Das Buch beschreibt, wie in der Kunstgeschichte bereits digital gearbeitet wird und zwar von der Recherche bis zur Publikation. Es zeigt außerdem, was noch möglich wäre, würden diese Möglichkeiten erkannt, was sich für die wissenschaftliche Arbeit ändert und warum es so wichtig ist, auf das Digitale in angemessener Weise zu reagieren.
Der Autor spricht u.a. die „Tendenz zur Kurztextproduktion“ an. In diesem Sinne möchte ich – quick and dirty – ein paar Gedanken zum Buch zu äußern:
- Die Ausrede: „Das ist mir zu kompliziert. Das verstehe ich sowieso nicht“ gilt bei diesem Buch nicht. Verklausulierte und verschwurbelte Sätze werden Sie hier nicht finden. Es ist so verständlich geschrieben, dass Sie kaum einen Satz zweimal lesen müssen.
- Und wenn Sie meinen, dass sei kein Qualitätsbeweis für ein wissenschaftliches Buch, dann muss ich Sie enttäuschen: Das ist es absolut! Gerade weil man jedem Gedanken des Autors folgen kann und nicht noch großartig interpretieren muss, führt das dazu, dass man nahtlos über den Inhalt nachdenken kann. Zwangsläufig. Das geht gar nicht anders.
- Lesen Sie das Buch mit einem Computer in Reichweite. Der Autor nennt Beispiele und Links, die man unmittelbar ausprobieren möchte.
- Museumsmenschen sollten nur die ersten drei Kapitel „Suchen“, „Analysieren“ und „Schreiben/Publizieren/Bewerten“ lesen. Was danach kommt, ist nichts für schwache Nerven, wenn Sie die Aktivität des Publikums ausschließlich in zurückgelegter Strecke durch Ihr Haus bemessen. Denn im Kapitel „Präsentieren / Rekonstruieren“ erfahren Sie, was Aktivität noch bedeuten und wozu sie führen kann, wo sie bereits wie praktiziert wird und vor allem werden hier Gründe aufgezeigt, warum die Zuwendung zum Digitalen zwingend nötig ist.
- Aus welchen Gründen das Buch auch für Informatiker interessant sein kann, beschreibt François Bry hier.
- Erzkonservativen Kunsthistorikern sei das Buch ebenfalls ans Herz gelegt. Ganz im Ernst: Wenn Sie sich wirklich auf die Thematik einlassen und mal mit klarem Kopf nachdenken, können Sie doch schon aus der Wissenschaftsgeschichte ableiten, dass es in der Kunstgeschichte nicht immer so weitergehen kann wie bisher. Außerdem sind die Dinosaurier schließlich auch irgendwann ausgestorben. Hier können Sie sich – was die neuen Technologien angeht – auf den neuesten Stand bringen lassen und erfahren, was und wie bereits geforscht wird. Stellen Sie sich vor, Sie wären 30 oder 40 Jahre jünger: was wären das für Möglichkeiten für Sie selbst!
- Wenn Sie jünger und/oder nicht erzkonservativ sind und meinen, das Digitale in der Kunstgeschichte ginge Sie nichts an, sollten Sie über den vorigen Punkt mit den Dinosauriern erst recht nachdenken.
- Open Access und Peer Review sind ebenfalls Themen, zu denen der Autor deutlich Stellung nimmt. Hier dürfte es ebenfalls Leser geben, die vorher besser eine Beruhigungspille nehmen.
So, das ist lang genug. Wer genaueres zu seinem Inhalt wissen möchte, muss das Buch selbst lesen. Und verstehen werden Sie es, wie bereits gesagt, auf jeden Fall.
Quelle: http://games.hypotheses.org/1102