Cicero schreibt in seinem Buch De officiis (Vom pflichtgemäßen Handeln) diese schönen Worte, von denen einige auf die Philosophen Panaitios und Poseidonios zurückgehen, die wir heute der mittleren Stoa zurechnen. Ich hab einmal ein paar Passagen zusammengestellt, weil ich glaube, es lohnt sich Cicero auch dann zu lesen, wenn man nicht ausschließlich an der Philosophiegeschichte forscht. – Und lassen Sie sich nicht durch die altertümliche Sprache abschrecken. Das ist die des 19. Jhs., in dem die Übersetzung erstellt wurde, nicht „Ciceros Sprache“: „I 12. [Die] … Cicero: „Die Natur verbindet durch die Vernunft den Menschen mit dem Menschen“ weiterlesen →
Cicero: „Die Natur verbindet durch die Vernunft den Menschen mit dem Menschen“
Cicero schreibt in seinem Buch De officiis (Vom pflichtgemäßen Handeln) diese schönen Worte, von denen einige auf die Philosophen Panaitios und Poseidonios zurückgehen, die wir heute der mittleren Stoa zurechnen. Ich hab einmal ein paar Passagen zusammengestellt, weil ich glaube, es lohnt sich Cicero auch dann zu lesen, wenn man nicht ausschließlich an der Philosophiegeschichte forscht. – Und lassen Sie sich nicht durch die altertümliche Sprache abschrecken. Das ist die des 19. Jhs., in dem die Übersetzung erstellt wurde, nicht „Ciceros Sprache“: „I 12. [Die] … Cicero: „Die Natur verbindet durch die Vernunft den Menschen mit dem Menschen“ weiterlesen →
Vortrag von Andreas Bendlin zu Migration und Religion im antiken Rom
Professor Dr. Andreas Bendlin von der University of Toronto zeichnet ein differenziertes Bild von der Vielfalt römischer Religionen. Nicht die harmonische Koexistenz, wie oftmals postuliert, sondern Konkurrenz und auch Angst vor „Überfremdung“ kennzeichneten das religiöse Leben der Einwanderungsgesellschaft in Rom. Eine Zusammenfassung des Vortrags finden Sie hier.
Transfusionsstationen als Gemeinschaftsprojekt?
Der Zentralausschuss des ČSČK in Prag richtete am 8. Juli 1966 einen Brief Nr. 4 an alle Bezirksausschüsse sowie an den Slowakischen Aussschuss in Bratislava und die ČSČK-Schule in Líšeň. Auch das ČSČK in Pilsen erhielt diesen Brief, der konkrete Anweisungen für die künftige Zusammenarbeit mit den Transfusionsstationen enthielt. Diese sollten nach den Wünschen des Zentralausschusses ab 1967 zu Gemeinschaftsprojekten verschiedener Akteure werden.
Auf Seite 3 des insgesamt 18-seitigen Briefes formulierten Jiří Klučera (Leiter der Organisationsabteilung) und Josef Bukovanský (Vizevorsitzender des Zentralausschusses) drei Kernaufgaben im Bereich der Blutspende. Das ČSČK praktizierte demnach: a) Die Anwerbung von Blutspendern, die sich vorrangig an ehrenamtliche Blutspender richtete, b) Propaganda zur Blutspende, die der Erziehung zu Blutspendern diente und c) die Auszeichnung von Blutspendern.
[...]
Red Faction Guerrilla – Protest, Revolte und Revolution in und mit digitalen Spielen
von Clemens Reisner*
Digitale Spiele zu spielen, heißt oftmals, und insbesondere wenn es sich um Actionspiele handelt, sich im Abwehrkampf zu üben. Schon seit Space Invaders gilt das Prinzip, dass es dann am Spannendsten wird wenn gegen eine drückende aber eben nur scheinbar unbesiegbare Übermacht anzugehen ist. Der Abwehrkampf ist aber noch nicht unbedingt gleichbedeutend mit Protest und schon gar nicht mit Revolte oder Revolution. Im Gegensatz zur Reform, der es um systemimmanenten Umbau geht und dem Protest der auf Missstände bloß hinweist, ist es der Revolte und Revolution darum bestellt sich außerhalb eines als defizitär und dysfunktional wahrgenommenen Systems zu stellen, es zu stören oder zum Stocken zu bringen um es schließlich ganz überwinden zu können. Es gilt also
„(…) daß jeder revolutionären Erschütterung ein gesellschaftliches Bedürfnis zugrunde liegen muß, dessen Befriedigung durch überlebte Einrichtungen verhindert wird.“[1]
Es liegt auf der Hand, dass es bei alldem wesentlich darauf ankommt was von wem wie als ausreichend defizitär oder dysfunktional definiert wird um seine gewaltsame Beseitigung zu rechtfertigen.[2] Die hier genannten Begriffe des Protests, der Revolte und der Revolution sind aus diesem Grund schillernd, notorisch unscharf und nur schwer zu abstrahieren.
[...]
Geschichte subjektiv erzählt in den sozialen Medien: das „Madeleine Project“ (Mittwochstipp 100)
Für unseren 100. Mittwochstipp möchten wir ein etwas weniger akademisches (aber doch historisch orientiertes) Vorhaben vorstellen, nämlich das Madeleine Project, ein kollaboratives Projekt, das von der Journalistin Clara Beaudoux 2015 auf Twitter lanciert wurde und nun in Form von einer … Weiterlesen →
„Sport helps us understand who we are and where we belong“: Crossfit und Religion?
„Sport helps us understand who we are and where we belong. It enables us to connect with ourselves and each other inspite of a disconnected world“ (Crossfit Anthem 2011).
Ende 2015 entzündete sich im Zusammenhang mit einer Studie von Studierenden der Harvard Divinity School (HDS) eine emotionale Debatte, öffentlich ausgetragen in verschiedenen Blogs und der New York Times. Das Thema, Crossfit und Religion, würde hierzulande wohl kaum Beachtung finden. In den USA jedoch ist dazu eine fortdauernde Diskussion entstanden, an der sich vor allem auch evangelikale Kirchen beteiligen, die im wachsenden Phänomen Crossfit durchaus Potenzial für ihre eigene Arbeit sehen.1
Worum genau ging es dabei? Laut einer Studie gehören von den sogenannten Millenials in den USA, jungen Menschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren, weit weniger einer Kirche an als das noch bei ihren Eltern der Fall war. Dennoch seien sie auf der Suche nach Gemeinschaft und Spiritualität, die sie dann in Organisationen anderer Art finden würden.
[...]
Mahlzeit: Zu Tisch in Ostindien?
Esther Helena Arens
Im gutsortierten Laden des Maritiem Museum Rotterdam habe ich dieses Jahr eine Postkarte mit einem Bild von Harald Vlugt gefunden, laut Copyrightangabe das Werk Groeten uit BAZ (Bergen aan Zee), nicht datiert und mit diesen Stichworten auch nicht im Internet wiederauffindbar. Auf der Papierversion ist ein Tisch zu sehen, darauf ein rechteckiges Stück Papier, darüber eine weiße Tischdecke hingeworfen, dann ein Glas, eine Rebe roter Trauben, eine Artischocke, weiße Trauben, zwei Zitronen, schließlich auf einem weißen Teller drei Fische, ein großer silbriger und zwei Knurrhähne. Eine kurze Recherche im Netz legt nahe, dass solcherart nüchterne und reduzierte Stillleben typisch sind für das 20. Jahrhundert. Es gibt zahlreiche digitale Reproduktionen von Bildern mit Fischen und Zitronen, als ob damit, jenseits des Symbolgehalts, vor allem Komposition, Form und Farbe eingeübt werden sollten.
Als Historikerin denke ich bei diesem Bild sowohl an die Kargheit der Nachkriegsjahre in den Niederlanden als auch an Italien und das dolce vita, an den grauen Norden wie den warmen Süden. Ich frage mich, wofür die Kargheit steht, für künstlerischen Minimalismus oder den Mangel, ob die rote Farbe des einen Fischs und die gelbe der Zitronen ein Verblassen oder ein Erleuchten ist, und ob die Lebensmittel für ein Essen von mehreren Personen dienen sollen und das eine Glas für den Koch ist, der gleich ein Messer in die Hand nimmt.
[...]
Fahrt ins Ruhrgebiet mit Professor Rückriem
(Text eines unbekannten Verfassers) Im Wintersemester 1953/54 organisierte Professor Rückriem eine Exkursion ins Ruhrgebiet, die uns vor allem mit Formen und Arbeitsbedingungen der modernen Industriegesellschaft bekannt machen sollte. Fast 30 Mitglieder unseres Semesters nahmen an der Fahrt teil. Sie führte … Weiterlesen →
Aldo Moro Opernheld
Ein zahlreiches und begeistertes Publikum wohnte am Freitag, dem 9. Dezember 2016, im Teatro Palladium zu Rom der Weltpremiere von „Un’infinita primavera attendo“ (Einen nicht endenden Frühling erwarte ich) bei, einer Kurzoper in einem Prolog und neun Szenen mit Aldo Moro als Protagonisten. Eine Verspätung der historiographischen Auseinandersetzung mit dem 1978 von den Roten Brigaden ermordeten Christdemokraten und zweimaligen italienischen Ministerpräsidenten beklagt im Programmheft der veranstaltenden Accademia Filarmonica Romana deren Präsident Paolo Baratta. Man habe deshalb zur hundertsten Wiederkehr von Moros Geburtstag gemeinsam mit dem Istituto della Enciclopedia Italiana Treccani einen Impuls geben wollen, einen Impuls in Form eines Auftrags zur Komposition einer Aldo Moro-Oper. Herausgekommen ist in jedem Fall ein wieder überzeugendes Zeichen des Engagements der altehrwürdigen (deswegen keineswegs angestaubten) römischen Musikakademie für die Neue Musik und für Italiens junge Komponistengeneration. Sandro Cappellettos Text ist kein wirklich politischer Operntext und schon gar kein agitativer. Aldo Moro alias Il Presidente (Daniele Adriani, Tenor) wird vor allem in seinen christlich-humanistischen Zügen gezeichnet und über eine Sequenz mehr oder weniger distinkter Bilder in dieser seiner Gesinnung bestätigt. Aber er ist von Anfang an vor allem Opfer, Opfer einer alles beherrschenden Feindseligkeit und Gewaltsamkeit zumal zwischen den ideologisch verhärteten politischen und gesellschaftlichen Fronten. Moros unablässiges Bemühen, Brücken zu schlagen und Prioritäten der Menschlichkeit und des Dialogs zu setzen, führt ihn in erschütternde Konfrontationen mit einer sich intellektuell gebärdenden, aggressiv herausfordernden Presse, mit von Kommunistenangst neurotisierten politischen „Partnern“ – glänzend die Szene mit dem amerikanischen Senator (Giorgio Celenza, Bass, zugleich dritter Journalist) auf einer Hotelterrasse in Puerto Rico – sowie mit dem rigorosen Apparat der Heiligen Kirche.
[...]