Quelle: https://visual-history.de/2024/07/16/cfp-bagger-halden-silbersee/
„Lauchhammer ist mein New York“
Visuelle Erzählungen des technischen Wandels
Alexander Kraus: Innerhalb der von Ihnen beiden konzipierten Ausstellung „Fortschritt als Versprechen. Industriefotografie im geteilten Deutschland“, die im Deutschen Historischen Museum noch bis zum 29. Mai 2023 zu sehen sein wird, ergründen Sie anhand vier unterschiedlicher Industrien die Bildsprache der auftragsgebundenen Industriefotografie. Neben der Stahl-, Chemie- und Textilindustrie ist auch der Automobilindustrie ein eigenes Ausstellungskapitel gewidmet, in dem auch das Wolfsburger Volkswagenwerk eine größere Rolle spielt (Abb. 1). Können Sie anhand dieses Beispiels die Idee und These der Ausstellung einmal im Kleinen durchspielen?
Public Visual History zur Industriekultur
Industriekultur in Berlin, Brandenburg und Luxemburg
Nach dem Industriezeitalter kommt die Industriekultur. Fotografie spielt dabei eine wichtige Rolle. Und ehemalige Industrieanlagen bilden beliebte fotografische Motive. Im Seminar „Public Visual History“ beschäftigten sich Studierende des Masterstudiengangs Public History an der Freien Universität Berlin mit der Geschichte der Industriekultur in Berlin, Brandenburg und Luxemburg. Auf dem Instagram-Kanal von Visual History stellten die Studierenden ihre Texte und Fotos vor und kombinierten somit Public und Visual History.
Hanno Hochmuth
Quelle: https://visual-history.de/2023/03/28/hochmuth-public-visual-history-zur-industriekultur/
Energie und Ästhetik
Ein Jahr, bevor Wolfsburg im Zuge der kommunalen Gebietsreform praktisch über Nacht zur Großstadt werden sollte, schuf Heinrich Heidersberger an einem klaren Novembermorgen des Jahres 1971 mit Kraftwerk der Volkswagen AG die wohl beeindruckendste und zugleich auf eigentümliche Weise auch unwirklichste Fotografie aus seiner Stadt: Sie zeigt mit Blick über das Hafenbecken in totaler Frontalität das Kraftwerk als die zentrale Energieversorgungseinheit des Volkswagen-Konzerns, dessen Gründung die Stadt ihre Existenz verdankt. Aufgrund der langen Belichtungszeit manifestiert sich in der Fotografie der aufsteigende Rauch des Kraftwerks zu undurchdringlichen Schwaden, hinter denen Teile der Kraftwerksarchitektur verschwinden und der an den Schloten zu abstrakten weißen Schlieren gerinnt (Abb. 1)
Das Wasser des Stichkanals wirkt wie zugefroren. Die in die Tiefe des Bildes fluchtende Versorgungsbrücke, die „über“ den Köpfen der Betrachterinnen und Betrachter beginnt, scheint den Real- und Bildraum miteinander zu verbinden, wodurch eine immersive, in das Bildgeschehen hineinziehende Wirkung entfaltet wird. Das quer zur Bildebene liegende Binnenschiff, dessen stark angeschnittener leerer Frachtraum die Fotografie nach unten hin begrenzt, verankert die Perspektive zugleich örtlich: Der ebenfalls stark angeschnittene Steuerstand verbindet visuell die Betrachterseite des Stichhafens mit der Architektur des Kraftwerks auf der gegenüberliegenden Seite. Durch diese visuelle Kopplung der verschiedenen Bereiche findet das den Wirtschaftszyklus bedingende Zusammenspiel von Ressourcen (Kohle), Transportmedium (Wasser) und Verbraucher (Kraftwerk) in der Fotografie eine adäquate Entsprechung.
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Quelle: https://visual-history.de/2021/11/24/energie-und-aesthetik/
Was ist deine Arbeit wert?
Es ist auf den ersten Blick erkennbar, wer auf dieser Aufnahme des Hobbyfotografen Günter Franzkowiak aus dem Jahr 1975 die Hauptrolle spielt: ein Lohnzettel, oder, um genau zu sein, gleich drei davon. Die Blicke der drei Arbeiter des Volkswagenwerks in Wolfsburg lenken auch den des Betrachters unweigerlich auf jenen Papierstreifen, den der Arbeiter im Arbeitskittel am linken Bildrand in den Händen hält. Mit prüfendem Blick, sein Kinn berührt dabei fast seine Brust, scheint er Zeile für Zeile die Zahlen zu studieren, wirkt es doch so, als gleite sein rechter Daumen an diesen entlang, um sich vom ordnungsgemäßen Zustand derselben zu überzeugen.
Bemerkenswert ist, dass er sich dabei gewissermaßen über die Schulter blicken lässt, denn direkt neben ihm, zur Bildmitte hin, nimmt auch ein Kollege den Lohnstreifen in Augenschein. Es mutet an, als habe dieser selbst nur wenige Momente zuvor die eigene Verdienstabrechnung kritisch studiert, die er etwas angespannt mit beiden Händen festhält. Für diese Lesart spricht, dass er den Umschlag der Lohnabrechnung zwischen Mittel- und Ringfinger der linken Hand geklemmt hat: geschwind den Umschlag aufgerissen, den Lohnzettel herausgefischt und nachgesehen, was unter dem Strich herausgekommen ist. Ob die beiden ihr paralleles Zahlenstudium auch kommentierten? Denkbar wäre es.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/05/20/was-ist-deine-arbeit-wert/
Kollegen bei der Arbeit
Innerhalb des weit gefächerten Feldes der auf sozialdokumentarische Inhalte ausgerichteten Fotografie nimmt der Bereich der Arbeiterfotografie einen umfangreichen, häufig politisch und sozialkritisch motivierten eigenen Bereich ein. Vor allem im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung und der Wirtschaftskrise zwischen den beiden Weltkriegen im 20. Jahrhundert entwickelte sich die authentisch von Arbeitern fotografierte Arbeitswelt mit ihren Schilderungen von Produktions- und Arbeitsbedingungen zu einem auch agitatorisch eingesetzten eigenen Bereich der Fotografie. Von der beschreibenden Darstellung bis hin zu über Missstände aufklärenden Gesichtspunkten gehört die Arbeiterfotografie bis heute zu wichtigen bildjournalistischen Inhalten.
Das Thema der Arbeit und das mit ihr verbundene, von sozioökonomischen Bedingungen abhängige soziale Leben sowie die physiognomische Prägung des Individuums durch seinen Beruf gehören darüber hinaus zu fotografisch und konzeptionell ebenso vielfach wie unterschiedlich behandelten künstlerischen Inhalten. Hierfür beispielhaft können seit dem frühen 20. Jahrhundert fotografische Positionen wie die von Lewis Hine (1874–1940), der sich unter anderem mit dem Thema der Kinderarbeit beschäftigte, oder später Walker Evans (1903–1975) oder Dorothea Lange (1895–1965) angeführt werden. In den 1930er Jahren gehörten die beiden letztgenannten zu den von der amerikanischen Regierung beauftragten Fotografinnen und Fotografen, die innerhalb des Farm Security Administration-Programms zur Verbesserung der Lebenssituation verarmter Farmer und Landarbeiter deren Leben in den Südstaaten Amerikas während der großen Depression aufnahmen.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/04/24/kollegen-bei-der-arbeit/
Günter Franzkowiak: Arbeit
Das Genre der Arbeiterfotografie erlebte, nachdem sie eine erste Hochphase in der Weimarer Republik erfahren hatte – in jenen Jahren oftmals mit deutlich agitatorischem, propagandistischem Hintergrund –, in der jungen Bundesrepublik eine zweite Blüte, wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen. Warum das so war, brachte der Industriefotograf Peter Keetman rückblickend anschaulich auf den Punkt. Als er 1953 nach Wolfsburg reiste, um für drei Tage ganz ohne Auftrag, aber mit Erlaubnis der Werksleitung im Volkswagenwerk zu fotografieren, erlebte er, wie er viele Jahre später sagen sollte, die „aufregendsten Tage in meinem langen Berufsleben“ – und dies nicht ohne Grund: „Es gab keine Einschränkungen, keine Tabus. Ich war auf einmal frei, niemand befahl mir, was ich zu tun hatte. Unglaublich.“[1] Seine damals entstandenen Aufnahmen zählen heute zu den Klassikern der Industriefotografie, sie markieren Gijs van Tuyl zufolge einen „Meilenstein“ in deren Entwicklung.[2] Mit seinem Fokus auf Linienverläufe und Lichtreflexe sind es vor allem seine Detailaufnahmen bereitliegender Kotflügel, Türen, Stoßstangen, Radkappen und anderer Bauteile, in denen sich sein „abstrahierende[r] Blick […] jenseits der Alternative von Sozialreportage und Maschinen-Verklärung“ manifestiert.[3]
Aus dem gleichen Jahr stammen auch Aufnahmen des gelernten Werkzeugmachers Günter Franzkowiak, der schon Anfang der 1950er Jahre begonnen hatte, während der Arbeitszeit im Volkswagenwerk zu fotografieren – auch er arbeitete, abgesehen von einzelnen Fotografien, um die er durch Vorgesetzte gebeten wurde, ganz ohne Auftrag und nicht minder frei wie Peter Keetman.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2019/04/17/guenter-franzkowiak-arbeit/
Hydroelektrische Projektionen
Tagung: Bilder aus den Bergwerks- und Hüttenbetrieben
Fotografien Krupp’scher Kanonen auf den Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts als Ausdruck des Wettkampfs der Nationen und der Unternehmen, demonstratives Vorführen des sozialen Engagements von Unternehmern, mediales Agitationsmittel im Kampf um die Rechte der Arbeitnehmer, Darstellung der geologischen Wunder unter Tage oder Lehrmittel neuer Abbau- und Fördermethoden: Für die stolzen Besitzer von Gruben oder Stahl- und Hüttenwerken gab es viele Möglichkeiten des Einsatzes und der Verwendung fotografischer Aufnahmen.
Anlässlich der Freiberger Tagung bieten internationale Experten vertiefende Einblicke in die vielfältigen Produktionsintentionen und Entstehungskontexte fotografischer Ansichten und fotografischer Repräsentationsalben aus den Bergwerks- und Hüttenbetrieben im Zeitraum von ca. 1890 bis 1920. Die Konferenz vergleicht somit erstmalig den Hintergrund dieser exquisiten und exemplarischen Bilder und diskutiert Logiken, Traditionen, Konventionen und lokale Besonderheiten in den Sammlungen internationaler Museen identifizierter Konvolute.
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Quelle: https://www.visual-history.de/2018/04/17/tagung-bilder-bergwerks-und-huettenbetrieben/