Wilma’s Tutorials sind die Produkte des Projekts “Let’s Learn – Screencasts zu Studien-, Lern- und Arbeitstechniken von Studierenden für Studierende”. Twitter In diesem Video wird erklärt, was Twitter ist und wie man es nutzen kann. Die folgenden Fragen werden im Tutorial beantwortet: Worum geht es bei Twitter? Wie kann man sich bei Twitter anmelden? Wie findet man andere Nutzer oder Themen? Wie kann ich mich mit anderen Nutzern vernetzen? Wie tweete ich andere Nutzer an? Wozu kann ich Hashtags nutzen? Wie kann ich Medien […]
Beatrix Dietel: Sachsens Landesuniversität zwischen Selbstverwaltung und Staat. Eine Untersuchung zur sächsischen Hochschulpolitik in der Weimarer Republik. Workshop Weimar / Institutionengeschichte
Abstract.
Die Erkenntnis, daß die deutschen Monarchien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts der Wissenschaftsförderung einen hohen Stellenwert beigemessen haben, zählt mittlerweile zum bildungsgeschichtlichen Allgemeingut. Die Frage, wie die Regierungen der Weimarer Republik unter den weitaus schwierigeren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der 1920er und frühen 1930er Jahre mit diesem Erbe umgegangen sind, ist hingegen bisher nur unzureichend untersucht.
Die vorliegende Studie geht dieser Frage am Beispiel der sächsischen Landesuniversität nach. Hochschulpolitik, verstanden als Interaktion zwischen der staatlichen Hochschulverwaltung und der universitären Selbstverwaltung, wird dabei an ausgewählten Kernthemen exemplarisch untersucht und ihre Ergebnisse diskutiert. Neben der Entwicklung der universitären Selbstverwaltung, den beamtenpolitischen Weichenstellungen in Gestalt der Besoldungs- und Ruhestandsbedingungen der Professoren sowie den Professorenberufungen bildet die Hochschulfinanzierung den Untersuchungsgegenstand. Vorangestellt ist diesen inhaltlich akzentuierenden Überlegungen ein Aufriß der hochschulpolitischen Verwaltungsstrukturen.
Die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Hochschulpolitik waren im Sachsen der 1920er und 1930er Jahre ähnlich ungünstig wie in anderen deutschen Staaten auch: Politische Instabilität und mangelnde Kontinuität in der Regierungsführung zählten auch im neugeschaffenen Freistaat zu den Strukturmerkmalen der jungen Republik. Von den wirtschaftlichen Krisen der Weimarer Jahre, insbesondere der Weltwirtschaftskrise, war der hochindustrialisierte Kleinstaat aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur sogar stärker als andere deutsche Staaten betroffen. Nicht nur gemessen an dieser ungünstigen Ausgangslage ist die Bilanz der sächsischen Hochschulpolitik in der Weimarer Republik eine positive: So blieb die (Teil-)Autonomie der akademischen Selbstverwaltungsorgane – entgegen aller Befürchungen – weitgehend unangetastet. Im Zuge der beamtenrechtlichen Reformen der Weimarer Jahre erreichten die sächsischen Professoren ausgesprochen günstige Besoldungs- und Ruhestandsbedingungen. Mit der Einführung der Emeritierung als Standard des akademischen Ruhestands hat sich die Rechtssituation im Vergleich zur Monarchie sogar verbessert.
Wie die Analyse der Berufungen zeigt, gelang es der sächsischen Hochschulverwaltung auch nach 1918, zugkräftige Professoren für die Ordinariate der sächsischen Landesuniversität zu gewinnen. In immerhin drei Vierteln der Fälle bildete Leipzig die Endstation der akademischen Karriere. Abwerbungen von Leipziger Ordinarien gelangen nur selten, wenn dann führte der Weg zumeist an die große Schwester Berlin, in einigen Fällen auch nach München.
Der Freistaat förderte den personellen und infrastrukturellen Ausbau der Landesuniversität – wie auch der übrigen sächsischen Hochschulen – durch großzügige Investitionen. Mit durchschnittlich fünf Prozent des Gesamthaushalts lag der Anteil der Hochschulausgaben auf dem für 1914 errechneten Vorkriegsniveau. In der Phase der wirtschaftlichen Konsolidierung Mitte der 1920er Jahre sind die Hochschulausgaben sogar stärker als der Staatshaushalt gewachsen. Zu einem Einbruch in der Wissenschaftsfinanzierung kam es erst infolge der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre.
Daß trotz mangelnder politischer Kontinuität auf der Regierungsebene eine leidlich kontinuierliche Linie in der Hochschulpolitik gelang, verdankt sich in erster Linie dem Wirken der sächsischen Hochschulreferenten. Gegenüber wechselnden Regierungen und Kultusministern bildete das Hochschulreferat im sächsischen Kultusministerium nicht nur das Element leidlicher Kontinuität, es entwickelte sich vielmehr zur eigentlichen Schaltzentrale der Hochschulpolitik in den 1920er und frühen 1930er Jahren. Paradoxerweise war daher eine „einheitliche Linie“ in der Hochschulpolitik – jenseits parteipolitischer Programmatik – nicht trotz sondern wegen mangelnder politischer Kontinuität auf der Regierungsebene möglich.
Die im Rahmen der Studie gewonnenen Einblicke in die sächsische Hochschulpolitik der Weimarer Republik verdanken sich nicht zuletzt einer überaus günstigen Quellenlage: So hat etwa die Überlieferung des sächsischen Kultusministeriums nahezu ohne „Kriegsverluste“ überdauert. Schlüsselquelle zur Untersuchung der Hochschulfinanzierung sind die jährlich vorliegenden Rechenschaftsberichte zum sächsischen Staatshaushaltsplan. Sie ermöglichten nicht nur eine detaillierte Analyse der Hochschulausgaben des sächsischen Staates, sondern auch den Vergleich der Ausgaben für die einzelnen sächsischen Hochschuleinrichtungen. Jenseits der für die Universitätsgeschichte unlängst kritisierten „Finanzgeschichte ohne Zahlen“ kann somit eine fundierte statistische Analyse vorgelegt werden. Den methodischen Problemen, die sich aus dem zweimaligen Währungswechsel sowie den Verzerrungen durch die Inflation ergeben ist dabei durch Korrelation der aus den Rechenschaftsberichten gewonnenen Rohdaten mit dem Lebenshaltungsindex der jeweiligen Jahre begegnet worden.
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Daniel Rittenauer: Verortung bayerischer Landessymbole in der Weimarer Republik. Workshop Weimar / Institutionengeschichte
Abstract.
Die Weimarer Republik war die längste Zeit ihres Bestehens geprägt von Auseinandersetzungen zwischen politischen Lagern und Ideologien. Auf symbolischer Ebene und in breiter Öffentlichkeit wurden diese im Reich besonders im so genannten Flaggenstreit ausgetragen, in dem die Farben der Republik schwarz-rot-gold denen des vergangenen Kaiserreichs schwarz-weiß-rot gegenübergestellt wurden.
Auf Landesebene fand der Flaggenstreit auch Ausdruck, indem es besonders Ende der 1920er Jahre zu Konflikten um den durch den bayerischen Staat abgelehnten Gebrauch von schwarz-rot-goldenen Flaggen auf öffentlichen Gebäuden kam. Bereits zuvor war es zwischen der bayerischen Regierung und dem Reich zu Reibungen bei gemeinsamen Symbolfragen gekommen, so bei den Hoheitszeichen an der bayerischen Reichsgrenze oder im militärischen Bereich. Rechtfertigte die Bayerische Staatsregierung ihre Verweigerungshaltung mit Verweis auf die Souveränität Bayerns gegenüber dem Reich, so verwendeten etwa Münchener Hotels bei Staatsbesuchen weiß-blaue Flaggen, um dem Gebrauch der ungeliebten schwarz-rot-goldenen Flagge zu umgehen, nicht zuletzt auch deswegen, um ihre deutschnationale Stammkundschaft nicht zu vergraulen; dass diese Verweigerungshaltung in Bayern gegen die republikanischen Farben nicht immer gegeben war, zeigen Plakate der Bayerischen Volkspartei zur Wahl der Nationalversammlung 1919, in denen weiß-blau und schwarz-rot-gold gemeinsam und in positiver Konnotation verwendet werden.
Bedingt durch die zahlreichen Veränderungen und Konflikte in dieser Zeit ist die Quellengrundlage reichhaltig. Quellen zu diesem Forschungsanliegen finden sich vor allem im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Ministerium des Äußern, Ministerium für Unterricht und Kultus) sowie im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde (Reichsinnenministerium, Reichskanzlei, Reichskunstwart, Vertreter der Reichsregierung in München), darüber hinaus als Klein- und Kleinstfunde verstreut an verschiedenen Stellen in Form von gedruckten und ungedruckten Quellen in Bibliotheken und Archiven.
In meinen Forschungen soll untersucht werden, mit welchen Aussagen und Inhalten bayerische Landessymbole 1918 – 1933 verbunden sind und welche Entwicklungen diese im Laufe der Zeit erfuhren. Welche Auswirkungen hatte die Zäsur der Revolution von 1918 auf die Semantik bayerischer Landessymbole wie dem bis 1923 von Otto Hupp gestalteten Bayerischen Staatswappen? Welche politischen Vorstellungen – die etwa besonders gut anhand von Konflikten ersichtlich werden, die sich am Gebrauch oben genannter Symbole entzündeten – sollten durch die Verwendung bayerischer Landessymbole transportiert werden? Welches Staatsverständnis kommt in den bayerischen Landessymbolen zu Zeiten der Weimarer Republik zum Ausdruck. Wie gestalteten und entwickelten sich die Beziehungen zwischen Reichsstellen und Bayerischer Regierung in dieser Frage?
Die Untersuchung der Bayerischen Landessymbole zu Zeiten der Weimarer Republik ist dabei ein kleiner, aber bedeutsamer Bestandteil eines groß angelegten Langzeitprojektes, das sich der Erforschung der bayerischen Landessymbole vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart widmet.
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Jubiläen in Skandinavien: Samische Perspektive
Obwohl wir in den letzten Monaten bereits zahlreiche Beiträge, Datenbanken und Projekte, welche die beschriebenen Jubiläen aufgreifen, gesammelt haben, finden wir augenblicklich immer wieder neue Webressourcen, die das Thema aus anderen Perspektiven beleuchten.
Die Seite bei NRK, die den samischen Blickwinkel auf die Jubiläumsfeiern in Norwegen zusammenfasst, möchten wir an dieser Stelle wegen seiner Brisanz in der derzeitigen norwegischen Diskussion sofort vorstellen. Alle anderen “Nachzügler”, die uns noch begegnen, werden wir dann in die jeweiligen monatlichen Fundstücke des laufenden Jahres integrieren, ohne sie gesondert in der Überschrift zu erwähnen.
Wilma’s Tutorials: Gruppendiskussion
Wilma’s Tutorials sind die Produkte des Projekts “Let’s Learn – Screencasts zu Studien-, Lern- und Arbeitstechniken von Studierenden für Studierende”. Gruppendiskussion In diesem Tutorial wird die Methode der Gruppendiskussion als Strategie der empirischen Sozialforschung vorgestellt. Thematisiert werden vor allem folgende Punkte: Wofür ist die Methode der Gruppendiskussion sinnvoll? Was sollte bei der Vorbereitung einer Gruppendiskussion beachtet werden? Welche Arbeitsschritte sind im Rahmen der Vorbereitung nötig? Wie ist der Ablauf bei einer Gruppendiskussion? Was kann als Diskussionsimpuls genutzt werden? Wie können die Teilnehmenden gut ins […]
Wenn der Tote falschrum in der Grube liegt
Die Archäologie ist die Wissenschaft der materiellen Hinterlassenschaften des Menschen. Eine dieser Hinterlassenschaften ist der Mensch selbst, nach dem er gestorben ist. Damit ist die Erforschung der Bestattungskultur von zentraler Bedeutung.
Mit dem Durchsetzen des Christentums in der Spätantike und dem frühen Mittelalter veränderte sich auch die Bestattungssitte. Die Leute wurden auf Gräberfeldern und später auf Friedhöfen bei der Pfarrkirche beigesetzt. Die Leichname wurde ausgestreckt auf den Rücken und mit dem Kopf nach Westen in den Sarg bzw. in ein Tuch gehüllt in die Grube gelegt. Das bleibt im Wesentlichen bis in das 19.-20. Jahrhundert so. Natürlich gibt es Entwicklungen in der Bestattungssitte durch die Jahrhunderte und Traditionen, die von Region zu Region differieren. Aber darauf möchte ich gar nicht so genau eingehen. Klarzustellen ist nur: Auf christlichen Friedhöfen werden die Verstorbenen in der Regel mit ausgetrecktem Körper, den Kopf in Richtung Osten zeigend, beigesetzt.
Wenn das nicht so ist, wird das für Archäologen interessant.
Auch im Umfeld der Elisabethkirche in Marburg war ein Friedhof, der vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein belegt wurde. Die archäologische Untersuchung von menschlichen Gräbern ist nicht einfach und vor allem zeitaufwendig. Die in der Regel skelettierten Überreste müssen vorsichtig freipräpariert werden. Dann werden die Toten geborgen und, sofern es finanziell möglich ist, anthropologisch untersucht. Im Umfeld der Elisabethkirche wurde im Laufe der Jahrhunderte eigentlich überall um die Kirche herum begraben und diese Gräber entsprechen alle, von Details abgesehen, der oben beschriebenen „Norm“ der christlichen Bestattung: ausgetreckte Rückenlage und der Kopf liegt im Westen. So weit, so unspektakulär.
Vier Gräber weichen davon ab, da liegt der Kopf im Osten und der Blick ist gen Westen gerichtet. Aber warum?
Ab dem 16./17. Jahrhundert gibt es auf Friedhöfen immer wieder unterschiedlich orientierte Gräber, was mit einer wachsenden Individualisierung zusammenhängen kann, aber nicht muss. Was die umgekehrte Orientierung betrifft, gibt es Hinweise, die für einen bestimmten gesellschaftlichen Stand des Verstorbenen sprechen und zwar in katholischen Kreisen.
In einem der weitverbreitetsten katholischen Erbauungsbücher des 17./18. Jahrhunderts Leonard Goffinés Hauspostill bzw. „Christ-Catholische Unterrichtungen von allen Sonn- und Feyr-Tagen des gantzen Jahrs“ ist zu lesen, dass die die Leiche eines Priesters während der Aufbahrung mit den Kopf zum Hochaltar gerichtet in der Kirche liegen soll, also nach Osten. Bei den anderen Verstorbenen sollen die Füße in Richtung Hauptaltar zeigen.
„Die Gläubigen werden gegen Sonnenaufgang begraben, um anzudeuten, dass sie Christo entgegenharren, der der Aufgang auf der Höhe genannt wird und dessen Stimme sie hören werden, wenn er sie zur Auferstehung ruft; die Priester aber gegen Abend, zum Zeichen, dass sie am letzten Gerichtstage der ihnen anvertrauten Seelen gegenübergestellt werden, um Rechenschaft über ihre Pflege und Zeugnis wider oder für sie abzulegen.“
Auch im Rituale Romanum von 1614 ist ähnliches zu lesen. Ein Rituale ist ein liturgisches Buch, das die Beschreibungen aller liturgischen Handlungen enthält, die nicht die Heilige Messe betreffen. Das Rituale Romanum ist das Rituale, welches im Zuge des Konzils von Trient, des Konzils der sogenannten Gegenreformation, zusammengestellt worden ist.
Bereits in der ersten vorbereitenden Zusammenstellung des Rituales Kardinals Julius Antonius Sanctorius, ist die Vorschrift, wie ein verstorbener Priester aufgebahrt und bestattet werden soll, enthalten.
Das Spannende daran ist, dass es diese Vorschrift im Mittelalter nicht zu geben scheint. Auch archäologisch ist diese einigermaßen regelmäßig auftretende Sitte nicht nachgewiesen.
Die Frage ist nur, warum sollen Priester ab dem 16. Jahrhundert anders herum bestattet werden?
Hier liegt die Antwort in der Gegenreformation selbst. Martin Luther lehrte das „Priestertum aller Getauften“, in Rom sah man das bekanntermaßen anders und betonte die hervorgehobene Stellung des Priesters, offenbar auch nachdem dieser gestorben war.
Im Umfeld der Elisabethkirche in Marburg wurden vier Bestattungen freigelegt, bei denen der Kopf nach Osten gerichtet war. Die Skelette waren allerdings so stark beschädigt, dass bei keinem anthropologisch einwandfrei das Geschlecht bestimmt werden konnte. Nur ein Skelett konnte als „tendenziell männlich“ angesprochen werden.
Und da haben wir auch schon eines der Hauptprobleme bei der Untersuchung von Bestattungssitten. In den wenigsten Fällen liegt dem/der Verstorbenen im Grab eine Plakette mit Namen, Geburtsdatum und gesellschaftlichem Rang und Konfessionszugehörigkeit bei. Und so bleibt, die Ansprache der vier Gräber, deren Kopf nach Osten zeigt, als katholische Priestergräber eine gut begründete Hypothese.
Der Blogpost beruht im Wesentlichen auf den Artikel Tilmann Mittelstraß in den Bayrischen Vorgeschichtsblättern:
T. Mittelstraß, Zur Archäologie der christlichen Priesterbestattung, BayVgBl 68, 2003, 137-171
Eine brauchbare einigermaßen aktuelle Zusammenfassung des Forschungsstandes:
Soziologischer Monatsrückblick Januar 2014
Der erste Monat im neuen Jahr verging beim Soziologiemagazin schneller als gedacht, doch an Entschleunigung ist bei uns derzeit nicht zu denken. Mit der Veröffentlichung unseres neuen Call4Papers zum Thema “Emotionen: Wie sozial sind unsere Gefühle?” am 17.01.2014 ist der … Continue reading
Eva Bendl: „Herzensbildung“ statt nur „Verstandesbildung“. Historische Museen in der Zeit der Weimarer Republik. Workshop Weimar / Institutionengeschichte
Promotionsprojekt: ‘Geschichtsbilder in historischen Museen’
Abstract.
Das Promotionsprojekt ‘Geschichtsbilder in historischen Museen’ richtet den Blick auf Deutungen und Vorstellungen der Vergangenheit, die in historischen Museen zum Ausdruck kommen, und fragt nach der Art und Weise der Darstellung von Geschichte im musealen Kontext. Welche Ideen, Wünsche und Bedürfnisse stecken hinter den Vergangenheitsdeutungen und -vorstellungen der Museumsgestalter und in welcher Weise prägten sie die Museumspräsentation? Welche zeitgenössischen Konzepte wirken sich auf den Umgang mit Artefakten und deren Kontextualisierung in Museumsführern, Reden und Zeitungsartikeln aus? Welche Überlegungen oder Konflikte spielten bei der Neugestaltung von Museen eine Rolle? Grundlegend ist hierbei die These, dass die Art der Thematisierung von Geschichte im Museum auf der Deutungsmacht von Individuen und Gruppen beruht, deren Geschichtsbilder und die mit ihnen verbundenen Wertvorstellungen, Denkweisen und Identitätsdefinitionen dort zum Ausdruck kommen und wiederum Einfluss nehmen auf die Geschichtsbilder und Einstellungen der Besucher.
Die Untersuchung konzentriert sich auf den Typ des historischen Museums. In den meisten Fällen gelten diejenigen Museen als historische, deren Sammlungen nicht aus einer bestimmten Art von Objekten besteht; stattdessen wird die Sammelaktivität historischer Museen überwiegend topographisch eingegrenzt, so dass sie Informationen zur Geschichte eines Ortes oder eines Raumes vermitteln. Zu den historischen Museen gehören also Stadt- und Regionalmuseen, sowie Landes- und Nationalmuseen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts etablierte sich außerdem der Begriff ‘Heimatmuseum’ für kleine, lokal und regional ausgerichtete Museen. Um die Vergleichbarkeit der untersuchten Museen zu gewährleisten, erscheint es sinnvoll, das Untersuchungsgebiet sozialräumlich einzuschränken. Bayerisch-Schwaben bzw. der bayerische Kreis Schwaben und Neuburg wurde als Untersuchungsraum ausgewählt, da die Region schon früh eine hohe Dichte an Museen besitzt. Sie entstanden überwiegend nach der Reichsgründung in den 1880er Jahren. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts, in denen deutschlandweit eine Gründungswelle von Museen festgestellt werden kann, war die Museumslandschaft in Schwaben bereist weitgehend erschlossen und es wurden vielfach Neugestaltungen der Museen vorgenommen. Im Rahmen des Promotionsprojektes soll in erster Linie die Gründung und die Veränderung der Museen im Mittelpunkt stehen, die im Kreis Schwaben und Neuburg im Verlauf des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Zu ihnen zählen das Maximiliansmuseum in Augsburg, sowie die Museen in Dillingen, Kaufleuten, Kempten, Lauingen, Lindau, Memmingen, Neuburg, Nördlingen und Obergünzburg.
Um Geschichtsbilder in musealer Präsentation aufzudecken, muss zunächst nachvollzogen werden, wie die Dauerausstellungen der Museen seit ihrer Gründung gestaltet waren. Hier ergeben sich einzelne Gestaltungshorizonte, die davon abhängen, zu welchen Zeitpunkten eine Neugestaltung der jeweiligen Museen stattfand. Hinweise auf frühere Anordnungsprinzipien liefern sowohl Publikationen als auch Archivdokumente, wie Ausstellungskataloge, Zeitungsartikel, Besprechungen der Museen, Veröffentlichungen der Museen und Kuratoren, Eröffnungsreden, Jubiläumsschriften, Broschüren und Konzeptpapiere oder Stadtratsberichte. Besonders aufschlussreich sind Museumsführer. Vereinzelt finden sich auch Fotographien in Publikationen oder Akten. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich von der jeweiligen Gründungsphase der Museen im 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Auch die Wiedereröffnung einiger Museen Anfang der fünfziger Jahre wird noch einbezogen.
Für die Zeit der Weimarer Republik soll insbesondere der Einfluss des seit der Jahrhundertwende immer populärer werdenden Heimatmuseumskonzepts auf die historischen Museen in den Blick genommen werden. Wie veränderten sich die musealen Objektpräsentationen und die Art und Weise, wie über sie gesprochen und geschrieben wurde? Welchen Einfluss hatten die Beamten des Münchner Landesamts für Denkmalpflege auf die Museen in Schwaben und mit welcher Agenda brachte sich der Schwäbische Museumsverband in die regionale Museumsarbeit ein? Welche Rolle spielten Stammesvorstellungen und das Volkstumskonzept bei der Vergangenheitsinterpretation in den Museen? Der Blick auf die Geschichtsdarstellung in historischen Museen soll dabei Aufschluss geben über aktuelle Bedürfnisse, Weltbilder und Perspektiven der bürgerlichen Honoratioren, die maßgeblich die Gestaltung der historischen Museen beeinflussten.
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Trauttmansdorff – ein Desiderat
Es gibt Persönlichkeiten im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs, die zwar einigermaßen bekannt sind, gleichwohl längst nicht die Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren haben, die ihnen zukommt. Einer von ihnen ist Maximilian von Trauttmansdorff, dessen herausragende Bedeutung für die kaiserliche Politik in verschiedenen Phasen des Kriegs immer wieder deutlich wird. Mit den Lebensdaten 1584-1650 gehört er zu den Vertretern der Generation, die den gesamten Krieg miterlebte, von seinem Beginn bis zu seinem Ende. Im Fall Trauttmansdorffs kommt hinzu, daß er nicht nur Zeitzeuge war, sondern die Geschehnisse vielfach mitgestaltete – genau das macht sein Leben so faszinierend. Am prominentesten ist sicherlich seine Tätigkeit auf dem Westfälischen Friedenskongreß in Münster als kaiserlicher Hauptbevollmächtigter, dokumentiert in vielen Bänden der APW.
Seine Karriere am Hof der Habsburger Herrscher setzte allerdings schon weit früher ein, er war bereits unter Kaiser Mathias Kämmerer und schaffte es, jeden Herrscherwechsel bis zu Ferdinand III. zu überstehen, ja er vergrößerte sogar noch seinen Einfluß. Dabei war er immer wieder auch in diplomatischen Missionen unterwegs und ebnete für die Wiener Politik den Weg – so bereits zu Beginn des Kriegs, als unter seiner Mithilfe die Wahl Ferdinands II. zum römischen König gelang. Er handelte den Frieden von Nikolsburg aus (Januar 1622), den der Kaiser mit Bethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen, schloß: An der ungarischen Front war damit vorerst für Ruhe gesorgt. Auch bei den Verhandlungen zum Prager Frieden 1635 war Trauttmansdorff stark involviert.
Doch er war nicht nur Architekt von kaiserlichen Friedensschlüssen, sondern hatte auch beim Sturz Wallensteins im Jahr 1634 seine Finger im Spiel. Mit dieser und anderen Aktionen hatte er sich nicht nur Freunde gemacht, doch dies änderte an seiner herausragenden Position am Wiener Hof nichts. „Maximilian Graf von Trauttmansdorff war eine Schlüsselfigur im Regierungssystem Ferdinands III.“, so Hengerer in seiner Ferdinand-Biographie (S. 154), der an dieser Stelle ein ausführliche Würdigung und Einschätzung Trauttmansdorffs bietet. Überhaupt finden sich über den Band verteilt immer wieder Hinweise auf dessen Agieren in diesen Jahren. Vielfach stützt sich Hengerer hierbei auf Brigitte Lernet, die im Jahr 2004 eine Arbeit dazu vorgelegt hat (Maximilian von Trauttmansdorff. Hofmann und Patron im 17. Jahrhundert). Doch ob mit dieser 264 S. starken Wiener Dissertation, die zudem ungedruckt geblieben ist, Trauttmansdorffs Leben und Wirken hinlänglich erforscht ist, bleibt fraglich.
Nach wie vor fehlt eine veritable Biographie. Immer wieder gibt es, wie schon erwähnt, in der Literatur Reflexe auf Trauttmansdorffs Wirken, und immer wieder finden sich auch lichtvolle Studien zu einzelnen Abschnitten seines Lebens. Zuletzt hat sich, wenn ich es richtig sehe, Konrad Repgen in der Festschrift Lanzinner noch einmal zu Trauttmansdorff als Unterhändler beim Prager und Westfälischen Frieden geäußert. Gleichwohl hat sich offenbar noch niemand dieser zentralen Persönlichkeit der kaiserlichen Politik dieser Epoche in einer erschöpfenden monographischen Arbeit angenommen. Ein Grund mag sicher die allzu üppige Aktenüberlieferung in verschiedenen, nicht nur Wiener Archiven sein – wer mag dies alles bewältigen? Sicher ist Trauttmansdorff kein dankbares Thema für eine Graduierungsarbeit. Aber ein Altmeister des Fachs dürfte sich sicher einmal daran versuchen. Die Forschung über den Dreißigjährigen Krieg kann hier nur gewinnen.
Nachtrag: Von der Arbeit Lernets, die zunächst in Wien einzusehen ist, gibt es praktischerweise auch ein Exemplar im Zentrum für Historische Friedensforschung der Uni Bonn.
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/388
Trauttmansdorff – ein Desiderat
Es gibt Persönlichkeiten im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs, die zwar einigermaßen bekannt sind, gleichwohl längst nicht die Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren haben, die ihnen zukommt. Einer von ihnen ist Maximilian von Trauttmansdorff, dessen herausragende Bedeutung für die kaiserliche Politik in verschiedenen Phasen des Kriegs immer wieder deutlich wird. Mit den Lebensdaten 1584-1650 gehört er zu den Vertretern der Generation, die den gesamten Krieg miterlebte, von seinem Beginn bis zu seinem Ende. Im Fall Trauttmansdorffs kommt hinzu, daß er nicht nur Zeitzeuge war, sondern die Geschehnisse vielfach mitgestaltete – genau das macht sein Leben so faszinierend. Am prominentesten ist sicherlich seine Tätigkeit auf dem Westfälischen Friedenskongreß in Münster als kaiserlicher Hauptbevollmächtigter, dokumentiert in vielen Bänden der APW.
Seine Karriere am Hof der Habsburger Herrscher setzte allerdings schon weit früher ein, er war bereits unter Kaiser Mathias Kämmerer und schaffte es, jeden Herrscherwechsel bis zu Ferdinand III. zu überstehen, ja er vergrößerte sogar noch seinen Einfluß. Dabei war er immer wieder auch in diplomatischen Missionen unterwegs und ebnete für die Wiener Politik den Weg – so bereits zu Beginn des Kriegs, als unter seiner Mithilfe die Wahl Ferdinands II. zum römischen König gelang. Er handelte den Frieden von Nikolsburg aus (Januar 1622), den der Kaiser mit Bethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen, schloß: An der ungarischen Front war damit vorerst für Ruhe gesorgt. Auch bei den Verhandlungen zum Prager Frieden 1635 war Trauttmansdorff stark involviert.
Doch er war nicht nur Architekt von kaiserlichen Friedensschlüssen, sondern hatte auch beim Sturz Wallensteins im Jahr 1634 seine Finger im Spiel. Mit dieser und anderen Aktionen hatte er sich nicht nur Freunde gemacht, doch dies änderte an seiner herausragenden Position am Wiener Hof nichts. „Maximilian Graf von Trauttmansdorff war eine Schlüsselfigur im Regierungssystem Ferdinands III.“, so Hengerer in seiner Ferdinand-Biographie (S. 154), der an dieser Stelle ein ausführliche Würdigung und Einschätzung Trauttmansdorffs bietet. Überhaupt finden sich über den Band verteilt immer wieder Hinweise auf dessen Agieren in diesen Jahren. Vielfach stützt sich Hengerer hierbei auf Brigitte Lernet, die im Jahr 2004 eine Arbeit dazu vorgelegt hat (Maximilian von Trauttmansdorff. Hofmann und Patron im 17. Jahrhundert). Doch ob mit dieser 264 S. starken Wiener Dissertation, die zudem ungedruckt geblieben ist, Trauttmansdorffs Leben und Wirken hinlänglich erforscht ist, bleibt fraglich.
Nach wie vor fehlt eine veritable Biographie. Immer wieder gibt es, wie schon erwähnt, in der Literatur Reflexe auf Trauttmansdorffs Wirken, und immer wieder finden sich auch lichtvolle Studien zu einzelnen Abschnitten seines Lebens. Zuletzt hat sich, wenn ich es richtig sehe, Konrad Repgen in der Festschrift Lanzinner noch einmal zu Trauttmansdorff als Unterhändler beim Prager und Westfälischen Frieden geäußert. Gleichwohl hat sich offenbar noch niemand dieser zentralen Persönlichkeit der kaiserlichen Politik dieser Epoche in einer erschöpfenden monographischen Arbeit angenommen. Ein Grund mag sicher die allzu üppige Aktenüberlieferung in verschiedenen, nicht nur Wiener Archiven sein – wer mag dies alles bewältigen? Sicher ist Trauttmansdorff kein dankbares Thema für eine Graduierungsarbeit. Aber ein Altmeister des Fachs dürfte sich sicher einmal daran versuchen. Die Forschung über den Dreißigjährigen Krieg kann hier nur gewinnen.
Nachtrag: Von der Arbeit Lernets, die zunächst in Wien einzusehen ist, gibt es praktischerweise auch ein Exemplar im Zentrum für Historische Friedensforschung der Uni Bonn.
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/388