Pracht auf Pergament
Von Oktober 2012 bis Januar 2013 fand in der Hypo-Kunsthalle München eine bedeutende Ausstellung statt: Unter dem Titel “Pracht auf Pergament” wurden bedeutende früh- und hochmittelalterlichen illuminierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek der Öffentlichkeit präsentiert. Es wird sicherlich Jahrzehnte dauern, bis erneut eine vergleichbare Ausstellung stattfindet. Ausgestellt wurden 75 Codices, die zwischen 780 und 1180 in bischöflichen und klösterlichen Skriptorien entstanden – u. a. in Tegernsee, Freising, Salzburg, der Reichenau etc. Von diesen stammten 72 aus der Bayerischen Staatsbibliothek, drei weitere aus der Staatsbibliothek Bamberg. [...]
Roy Rosenzweig Center for History and New Media at George Mason University
Es geht los!
Macht Musik wirklich stark und schlau? Wie lassen sich mit Musik die Köpfe und Herzen von Menschen erobern? Warum können wir uns Lieder besser merken als reine Texte?
Kurz: Was lernt man durch Musik? Das ist die übergeordnete Fragestellung der summer school des Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung, Berlin. Dabei greift der Hirnforscher zur Flöte, die Psychologin haut in die Tasten und eine Gruppe Musiker sucht tanzend nach ihrer Nische in der menschlichen Evolution. 5 Tage lang beschreiten internationale Experten und 30 Nachwuchswissenschaftler und Musikvermittler neue Wege der Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen sowie zwischen Theorie und Praxis.
Dieser Blog dokumentiert die gemeinsame Arbeit der summer school und lässt die verschiedenen Perspektiven zu Wort kommen. Jede und jeder darf mitbloggen!
Foto: Schloss Rheinsberg, Amodorrado CC-BY-SA-3.0
Quelle: http://elm.hypotheses.org/20
aventinus specialia Nr. 54 [28.06.2013]: »aventinus. Studentische Publikationsplattform Geschichte« auf den Fachinformationsseiten der Technischen Universität Chemnitz
aventinus interna Nr. 4 [²28.06.2013]: Die Aufgabenverteilung innerhalb der Geschäftsführung nach den Ende Mai 2013 erfolgten Neuwahlen
Bericht zum Vortrag von Juliette Sibon: Die Juden des europäischen Mittelmeerraumes im späten Mittelalter aus wirtschaftshistorischer Perspektive. Quellen, Methoden und neue Ergebnisse
Am Montag, dem 10. Juni war es wieder so weit: Viele Lehrende und Studierende des Historischen Seminars der WWU sowie Auswärtige versammelten sich um abermals einem Vortrag aus der Reihe „La jeune génération des médievistes français invitée à Münster“ zu lauschen. Dieses Mal war Juliette Sibon geladen, die ausführlich über ihr Forschungsprojekt und ihr innovatives Forschungskonzept referierte. Sibon ist Maître de conférences im Fachbereich „Geschichte, Zivilisationen, Archäologie und Kunst in der antiken und mittelalterlichen Welt“ der Universität von Albi. Hier beschäftigt sie sich innerhalb der Forschergruppe JACOV-FRAMESPA mit dem, was bereits in ihrer Promotionsschrift im Mittelpunkt stand – die öffentliche und wirtschaftliche Rolle der Juden im Mittelalter. Sibons Ansatz fällt dabei durch ihr neuartiges und unkonventionelles methodisches Vorgehen auf, welches sie zu neuen Quellen führt oder ihr zumindest neue Perspektiven auf bereits bekannte Quellen eröffnet. Interessante Forschungsergebnisse sind die Folge. Ergebnisse, die uns einen realistischeren und weniger stereotypisch-idealisierten Blick auf das Leben der Juden im Mittelalter ermöglichen.
Nach Sibon kann man die Geschichtsschreibung über die mittelalterlichen Juden traditionellerweise in zwei Arten unterteilen. Während die einen Historiker eine scheinbar schicksalhafte, weil sich ewig wiederholende Geschichte einer unterdrückten und diskriminierten Minderheit erzählen, malen die anderen Forscher ein dem völlig entgegengesetztes und geradezu idyllisches Bild eines harmonischen Zusammenlebens der drei großen, im Okzident vorherrschenden Religionen, dem Christentum, Judentum (und Islam).
Sibon wendet sich gegen diese beiden, ihrer Meinung nach fruchtlosen Forschungsparadigmen. Die historischen Analysen der Lebensumstände der mittelalterlichen Juden sollen von jeglichem teleologischen Ballast und jedweder fatalistischen Redeweise befreit werden. Man solle eine „Geschichte der Juden“ statt einer „Jüdischen Geschichte“ schreiben, in der die mittelalterlichen Juden als gewöhnliche soziale Gruppe und nicht als Schicksalsgemeinschaft verstanden und untersucht werden.
Als Quellengrundlage dient ihr dabei ein Fundus an lateinischen und neuerlich auch frisch restaurierten und transkribierten hebräischen Texten, die in ihrer Gattung von Literatur über Rechts- bis hin zu Alltagsdokumenten reichen. Dass Sibon vor allem letztgenannte Quellen überhaupt in einer für ihre Forschungsfrage relevanten Art nutzen kann, ist vor allem den neuen Blickwinkeln zu verdanken, die von den ‚neueren’ historischen Subdisziplinen der Kultur-, Sozial- und Regionalgeschichte ausgingen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch Sibons wirtschafts- und sozialhistorischer Ansatz deutlich von diesen fruchtbaren Perspektiven profitiert und getragen ist. Es gelingt ihr die speziellen Zugänge jener historischen Teildisziplinen einzufangen und zu verbinden, was ihr Ergebnis ungemein facettenreich, fundiert und breit erscheinen lässt.
Sibon zeigt, dass die Juden u. a. wegen ihrer wirtschaftlichen bzw. finanzpolitischen Funktion in den Städtegemeinschaften der damaligen Zeit – ENTGEGEN DER LANDLÄUFIGEN ANNAHME – außerordentlich gut vernetzt waren und sein mussten. Sie standen eben nicht am Rande der Gesellschaft sondern waren ein fester Bestandteil von ihr. Dies zeigt Sibon exemplarisch anhand des (jüdischen) Geldleihers Bondavin auf. Bondavin war ein sozial integrierter, ehrvoller und angesehener (jüdischer) Bürger innerhalb der Städtegemeinschaft Marseilles des 12. und frühen 13. Jahrhunderts. Vielen Juden der Oberschicht dieser Region ging es – freilich mit einigen wenigen Ausnahmen – ähnlich. Sie waren integrierte Mitglieder der Städtegesellschaft. Dies wird vor allem dadurch bezeugt, dass sie – in vielen wenn auch nicht allen Städten – gegenüber den Christen trotz ihrer verschiedenen Religionszugehörigkeit einen nahezu gleichen Rechtstatus genossen und mit der christlichen Elite eng verbunden waren. Sie waren Bürger oder zumindest fester Bestandteil der Gemeinschaft der jeweiligen Stadt. Man scheute sich nicht mit ihnen zu handeln, gemeinsam (bzw. gar unter ihnen) zu arbeiten oder – ganz allgemein – zusammen zu sein.
Wir danken Juliette Sibon für ihren interessanten Vortrag.
Yannis Krone
Dieser Bericht ist im Rahmen der Lehrveranstaltung “Einführung in die französischsprachige Geschichtsforschung – aktuelle Tendenzen (Lektüre, Übersetzung, Diskussion mit französischen Gästen)” entstanden, welche die Vortragsreihe begleitet.
Der Körper als Gedächtnis? Potenziale und Grenzen praxistheoretischer, alltags- und körpersoziologischer Zugänge zu sozialem Erinnern und Vergessen – Ein Tagungsbericht von Anja Kitzler
In weiten Teilen der interdisziplinären Diskussion rund um die Themenfelder des Gedächtnisses, des Erinnerns und Vergessens werden vorwiegend Bewusstseinsvorgänge und mentale Prozesse als gedächtnishafte Äquivalente herangezogen und verhandelt. Die Soziologie verfügt jedoch darüber hinaus über eine Reihe von Theorieangeboten, die … Weiterlesen
Nützliche Software Teil 2: Ideen bewegen? Prezi
Heute will ich mich einem klassischen Problem von Historikern annähern: die visuellen Begleitung von Vorträgen. Wenn überhaupt benutzen wir Powerpoint, um Überschriften, Thesen oder Bilder an die Wand zu projizieren. Der Zuhörer hofft inständig, dass der Referent die Folien schnell genug abspielt und sie in seinen Vortrag integriert. Ansonsten kommt es zu einem hektischen vor- und zurückgeklicke. Bilder oder Textbausteine werden häufig als simple Illustrationen des gesprochenen Wortes verstanden. Eine visuelle Entwicklung (oder Begleitung) der Gedanken findet nicht statt. Wie auch, immerhin hat Powerpoint zwar viele Diagramme und Tabellen zu bieten, aber es ist und bleibt eine Slideshow. Die Darstellung der Leitidee eines Vortrages ist nicht möglich. Diese Lücke versucht seit ein paar Jahren Prezi zu schließen. Dieses Präsentationswerkzeug will eine Alternative zu Powerpoint anbieten und “Ideen bewegen”.
Die Anwendung
Nach meiner ersten Einführung in die Welt der Software kommt nun eine Anwendung zur Sprache, die besonders für Seminare oder Vorlesungen geeignet ist: Prezi ist ein plattformunabhängiges cloud-abhängiges Präsentationsprogramm und basiert auf der Flash-Technologie. Es ermöglicht die Erstellung von dynamischen 2D Präsentationen. Die Cloudfunktion erlaubt es dem Benutzer ortsunabhängig auf seine Präsentationen zuzugreifen und sie über das Internet mit anderen zu teilen. Die Anwendung ist mit einigen Einschränkungen (man kann alle Präsentationen nur öffentlich abspeichern) kostenlos. Die fertige Präsentation wird heruntergeladen und als Datei auf einem Mac oder Windows PC abgespielt. Zusätzlich gibt es für zahlende Kunden (ab 5€/Monat mit einer Education License) einen Standaloneclient mit dem auch eine Offlinebearbeitung möglich ist. Das kommerzielle Projekt wurde 2007 in Ungarn gestartet und hat laut eigenen Angaben über 18 Millionen Nutzer und 250 Millionen Views. Ich selbst habe es durch einen technikaffinen Kommilitonen kennengelernt (Danke Benjamin!). Natürlich gibt es einige Kritikpunkte an der Software, die vor allem die Nachbearbeitung von fertigen Projekten oder die Kompatibilität des Flashformates thematisieren. Das sind aber schon weiterführende Probleme, die uns nicht beschäftigen sollen. Vielmehr möchte ich die Vorstellung des Programms mit eigenen Überlegungen zu meiner Doktorarbeit verknüpfen. Ich stelle hier einen noch nicht gehaltenen Vortrag über die Grundlagen meiner Arbeit online
Die Visualisierung
Bevor ich zu meinen eigenen Ideen komme, möchte ich sagen, dass Prezi viele Formatvorlagen mitbringt. Ich habe für den ersten Gebrauch vorhandene Motive verwendet (keine Angst, Farben und Schriften lassen sich leicht ändern). Allerdings ist mein Vortrag noch nicht fertig. Mit diesem Blogeintrag will ich euch gleichzeitig an meinem Arbeitsprozess beteiligen. Aber nun zu meinem Vortrag. Im Gegensatz zu einer Powerpointslideshow samt diesem ironischen Beispiel, wird auf den ersten Blick eine Idee ersichtlich um was es mir geht: den Baum der Erkenntnis. Wie wächst aus meinem Erkenntnisinteresse ein Projekt? Was sind seine Wurzeln? Welchen (geistigen) Dünger verwende ich und wie stabil ist der Stamm. Immerhin möchte ich am Ende der Arbeit eine reife Frucht in Form eines Titels ernten. Wie an diesen Fragen und der Folie schnell klar wird, kann ich für meinen Vortrag ein Narrativ visualisieren und die einzelnen Schritte deutlicher voneinander unterscheiden. Ich erhoffe mir dadurch eine klarer Diskussion im Anschluß an das Referat.
Ein wichtiger Aspekt ist für mich die Hervorherbung einzelner Aussagen durch das Heranzoomen. Als Beispiel dient die Folie “Methode”. Zunächst erkläre ich meine generelle Position bezüglich des akteurszentrierten Ansatzes. Danach vergrößere ich ein Zitat über das Wesen von Parteien aus Sicht der Politikwissenschaft, um anschließend methodische Bausteine (Organisationstheorie, Diskursgeschichte, Denkstil, Vergleich) zu diskutieren. Durch die Zoomfunktion erhoffe ich mir eine bessere Kontextualisierung von Quellen/Zitaten/Bildern innerhalb meines Referates. Wenn ich mir klaren darüber bin welche Beispiele ich verwende, werde ich das Zoomverfahren auch für die Quellenbeispiele einbauen. Das ist leicht möglich, weil sowohl PDFs, Bilder, Wortdateien oder auch Youtubevideos ohne Probleme eingebunden werden können. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Diagrammen zur visualisierung von Gedankenprozessen oder Zusammenhängen. Eine kleine Auswahl der Vorlagen seht ihr hier:
Fazit
Das Programm ist kostenlos und lässt sich intuitiv bedienen. Mit Hilfe der Vorlagen können selbst Anfänger in wenigen Stunden eine sinnvolle 2D Präsentation erstellen. Es gibt zwar einige kleinere Mankos in der Bedienung und der Formatierung der fertigen Dateien. Mein Fazit ist aber durchaus positiv und ich habe sogar gehört, dass die Anwendung unter Studenten immer beliebter wird, zumindest bei uns an der HU Berlin. Wobei durch die bekannten Differenzen zwischen den digital natives und den digital immigrants sicherlich auch Probleme entstehen können. Wer Powerpoint ablehnt, wird Prezi nur noch als Showeinlage betrachten. Das mag natürlich sein, aber ein Vortrag muss kein einschläfernden Monologen sein. Es sollte immer – sowohl sprachlich als auch visuell – unterhalten und zur Diskussion anregen. Eine gute Präsentation trägt ihren Teil dazu bei, solang sie nicht die Vortragskunst ersetzt. Mir persönlich hat das Programm geholfen meine eigenen Gedanken stärker zu kontextualisieren und mich zu fragen: warum streiche ich etwas hervor oder an welche Stelle innerhalb des visuellen Narrativs bringe ich welches Argument. Achja: und es hat Spaß gemacht mit Bildern und Effekten zu arbeiten! Wie der Vortrag den Zuhörern gefallen hat, kann ich leider noch nicht sagen. Ich halte meine Leser aber auf dem Laufenden.
Bei ARTigo gibt’s Überraschendes zu entdecken
Während mein Rechner minutenlang mit Rechenoperationen beschäftig ist, habe ich gerade ein paar Bilder in ARTigo getaggt und dabei einen schönen Fund gemacht:
Beim Taggen der Abbildung links war mir klar, dass es sich um eine Art technische Zeichnung handeln musste und tatsächlich: Das Bild ist betitelt mit “Hydraulischer Apparat”, datiert auf 1205 und von al-Jazari.
Es handelt sich hier um ein sehr frühes Dokument, dass der Technischen Dokumentation zuzuordnen ist. Als erstes Buch in deutscher Sprache gilt übrigens das Feuerwerksbuch von 1420, das also gut 200 Jahre später erschien.
Noch frühere erhaltene Hinweise auf Planungen (so ca. 2000 v. Chr.) sind von der Konstruktion größerer Gebäude in Mesopotamien erhalten: Hier wurde der Grundriss eines Tempels in eine Statue eingekerbt. Oder Landkarten wurden in Tontafeln geritzt, die damit Auskunft über die Lage von Häusern und Feldern, dem Bewässerungssystem und weiteren Landschaftsmerkmalen, wie Bergen und Überschwemmungsgebieten Auskunft geben.
Spätere Dokumente sind Vitruvs Zehn Bücher der Architektur (um 25 v. Chr.), die von italienischen Architekten im 15. Jahrhundert verwendet wurden. Auch Leonardo da Vinci hat Maschinen konstruiert und gilt als Erfinder der Explosionszeichnung.
Solche Funde, wie der den ich in ARTigo gemacht habe, sind rar und deshalb habe ich mich besonders darüber gefreut. Also taggen Sie doch auch mal ein paar Bilder. Vielleicht entdecken Sie dabei was Schönes.
Siehe auch: Erst lesen – dann einschalten! Zur Geschichte der Gebrauchsanleitung, Hrsg. Joachim Kallinich und Clemens Schwendner, Berlin 1997
Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Museum für Kommunikation Berlin.
Quelle: http://games.hypotheses.org/1109