Geschichte Chinas im Bild: Fotosammlungen im Netz (III)

In den letzten Jahren wurden einige Sammlungen erschlossen und (zumindest teilweise) digitalisiert (wenngleich noch viele verborgene Schätze in Bibliotheken und Archiven auf Bearbeitung und Erschließung warten). Die über Bibliotheken und Institutionen in aller Welt verstreuten Sammlungen eröffnen faszinierende Einblicke in die Geschichte Chinas.

Einige dieser Sammlungen wurden bereits notiert (Teil I, Teil II), hier nun Teil III:

"Fort on the Peking Wall" - Isabella Chinese pictures, notes on photographs made in China ([n.d.])   Author: Bird, Isabella L. (Isabella Lucy), 1831-1904 Publisher: New York, Bowman

Isabella L. Bird: Chinese pictures, notes on photographs made in China (New York: Bowman [1900]): “Fort on the Peking Wall
Internet Archive

Nota bene: Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird nach und nach ergänzt und erweitert.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1140

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durchsichten: Deutscher Orientalistentag. Entanglements, Transfer und transnationale Geschichte — Europa und die Türkei im 16 bis 20. Jahrhundert

http://www.dot2013.de/programm/abstracts/entanglements-transfer-und-transnationale-geschichte-europa-und-die-turkei-16-jhd-20-jhd/ Das Panel des Deutschen Orientalistentages 2013 wirft eine Reihe von Schlaglichtern auf die Verflechtungs- und Transfergeschichte zwischen Europa und dem Osmanischen Reich/der Türkei vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts präsentiert und dabei neueste Forschungen zur transnationalen und zur Verflechtungsgeschichte. Die Beiträge – von frühneuzeitlichen Renegaten bis hin zu den Nazis und […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/11/4775/

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Münchener Digitalisierungszentrum der Bayerischen Staatsbibliothek mit neuem Internetauftritt

Das MDZ ist die zentrale Innovations- und auch Produktionseinheit der Bayerischen Staatsbibliothek für die Entwicklung, Erprobung und Inbetriebnahme neuer Produkte und Prozesse rund um das facettenreiche Großthema “Digitale Bibliothek”, derzeit im Besonderen für die Digitalisierung und Langzeitarchivierung. Als Referat Digitale Bibliothek der Abteilung Bestandsaufbau/Erschließung der BSB kümmert sich das MDZ neben der Erfassung, Erschließung und […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/11/4772/

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Buchpräsentation „Wiener Urbanitäten“, Wienmuseum 3.12.2013, 18:30

Dieser Tage erscheint der Band "Wiener Urbanitäten", in dem u.a. eine modifizierte Fassung meines Beitrags zum Wiener Fragamt abgedruckt ist; die Präsentation findet Dienstag in einer Woche statt:

Ort: Wienmuseum, Karlsplatz 8, 1040 Wien
Zeit: Di 3.12.2013, 18:30

„Wien ist anders“ – so lautet ein viel zitierter Satz aus der Wiener Image- und Tourismuswerbung. Differenz lässt sich als Signatur moderner Stadtkultur (nicht nur Wiens) verstehen. Der vorliegende Band folgt dieser Spur: Mit einer Reihe von historischen und ethnografischen Fallstudien, bebilderten Essays und Momentaufnahmen geht er Orten, Szenen, Bewegungen und Eindrücken (in) der Stadt nach und zeigt so eine Bandbreite städtischer Lebenswelten.

Das Herausgeberteam ist am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien tätig, an dem Stadtforschung zu einem Schwerpunkt wurde. Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die an der Vielfalt des Urbanen interessiert sind.

Eintritt frei!

In Kooperation mit dem Institut für Europäische Ethnologie und dem Böhlau Verlag


Schmidt-Lauber, Brigitta/Löffler, Klara/Rogojanu, Ana/Wietschorke, Jens (Hg.): Wiener Urbanitäten. Kulturwissenschaftliche Ansichten einer Stadt. (=Ethnographie des Alltags; 1). Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2013. [Verlags-Info, Inhaltsverzeichnis]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/565872733/

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Was ist Glück? 4/5: Deskriptiv vs. normativ

Ich hole mir ja meine Selbstbestätigung immer dadurch, dass ich mir anschaue, ob die Büsten unseres Seminars mir eher zustimmen oder eher nicht zustimmen. Nach den letzten drei Einträgen ist die Situation für mich leider immer noch unklar. Irgendwie sind jeweils zwei von dreien unglücklich mit meiner Auswahl von Glücksmodellen. Platon, Aristoteles und die Stoa (in Form ihres Gründers Zenon von Kition) versprechen uns nämlich eigentlich dasselbe: Die Antwort auf die Frage aller Fragen. Die Antwort darauf, was Glück ist. Aber die Gemeinsamkeiten halten sich doch in Grenzen: Aristoteles sieht Emotionen als essenziell an, die Stoa als gefährlich. Platon redet von der Idee des Guten, Aristoteles von theoretischem Wissen anderer Art. Die Stoa lehnt die Existenz von Ideen ab, Platon geht davon aus. Was bringt uns also die Beschäftigung mit diesen Modellen, wenn sie sich so stark von einander unterscheiden? Wieso gehen wir nicht anders an die Sache heran? Umfragebögen, Stifte, schlecht bezahlte studentische Hilfskräfte könnte man doch eigentlich auf die Straße schicken und einfach eine Umfrage starten lassen: “Darf ich Sie mal stören? – Was ist Glück für Sie?“ Dann hätte man (endlich mal) eine empirische Zusammenstellung von dem, was die Leute wirklich denken.

Ein Räuspern, eine Stirnfalte und einmal zurechtsetzen oder alternativ ein Lachen, das etwas Zeit überbrückt, wären die richtigen Reaktionen nach einer unangenehmen Frage, die die eigene Wissenschaft infrage stellt. – Oder aber die Umschulung zur Sozialwissenschaft.

Oder die Konfrontation mit einigen Argumenten: Wenn man eine solche Frage empirisch beantworten möchte, muss man entweder Antworten vorgeben, die man ankreuzen kann oder alle Antworten zulassen. Die erste Option ist unzulässig, weil man das im Kleinen macht, was man durch Ablehnung der weltfremden philosophischen Modelle im Großen vermeiden möchte: Den Leuten etwas vorgeben. Die zweite Option führt nicht weit, weil man gar nicht weiß, ob alle dasselbe im Kopf haben, wenn Sie antworten. Glück hat eben alltagssprachlich mindestens die Bedeutungen, die wir in „Was ist Glück? (1/5)“ kennengelernt haben. Ich meine, Sie könnten auch Fragen, „Was würden Sie für ein Schloss bezahlen?“. Verstehen Sie? Die Queen hätte eine andere Antwort als der Fahrradhändler. Man muss die Frage spezifizieren oder die Antworten klassifizieren, wodurch man wieder zur ersten Option gelangt.

Empirisch vorzugehen ist wichtig, kann aber nur den ersten Schritt liefern, von dem man ausgeht, vernünftig weiter zu fragen: Kann man Leute glücklich nennen, die in schlechten Situationen positive Neurotransmitter ausschütten? Ist Glück nichts weiter als Zufallsglück? Nichts anderes als fünfzig Euro zu finden, ein besonders gutes Eis gegessen zu haben? Oder bedeutet es doch etwas anderes? Hat es mit umfassenderen Problemen zu tun, wie unserer Natur als vernünftige Tiere? Mit der Ausprägung unserer Talente, auch wenn wir nicht immer Lust dabei empfinden? Ist jemand glücklicher zu nennen, der seinen warmen Mantel einer bedürftigen Person gibt und deshalb wegen der Kälte Unlust verspürt, als jemand, der Lust empfindet, während er Kaviar genießt? Wie ist eigentlich das Verhältnis zwischen Lust und Glück? Zwischen Altruismus und Glück? Zwischen natürlichen Anlagen und deren Aktualisierung?

Ich denke, auch wenn es sich ein wenig pathetisch anhört, sind diese Fragen fundamental, wenn wir wissen wollen, was Glückseligkeit wirklich ist. Die drei Modelle, die ich in den letzten Einträgen kurz anreißen konnte, bieten auf viele dieser Fragen Antworten, ohne in eigene Widersprüche zu verfallen. Welches Modell jetzt das richtige ist, das können Sie selbst herausfinden, wenn Sie Zeit finden, sich auf die wissenschaftlichen Diskussionen darüber einzulassen. Mit der Empirie alleine ist es jedenfalls nicht getan. Nur deskriptiv, also beschreibend, vorzugehen, reicht meiner Meinung nach deshalb ganz und gar nicht aus.

Sehen Sie das anders? Sind Sie Positivist? Oder sogar Positivistin? Dann kritisieren Sie mich bitte!

Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/165

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Drei Diplomarbeiten zur Geschichte Wiens in der Frühen Neuzeit

Am Hochschulschriftenserver der Universität Wien stehen u.a. folgende Diplomarbeiten zur Geschichte Wiens in der Frühen Neuzeit zum Download bereit:

Maurer, Maximilian: Das Hofquartierwesen am Wiener Hof in der Frühen Neuzeit. Diplomarbeit, Universität Wien, 2013.
http://othes.univie.ac.at/25538/

Klement, Rita: Das Wiener Alltagsleben in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Spiegel des Wienerischen Diariums. Diplomarbeit, Universität Wien, 2012.
http://othes.univie.ac.at/23600/

Hubmayer, Thomas: Hieronymus Löschenkohl im Kontext der Kultur- und Sozialgeschichte des Josephinismus. Diplomarbeit, Universität Wien, 2012.
http://othes.univie.ac.at/24165/

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/565872365/

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Der eigene Beitrag – so einfach geht’s

Zwar hat unser Blog recht regen Zuspruch durch Autoren jenseits der drei Bloggründer, aber noch wäre Platz für mehr Beiträge. Da gerade unsere Formate “Opuscula” und “1000 Worte Forschung” regen Zuspruch erfahren und ja auch über den RI-Opac recherierbar und somit zitierbar sind, könnten wir uns vorstellen, dass es nicht nur generelle Vorsicht gegenüber dem Neuen Medium oder publikations- und reputationstaktische Überlegungen sind, die noch den einen oder die andere potentielle(n) Autor(in) zurückschrecken lässt. Sicher ist es auch die Frage, ob das nicht  alles technisch sehr kompliziert zu erlernen ist (und wer hat schon Zeit und Lust, sich ins nächste technische Gadget einzulernen – der Autor jedenfalls ist da eher faul). Trotzdem: WordPress, die dem Blog zugrundlegende Benutzeroberfläche, ist recht einfach, intuitiv zu bedienen und macht kaum Aufwand. Wer Textverarbeitung beherrscht, wird auch damit rasch zurechtkommen. Daher verweisen wir hier gerne auf die konzise Einführung in das Arbeiten mit WordPress, die am vergangenen Freitag Sascha Förster von der Max-Weber-Stiftung gegeben hat. Aber natürlich stehen wir auch unseren Autoren hilfreich zur Seite, wenn das gewünscht wird. Hier jedenfalls das instruktive Video mit bestem Dank nach Bonn:

Hinzu  kommt ein weiteres Video über das Einbetten von Medien in einen Blogbeitrag. Das ist so einfach, dass der Autor es gleich noch einmal ausprobieren musste:

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/2573

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Statement: Richard F. Wetzell “Neurowissenschaften, Willensfreiheit und Kriminalität”

I. Bei der Frage, inwieweit die Erkenntnisse der Neurowissenschaften die Willensfreiheit in Zweifel ziehen, ist es sinnvoll zu unterscheiden zwischen einer grundsätzlichen Kritik an der Willensfreiheit als Grundlage des Strafrechts und der auf einen konkreten Fall bezogenen Argumentation, dass ein spezifischer Straftäter aufgrund neurowissenschaftlicher Befunde als unzurechnungsfähig einzustufen sei.

1. Die grundsätzliche Kritik aus der Perspektive des Determinismus, dass alle menschlichen Handlungen das zwangsläufige Resultat von inneren und äußeren Kausalfaktoren sind und es somit keine Willensfreiheit gibt, hat ein lange Geschichte und ist nicht an neurowissenschaftliche Erklärungsmuster gebunden. Im Bereich des Strafrechts wurde solch eine Kritik schon Ende des 19. Jahrhunderts artikuliert, als die Vorreiter der Kriminologie begannen, Kriminalität als Produkt sozialer und biologischer Ursachen zu erklären. Wie schon damals argumentiert wurde, kann das Strafrecht auf die Willensfreiheit verzichten, wenn man die Vergeltung als Strafzweck ausschaltet und das Strafrecht allein auf den Zweck des Gesellschaftsschutzes ausrichtet. Dann wird jeder Rechtsbrecher den individualisierten Maßnahmen unterworfen, die notwendig sind um ihn von zukünftigen Straftaten abzuhalten. Ob der Rechtsbrecher schuldfähig ist, ist in einer solchen Strafjustiz irrelevant. Die Aussichten, dass solch eine deterministische Kritik das existierende Strafrecht erschüttert oder transformiert, sind gering.

2. Die Frage, ob die Neurowissenschaften eine Rolle im Nachweis der Unzurechnungsfähigkeit eines konkreten Angeklagten spielen können, ist eine andere. Hier geht es nach dem deutschen Strafgesetzbuch darum, ob eine “krankhafte seelische Störung”, “tiefgreifende Bewusstseinsstörung”, “Schwachsinn” oder eine “schwere seelische Abartigkeit” vorliegt, die den Täter unfähig macht, “das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln”. (§ 20 StGB) Es ist sicherlich denkbar, dass die Neurowissenschaften soweit fortschreiten, dass sie Beweise für medizinische Diagnosen liefern können, die die Schuldfähigkeit ausschließen. Davon sind die Neurowissenschaften zurzeit jedoch weit entfernt.

II. Die Implikationen der Neurowissenschaften für die Strafjustiz und Kriminalpolitik sind nicht auf die Frage der Willensfreiheit und Schuldfähigkeit begrenzt. Zurzeit scheint es wahrscheinlich, dass ihr Einfluss in zwei anderen Bereichen stärker sein wird: erstens im Bereich der sichernden und bessernden Maßnahmen für rückfallgefährdete Täter, und zweitens im Bereich der Verbrechensprävention.

1. Schon im Kaiserreich forderten Strafrechtsreformer, dass die Strafjustiz nicht primär Vergeltung für vergangene Straftaten üben, sondern die Gesellschaft vor zukünftigen Straftaten schützen solle. Dies bedeutete, dass Verurteilte, je nach ihrer sozialen Prognose, denjenigen individualisierten Maßnahmen unterzogen werden sollten, die notwendig waren, um sie von weiteren Verbrechen abzuhalten. Die wichtigsten Maßnahmen der Besserung und Sicherung im gegenwärtigen deutschen Strafrecht sind die 1970 eingeführten sozialtherapeutischen Einrichtungen, in die Gefangene während des Strafvollzuges verlegt werden können bzw. (im Falle von Sexualstraftätern) müssen, und die 1933 eingeführte, 2011 für verfassungswidrig erklärte und 2013 reformierte Sicherungsverwahrung, die sich an den Strafvollzug anschließt. In den USA und Großbritannien erfüllt das “civil commitment” von Sexualstraftätern die Funktion der deutschen Sicherungsverwahrung. Sowohl die sozialtherapeutischen Einrichtungen als auch die Sicherungsverwahrung werden ein wichtiges Wirkungsfeld für die Neurowissenschaften bieten. Denn deren Anspruch, die Anomalien im Gehirn – und vielleicht auch in den Genen – vor allem von Gewalttätern nachzuweisen, wird Auswirkungen darauf haben, wer als gefährlich eingestuft und deshalb in Sozialtherapie bzw. Sicherungsverwahrung genommen wird und wie diese Straftäter zu therapieren sind. Eine Pilotstudie zu “neurofeedback” unter Leitung des Hirnforschers Niels Birbaumer findet bereits an zwei bayerischen Gefängnissen statt.

2. Die Neurowissenschaften tragen dazu bei, im Bereich der Verbrechensprävention ein “screen and intervene” Paradigma (Nikolas Rose/Joelle Abi-Rached) zu etablieren, welches das Netz der sozialen Kontrolle auf nichtdelinquente Personen, vor allem Jugendliche, ausweitet, die angeblich ein erhöhtes Risiko von kriminellem Verhalten darstellen. Besonders einflussreich sind hier neurowissenschaftliche Reihenuntersuchungen wie die von Caspi und Moffit (2002), die die These aufgestellt haben, dass Kindesmisshandlungen diejenigen Kinder am stärksten zu Gewalthandlungen als Erwachsene prädisponieren, die einen niedrigen MAOA Spiegel aufweisen. Solche Forscher behaupten nicht, ein “kriminelles Gen” gefunden zu haben, aber doch einen biologischen – vielleicht sogar genetischen – Faktor, der die Anfälligkeit für gewalttätiges oder aggressives Verhalten erheblich erhöht. Solche Forschungen haben in den USA und England neuen Programmen in “early childhood intervention” Auftrieb gegeben. Obwohl diese Programme zurzeit bei Diagnose und Therapie noch mit konventionellen Mitteln der Sozialarbeit arbeiten, ist zu erwarten, dass die Neurowissenschaften in absehbarer Zeit neue Methoden der Diagnose und der Therapie anbieten werden. Die Erfahrungen mit der Diagnose von Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und dem Verschreiben von Ritalin bei amerikanischen Schulkindern zeigen, wie schnell die Biologisierung von auffälligem Verhalten von großen Teilen einer Gesellschaft akzeptiert werden kann.

III. Die besten neurowissenschaftlichen Forschungen räumen stets ein, dass aggressives oder gewalttätiges Verhalten nie allein auf biologische oder genetische Faktoren zurückgeführt werden kann, sondern immer nur aus der Interaktion solcher Merkmale mit Umweltfaktoren hervorgeht. Da auch die Neurowissenschaften somit nicht in Abrede stellen, dass Verbesserungen der sozialen Umwelt ein effektives Mittel der Kriminalitätsbekämpfung bleiben, stellt sich die Frage: Warum finden wir als Gesellschaft es so attraktiv, uns bei der Kriminalitätsprävention auf die Einwirkung auf einzelne “gefährdeten” Individuen zu konzentrieren statt die gesamte soziale Umwelt durch soziale Reformen und Sozialarbeit zu verbessern? Während die neurowissenschaftliche Identifikation von individuellen Risikofaktoren weiterhin Zukunftsmusik ist, sind die wichtigsten sozialen Faktoren der Kriminalität seit langem bekannt. Wir müssen nur bereit sein, die Ressourcen zu investieren.

Dr. Richard F. Wetzell
ist Research Fellow am Deutschen Historischen Institut in Washington, einem Institut der Max Weber Stiftung. Seine Forschung konzentriert sich auf den Schnittpunkt von Rechtsgeschichte, Wissenschaftsgeschichte und Politikgeschichte.

Relevante Veröffentlichungen: „Bio-Wissenschaften und Kriminalität: Eine historische Perspektive“, in: Lorenz Böllinger, u.a (Hrsg), Gefährliche Menschenbilder: Biowissenschaften, Gesellschaft und Kriminalität (Baden-Baden: Nomos, 2010), 315-328; Inventing the Criminal: A History of German Criminology, 1880-1945 (Chapel Hill: UNC Press, 2000); (Hrsg.), Crime and Criminal Justice in Modern Germany (New York: Berghahn, Jan. 2014); (Mit-Hrsg.), Engineering Society: The Role of the Human and Social Sciences in Modern Societies, 1880-1980 (Houndmills: Palgrave, 2012).

Bild: Nicolas P. Rougier | 2003 | veröffentlicht unter der GNU General Public License

Quelle: http://gid.hypotheses.org/957

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