Émile Durkheims Begriff der sozialen Gesundheit als soziologische Dystopie – von Marco Hohmann

Émile Durkheim bildet historisch wie aktuell einen weitgehend unhinterfragten methodologischen Grundpfeiler der empirischen und strukturalistischen Soziologie. In seinen Regeln der soziologischen Methode entwirft er das Konzept der sozialen Gesundheit als einen gesellschaftlichen Idealzustand. Die Aufgabe der Soziologie ist es ihm zufolge, eine Anweisung an die soziale Praxis…

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/9945

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,,Life is feudal: Your own“ – Ein Erfahrungsbericht über räumliche Abhängigkeiten, gildenähnliche Sozialstrukturen und eine meditative Eigendynamik

 

Vierzehn wagemutige AbenteurerInnen aus drei unterschiedlichen Volksgruppen, eine natürliche, ursprüngliche Spielwelt – frei von menschlichen Einflüssen – aber voller gefährlicher Wildtiere: Das als „real life Medieval simulator“[1] beworbene Massively Multiplayer Online Role Play Game Life is Feudal: Your own[2] versetzt seine Spieler auf eine abgeschiedene Insel, auf der es im Rahmen eines mittelalterlich angehauchten Settings gilt, durch virtuell harte Arbeit die unberührte Spielwelt nach den individuellen Vorstellungen zu verändern, Siedlungen und Wege zu errichten, sowie diese zu verteidigen. Die Fülle an verschiedenen erwerbbaren Fertigkeiten und Fähigkeiten und die dadurch notwendigen Spezialisierungen der Spieler macht es anfangs nötig, in kooperativer Form durch den Zusammenschluss Gleichgesinnter zuallererst das Überleben zu sichern. Von fundamentaler Bedeutung für den Fortbestand der Gemeinschaft scheint das Verschaffen von Orientierungs- und Überblickswissen durch jeden einzelnen „player historian“[3], verbunden mit dem genrespezifisch so nötigen Wissenstransfer.

Es ist der 8. August 1016 und man trifft sich beim Lagerfeuer zwischen Binnensee und Olymp. Einige haben bereits erste einfache Schlafplätze errichtet und warten auf die letzten Reisenden, die nunmehr aus allen Himmelsrichtungen der Inselwelt eintreffen. Als alle beim Lagerfeuer eingetroffen sind, ist die Dunkelheit verzogen.“[4]



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Quelle: http://gespielt.hypotheses.org/993

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Quellen zur Wirtschaftsgeschichte Frankreichs: der Service des Archives de l´Economie et de la Finance (SAEF) und sein Portal (Mittwochstipp 96)

Wie das Außen- und das Verteidigungsministerium hat auch das französische Wirtschaftsministerium seinen eigenen Archivdienst, in dem ebenfalls die Archivbestände des Finanzministeriums aufbewahrt werden. Die Altbestandsabteilung dieses Archivdienstes heißt Service des Archives de l’économie et de la finance (SAEF, früher CAEF) … Weiterlesen

Quelle: https://francofil.hypotheses.org/4565

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Boten des Kolonialreichs. Opernhäuser als sozialer Raum in Algerien, 1830-1882

Am 12. November 1830 – knapp vier Monate nach der französischen Einnahme Algiers – ordnete der machthabende General Clauzel an, dass in der Stadt ein Theater gebaut und mit italienischen Opern bespielt werden möge. In der Folge entwickelte sich in der Kolonie eine lebhafte Theater- und vor allem Opernlandschaft: zunächst in Algier (etwa im 1853 eröffneten Théâtre Impérial), dann auch in anderen algerischen Städten .

Rund um den Opernbetrieb existierten verschiedene Netzwerke, die sich mit der fortschreitenden Landnahme Frankreichs auch nach Algerien ausweiteten. Die Einbindung der Kolonien in ein solches Netzwerk hatte für diese imperiale Peripherie weitreichende Folgen. Opernhäuser waren Teil einer Reorganisation des kolonialen Raumes und verdeutlichten die neue Ordnung. Gleichzeitig dienten sie als Mittel zur Rechtfertigung der Herrschaft und zur Rückbindung an die Metropole.

Die Théâtre Impérialgeplante Arbeit nimmt ihren Ausgangspunkt in der Annahme, dass es sich bei Opernhäusern nicht um rein funktionelle Gebäude zum Kulturkonsum handelt, die in einer separaten Sphäre losgelöst von ihrem Umfeld existieren.

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Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/2780

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Ein Brief und zwei Reisen nach Spanien

Das Schreiben an Kaiserin Maria Anna (1606-1646), von dem hier die Rede sein soll, führt eine wichtige Funktion der Kaiserin vor Augen, über die wir im allgemeinen aber nur selten Informationen finden: Wie bei allen Fürstinnen zählte die Unterstützung von Hilfsbedürftigen zu ihren Obliegenheiten. Arme und Kranke, Witwen und Waisen, verabschiedete Soldaten oder mittellose Studenten und bedürftige Geistliche, aber auch langjährige Hofbediente wandten sich an sie mit der Bitte um finanzielle Unterstützung oder Fürsprache bei der Bewerbung um eine Stelle oder ein Hofamt.

Christliche Nächstenliebe und Mildtätigkeit waren dabei für die Fürstin allgemein nicht nur Bestandteil eigener Frömmigkeit, sondern auch Teil ihrer Vorbildfunktion für Untertanen hohen und niedrigen Standes. Wenn sich in jedem Jahr Dutzende, ja Hunderte von Personen mit Bitten um Almosen oder sonstigen Beistand an die Kaiserin wandten, war das Ausdruck ihrer hervorgehobenen sozialen Position – Fürstinnen und Fürsten waren aus Sicht der Zeitgenossen zu standesgemäßer Milde und Almosenspende geradezu verpflichtet.

Leider sind direkte, schriftlich vorgetragene Bitten an die Kaiserin kaum überliefert. Nur für eine kurze Zeitspanne aus den Jahren 1636 und 1637 haben einige Hundert solche Suppliken1 an Kaiserin Maria Anna, die Gemahlin Kaiser Ferdinands III.2, überlebt.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/126

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Ein Treffen geistlicher Reichsfürsten in Köln

Der militärische Sturmlauf Gustav Adolfs ab dem Jahr 1631 zerstörte nicht nur die kaiserliche Vorherrschaft im Reich, sondern zwang auch viele katholische Reichsstände dazu, ihre Territorien zu verlassen: Exil fanden viele von ihnen in der Reichsstadt Köln. Das überrascht nicht, denn die Stadt am Rhein galt nicht nur als kaisertreu und katholisch, sondern war zudem auch gut befestigt. Im Laufe der Jahre flüchteten eine ganze Reihe von geistlichen Reichsständen nach Köln, unter ihnen der Kurfürst von Mainz, die Fürstbischöfe von Worms, Würzburg und Osnabrück sowie der Fürstabt von Fulda und die Fürstäbtissin von Essen. Da auch viele Domkapitulare aus den betroffenen Hochstiften sowie Mitglieder vieler Ordensgemeinschaften Zuflucht innerhalb der Kölner Mauern suchten, erschien die Stadt in diesen Jahren katholischer und klerikaler denn je. Hans-Wolfgang Bergerhausen hat in seiner monumentalen Studie zu „Köln in einem eisernen Zeitalter. 1610-1686“ dieses Phänomen beschrieben (S. 101-110).

Bedeutsam war vor allem, daß viele hochrangige Reichsfürsten wie die oben genannten vertreten waren. Sie machten Köln in diesen Jahren zu einem „Zentrum des katholischen Reichs“ (Bergerhausen).

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/994

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Zum Tag der Daten-Einheit

Als würde die Literaturgeschichte uns nicht schon vor genug ungelöste Rätsel stellen, dekuvrierte Frank Fischer im Gemeinschaftsblog weltliteratur.net letzte Woche ein weiteres: Bei Studien zu Datumsangaben in literarischen Werken fiel ihm auf, dass diese in unterschiedlichen Übersetzungen teilweise deutlich voneinander abweichen. Er trägt eine ganze Reihe solcher Beispiele zusammen und stellt schließlich die Frage, ob sie bloß das Resultat einer Serie von Versehen sind, oder ob es vielleicht Gründe dafür gibt, dass Übersetzer|innen die von den Autor|innen vorgegebenen Daten mutwillig veränderten. 

Die Übersetzer sind so frei?

Zahlen, so meint man, sprechen eine deutliche Sprache, die in allen Übersetzungen gleich lauten müsste. Dass dem nicht immer so ist, zeigt Frank am Beispiel von Shakespeares Othello:  Dort wurde offenbar der Einhaltung des Versmaßes höhere Priorität eingeräumt wurde als der Nennung der exakten Zahl von Galeeren (106 statt 107, witzigerweise innerhalb eines Gesprächs, wo niemand sich über den tatsächlichen Umfang der Flotte im Klaren ist). Eine solche Erklärung ist jenseits von Lyrik und Versdramen eher untauglich – weshalb aber verändern sich Zahlen und Datumsangaben auch im Übersetzungsprozess von Prosa?

20030614-204 Marseille Château d'If From Ferry
Castell D’If By wpopp  CC-BY-SA-3.

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Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1813

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Ausstellungsbericht: Spettacolo barocco! Triumph des Theaters

Spettacolo barocco! Triumph des Theaters – Bericht zur Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum vom 3. März 2016 bis 30. Januar 2017

Marko & Sabrina-Victoria Deisinger (Wien)

Derzeit präsentiert das Österreichische Theatermuseum im Wiener Palais Lobkowitz die Ausstellung Spettacolo barocco! Triumph des Theaters. Den Kern der Ausstellung bilden Objekte aus den reichhaltigen Barockbeständen des Theatermuseums. Während aus der Sammlung der Handzeichnungen so wertvolle Objekte wie Ausstattungsentwürfe und Kostümfigurinen der einst im Dienst der Habsburger stehenden Künstler Lodovico Ottavio Burnacini, Antonio Daniele Bertoli und Giuseppe Galli Bibiena stammen, sind der Sammlung der Theatergrafik seltene Kupferstiche und Radierungen entnommen, welche die in der Schau thematisierten Theateraufführungen und Feste in Bild und Wort festgehalten haben. Ergänzt werden diese Exponate durch Zeichnungen, Modelle, Gemälde, Partituren, historische Musikinstrumente sowie originale Kostüme, Requisiten und Kulissenteile von Leihgebern aus dem In- und Ausland, z.

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Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/869

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Orientalische Manuskripte in der Gymnasialbibliothek


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„Handschrift, H 17 cm, B 12,5 cm; geglättetes Baumwollpapier, 148 beschriebene Seiten; Titel fehlt. Roter Saffianeinband mit Goldprägung“. (Lehrerbibliothek des Christianeums, Beschreibung 1878)

Die  „Arabische[n]  Handschriften“ der Lehrerbibliothek des Christianeums in Altona (Hamburg)  wurden zum ersten und letzten Mal 1878 beschrieben, und zwar von Marx Johannes Friedrich Lucht (1804-1891), Direktor und Bibliothekar der Anstalt.

Seine Darstellung leitete er folgendermaßen ein:

Die Bibliothek besitzt 12 Bände und Stücke Arabischer Handschriften. Die Notizen über Verfasser, Titel und Inhalt der Schriften entnehme ich aus dem mir vorliegenden, Hamburg, den 24. Decemb. 1798 datirten Schreiben eines mit der Arabischen Sprache und Litteratur wohlbekannten Mannes, Ant.

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Quelle: http://histgymbib.hypotheses.org/2037

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Die resiliente Gesellschaft

ÜBERLEGUNGEN ZU EINER KULTURAUFGABE IM ZEITALTER DES MENSCHEN

Ob Klimawandel, Flüchtlingskrise, Ressourcenmangel, Urbanisierung oder Stress am Arbeitsplatz – Resilienz wird als ein Konzept gehandelt, das erfolgversprechende Antworten für unterschiedliche Herausforderungen und Krisen in sich birgt. Mit einem Buchprojekt will ForChange an den Potenzialen dieses Ansatzes anknüpfen und gegenwärtige Konzeptualisierungen und Anwendungen von Resilienz aufzeigen. Das folgende Abstract, das hier zur Diskussion gestellt wird, kündigt einen Aufsatz an, der dazu beitragen will.

Jochen Ostheimer (LMU München)

Im sozioökologischen Diskurs ist mit „Resilienz“ ein neues Schlagwort aufgetaucht, das schnell eine große Faszination entfaltet hat. Das Konzept der Resilienz als der Fähigkeit, auf äußere Störungen kompetent zu reagieren, hat verschiedene Ursprünge und Anwendungsbereiche; im Folgenden wird es allein mit Blick auf „sozioökologische Systeme“ diskutiert. Dabei wird die These vertreten, dass Resilienz umfassend als Kulturaufgabe zu verstehen ist. Damit ist gemeint, dass Resilienz als Zielgröße der gesellschaftlichen Transformationen, die dazu dienen sollen, die Gesellschaft auf die bereits angebrochenen gewaltigen Umweltveränderungen vorzubereiten, nur zu erreichen ist, wenn bei den vorzunehmenden Weichenstellungen die tief sitzenden kulturellen Praktiken, Gewohnheiten, Denkweisen, Wahrnehmungsmuster und Machtkonstellationen umfassend berücksichtigt werden.

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Quelle: http://resilienz.hypotheses.org/1078

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