bibliothek von Herzog Wilhelm in Bayern begonnen (gest. 1837) und durch Pius in Bayern (1786-1837), Max in Bayern (1808-1888) und Carl Theodor in Bayern (1839-1909) fortgeführt. Dazu kamen kleinere Bestände aus dem Besitz von Vorfahren, der jeweiligen Prinzen und Prinzessinnen. Letzter größerer Beitrag waren die Bücher der letzten Königin von Bayern, Marie Therese von Österreich-Este (1849-1919). Die Bücher der Herzöge Wilhelm und Pius befanden sich ursprünglich in Banz (bis 1933 Eigentum der Herzöge) und wurden erst im 20. Jahrhundert nach Tegernsee gebracht. Der größte Teil des Bestandes kam aus der Bibliothek von Herzog Max in Bayern.[39]

Inhaltlich ist das Spektrum sehr breit. Das Gutachten von Zisska & Schauer hebt besonders die Bestände Recht und Wirtschaft, Geschichte (vor allem damalige Zeitgeschichte, wenig Antike), Theologie (keine wissenschaftliche Literatur, sondern Alltagsfrömmigkeit [Gebetbücher etc.]), deutsche Literatur (Schwerpunkt: ausgehendes 18. Jahrhundert, Mitte 19. Jahrhundert, darunter viel Entlegenes, aber auch viele dekorative Werkausgaben von „Starautoren“ wie Schiller, Goethe, Jean Paul), ausländische Literatur (v.a. französische) und Geographie (große Überblicksdarstellungen des 19. Jahrhunderts) hervor.[40]

Der Bestand war entweder zeitgenössisch gebunden oder noch in den originalen Bindungen der Verleger aufgestellt. Die Bücher trugen fast alle Bibliotheksmarken mit einer Nummerus-Currens-Signatur.[41] Beim Übergang an die Kreissparkasse war der Bestand jedoch nicht systematisch nach dieser nummerus-currens-Signatur aufgestellt.[42] Der Erhaltungszugstand war gut.[43]

Folgende 2011 publizierte Einschätzung beruht im wesentlichen auf der Bestandsanalyse durch Wertgutachten: „Die Bibliothek im Tegernseer Psallierchor wurde über Generationen aus Buchbeständen der Herzöge in Bayern, beginnend mit Wilhelm in Bayern (1752-1837) zusammengetragen und befand sich ursprünglich in der Wittelsbacher Besitzung Kloster Banz. Sie umfasst mehr als elftausend Bände, beginnend mit dem 17. Jahrhundert (plus ältere Einzelexemplare). Zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Buchbestandes zählen theologische Werke, Handbücher zu Recht, Verwaltung und Wirtschaft und Gesamtdarstellungen zur Geographie, Botanik und Zoologie. Im Bereich der Belletristik überwiegen Werksausgaben, darunter zahlreiche Übersetzungen englischer und französischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts; bemerkenswert auch: Werke zur französischen Revolution und zur napoleonischen Zeit.“[44]

Andere Beteiligte sprechen auf dieser Basis von einem „Querschnitt durch den Wissenshorizont einer europäischen Herrscherfamilie“ im 19. Jahrhundert. [45]

Aus den derzeit im Antiquariatsmarkt angebotenen Bänden sowie der Presseberichterstattung ist ersichtlich, dass weitere, im Gutachten nicht erwähnt bzw. nur summarische aufgezählte Provenienzen in die Bibliothek eingeflossen sind:

  • Einige Bände stammen aus der Zeit, in der das Schloss im Besitz der königlichen Linie war. Sie tragen den Stempel „Prinz Carl v. Bayern Güter-Administration Tegernsee“.[46] Prinz Carl von Bayern (1795-1875) war von 1841 bis zu seinem Tod Eigentümer des Schlosses Tegernsee.
  • Daneben sind noch vereinzelte Bücher aus dem Kloster Tegernsee in den Bestand gelangt. Im August 2014 war die Rede von rund 60 Büchern, die dem Altertumsgauverein Tegernsee verkauft werden sollren.[47] Dies hängt eventuell damit zusammen, dass die Tegernseer Mönche bereits vor 1803 im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen Bücher versteckt hatten.[48]

 

 

[1] Einen guten Überblick bietet: Roland Götz/Edmund Schimeta, Das königliche Tal. Auf den Spuren der Wittelsbacher am Tegernsee, Miesbach/Tegernsee 2005.

[2] Roland Götz, Der Tegernseer Psallierchor. Die Geschichte einer Entdeckung, in: Tegernseer Tal 153 (2011/I), S. 12-17.

[3] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014. – Der Kirchenhistoriker Dr. Roland Götz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Archiv des Erzbistums München und Freising. Er stammt aus Tegernsee und wuchs, da sein Vater seit den 1950er Jahren als Angestellter des herzoglichen Brauhauses eine Dienstwohnung hatte, im Schloss Tegernsee auf.

[4] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[5] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-ex-chef-georg-bromme-schiesst-gegen-kreissparkasse-3707176.html (17.7.2014).

[6] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[7] Zur Schulgeschichte: http://www.gymnasium-tegernsee.de/wp/geschichte-kloster-tegernsee/. Ansonsten: Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[8] Vgl. http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-kreissparkasse-miesbach-bleibt-fehlkauf-sitzen-3414988.html

[9] http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/schatz-hinter-altar-977299.html (25.10.2010).

[10] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 20. Online unter https://www.ksk-mbteg.de/download.php?file=cG9vbC9wdWJsaWthdGlvbmVuL0JlcmljaHRfb2JiX3ZNdklycC9wZGZsaXN0ZV9nZW4ueG1s&id=4

[11] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 22. August 2014. Das Gutachten datiert vom 22. Juli 2010.

[12] Vgl. „Bücher in München. Neues vom Adel“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.11.2010, URL: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kunstmarkt/auktionen/buecher-in-muenchen-neues-vom-adel-11067473.html [14.2.2015]

[13] Vgl. „Bücher in München. Neues vom Adel“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.11.2010.

[14] Vgl. „Deutschland hat ihn ausgeliefert. In den Sternen steht derzeit der Hausarrest“, in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2014, URL: http://www.faz.net/aktuell/deutschland-hat-ihn-ausgeliefert-in-den-sternen-steht-derzeit-hausarrest-12901340.html [14.2.2015]

[15] Vgl. „Herbert Schauer. Überraschend frei‘, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.7.2014, URL: http://www.faz.net/aktuell/herbert-schauer-ueberraschend-frei-13064529.html [14.2.2015]

[16] Communiqué Nr. 3 des Auktionshauses ZISSKA, SCHAUER & CO. KG vom 19.05.2014, URL: http://de.zisska.de/aktuelles [1.9.2014]

[17] Communiqué Nr. 4 des Auktionshauses ZISSKA & Lacher Buch- und Kunstauktionshaus GmbH & Co. KG vom 09.08.2014, URL: http://de.zisska.de/aktuelles [1.9.2014]. Vgl. auch „Vielfältige Ungereimtheiten und unerklärliche Vorgänge“ vom 21.5.2014, URL http://www.boersenblatt.net/798758/ [14.2.2015],

[18] Vgl. „Bücher in München. Neues vom Adel“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.11.2010. Es handelt sich u.a. um die Bücher mit der Einlieferungsnummer 2 im Herbstkatalog von Zisska & Schauer 2010 (Zisska & Schauer. Buch- und Auktionshaus. Auktion 56. Freiwillige Versteigerung am 10.-12. November 2010 [Katalog 56], München 2010).

[19] Vgl. https://inlibris.at/?s=Tegernsee&cat=6&lang=de [21.8.2014]. Zur chronologischen Einordnung: Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[20] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 22. August 2014. Dr. Götz hat aus den entsprechenden Internetauftritten am 28. Dezember 2010 Ausdrucke gefertigt. Am 22. August 2014 bot das Antiquariat Rezek noch sechs Werke aus der Schlossbibliothek Tegernsee an. Das Auktionshaus Bassenge bot noch am 22. August 2014 an: Noë, Heinrich, Die Burgen von Tyrol in Bild und Wort, 1878, aus dem Besitz des Herzogs Max in Bayern, allerdings ohne Tegernseer Provenienznachweis.

[21] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[22] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[23] http://www.tegernseerstimme.de/zeitkapsel-im-schlos-tegernsee-eroffnet-die-vergessene-bibliothek-und-ihre-geschichte/18341.html (4.5.2015)

[24] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 20.

[25] Roland Götz, Der Tegernseer Psallierchor. Die Geschichte einer Entdeckung, in: Tegernseer Tal 153 (2011/I), S. 12-17, hier: 15.

[26] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 20.

[27] Vgl. http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/kirche-moechte-herzogliche-bibliothek-tegernseer-schloss-kaufen-2302423.html (4.5.2012); http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/psallierchor-tegernseer-kirche-teures-praesent-sucht-kaeufer-2804259.html (16.3.2013); http://www.merkur-online.de/lokales/miesbach/tegernseer-tal/psallierchor-soll-kirche-gehoeren-2972730.html (24.6.2013); http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/kreissparkasse-will-psallierchor-quirinus-tegernsee-verkaufen-3372681.html (19.2.2014); http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-kreissparkasse-miesbach-bleibt-fehlkauf-sitzen-3414988.html (14.3.2014).

[28]Weder Räumlichkeiten noch Gegenstände dienen dauerhaft dem unmittelbaren Geschäftsbetrieb der KSK. Auch ein zulässiges Handeln im Rahmen der Gemeinnützigkeit scheidet aus. Die Förderung von Kunst und Kultur wäre zwar ein grundsätzlich zulässiger gemeinnütziger Zweck. Allerdings ist es gerade nicht Aufgabe der Sparkasse, hierzu Investitionen selbst zu tätigen. Der Geschäftsbetrieb einer Sparkasse ist nicht dafür geeignet, selbst Projekte der Wissenschaft und Kunst zu betreiben. Vielmehr wäre eine Förderung durch Spenden oder Sponsoring einzelner Veranstaltungen oder Projekte Dritter der richtige Weg.“ Vgl. Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 21, URL: http://www.landkreis-miesbach.de/media/custom/221_2728_1.PDF?1400143458

[29] Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr: Bericht zur Überprüfung der Vorgänge im Landkreis Miesbach am 14.05.2014 im Ausschuss für Kommunale Fragen, Innere Sicherheit und Sport des Bayer. Landtags (LT-Drs. 17/1145), S. 22. Ebenda S. 20: „Auch bezüglich des Buchbestandes laufen derzeit Bemühungen, diesen auf zwei antiquarischen Buchauktionen zu versteigern.“

[30] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/kloster-tegernsee-buecher-psallierchor-kreissparkasse-will-verkaufen-3649709.html (24.6.2014)

[31] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/buecher-haben-keine-kulturhistorische-bedeutung-3793934.html (20.8.2014)

[32] http://www.buchauktionen-berlin.de/inhaltverzeichnis.php [20.8.2014]

[33] http://www.ebay.de/itm/Adelsbibliothek-Lessing-30-Baende-Karl-von-Bayern-Wittelsbacher-Tegernsee-1824-/141366352372; http://www.befr.ebay.be/itm/Adelsbibliothek-Cottin-Oeuvres-12-Bande-Wittelsbacher-Tegernsee-1815-/141302724609?pt=Antiquarische_B%C3%BCcher&hash=item20e64c7801; http://www.ebay.de/itm/Antoine-Leonard-Thomas-Oeuvres-Adelsbibliothek-Wittelsbacher-Tegernsee-1768-/141382433517; http://www.ebay.de/itm/Adelsbibliothek-221-Baende-Wittelsbacher-Tegernsee-/141321306898 [August 2014]

[34] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/psallierchor-tegernsee-ex-chef-georg-bromme-schiesst-gegen-kreissparkasse-3707176.html (17.7.2014).

[35] http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/buecher-haben-keine-kulturhistorische-bedeutung-3793934.html (20.8.2014)

[36] Dr. Götz teilte am 21. August 2014 mit, dass bei den Umbauten in der Bibliothek um 1980 ein Inventar durch den 2013 verstorbenen Münchner Antiquar Raimund Kitzinger erstellt wurde. Dies habe ihm Herr Kitzinger in einem Gespräch mitgeteilt.

[37] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[38] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 22. August 2014.

[39] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010.

[40] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010.

[41] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010. Gut erkennbar auch auf diversen Fotos der Bücher.

[42] Telefonische Auskunft von Dr. Roland Götz, 21. August 2014.

[43] Gutachten über die Bibliothek Schloß Tegernsee, Zisska & Schauer, 22. Juli 2010

[44] Roland Götz, Der Tegernseer Psallierchor. Die Geschichte einer Entdeckung, in: Tegernseer Tal 153 (2011/I), S. 12-17, hier: 17.

[45] Telefonische Auskunft von Dr. Michael Heim, 21. August 2014.

[46] Das Berliner Antiquariat Hermsdorf bot im Sommer eine Ausgabe sämtlicher Werke Lessings von 1824-1825 aus der Tegernseer Bibliothek an, die den Besitzstempel „Prinz Carl V. Bayern Güter-Administration Tegernsee“ tragen. Vgl. http://www.ebay.de/itm/Adelsbibliothek-Lessing-30-Baende-Karl-von-Bayern-Wittelsbacher-Tegernsee-1824-/141366352372? – http://www.befr.ebay.be/itm/Adelsbibliothek-Cottin-Oeuvres-12-Bande-Wittelsbacher-Tegernsee-1815-/141302724609?pt=Antiquarische_B%C3%BCcher&hash=item20e64c7801 nennt als Vorbesitzer den Prinzen Carl von Bayern (gest. 1875) und ebenfalls Königin Therese. Die Links wurden im August 2014 konsultiert.

[47] Vgl. http://www.merkur-online.de/lokales/region-tegernsee/tegernsee/buecher-haben-keine-kulturhistorische-bedeutung-3793934.html (20.8.2014) bzw. http://www.tegernseerstimme.de/psallierchor-buecher-ohne-klosterbezug/140740.html (20.8.2014)

[48] Vgl. Stephan Kellner/Annemarie Spethmann, Historische Kataloge der Bayerischen Staatsbibliothek München: Münchner Hofbibliothek und andere Provenienzen (Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Monacensis 11), Wiesbaden 1996, S. 469.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/3382

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Neue Datenbanken in DBIS (2. Folge)

Ins Datenbank-Infosystem DBIS wurden in den vergangenen Tagen zwei interessante Datenbanken mit Bayernbezug aufgenommen:

 Bestände des Bayerischen Wirtschaftsarchivs

“Die Datenbank bietet Zugriff zu den Beständen und Findbüchern des Bayerischen Wirtschaftsarchivs.
Gemäß Artikel 14 des Bayerischen Archivgesetzes können die Industrie- und Handelskammern dem BWA ihr archivwürdiges Schriftgut zur dauerhaften Aufbewahrung übergeben. Darüber hinaus übernimmt und erschließt das BWA Archivgut von Unternehmen – vorrangig aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen –, das vor Ort nicht entsprechend gepflegt werden kann oder von der Vernichtung bedroht ist. Auch Unterlagen von Verbänden und Vereinen sowie Nachlässe und Privatarchive aus dem Bereich der Wirtschaft finden Aufnahme. Damit leistet das BWA einen maßgeblichen Beitrag zur Dokumentation der wirtschaftlichen Entwicklung Bayerns und seiner Regionen seit dem Eintritt in das Zeitalter der Industrialisierung.”

Bestände des Stadtarchivs Nürnberg

“Das Stadtarchiv Nürnberg archiviert stadtgeschichtlich wichtige Unterlagen, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Da jedoch noch nicht alle Bestände online zugänglich sind, empfiehlt sich in jedem Fall auch eine Kontaktaufnahme mit dem Stadtarchiv.
Für den Einstieg in die Online-Recherche bietet das Stadtarchiv Nürnberg zwei Möglichkeiten:

  • Die “Beständeübersicht” bietet inhaltliche und formale Informationen über die Bestände des Stadtarchivs Nürnberg (Bestände mit Fotos und Familienarchive (14.-20.Jh.). Von der Beständeübersicht aus kann man auf die Verzeichnung der einzelnen im Internet zugänglichen Archivalien zugreifen.
  • Über die Schaltfläche „Verzeichnung der Einzelarchivalien“ gelangt man direkt zu den im Internet zugänglichen Archivalieneinheiten und kann dort gezielt nach einzelnen Archivalien zu bestimmten Begriffen, zu Orts- oder Personenbetreffen oder nach einem bestimmten Datum oder Zeitintervall suchen. Folgende Themen stehen dabei zur Auswahl: Nürnberger Prozesse (Fotos), Plakatsammlung, Portraits (16.-19. Jh.) und Urkunden 1300-1550.”

Hinweise zu bayernrelevanten Datenbanken, die nicht in DBIS verzeichnet sind, werden gerne entgegengenommen.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1990

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Die Ferchl-Sammlung zur Geschichte der Lithographie – zu einer vergessenen Sammlung des 19. Jahrhunderts


Vorbemerkung

Die Lithographie war im 19. Jahrhundert eines der am häufigsten verwendeten Verfahren für farbige Drucke. Die Geschichte der Lithographie hat auch eine starke bayerische Komponente. Sie wurde in München durch Alois Senefelder (1771-1834) erfunden und wurde intensiv durch die bayerische Vermessungsverwaltung verwendet. Noch heute verwahrt das nunmehrige Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in München in seinem Steinkeller mehr als 26.000 Steinplatten mit Kartenblättern (Flurkarte, topographischer Atlas). Verwendet wurde für die Steine vielfach der ebenfalls der aus Bayern stammende Solnhofer Plattenkalk.

Eher durch Zufall kam der Verfasser dieses Beitrags zu diesem Thema. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Mitarbeiter des Bavarica-Referenten der Bayerischen Staatsbibliothek erreichte ihn im August 2013 eine Nutzeranfrage zur Geschichte einer lithographiegeschichtlichen Sammlung des Franz Maria Ferchl, die sich zeitweise vollständig in der königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München befand; ein Aspekt der Bestandsgeschichte der Bayerischen Staatsbibliothek, der bisher weitgehend unbekannt war.[1]

Der Beitrag bietet eine Zusammenfassung des derzeitigen Standes der Recherchen zur Geschichte der Sammlung.

Die Person Ferchl

Franz Maria Ferchl (1792-1862)[2] war ein Münchner Privatgelehrter und Sammler, der mit Senefelder und seiner Familie befreundet war. Die Freundschaft ergab sich daraus, dass bereits Ferchls Vater Anton, Hoforganist und Klavierlehrer, Senefelder und seinen Kinder Musikunterricht erteilt hatte. Anton Ferchl begann mit der Sammlung von Zeugnissen zur Geschichte der Lithographie, die sein Sohn fortsetzte.

Franz Maria Ferchls historisches Interesse beschränkte sich nicht nur auf die Geschichte der Lithographie. Er war in vielen Bereichen – v. a. auch der Numismatik – tätig, u. a. auch im Umfeld des Historischen Vereins von Oberbayern, dessen Gründungsmitglied er 1837 war und in dessen Vereinszeitschrift („Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte“) er mehrfach publizierte.

Ferchl sammelte systematisch Objekte zu Senefelder und zur Entwicklung der Lithographie und baute somit eine umfassende Sammlung früher lithographischer Drucke auf („Inkunabeln der Lithographie“). Zu dieser Sammlung gehörten außerdem der Schädel und der rechte Arm Senefelders, die 1846 mit Erlaubnis der Nachkommen exhumiert wurden.

Außerdem verfasste er handschriftliche „Annalen der Lithographie“, die das Schaffen Senefelders minutiös dokumentierten. Deren Drucklegung  – 1857 stand diese angeblich unmittelbar bevor[3] – kam nicht zustande.

Ferchl versuchte vehement, den Ruhm Senefelders zu sichern, was immer wieder zu Auseinandersetzungen führte.[4] Hyacinth Holland, der Verfasser des ADB-Artikels über Ferchl, bezeichnet ihn kritisch als einen „in seinem Privatleben nicht anziehenden Mann“.[5]

Schicksal seiner Sammlung

Erstmalig wurde der Ankauf der Ferchlschen Sammlung durch den Staat 1847 diskutiert, als Ferchl versuchte, für das Inventar der Sammlung („Inkunabeln der Lithographie“) einen Druckkostenzuschuss zu erhalten. Die Akademie der Wissenschaften, die ein entsprechendes Gutachten erstellt, befürwortete darüber hinaus den Erwerb der Sammlung durch die königliche Hof- und Staatsbibliothek. Die Bibliothek verwies in ihrer Antwort vom 23. September 1847 indes darauf, dass ihr sogar die nötigen Mittel zum Druck des Handschriften Katalogs fehlten.[6]

In der Folgezeit kam es zu einer längeren, wohl dem Kaufpreis geschuldeten Diskussion über den Verkauf der Sammlung an den Staat. 1856 veröffentlichte Ferchl das genannte Inventar endlich im Druck,[7] zeitgleich begann die Zerschlagung seiner Sammlung in drei Teile zerteilt, die unterschiedliche Schicksale erlitten:[8]

  1. Die 1857 vom Staat an gekauften „Inkunabeln der Lithographie“ sowie weitere Realien zur Lithographie-Geschichte, z. B. den 1846 exhumierten Schädel und Armknochen Senefelders, die Totenmaske, eine Büste sowie seine erste Steindruckpresse und seine Handpresse.[9]
  2. Die vor 1857 an Fidelis Butsch verkauften Dubletten der „Inkunabeln“, die 1865 an Heinrich Brockhaus weiter veräußert wurden.
  3. Die zunächst in Familienbesitz verbliebenen „Annalen der Lithographie“

 

1. Der in Staatsbesitz gelangte Teil der Sammlung

Der 1857 vom Königreich Bayern für 3.000 fl erworbene Teil der Sammlung umfasste nach Carl Wagner frühe lithographische Drucke (gebundene und Einzelblätter), die Druckerpressen, die Totenmaske sowie den Schädel und den rechten Arm Senefelders.[10] Die Übergabe an die Akademie der Wissenschaften und das Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates erfolgte am 23. Mai 1857.[11] Mit Schreiben vom 30. Mai 1857 folgte das zuständige Staatsministerium des für Kirchen- und Schulangelegenheiten einem Antrag des Generalkonservatoriums und überwies die vollständige Sammlung an die Königliche Hof- und Staatsbibliothek mit der Auflage, diese dort in einem eigenen Zimmer aufzustellen. Die Sammlung sollte dabei im Eigentum des Generalkonservatoriums verbleiben.[12] Die Überführung in die Bibliothek erfolgte am 9. Juni 1857.[13] Die Sammlung blieb auch in den Folgejahren in einem eigenen Zimmer.[14]

In der Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Lithographie, die 1895 in Paris stattfand, wurden einige frühe Lithographien aus der Ferchl-Sammlung ausgestellt.[15] Dort erregten die Stücke „allgemeine Bewunderung“.[16]

Ein Artikel in der Allgemeinen Zeitung am 6. Februar 1898 zeigt, dass sich damals die Sammlung noch in der Hof- und Staatsbibliothek befand, aber nur unzureichend präsentiert wurde. Der anonyme Autor brachte für eine Neuaufstellung der Sammlung das bisherige Nationalmuseum ins Spiel, für das nach dem Neubau eine neue Nutzung gesucht wurde. Ebenso wollte er dort die Maillinger-Sammlung untergebracht sehen. Als prädestiniert für die Übernahme der Ferchl-Sammlung sah er das Kupferstichkabinett an, doch fehle diesem an Platz. Die Unterbringung an der Hof- und Staatsbibliothek war für ihn unbefriedigend, da ein eigner Raum mangle und vor allem die Sammlung mit den Aufgaben der Bibliothek nicht in Zusammenhang stünde.[17]

Um 1905 wurde die Sammlung, die bis dahin in der Hof- und Staatsbibliothek geschlossen verblieben war,[18] auf verschiedene Einrichtungen verteilt:

a)      Die Totenmaske Senefelders und die Druckergeräte wurden 1905 dem zwei Jahre zuvor gegründeten Deutschen Museum übergeben.[19] Dort befinden sie sich immer noch. Das Deutsche Museum besitzt die Stangenpresse, die Handpresse sowie das Konvolut Werkzeuge und Farben Senefelders bis heute.[20] Auch die Totenmaske befindet sich noch dort.[21]

b)      Schädel und rechter Arm kamen laut Wagner an die anatomische Sammlung des histologischen-embryologischen Instituts in München[22] bzw. die „Königliche Anatomie“[23]. Bei dieser Einrichtung handelt es sich um die heutige “Anatomische Anstalt” der Ludwig-Maximilians-Universität München, die auch um eine Anatomische Sammlung verfügt.[24] Hans-Jürgen Imiela berichtete 1993, dass Schädel und Arm 1944 bei den Bombenangriffen auf München verbrannt seien. Er beruft sich dabei auf eine telefonische Auskunft der „Staatssammlung“, die mitgeteilt hätte, dass nur wenige Affenschädel und altbayerische Schädel des Mesolithikums den 2. Weltkrieg überstanden hätten.[25] Damit ist klar, dass er fälschlich bei der „Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie“ angefragt hat.[26] Die Anatomische Anstalt teilte am 11. September 2013 auf Anfrage mit, dass „niemandem bekannt [ist], dass dieser Schädel hier im Hause ist bzw. gewesen ist.“[27]

c)       Im Sommer 1905 gab die Hof- und Staatsbibliothek die Einzelblätter der Sammlung an die Staatliche Graphische Sammlung – also das ehemalige, mittlerweile reorganisierte Kupferstichkabinett – ab, in der Hof- und Staatsbibliothek verblieben nur die gebundenen Werke.[28] Es handelte sich um 1500 Blätter, von denen zwei Drittel im Zweiten Weltkrieg verbrannten.[29] 400 Blätter wurden jedoch als Dubletten an die Bibliothek zurückgegeben.[30] In den 1960er Jahren wurden von der Staatsbibliothek ferner Mappenwerke mit losen Einblattdrucken an die Staatliche Graphische Sammlung abgeben.[31]

d)      Die in der Hof- und Staatsbibliothek verbliebenen Drucke blieben nicht als geschlossener Fonds erhalten, sondern wurden auf verschiedene Fächer aufgeteilt:

  1. Ein Teil der Sammlung befindet sich im ca. 1903/05 durch Georg Leidinger angelegten Fach „Lithographa“. Die Entstehung dieses Fachs fällt dabei in eine Zeit, in der auch andere Spezialfächer (Einbandsammlung, Rariora, Exlibris) in der Handschriftenabteilung angelegt bzw. deutlich ausgebaut wurden.[32]  Dieses Fach enthält aber nicht nur die Sammlung Ferchl, sondern auch andere seltene Lithographien. Im Repertorium sind Hinweise auf die Provenienz nicht durchgängig vorhanden.[33]
  2. Der zweite Teil der Sammlung wurde unter die Notendrucke („Musica practica“) eingereiht. Soweit aus den Unterlagen erkennbar, ist dies erst in den 1960er Jahren schrittweise zwischen Neuerwerbungen erfolgt. Über den Dienstkatalog lassen sich derzeit 55 Musikdrucke aus der Sammlung Ferchl nachweisen. Nachweise sind zwar auch im OPAC zu finden, sie sind allerdings nicht recherchierbar.[34]

2.  Sammlung Brockhaus

Dubletten der „Inkunabel der Lithographie“ erwarb bereits vor 1857 der Augsburger Antiquar und Sammler Fidelis Butsch (1805-1879).[35] Dieser verkaufte sie seinerseits 1865 an den Leipziger Verleger Heinrich Brockhaus.[36] Die Sammlung Brockhaus ist seit dem 2. Weltkrieg verschollen. Möglicherweise befindet sie sich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der DNB in Leipzig.[37]

3. “Annalen der Lithographie”

Die minutiösen Aufzeichnungen über die Geschichte der Lithographie und das Werk Senefelders verblieben im Besitz der Familie Senefelder. Die Enkelin verkauft dieses Werk an den Sammler Dogerloh, der es an jüdischen Sammler Julius Aufseeßer weiterveräußerte. [38] Das weitere Schicksal der Annalen war bisher nicht bekannt, sie galten als verschollen.[39] Tatsächlich wurde die „Annalen“ noch vor 1918 durch das Königliche Kupferstichkabinett in Berlin angekauft, wo sie als Ms 360 verwahrt werden. Eher durch Zufall wurde dort die Handschrift, die den Titel „Alois Senefelder. Leben und Wirken“ trägt, durch Jürgen Zeidler entdeckt, der ihre Bedeutung erkannte und sie als das verschollene Ferchlsche Werk identifizierte. Zu diesem Werk gehörige Beilagen fehlen indes, sie wurden getrennt versteigert. Eine Edition des Werks wird derzeit von Jürgen Zeidler vorbereitet.[40]

[1] Z. B. nicht erwähnt bei Rupert Hacker, Bestandsgeschichte der Bayerischen Staatsbibliothek, in: Ders. (Hg), Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek, München 2000, 377-397.

[2] Franz Maria Ferchl. Nekrolog, in: Allgemeine Zeitung 1862, S. 4386-4388 (= Beilage zu Nr. 265, 22. September 1862), online: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10504441-0; Holland, Hyacinth, „Ferchl, Franz Maria“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1877), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116465433.html?anchor=adb.

[3] Die Ferchl’sche Inkunabel-Sammlung der Lithographie, in: Allgemeine Zeitung 1857, Beilage zu Nr. 173, 22. Juni 1857, S. 2763-2764 (URL: URL: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10504408-6) „Mit dem Sammeln der Druckproben und ersten ausgeführten Blätter gieng aber die Aufschreibung eigener und fremder Beobachtungen ununterbrochen Hand in Hand, und so entstanden daraus so vollständige gleichzeitige Annalen historischen, technischen und biographischen Inhalts, wie deren sich keine andere derartige Erfindung rühmen kann. Dieselben sind so weit vorbereitet, daß man ihrer baldigen Veröffentlichung entgegensehen darf.“

[4] Nagler, Georg K., Alois Senefelder und der geistliche Rath Simon Schmid als Rivalen in der Geschichte der Erfindung des mechanischen Steindruckes …, München 1862, online: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10376918-9. Bezeichnend ist der ausführliche Untertitel „Abwehr der Behauptungen und masslosen Angriffe in F. M. Ferchl’s Geschichte der ersten lithographischen Kunstanstalt in München“.

[5] Holland, „Ferchl, Franz Maria“ (wie Anm. 2).

[6] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B V, Ferchl. – Vgl. auch: Paul Ruf, Schmeller als Bibliothekar, in: Rupert Hacker (Hg.), Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek (Schriftenreihe der Bayerischen Staatsbibliothek 1), München 2000, S. 177-252, hier 226.

[7] Ferchl, Franz Maria, Uebersicht der einzig bestehenden, vollständigen Incunabeln-Sammlung der Lithographie und der übrigen Senefelder’schen Erfindungen …, München 1856, URL: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10385634-6

[8] Wagner, Carl, Alois Senefelder, sein Leben und Wirken. Ein Beitrag zur Geschichte der Lithographie, Leipzig 1914, S. 171-173.

[9] Bayerische Staatsbibliothek Alt. Reg. B V, Ferchl, Übergabeprotokoll vom 23. Mai 1857.

[10] Wagner, Alois Senefelder, S. 173, Anm. 1.

[11] Bayerische Staatsbibliothek Alt. Reg. B V, Ferchl, Übergabeprotokoll vom 23. Mai 1857. Vgl. Die Ferchl’sche Inkunabel-Sammlung der Lithographie, in: Allgemeine Zeitung 1857, Beilage zu Nr. 173, 22. Juni 1857, S. 2763-2764 (URL: URL: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10504408-6) mit dem Bericht über die Übergabe der Sammlung an die Akademie der Wissenschaften und der ihr zugeordneten Sammlungen (dort die Übergabe irrig auf den 23. April datiert). „Die Sammlung, das Resultat eines mehr als fünfzigjährigen liebevollen und glücklichen Sammlerfleißes, ist, nach Umfang und Werth der Drucke die in ihr enthalten sind, sehr bedeutend. Sie umfaßt gegen dreitausend verschiedene Blätter, die sehr häufig, da viele erste Probedrücke von neuer Behandlungsart darunter sind, gerade durch ihre künstlerische Unvollendung wie durch ihre außerordentliche Seltenheit für uns Bedeutung haben. Sie gewährt eine vollständige Uebersicht über Ursprung und Verlauf dieser merkwürdigen Erfindung, und reicht mit ihren frühesten Anfängen bis zu den ersten mechanischen Druckversuchen Senefelders im Jahr 1796 und den seine Erfindung vollendenden Proben der chemischen Druckkunst aus dem Jahr 1798 zurück. Ihr Hauptvorzug vor allen ähnlichen Sammlungen ergibt sich aus der erwähnten Art ihres Entstehens; sie ist keine erst nachträglich und daher lückenhaft angelegte, sondern der Erfindung und ihrer allmählichen Entwickelung gleichzeitige. Mit dem Sammeln der Druckproben und ersten ausgeführten Blätter gieng aber die Aufschreibung eigener und fremder Beobachtungen ununterbrochen Hand in Hand, und so entstanden daraus so vollständige gleichzeitige Annalen historischen, technischen und biographischen Inhalts, wie deren sich keine andere derartige Erfindung rühmen kann. Dieselben sind so weit vorbereitet, daß man ihrer baldigen Veröffentlichung entgegensehen darf.“

Vgl. Donau-Zeitung, 1860 Nr. 11, 11. Januar 1860, S. 1-2 [von Ferchl verfasste Meldung über den Schädel Senefelders]: „Dieser merkwürdige Schädel des unsterblichen Erfinders befindet sich in der reichen und einzig bestehenden kompleten Inkunabeln-Sammlung der Lithographie und der übrigen Senefelder’schen Erfindungen, welche Se. Maiestät der König vor ca. 3 Jahren von dem unterzeichneten Sammler derselben für die wissenschaftlichen Sammlungen des Staates käuflich erworben hat.”

[12] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B 245.

[13] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B 245.

[14] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B 245 (Schriftwechsel von 1863/64 wegen einer Schenkung an die Sammlung mit Erwähnung des Zimmers. Es ging dabei um die Fahne des Vereins der Lithographie-Besitzer). Vgl. Franz Maria Ferchl. Nekrolog (wie Anm. 2), S. 4387: „In dieser jetzt mit der königlichen Hof- und Staatsbibliothek verbundenen Sammlung“.

[15] Centenaire de la Lithographie. Catalogue officiel de l’exposition. 1795-1895, Paris 1895, 117-122. Vermerkt als „Coll. de la Bibliothèque royale de Munich“.

[16] Allgemeine Zeitung, 6. Februar 1898, Ausschnitt in Bayerische Staatsbibliothek, Nachlass Hyazinth Holland unter Ferchl, Franz Maria.

[17] Allgemeine Zeitung, 6. Februar 1898, Ausschnitt in Bayerische Staatsbibliothek, Nachlass Hyazinth Holland unter Ferchl, Franz Maria. Diese Sammlung, „ein wahrhaftiges Dornröschen“ wurde – so der Autor – nach dem Erwerb durch die Akademie der Wissenschaften „wohl aus ganz äußerlichen Gründen, der Staatsbibliothek überwiesen; doch konnte es sich nur um eine Verwahrung handeln, da sie ja mit den Aufgaben derselben keinen Zusammenhang hatten. Der Platz für ihre Aufstellung mangelte. … Eine Uebertragung in das Kupferstichkabinet, das den meisten Anspruch hätte, kann nicht in Frage kommen, denn es leidet ja selbst an betrübenden Platzmangel.“

[18] Winfried Glocker, Drucktechnik. Ein Begleitbuch zur Ausstellung im Deutschen Museum, München 2007, 136/141: „1905 wurden diese bis dahin in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrten Originale …

[19] Wagner, Alois Senefelder, S. 173, Anm. 1.; Glocker, Drucktechnik, 136/141.

[21] Glocker, Winfrid, „Senefelder, Johannes Nepomuk Franz Alois“, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 251-252 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118613219.html.

[22] Wagner, Alois Senefelder, S. 172.

[23] Jahrbuch für das Lithographische Gewerbe 1909, S. 30.

[25] Hans-Jürgen Imiela, Geschichte der Druckverfahren. Band 4: Stein- und Offsetdruck (Bibliothek des Buchwesens 10), Stuttgart 1993, S. 36.

[27] Mail des Sekretariats Professor Dr. Jens Waschke, Anatomische Anstalt, vom 11. September 2013 an Florian Sepp.

[28] So beschrieben von Wagner, Alois Senefelder, S. 173 Anm. 1. Vgl. Pallmann, Heinrich, Die Königl. Graphische Sammlung zu München 1758 – 1908, München 1908, S. 51-52. Das frühere Kupferstichkabinett hatte 1901 einen neuen Ausstellungssaal erhalten hatte und 1904/05 war reorganisiert und umbenannt worden.

[29] Künstler zeichnen. Sammler stiften. 250 Jahre Staatliche Graphische Sammlung München. Band 1, München 2008, S. 257.

[30] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B V, Ferchl (Schreiben der Graphischen Sammlung an die Hof- und Staatsbibliothek vom 22. September 1905)

[31] Mail von Dr. Claudia Bubenik, Bayerische Staatsbibliothek, vom 27.8.2013.

[32] Karl Dachs, Eine ” Reserve seltener Drucke” für die Bayerische Staatsbibliothek, in: Bibliotheksforum Bayern 4 (1976) S. 175-190, hier S. 181.

[33] Mail von Dr. Claudia Bubenik, 27.8.2013.

[34] Mail von Dr. Sabine Kurth, 27.8.2013

[35] Ferchl, Uebersicht, S. 22: „Auch Hr. Antiquar Butsch in Augsburg ist im Besitz von vielen ältesten Lithographien, welche derselbe als Doubletten aus der F.’schen Hauptsammlung schon vor mehreren Jahren erworben hat.“

[36] Wagner, Alois Senefelder, S. 172-173.

[37] Ein maschinenschriftliches Inventar der Ferchl-Butsch-Sammlung befindet sich in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig in der Fachbibliothek des Museums; gefertigt wurde es von Carl Wagner: http://d-nb.info/994349297

[38] Wagner, Alois Senefelder, S. 173 Anm 1.

[39] Archiv für die Geschichte des Buchwesens 8 (1967), S. 90. Genauso die Angabe unter http://www.nachlassdatenbank.de/; der dort unter Franz Maria Ferchl verzeichnete Teilnachlass im Stadtarchiv München stammt von tatsächlich vom Offizier und Archivar des Militär-Max-Josephs-Ordens Georg Ferchl (1846-1923), der als Sohn des Försters Franz Anton Ferchl in Ruhpolding geboren wurde. Eine Verwandtschaft zu Franz Maria Ferchl ist nicht nachweisbar (Freundliche Hinweise von Dr. Manfred Heimers, Stadtarchiv München, Mail vom 2. September 2013).

[40] Freundliche Mitteilung von Jürgen Zeidler am 12. November 2013 bei einem Treffen in München.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1213

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Oberbayerisches Archiv 137 (2013) erschienen

Druckfrisch fand ich heute bei mir im Briefkasten den 137. Band des Oberbayerischen Archivs, der Zeitschrift des Historischen Vereins von Oberbayern, vor. Darin enthalten ist ein bunter Reigen interessanter Beiträge:

Josef H. Biller, Das tragische Ende eines Frühvollendeten. Der Müncher Kupferstecher Johann David Curiger (1707-1737) – Herkunft, Leben und Werk, 9-63

Der Beitrag behandelt den bisher weitgehend unbekannten Münchner Kupfersticher Johann David Curiger, der 1707 in Augsburg als Sohn eines aus Einsiedeln in der Schweiz stammenden Schreiners geboren wurde. Ab 1734 war Curiger in München tätig. Intensiver behandelt wird u. a. die Tätigkeit für das Kloster Ettal. Das Werkverzeichnis enthält 13 Nummern, hinter denen sich teilweise auch Kupferstichzyklen verbergen. Tragisch ist Curigers Ende, da er sich das Leben nahm.

Richard Bauer, Held und Herzensbrecher. Die illustrierten militärischen und privaten Erinnerungsblätter von Wunibald Henzler (1750-1822), 64-75

Der Historische Verein von Oberbayern verwahrt in seinen Sammlungen ein Konvolut von 100 meist farbigen Zeichnungen von Wunibald von Henzler aus den Jahren 1785-1805. Henzler stammte aus Eglofs diente in der kaiserlichen, österreichischen Armee. Seine Zeichnungen entstanden größtenteils während der Koalitionskriege und wurde 1805 in den Ruhestand versetzt. Er starb 1822 in Friedeck bei Teschen (Österreichisch-Schlesien). Die Nachfahren schenkten die Bilder 1889 dem Historischen Verein. Die Zeichnungen des Autodidakten entstanden während seiner aktiven Militärzeit. Sie zeigen Landschaften, Kriegszenen und Ortsansichten, aber auch Frauen und Liebesszenen, entsprechend der damaligen Auseinandersetzungen zeigen sie Szenen am Balkan, Frankreich, Flandern, Italien, Schlesien, Tirol und Oberbayern. Der Beitrag ist reich illustriert.

 Thomas Weidner, Bildungspolitik für den Machterhalt. Kurfürst Karl Theodor von Pfalzbayern in einem Gemälde von Johann Jakob Dorner d. Ä., 146-191

Der Beitrag behandelt das Gemälde “Kurfürst Karl Theodor als Förderer der Künste in Bayern” von 1794 aus dem Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Der wenig bekannte Dorner, immerhin unter Karl Theodor Inspektor der kurfürstlichen Gemäldegalerie, geriet nach dem Regierungswechsel von 1799 in Vergessenheit. Der Beitrag widmet sich umfangreich aus seiner Biographie im Kontext des künstlerischen Lebens in München des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

 Christoph Bachmann, “[...] tuen kund, allen, die dies hörend oder sehend lesen [...]“. Das Churbaierische Intelligenzblatt als Medium zur Verbreitung normativer, administrativer und politischer Informationen, 192-220

1765 erschien erstmals das Kurbayerische Intelligenzblatt, eines der entscheidenden Organe der regierungsamtlich gesteuerten Aufklärung in Bayern und gleichzeit ein Vorläufer des Regierungsblatts bzw. des Gesetzblatts. Herausgeber war der Hofkammerrat Franz Seraph von Kohlbrenner, Initiator der Mautreform von 1764, ab 1783 der Geistliche-Rats-Sekretär Peter Paul Finauer, auf den 1795 der Buchhändler Johann Baptist Strobl folgte. 1805 war Ernst August Fleischmann Herausgeber des Intelligenzblatts, das aber durch die Abtrennung des Regierungsblatts 1802 an an Bedeutung verloren hatte. 1814 wurde das Blatt eingestellt, als sich die Regierung entschlossen hatte, für jeden Kreis (Regierungsbezirk) ein Intelligenzblatt einzurichten. Der Beitrag ist die erste ausführliche wissenschaftliche Abhandlung zur Gesamtgeschichte dieses bedeutenden Organs.

Ludwig Wolf, Carl Maria von Webers Aufenthalte in München, 222-231

Carl Maria von Weber lebte in München noch als Kind 1798-1800. Als Erwachsener besuchte er die Stadt 1811 und 1815, wo er den Klarinettisten Heinrich Joseph Baermann kennenlernte, mit dem er zeitlebens befreundet blieb.

Gisela Goldberg, Versteigerung von Gemälden durch die Königliche Centralgemäldegalleriedirektion München im Jahr 1852, 232-273

1852 versteigert die heutige Bayerische Staatsgemäldesammlung 1000 von 8000 Gemälden aus ihrem Eigentum, darunter hochkarätige Werke (Dürer, Altdorfer, Grünwald). Aus dem Erlös wurde im Schloss Schleißheim eine Ahnengalerie der Wittelsbacher eingerichtet. Der Beitrag rekonstruiert detailliert die Vorgänge und  das Schicksal einiger Gemälde. Auch die heftigen Reaktionen auf den Vorgang werden dokumentiert. Die naheliegende Kontextualisierung mit den Dublettenverkäufen der Hof- und Staatsbibliothek 1858/59 unterbleibt.

Wolfgang Eisenmenger, Der Gerichtsmediziner Hermann Merkel und seine Gutachterätigkeit im Revolutionsjahr 1919, 274-289

Der Beitrag schöpft aus dem Archiv des Instituts für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität, das Sektionsprotokolle seit 1914 verwahrt. Unter den Protokollen des Jahres 1919 finden sich zahlreiche Untersuchungen von Todesfällen im Zusammenhang mit den Revolutionsereignissen, beginnend ab dem 7. Januar 1919. Prominenente Opfer, deren Sektionsprotokolle erhalten sind, sind Kurt Eisner und die beiden anderen Opfer der Attentate des 21. Februar sowie die Opfer der sog. Geiselmorde im Luitpold-Gymnasium. Auffällig ist die Lückenhaftigkeit von Sektionsprotokollen aus dem Zeitraum vom 13. Mai bis zum 30. Juni. Leiter der Sektionen war der Vorstand des Instituts, Hermann Merkel, der von 1914/18 bis 1945 amtierte.

Timo Nüßlein, Hitlers erste Bauvorhaben in München. Anmerkungen zu einem im April/Mai 1933 überschriebenen Stadtplan, 290-301

Der Beitrag stellt einen durch Zufall im Bayerischen Hauptstaatsarchiv entdeckten Stadtplan Münchens vor, in dem bereits im April und Mai 1933 Überlegungen zu städtbaulichen Maßnahmen in der “Hauptstadt der Bewegungen” skizziert wurden. Die Skizzen stammen vermutlich teilweise von Adolf Hitler selbst, teilweise entweder von Paul Ludwig Troost oder Fritz Gablonsky. Dargestellt sind Überlegungen für ein Parteiforum im südlichen Englischen Garten (vermutlich Haus der Kunst, Museum für Zeitgeschichte, Reichsstatthalterbau) sowie im westlichen Hofgarten (Operngebäude). Markiert sind einige größere Flächen, deren Überplanung noch ohne konkrete Vorhaben angedacht wurde, so der Leopoldpark, die Türkenkaserne sowie das Marstallgelände östlich der Residenz. Skizziert sind außerdem verschiedene weitere Bauten.

 

 

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1142

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Edition der Faulhaber-Tagebücher beginnt

Michael (von) Faulhaber (1869-1952) war eine der Schlüsselfiguren des bayerischen und deutschen Katholizismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zunächst Theologieprofessor wurde er 1910 Bischof von Speyer und 1917 Erzbischof von München und Freising, letzteres bis zu seinem Tod. Seit 1921 war er Kardinal. Sein Wirken fällt damit in die Zeit von Monarchie, Erstem Weltkrieg, Revolution und Räterepublik, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Zweitem Weltkrieg und den ersten Nachkriegsjahren bis in die frühe Bundesrepublik Deutschland. Faulhaber polarisierte schon Zeitgenossen und bis heute ist er Ziel heftiger, oft auch unsachlicher Kritik.

Daher dürfte die heute, am 15. Oktober 2013, angekündigte Edition seiner Tagebücher von großem wissenschaftlichen Wert sein und zahlreiche neue Erkenntnisse zu Faulhabers Biographie und zur bayerischen (Kirchen-)geschichte erwarten lassen. Faulhaber führte seit 1911 Tagebücher (Besucherbücher), ergänzt durch Gesprächsnotizen.

Diese Unterlagen standen der Forschung bisher nur eingeschränkt zur Verfügung, da sie Faulhabers letzter Privatsekretär, Johannes Waxenberger, nach dem Tod des Erzbischofs an sich genommen hatte. Erst 2010 gelangten die Tagebücher und weitere Unterlagen an das Erzbischöfliche Archiv in München. Doch noch ein zweiter Grund behinderte bisher die Auswertung der Tagebücher – sie sind fast durchgängig in Gabelsberger-Kurzschrift geschrieben. Gabelsbergers Kurzschrift war zwar um 1900 eines der am weitesten verbreiteten Kurzschriftsysteme; mit der Einführung der deutschen Einheitskurzschrift 1924 verlor sie jedoch an Bedeutung und ist heute kaum mehr bekannt.

Die Edition der Tagebücher erfolgt in Zusammenarbeit des Instituts für Zeitgeschichte in München und des Lehrstuhls Kirchengeschichte, Prof. Hubert Wolf, Münster, als DFG-Projekt, das auf auf zwölf Jahre angelegt ist. Erfreulich ist die Ankündigung, dass die Edition auch online erfolgen soll.

Links:

- Pressemitteilung des Erzbistums München und Freising vom 15. Oktober 2013

- Statement von Archivleiter Dr. Peter Pfister mit Hintergrundinformationen zur Überlieferungsgeschichte und zur Quelle

- Gemeinsame Pressemitteilung des Instituts für Zeitgeschichte und des Seminars für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, Münster

 

 

 

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/413

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Pracht auf Pergament

Von Oktober 2012 bis Januar 2013 fand in der Hypo-Kunsthalle München eine bedeutende Ausstellung statt: Unter dem Titel “Pracht auf Pergament” wurden bedeutende früh- und hochmittelalterlichen illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek der Öffentlichkeit präsentiert. Es wird sicherlich Jahrzehnte dauern, bis erneut eine vergleichbare Ausstellung stattfindet. Ausgestellt wurden 75 Codices, die zwischen 780 und 1180 in bischöflichen und klösterlichen Skriptorien entstanden – u. a. in Tegernsee, Freising, Salzburg, der Reichenau etc. Von diesen stammten 72 aus der Bayerischen Staatsbibliothek, drei weitere aus der Staatsbibliothek Bamberg. [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4814

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Die Margareta Ebner-Handschrift aus Maria Medingen

Margareta Ebner (1291-1351) lebte als Dominikanerin im schwäbischen Kloster Maria Medingen (amtlich: Kloster-Mödingen, Gde. Mödingen, Lkr. Dillingen) und war eine Vertreterin der Frauenmystik des 14. Jahrhunderts. Ihre mystischen Erfahrungen zeichnete sie ab 1344 auf Anregung des Priesters Heinrich von Nördlingen auf. Im Kloster Maria Medingen wird eine um 1353 entstandene Handschrift aufbewahrt, die die älteste Überlieferung von Ebners Texten enthält. Diese Handschrift wurde vor kurzem durch das Münchener Digitalisierungszentrum gescannt und wird seit heute im Rahmen der Bayerischen Landesbibliothek Online präsentiert. Eine ausführliche Beschreibung [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4761

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Besuch im Kloster Reisach im Inntal

Angeregt von einem Hinweis von Klaus Graf besuchte ich am Ostermontag, 1. April 2013, das Karmeliterkloster Reisach im bayerischen Inntal bei Oberaudorf. Den Komplex hat sicherlich jeder Italienurlauber bereits gesehen, der auf dem Weg von München zum Brenner war, da er in unmittelbarer Nähe der Autobahn liegt (vor der Ausfahrt Oberaudorf). Reisach war die letzte Klostergründung im Bistum Freising vor der Säkularisation. Es entstand 1731 als Gründung des geadelten Hofkammerrats Johann Georg von Messerer, Hofmarksherr im unmittelbar benachbarten Urfahrn (in Sicht- und Rufweite des [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/3482

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