Ein Blog und sein Zeitparadoxon


Um Zeitparadoxien zu erleben, muss man nicht mit dem Raumschiff Voyager zu entfernten Galaxien fliegen, sondern es reicht aus, ein Blog zu betreiben: Ich blicke zurück und stelle fest, dass ich schon 6 Monate mit diesem Blog arbeite. Das halbe Jahr ist wenig Zeit, aber es fühlt sich irgendwie lange an. Ich bemerke einen Unterschied zwischen tatsächlich vergangener und gefühlter Zeit (so wie bei der Wettervorhersage mit den tatsächlichen und gefühlten Temperaturen).

Wie das kommt, habe ich in dem Buch „Gefühlte Zeit – Kleine Psychologie des Zeitempfindens“ von Marc Wittmann erfahren. Dabei gibt es zunächst einen Unterschied zwischen erlebter, wahrgenommener Zeit (dem Hier und Jetzt), und der Zeitspanne, die retrospektiv (also im Nachhinein) beurteilt wird. Also der Beurteilung des Hier und Jetzt, nachdem es vergangen ist.

Passiert um mich herum viel, dann vergeht die Zeit schnell und es ist kurzweilig. Im Nachhinein beurteilt wird diese Zeit als länger empfunden, weil viel Neues und Aufregendes durchlebt wurde.

Anders verhält es sich, wenn wenig passiert. Dann ist mir langweilig und die Zeit deeehnt sich; sie vergeht also langsam. Beurteile ich diese Dauer retrospektiv, scheint die Zeit aber schnell vergangen zu sein, weil nichts erlebt wurde.

Genau so geht es mir mit meinem Blog, für das ich einmal die Woche schreibe. Da bleibt man gedanklich bei der Sache. Die Beschäftigung mit der Materie – nah dran oder manchmal etwas entfernt davon – ist dabei ständig gegeben und hilft mir bei der Einkreisung des Themas, gerade in der Anfangsphase der Dissertation. Ohne Blog hätte ich mich kaum so intensiv damit beschäftigt.

Außerdem übt sich das Schreiben, was ich als sehr positiv empfinde. Und ich habe festgestellt, dass es mir Spaß macht! Ich kann nur empfehlen, sich an ein Blog zu wagen. Es macht zwar Arbeit, aber bereits nach einem halben Jahr kann ich für mich feststellen, dass sich dieser Einsatz lohnt.

Quelle: http://games.hypotheses.org/618

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Über 130 Handschriften der Vaticana aus der ehemaligen Lorscher Klosterbibliothek frei im Internet zugänglich

Die auf der Seite zur virtuellen Rekonstruktion der Bibliothek der Reichsabtei Lorsch Bibliotheca Laureshamensis einsehbaren Stücke sind fast alle Palatina-Handschriften, die im 17. Jahrhundert nach Rom entführt wurden. Der Universitätsbibliothek Heidelberg ist sehr zu danken, dass sie es erreicht hat, dass die von ihr im Vatikan digitalisierten Codices nun nicht mehr nur lokal in Heidelberg einsehbar sind. Vergleichbare virtuelle Rekonstruktionsprojekte zählt Archivalia auf.

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/602

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Sie lebten das „andere Deutschland“ 1933-1945: Hiltgunt Zassenhaus und Harald Poelchau als „stille Helden“

In den Jahren 1933-1945 waren die Grenzen für aktiven Widerstand sehr eng. Jedes Anzeichen von Kritik oder verweigerter Anpassung konnte als „Wehrkraftzersetzung“, „Feindbegünstigung“ oder „Landesverrat“ mit dem Tode bestraft werden. Unter solchen nahezu ausweglos erscheinenden Bedingungen gewinnt jedes Zeichen der Menschlichkeit, das diesen beispiellosen Gewaltexzessen entgegen gesetzt wurde, an Bedeutung. Nur dadurch, dass es Menschen gab, die in dieser dunklen Zeit der deutschen Geschichte die Unantastbarkeit der Menschenwürde in ihrem eigenen Umfeld lebten, konnte das Vertrauen in die Wiederherstellung eines freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaates wachsen. Vielen Verfolgten war die Erinnerung an jene Helfer von ganz entscheidender Bedeutung. Die Überzeugung, dass das „andere Deutschland“ trotz Terror und Repressionen gelebt wurde, war entscheidend für Vergebung und Aussöhnung. Umso wichtiger war den Überlebenden das Andenken an jene zahlreichen und oft namenlosen „stillen Helden“, die ihnen das Leben retteten oder ihnen zumindest für kurze Zeit ein Gefühl der Würde inmitten von all der Demütigung gaben. In diesem Beitrag möchte ich auf zwei dieser Helfer aufmerksam machen, die durch die Nutzung ihrer Position die Terror-Maschinerie des NS-Staates zumindest ein Stück weit unterwandern konnten: Die Hamburger Dolmetscherin und Medizinstudentin Hiltgunt Zassenhaus und den Berliner Gefängnisseelsorger Harald Poelchau.

Hiltgunt Zassenhaus war seit 1933 entschlossen, alle Möglichkeiten zu nutzen, um der Unmenschlichkeit des NS-Staates etwas entgegen zu setzen. Hilfreich waren dabei ihre Kenntnisse in skandinavischen Sprachen. Seit Beginn des II. Weltkrieges war sie bei der Post beschäftigt, um Post aus Skandinavien an rassistisch Verfolgte in Deutschland und den besetzten Gebieten zu zensieren. Doch anstatt dieser Aufgabe nachzukommen schmuggelte Zassenhaus diese Briefe und auch Paketsendungen mit Kleidung und Lebensmitteln an der Zensur vorbei zu ihren Adressaten. Ab 1941 war sie als Aufseherin bei Besuchen von Seelsorgern für skandinavische Widerstandskämpfer in deutschen Gefängnissen eingesetzt. Auch hier schmuggelte sie Briefe an die Angehörigen an der Zensur vorbei nach draußen. Und sie versorgte die Häftlinge heimlich und unter Einsatz ihres Lebens mit lebenswichtigen Medikamenten und Nahrungsmitteln. Am Ende des Krieges half sie mit, die Aktion „Weiße Busse“ zu organisieren, die zahlreichen skandinavischen Gefangenen das Leben retten sollte.

Auch Harald Poelchau nutzte seine Stellung als Seelsorger, um Gefangenen das Leben im Rahmen der engen Grenzen zumindest etwas zu erleichtern. Auch er war von Anfang an dazu entschlossen, etwas gegen die Unmenschlichkeit im Dritten Reich zu unternehmen und den politisch und rassistisch Verfolgten zumindest ein Stück ihrer Würde zurückzugeben. Seine Wohnung in Berlin wurde zur Anlaufstelle für untergetauchte Juden. Vielen von ihnen rettete seine ideelle und praktische Unterstützung das Leben. Poelchau stand den im Gefängnis in Berlin-Tegel inhaftierten Widerstandskämpfern des 20. Juli in ihren letzten Stunden bei und spendete ihnen Trost, wo er nur konnte. Das wussten auch deren Angehörige wie Freya von Moltke – die Frau von Helmut James Graf von Moltke, eines der führenden Köpfe des Kreisauer Kreises – sehr zu schätzen. Ohne Poelchau wären weder die letzten Briefe von Helmut von Moltke noch die zukunftsweisenden theologischen Ideen Dietrich Bonhoeffers – eines weiteren von ihm betreuten Gefangenen – jemals niedergeschrieben worden. Bis zuletzt vermittelte Poelchau den Aktivisten des Widerstandes, dass ihr Tod nicht sinnlos war. Poelchau war bewusst in welche Gefahr er sich begab und stand deswegen Todesängste aus. Doch er war entschlossen, dies im Dienste einer höheren Sache, der gottgewollten Menschlichkeit, durchzustehen.

Zwar waren die ursprünglichen Grundhaltungen dieser beiden „stillen Helden“  unterschiedlich. Während Zassenhaus von humanistischen Wertvorstellungen geprägt war, war Poelchau von der christlichen Nächstenliebe überzeugt. Ihnen gemeinsam war jedoch die Entschlossenheit, in dunkelster Zeit – notfalls unter Einsatz ihres Lebens – Menschlichkeit zu leben und zumindest in Einzelfällen etwas zu bewirken. Die Entschlossenheit, auch in dieser dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte ihre Werte zu leben, verlieh ihnen eine ungeheure physische und psychische kraft. Zassenhaus und Poelchau lebten während des Krieges in permanenter Angst, entdeckt zu werden. Doch ihre tiefe Überzeugung von der Unantastbarkeit der menschlichen Würde gab ihnen den Mut, auch unter verschärftem Terror nach dem 20. Juli 1944 durchzuhalten und weiterzumachen. Wichtig für sie war die Erfahrung des menschlichen Zusammenhalts. Von den Verfolgten bekamen sie stets viel Dankbarkeit und Wertschätzung zurück, die sie ermutigten. Darüber hinaus wussten sie, dass ihre Arbeit nur dadurch möglich war, dass stille Helfer sie unterstützten und sie nicht verrieten. Trotz allem, was Zassenhaus und Poelchau an persönlichen Belastungen auf sich nahmen, waren sie zu jedem Zeitpunkt voll und ganz von ihrem Dienst für die Menschlichkeit überzeugt und sahen auch nach dem Krieg ihre Aufgabe darin, für ein menschlicheres Miteinander ohne Vorurteile einzustehen.

Quelle: http://ueberlebensstrategien.hypotheses.org/25

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Versuchen Sie es doch erstmal mit einem Blog …

Auf die Frage, weshalb man (wissenschaftlich) bloggen soll, gibt es viele Antworten. Eine davon – eine, die regelmäßig auftaucht – bringt mich regelmäßig zum Grübeln, weshalb ich sie hier aufgreifen will. Das Argument nämlich, dass Bloggen eine gute „Schreibübung“ gerade etwa für Nachwuchswissenschaftler sei. Sozusagen ein Experimentierfeld, eine Übung, die der Lockerung von Zunge und Finger und dem Abbau von Schreibblockaden dient.

Dasselbe Argument ließe sich auf recensio.net und das dort angebotene Konzept der „Präsentationen“ übertragen, die im Verbund mit Kommentaren eine Art „lebendige Rezension“ bilden sollen. Auch hier könnte man sagen: „Liebe Leute, übt erstmal per Kommentar zu einem Kapitel, bevor Ihr irgendwann eine „echte“ Rezension über ein ganzes Buch schreibt“.

Einerseits freue ich mich über jeden neuen Wissenschaftsblogger und mindestens ebenso sehr über jeden, der – egal aus welchem Grund – den (kommunikativen, methodischen usw.) Mehrwert partikularen Rezensierens erprobt. Andererseits aber heißt das in der Konsequenz, dass ein Blogpost der kleine, ungewaschene Bruder des Aufsatzes und der Kommentar die rotznäsige Schwester der Rezension ist. Und wenn dieser Eindruck sich durchsetzt, stellt sich das Medium selbst ein Bein. Dann sind wir ganz schnell bei jenem Geist, den die Open-Access-Bewegung seit Jahren verzweifelt in die Flasche zurückzuargumentieren versucht: Das „Medium Internet“ – das es nie gab – ist eine gute Sache für all jene Texte, die nicht ausgereift und nicht fundiert genug sind, um es auf Papier zu schaffen.

Es ist unvermeidbar, dass dieser Eindruck in jener Phase des Übergangs entsteht, die vom Nebeneinander alter Wertekriterien (Etabliertheit von Verlagen und Redaktionen als Gatekeeper) und der Erprobung neuer Qualitätssicherungsprozesse geprägt ist. Da landen die weniger guten Qualifikationsschriften ungefiltert in universitären Repositorien, während die anderen vom (bröckelnden) Ruhm alter Verlagszeiten profitieren – und dazwischen noch keine stabilen, etablierten Angebote vorliegen.

Das Argument, dass Online-Publikationen zwar tendenziell minderen Werts seien, zum Schutz der Wälder und als Ort studentischer Fingerübungen dagegen ganz brauchbar, sollten wir nicht unnötig befeuern. Vielmehr gilt es, jene durch die Existenz des Internets geborenen neuen Textgenres als solche zu definieren und ihre eigene Identität zu stärken. Ein Blogpost erfüllt (in der Regel) andere Zwecke als ein Aufsatz. Wer wissenschaftlich bloggt, sollte (in der Regel) einen anderen Schreibstil pflegen als derjenige, der einen wissenschaftlichen Aufsatz formuliert. Das Blogpost fordert von seinem Autor einen anderen Umgang ein als es ein Aufsatz tut: Einmal publiziert darf der eine von beiden ruhen, der andere sollte das nach Möglichkeit nicht, weil er auf Dialog hin formuliert wird. Die Liste ließe sich fortsetzen – und sogar ließe sich umgekehrt fragen, was denn der Aufsatz kann, das in einem zeitschriftenähnlichen Spezialblog nicht machbar wäre – aber hier empfiehlt es sich wohl, den zweiten Schritt nicht vor dem ersten zu tun.
Und all das ist problemlos auf die Rezensionen-Kommentare-Frage übertragbar. Stoff für Panel 1 und 3!

Quelle: http://rkb.hypotheses.org/267

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Datenbank: Personen im Nekrolog von Saint-Victor de Paris

Zu den Personen, derer im Nekrolog der Pariser Abtei Saint-Victor (über die Edition des Nekrologs wurde hier berichtet: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/501) gedacht wurde, existiert eine prosopographische Online-Datenbank. In ihr ist eine große Anzal identifizierter und prosopographisch erschlossener Personen recherchierbar. Je nach Person und Forschungsstand kann eine Fülle von Detailinformationen in den jeweiligen Biogrammen abgerufen werden. Das können z. B. Ämter in Konventen, Verwandtschaftsbeziehungen, Bildungsstand, Werke und Schenkungen der verstorbenen Person an die Abtei Saint-Victor sein – Quellen- und Literaturbelege werden angegeben. Eine Datenbank mit Informationen zu [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/567

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Feyerabend und die Astrologie

Die Leitfrage meiner Dissertation lautet, in welcher Form die Astrologie im 16. Jahrhundert als Wissenschaft gepflegt wurde. Dabei boten auch die Thesen des österreichischen Wissenschaftstheoretikers Paul Feyerabend einen Anreiz, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Feyerabend äußerte sich einige Male … Weiterlesen

Quelle: http://astrologiefnz.hypotheses.org/149

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Sammelband: Leben und Alltag in böhmisch-mährischen und niederösterreichischen Klöstern

Das Erscheinen dieses Bandes ist ebenso wie die Tagung, aus der er hervorgegangen ist, schon einige Zeit her. Da das Buch aber – wohl auch wegen der etwas abgelegenen Veröffentlichung – in Deutschland noch kaum angekommen zu sein scheint und auch kaum in Bibliotheken zu finden ist, scheint ein Hinweis durchaus angebracht. Hier sind die Arbeiten von mehr als 20 überwiegend jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus zwei Ländern und mehreren Disziplinen versammelt; insbesondere die Beiträge von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Tschechischen Republik geben Einblicke [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/482

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Handyverbot oder “Wie ich trotz Jeans in die Gemäldealerie Alte Meister gelassen wurde”

Versucht man in der Galerie Alte Meister  sich mit Hilfe eines Telefons Notizen zu machen, wird man schnell aber bestimmt darauf hingewiesen, dass die Benutzung von Telefonen oder Tablets dort nicht gestattet ist. Wiederkehrendes Argument ist: “Das ist wie eine Kirche hier.” Was ist damit gemeint und wieso das Verbot?

Bringen  Telefone oder Rechner Aktivitäten in die heiligen Hallen des Museums, die ohne technische Unterstützung nicht möglich wären? Fotografieren:  ist ohnehin verboten. Lautes Sprechen: wäre auch analog möglich und verbietet sich durch die Etikette. Übersetzen von Wörtern: können nicht-deutschsprachige Besucher mit mitgebrachten Wörterbuchern erledigen. Einholen von Informationen: geschieht, wie vielfach zu beobachten ist, qua Audioguide, Reiseführer in Buchform oder freundliche Mitarbeiter des Museums.

Wenn also all diese Aktivitäten keineswegs durch die Technik in das Museum gebracht werden, sondern dort schon praktiziert werden, wo ist dann das Problem mit den Geräten? Schäden an den Bildern oder Irritationen der Überwachungstechnik  durch Strahlung oder Elektrosmog sind schließlich nicht zu befürchten, das bestätigt sogar das Museumspersonal.

Nein, der Grund ist, “es ist wie eine Kirche hier.” Das Museum wird zu einem sakralen Ort erklärt, dessen besonderer Status gewahrt bleiben soll. Von Telefonen und Tablets wird vermutet, dass sie per se mit dieser quasi-Transzendenz unvereinbar sind. Die Angst ist, dass die bloße Anwesenheit von Technik die Außeralltäglichkeit der Galerie zerstört: “Wenn einer anfängt, dann benutzen das hier alle.” Dieser Auffassung wiird allerdings nicht konsequent gefolgt, da für die Ausstellung Die Sixtinische Madonna. Raffaels Kultbild wird 500 eine App angeboten wurde.

Eine weitere Befürchtung sind Verstöße gegen das Urheberrecht. “Nicht alle Besucher”, so erfährt man, “wissen, dass sie Fotos nicht einfach ins Internet stellen können, ohne Rechte zu verletzen.” Da das Fotografieren allerdings ohnehin verboten ist und die Rechtsverstöße ja in der individuellen Verantwortung der Besucher liegen, ist das vorbeugende Verbot bestimmter Geräte wenig nachvollziehbar.

Grundlegend für das Technik- und Selbstverständnis der Alten Meister scheint jedoch der Einwand, die Technik würde die Konzentration auf die Kunst vermindern. Anders als Audio-Guides (die bei Maximallautstärke eine erhebliche Lärmbelästigung darstellen können) und Führungen, deren Teilnehmer dem nichts ahnenden Betrachter der Werke unvermittelt den Blick verstellen können, würden Telefone und Tablets auch nicht-kunstbezogene Beschäftigungen erlauben. Ganz anderer Fall als das Gespräch eines Pärchens, dass sich von den Bildunterschriften der Renaissance-Gemälde Inspiration für die Namensgebung ihres Nachwuchses inspirieren lassen wollte–

Was in der Gemäldegalerie Alte Meister zur Zeit mit Strenge durchgesetzt wird, ist eine Einschränkung der Freiheit, mit Hilfe von Technik auf Informationen zuzugreifen, die  nicht von den Ausstellungsmachern bedacht und ausgewählt wurden. Das wenig überzeungende Argument ist eine Störung der Sakralität dieses “Heiligthumes der Kunst”. Da von den Besuchern  analoge (d.h. gedruckte oder menschliche) Informations- und Störquellen durchaus in Verwendung genommen dürfen, bleibt nach dem Besuch des Museums der Eindruck, dass es sich um eine rein ästhetische Entscheidung handelt.

Beim Hinausgehen auf die Straße war ich daher nachträglich verwundert, dass ich mit Jeans bekleidet überhaupt in die heiligen Hallen vorgelassen worden war.

 

Quelle: http://dss.hypotheses.org/659

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Handyverbot oder “Wie ich trotz Jeans in die Gemäldealerie Alte Meister gelassen wurde”

Versucht man in der Galerie Alte Meister  sich mit Hilfe eines Telefons Notizen zu machen, wird man schnell aber bestimmt darauf hingewiesen, dass die Benutzung von Telefonen oder Tablets dort nicht gestattet ist. Wiederkehrendes Argument ist: “Das ist wie eine Kirche hier.” Was ist damit gemeint und wieso das Verbot?

Bringen  Telefone oder Rechner Aktivitäten in die heiligen Hallen des Museums, die ohne technische Unterstützung nicht möglich wären? Fotografieren:  ist ohnehin verboten. Lautes Sprechen: wäre auch analog möglich und verbietet sich durch die Etikette. Übersetzen von Wörtern: können nicht-deutschsprachige Besucher mit mitgebrachten Wörterbuchern erledigen. Einholen von Informationen: geschieht, wie vielfach zu beobachten ist, qua Audioguide, Reiseführer in Buchform oder freundliche Mitarbeiter des Museums.

Wenn also all diese Aktivitäten keineswegs durch die Technik in das Museum gebracht werden, sondern dort schon praktiziert werden, wo ist dann das Problem mit den Geräten? Schäden an den Bildern oder Irritationen der Überwachungstechnik  durch Strahlung oder Elektrosmog sind schließlich nicht zu befürchten, das bestätigt sogar das Museumspersonal.

Nein, der Grund ist, “es ist wie eine Kirche hier.” Das Museum wird zu einem sakralen Ort erklärt, dessen besonderer Status gewahrt bleiben soll. Von Telefonen und Tablets wird vermutet, dass sie per se mit dieser quasi-Transzendenz unvereinbar sind. Die Angst ist, dass die bloße Anwesenheit von Technik die Außeralltäglichkeit der Galerie zerstört: “Wenn einer anfängt, dann benutzen das hier alle.” Dieser Auffassung wiird allerdings nicht konsequent gefolgt, da für die Ausstellung Die Sixtinische Madonna. Raffaels Kultbild wird 500 eine App angeboten wurde.

Eine weitere Befürchtung sind Verstöße gegen das Urheberrecht. “Nicht alle Besucher”, so erfährt man, “wissen, dass sie Fotos nicht einfach ins Internet stellen können, ohne Rechte zu verletzen.” Da das Fotografieren allerdings ohnehin verboten ist und die Rechtsverstöße ja in der individuellen Verantwortung der Besucher liegen, ist das vorbeugende Verbot bestimmter Geräte wenig nachvollziehbar.

Grundlegend für das Technik- und Selbstverständnis der Alten Meister scheint jedoch der Einwand, die Technik würde die Konzentration auf die Kunst vermindern. Anders als Audio-Guides (die bei Maximallautstärke eine erhebliche Lärmbelästigung darstellen können) und Führungen, deren Teilnehmer dem nichts ahnenden Betrachter der Werke unvermittelt den Blick verstellen können, würden Telefone und Tablets auch nicht-kunstbezogene Beschäftigungen erlauben. Ganz anderer Fall als das Gespräch eines Pärchens, dass sich von den Bildunterschriften der Renaissance-Gemälde Inspiration für die Namensgebung ihres Nachwuchses inspirieren lassen wollte–

Was in der Gemäldegalerie Alte Meister zur Zeit mit Strenge durchgesetzt wird, ist eine Einschränkung der Freiheit, mit Hilfe von Technik auf Informationen zuzugreifen, die  nicht von den Ausstellungsmachern bedacht und ausgewählt wurden. Das wenig überzeungende Argument ist eine Störung der Sakralität dieses “Heiligthumes der Kunst”. Da von den Besuchern  analoge (d.h. gedruckte oder menschliche) Informations- und Störquellen durchaus in Verwendung genommen dürfen, bleibt nach dem Besuch des Museums der Eindruck, dass es sich um eine rein ästhetische Entscheidung handelt.

Beim Hinausgehen auf die Straße war ich daher nachträglich verwundert, dass ich mit Jeans bekleidet überhaupt in die heiligen Hallen vorgelassen worden war.

 

Quelle: http://dss.hypotheses.org/659

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Immer wieder am Semesteranfang… die Geldfrage

Wissenschaft als Beruf
Bei der Brotgelehrten, einem der schönen Blogs in Sachen wissenschaftliches Dasein, gibt es pünktlich zum Semesteranfang nützliche Tipps für Studierende. Überhaupt ist das Weblog von Mareike Menne, die auch den bei Kohlhammer erschienenen Ratgeber Berufe für Historiker verfasst hat, eine wahre Fundgrube. Und nachdem das gab_log Nachfragen erhalten hat, wer denn alles zum wissenschaftlichen ‘Nachwuchs’ gehört, sei versichert, dass wir dabei immer auch an die Studierenden denken.

Zur Geldfrage weist sie u.a. auf einen gestern erschienen Artikel der Süddeutschen zu “Geld-Tipps zum Semesterstart” nebst Links zum Stipendienlotsen oder zu den Studentenrabatten hin. Außerdem bekommt man bei der Verbraucherzentrale NRW für 9,95€ einen guten Ratgeber: “Verbraucherzentrale NRW: Clever studieren – mit der richtigen Finanzierung”, Düsseldorf (3)2009. [Dort gibt es generell viel in Sachen Studium zu finden.]

Treffend ist die Darstellung in Sachen Übergangszeiten, also den plötzlichen Leerstellen, die sich nach Abschlüssen ergeben:

Allerdings bleibt eine gute Übersicht für die Transferzeiten ein Desiderat: Wie finanziere ich mich, wenn ich den Bachelor abgeschlossen habe (also exmatrikuliert bin), aber das Masterprogramm noch nicht startet? In vielen konsekutiven Programmen, auch im Geschichtsstudium, werden Module angeboten, die bereits während des Bachelors für den Master absolviert werden können oder ein Bachelormodul, das mit in den Master genommen werden kann, damit diese Lücke nicht entsteht. Aber falls ein Uniwechsel damit einhergeht oder der Wechsel in einen interdisziplinären Master, kann es passieren, dass eine Unterbrechnung des Studierendenstatus eintritt – mit entsprechenden Konsequenzen für Finanzierung, Versicherung etc.

Zur Übergangsphase in den Beruf empfiehlt Mareike Menne übrigens die Website www.beruf-start.de, bei der man sich nicht daran stören sollte, dass Ingenieure, Informatiker und Ärzte die Hauptzielgruppe darstellen. Und ich für meinen Teil freue mich, dass die wirklich nützliche PDF-Ergänzung von Berufe für Historiker online zu finden ist.

Quelle: http://gab.hypotheses.org/290

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