Vortrag von Dominik Geppert und Thomas Weber: „Militärische und geistige Mobilisierung an den Universitäten Bonn und Oxford“, 23.9., 15.30 Uhr
Die Referenten vergleichen die Studentenschaft und den Lehrkörper der Bonner und Oxforder Universität, was dem Thema eine intergenerationelle und eine internationale Perspektive gibt. Sie stellen die These auf, dass gerade im Bildungsbürgertum die Begeisterung für den Krieg in beiden Universitätsstädten besonders enthusiastisch war. Diese belegen sie mit der Anzahl der freiwilligen Kriegsdienstleister, die bei beiden Universitäten über die Hälfte der Studentenschaft ausmacht. Danach folgt eine Betrachtung der Studentenschaften und Professoren der beiden Universitäten, die die Gründe für einen Vergleich nahelegen. Zunächst wird festgestellt, dass es Unterschiede in der Sozialisation der deutschen und britischen Studenten gibt, jedoch die Gemeinsamkeiten den Ausgangspunkt des Vergleiches bieten. Neben der Universität verband die Städte, dass sie eher klein waren und eine ähnliche Studentenzahl hatten. Aber auch die Rolle der Universität als Ausbildungsstätte der Hohenzollern und die Universität Oxford als „finishing school des britischen Establishments“ verbinden sie. Der Blick wird anschließend auf die Sozialisation der Studenten- und Professorenschaft gelegt. Dabei lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen: Vor allem das Verständnis der Professoren als “objektive Wissenschaftler”, jedoch auch die Ambivalenz zwischen der nationalbejahende Haltung einerseits und der internationalen Kooperation der Gelehrten und Studenten andererseits, wird betont. Hierbei nehmen beide Referenten Bezug auf den Vortrag von Jay Winter, der auch die Internationalität der Wissenschaft thematisierte.
Zum Schluss stellen beide Referenten die Frage, was Studenten dazu motiviert hat, freiwillig in den Krieg zu gehen. Geppert und Weber sehen die Rolle des Nationalismus und Militarismus nur als geringfügig ausschlaggebend an. Das Pflichtgefühl, das aus der Sicht der Zeitgenossen zu Unrecht angegriffene Vaterland zu verteidigen, betrachten sie hingegen als bedeutenderen Auslöser. Auch der Gruppenzwang spiele eine Rolle unter Studenten, denn „keiner will hinter dem anderen zurückbleiben“. Die Rolle der Professoren während des Kriegs wird ebenfalls von den Referenten abschließend bewertet: Insgesamt sind die Aktivitäten der Professoren als Impuls zu sehen, selbst etwas für den Krieg und das Vaterland beizutragen.
Vortrag von Dominik Geppert und Thomas Weber: „Militärische und geistige Mobilisierung an den Universitäten Bonn und Oxford“, 23.9., 15.30 Uhr
Die Referenten vergleichen die Studentenschaft und den Lehrkörper der Bonner und Oxforder Universität, was dem Thema eine intergenerationelle und eine internationale Perspektive gibt. Sie stellen die These auf, dass gerade im Bildungsbürgertum die Begeisterung für den Krieg in beiden Universitätsstädten besonders enthusiastisch war. Diese belegen sie mit der Anzahl der freiwilligen Kriegsdienstleister, die bei beiden Universitäten über die Hälfte der Studentenschaft ausmacht. Danach folgt eine Betrachtung der Studentenschaften und Professoren der beiden Universitäten, die die Gründe für einen Vergleich nahelegen. Zunächst wird festgestellt, dass es Unterschiede in der Sozialisation der deutschen und britischen Studenten gibt, jedoch die Gemeinsamkeiten den Ausgangspunkt des Vergleiches bieten. Neben der Universität verband die Städte, dass sie eher klein waren und eine ähnliche Studentenzahl hatten. Aber auch die Rolle der Universität als Ausbildungsstätte der Hohenzollern und die Universität Oxford als „finishing school des britischen Establishments“ verbinden sie. Der Blick wird anschließend auf die Sozialisation der Studenten- und Professorenschaft gelegt. Dabei lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen: Vor allem das Verständnis der Professoren als “objektive Wissenschaftler”, jedoch auch die Ambivalenz zwischen der nationalbejahende Haltung einerseits und der internationalen Kooperation der Gelehrten und Studenten andererseits, wird betont. Hierbei nehmen beide Referenten Bezug auf den Vortrag von Jay Winter, der auch die Internationalität der Wissenschaft thematisierte.
Zum Schluss stellen beide Referenten die Frage, was Studenten dazu motiviert hat, freiwillig in den Krieg zu gehen. Geppert und Weber sehen die Rolle des Nationalismus und Militarismus nur als geringfügig ausschlaggebend an. Das Pflichtgefühl, das aus der Sicht der Zeitgenossen zu Unrecht angegriffene Vaterland zu verteidigen, betrachten sie hingegen als bedeutenderen Auslöser. Auch der Gruppenzwang spiele eine Rolle unter Studenten, denn „keiner will hinter dem anderen zurückbleiben“. Die Rolle der Professoren während des Kriegs wird ebenfalls von den Referenten abschließend bewertet: Insgesamt sind die Aktivitäten der Professoren als Impuls zu sehen, selbst etwas für den Krieg und das Vaterland beizutragen.
Ein Jahr „Netz und Werk“ – Geschichtswissenschaft zwischen E-Journal und Blogosphäre
aussichten Nr. 31 [28.12.2012]: Neue Einträge bei aussichten-online.net; Digest 01.12.2012-31.12.2012
Europa bauen?
aventinus nova Nr. 40 [30.08.2012]: Strukturwandel des deutschen Nationalismus? Die Haltung der Frankfurter Nationalversammlung zu den nationalen Minderheiten
Die völkische Bewegung: Protest und Identifikation durch Mythenbildung
Die Geschichte der völkischen Bewegung beginnt mit der deutschen Nationalstaatenbildung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Über die nationalsozialistische Ideologie hinaus beeinflusst sie auch heute noch den modernen Rechtsextremismus. In Ausgabe 13/2012 diskutieren wir mit dem Historiker Uwe Puschner über Trans-
formationsprozesse und Mythenbildung im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Die völkische Bewegung entsteht als als heterogene nationalistisch-reformerische Protestbewegung auf rassenideologischer Grundlage – Identifikationsmerkmal und historische Begründung ist die Rückbesinnung auf die Germanen. In Opposition zum Christentum wird eine neue Germanenideologie formuliert. In Anlehnung zum Nationalismus definiert sich auch die völkische Bewegung über Sprache und Kultur, andere Fundamente bilden lebensreformerische Bewegungen als Reaktion auf die urbane Gesellschaft und die Neuorientierung des Menschen.
Auch in der nationalsozialistischen Ideologie finden sich viele Elemente der völkischen Weltanschauung, mit der Machtübernahme Hitlers 1933 verliert die völkische Bewegung jedoch mehr und mehr an Bedeutung. Mit Uwe Puschner sprechen wir über die Erosion der völkischen Bewegung, darüber, wie sich die beiden Ideologien in ihren Elementen und Zielen unterscheiden und die völkischen Elemente im Rechtsextremismus der Gegenwart.
Und hier die Timeline zum Gespräch
02:07 Begriff „völkisch“ und die Anfänge der völkischen Bewegung
05:57 das aufstrebende Bürgertum als Protagonisten der bewegung
08:05 Geschichtskonstruktionen im 19. Jahrhundert
11:10 Formulierung einer neuen Germanenideologie
14:09 Konkurrenzbewegungen? NS-Ideologie und völkische Bewegung
22:14 Politisches Ziel: ständisch organisierter Führerstaat
25:32 Erosion der völkischen Bewegung ab 1925
29:01 Kulturjournalismus und Gustav Frenssen
33:00 Völkische Elemente im Rechtsradikalismus
39:09 Montagsradio-Fragebogen
Erinnerung an das andere Europa
Die taz hat einen diskussionswürdigen und lesenwerten Artikel des schottischen Historikers Neal Ascherson publiziert. In einem kurzen historischen Überflug erinnert der Autor an historische Projekte, die eine europäische Einigung als Möglichkeit für Freiheit und Gleichheit betrachteten.
Der historische Teil, aber auch der ganze Beitrag, verfolgt im Ansatz ein Europa “von unten”. Das liest man bei Historikern eher selten. So liefert die Geschichte der kleinen Enklave Le Moresnet/Amikejo Stoff für ein Gemeinwesen ohne nationalistische Mobilisierung – die Story ist wirklich gut. Und Ascherson erinnert an den “Widerstandsfrühling”, der im Laufe des Jahres 1943 begann und gegen 1948 im Kalten Krieg endete. Ascherson ist in der Formulierung sehr vorsichtig. Deutlicher sagte es einmal Harvey Goldberg worum es in diesem Widerstandsfrühling ging:
There was a European left. It wasn’t a left created by the communists. It wasn’t a left responsive to the Russians and it’s revolutionary desire. It was a left of people. People who have fought the resistance and wanted something else.
Aschertons politische Schlüsse finde ich deshalb zu vage. Und analytisch hätte ich mir etwas mehr Schärfe und Entschiedenheit gewünscht. Doch die Hinweise waren hilfreich. Und offensichtlich sollte man beim Thema Europa auch einen Blick in das Buch The New Old World von Perry Anderson werfen.
Einsortiert unter:Linke Debatte
Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/04/29/erinnerung-an-das-andere-europa/