Archivwesen: Online-Angebot Digitale Schriftkunde der Staatlichen Archive Bayerns

http://www.gda.bayern.de/DigitaleSchriftkunde/ Die Staatlichen Archive Bayerns präsentieren mit der Lese- und Übungsumgebung “Digitale Schriftkunde” ausgewählte Quellenbeispiele aus ihren Beständen, die mit Entzifferungshilfen und Transkriptionen aufbereitet sind. Das Onlineangebot “Digitale Schriftkunde” wurde durch Mittel des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst ermöglicht. Das Angebot ist zudem so angelegt, dass es zukünftig mit weiteren Lesebeispielen ausgebaut […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/08/6121/

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durchsichten: Transnationalität populärer Jugendkultur. Jugendmedien in der BRD, Großbritannien und Frankreich, 1964-1981

http://pophistory.hypotheses.org/1827 Das Projekt untersucht im historischen Vergleich und aus transnationaler Perspektive kommerzielle Jugendmedien, hauptsächlich aus dem Bereich Print, exemplarisch aber auch audiovisuelle Formate wie Jugendmusiksendungen im Fernsehen und Jugendfilme im Kino, aus der BRD, Großbritannien und Frankreich im Zeitraum von 1964 bis 1981. Posted on 11/05/2015 by Aline Maldener

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/08/6112/

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Wie politisch war die Subkultur in Ost und West? Ein Streitgespräch (Podcast)


Cold War Nightlife – The Sound of Cold War Berlin

Podiumsdiskussion, Sage Club Berlin, 9. Juli 2015, 18-20 Uhr

Am Ende klang es fast wie Streit. Als Zeitzeugen aus Ost und West am Pool des Berliner Sage Clubs über die Sound-Geschichte des Kalten Krieges und das Nachtleben der geteilten Stadt diskutierten, lebten alte Gegensätze wieder auf. Einer Berichterstatterin erschien die Diskussion zeitweise wie “ein Wettbewerb zwischen Ost- und West-Punks”. “Der Osten war immer vorbereitet auf den Westen, der Westen aber – und das sieht man auch heute hier – nicht auf den Osten”, kritisierte etwa der Ost-Punk Henryk Gericke, verteidigte die DDR aber gleichzeitig gegen pauschale Kritik des West-Zeitzeugen Dr. Motte.

In einer ungewöhnlichen Kooperation haben der Sage Club gemeinsam mit der Berliner Humboldt-Universität, der University of North Carolina at Chapel Hill, dem Berliner Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen und der Robert-Havemann-Gesellschaft ein Programm zusammengestellt, dass insbesondere interessierten Jung- und Neu-Berlinern einen Einblick in die aufregende Musikgeschichte der geteilten Stadt bieten sollte.



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Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1889

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Sind Videogames ein Thema für Zeithistoriker*innen?

Erste Überlegungen

Bislang hat sich die Geschichtswissenschaft erst sehr wenig mit Videogames beschäftigt. Seit einigen Jahren gibt es Versuche, die Frage zu beantworten, wie Geschichte in Computerspielen dargestellt wird – vor allem aus dem Wissen heraus, dass viele Schüler*innen Videogames spielen und einen Teil ihres historischen Wissens aus diesem Medium beziehen.

Darüber hinaus gibt es aber1 noch keine originär geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung mit Computerspielen. Ist das eine Forschungslücke? Oder reicht es, sich lediglich mit der Vermittlung historischer Inhalte in Videogames zu beschäftigen?

Wenig überraschend ist wohl unser Ansatz: Wir glauben, das ist nicht genug, und ja, es handelt sich um eine veritable Forschungslücke, die natürlich in erster Linie die gerade erst entstehende Forschung zu den 1980er und 1990er Jahren betrifft. Die bisherige Vernachlässigung von Videogames schon länger nicht mehr zeitgemäß; zudem ist sie, so meine These, Ausdruck dessen, welche weiteren Themenfelder in der neuesten Zeitgeschichte noch der Bearbeitung harren.

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Quelle: http://gamalyzed.hypotheses.org/27

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Ein Anfang fast von Null für das DHI Moskau

Im Gespräch mit Michail Bojcov und Nikolaus Katzer

In der Nacht zum 31. Januar 2015 wurde das Deutsche Historische Institut (DHI) Moskau durch einen Großbrand schwer beschädigt. Es gab keine Personenschäden, große Teile des Gebäudes, in dem auch die Bibliothek für Gesellschaftswissenschaften der Russischen Akademie der Wissenschaften (INION) untergebracht war, wurden jedoch zerstört.

Amtsübergabe des Präsidenten der Max Weber Stiftung Foto: © Jennifer Zumbusch

Nikolaus Katzer und Michail Bojcov am 27. Februar in Bonn.

Wie ist die Situation des DHI Moskau vor Ort, welche Auswirkungen hat der Brand auf den laufenden Betrieb und die aktuellen Forschungsschwerpunkte des Instituts? Und wie sehen Ihre weiteren Planungen für das DHI aus?

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Quelle: http://mws.hypotheses.org/27459

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“Wer nicht mehr befreit werden konnte”

Ansprache von Katrin Stoll anlässlich der Eröffnung der Ausstellung “Niemandsorte” am DHI Warschau.

“Schritte –

In welchen Grotten der Echos
seid ihr bewahrt
den ihr den Ohren einst weissagtet
kommenden Tod?

[…]
Schritte –
Urzeitspiel von Henker und Opfer,
Verfolger und Verfolgten,
Jäger und Gejagt –
[…]”

Katrin Stoll, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau.

Katrin Stoll, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am DHI Warschau.

Nelly Sachs‘ Werk gehörte nicht zur Pflichtlektüre des Deutschunterrichts des Gymnasiums in Ost-Westfalen, an dem ich vor 20 Jahren mein Abitur ablegte. Damals, 50 Jahre nach Kriegsende, hielt der leitende Lehrer meines Jahrgangs auf unserer Abschlussfeier eine bewegende, emotionale Rede, in deren Mittelpunkt er die von Deutschen verübten Verbrechen in ganz Europa stellte und uns unsere politische Verantwortung vor Augen führte.

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Quelle: https://mws.hypotheses.org/27404

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scienceblogs: Aberglaube und Alternativmedizin in Dachau heute

http://scienceblogs.de/gesundheits-check/2015/05/16/aberglaube-und-alternativmedizin-in-dachau-heute/ Dachau kennt man heute insbesondere als Ort des ersten Konzentrationslagers in Deutschland. Dabei stand es einmal für Kunst und Kultur, für gute Seiten menschlichen Daseins. Kürzlich gab es eine tolle Kunstaktion in Dachau – die vierte „Late Night Dachau“, eine “Shuttle-Lesung“. Auch zur Alternativmedizon gab es eine Lesung von Jaromir Konecny, einem Münchner Autor […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/05/5841/

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Befreiung? Sieg? Niederlage? Interviews zum Kriegsende (1): Frankreich

Im Rahmen des 70. Jahrestags des Kriegsendes in Europa eröffnet die Max Weber Stiftung einen Einblick in die Erinnerungskultur der Gastländer ihrer Institute. Neben einer Auseinandersetzung mit dem Gedenken an 1945 geben wir auch einen kurzen Einblick in die jeweiligen Forschungstendenzen zum Zweiten Weltkrieg. Den Anfang macht Stefan Martens, Stellvertretender Direktor des Deutschen Historischen Institut in Paris. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der Weimarer Republik, des Dritten Reiches und des Widerstandes, die Geschichte der französischen Dritten Republik und des Vichy-Regime sowie die Geschichte der Internationalen Beziehungen.

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Stefan Martens, Stellvertretender Direktor des DHI Paris.

Herr Martens, wie wichtig ist der 8.

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Quelle: http://mws.hypotheses.org/26843

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Die unwahrscheinlichen Weltkriege

Von Stefan Sasse

Hitler in Paris, 1940
Aus der Retrospektive betrachtet wirkt es häufig so, als ob die zwei Weltkriege, die im 20. Jahrhundert von Deutschland ausgingen, unvermeidbar und gewissermaßen in vorbestimmt gewesen waren. Diese Sicht täuscht jedoch. Weder der erste noch der zweite Weltkrieg waren unvermeidliche Ereignisse, nicht einmal bis kurz vor (oder nach) ihrem jeweiligen Beginn. Dies mag zuerst etwas merkwürdig erscheinen. Es soll hier auch kein Revisionismus betrieben werden; vielmehr geht es darum, einige Mythen zu entzaubern, die einem unverstellten Blick auf die Geschehnisse entgegenstehen. Zu diesem Zweck sollen im Folgenden beide Weltkriege auf die Wahrscheinlichkeit hin untersucht werden, dass sie sich zu der Katastrophe entwickeln, die sie schlussendlich darstellten.


Der Erste Weltkrieg entstand letztlich aus der Kette von Ereignissen, die sich nach dem Attentat auf den habsburgischen Thronfolger in Sarajevo herausbildete. Die untereinander verbundenen Großmächte und entstehenden Zwänge sind hinreichend bekannt und brauchen hier nicht wiederholt werden; Furcht vor dem Verlust der Initiative, dem Verlust der strategischen Lage (etwa durch Statusverlust gegenüber Bündnispartnern oder Bruch eines Bündnisses) und die Unmöglichkeit, die gegnerischen Intentionen akkurat einzuschätzen sorgten bis zum August für den Beginn eines blutigen Reigens, der vier Jahre lang andauern sollte. Oftmals hört man auch heute noch, dass die waffenstarrenden, stets kriegsbereiten Bündnisse einen Konflikt zu irgendeinem Zeitpunkt praktisch unvermeidlich machten. Dass dies nicht zutreffend ist, habe ich bereits an anderer Stelle im Essay "Blick in den Abgrund" deutlich gemacht.

Alfred von Schlieffen
Die Reaktionen der verschiedenen Diplomaten und Außenpolitiker während der Juli-Krise besitzen selbst keinen Automatismus. Bis zu den Mobilmachungen und den mit ihnen verbundenen Kriegserklärungen gab es zahlreiche Möglichkeiten, die Krise zu entschärfen. Aber was, wenn die Julikrise gar nicht erst ausgebrochen wäre, etwa weil Franz Ferdinand nicht noch ins Krankenhaus fährt? Wäre dann schlicht irgendwann später ein Ereignis eingetreten, das den Waffengang doch unvermeidlich gemacht hätte? An dieser Stelle lohnt es sich, die Fixierung besonders der deutschen Militärs auf die sich strategisch verschlechternde Lage Deutschlands einzugehen. Die russische Armee steigerte zwischen 1913 und (dem 1914 noch hypothetischen) 1916 ihre Kampfbereitschaft deutlich, sowohl durch technische Modernisierungen als auch durch mit französischem Kapital gebaute strategische Eisenbahnlinien. Die offensive deutsche Kriegsplanung aber sah vor, wegen der praktischen Unmöglichkeit einen Abnutzungskrieg gegen die Entente zu gewinnen einen schnellen Schlag vor der russischen Mobilmachung gegen Frankreich zu führen. Die die Militärs nicht müde wurden zu betonen wäre diese Strategie ab 1916 nicht mehr möglich gewesen, ja, hätte sich hier das Zeitfenster für jeden ernsthaften Offensivplan geschlossen. 

Angenommen, es hätte nun bis 1916 (oder, um das Argument sogar noch deutlicher zu machen, 1920) keinen bewaffneten Konflikt gegeben. Für Deutschland konnte die Konsequenz nur sein, den Krieg nicht mehr als Option zu betrachten, so wie es in den 1920er Jahren praktisch alle Großmächte auch taten. Wenn aber Krieg keine Option mehr ist, muss dem eine diplomatische Umgewichtung entgegenstehen. Abrüstungsinitiativen wie etwa die amerikanischen zu Beginn der 1920er Jahre (wie ich sie in "Aufstieg und Fall der liberalen Weltordnung" beschrieben habe) wären hier eine Möglichkeit. Das Szenario ist nicht so absurd, wie es auf den ersten Blick scheint. In der Haager Konferenz, aus der schließlich die Haager Landkriegsordnung von 1907 hervorging, hatte Russland ähnliche Vorschläge gemacht, weil es sich damals in einer ähnlich unterlegenen Position sah wie Deutschland zehn Jahre später. Der Unterschied aber wäre, dass der Rüstungswettlauf gerade in den Jahren zwischen 1900 und 1914 immer gewaltigere Kosten verursachte, die kaum mehr zu stemmen waren, was die Anreize für alle Beteiligten gegenüber 1907 erhöhte. 

Abzeichen der französischen Maginot-Besatzung
Gleichzeitig ist es denkbar, dass sich die Einsicht durchgesetzt hätte, dass die Unmöglichkeit eines Offensivkriegs eine Defensivstrategie notwendig macht. Wenn auf allen Seiten die korrekte Analyse gezogen worden wäre, dass mit dem damals aktuellen Waffenarsenal die Defensive die Oberhand über die Offensive hatte (eine Lektion, die 1915 erst blutig gelernt werden musste) wäre ein weiterer Anreiz für das Suchen nichtmilitärischer Lösungen gefunden gewesen. Der Erste Weltkrieg erscheint unter diesem Gesichtspunkt als ein Unfall, eine Anomalie, und nicht als ein unabwendbares Ereignis. Dies sollte gerade im Hinblick auf Krisen der heutigen Zeit hoffnungsvoll stimmen und uns eine bessere Performance von unseren eigenen Außenpolitikern erwarten lassen. 

Mit dem Zweiten Weltkrieg ist die Sache anders gelagert. Wenn ich sage, dass der Zweite Weltkrieg ein unwahrscheinliches Ereignis war, so will ich nicht den rechtsradikalen Revisionisten das Wort reden die glauben, dass Hitler eigentlich Frieden wollte und nur durch ein kriegslüsternes Albion auf den Kriegspfad getrieben wurde. Ab 1934 war ein deutscher Krieg in Europa unvermeidlich, solange Hitler die Macht in Händen hielt. Er arbeitete auf ihn hin, er wollte ihn von Anfang an und er ließ sich von Realitäten und Fakten nicht abhalten. 

Ebenso möglich wie Pearl Harbor: ein Rückzug aus China
Unwahrscheinlich ist vielmehr etwas anderes: dass Hitlers Krieg sich zu dem mörderischen Weltkrieg ausweitet, der er denn dann wurde. An mindestens fünf Punkten bis 1941 alleine wäre für Nazideutschland ein ziemlich schnelles und unvorteilhaftes Kriegsende das wesentlich wahrscheinlichere Ergebnis gewesen, und der japanische Angriff auf Pearl Harbor, der den Krieg überhaupt erst zum Weltkrieg machte, indem er die Kriegsschauplätze über die Klammer der mächtigen USA verband, war keine feste, sondern vielmehr gegenüber anderen Szenarien unwahrscheinlichere Entwicklung, wie Eri Hotta in seinem Buch "Japan 1941: Countdown to Infamy" dargelegt hat. 

Hätte Hitler seinen Willen bekommen, hätte die Wehrmacht bereits 1938 die Tschechoslowakei angegriffen, ein Unternehmen, dessen Ausgang selbst gegen die Tschechen alleine keineswegs sicher war und das aller Wahrscheinlichkeit nach die Alliierten zur Internvention gebracht hätte - sofern die deutschen Generäle nicht ohnehin die Courage besessen hätten, aus ihren Plänen Ernst zu machen und Hitler in diesem Falle zu putschen. Mit dem Angriff auf Polen 1939 exponierte Deutschland seine Westflanke ungeheuer. Hätten die Franzosen damals nicht den "Sitzkrieg" geführt ohne Deutschland ernsthaft anzugreifen sondern wären, notfalls mit improvisierten Plänen und unzureichender Ausrüstung, mit ihrer Million Mann im deutschen Südwesten einmarschiert, hätte das Dritte Reich einen Überlebenskampf führen müssen, dessen Chancen kaum vorteilhaft waren, besonders wenn man zunehmende Unterstützung durch Großbritannien hinzunimmt. Ein solcher Kriegsverlauf hätte vielleicht sogar Stalin zum Bruch des Pakts bewogen, so dass Polen ein wesentlich größerer militärischer Faktor gewesen wäre. 

Der "Sitzkrieg" im Westen gab Deutschland Zeit
Als Hitler dann 1940 den Angriff auf den Westen befahl, standen die Chancen eigentlich völlig gegen ihn. Die deutsche Armee war den Westmächten zahlenmäßig gerade ebenbürtig. Die Alliierten hatten wesentlich mehr Panzer, Flugzeuge und Artillerie als die Deutschen, besaßen extrem starke Festungsanlagen und eine leistungsfähigere Wirtschaft. Wie Adam Tooze in seiner Betrachtung der deutschen Wirtschaft im Dritten Reich "Wages of Destruction" nahelegt erlaubte der Stand der damaligen deutschen Kriegswirtschaft kaum, den Krieg länger als ein Dreivierteljahr zu führen bevor der Nachschub vor allem an Munition zur Neige ging. Die alliierte Strategie, sich an der französischen Grenze auf die Maginotlinie und das undurchdringliche, schlecht erschlossene Terrain der Ardennen zu verlassen und die deutschen Truppen bei ihrem unvermeidlichen Vormarsch durch Belgien und die Niederlande aufzufangen ist sehr solide. Sie hielten viele Reserven zurück, die nach Bestimmung der deutschen Stoßrichtung analog zu 1914 den Vormarsch zum Halt bringen konnten und entweder sofort das Rückgrat der technisch unterlegenene Wehrmacht brechen oder den dann entstehenden Abnutzungskrieg klar gewinnen würden. 

Und ohne einen absurden Zufall wäre es vermutlich auch so gekommen; nicht umsonst waren die deutschen Generäle sehr pessimistisch was ihre Chancen gegen die Westalliierten anging, die von der ungleich besseren deutschen Armee des Ersten Weltkriegs schon nicht hatten geschlagen werden können. Der deutsche Angriffsplan sah im Wesentlichen so aus wie die Alliierten ihn vorhersahen. Die Wahrscheinlichkeit, dass "Fall Rot" in einem Desaster geendet und der Krieg 1940 mit einer Niederlage Hitlers geendet hätte war hoch. Der absurde Zufall jedoch änderte die Gleichung: ein deutscher Offizier verflog sich im Nebel, landete in Belgien, wurde verhaftet und hatte in seiner Tasche die deutschen Angriffspläne. Dies zwang die Deutschen zu einer hastigen Änderung der Pläne und zu einem gewaltigen Risiko: einem Angriff durch die Ardennen. Die Idee war deswegen so unglaubwürdig für die Alliierten, weil auf den wenigen Straßen durch die Ardennen Panzerkolonnen zwangsläufig zum "größten Verkehrsstau der Geschichte" aufstauen würden und leichte Beute für die überlegene alliierte Luftwaffe wären. Der Krieg wäre in diesem Fall in zwei Wochen entschieden gewesen. Zum gewaltigsten Verkehrsstau aller Zeiten kam es. Zu einer Entdeckung durch die alliierte Luftaufklärung nicht. Der Rest ist Geschichte. 

Deutsche Soldaten im Winter 1941
Noch einmal begann Deutschland einen Feldzug mit einem ähnlichen Glücksspiel: das "Unternehmen Barbarossa", der Angriff auf die Sowjetunion, basierte auf halsbrecherisch optimistischen Annahmen. Ohne die aktive Mitwirkung von Hitlers bestem Verbündeten, Stalin, hätten wesentlich größere Teile der Roten Armee den Kesselschlachten von 1941 entkommen und eine wesentlich frühere Verteidigungsstellung als Moskau aufbauen können, die den Krieg deutlich verkürzt hätte. Noch wesentlich bedeutsamer aber ist die Schlacht von Moskau im Winter 1941/42 selbst, in der die Wehrmacht nur äußerst knapp einem sowjetischen Durchbruch und der Vernichtung der Heeresgruppe Mitte entkam (ein Ereignis, das so bis Juni 1944 auf sich warten lassen sollte). In all diesen fünf Situationen wäre ein rascher militärischer Zusammenbruch des Dritten Reichs oder zumindest seine Einhegung in Zentraleuropa ein nicht unwahrscheinliches Ergebnis gewesen, das gegenüber dem tatsächlichen, weltumspannenden Gemetzel um ein vielfaches kleiner ausgefallen wäre. Und in keinem dieser Szenarien kommt das Deutsche Reich auch nur annähernd in die Situation, den Holocaust durchführen zu können. 

Was aber sind die Schlüsse, die wir heute aus diesen Geschehnissen ziehen können? Es ist wichtig, nicht den Propagandamythen des Dritten Reichs auf den Leim zu gehen. Die deutsche Wehrmacht war keine unüberwindbare Super-Armee, sondern profitierte extrem von Zufall, massiven Fehlern ihrer Gegner und deren schlechter Moral. Als dem Dritten Reich in USA und Sowjetunion ab 1943/44 ernsthafte Gegner erwuchsen, war sein Zusammenbruch ein nicht mehr aufzuhaltendes Faktum. Wir sollten uns daher nicht vom scheinbaren Determinismus der Ereignisse mitreißen lassen. Die Frage, ob Deutschland den Krieg nicht hätte doch gewinnen können oder wo der entscheidende Fehler lag, die man so oft hört, ist falsch gestellt. Vernünftigerweise müsste man fragen, welche Aneinanderreihung von Faktoren notwendig war, um es überhaupt so weit kommen zu lassen.

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2015/04/die-unwahrscheinlichen-weltkriege.html

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WAKE UP THE SOULS!

Runde Jahrestage eignen sich dazu, dass Menschen sich an besondere Ereignisse erinnern. Auch wenn das Ereignis kein positives ist. Zum hundertsten Mal jährt sich am 24.04.2015 der Armenische Völkermord.

Aus diesem Anlass hat die Band System Of A Down (in der alle Mitglieder armenischer Abstammung sind) ihre Tour begonnen, die an dieses Ereignis, welches von der Türkei1 immer noch nicht als Genozid anerkannt wurde, erinnern soll. Unter dem Motto: „Wake Up The Souls“ soll die Tour aber nicht nur erinnern, sondern auch mahnen. Dazu der Sänger der Band, Serj Tankian:

“Part of it is bringing attention to the fact that genocides are still happening, whether you use the word ‘genocide,’ ‘holocaust’ or ‘humanitarian catastrophe (…) none of that is changing.”2

In insgesamt drei Einheiten werden während der SOAD-Tourkonzerte kurze Comic-Videos zum Armenischen Völkermord und zum Völkermord im Allgemeinen gezeigt. Die Videos stammen von Josh Blaylock, der das Comicbuch „Operation Nemesis: A Story of Genocide & Revenge“ herausgebracht hat.3

Bei jedem Konzert werden die System-Bandmitglieder zudem von der Initiative „March to Justice“4 begleitet, die sich für die Anerkennung und den Schutz von Armeniern einsetzt. Vor und nach jedem Konzert werden Unterschriften gesammelt, die später in den USA politischen Entscheidungsträgern vorgelegt werden. Dabei erhofft sich die Initative, dass auch die Vereinigten Staaten den Völkermord an den Armeniern von 1915 anerkennen.

Beenden wird die Band ihre Tour in ihrem Heimatland, in Jerewan, Armenien. Zum ersten Mal werden sie dort zusammen als Band auftreten. Bislang hatte lediglich Sänger Serj Tankian einen Soloauftritt in Armenien. Die Show am 23.04.2015 in Jerewan war für jeden Besucher kostenlos und wurde sogar auf einem Live-Stream im Internet übertragen.5

Warum es wichtig ist vergangene Völkermorde anzuerkennen und sie zu analysieren, um aufkeimende Völkermorde zu verhindern, erklärt Serj Tankian:

“We want the recognition of the first genocide of the 20th century to be a renewal of confidence that humanity can stop killing itself.”6

 

Blümel, Jonathan (2015): WAKE UP THE SOULS In: JBS History Blog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

  1. Auch Länder wie Deutschland oder die USA haben den Völkermord an den Armeniern als solchen noch nicht offiziell anerkannt.
  2. URL: http://www.rollingstone.com/music/videos/system-of-a-down-armenia-live-stream-20150423 aufgerufen am: 22.04.2015.
  3. Siehe http://jbshistoryblog.de/2009/12/operation-nemesis-teil-1/
  4. Weitere Infos unter: http://www.marchtojustice.org.
  5. http://www.rollingstone.com/music/videos/system-of-a-down-armenia-live-stream-20150423 aufgerufen am: 22.04.2015.
  6. http://www.rollingstone.com/music/videos/system-of-a-down-armenia-live-stream-20150423 aufgerufen am: 22.04.2015.

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2015/04/wake-up-the-souls/

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