Habent sua fata litterae. Wetzlar und das Kloster Mesen

Oftmals kann Urkunden ähnlich Handschriften eine regelrechte Überlieferungsodyssee attestiert werden, sodass eine Abwandlung des von dem lateinischen Grammatiker Terentianus Maurus stammenden, bekannten Dictum Habent sua fata libelli berechtigt erscheint: (auch) Urkunden haben ihr Schicksal – Habent sua fata litterae.
Im Folgenden soll die Überlieferungsgeschichte eines Urkundenfundes aufgezeigt werden, welcher einen ähnlichen Fall, der 2014 von der Universität Regensburg der Öffentlichkeit als „Sensationsfund“ bekanntgemacht wurde[1], mit Blick auf die Anzahl und Bedeutung[2] der wiederentdeckten Urkunden zu überbieten scheint. Eine Edition der Urkunden ist für das Jahr 2018 geplant und wird auch an dieser Stelle publiziert werden.

Am 26.02.2016 erschien im Geschichtsunterricht des Aufsatzverfassers[3] eine ehemalige Schülerin[4] mit einem Behältnis, in dem sich – wie bereits etwas früher angekündigt[5] – Urkunden befänden, welche beim Aufräumen des urgroßväterlichen Hauses gefunden worden seien. Das Öffnen der Aufbewahrungsbox[6] offenbarte unerwartete Schätze.



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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/11699

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Tagung „Illuminierte Urkunden – von den Rändern zweier Disziplinen ins Herz der Digital Humanities“, Wien 12.-14.9.2016

Internationale Tagung

Illuminierte Urkunden – von den Rändern zweier Disziplinen ins Herz der
Digital Humanities

12.-14.September 2016

Ort: Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Minoritenplatz 1, Dachfoyer

Archivare, Kunsthistoriker, Mediävisten, Digital Humanists, Freunde von Pattern Recognition, Medienwissenschafter und Freunde von Objekten, die seit
Jahrhunderten verborgen waren: Alle diese (und viele Weitere) sind das Zielpublikum der Tagung.

Wir sind stolz, Sprecher von Tampa (Florida), über England, Frankreich und Italien bis nach Estland und Georgien als Vortragende vorstellen zu können. Wir sind stolz, Olivier Guyotjeannin (Paris), Elizabeth Danbury (London) und Alison Stones (Pittsburgh: Abendvortrag 12.

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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=7095

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So wird’s gemacht: Aktenkundliche Kritik einer modernen Stadtrechtsverleihung

Dieses Blog will auch verdeutlichen, dass Aktenkunde keine Trockenübung ist, sondern tatsächlich etwas bringt. Ein ausgezeichnetes Beispiel für methodisches Vorgehen und historische Erkenntnisstiftung hat jüngst der Stadtarchivar von Greven, Dr. Stefan Schröder, veröffentlicht.
Greven liegt im Landkreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Stefan Schröder leitet das Grevener Stadtarchiv, das eine auf den 22. November 1949 ausgestellte Urkunde des nordrhein-westfälischen Innenministers für die Verleihung des Stadtrechts verwahrt – als solche wurde dieses Schriftstück bislang zumindest aufgefasst.

In seinem Aufsatz analysiert Schröder (2014/2015) die Akten des Düsseldorfer Innenministeriums im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen mit dem klassischen, auf Heinrich Otto Meisner zurückgehenden Instrumentarium der Aktenkunde und gelangt zu einer überzeugenden radikalen Kritik des urkundlichen Prachtstücks.

Der Beitrag steht online zur Verfügung (pdf/9 MB).

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/473

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Digitale Farbenspiele oder nützliches Werkzeug – Visualisierung von Netzwerken aus den Registern von Editions- und Regestenwerken


Abstract

Im Rahmen der Big-Data-Welle wird sehr interessante kommerzielle aber auch Open-Source Software zur Analyse von großen Datenmengen entwickelt. In diesem Beitrag wird beispielhaft die Open-Source-Visualisierungssoftware Gehpi zur Visualisierung von Netzwerkstrukturen im Personenregister eines Urkundenbuchs verwendet. Prinzipiell ist dieser Ansatz auf weitere Editions- und Regestenwerke übertragbar. Damit könnten die in den Registern abgelegten Informationen über den traditionellen Zugriff hinaus für einen neuen Blick auf das Quellenmaterial nutzbar gemacht werden.

Inhaltsverzeichnis

1 Am Anfang standen Youtube und Facebook

2 Das kumulierte Register der Regesten Kaiser Friedrichs III.

2.1 Die Idee zur Visualisierung von Registerinformationen

2.2 Die Qualität der Netzwerkdaten

2.3 Das Verweissystem des Registers

3 Ein Beispiel

3.1 Das Personenregister im Arnsburger Urkundenbuch

3.2 Vom Text zur Tabelle

4 Visualisierung des Registers mit Gephi

4.1 Umwandlung der Daten in gexf-Format

4.2 Öffnen der gexf-Datei in Gehpi

4.3 Das Data Laboratory

4.4 Auswahl des Layout: ForceAtlas2

4.5 Modularity

4.6 Degree Range

4.7 Timeline

5 Zusammenfassung

1       Am Anfang standen Youtube und Facebook

Anfang des Jahres 2014 stöberte ich an einem Wochenende auf Youtube nach Visualisierungsmöglichkeiten für Netzwerkstrukturen. Dabei stieß ich auf ein Videotutorial[1] des Youtube-Nutzers spaetzletube[2], in welchem dieser die Visualisierung der Netzwerke seines Facebook-Accounts mit der Opensource-Software Gephi[3] vorstellte.

Die Präsentation war sehr gut strukturiert und weckte mein Interesse. Leider besitze ich selbst keinen Facebook-Account um die Visualisierungsmöglichkeiten an eigenen Daten auszuprobieren und fragte eine Kollegin, ob Sie mir nicht ihre Facebookdaten zur Verfügung stellen könnte. Sie war einverstanden und wir analysierten ihre persönlichen Facebooknetzwerke.

Abbildung 2: Das visualisierte Facebooknetzwerk meiner Kollegin.

Abbildung 2: Das visualisierte Facebooknetzwerk meiner Kollegin

Die Ergebnisse waren überraschend klar, man konnte verschiedene Cluster klar voneinander trennen, wie privater Freundeskreis, Kontakte an der Arbeit und Kontakte aus dem Sport.

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2       Das kumulierte Register der Regesten Kaiser Friedrichs III.

Gleichzeitig war ich im Rahmen meiner Arbeit bei den Regesta Imperii gerade an der Vorbereitung der Internetbereitstellung der kumulierten Register der Regesten Kaiser Friedrichs III. beteiligt.

2.1       Die Idee zur Visualisierung von Registerinformationen

Während meiner Arbeiten am Register kam ich auf eine Idee:

Wäre es nicht denkbar, für zwei Personen, die gemeinsam in einem Regest genannt werden, eine Verbindung zu postulieren. Diese Verbindung ist zwar qualitativ schwach aber doch vorhanden und ergibt sich aus den Angaben im Register. Spielt man diesen Gedanken für das gesamte Register durch, müsste sich eine große Zahl von 1zu1-Beziehungen ergeben, wobei jede Beziehung gleichzeitig mit einem Datum und einer Ortsangabe versehen ist, da sie die gemeinsame Nennung in einem Regest repräsentiert und dieses Regest hat in der Regel ein Datum und einen Ausstellungsort.

Wenn es also gelingen könnte, alle gemeinsamen Nennungen, die sich aus den Angaben in einem Register ergeben computerlesbar aufzubereiten, sollte eine Visualisierung dieser Verknüpfungen analog zu o.a. Facebook-Beispiel möglich sein.

Abbildung 3: Die sich aus den Registerangaben ergebenden Beziehungen der in einem Regest genannten Personen

Abbildung 3: Die sich aus den Registerangaben ergebenden Beziehungen der in einem Regest genannten Personen

Zur Illustration der Idee werden in der Abb. beispielhaft die sich aus Regest Nr. 189 des Heftes 19 der Regesten Kaiser Friedrichs III. ergebenden Bieziehungen dargestellt. So sind in dem Regest mehrere Mitglieder der Familie Volckamer genannt, von denen Stephan Volckammer als Lehensträger bestätigt wird. Anwesend war auch Werner von Parsberg, Schultheiß zu Nürnberg. Ulrich Waeltzli, Mitarbeiter in der Kanzlei Friedrichs III., wird im Kanzleivermerk genannt und steht daher auf qualitativ gleicher Ebene wie die oben genannten Personen mit dem Regest in Verbindung. Und hier ist ein erster Hinweis in Hinblick auf die Qualität der Daten nötig.

2.2       Die Qualität der Netzwerkdaten

Man kann mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sowohl die Mitglieder der Familie Volckamer als auch Werner von Parsberg in den regestierten Vorgang eingebunden und möglicherweise auch vor Ort waren. Der im Kanzleivermerk genannte Ulrich Waelzli war dagegen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zugegen[4], würde aber trotzdem in gleicher Weise mit dem Regest in Verbindung gebracht, wie die anderen genannten Personen auch.

Zieht man daher Schlüsse aus der Visualisierung, muss man sich immer bewusst sein, dass die Qualität der Verknüpfungen im Netzwerk schwach ist. Im Gegensatz zu Auswertungen von Daten sozialer Netzwerke haben wir keine ergänzenden persönlichen Informationen, welche die Verknüpfungen weiter gewichten könnten. Andererseits liegen aber sehr viele Verknüpfungsdaten vor, was wiederum trotzdem interessante Aussagen ermöglichen sollte.

2.3       Das Verweissystem des Registers

Eine zweite wichtige Einschränkung ergibt sich aus der Art der Verweise im Register. Für die Analyse von Netzwerken können nur Register verwendet werden, die auf Urkundennummern, Regestennummern oder ähnliches verweisen, also auf Sinneinheiten. Wird dagegen auf Seitenzahlen verwiesen, ist nicht sichergestellt, dass die Verweise sich auf die gleiche Sinneinheit beziehen.

Am Ende der  Analyse des Regests und der ihm zuordneten Registereinträge steht eine Liste von 1zu1-Beziehungen, die mit Netzwerkvisualisierungssoftware wie z.B. Gephi visualisiert werden kann.

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3       Ein Beispiel

040-Arnsburger Urkundenbuch

Abbildung 4: Arnsburger Urkundenbuch

3.1       Das Personenregister im Arnsburger Urkundenbuch

Die im vorherigen Abschnitt vorgestellte Idee diskutierte ich im folgenden mit vielen Kolleginnen und Kollegen und die meisten fanden den Ansatz sehr interessant, aber leider fand sich keiner, der ihn an einem Beispiel hätte umsetzen können. Daher fasste ich den Entschluss, die Idee selbst modellhaft an einem überschaubaren Datenbestand auszuprobieren. Meine Wahl fiel auf das Register des vom Darmstädter Archivar Ludwig Baur bearbeiteten Urkundenbuchs des Klosters Arnsburg in der Wetterau[5], welches Mitte des 19. Jahrhunderts in drei Teilbänden erschienen ist. Das Urkundenbuch enthält im dritten Teil ein Personen- und ein Ortsregister, wobei hier nur das Personenregister verwendet wurde, da es vor allem um Personennetzwerke gehen soll. Als Scan wurde die Version von Google-Books verwendet, deren Bildqualität für die Retrodigitalisierung ausreichend schien.

Abbildung 5: Ausschnitt aus dem Personenregister des Arnsburger Urkundenbuches

Abbildung 5: Ausschnitt aus dem Personenregister des Arnsburger Urkundenbuches

Im ersten Schritt wurde die PDF-Version des Registers mit Hilfe der OCR-Software Abby-Finereader in eine Textdatei umgewandelt und anschließend nachbearbeitet und korrigiert, bis dann schließlich eine Textdatei des Registers zur Verfügung stand, die vom Layout her dem Original entsprach.

Abbildung 6: Ausschnitt aus dem Ergebnis der Digitalisierung des Registers mit Finereader

Abbildung 6: Ausschnitt aus dem Ergebnis der Digitalisierung des Registers mit Finereader

3.2       Vom Text zur Tabelle

Mit Hilfe eines Kollegen[6] gelang es, den Volltext des digitalisierten Registers in eine strukturierte Form zu bringen, die dann die Weiterverarbeitung in eine Tabelle ermöglichte.

Abbildung 7: Strukturierte Textdaten des Registers (beispielhafter Ausschitt)

Abbildung 7: Strukturierte Textdaten des Registers (beispielhafter Ausschitt)

Abbildung 8: Das digitalisierte Register des Urkundenbuchs im Tabellenformat

Abbildung 8: Das digitalisierte Register des Urkundenbuchs im Tabellenformat

In der Tabelle wird beispielhaft der Abschnitt des Registers um den Eintrag des Ritters Cuno Colbendensel aus Bellersheim und seiner Frau Alheid gezeigt. Es ist zu erkennen, dass zu jeder Urkundennummer im Register eine Tabellenzeile erstellt wurde. Jede Tabellenzeile in dieser Datei repräsentiert also die Nennung einer Person in einer Urkunde des Urkundenbuchs.

Abbildung 9: Schaubild zur Erstellung der Tabellenform des Registers aus den Einträgen in der gedruckten Fassung

Abbildung 9: Schaubild zur Erstellung der Tabellenform des Registers aus den Einträgen in der gedruckten Fassung

Die Darstellung der Registerinformationen in Tabellenform erlaubt es durch Sortierung nach Urkundennummern in kürzester Zeit, alle in einer Urkunde genannten Personen aufzulisten.

Abbildung 10: Nach Sortierung der Urkundennummern erhält man alle in der Urkunden 796 vorkommenden Personen

Abbildung 10: Nach Sortierung der Urkundennummern erhält man alle in der Urkunden 796 vorkommenden Personen.

In der Abbildung werden nach Sortierung der Urkundennummern alle in Urkunde 796 im Register genannten Personen sichtbar. Selbstverständlich könnte man mit dem Durchlesen der Urkunden zum gleichen Ergebnis kommen, ggf. hätte man sogar einen besseren Überblick zu den Inhalten von Urkunde 796. Der Vorteil der Tabellenform ist aber, dass sie computerlesbar ist und mit entsprechenden Programmen alle Verknüpfungen gemeinsam sichtbar gemacht werden können.

Mit der Tabelle liegen nun die notwendigen Informationen des Registers computerlesbar vor.

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4       Visualisierung des Registers mit Gephi

4.1       Umwandlung der Daten in gexf-Format

Vor der Visualisierung des Registers mit Gephi müssen die Daten noch in das Gephi-xml-Format gexf[7] umgewandelt werden[8]. Zunächst wird hierfür eine Liste aller im Register vorkommenden Personen erstellt. Sie finden sich im ersten Teil der xml-Datei. Die Einträge zu den einzelnen Personen werden in Gephi als nodes bezeichnet.

Abbildung 11: Liste aller im Register vorkommenden Einträge, in Gephi als nodes bezeichnet

Abbildung 11: Liste aller im Register vorkommenden Einträge, in Gephi als nodes bezeichnet.

Im zweiten Abschnitt der Datei befinden sich dann alle Verbindungen (edges) zwischen Personen (nodes), die sich aus der gemeinsamen Nennung in einer Urkunde ergeben.

Abbildung 12: Abschnitt der XML-Datei, in der die Edges festgelegt werden

Abbildung 12: Abschnitt der XML-Datei, in der die Edges festgelegt werden

In der Abbildung wird beispielsweise eine Verbindung zwischen der Person (node) mit der ID 16 und der Person (node) mit der ID 95 hergestellt. Hinzu kommen noch Angaben zum Ort (Dreise …) und zum Datum (1198-01-01), die sich jeweils aus den Angaben der Urkunde ergeben[9].

4.2       Öffnen der gexf-Datei in Gehpi

Nach der Installation von Gephi können Sie die Datei nun öffnen. Die Präsentation mit Gephi habe ich auch auf Youtube als Video-Tutorial abgelegt:

Die Software Gephi ist Open-Source und unter

www.gephi.org

für die Betriebssysteme Windows, MacOS und Linux erhältlich[10].

Abbildung 13: Gephi nach dem Öffnen der gexf-Datei. In der Mitte die noch unbearbeitete Visualisierung des Registernetzwerkes

Abbildung 13: Gephi nach dem Öffnen der gexf-Datei. In der Mitte die noch unbearbeitete Visualisierung des Registernetzwerkes

 

Abbildung 14: Ansicht auf einen Ausschnitt des Punktequadrats. Jeder Punkt symbolisiert jeweils ein Lemma aus dem Register, jede Linie jeweils eine gemeinsame Nennung von zwei Lemmata in einer Urkunde.

Abbildung 14: Ansicht auf einen Ausschnitt des Punktequadrats. Jeder Punkt symbolisiert jeweils ein Lemma aus dem Register, jede Linie jeweils eine gemeinsame Nennung von zwei Lemmata in einer Urkunde.

 

 

Nach dem Öffnen in Gephi sieht man im mittleren Fenster ein Quadrat, das zunächst die Visualisierung unseres Registernetzwerkes darstellt.

Zoomt man mit dem Mausrad in das Quadrat[11], werden die einzelnen Punkte mit den Verküpfungen sichtbar. Jeder Punkt (Node) symbolisiert jeweils ein Lemma aus dem Register, jede Linie (Edge) jeweils eine gemeinsame Nennung von zwei Lemmata in einer Urkunde.

 4.3       Das Data Laboratory

Wählt man im oberen Bereich des Programmfensters den Reiter Data Laboratory aus, erscheinen die der Netzwerkvisualisierung zu Grunde liegenden Daten. Unter Nodes erkennen wir unsere Personen aus dem Register wieder. Den ersten Eintrag mit der ID 0 bildet z.B. Wigand von Aslar.

Abbildung 15: Das Data Laboratory bietet in Gephi Zugriff auf die Datengrundlage. Hier werden die Nodes angezeigt.

Abbildung 15: Das Data Laboratory bietet in Gephi Zugriff auf die Datengrundlage. Hier werden die Nodes angezeigt.

Unter dem Reiter Edges werden die Verknüpfungdaten (Edges) angezeigt. Der erste Edge verweist auf eine gemeinsame Nennung von Wigand von Aslar (mit der ID 0) und Adelheid, der Witwe des Ritters Johann von Schelm (mit der ID 2), der zweite Eintrag verweist auch von Wigand von Aslar auf einen Wigand mit der ID 1456 usw. Im Datenlabor hat man also Zugriff auf alle der Visualisierung zu Grunde liegenden Daten.

Abbildung 16: Unter Edges werden alle Verküpfungen zwischen den Nodes aufgelistet

Abbildung 16: Unter Edges werden alle Verküpfungen zwischen den Nodes aufgelistet.

 

Abbildung 17: Die Nodes und Edges nach der Anwendung des Layouts ForceAtlas2.

Abbildung 17: Die Nodes und Edges nach der Anwendung des Layouts ForceAtlas2.

4.4       Auswahl des Layout: ForceAtlas2

Kehren wir zum Quadrat zurück, der nun bearbeitet werden soll. Auf der linken Seite des Programmfensters können im Fenster Layout verschiedene Layouts für die weitere Bearbeitung der Daten ausgewählt werden. In unserem Beispiel wenden wir nun das Layout ForceAtlas2 an. Nach kurzer Zeit hat sich unser Quadrat auseinandergezogen und es werden verschiedene Zentren bzw. Gruppen von Nodes sichtbar. In den folgenden Abschnitten werden noch weitere Funktionen erläutert, mit denen charakteristische Merkmale der Daten sichtbar gemacht werden können.

4.5       Modularity

Abbildung 18: Mit der Funktion Modularity farbig markierte Gruppen im Netzwerk.

Abbildung 18: Mit der Funktion Modularity farbig markierte Gruppen im Netzwerk.

Die verschiedenen Gruppen des Netzwerks lassen sich mit weiteren Funktionen aus der Cluster Analyse besser sichtbar machen. Hierfür wählt man am rechten Rand unter Statistics die Funktion Modularity aus, mit der dann die einzelnen Gruppen farbig gekennzeichnet werden.

4.6       Degree Range

Unter dem Reiter Filters am rechten Bildrand gibt es noch weitere Analysemöglichkeiten. Unter dem Punkt Topology befindet sich der Unterpunkt Degree Range. Mit diesem kann man auswählen, wieviele Verknüpfungen eine Node haben muss, damit sie noch angezeigt wird. Für unser Beispiel haben wir die alle Nodes ausgeblendet, die 42 oder weniger Verknüpfungen haben.

Abbildung 20: Netzwerk mit Degree-Range-Filter.

Abbildung 19: Netzwerk ohne Filter.

Abbildung 20: Netzwerk mit Degree-Range-Filter.

Abbildung 20: Netzwerk mit Degree-Range-Filter.

In der oberen Abbildung (Abb. 19) wird das gesamte Netzwerk abgebildet, im unteren Bild (Abb. 20) nur noch jene Nodes, die 43 oder mehr Verknüpfungen haben. Zu diesen „wichtigen“ Nodes lassen sich auch die Namen einblenden.

Abbildung 21: Eingeblendete Namen der gefilterten Nodes.

Abbildung 21: Eingeblendete Namen der gefilterten Nodes.

Wechselt man von dieser Ansicht ins Datenlabor, werden dort nur noch jene Nodes angezeigt, die in der Auswahl vorher sichtbar waren.

Abbildung 22: Blick ins Datenlabor. Hier werden nur noch jene Nodes angezeigt, die vorher in der Auwahl sichtbar waren.

Abbildung 22: Blick ins Datenlabor. Hier werden nur noch jene Nodes angezeigt, die vorher in der Auwahl sichtbar waren.

 4.7       Timeline

Abschließend soll noch die Verwendung der Timeline in Gephi erläutert werden. Die Datengrundlage unserer Visualisierung bilden zum einen die aus dem Register extrahierten Personen (Nodes) und die aus den Urkundenangaben im Register gewonnen Verküpfungen (Edges). Jede Verküpfung zwischen zwei Personen geht also auf die gemeinsame Zuordnung zu einer Urkunde zurück. Die Urkunde selbst hat in der Regel einen Ausstellungsort und ein Datum. Genau diese Angaben kann man den Verknüpfungen zuordnen, so dass sie sowohl räumlich als auch zeitlich eingeordnet werden können. Hier soll nur auf die zeitliche Einordnung eingegangen werden.

Aktiviert man am unteren Ende des Programmfensters in Gephi die Timeline kann ein bestimmter Zeitintervall für die Anzeige ausgewählt werden.

Abbildung 23: Gephi mit aktivierter Timeline.

Abbildung 23: Gephi mit aktivierter Timeline.

In der Abbildung ist zu erkennen, dass die Daten insgesamt einen Zeitraum vom 31.12.1173 bis zum 25.10.1478 umfassen. Zunächst sind alle Jahre ausgewählt, so dass alles angezeigt wird. Schränkt man die Auswahl mit Hilfe des Zeitbalkens am unteren Fensterrand jedoch ein, werden nur noch jene Edges angezeigt, deren Datumsangabe innerhalb des ausgewählten Intervalls liegen.

Abbildung 24: Gephi Timeline mit Auswahl von ca. 50 Jahren.

Abbildung 24: Gephi Timeline mit Auswahl von ca. 50 Jahren.

Je nach Fragestellungen lassen sich hier also Netzwerkstrukturen für bestimmte Zeiträume visualisieren. Es ist auch möglich, ein ausgewähltes Zeitintervall über den gesamten Zeitraum quasi filmartig ablaufen zu lassen, jedoch lässt sich dieses Feature hier im gedruckten Werk nicht darstellen[12].

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5       Zusammenfassung

In diesem Aufsatz wurde gezeigt, wie man Informationen aus dem Register eines gedruckten Urkundenbuchs aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Software zur Netzwerkanalyse visualisieren und untersuchen kann. Der Aufsatz schildert nur erste Schritte, verdeutlicht aber, dass es sich um einen interessanten Ansatz handelt. Die meisten Editions- und Regestenwerke besitzen Register, die mit vertretbarem Aufwand computerlesbar und der Netzwerkanalyse zugänglich gemacht werden können. Damit bieten sie eine neue Sicht auf das zu Grunde liegende Quellenmaterial, eröffnen neue Forschungsperspektiven und führen auch zu neuen Erkenntnissen, die vorher nicht sichtbar waren. Der hier geschilderte Ansatz führt jedoch nicht zu einer „Antwort-Maschine“, die dem Historiker die Arbeit abnimmt. Vielmehr können sich dem geschulten Auge in den Visualisierungen neue Interpretationsmöglichkeiten des Quellenmaterials bieten, die den Blick auf interessante Zusammenhänge in den Quellen lenken, welche vorher einfach auf Grund der Datenmasse nicht sichtbar gemacht werden konnten.

[3] https://gephi.github.io abgerufen am 18.12.2014.

[4] Hinweise auf die Bedeutung eines Kanzleivermerks.

[5] Urkundenbuch des Klosters Arnsburg in der Wetterau. Baur, Ludwig [Bearb.]. Baur, Ludwig [Hrsg.]. - Darmstadt (1849 - 1851)

[6] Meinem Kollegen Hans-Werner Bartz aus Mainz möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich für die Unterstützung bei diesem Projekt danken.

[7] Vgl. http://gexf.net/format/. Eine Einführung in gexf findet sich unter: http://gexf.net/1.2draft/gexf-12draft-primer.pdf.

[8] Für die Unterstützung bei der Umwandlung der Textdatei in das gexf-Format möchte ich mich bei meinem Kollegen Ulli Meybohm herzlich bedanken.

[9] Bei Dreise handelt es sich um den Ausstellungsort, das im Urkundenbuch genannte Datum 1198 wurde auf 1174-01-01 normalisiert.

[10] Nähere Informationen zur Installation von Gephi finden Sie hier: https://gephi.github.io/users/install/

[11] Unter Windows kann man mit dem Mausrad in das Quadrat zoomen, bei MacOS mit zwei Fingern über das Mousepad streichen.

[12] Wie bereits oben erwähnt können Sie sich die Gehpi-Präsentation auch auf Youtube unter https://www.youtube.com/watch?v=oZD6GwedbtY ansehen.

D O W N L O A D (pdf)

Zitationsempfehlung/Suggested citation: Andreas Kuczera: Digitale Farbenspiele oder nützliches Werkzeug – Visualisierung von Netzwerken aus den Registern von Editions- und Regestenwerken, in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 8. Januar 2015, http://mittelalter.hypotheses.org/5089 (ISSN 2197-6120).

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/5089

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Ein nicht identifiziertes Gesellschaftszeichen auf dem Grabstein des Konrad von Kraig (gest. 1398/1399) in St. Veit an der Glan, Kärnten

Im Auftrag von Prof. Dr. Werner Paravicini (Kiel) und in Anknüpfung an einen ähnlichen Post veröffentlichen wir hier gerne folgende Anfrage in unserer Rubrik “Die digitale Kaffeepause”. Sie dient explizit der Klärung offener Fragen mit Hilfe interessierten Fachpublikums, wie es oft auch die analoge Konferenzkaffeepause auszeichnet. Wer Ähnliches hier vorstellen möchte, wende sich vertrauensvoll an die Blogbetreiber.

Grabstein Konrad von Kraig

Grabstein des Konrad von Kraig in St. Veit am Glarn, Gesamtansicht (Foto: Friedrich Wilhelm Leitner, Klagenfurt)

Auf dem Grabstein des dem Herrenstand angehörenden Konrad von Kraig hängt vom Helm herab eine Kette an deren Ende ein kreisrundes Abzeichen befestig ist [s. Gesamt- und Detailansicht].1 Alle Versuche, dieses Abzeichen zu identifizieren, sind bislang fehlgeschlagen. Leider ist es unvollständig erhalten. Das Zentrum scheint eine Rose auszufüllen, über die ein Vogel (Rabe, Falke?) gelegt ist. Der kreisrunde, breite Rand ist mit einem einzigen Wort belegt, das mit “… em” endet. Es handelt sich also um eine klassische Devise, zusammengesetzt aus Bild und Wort. Keinesfalls handelt es sich um ein Wappen, etwa das seiner ersten oder zweiten Frau. Konrad von Kraig, 1357/1358, 1377 und möglicherweise öfter auf Preußenfahrt, stand 1355 in mailändischem Sold,  trat in österreichische Dienste, wurde gegen Venedig eingesetzt, war Hauptmann in Kärnten, dann auch in Krain. Er diente aber zugleich dem König Wenzel von Böhmen als Hofmeister und begegnet oft als relator in dessenUrkunden. In Wenzels Auftrag verhandelte er die Heirat Annas von Böhmen mit Richard II. von England und hielt sich deshalb in den Jahren 1381-1382 des öfteren in England auf, wobei nicht ausgeschlossen ist, daß er schon früher dorthin gekommen war (1356/1361).

Das Gesellschafts- oder Ordenzeichen könnte ihm also verliehen worden sein:

  • vom Deutschen Orden, denn er saß dort am Ehrentisch.
    ….
  • von einem Herzog von Österreich, Albert III. oder Leopold III.
  • von Wenzel von Böhmen.
  • vom einem König von England, vermutlich Richard II., aber auch Eduard III. käme in Frage, oder ein Mitglied der königlichen Familie, oder englischer Hochadel.

    Devise im Detail

    Detailansicht der Devise (Foto: Friedrich Wilhelm Leitner, Klagenfurt)

  • von einem Mitglied des Hauses Rosenberg in Böhmen (der heraldischen Rose wegen).
  • Es könnte sich aber auch um eine eigene, Kraigsche Kreation handeln.
  • Oder um einen ganz anderen Zusammenhang.

Diese Devise paßt nicht zu den Zeichen, die vom Deutschen Orden oder von den genannten Fürsten und Herren bekannt sind.

Wer kennt das Zeichen, wer kann es einordnen?

Mit Dank im Voraus für Rückmeldungen über die Kommentarfunktion.

Werner Paravicini

  1. Vgl. Leitner, Friedrich Wilhelm, Die Herren von Kraig. Eine genealogische Skizze zu den Erbtruchsessen in Kärnten, in : Archiv für Diplomatik 46 (2000), S. 225-275, hier  S. 245 u. S. 268, Abb. 1 = Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten. Teil 2: Die Inschriften des Politischen Bezirkes St. Veit an der Glan, bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner [Die Deutschen Inschriften, 65 = Wiener Reihe 2/2], Wien 2008, S. 62, n° 71 und Abb. 61

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4551

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Fünf Fragen an… Olivier Canteaut (Paris)

Guten Abend Herr Canteaut, wir sind die Studierenden der veranstaltungsbegleitenden Übung „Einführung in die französischsprachige Geschichtsforschung“ von Herrn Hiltmann und würden Ihnen im Rahmen eines Interviews gern ein paar Fragen stellen: zu ihrem akademischen Werdegang, aber auch zu methodischen Aspekten und … Continue reading

Quelle: http://jeunegen.hypotheses.org/1022

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Sommerschule: Die historischen Grundwissenschaften in der mediävistischen Praxis. BBAW, Berlin 09/13

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Quelle: BBAW/ Wikimedia Commons; gemeinfrei i.S.v. § 5 Abs. 2 UrhG

Mittelalterzentrum der Berlin-Brandenburgischen Akadmie der Wissenschaften 09.09.2013-12.09.2013, Berlin, Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin

Deadline für Bewerbungen: 30.07.2013     Hier als PDF zum Download: Sommerschule BBAW

Die Grundwissenschaften sind heute im historischen Lehrangebot der Universitäten an den Rand geraten. Um den Kompetenzerwerb in diesen Disziplinen für Studierende zu ermöglichen, veranstaltet das Mittelalterzentrum der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eine viertägige Sommerschule, in der mit einem breiten Spektrum von Lehreinheiten mit Übungscharakter in die wichtigsten Bereiche (Archivwissenschaft, Chronologie, Diplomatik, Numismatik, Paläographie, Sphragistik) eingeführt wird.

Bewerben können sich Studierende der Geschichtswissenschaften. Die Teilnehmerzahl ist auf 30 beschränkt, die Hälfte der Plätze ist Interessenten von Berlin-Brandenburgischen Hochschulen vorbehalten. Im Lehrplan der Humboldt-Universität wird die Sommerschule als Praxiskolloquium gewertet, für andere Universitäten kann die erfolgreiche Teilnahme je nach Studienordnung bescheinigt werden.

Auswärtige Studenten erhalten kostenlose Unterkunft; Reisekosten und Verpflegung werden nicht übernommen.

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Montag, 9. September 2013

10.00 Uhr Einführung

Michael Menzel, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

10.30 Uhr Einführung in die archivische Ordnung – Erschließung und Edition von Urkundenbeständen
Klaus Neitmann, Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam

12.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Diplomatik der spätmittelalterlichen Königsurkunde I
Ulrike Hohensee, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

15.30 Uhr Diplomatik der spätmittelalterlichen Königsurkunde II
Elfie-Marita Eibl, Regesta Imperii – Regesten Kaiser Friedrichs III., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

 

Öffentlicher Abendvortrag

18.00 Uhr Monumenta Germaniae Historica – eine unendliche Geschichte?
Martina Hartmann, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München und stellvertretende Präsidentin der Monumenta Germaniae Historica

 

Dienstag, 10. September 2013

09.00 Uhr Einführung in die lateinische Paläographie: Karolingische Minuskel
Mathias Lawo, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

10.30 Uhr Einführung in die deutsche Paläographie
Martin Schubert, Parzival-Projekt, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

12.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Einführung in die Numismatik
Michael Lindner/Olaf B. Rader, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

15.30 Uhr Exkursion ins Berliner Münzkabinett
Michael Lindner/Olaf B. Rader, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

18.00 Uhr Gemeinsames Abendessen

 

Mittwoch, 11. September 2013

09.00 Uhr Edition und Interpunktion
Michael Menzel, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

10.30 Uhr Von der Urkunde zum Regest – zur Geschichte und Arbeitsweise der Regesta Imperii
Eberhard Holtz, Regesta Imperii – Regesten Kaiser Friedrichs III., Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

12.00 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Exkursion: Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Mathias Lawo, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

 

Donnerstag 12. September 2013

09.00 Uhr Einführung in die Sphragistik
Marie-Luise Heckmann, Historisches Institut, Universität Potsdam

10.30 Uhr Einführung in die Chronologie
Marianna Spano, Institut für Griechische und Lateinische Philologie, Freie Universität Berlin

12.00 Uhr Abschlussdiskussion

14.00 Uhr Pause

15.30 Uhr Historischer Rundgang durch Berlin
Michael Lindner, Monumenta Germaniae Historica, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / Ines Garlisch, Institut für Geschichtswissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/1694

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