Die Kriegsverbrecherlobby – Bundesdeutsche Hilfe für im Ausland inhaftierte NS-Täter
Herbert Kappler war zwar kein Hundertjähriger als er am 15. August 1977 aus dem Fenster eines römischen Militärkrankenhauses stieg und verschwand. Zudem ist nicht einmal sicher, ob Kappler sich – wie von den Boulevard-Medien seinerzeit kolportiert – überhaupt aus seinem Zimmer im dritten Stock abseilen musste, um in die Freiheit zu gelangen. Ein Methusalem war er in gewisser Hinsicht aber dennoch: 32 Jahre hatte der ehemalige SS-Mann in italienischer Haft gesessen, ehe er bei einem Krankenhaus-Aufenthalt die Flucht ergriff. Somit gehörte er zu den letzten im westeuropäischen Ausland inhaftierten deutschen Kriegsverbrechern. Kappler hatte 1944 mit dem Massaker in den Fosse Ardeatine einen der grausamsten Massenmorde in Italien während des Zweiten Weltkriegs zu verantworten. Nach dem Krieg war er in Rom wegen der brutalen Erschießung von 335 Italienern zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt worden. In den drei Jahrzehnten seiner Haft wurde Kappler in Italien zunehmend zur Symbolfigur für die deutschen Besatzungsverbrechen. In der Bundesrepublik hingegen wurde er gern zum Opfer einer ungerechten und unbarmherzigen italienischen Kriegsverbrecherpolitik stilisiert.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2019/12/rezension-bohr-glahe/
Rezension: „Bilder als Botschaft“
In seiner Erzählung Blumfeld, ein älterer Junggeselle lässt Franz Kafka 1915 seinen Protagonisten eine französische Zeitschrift aufschlagen: „Er schlägt das Heft, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, Blatt für Blatt sorgfältig zu wenden, an einer beliebigen Stelle auf und findet dort ein großes Bild. Er zwingt sich, es genauer anzusehen. Es stellt die Begegnung zwischen dem Kaiser von Rußland und dem Präsidenten von Frankreich dar. Sie findet auf einem Schiff statt. […] Blumfeld betrachtet allmählich das Bild mit mehr Teilnahme, hält es dann ein wenig entfernt und sieht es so mit blinzelnden Augen an. Er hat immer viel Sinn für solche großartige Szenen gehabt. Daß die Hauptpersonen so unbefangen, herzlich und leichtsinnig einander die Hände drücken, findet er sehr wahrheitsgetreu.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/12/02/rezension-dussel-bilder-als-botschaft/
#durchsichten Sammelbd.: Fascism without Borders Transnational Connections and Cooperation between Movements and Regimes in Europe from 1918 to 1945
Land’s End – Der Ort der „Topographie des Terrors” im Spiegel zeitgenössischer Fotografie
Die Stiftung Topographie des Terrors lädt zu Filmvorführung, Buchpräsentation und Podiumsgespräch ein.
Dienstag, 3. September 2019, 19:00 Uhr
Filmpräsentation: „Bodenproben” (Dokumentarfilm, 1987, 30 Minuten, Regie: Riki Kalbe), Buchpräsentation und Podiumsgespräch: Michael Disqué, Andreas Gehrke, Klaus Hesse und Felix Hoffmann (alle Berlin)
Moderation: Ulrich Tempel
Topographie des Terrors, Auditorium
Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin-Kreuzberg
Eintritt frei
Seit den frühen 1980er Jahren findet das Gelände, auf dem 1987 die Dokumentation „Topographie des Terrors” eröffnet wurde, das Interesse von künstlerischen Fotografen.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/08/27/lands-end-der-ort-der-topographie-des-terrors/
Stillstand der Körper im Krieg
German Refugee Rabbis in the United States of America, 1933–1990
Emil Nolde – eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus
Diese Ausstellung – eine Kooperation der Neuen Nationalgalerie Berlin mit der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde – wirft einen neuen Blick auf Emil Nolde, den wohl berühmtesten „entarteten Künstler“, der gleichzeitig auch NS-Parteimitglied war: Welche seiner Werke wurden im nationalsozialistischen Deutschland toleriert und welche nicht? Und wie wirkte sich das „Dritte Reich” auf Noldes Schaffen und seine Selbstwahrnehmung aus?
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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/04/09/emil-nolde-deutsche-legende/
Die Erben der Arisierung
Erinnern und Wahrhaftigkeit sind von zentraler Bedeutung in einer Zeit, in der antisemitische Ressentiments zunehmen und bei Meinungsumfragen mehr als fünfzig Prozent der Befragten mit dem Begriff Auschwitz nichts anzufangen wissen. Zum Erinnern an die Zeit des Nationalsozialismus gehört auch ein wenig beachtetes, aber bis heute wirksames Ereignis: Die „Arisierung“ genannte Enteignung der deutschen und europäischen Juden.
100 Jahre Familientradition?
Den Anfang machte eine E-Mail vom 20. Juni 2014, Adressat war der Freie Autor und Journalist Armin H. Flesch in Frankfurt am Main. Geschrieben hatte ihm der Enkel eines ehemaligen Frankfurter jüdischen Unternehmers, dessen Firma Mitte der Dreißigerjahre arisiert worden war. Achtzig Jahre später behaupteten die Nachkommen des einstigen Ariseurs wahrheitswidrig, ihr Unternehmen blicke auf „100 Jahre Familientradition“ zurück.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2019/03/erben-der-arisierung/
Dr. Nikolaus Simmer
Als Dr. Nikolaus Simmer 1940 das Amt des Koblenzer Oberbürgermeisters antrat, zählte er bereits zu den schillerndsten Persönlichkeiten der regionalen „Prominenz“ des Dritten Reiches: Infolge seiner Freundschaft mit Gustav Simon, dem späteren Gauleiter und berüchtigtem Vorkämpfer des Nationalsozialismus im südlichen Rheinland, machte Simmer Karriere: Zunächst Kreisleiter und Vorsitzender der NSDAP-Fraktion im Trierer Stadtrat, zog er 1933 in das Landratsamt des Kreises Trier-Land ein. Zwei Jahre später wurde er Gauwirtschaftsberater von Koblenz-Trier und schrieb sich die Überwindung der Winzernot auf die Fahnen. Simmer wurde zum (Mit-)Organisator der bis dahin größten Weinabsatzkampagne des Dritten Reiches: Er startete im Wettstreit mit Simons pfälzischem Rivalen Bürckel eine reichsweite Sonderaktion zur Förderung des Weinkonsums. Die von ihm initiierte Idee der„Weinpatenschaften“ avancierte zum Kernstück der NS-Weinpropaganda.
Der Referent Dr. Christof Krieger, Leiter des Mittelmosel-Museums in Traben-Trarbach, erforschte in seiner Doktorarbeit an der Universität Trier die nationalsozialistische Weinpropaganda an Mosel, Saar und Ruwer. Die Doktorarbeit wurde im Sommer 2018 publiziert und liegt bereits in zweiter Auflage vor.
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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2019/03/nikolaus-simmer/