Wahrnehmung von Kriegspropaganda in Zeitungen

Julia Traxl

 

Zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung war im Ersten Weltkrieg die Tagespresse der wichtigste Träger der Kriegspropaganda. Dabei sollte die innere Stimmung sowohl politisch als auch kulturell gelenkt werden. Inwieweit dies gelang oder misslang, ist in der Forschung umstritten. So argumentiert beispielsweise der Historiker Jörn Leonhard in seiner großen Studie zum Ersten Weltkrieg, die erhoffte Wirkung der Propaganda sei im Verlauf des Krieges, da die zunehmenden Manipulationen in der Berichterstattung immer deutlicher zutage traten, in ihr Gegenteil umgeschlagen. Sie habe letztlich zu einem Glaubensverlust gegenüber dem eigenen Staat geführt.[1] Dieser konstatierte Verlust an der Glaubwürdigkeit der Zeitungen zeigt sich auch bei August Jasper. Da er das Wirken der Propaganda in der Tagespresse über die vier Kriegsjahre hinweg immer wieder benennt, lässt sich anhand seiner Kommentare eine Politisierung nachzeichnen. Gegen Ende des Krieges stand er dem Staat schließlich kritisch gegenüber.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/561

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Der Feind in meinem Bild

Lisa Ovelhey

Film und Fotografie entwickelten sich im Ersten Weltkrieg zu den Medien der Berichterstattung.[1] Vor allem letztere – darunter nicht selten Momentaufnahmen des Krieges – machten den Frontalltag auch für die Familie und Freunde in der Heimat sicht- und greifbar. Durch die fortschreitende Technik und die Verfügbarkeit von Kameras war es vermehrt auch den einfachen Soldaten möglich, ihre Erfahrungen fotografisch festzuhalten. Dies führte zu einem Nebeneinander von privaten wie offiziellen Kriegsaufnahmen, die in Umlauf gebracht wurden.[2] Viele dieser Aufnahmen lassen sich auch auf Feldpostkarten wiederfinden. Zu den Motiven gehören dabei vor allem landschaftliche Darstellungen oder Aufnahmen von Kirchen oder anderen Gebäuden – wobei diese nicht selten in ihrem zerstörten Zustand festgehalten und verschickt werden – sowie Bilder deutscher Soldaten und hergerichteter Friedhöfe. Auch der Tod oder das Sterben der Soldaten waren laut dem Historiker Gerhard Paul häufig auf Bildpostkarten oder versandten Fotografien zu finden.[3]

August Jasper verschickte während seiner Zeit an der Front insgesamt circa 400 Briefe; separat dazu noch einmal 34 zusätzliche Feldpostkarten.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/374

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„Das musst du am besten wissen“


Die unfreiwillige Veränderung der Frauenrolle unter dem Druck des Ersten Weltkrieges

Kristina Waltering

„Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und dem plötzlichen Aufbruch von Ehemännern, Söhnen oder Vätern in den Krieg“, so der Historiker und Feldpostbriefexperte Peter Knoch, „wurde vielen Frauen ein existentieller Rollenwechsel abverlangt“.[1] Waren viele Frauen noch vor Kriegsbeginn nicht erwerbstätig,[2] mussten sie nun einen erheblichen Teil des Arbeitskräfteausfalls kompensieren, der durch den Kriegsdienst der Männer hervorgerufen wurde.[3] Zudem fanden sich nicht wenige in der „Ernährerfunktion“ wieder, waren nun anstatt des Mannes für das Wohlergehen der Familie verantwortlich.[4]

Dies trifft auch auf Bernhardine Jasper zu. Wie aus den Briefen ihres Mannes August Jasper hervorgeht, führt „Dina“ das Malergeschäft während seiner Abwesenheit alleine weiter, kümmert sich um die Ernte aus dem eigenen Nutzgarten und versucht mit weiteren kleinen Nebenverdiensten die Familie zu ernähren. Knoch ist der Ansicht, dass Frauen, die mit einem Mal auf sich allein gestellt waren, eine „erzwungene Emanzipation“ erlebten – eine Veränderung ihrer Frauenrolle, die vielen widerstrebte und oft nicht bewusst war.[5] Trifft das auf Dina Jasper zu? Obwohl die Briefsammlung August Jaspers nur seine Perspektive aufzeigt, ermöglicht sie doch einen Einblick in das Leben von Dina und zeigt, wie sie mit der neuen Situation umgeht.

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Quelle: https://feldpost.hypotheses.org/400

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Ein Telefon im Kaiserpalast (II)

Nachdem der Kaiserpalast in Beijing noch vor dem Ende des Kaiserreiches einen Telefonanschluss erhalten hatte[1], wollte der durch die Revolution von 1911 abgesetzte Xuantong-Kaiser Puyi (1906-1967; reg. 1908/09-1912), der auch nach der Errichtung der Republik bis ins Jahr 1924 im Palast wohnen durfte, einen privaten Telefonanschluss:

The household, of course, received every conceivable objection to this proposal. They said, for example, that if it were publicly known that the emperor was on the telephone his enemies would make a practice of ringing him up and making insulting remarks. Finally, however, he got his way, and for the first time a telephone was installed in the emperor’s private quarters. That he made abundant use of his new plaything was a fact which  I soon had good reason to know.[2]

Wie der letzte Kaiser in seiner Autobiographie schrieb erhoben zahlreiche Mitglieder des Hofstaates gewichtige Einwände gegen diesen Wunsch des damals vierzehnjährigen (Ex-)Kaisers. Sie hielten es für möglich, dass zahlreiche Anrufer “die Majestät des Himmlssohnes” beleidigen könnten.[3]



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Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1680

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Hof und Heimat als Rückzugsort vor dem Krieg

Niklas Maximilian Schepp

 

„Wenn Ihr mit die Arbeit Nicht fertig werden könnt, laß ruhig liegen, den je größer der Hunger wird je eher ist alle, b[l]os[s] soviel das Frau und Kinder was zu Essen habt. Sonst laßen sie uns Urlaub geben. Ihr müßt nur sehen wenn ich nicht in Urlaub komme, wie Ihr am leichsten mit der Arbeit fertig werd, und das der Acker nicht ganz verwilder, und alle etwas bestellt wird, den ich habe wenig Spaß davon.“[1]

So schreibt der Landwirt Heinrich Echtermeyer am 20. März 1917 in einem Feldpostbrief von der Front an seinen Bruder. In seinen überlieferten Feldpostsendungen wird fortwährend deutlich, wie sehr er sich um die Bestellung seiner Äcker sowie um die Versorgung seines Viehs sorgt.

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Quelle: https://feldpost.hypotheses.org/590

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Die Abschiedsformel als Spiegel des Erlebten.

Jakob Heyman

 

„Nun sch[l]ieße ich, und hoffe das Du schreibst was das alle gibt und das bald Friede wird, und das ich glücklich zurückkomme. Darum zu Gott beten. Es herzlich Dein Bruder Heinrich Auf Fröhliches Baldiges Wiedersehen“.[1]

Heinrich Echtermeyer an seinen Bruder Bernhard Echtermeyer, letzte Seite des Feldpostbriefes vom 18. Januar 1917.
Heinrich Echtermeyer an seinen Bruder Bernhard Echtermeyer, letzte Seite des Feldpostbriefes vom 18. Januar 1917.

Diese Verabschiedung wirkt auf den ersten Blick beinahe übertrieben lang. Trotzdem sind ähnlich lange Verabschiedungen in Echtermeyers Briefen keine Seltenheit.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/559

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Naturerfahrung


Das Zusammenspiel von Wetter und Kriegsmoral

Maximilian Schulze Niehues

 

“[…] mit Macht kommt der Frühling ins Land, er zieht aber auch in unsere Herzen,gibt uns Kraft und Mut und stimmt uns freudiger wie hoffnungsvoller.”

(Fritz Nollenberger Nr. 53, an die Eltern am 18.4.1942)[1]

In den Worten Fritz Nollenbergers tritt das Zusammenspiel von jahreszyklischen Beschreibungen oder solchen der erfahrenen Natur sowie der Motivation des Frontkämpfers deutlich zutage. In diesem konkreten Fall aus dem Zweiten Weltkrieg wird das Naturerleben – schöpft doch der Soldat durch die aufblühende Natur neue Motivation für das weitere Kriegsgeschehen – zur Kommunikation von Empfindungen instrumentalisiert.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/441

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Rückzug in das Gewöhnliche.


Immer nur die gleichen ‚Floskeln‘?

Fabian Köster/Dennis Krause

In der Forschung reduziert sich das Phänomen der Sprachlosigkeit in Feldpostbriefen zunächst auf drei Ursachen: die Angst vor der Zensur, die intendierte Schonung der Rezipienten und ein Sprachverlust in Folge des Erlebens beispiellosen Grauens.[1] Demnach würde ein Frontsoldat, ein leeres Blatt Papier vor Regen und Schmutz schützend, im Schützengraben kauern und überlegen, bevor er den Stift ansetzt: Was darf, will und kann ich nicht schreiben? Bereits eine solch simple Übertragung auf eine konkrete Situation vermittelt, dass eine solche retrospektive Kategorisierung an ihre Grenzen stößt. Denn natürlich werden Soldaten auch einfach ‚drauf los‘ geschrieben haben, nicht immer darauf bedacht, ihre Gedanken einer rationalen Prüfung zu unterziehen. Wenn Heinrich Echtermeyer immer wiederkehrende Begrüßungs- und Abschiedsformeln in scheinbar mechanischer Manier aufs Papier bringt, dann wirken jene Formulierungen dennoch vordergründig funktionell, ja beinahe floskelhaft.

Heinrich Echtermeyer an seinen Bruder Bernhard Echtermeyer, Feldpostkarte vom 15. Oktober 1916.
Heinrich Echtermeyer an seinen Bruder Bernhard Echtermeyer, Feldpostkarte vom 15. Oktober 1916.

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Quelle: http://feldpost.hypotheses.org/197

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Rückzug in das Gewöhnliche.


Immer nur die gleichen ‚Floskeln‘?

Fabian Köster/Dennis Krause

In der Forschung reduziert sich das Phänomen der Sprachlosigkeit in Feldpostbriefen zunächst auf drei Ursachen: die Angst vor der Zensur, die intendierte Schonung der Rezipienten und ein Sprachverlust in Folge des Erlebens beispiellosen Grauens.[1] Demnach würde ein Frontsoldat, ein leeres Blatt Papier vor Regen und Schmutz schützend, im Schützengraben kauern und überlegen, bevor er den Stift ansetzt: Was darf, will und kann ich nicht schreiben? Bereits eine solch simple Übertragung auf eine konkrete Situation vermittelt, dass eine solche retrospektive Kategorisierung an ihre Grenzen stößt. Denn natürlich werden Soldaten auch einfach ‚drauf los‘ geschrieben haben, nicht immer darauf bedacht, ihre Gedanken einer rationalen Prüfung zu unterziehen. Wenn Heinrich Echtermeyer immer wiederkehrende Begrüßungs- und Abschiedsformeln in scheinbar mechanischer Manier aufs Papier bringt, dann wirken jene Formulierungen dennoch vordergründig funktionell, ja beinahe floskelhaft.

Heinrich Echtermeyer an seinen Bruder Bernhard Echtermeyer, Feldpostkarte vom 15. Oktober 1916.
Heinrich Echtermeyer an seinen Bruder Bernhard Echtermeyer, Feldpostkarte vom 15. Oktober 1916.

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Quelle: https://feldpost.hypotheses.org/197

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antikes, interkulturelles Kulturmanagement

Primaporta

Augustus von Prima Porta – Herrscher, Friedensbringer, Kulturvereiner

“Anknüpfungspunkt” ist eines meiner Lieblingswörter, wenn es darum geht, wissenschaftliche Sachverhalte zu vermitteln. Historische und archäologische Forschungsfragen sind oft so spezialisiert, dass ihre Bedeutung sich nicht aus sich und der Präsentation von fertigen Ergebnissen heraus erklärt. Will man sie verständlich darstellen, muss man an das Vorwissen und die Lebensrealität der Zielgruppe anknüpfen. Diese kann die breite Öffentlichkeit sein, aber ebenso kann es darum gehen, Fachwissen über den disziplinären Tellerrand hinaus in andere Bereiche zu übertragen. Kürzlich habe ich ein schönes Beispiel dafür entdeckt, bei dem Informationen zur Antike auf modernes Kulturmanagement und umgekehrt Theorien zu Stadtentwicklung und Creative Cities auf die Antike angewendet werden.

Eleonora Redaellia, assistant professor für Kulturpolitik, -planung und -management an der University of Oregon, hat in der letzten Ausgabe von Urban Geography den Artikel „Becoming a creative city: perspectives from Augustus’ Rome“ publiziert. Sie ist weder Althistorikerin noch Archäologin, aber leitet mit ihrer Expertise für kreative, partizipative Stadtentwicklung aus kulturellen Strategien des augusteischen Roms mögliche Handlungsweisen für moderne Prozesse hin zu Creative Cities ab.



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Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1656

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