[Es handelt sich im folgenden um eine adaptierte Version der Einleitung des soeben im Mandelbaum-Ver...
Projekt Sumerian Game: Digitale Rekonstruktion eines Spiels als Simulation eines Modells
“simulation — The representation of physical systems by computers, models, and associated equipment.” – Glossary of Terms in the Field of Computers and Automation1
“A game is a human player simulation of a dynamic model of some abstract, symbolic or real-world process.” – Clark C. Abt: Education is Child’s Play2
Das älteste Geschichte inszenierende digitale Spiel
Wie ich an anderer Stelle bereits ausgeführt habe, hat mich das Jahr 2017 auf der Suche nach dem ältesten digitalen Spiel mit historischem Inhalt zum Sumerian Game geführt und damit auf eine lange Reise durch die Jahre 1962-1968 zurück bis ins Jahr 3500 vor Christus: Also passenderweise im doppelten Sinn eine Reise an den Anbeginn, einmal an den der schriftlich erfassten Menschheitsgeschichte und dann noch an den digitaler Spiele, die diese Geschichte verarbeiteten. Ein Zufall, der den Beteiligten wohl kaum bewusst war. Die zentrale Idee des Spiels war es, die Spielenden in die Rolle dreier aufeinander folgender Herrscher des Stadtstaates Lagash im Mesopotamien des 4.
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Jäger des verlorenen Spiels – IBM: The Sumerian Game
Für den Arbeitskreis Geschichtswissenschaften und Digitale Spiele hat sich Tobias Winnerling auf die Suche nach dem ältesten Computerspiel mit einem Setting in der alten Geschichte gemacht. Seine Überlegungen zur Machbarkeit einer Rekonstruktion des verschollenen Spiels werden demnächst auf dem Blog des AKGWDS erscheinen [wird hier verlinkt sobald online]. Für Spiel – Kultur – Wissenschaften hat der wagemutige Historiker seine Recherchen zu dem verlorenen Spiel niedergeschrieben:
von Tobias Winnerling*
[29. November 2017, Lille, Maison européenne des sciences de l’homme et de la société, ca. 09:00] Ich hänge am letzten Tag der DHNord 2017 in der hintersten Reihe des Vortragssaals auf zwei Stühlen, lege die Beine hoch und versuche verzweifelt, meinen Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt scheint es mir noch, als sei der Schwächeanfall bloß die Folge einer unguten Kombination aus zu viel Arbeit, Mangel an Schlaf und dem Abend zuvor, der im Kollegenkreis an der Bar – möglicherweise ein bisschen zu spät – geendet hat. Vielleicht aber hat mich an diesem Morgen auch der Hauch eines Fluchs aus der Tiefe der Zeit angeweht…
„Der Herr hat mich in seinem Zorn böse angeschaut, / der Gott hat sich in seiner Wut gegen mich gewandt, / die Göttin, die mir zürnt, hat mich krank gemacht, / der Gott, den ich kenne oder nicht kenne, hat mich bedrückt, / die Göttin, die ich kenne oder nicht kenne, hat mir Leid zugefügt…“
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Selbstversuch: Wenn zwei Historiker ein Spiel machen…
„Einer der letzten Päpste […] hat kraft seiner Herrschaft über die Welt diese Inseln und dieses ozeanische Festland besagtem König und besagter Königin und ihren Nachfolgern in diesen Königreichen, unseren Herren, mit allem, was darin ist, zum Geschenk gegeben […]. Nachdem nun Ihre Hoheiten dank dieser Schenkung Könige und Herrn dieser Inseln und Festlandsgebiete sind, und da einige Inseln mehr, ja fast alle, diesen solchermaßen installierten Königen und Herrn Gehorsam geleistet haben und ihnen nun dienen, wie es Untertanen obliegt, mit gutem Willen, ohne Widerstand und das geringste Zögern, da sie ferner, instruiert durch alles vorher Gesagte, die zu ihrer Missionierung zu unserem heiligen Glauben gesandten Ordensbrüder aufnahmen und ihnen gehorchten, und das alles dankbar und aus freiem Willen, und sich ohne Belohnung oder sonstige Bedingungen zu Christen bekehrten und es noch sind und Ihre Hoheiten […] sie dementsprechend wie die anderen Untertanen und Vasallen behandeln ließen, so seid ihr zu dem gleichen gehalten und verpflichtet.“ Aus dem Requirimiento[1]
Enthusiastische Dilettanten
Treffen sich zwei Historiker. Sagt der eine zum anderen, Sag‘ mal, wollen wir nicht zusammen ein Spiel basteln? Was so anfängt, ist entweder ein skurriler Witz oder aber der Beginn eines Experiments. Was kommt dabei heraus, wenn besagte Historiker nicht nur über digitale Spiele mit historischem Hintergrund schreiben, sondern sich auch in die Pflicht nehmen, selbst eins zu entwickeln? Wenn man die Mittel hat und den Aufwand nicht scheut, vielleicht etwas wie Valiant Hearts.
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Raketenstart 2016: Der Jahresbericht
Mit der Energie eines Raketentriebwerks drang der Arbeitskreis 2016 in viele Arbeitsfelder vor. Diese Anfänge lassen auf eine nachhaltige, aktive Zukunft hoffen. (Abb. Auszug Screenshot, Civilization 6 PC, Nolden)
Wenn man nicht mehr weiter weiß…
In aller Munde ist zurzeit, wie fürchterlich doch das Jahr 2016 gewesen sei. Wer die außenpolitischen Krisen beobachtet, schwelende Kriege und Konflikte oder die Schärfe religiös und politischer motivierter Gewalt, der kommt nicht umhin, aus den Erfahrungen von 2016 wenig erfreut nach 2017 zu blicken. Auch im akademischen Bereichgibt es große Probleme, insbesondere für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ist die Stellenlage grundsätzlich schon desolat, (be)fristen Wissenschaftlerinnen und Wissenschafler in den meisten Fällen ihr Dasein auf Stellen, die nur selten langfristige Perspektiven bieten. Diese Struktur ist nicht nur für die persönliche Lebensplanung bedauerlich.
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Eine verpasste Chance der Geschichtswissenschaft? Eine historische Perspektive des Jahres 2049 auf damals.
von Daniel Giere*
Wir schreiben das Jahr 2049: Laut der aktuellen 51. JIM-Studie werden „analoge“ Bücher nur noch von rund 6 % der 12- bis 19-Jährigen täglich oder mehrmals pro Woche gelesen. Das digitale Spiel konnte indessen seinen Siegeszug fortsetzen und wird inzwischen von 99 % der Jugendlichen täglich über mehrere Stunden hinweg konsumiert [1]. Vergleicht man dieses Ergebnis mit den fast historisch anmutenden Werten der JIM-Studie des Jahres 2013, welche erstmalig die freizeitliche Mediennutzungsintensität analoger Bücher geringer als die digitaler Spiele ausmachte [2], stellt sich der Historiker doch die begründete Frage: „Wie konnten nur digitale Spiele innerhalb so kurzer Zeit zum weltweiten Leitmedium emporsteigen?“
Eigentlich ist das kaum verwunderlich, vermochte das digitale Spiel doch schon 1993 die visuelle Wahrnehmung des Menschen – annähernd – dreidimensional zu simulieren. Die VR-Systeme der 2010er Jahre ließen Immersion und Engagement in immer realistischeren Rezeptionssituationen zu. Wurden in den Jahren 2012 bis 2014 die Fantastereien einer universitären Ausbildung von Pro-Gamern der Webserie Video Game High School noch herabwürdigend belächelt, stellt 2049 die Ausbildung von „Pro-Gamern“ einen wichtigen und die Entwicklung digitaler Spiele sogar einen fächerübergreifend integralen Bestandteil des Studienangebots dar. Die Entwicklerinnen und Entwickler digitaler Spiele besannen sich alsbald darauf eine stärkere Subjektorientierung zu etablieren.
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