Von Dyck zum Kap der Guten Hoffnung: Die Reisen des jungen Grafen

In der Frühen Neuzeit spielte im Leben eines jungen Adligen die Kavalierstour eine besonders wichtige Rolle. Sie bildete den Höhepunkt und Abschluss der standesgemäßen Erziehung. Durch (Studien-) Aufenthalte in fremden Ländern erhielten die Kavaliere den letzten Schliff auf dem Weg zum „honnête homme“. Auf dem Lehrplan einer solchen Tour standen u.a. Rechtswissenschaften, Fremdsprachen und Geschichte, aber auch Fechten, Reiten und Tanzen wollten gelernt sein. Außerdem nahm man sich Zeit die „Merkwürdigkeiten“ des Studienortes zu besichtigen.

In den Archiven des rheinischen Adels finden sich zahlreiche Quellen, welche die Reiseaktivitäten der jungen Adligen belegen. Tagebücher, Rechnungen, Instruktionen und Briefe geben Auskunft über Ziele und Inhalte der Kavalierstouren. Hauptsächlich begab man sich nach Italien und Frankreich, an den Kaiserhof in Wien oder in die Niederlande. Die jungen Dycker Grafen Joseph und Franz bilden da keine Ausnahme. Anhand unzähliger Korrespondenzen von Hofmeistern und den beiden Kavalieren lässt sich deren Erziehung nachvollziehen. Auch hier entschied man sich für die klassischen Studienorte: Von Köln reiste man zunächst nach Brüssel, dann nach Paris und schließlich nach Wien.

Daher verwundert es nicht, wenn man beim Stöbern in den Quellen des Dycker Archivs die genannten Städte immer wieder als Ausstellungsorte der Briefe an die Mutter lesen kann. Umso überraschter ist man allerdings, wenn als Ausstellungsort das Kap der Guten Hoffnung angeführt wird. Eine Kavalierstour bis in den Süden Afrikas? Und der zwölfjährige Joseph beschwert sich auch noch über das viel zu heiße Klima? Was es mit diesem Brief auf sich hat, beleuchtet ein weiterer Beitrag der Netzbiographie.

Elisabeth Schläwe

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/235

Weiterlesen

Thüringische Leichenpredigten – das Beispiel Andreas Reyher

Im Rahmen der im Projekt AutoThür edierten autobiographischen Texte will ich heute kurz auf die Leichenpredigt von Andreas Reyher eingehen. Dieser wirkte vor allem als Rektor des Gymnasiums in Gotha; seine Lebensspanne von 1601 bis 1673 machte ihn zu einem Zeitzeugen, der den Dreißigjährigen Krieg mit vollem Bewußtsein miterlebt hat.

Auffällig ist aber in dieser Lebensbeschreibung, daß Kriegsereignisse oder überhaupt politische Vorgänge praktisch keine Rolle spielen. Der Bericht scheint komplett auf die Biographie konzentriert, zeitgenössische Ereignisse werden nicht eingeflochten. Daß dies nicht zufällig geschieht, sondern offenbar einem bewußten Ausblenden geschuldet ist, zeigt die Schilderung der Jahre 1630 bis 1631. Reyher weilte damals in Leipzig. Hier interessieren ihn aber ausschließlich sein berufliches Fortkommen und besonders seine Qualifikationen an der Universität in Leipzig. Der Stolz ist durchaus zu spüren, als Reyher vermerkt, daß er am „19. Martii Anno 1631. unanimi Consensu Professorum & Assessorum in Numerum Collegarum auff= und angenommen worden“ sei. Daß zu dieser Zeit genau in Leipzig der sog. Leipziger Konvent tagte, der die protestantischen Reichsfürsten unter kursächsischer Führung in einer neuen politischen Organisation zu formieren sich anschickte, war für Reyher ohne Belang. Auch daß wenige Monate später vor den Toren der Stadt Leipzig in der Schlacht bei Breitenfeld die schwedisch-sächsische Armee das kaiserlich-ligistische Heer vernichtend schlug (zeitgenössische Quellen sprechen auch von der Schlacht bei Leipzig), ist Reyher keine Erwähnung wert.

Eine Ausnahme bildet das Jahr 1632, in dem Reyher zum Rektor des Gymnasiums in Schleusingen berufen wurde. Die Abreise aus Leipzig verzögerte sich aber wegen der akuten Kriegsgefahr. Erst nach der Schlacht bei Lützen brach er auf und gelangte dann auch an sein Ziel. Allerdings verlief diese Reise nicht ohne Komplikationen, vielmehr spricht die Leichenpredigt von „grosser Gefahr auch Beraubung“. Bezeichnenderweise bleibt es bei diesen Stichworten. Denn was bei diesem Raubüberfall genau passierte, wer dafür verantwortlich war und was Reyher einbüßte, wird nicht erwähnt: Marginalisierung als ein möglicher Weg, mit Kriegserleben umzugehen?

Am Ende noch ein Kuriosum: Reyher spricht von der Schlacht bei Lützen als der „Lützischen Niederlage der Ligistischer [!] Armee“. Das stimmt natürlich nicht, denn hier kämpfte nicht die Armee der Liga, sondern die kaiserliche unter Wallenstein. Auch hier also ein merkwürdiges Durcheinander historischer Fakten (vgl. Ähnliches schon in der Leichenpredigt des J. G. Heinold). Daß hingegen der Schlachtentod des schwedischen Königs Gustav Adolf, der im Reich für großes Aufsehen sorgte und sich auch in der Publikation vieler Flugblätter niederschlug, für Reyher keine Erwähnung wert ist, paßt dagegen wieder ins Bild einer Leichenpredigt, die das Zeitgeschehen fast komplett ausblendet.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/272

Weiterlesen

Petition: Prevent sale of works from the Detroit Institute of Arts

Jeffrey Hamburger, Kunsthistoriker in Harvard, potestiert gegen Überlegungen der bankrotten US-Stadt Detroit, die unschätzbaren Meisterwerke des Detroit Institute of Art auf den Markt zu werfen. Nach wenigen Tagen gibt es schon über 3400 Unterstützer.

Siehe auch Archivalia: http://archiv.twoday.net/stories/453138761/

http://www.change.org/petitions/mr-kevyn-duane-orr-emergency-manager-of-the-city-of-detroit-prevent-sale-of-works-from-the-detroit-institute-of-arts

Der Wortlaut der Petition:

In light of the city of Detroit having declared bankruptcy on July 18, 2013, it has been announced that some of the city’s assets, including the renowned collections of the Detroit Institute of Arts, could conceivably be sold to pay off the city’s creditors. The collections, which rank among the best in North America, include significant holdings of Italian, Netherlandish, Dutch and Flemish painting. Flemish masterpieces include works by Jan van Eyck, David, van Orley, Massys, Breugel, Cuyp, Hobbema, Hals, van Dyck, Ruisdael, Rembrandt and Rubens. Among the Italian masters represented are Botticelli, Ghirlandaio, Fra Angelico, Sasetta, Bellini, Perguino, Titian, Correggio, Parmigianino, Dossi, Bronzino, Carravagio, Veronese, Reni, Batoni, and Tiepolo. The outstanding collection of Impressionist and post-Impressionist as well as earlier French painting includes works by Poussin, Claude, de la Tour, Chardin, Fragonard, Delacroix, Courbet, Cezanne, Corot, Degas, Pissaro, Monet, Renoir, Seurat, Gauguin, and Vincent van Gogh. Among the English artists in the collection are Hogarth, Hoppner, Fuseli, Raeburn, Romney, Reynolds, Gainsborough, Constable, and Millais. All this is no more than a sampling: the museum also holds outstanding collections of American, African, African-American, Asian, and Islamic art, as well over 35,000 prints, drawings and photographs. A vital cultural hub in Detroit and the mid-Western United States, the museum is an institution of international standing and importance. The sale and dispersal of its collections would be nothing short of a tragedy. I am therefore asking you to consider signing the following petition, addressed to Mr. Kevyn Duane Orr, the emergency manager of the city of Detroit:

Dear Mr. Orr,

We, the undersigned, write to express our profound dismay at the news that the city of Detroit is considering auctioning off the collections of the Detroit Institute of Arts to meet the city’s obligations as part of the current bankruptcy proceedings. The Institute of Art’s collections are not only among the finest in the United States; they rank among the greatest in the world and contribute to the city’s international reputation. To sell them, in whole or in part, would seal the city’s shame, dispose of one of the most visible manifestations of its proud history, and inflict permanent, irreparable harm on the city as a center for culture, tourism and commerce. One doesn’t help a patient, even one who’s very sick, by cutting out his or her heart. We urge you to resist the pressures being brought to bear by creditors to resort to what would be an act of draconian cultural iconoclasm without parallel in modern times.

Yours sincerely, 
Jeffrey Hamburger 
Harvard University

http://www.change.org/petitions/mr-kevyn-duane-orr-emergency-manager-of-the-city-of-detroit-prevent-sale-of-works-from-the-detroit-institute-of-arts

Quelle: http://kulturgut.hypotheses.org/269

Weiterlesen

Social Tagging bei ARTigo: Welche Tags stehen in Zusammenhang mit “Klassizismus”, welche mit “Expressionismus”?

Scherz-Expressionismus-ImpressionismusIch bin gerade dabei, die ARTigo-Datenbank auf Epochen hin zu analysieren. In einem ersten Schritt möchte ich feststellen, welche von den Spielern eingegebenen Begriffe, also welche Tags, mit dem Begriff „Klassizismus“ und welche mit dem Begriff „Expressionismus“ korrelieren, d.h. welche Begriffe dazu im Zusammenhang stehen.

Folgende Vorgehensweise ist hierzu nötig:

  1. Erstellung von Abfragen auf die ARTigo-Datenbank, in welcher die Bilder mit allen Taggings (nicht nur die gematchten Tags, nein alles, also auch jeder Quatsch der eingegeben wurde) selektiert werden. Das mache ich mit Access. Für die Epoche des Klassizismus habe ich den Entstehungszeitpunkt der Bilder auf 1770 bis 1830 begrenzt, für die Epoche des Expressionismus auf 1900 bis 1920.
  2. Export der Daten in jeweils eine csv-Datei für Expressionismus (250.064 Datensätze) und eine csv-Datei für Klassizismus (527.440 Datensätze) .
  3. Für die weitere Verarbeitung der Daten in R mit dem TM-Package (Textmining) benötige ich mehrere Dateien. Die Aufgabe, die großen aus Access exportierten Dateien aufzuteilen, erledigt ein Script. Als Gruppierungsmerkmal habe ich das Entstehungsjahr der Bilder gesetzt. D.h. pro verschiedenen Zeitbereich wird eine Datei erzeugt. Somit wurden aus der Expressionismus-Datei 203 und aus der Klassizismus-Datei 616 kleinere Dateien erzeugt. Es entsteht deshalb pro Jahr nicht eine Datei, weil der Entstehungszeitpunkt von Bildern verschiedene Formate aufweist, z.B. 1770 oder 1770/1777 oder 1770/1775 etc..  Jeder verschiedene Zeitbereich ergibt eine neue Datei.
  4. Danach werden die Daten in R eingelesen. Zunächst die 203 Expressionismus-Dateien. Ich lasse eine Dokument-Term-Matrix erstellen und wende zunächst den Befehl removeSparseTerms an. Er schmeißt Begriffe, die nicht häufig vorkommen, raus (an dieser Stelle wird möglicher Quatsch entfernt, allerdings auch Fachbegriffe, die sich im Long Tail befinden). Beispiel:
    von 45.310 Begriffen bleiben nach Verwendung des Befehls removeSparseTerms(dtm, 0.99) noch 6.411 übrig.
    Würde ich einen anderen Wert eingeben, z.B. removeSparseTerms(dtm, 0.8) blieben noch 385 Begriffe übrig.
  5. Dann lasse ich mir anzeigen, mit welchen Begriffen das Tag „Expressionismus“ korreliert. Also welche anderen Begriffe kommen im Zusammenhang mit dem Begriff „Expressionismus“ vor? Je größer der Wert (z.B. 0.98 sh. Tabelle unten, desto eher kommen diese beiden Begriffe im Zusammenhang vor).
    Der Befehl hierzu lautet findAssocs(dtm, “expressionismus”, 0.8). Der Wert 0.8 gibt die Korrelation an (1 ist der höchste Wert, bei 0 gibt es keine Korrelation). Setzt man den Wert höher an, korrelieren weniger Begriffe miteinander und die Liste ist kürzer. Das Ergebnis für „Expressionismus“ sieht folgendermaßen aus:
    findAssocs(dtm,“expressionismus“, 8.0) ergibt eine Menge von 350 korrelierenden Begriffen (ich liste hier nur die ersten 30 Begriffe auf, die vollständige Liste sh. anhängendes PDF):

Bewegung 0,98
bunt      0,98
tier         0,97
farbe     0,96
farben  0,96
tiere      0,96
auge      0,95
kopf      0,95
mensch 0,95
orange 0,95
rot          0,95
striche  0,95
wild       0,95
aquarell 0,94
beine    0,94
blau       0,94
blauer   0,94
gelb       0,94
grün      0,94
hund     0,94
moderne 0,94
pferd    0,94
reiter    0,94
rosa       0,94
studie   0,94
violett   0,94
expressionistisch 0,93
farbig    0,93
franz     0,93

Dann wiederhole ich die Schritte 4 und 5 für die Epoche des Klassizismus. Das Ergebnis von findAssocs (dtm, „klassizismus“, 0.6) ergibt eine Menge von 170 korrelierenden Begriffen. Hierbei ist zu beachten, dass die Datenbasis zwar größer ist, aber wesentlich weniger Begriffe hoch korrelieren. Deshalb habe ich hier einen Wert von 0.6 eingegeben. Damit gebe ich an, dass auch Begriffe mit einer geringeren Korrelation ausgegeben werden. Trotzdem erhalte ich als Ergebnis eine geringere Menge höher korrelierender Begriffe als zuvor bei den Expressionismus-Daten.

Auch hier sind nur die ersten 30 Begriffe angegeben, die vollständige Liste ist als PDF angefügt:

antike   0,8
säule     0,8
tempel 0,79
sockel   0,77
architektur 0,76
schloss 0,76
antik      0,75
gebäude 0,75
grau       0,74
licht       0,74
säulen  0,74
schatten 0,74
weiß      0,74
bogen   0,73
fries       0,72
hell        0,72
klassik   0,72
mann    0,72
mauer  0,72
schwarz 0,72
wand    0,72
ansicht 0,71
eingang               0,71
haus      0,71
renaissance  0,71
rom       0,71
stein      0,71
tor          0,71
braun    0,7

Aufgrund der auffällig größeren Anzahl von höheren Korrelationen bei einer kleineren Anzahl von Daten scheint der Expressionismus für Spieler im Vergleich zum Klassizismus besser erkennbar, bzw. charakteristischer. Das würde ich zumindest so deuten. Was meinen Sie? Was fällt Ihnen auf?

Insgesamt ist der Ansatz, den ich hier vorstelle, diskussionsbedürftig. Über Hinweise und Anregungen freue ich mich.

Expressionismus.pdf

Klassizismus.pdf

 

 

Quelle: http://games.hypotheses.org/1146

Weiterlesen

Hinweis: Völkerschlacht cross-medial

In dieser Woche gab es zahlreiche Hinweise auf ein Cross-Media-Projekt des MDR zum 200. Jahrestag der “Völkerschlacht bei Leipzig” (16.-19. Oktober 1813). Vier Tage lang soll die Geschichte der Schlacht in Form einer Live-Berichterstattung in Fernsehen, Radio, Socialmedia-Kanälen, Blogs und einem eigenen Nachrichtenportal auf der Homepage des MDR journalistisch aufbereitet werden. Daran beteiligt sind zahlreiche bekannte ARD-Mitarbeiter: u.a. Ingo Zamperoni, Anja Kohl, Rolf Seelmann-Eggebert.

http://www.mdr.de/mdr-info/Voelkerschlacht-Serie-Juli112.html

 

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/68

Weiterlesen

Expertendämmerung

Neulich früh stand das Politische Feuilleton im Deutschlandradio Kultur unter der Überschrift „Warum die Gesellschaft heute ohne Vorbilder auszukommen scheint“. Der Beitrag war interessant, wenngleich man dem trauernden Unterton („früher war alles besser“) nicht unbedingt gern folgt und wenngleich ich an der implizit diagnostizierten demokratiegefährdenden Wirkung einer allgemein sinkenden Vorbildaffinität zweifle.

„Vorbild“ und „Experte“ liegen nahe beieinander. Eine Gesellschaft, die sich nicht auf gemeinsame Vorbilder einigt und diese nicht durch gemeinschaftliche Aufmerksamkeit pflegt und erhält, entzieht auch der „Expertenmeinung“ das Vertrauen: Unsere Gesellschaft lasse „keine Überlebensgröße mehr zu“, hieß es im Radio. Ausdrücklich schreibe ich dies beobachtend und bar jeder Wertung, was vielleicht per se bereits wieder symptomatisch ist, ist doch das mosaikhafte Nebeneinanderstellen unterschiedlicher fragmenthafter Sichtweisen Basis und Kennzeichen der Entwicklung.

Jetzt kommt, aufgepasst, der Dreh zum RKB-Blog. Während der RKB-Konferenz sprach Gudrun Gersmann von der „Expertendämmerung“ im Zusammenhang mit dem (notwendigen) Wandel des Rezensionssystems. Christian Gries schrieb im Tagungsbericht: „Vor der These von Blogs und Tweets als aufmerksamkeitsgenerierenden Instrumenten konstatierte sie einen Expertenschwund und stellte die Frage, ob der traditionelle “Experte” überhaupt noch eine Figur der Zukunft sei“. Fragmentisierung als Tendenz der Zeit und Schlüsselwort der Zukunft? Vielleicht ja, ob man sie nun als Ausdruck wachsender Demokratisierung oder steigenden Selbstbewusstseins des Einzelnen deuten möchte, denn immerhin bleibt die Deutungs- bzw. Wertungshoheit in der Mosaiklandschaft ganz bewusst dem Einzelnen überlassen, oder zumindest den spezifischen Communities, in die der Einzelne sich notwendigerweise einbindet, weil er allein der Daten- und Meinungsmasse hilflos gegenüberstehen würde (s.u. zum Filter). Die Fragmentisierung bringt  „die Crowd“ als Phänomen – oder Phantom – untrennbar mit.

Das wachsende Selbstbewusstsein, mit dem das Individuum diesen Prozess bereichert (durch das Zutun seines eigenen Meinungsmosaiksteins) und abschließt (durch die Wertung vorhandener Fragmente) lässt gar keine Alternative zur sinkenden Wertigkeit von Vorbildern und Experten. Der (wissenschaftliche) Experte wird häufig aufgrund seiner Laufbahn oder seines Titels als solcher betrachtet – oder, um erneut die Brücke zum Rezensionswesen zu schlagen: Ihm wird die Rundumbeurteilung eines Buchs zugetraut, dessen Einzelaspekte möglicherweise besser und objektiver von mehreren oder vielen (fragmenthaft) Kommentierenden eingeschätzt werden könnten, wobei deren jeweilige Position und die Quelle ihrer Kompetenz immer weniger wichtiger wird, je kleinteiliger sich der Prozess darstellt. Vielleicht.

Dazu erschien neulich ein höchst lesenswertes Interview in der SZ (Feuilleton, 16. Juli 2013) mit David Weinberger, dessen Überschrift und Untertitel schon viel verraten: „Wer mit Ausbildung argumentiert, macht sich lächerlich. (…) Alternativen zum klassischen Expertentum“. Der Wandel funktioniert eben nur dann, wenn man unbegrenztem Platz und unbegrenzter Meinungsäußerung – im Sinne eines unendlich großen Mosaiks – mit einer Filter- und „Empfehlungskultur“ begegnet, wie Weinberger sagt. Dem Interviewer, der seine gerade im deutschsprachigen Raum so weit verbreiteten Sorge nur schlecht überspielt, diese Umbrüche bedeuteten den Untergang des Abendlands, hält er schlagfertig entgegen: „Sie müssen ein ziemlich einsames Leben da im Internet führen“.

Das alles wirkt, als sei die Entwicklung als ein Demokratiegewinn zu verstehen. Orientierung am Inhalt statt an Meriten und Machtinsignien.

Gibt es gute Gründe, um Sieglinde Geisel, der Autorin des eingangs benannten Politischen Feuilletons, in ihrer Meinung zu folgen, dass der Verlust von Vorbildern tendenziell demokratiegefährdend sei? Stifte(te)n Vorbilder, die wir derzeit reihenweise stürzen und verblassen sehen, tatsächlich Gemeinschaft durch ihre „Gravitationskraft“ – die in der Netzkultur kein Äquivalent findet? Wenn ja: Ist der Verlust von Experten analog auch wissenschaftsgefährdend? Verliert eine wissenschaftliche Diskussion an Wert, wenn sie – positiv formuliert – „auf Augenhöhe“ stattfindet? Das Netz stellt die Augenhöhe per Anonymität her. Erstaunlich, wie hoch der Reputationsunterschied beider Begriffe ist.

Quelle: http://rkb.hypotheses.org/554

Weiterlesen

Geplante Sprachen

Im Unterschied zu natürlichen Sprachen, die sich irgendwann im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelt haben1, werden Plansprachen (auch konstruierte Sprachen genannt) von einzelnen Menschen oder Gruppen entworfen. Der Entwurf solcher Plansprachen kann auf unterschiedliche Beweggründe zurückgeführt werden; der bekannteste ist wohl die Erleichterung der Kommunikation über die Grenzen natürlicher Sprachen hinweg durch die Erschaffung einer künstlichen Lingua Franca. Esperanto - 1887 vom polnischen Augenarzt und Philologen Ludwig Zamenhof vorgestellt – dürfte wohl jeder Leserin bzw. jedem Leser ein Begriff sein. Es ist allerdings nur einer von mehreren Ansätzen, eine künstliche Sprache zu schaffen, die als Kommunikationsmittel für die gesamte Weltgemeinschaft dienen könnte.

Das Vokabular des Esperanto besteht zum großen Teil aus Entlehnungen aus romanischen Sprachen, ein Teil lässt sich aber auch auf germanische und slawische Ursprünge zurückführen. Zur leichten Erlernbarkeit setze Zamenhof auf strenge Regularitäten, z.B. eine phonematische Schriftweise (jedem Laut wird genau ein Schriftzeichen zugeordnet bzw. linguistisch korrekt: jedem Phonem entspricht genau ein Graphem); die Wortbildung ist an agglutinierende Sprachen (z.B. Türkisch) angelehnt, wo Sinneinheiten (linguistisch: sprachlichen Konzepten) eindeutige Wortbestandteile (linguistisch: Morpheme) zugeordnet sind. So ist ein Wort, das auf -o endet, immer ein Substantiv, eins auf -a immer ein Adjektiv. Durch Anhängen von -j kann man den Plural bilden, durch Vorsetzen von mal- verneinen:

  • la bela Blogo – der schöne Blog
  • la malbenaj Blogoj – die nicht schönen Blogs

Zamenhof bediente sich also des Vokabulars verschiedener natürlicher Sprachen und versuchte, die Grammatik weitestgehend zu systematisieren. Solche artifiziellen Sprachkonstrukte, die sich an natürlichsprachlichen Vorbildern orientieren, nennt man auch Plansprachen a posteriori. Sie werden unterschieden2 von Plansprachen a priori, die sich in erster Linie an anderen Konzepten (z.B. Logik, Kategorienlehre) anlehnen.

Solche a-priori-Plansprachen können u.a. philosophisch inspiriert sein, wenn z.B. die natürliche Ordnung der Dinge in der Sprache widergespiegelt werden soll. Einen solchen Ordungsversuch unternimmt etwa der anglikanische Geistliche und Naturphilosoph John Wilkins, niedergelegt in seinem “Essay towards a Real Character and a Philosophical Language” von 1668.3 Dafür musste er zunächst grundlegende Begriffsvorstellungen klassifizieren. Für diese klassifizierten Grundideen entwickelt er eine Begriffsschrift, bei der Grundkonzepte aus wenigen Linien bestehen, Untergattungen dann jeweils noch weitere Striche hinzufügen. Daraus resultiert, dass ähnliche Konzepten (die aus den gleichen Obergattungen abgeleitet sind) ähnliche Schriftzeichen zugeordnet werden. In der Übersetzung des Vater unser (Abbildung unten) ist zu sehen, dass sich “Earth” (Zeichen 22) von “Heaven” (24) nur durch einen zusätzlichen Querstrich rechts am Zeichen unterscheidet. Beide sind aus dem Zeichen für “World”, das ähnlich wie ein Additionszeichen (+) aussieht, abgeleitet. “Power” (71) und “Glory” (74) sind, nach ihren Zeichenkörpern zu urteilen, ebenfalls verwandte Konzepte für Wilkins, wie auch (etwas etwas weiter voneinander entfernt) “trespass” (50) und “evil” (65).

Das "Vater unser" in der Darstellung mit Wilkins Real Characters

Eine grundlegende Eigenschaft natürlichsprachlicher Zeichen ist die willkürliche (arbiträre) Zuordnung von Bezeichnendem (oder Zeichenkörper, Ausdruck, Signifiant) zu Bezeichnetem (oder dahinterstehendem Konzept, Inhalt, Signifié). Wilkins scheint daran gelegen zu haben, diese Willkür weitestgehend aufzuheben bzw. stringenter zu systematisieren, hin zu einem Isomorphismus zwischen Ausdruck und Inhalt. Das Resultat sollte eine nahezu perfekte Sprache sein, durch die Wahrheiten ausgedrückt oder sogar berechnet werden könnten, die sich in natürlichen Sprachen nicht ausdrücken bzw. automatisch berechnen lassen.

Mir ist nicht bekannt, ob jemals wer in der von Wilkins entworfenen Universalsprache tatsächlich korrespondiert hat – für die Zeichen waren keine verbalen Entsprechungen vorgesehen, ein mündlicher Austausch war daher ohnehin ausgeschlossen. Die Aufhebung der arbiträren Zuordnung zwischen Signifiant und Signifié dürfte allerdings im alltäglichen Gebrauch Probleme bereiten: Sprachsignale werden nie perfekt übertragen, auch in der schriftlichen Kommunikation kann es zu Schreibfehlern, Undeutlichkeiten, Verschmutzungen etc. kommen. In einer Sprache, wo ähnliche Signifiants völlig unterschiedlichen Signifiés zugeordnet sind (wie in natürlichen Sprachen), dürfte eine Disambiguierung (linguistisch für die Auflösung von Mehrdeutigkeiten) über den Kontext sehr viel erfolgreicher verlaufen, als in Sprachen, in denen ähnliche Zeichen auch ähnliches bedeuten (wie in Wilkins Sprachkonstrukt).

Der Universalsprachentwurf nach Wilkins hatte mit noch mehr Problemen zu kämpfen, insbesondere stellte die Klassifikation aller denkbaren (und damit potentiell in der Sprache zu verwendenden) Dinge Wilkins vor schwer bewältigbare Herausforderungen.4 Dennoch empfand ich die Beschäftigung mit ihr als lohnend, nicht zuletzt, weil viele der seltsamen Eigenschaften des Textes meines Lieblingsforschungsobjektes (dem Voynich Manuskript) durch einen ähnlichen Sprachentwurf erklärt werden könnten. Diese Idee hatte bereits einer der angesehensten Kryptoanalytiker des 20. Jahrhunderts, der Amerikaner William F. Friedman.5  Problematisch an dieser Hypothese war nur, dass das Voynich Manuskript mit einiger Sicherheit schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Prag kursierte, die ersten Plansprachen a priori aber scheinbar erst über ein halbes Jahrhundert später entworfen wurden (George Dalgarno 1661 und eben Wilkins 1668). Vor kurzem konnte aber gezeigt werden, dass bereits zum Anfang des 16. Jahrhunderts Methoden niedergelegt wurden, deren Anwendung etwas erzeugt, das den Eindruck erwecken kann, ein Text eines Universalsprachentwurfs zu sein, in Wirklichkeit aber ein Chiffrentext ist. Aber dazu hab ich ja schon mal was geschrieben.

So, von den zwei Versprechen, die ich im letzten Post gab, habe ich jetzt das erste eingelöst und damit das andere auch ein wenig wegprokrastiniert. Aber auch da geht es voran. Gut Ding will Weile haben…

______________________________

1 Niemand weiß so genau, zu welchem Zeitpunkt der Mensch anfing, seine Sprache, die sich wahrscheinlich grundlegend von Tierkommunikationssystemen unterscheidet (ich schrieb darüber), auszubilden. Ist vielleicht mal einen eigenen Post wert.

2 Diese Unterscheidung wurde schon 1903 in der Histoire de la langue universelle von Couturat und Leau vorgenommen.

3 Leider habe ich online keine vollständige Ausgabe gefunden – vielleicht hat ja jemand mehr Glück und schickt mir den Link, dann kann ich ihn einbauen. Müsste sich aber wohl um Bilder handeln – da im Original sehr viele Stammbäume abgedruckt sind, düften automatische OCR-Scans Probleme haben.

4 Der Versuch der Sammlung und Kategorisierung aller Konzepte durch Wilkins und seine Mitstreiter, die er in der Royal Society gewann/zwangsverpflichtete, wird sehr anschaulich im Roman Quicksilver, dem ersten Teil des Baroque Cycle von Neal Stephenson beschrieben.

5 Den Gepflogenheiten eines Kryptologen entsprechend hinterließ Friedman seine Vermutung in einem in einer Fußnote verstecktem Anagramm, das viel zu lang war, als dass man es hätte lösen können: “I put no trust in anagrammic acrostic cyphers, for they are of little real value – a waste – and may prove nothing -finis.” Nach seinem Tod war Elizebeth Friedman, seine Witwe und ebenso eine bekannte Kryptoanalytikerin, so gut, die Welt aufzuklären: “The Voynich MSS was an early attempt to construct an artificial or universal language of the a priori type. – Friedman.”

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/968

Weiterlesen

Geplante Sprachen

Im Unterschied zu natürlichen Sprachen, die sich irgendwann1 im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelt haben, werden Plansprachen (auch konstruierte Sprachen genannt) von einzelnen Menschen oder Gruppen entworfen. Der Entwurf solcher Plansprachen kann auf unterschiedliche Beweggründe zurückgeführt werden; der bekannteste ist wohl die Erleichterung der Kommunikation über die Grenzen natürlicher Sprachen hinweg durch die Erschaffung einer künstlichen Lingua Franca. Esperanto – 1887 vom polnischen Augenarzt und Philologen Ludwig Zamenhof vorgestellt – dürfte wohl jeder Leserin bzw. jedem Leser ein Begriff sein. Es ist allerdings nur einer von mehreren Ansätzen, eine künstliche Sprache zu schaffen, die als Kommunikationsmittel für die gesamte Weltgemeinschaft dienen könnte.

Das Vokabular des Esperanto besteht zum großen Teil aus Entlehnungen aus romanischen Sprachen, ein Teil lässt sich aber auch auf germanische und slawische Ursprünge zurückführen. Zur leichten Erlernbarkeit setze Zamenhof auf strenge Regularitäten, z.B. eine phonematische Schriftweise (jedem Laut wird genau ein Schriftzeichen zugeordnet bzw. linguistisch korrekt: jedem Phonem entspricht genau ein Graphem); die Wortbildung ist an agglutinierende Sprachen (z.B. Türkisch) angelehnt, wo Sinneinheiten (linguistisch: sprachlichen Konzepten) eindeutige Wortbestandteile (linguistisch: Morpheme) zugeordnet sind. So ist ein Wort, das auf -o endet, immer ein Substantiv, eins auf -a immer ein Adjektiv. Durch Anhängen von -j kann man den Plural bilden, durch Vorsetzen von mal- verneinen:

  • la bela Blogo – der schöne Blog
  • la malbenaj Blogoj – die nicht schönen Blogs

Zamenhof bediente sich also des Vokabulars verschiedener natürlicher Sprachen und versuchte, die Grammatik weitestgehend zu systematisieren. Solche artifiziellen Sprachkonstrukte, die sich an natürlichsprachlichen Vorbildern orientieren, nennt man auch Plansprachen a posteriori. Sie werden unterschieden2 von Plansprachen a priori, die sich in erster Linie an anderen Konzepten (z.B. Logik, Kategorienlehre) anlehnen.

Solche a-priori-Plansprachen können u.a. philosophisch inspiriert sein, wenn z.B. die natürliche Ordnung der Dinge in der Sprache widergespiegelt werden soll. Einen solchen Ordungsversuch unternimmt etwa der anglikanische Geistliche und Naturphilosoph John Wilkins, niedergelegt in seinem “Essay towards a Real Character and a Philosophical Language” von 1668.3 Dafür musste er zunächst grundlegende Begriffsvorstellungen klassifizieren. Für diese klassifizierten Grundideen entwickelt er eine Begriffsschrift, bei der Grundkonzepte aus wenigen Linien bestehen, Untergattungen dann jeweils noch weitere Striche hinzufügen. Daraus resultiert, dass ähnliche Konzepten (die aus den gleichen Obergattungen abgeleitet sind) ähnliche Schriftzeichen zugeordnet werden. In der Übersetzung des Vater unser (Abbildung unten) ist zu sehen, dass sich “Earth” (Zeichen 21) von “Heaven” (24) nur durch einen zusätzlichen Querstrich rechts am Zeichen unterscheidet. Beide sind aus dem Zeichen für “World”, das ähnlich wie ein Additionszeichen (+) aussieht, abgeleitet. “Power” (71) und “Glory” (74) sind, nach ihren Zeichenkörpern zu urteilen, ebenfalls verwandte Konzepte für Wilkins, wie auch (etwas etwas weiter voneinander entfernt) “trespass” (50) und “evil” (65).

Das "Vater unser" in der Darstellung mit Wilkins Real Characters

Eine grundlegende Eigenschaft natürlichsprachlicher Zeichen ist die willkürliche (arbiträre) Zuordnung von Bezeichnendem (oder Zeichenkörper, Ausdruck, Signifiant) zu Bezeichnetem (oder dahinterstehendem Konzept, Inhalt, Signifié). Wilkins scheint daran gelegen zu haben, diese Willkür weitgehend aufzuheben bzw. stringenter zu systematisieren, hin zu einem Isomorphismus zwischen Ausdruck und Inhalt. Das Resultat sollte eine nahezu perfekte Sprache sein, durch die Wahrheiten ausgedrückt oder sogar berechnet werden könnten, die sich in natürlichen Sprachen nicht ausdrücken bzw. automatisch berechnen lassen.

Mir ist nicht bekannt, ob jemals wer in der von Wilkins entworfenen Universalsprache tatsächlich korrespondiert hat – für die Zeichen waren keine verbalen Entsprechungen vorgesehen, ein mündlicher Austausch war daher ohnehin ausgeschlossen. Die Aufhebung der arbiträren Zuordnung zwischen Signifiant und Signifié dürfte allerdings im alltäglichen Gebrauch Probleme bereiten: Sprachsignale werden nie perfekt übertragen, auch in der schriftlichen Kommunikation kann es zu Schreibfehlern, Undeutlichkeiten, Verschmutzungen etc. kommen. In einer Sprache, wo ähnliche Signifiants völlig unterschiedlichen Signifiés zugeordnet sind (wie in natürlichen Sprachen), dürfte eine Disambiguierung (linguistisch für die Auflösung von Mehrdeutigkeiten) über den Kontext sehr viel erfolgreicher verlaufen, als in Sprachen, in denen ähnliche Zeichen auch ähnliches bedeuten (wie in Wilkins Sprachkonstrukt).

Der Universalsprachentwurf nach Wilkins hatte mit noch mehr Problemen zu kämpfen, insbesondere stellte die Klassifikation aller denkbaren (und damit potentiell in der Sprache zu verwendenden) Dinge Wilkins vor schwer bewältigbare Herausforderungen.4 Dennoch empfand ich die Beschäftigung mit ihr als lohnend, nicht zuletzt, weil viele der seltsamen Eigenschaften des Textes meines Lieblingsforschungsobjektes (dem Voynich Manuskript) durch einen ähnlichen Sprachentwurf erklärt werden könnten. Diese Idee hatte bereits einer der angesehensten Kryptoanalytiker des 20. Jahrhunderts, der Amerikaner William F. Friedman.5  Problematisch an dieser Hypothese war nur, dass das Voynich Manuskript mit einiger Sicherheit schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Prag kursierte, die ersten Plansprachen a priori aber scheinbar erst über ein halbes Jahrhundert später entworfen wurden (George Dalgarno 1661 und eben Wilkins 1668). Vor kurzem konnte aber gezeigt werden, dass bereits zum Anfang des 16. Jahrhunderts Methoden niedergelegt wurden, deren Anwendung etwas erzeugt, das den Eindruck erwecken kann, ein Text eines Universalsprachentwurfs zu sein, in Wirklichkeit aber ein Chiffrentext ist. Aber dazu hab ich ja schon mal was geschrieben.

So, von den zwei Versprechen, die ich im letzten Post gab, habe ich jetzt das erste eingelöst und damit das andere auch ein wenig wegprokrastiniert. Aber auch da geht es voran. Gut Ding will Weile haben…

______________________________

  1. Niemand weiß so genau, zu welchem Zeitpunkt der Mensch anfing, seine Sprache, die sich wahrscheinlich grundlegend von Tierkommunikationssystemen unterscheidet (ich schrieb darüber), auszubilden. Ist vielleicht mal einen eigenen Post wert.
  2. Diese Unterscheidung wurde schon 1903 in der Histoire de la langue universelle von Couturat und Leau vorgenommen.
  3. Leider habe ich online keine vollständige Ausgabe gefunden – vielleicht hat ja jemand mehr Glück und schickt mir den Link, dann kann ich ihn einbauen. Müsste sich aber wohl um Bilder handeln – da im Original sehr viele Stammbäume abgedruckt sind, düften automatische OCR-Scans Probleme haben.
  4. Der Versuch der Sammlung und Kategorisierung aller Konzepte durch Wilkins und seine Mitstreiter, die er in der Royal Society gewann/zwangsverpflichtete, wird sehr anschaulich im Roman Quicksilver, dem ersten Teil des Baroque Cycle von Neal Stephenson beschrieben.
  5. Den Gepflogenheiten eines Kryptologen entsprechend hinterließ Friedman seine Vermutung in einem in einer Fußnote verstecktem Anagramm, das viel zu lang war, als dass man es hätte lösen können: “I put no trust in anagrammic acrostic cyphers, for they are of little real value – a waste – and may prove nothing -finis.” Nach seinem Tod war Elizebeth Friedman, seine Witwe und ebenso eine bekannte Kryptoanalytikerin, so gut, die Welt aufzuklären: “The Voynich MSS was an early attempt to construct an artificial or universal language of the a priori type. – Friedman.”

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/968

Weiterlesen

Streng geheim? Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck als Freimaurer

Die Freimaurerei stellte im geselligen 18. Jahrhundert einen der bedeutensten Geheimbünde dar. Zahlreiche bekannte Adlige, Intellektuelle und Kaufleute bevölkerten die freimaurerischen Logen, die sich seit Beginn des Jahrhunderts von Großbritannien aus rasch auf dem Kontinent verbreitet hatten. Auch nach der Französischen Revolution von 1789, die entgegen vieler anders lautender Verschwörungstheorien nicht von den Freimaurern geplant worden war, sondern insbesondere die französische Freimaurerei in eine tiefe Krise führen sollte, riss das Interesse an den Logen und den in ihnen gepflegten Ritualen nicht ab. Der Adel, der im Ancien Régime noch stark die Logen frequentiert hatte, wich um 1800 jedoch mehr und mehr der aufstrebenden bürgerlichen Elite.

 

Das Engagement Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dycks, der nach dem Einmarsch der Franzosen vom Altgrafen zwischenzeitlich zum einfachen “Citoyen” geworden war, innerhalb der napoleonischen Freimaurerei ist somit durchaus auffällig. Hierbei ist zu beachten, dass Napoleon die Logen für seine Sache zu nutzen wusste und sie letztlich sogar durch seinen Archichancelier Cambacérès beaufsichtigen ließ.

Ein Beitrag der Netzbiographie fragt nach den Gründen, die Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck dazu veranlassten, diesem “diskreten Netzwerk” beizutreten. Dabei zeichnet sich ab, dass es nicht nur politisches Kalkül war, das ihn zur freimaurerischen “Arbeit” berief.

 

Martin Otto Braun

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/221

Weiterlesen

Rezensionsüberblick 7/2013 | #HistMonast

Seit Dezember erscheint hier auf dem Gemeinschaftsblog “Ordensgeschichte” ein monatlicher Rezensionsüberblick, zu dessen Erstellung alle Interessierten herzlich eingeladen sind.   Für den nun folgenden Überblick über Rezensionen, die im Juli 2013 online erschienen sind, wurden sehepunkte, H-Soz-u-Kult, recensio.net, H-Net Reviews, Reviews in History, H-ArtHist, histara, The Medieval Review, IASLonline, Concilium medii aevi und die Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ausgewertet; die Zusammenstellung muss sich aber künftig natürlich nicht darauf beschränken. Wer sich in Zukunft beteiligen oder Ergänzungen anbringen möchte, ist herzlich eingeladen.   Die Rezensionen [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5407

Weiterlesen