Tagungsbericht: Jüdische Geschichte 2.0 – Geschichtsvermittlung im digitalen Zeitalter

Am 20.2.2014 fand in Hamburg ein eintägiger Workshop statt, der die Vermittlung der jüdischen Geschichte im digitalen Zeitalter zum Thema hatte. Veranstalter waren das Institut für die Geschichte der deutschen Juden (in dessen Räumlichkeiten die Tagung auch stattfand), die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg. Die Tagung stieß auf so reges Interesse, dass die Veranstalter laut eigener Ansage sogar Anmeldungen zurückweisen mussten, weil der bis zum letzten Platz gefüllte Raum nicht ausreichte. Die Teilnehmerschaft kam mit verschiedenen Interessen zur Veranstaltung, und es schien neben der (vermutlich größeren) Gruppe, die in zur jüdischen Geschichte arbeiten, eine Reihe von Vertretern (wie den Autor dieser Zeilen) zu geben, die das Ganze von der Warte der digitalen Geschichtskultur her interessierte. Das sorgte für vielfältige Diskussionen, wobei der erste Teil des Programms zunächst von einer grundsätzlichen Annäherung durch den Vortrag von Astrid Schwabe (Flensburg) und danach einer Reihe von Projektvorstellungen geprägt war.

Es wurde eine beeindruckende Vielfalt an Projekten präsentiert, die sich auf sehr verschiedene Weise mit jüdischer Geschichte beschäftigen. Diese sollen hier nicht im Einzelnen aufgezählt werden, doch einige Eindrücke wiedergegeben werden. Zunächst einmal bestach die (auch mediale) Vielfalt – von der kartengestützten geographischen Suche nach jüdischen Erinnerungsorten über die Web-2.0-basierte Einbindung von Usern bis hin zu komplex programmierten Klanglandschaften. In mehreren Präsentationen wurde darauf verwiesen, dass – vielleicht gerade bei der häufig vertretenen Thematik Verfolgung und Ermordung von Juden – eine Kombination aus face-to-face-Kommunikation und digitalen Materialien angebracht ist. Respekt nötigt auch das Engagement vieler Ehrenamtlicher ab, die durch lokalgeschichtliche Zugriffe die Thematik sehr lebendig zu machen  verstehen und dafür einen beträchtlichen Teil ihrer Freizeit opfern. Dabei kommen obendrein sehenswerte Resultate heraus! Sehr zu begrüßen war auch, dass mehrere Präsentationen eher Fragen aufwarfen denn fertige Resultate zeigten, und dass auch Raum für Unsicherheit und Skepsis da war. Dies zeigte meiner Meinung nach, dass die Entwicklung einfach noch sehr im Gange ist, die Adaption neuer digitaler Tools und Vermittlungsmethoden noch eingeübt wird. Oft stehen auch nur projektbasierte Finanzierungen zur Verfügung, so dass die Kontinuität der Angebote noch nicht in jedem Fall gesichert ist. Apps und darauf zur Verfügung gestellte Materialien sollen im Übrigen häufig auch der Vor- oder Nachbereitung von Besuchen dienen, d.h. nicht nur punktuell, sondern die Erfahrung etwa eines Gedenkstättenbesuchs so noch erweiternd oder auch vertiefend.

Nach den Projektvorstellungen und der Mittagspause teilte sich die Gruppe in zwei Workshops, welche sich zwei verschiedenen Fragestellungen widmeten:

  • Digital im Vergleich zu analog: Welchen Einfluss haben digitale Angebote auf den Prozess der Vermittlung und der Nutzung?
  • Den User im Blick: Wer nutzt digitale Angebote zur Geschichtsvermittlung und wer nicht? Welche Rolle haben dabei die Vermittler?

Dabei war man sich im ersten Workshop einig, dass es einen Einfluss gibt, doch gingen die Meinungen darüber, ob dies als positiv oder negativ zu werten sei, auseinander. Für die Mehrheit lag der verstärkte Nutzen in einer aktiveren Einbindung von Schülerinnen und Schülern bzw. Studierenden. Kontrovers wurde diskutiert, ob in Zeiten des digitalen Wandels und der stärker partizipativen und kommunikativen Funktion des Internets der Begriff von der Geschichtsvermittlung denn noch angebracht sei. Geht es nicht viel mehr um aktive Aneignung und Mitgestaltung denn passive Rezeption nach einem instruktionistischen Modell (Stichwort: Lehre nach dem Schüttprinzip).

Der zweite Workshop sah sich der Beantwortung der schwierigen Frage gegenüber, wer die digitalen Kommunikationsangebote etwa in den Social Media überhaupt nutze. Die Gefahr von antisemitischen und anderweitig rassistischen Kommentaren wurde thematisiert – auch hier gab es keinen Konsens. Mehrere Stimmen gaben jedoch der Möglichkeit, sich für die Meinungen von Usern zu öffnen – so könnten diese z.B. ja inhaltliche Hinweise für noch offene Fragen geben, weil sie Personen auf Fotos erkennen oder andere Informationen etwa aus dem familiären Umfeld haben. Ein für beide Workshops verbindender Aspekt war die Frage, ob gerade ein Gebiet wie die jüdische Geschichte mehr Anlass zu Befürchtungen davor gebe, dass die Inhalte durch eine digitale Darbietung oder Kommunikation in 140-Zeichen-Tweets banalisiert würden. Auch hier gab es letztlich keine endgültige Antwort, und wie bei so vielen der an dem Tag diskutierten Themen könnte man sagen: Sensibilität ist gefragt, aber die Chancen der digitalen Welt wurden als höher eingeschätzt als die Risiken, so mein Eindruck.

Jedenfalls zeigte der große Anklang, den der Workshop fand, dass die Beschäftigung mit der Thematik als wichtig empfunden wird und sicherlich weitergehen wird. Eine Anregung an die Organisatoren wäre, einen Informationspool für digitale Projekte im Bereich jüdischer Geschichte anzulegen, vielleicht in Form einer digitalen Pinnwand o.Ä. Dann könnten zunächst einmal schlichtweg die existierenden Projekte gesammelt werden.

Für Ergänzungen oder weitere Hinweise in den Kommentaren bin ich sehr dankbar.

P.S. Unter dem Hashtag #JüdischDigital wurde über die Tagung getwittert, was nach Auskunft der Organisatoren für sie Neuland war, aber eifrig genutzt wurde.

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/618

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Digitalisierungsstrategien für das kulturelle Erbe in Norwegen | Teil 3: Die norwegische Nationalbibliothek als zentraler Akteur

Nach Teil 1 (zu grundsätzlichen Aspekten) und 2 (zum Archivwesen) geht es nun im dritten Part dieser Artikelserie um die norwegische Nationalbibliothek als zentralem Akteur. Dieser weist  die nationale Digitalisierungsstrategie als führender Forschungsbibliothek des Landes die zentrale Rolle für den Aufbau der digitalen Bibliothekssammlungen zu. „Mit Verankerung im Pflichtexemplarsrecht und im Urheberrecht ist es die Vision der Nationalbibliothek, das Gedächtnis der Nation und ein multimediales Kompetenzzentrum auf der Höhe künftiger Nachfrage zu sein. Zwei ihrer vier Hauptziele sind ‚eine von Europas spannendsten und modernsten Nationalbibliotheken zu sein‘ und ‚der Kern der norwegischen digitalen Bibliothek‘ zu sein.“ Zwar wurde das Pflichtexemplarsrecht erst 1989 eingeführt, die Digitalisierungspläne im Rahmen der 2009 lancierten Webpräsenz Bokhylla [Bücherregal] reichen aber zeitlich deutlich weiter. Bis 2017 sollen alle in Norwegen zwischen den Jahren 1900 und 2000 erschienenen Bücher gratis im Internet zugänglich sein – allerdings nur von norwegischen IP-Adressen aus. Alle Bücher, für die das Urheberrecht abgelaufen ist, dürfen heruntergeladen werden, die restlichen kann man nur online lesen. Da das 1989 eingeführte norwegische Pflichtexemplarsrecht zudem medienneutral formuliert ist, finden auch Medien wie Ton- oder Bildaufnahmen Eingang in die Norwegische digitale Bibliothek. Die Digitalisierung der gesamten Bestände der Nationalbibliothek wird darüber hinaus ebenfalls in einem Zeitrahmen von 25 bis 30 Jahren angestrebt. „50 Kilometer an Kulturerbe sollen digitalisiert werden“ überschrieb der norwegische Rundfunk einen Internetbericht über das Vorhaben, für das am zweiten Standort der Nationalbibliothek im nordnorwegischen Mo i Rana eigens ein Digitalisierungsgebäude mit neuester Technik gebaut wurde.

Die Nationalbibliothek folgt in ihrer 2006 begonnenen Digitalisierungspolitik den wichtigsten Empfehlungen, welche als Minimalanforderungen für digitalisiertes Kulturerbe von einer Expertengruppe ausgearbeitet wurden: Lokalisierbarkeit der digitalen Bestände, Qualitätsstandards für die Erstellung digitaler Materialien, umfassende Beschreibung durch Metadaten, Sicherung der Langzeitarchivierung sowie angemessene Präsentation. Zudem wurde eine eigene Digitalisierungsstrategie für das Bibliothekswesen ausgearbeitet, in der die Zugänglichkeit des kulturellen Erbes ebenfalls hervorgehoben wird: „Der Einsatz der Nationalbibliothek auf dem digitalen Gebiet wird auf Sicht dazu führen können, dass der gewöhnliche Nutzer auf seinem eigenen PC direkten Zugang zu großen Teilen des norwegischen Kulturerbes haben kann.“ In einem eigenen Strategiepapier stellt sich die Nationalbibliothek als diejenige Einrichtung vor, die in Norwegen Richtung und Tempo für kulturelle Digitalisierungsvorhaben vorgibt, welche landesweite Standards etabliert und im Mittelpunkt eines ganzen Netzwerkes von Kooperationspartnern steht. Norwegische Bücher und Medien aller Art seit dem Mittelalter sollen nach und nach frei zugänglich werden und die Langzeitarchivierungsstrategie wird sehr ambitioniert mit einer 1000jährigen Perspektive versehen. Das Selbstbewusstsein, hier an der Spitze der Entwicklung zu stehen, ist sehr ausgeprägt: „Some European countries have also started digitizing parts of their national cultural treasures, but so far no other national library has plans to digitize their entire holdings. We are thus the first National Library in Europe to take on this huge challenge, not only for the preservation of materials for posterity, but also to make as much content as possible available on the web.“ Wie weit die Ausweitung von Nutzungsmöglichkeiten der digitalen Sammlungen bereits gedacht wird, zeigt die recht frühe Orientierung auf die Nutzung von mobilen Endgeräten wie Smartphones und die Entwicklung einer mobilen Version der Webpräsenz für die digitalen Sammlungen. Darüber hinaus wird an der Nationalbibliothek auch Forschung betrieben, von der man für weitere Schritte bei der Bewahrung digitaler Materialien zu profitieren hofft, beispielsweise ein Projekt zur Archivierung von Meldungen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „How can institutions like the National Library of Norway preserve new media content like Twitter for future research and documentation?“ lautet hier das Erkenntnisinteresse. Der Autor verweist ausdrücklich auf die Aufgabe der Nationalbibliothek zur Bewahrung des kulturellen Erbes, zu welchem letztlich in der digitalen Welt auch Nachrichten auf Twitter gehören: „Twitter is a relevant part of our culture, and thus should be regarded cultural heritage. Preserved tweets might provide an insight into our culture for future generations.“

Die zentrale Stellung der Nationalbibliothek wurde weiter gestärkt, als der wichtigste Konkurrent (auch um die öffentlichen Gelder), das staatliche Zentrum für Archive, Bibliotheken und Museen [ABM-utvikling] 2010 aufgelöst und Teile seiner Aufgaben an die Nationalbibliothek sowie an den Norwegischen Kulturrat übertragen wurden. Zudem machten sich auch kritische Stimmen bemerkbar, die einen Mangel an kritischer Diskussion über das Vorgehen namentlich der Direktorin der Nationalbibliothek Vigids Moe Skarstein beklagen und problematisieren, dass gewissermaßen durch die Hintertür eine zu wenig hinterfragte kulturelle Deutungshoheit etabliert worden sei. Es würden hohe Summen für die umfassende Digitalisierung ausgegeben, ohne nach möglichen Nutzungsszenarios zu fragen und ohne die Interessen der Leserinnen und Leser einzubeziehen. Zudem wurde die Forderung laut, Artefakte aus allen Bereichen des kulturellen Erbes einer gemeinsamen Auswahl und Prioritätensetzung zu unterziehen.

Als Fazit der Artikelserie kann man festhalten: Norwegen ist ganz klar Vorreiterland auf dem Gebiet der Digitalisierung von kulturellem Erbe. Besonders bemerkenswert sind dabei Tempo und Umfang der Maßnahmen. Dies ruft wie gesehen auch Kritiker auf den Plan: Autoren und Verlage haben Bücher aus dem digitalen Bücherregal der Nationalbibliothek zurückgezogen (aus Angst vor Gewinneinbußen). Zudem ist Geschwindigkeit bei der sorgfältigen Aufbereitung von historischen Materialien für deren Digitalisierung eben nicht Trumpf. In Norwegen sind die zentralen Akteure allerdings von jeher in einer starken Position, und Regierung sowie Parlament haben im Rahmen der Digitalisierungsstrategien entschieden, diese weiter zu stärken und ihnen die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen – und nicht etwa externen Dienstleistern aus der freien Wirtschaft. Die Institutionen selbst wiederum haben aus ihrem Auftrag weit mehr gemacht, als ihnen der Staat aufgetragen hat. Insbesondere die Nationalbibliothek hat von sich aus weitere Mittel und Personalkapazitäten für die Digitalisierungsvorhaben reallokiert. Sie nutzt ihre Vorhaben auf dem digitalen Feld für eine weitreichende Imagekampagne, die neben der eigenen Institution auch dem gesamten Land zu einer Reputation als innovative, progressive Nation gereichen soll. Somit sind die Digitalisierungsstrategien für das kulturelle Erbe auch Werbung im Ausland und ein neues Element, das sich aber in eine bestehende Tradition einreiht: Norwegen als Vorbildland, welches sich für die guten Dinge einsetzt und damit der Welt ein Beispiel gibt. Dies ist auf den Gebieten der Wohlfahrtsstaatspolitik ebenso wie der Entwicklungspolitik bereits ein etabliertes Muster. Fortschrittlichkeit wird durch die Offenheit für neue Technologien signalisiert, die für gesellschaftlich wertvolle Zwecke eingesetzt wird. Die kritischen Stimmen sind zwar da, aber sie sind nicht laut und sie sind wenige – in einem Land mit einer stärker ausgeprägten Konsens- statt Konfliktkultur.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2198

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Geschichtsdarstellung im Internet: Nordeuropa und der Zweite Weltkrieg

Auf dem studentischen Wissenschaftsblog Eisbrecher ist neue Aktivität zu vermerken. Im Rahmen eines von mir unterrichteten Kurses Erinnerungskultur 2.0 – Nordeuropa und der Zweite Weltkrieg im Internet haben sich Studierende im Laufe des Wintersemesters mit Geschichtsdarstellungen im Netz beschäftigt.

Icebreaker von Flickr

Flickr Commons
Tyne & Wear Archives & Museums

Nun ist die Auseinandersetzung so weit gediehen, dass sie sich in publizistischer Form niederschlägt: Auf dem Eisbrecherblog analysieren die Studierenden ausgewählte Internetseiten, die sich mit bestimmten Facetten der Geschichte Nordeuropas im Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Da geht es z.B. um das finnisch-deutsche Verhältnis während des Krieges, das Schicksal der norwegischen Kriegskinder (die Beziehungen norwegischer Frauen mit deutschen Soldaten entstammten) und um die Zeit der deutschen Besatzung Norwegens. Zunächst stand die Erarbeitung des wichtigsten historischen Hintergrundwissens an. Zudem war eine der wichtigsten Aufgaben und auch ein Bedürfnis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, nach passenden Analysekategorien für die Untersuchung von Internetseiten zu suchen. Reicht da die klassische geschichtswissenschaftliche Quellenkritik aus oder wieviel medienwissenschaftliche / -theoretische Fundierung muss noch her? Eine (unsortierte) erste Sammlung von Gedanken hierzu sah folgendermaßen aus:

  • äußere Gestaltung
  • Aufbau
  • sprachliche Gestaltung
  • sachliche Darstelllung, nicht polemisierend
  • MedieneinsatzAktualität (Seite an sich, Links)institutionelle Anbindung
    • Bilder
    • Archivmaterialien
    • Herkunft?
    • verlinkt oder Google-Suchergebnisse?
  • Verfasser oder Herausgeber erkennbar, mit Namen benannt?
  • offensichtliche Auslassungen oder Ergänzungen
  • Adressat / Zielgruppe erkennbar?
  • Umfang – eher Überblick oder detaillierte Teildarstellung?
  • interaktive Elemente vorhanden, um Userbeteiligung zu ermöglichen (z.B. Kommentarfunktion)
  • Werbung auf der Seite (verweist gegebenenfalls auf Zielgruppe)?
  • kostenpflichtige Inhalte vorhanden?
  • Verweis auf wissenschaftliche Literatur
  • wird mit Fußnoten oder anderen Verweisen gearbeitet?
  • wie “schön” ist die Seite gestaltet? — problematisch: Schlichtheit könnte wegen Konzentration auf den Inhalt entstehen
  • Statistiken, falls zugänglich: wie stark ist die Seite nachgefragt? hoher Traffic?
  • Navigation zuverlässig und logisch?
  • Qualität der Abbildungen

Nachdem die Studierenden ihre Teilgebiete für die Arbeit in Kleingruppen gefunden hatten, musste eine passende Umsetzungsform gefunden werden. Letztlich fiel die Entscheidung dann für das Blogformat, mit dem fast alle nun erste Erfahrungen sammeln. Schließlich wurde gemeinsam ein Analyseleitfaden erarbeitet, an den man sich zwar nicht sklavisch halten muss, der aber einen gewissen Rahmen anbietet und der die wichtigsten Analyseobjekte benennt:

  1. Technische bzw. “bibliographische” Angaben zur Seite
  2. Aufbau und Struktur – Eindruck der Startseite, Inhaltsverzeichnis vorhanden?, Fließtext oder Stichpunkte?, Zusammenfassung vorhanden?, Zwischenüberschriften, Einzelbeitrag oder Portal?, angebunden oder ausgelagert
  3. Inhalte – Absichten und Anspruch, welche Informationen, theoretisch fundiert, Genre (Augenzeugenbericht oder wissenschaftliche Auseinandersetzung), Quellenangaben, wie groß- oder kleinformatig ist die Themenwahl, offensichtliche Auslassung oder Ergänzung bemerkbar, Adressaten
  4. Gestaltung – Bilder (unterschriften), Navigation, Layout, Verlinkungen, Schriftart, Umfang, Sprache, Werbung vorhanden, Medieneinsatz, Logos von Institutionen?
  5. Fazit – keine reine Zusammenfassung, sondern eine wertende und nochmals gewichtende Kritik – Glaubwürdigkeit (als Gesamteindruck)

Die Schreibarbeit wird auch nach dem Ende der Vorlesungszeit weitergehen. Wer also an den Themen Interesse findet,  kann per Mail-Follow-Funktion oder RSS-Feed dranbleiben.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2137

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Entstehung des ›neuen‹ Nordens – einige Gedanken zum Kieler Frieden 1814

Vor 200 Jahren wurde in Kiel ein Friedensschluss unterzeichnet, an den dieser Tage erinnert wird. Mit diesem Vertrag verzichtete Dänemark zugunsten des alten Erbfeindes Schweden auf Norwegen, das seit 1380 zum dänischen Reich gehört hatte. Nach Schweden wurde nun auch Dänemark »Opfer« der Napoleonischen Kriege: Schweden hatte wegen seiner Gegnerschaft zu Frankreich 1808/09 bereits Finnland an Russland abtreten müssen. Nun ging es gewissermaßen umgekehrt zur Sache: Dänemark musste einen bitteren Preis für seine Teilnahme an der Kontinentalsperre bezahlen. Für die Dänen war das seinerzeit letztlich die Kulmination einer ganzen Reihe von nationalen Katastrophen: Nach der Bombardierung Kopenhagens durch die britische Flotte 1801 und dem 1813 durch die hohen finanziellen Belastungen des Krieges hervorgerufenen Staatsbankrott war der Verlust Norwegens ein weiterer Schlag. Die Entschädigung mit dem auf einen recht kleinen territorialen Bestand zusammengeschrumpften Schwedisch-Pommern konnte da kaum als angemessen gelten. Dies galt anderthalb Jahre später umso mehr, als Dänemark auch dieses Zipfelchen Land an Preußen abtreten musste, das alte, seit brandenburgischen Zeiten bestehende Erbansprüche geltend machte. Es hätte allerdings noch schlimmer kommen können: Im ursprünglichen Entwurf hätte Dänemark auch die ursprünglich zu Norwegen gehörenden Beilande Island, Grönland und die Färöer abtreten sollen. Diese verblieben letztlich aber doch bei Dänemark (was wiederum später für Zwist mit Norwegen sorgen würde…).

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Die in Kiel aufgestellte Stele, mir der an den Buchwaldschen Hof erinnert wird.
Wikimedia Commons, gemeinfrei

Die bald folgenden Unabhängigkeitsbestrebungen der Norweger drohten die schwedische Übernahme zu unterminieren. Dagegen gingen die Schweden durch einen rasch durchgeführten Kriegszug vor und zwangen Norwegen in eine Union, die bis 1905 halten sollte. Zuvor hatten sich die Norweger aber im Mai 1814 in Eidsvoll eine eigene Verfassung gegeben (die als damals modernste in Europa galt) und beriefen sich, obwohl sie die Union mit Schweden zähneknirschend akzeptierten, immer wieder auf dieses Grundgesetz (grunnloven). Norwegen blieb aber – auch das war wichtig – ein eigenständiges Königreich und wurde »lediglich« vom selben König regiert wie die Schweden, es durfte zudem keine eigene Außenpolitik führen.

Mit dem Kieler Frieden war eine Phase der staatlichen Neuordnungen in Nordeuropa an ihr Ende gekommen, die den Weg für die künftige Entwicklung vorzeichnete. Mit der Abtretung des östlichen schwedischen Reichsteils an das Zarenreich wurde daraus das Großfürstentum Finnland und dieses damit erstmals eine eigenständige politische Entität. Der Kieler Frieden brachte zwar nicht die Eigenstaatlichkeit Norwegens mit sich, doch der Unwille der Norweger, zum Spielball der Interessen anderer zu werden, führte zumindest dazu, dass wieder eine eigene norwegische Monarchie entstand – erstmals seit 1380 oder genauer gesagt, seit 1536, als der norwegische Reichsrat abgeschafft wurde. Damit war die später von Henrik Ibsen so genannte Zeit der »400jährigen Nacht« vorbei, als die die gemeinsame Zeit mit Dänemark mittlerweile gedeutet wurde. Die wesentlich stärker verhasste Union mit Schweden überdeckte dies aber rasch.

Mit der Entstehung des ›neuen Nordens‹ war innerhalb von fünf Jahren aus den ehemaligen Großreichen Dänemark und Schweden eine neue politische Gliederung entstanden. Zwar mussten Finnland und Norwegen noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts warten, bis sie ihre staatliche Souveränität erlangten, doch die Basis für die heutige nordische Staatenwelt war damit geschaffen.

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Logo der Jubiläumsaktivitäten
(Klicken: Link zur Homepage)

In Kiel oder überhaupt in Deutschland ist dieser Friedensschluss nicht sehr bekannt – was nicht ganz verwundert, schließlich hat er mit der deutschen Geschichte nicht direkt zu tun. Wir sehen Geschichte eben häufig immer noch durch die nationale Brille. In Kiel erinnert man mit einer Ausstellung samt zahlreichen Begleitveranstaltungen an das Ereignis, diese Ausstellung wird ab Mai dann noch mal in den Nordischen Botschaften in Berlin zu sehen sein. Auf der Begleitseite zu den Jubiläumsaktivitäten (Klick auf das Logo links) findet sich auch der Vertragstext in einer deutschen Übersetzung. Außerdem hat man in Kiel vor einigen Jahren bereits eine Stele aufgestellt, die an den Ort der Friedensverhandlungen erinnert. Für die Dänen gibt es dieses Jahr also neben dem – sicher prominenteren – Gedenken an den Zweiten Schleswigschen Krieg von 1864 auch noch dieses zweite Jubiläum, das an den Anfang vom Vielvölkerstaat Dänemark erinnert.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2088

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Willy Brandt und Nordeuropa

Der Norden Europas hat im Leben Willy Brandts, der gestern 100 Jahre alt geworden wäre, eine essenzielle Rolle gespielt. 1933 emigrierte er, nachdem er kur zuvor seinen Decknamen angenommen hatte, über Dänemark (er floh in einem Fischerboot) nach Norwegen, wo er als Journalist tätig war, aber auch für die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP), der er sich 1931 angeschlossen hatte, politisch aktiv blieb. In Norwegen sollte er eine Auslandsgruppe der SAP aufbauen und Kontakte zur Norwegischen Arbeiterpartei [Det norske Arbejderparti] aufzubauen. Von Norwegen aus unternahm er Reisen nach Deutschland und Spanien, wo er mit einer “geliehenen” Identität als Norweger auftrat. Ein gewagtes Unterfangen war eine  Reise nach Berlin 1936 mit dem Ziel, die Auslandsabteilung der SAP wieder aufzubauen. Die Reste dieser sozialdemokratischen Splitterpartei in Deutschland wurden indes 1937/38 zerschlagen, so dass sie quasi reine Exilpartei wurde. Brandt war 1937 Berichterstatter mehrerer norwegischer Zeitungen im Spanischen Bürgerkrieg. In der Phase ab 1937 integrierte sich Brandt stärker in die norwegische Arbeiterbewegung. Seine Bedeutung wuchs: Für den Kriegsfall wurde Oslo als Auslandszentrale der SAP mit Brandt als ihrem Leiter ausgewählt. 

Willy.Brandt.Stockholm.2007

Statue von Rainer Fetting im Willy-Brandt-Park in Stockholm
Wikimedia Commons (gemeinfrei)

Seine Ausbürgerung beraubte ihn 1938 seiner deutschen Staatsbürgerschaft. Die Besetzung Norwegens durch die Deutschen 1940 beraubte ihn seiner ersten Exilheimat. Von den Deutschen gar verhaftet, rettete ihn die norwegische Uniform, die er trug, und seine Norwegischkenntnisse, deren Erwerb er bereits vor dem Exil begonnen hatte. Sein Weg führte ihn in das benachbarte Schweden, wo er die norwegische Staatsbürgerschaft von der dortigen Botschaft erhielt und wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin journalistisch und politisch tätig blieb. Anfangs war Brandt eher noch Vertreter des norwegischen Exils und unterstützte u.a. die norwegische Widerstandsbewegung. Später engagierte er sich in einem Kreis europäischer Exil-Sozialdemokraten, der später als “kleine Internationale” bekannt wurde.  Hier diskutierte er in den Jahren 1942–45 mit Vertretern wie Bruno Kreisky oder den schwedischen sozialdemokratischen Intellektuellen Alva und Gunnar Myrdal die Zukunft und den demokratischen Wiederaufbau Deutschlands nach dem Kriegsende.

Brandt näherte sich wieder der SPD an, mit der er 1931 gebrochen hatte und trat seiner alten Partei im Exil wieder bei. Er begleitete das Schicksal Norwegens im Krieg publizistisch mit einer ganzen Reihe von Büchern und Artikeln über Krieg, Besatzung und Widerstandskampf in Norwegen in verschiedenen Facetten. Die Zukunftspläne für Deutschland und Europa thematisierte er in Publikationen wie dem 1942 erstmals erschienenen Efter segern [Nach dem Sieg]. Die Exiljahre hatten maßgebliche Auswirkungen auf Brandts politisches Denken. Die Begegnung mit den Arbeiterbewegungen in Norwegen und Schweden zeigte ihm eine andere Sozialdemokratie, die sich insbesondere in Schweden bereits auf dem Weg zum erfolgreichen Wohlfahrtsstaat (“Volksheim”) befand. Brandt war von dem Pragmatismus und der freiheitlichen Einstellung seiner nordeuropäischen Parteikollegen nachhaltig beeindruckt, was mit ein Grund für seine Rückkehr zur SPD war.

Brandt kehrte bald nach dem Krieg nach Deutschland zurück, zunächst als Berichterstatter von den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Seine Beobachtungen dort veranlassten ihn 1946 zur Niederschrift seines erst vor wenigen Jahren in deutscher Übersetzung erschienenen Werks Forbrytere og andre tyskere [Verbrecher und andere Deutsche, dt. Bonn 2007]. Brandt ging es darum, gegenüber seinen verbitterten norwegischen Landsleuten zu zeigen, dass es ein anderes, ein besseres Deutschland durchaus gab und dass es – anders als es so mancher Norweger geneigt war, zu sehen – die Chance für einen Neuanfang verdient habe. Brandt kam dann 1947 als Presseattaché an die norwegische Militärmission (die erste diplomatische Vertretung Norwegens in Deutschland nach dem Krieg) nach Berlin. Er sollte über die politischen Entwicklungen in Deutschland berichten – die früheren Genossen aus Lübeck hatten ebenfalls versucht, ihn für sich als Bürgermeisterkandidaten zu werben und waren enttäuscht. In einem Schreiben legte Brandt seine Gründe für die Wahl Berlins dar.

Nachdem er 1948 wieder deutscher Staatsbürger geworden war, wurde Brandt, wie allgemein bekannt, als Regierender Bürgermeister zu einer Symbolgestalt West-Berlins und zu einem Vorkämpfer gegen die deutsche Teilung. Die Verbindungen nach Norwegen würden nie ganz nachlassen, doch politisch für einige Zeit nicht die wichtigste Rolle spielen. Mit seiner norwegischstämmigen zweiten Frau Rut und ihren Söhnen gehörten Sommerurlaube in Norwegen indes zum festen Familienprogramm. Nordeuropa geriet wieder stärker in den Blick, als Brandt 1966–69 Außenminister der ersten Großen Koalition wurde. In seine Amtszeit als Bundeskanzler 1969–74 fielen auch die norwegischen Beitrittsbemühungen zur EWG, zu deren Fürsprecher er sich machte. Deutschland war wie auch später, der Anwalt Nordeuropas in der EWG/EU und Brandt sprach gar auf einer Kundgebung am Youngstorget (dem Sitz zentraler Institutionen der norwegischen Arbeiterbewegung) und warb – auf Norwegisch! – um die Zustimmung der Norweger zum EWG-Beitritt. Diese erfolgte im entsprechenden Referendum indes nicht und Brandt war enttäuscht, dass eine stärker skandinavische Prägung (nur Dänemark trat 1973 neben Großbritannien und Irland bei) der EWG somit ausblieb.

Für seine Verdienste um die Annäherung zwischen Ost und West im Rahmen der von ihm und seinem politischen Umfeld angestoßenen “neuen Ostpolitik” erhielt Willy Brandt 1971 den Friedensnobelpreis, der ja bekannterweise in Oslo verliehen wird. Die Zeremonie im Dezember 1971 war für Brandt ein emotionales Erlebnis, und aus Sicht der norwegischen Bevölkerung wurde da einer der Ihren ausgezeichnet. Die Sicht der Norweger auf Deutschland war für lange Zeit durch das harte Besatzungsregime und große Verbitterung geprägt. Dass zwischen der Bundesrepublik und Norwegen eine gewisse Annäherung erreicht wurde, ist nicht zuletzt Brandts politischem Wirken und der großen Sympathie für ihn in Norwegen zu schulden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2042

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Digitale Bildarchive für Historiker_innen im Netz | Teil 1

Ob für den eigenen Wissenschaftsblog oder für den Unterricht, ob für das geplante Online-Geschichtsportal oder für den Gastbeitrag im Feuilleton: Immer wieder suchen wir in geschichtswissenschaftlichen Zusammenhängen nach passenden Bildern. Nicht immer ist es so leicht, fündig zu werden, obendrein will man sich auch keiner Verletzung des Urheberrechts schuldig machen. In einer kleinen Artikelserie sollen hier einige Portale vorgestellt werden, auf denen man nicht nur Bilder mit einer ausreichenden Qualität und von fachlichem Informationsgehalt findet, sondern auch solche, die man bedenkenlos unentgeltlich für eigene Publikationen nutzen kann – vorausgesetzt, man hält sich an bestimmte Regeln. Es geht hier um eine Auswahl der – aus meiner Sicht – am besten für historische Themen geeigneten Online-Bildarchive, die zudem frei zugänglich sind und Bilder zur kostenlosen Weiternutzung zur Verfügung stellen.

Bildersuche mit Google – ein heikles Unterfangen

Die meisten werden erste Suchen nach Bildmaterial mit der Bildersuchfunktion von Google unternommen haben. Wie bei anderen Recherchen ist der Klick auf die Google-Suchmaske auch hier zum reflexartigen ersten Zugriff geworden. Allerdings ist dieser Weg allenfalls dazu geeignet, sich einen ersten Eindruck über die bildliche Präsenz eines Themas/Namens etc. im Netz zu verschaffen. Wirklich präzise und verlässliche Ergebnisse erzielt man hier nicht. Selbst wenn man die erweiterten Suchfunktionen nutzt, wird man nicht glücklich. Zwar gibt es hier die Möglichkeit, nach frei nutzbaren Inhalten zu suchen (siehe Screenshot), doch kann man sich dennoch nicht sicher sein, dass die angezeigten Ergebnisse tatsächlich urheberrechtlich unbedenklich sind. Zudem ist die Google-Bildersuche nicht besonders genau und liefert daher zum Teil kuriose bis absurde Funde.

Google-Bildersuche

Wikimedia Commons

Die von der Wikimedia-Stiftung (welche u.a. auch die allseits bekannte Online-Enzyklopädie Wikipedia verantwortet) betriebene Seite Wikimedia Commons dürfte den meisten schon einmal begegnet sein – nämlich schlichtweg durch das Aufrufen eines Wikipedia-Eintrags. Die Bilder, welche in die Artikel auf Wikipedia eingebunden sind, werden durchweg in der Bildsammlung Wikimedia Commons verwaltet. In der Selbstbeschreibung wird die Sammlung als  “media file repository” charakterisiert, es geht also nicht nur um Bilder, sondern auch um multimediale Ressourcen. Dennoch machen Fotografien und Grafiken den größten Teil der Sammlungen aus, welche erklärtermaßen zur Nutzung auch außerhalb der Wikipedia oder anderer Wikimedia-Projekte zur Verfügung gestellt werden. Wie das “Commons” [dt.: Gemeingut, Allmende] im Namen der Seite schon erkennen lässt, handelt man hier im Sinne einer Philosophie des freien Teilens von Inhalten. Inhalte, die hier hochgeladen werden, sollen zur freien Nutzung bereitstehen und sind in der Regel mit einem Hinweis dazu, unter welchen Bedingungen dies geschehen sollte, versehen. Das Bildmaterial kann etwa frei von Urheberrechten sein [engl. public domain] und könnte dann sogar ohne Verweis auf Fotograf oder Schöpfers (einer Grafik) weiterverwendet werden.1

Durch das individuelle Hochladen von Bildern durch einzelne User entsteht nach und nach ein buntes Sammelsurium, bei dem man manchmal auch Zufallsfunde machen kann, aber Bildbestände eben nicht systematisch erschlossen werden. Anders sieht dies bei den Kooperationen aus, welche Wikimedia Commons mit verschiedenen kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen eingeht, die für geschichtswissenschaftliche Nutzungsszenarien von besonderem Interesse sind. Eine der ersten in dieser Hinsicht relevanten Kooperationen wurde 2008 mit dem (deutschen) Bundesarchiv geschlossen, die allerdings 2010 nach zahlreichen Urheberrechtsverstößen beendet wurde. Mit etwas mehr als 82.000 Bildern ist der Bestand des Bundesarchivs (der weiterhin verfügbar bleibt) momentan immer noch die zweitgrößte Sammlung in den Wikimedia Commons. Weitere Beispiele für historische Bildarchive auf dieser Seite sind die US National Archives and Records Administration (NARA), das niederländische Tropenmuseum oder die Deutsche Fotothek. Die Recherche erfolgt über eine Suchmaske oder über den Zugriff auf die Startseiten der jeweiligen Sammlungen.

Im nächsten Teil werden die Sammlungen auf Flickr Commons vorgestellt.

 

 

 

 

  1. Allerdings ist die Angabe des Fundortes nicht nur für andere Nutzer hilfreich, sondern m.E. auch gute Gepflogenheit.

Quelle: http://digigw.hypotheses.org/394

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Vorbereitungen zu Finnlands 100. Geburtstag sind im Gange

Jubiläen werfen immer Schatten voraus – so auch im Fall der in vier Jahren anstehenden Feierlichkeiten zu Finnlands Selbstständigkeit. 2017 wird der Nationalstaat Finnland 100 Jahre alt und wird das gebührend feiern. In einer Pressemitteilung (hier der Link zur englischen Version) wurde gestern die Einsetzung eines entsprechenden Komitees bekannt gegeben, dem Ministerpräsident Jyrki Katainen und Finanzministerin Jutta Urpilainen vorstehen. Tatsächlich reichen die Vorbereitungen aber schon in das vorangegangene Jahr zurück, als eine kleine Expertenkommission unter Leitung des Historikers Martti Häikiö mögliche Schwerpunkte und Aktivitätsformen im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten sondierte. Im Bericht der Arbeitsgruppe finden sich eine Reihe von Projektvorschlägen aus Kultur und Wissenschaft, die so verschiedene Aspekte wie die Philatelie, das Jubiläum als Fest der Veteranen (welche die Souveränität Finnlands im Zweiten Weltkrieg verteidigten) oder den Weg zur Loslösung vom Zarenreich in internationaler und komparativer Perspektive betonen.

Es ist kein Geheimnis, dass Buchverlage in aller Welt größere und gerade runde Jubiläen und Geburtstage gerne zum Anlass für Veröffentlichungen nehmen. Sie trauen diesen durch die erhöhte Aufmerksamkeit dann wohl ein höheres Vermarktungspotenzial zu. Man kann sich darüber streiten, ob das immer sinnvoll ist. Im Fall der Vorbereitungen für die offiziellen Aktivitäten kommt natürlich ein anderes Element hinzu: Die 100. Wiederkehr der nationalen Eigenständigkeit zu begehen, ist im Rahmen des Nationalismus als ziviler Ersatzreligion selbstredend ein stark aufgeladenes Ritual. In einem Kleinstaat wie Finnland, der sich in den ersten Jahrzehnten nicht sicher sein konnte, ob die Eigenstaatlichkeit bestehen würde, und dem frühere Historikergenerationen eine Tradition jahrhundertelanger Unterdrückung durch die Schweden und Russen angedichtet haben, ist diese Souveräntitä ein hohes Gut und wird möglicherweise noch stärker überhöht als etwa in Frankreich oder erst recht in Deutschland.

Jedenfalls werden sich auch Historiker auf entsprechende Projekte stürzen bzw. haben dies zum Teil schon längst begonnen. In Finnland herrscht diesbezüglich immer noch eine hohe Wertschätzung der historischen Forschung, wobei es fraglich ist, ob diese noch nennenswert zu einer Stärkung der nationalen Geschichtsdeutungen beitragen wird. Sicherlich ist die ein oder andere Heldengeschichte in den Regalen der Buchhändler zu erwarten. Gerade die internationale und komparative Perspektive wird meiner Prognose nach aber eine ungleich höhere Rolle als bei früheren Jubiläen spielen. Welche Interessen die Großmächte, nicht zuletzt das Deutsche Kaiserreich, daran hatten, Finnland aus dem Zarenreich herauszulösen, dürfte noch deutlicher in den Mittelpunkt rücken.

Die Frage ist, ob nicht die Jubiläen in immer dichterem Takt gefeiert werden. Gerade erst hatte man in Finnland um das Jahr 2009 herum mit viel Trara an die Teilung des schwedischen Reichs von 1809 erinnert, die in den meisten Geschichtsdarstellungen nicht ganz zutreffend als “Abtretung Finnlands” an Russland apostrophiert wird. In diesem Zusammenhang war auch viel Kritik daran laut geworden, das Jahr 1809 als “Beginn des finnischen Staatswesen” zu verstehen. An einer solchen historischen Verzerrung wollten daher so manche prominenten Vertreter der finnischen Geschichtswissenschaft auch keinen Anteil haben. Das dürfte bei dem wesentlich unstrittigeren Datum 6.12.1917 sicherlich weniger der Fall sein, schließlich spielt der Unabhängigkeitstag nicht nur in der öffentlichen Gedenkkultur eine entsprechende Rolle, sondern über das Datum als tatsächlichen Beginn der vollständigen Eigenstaatlichkeit herrscht Konsens. Mal sehen, was die Forschungsprojekte und die offiziellen Feierlichkeiten letztlich für ein Bild zeichnen werden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1724

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Digitalisierungsstrategien für das kulturelle Erbe in Norwegen | Teil 2: Das nationale Archivwesen als zentraler Akteur

Im ersten Teil dieses mehrteiligen Beitrags hatte ich Grundsätzliches in Sachen Digitalisierung in Norwegen erörtert. Nun soll es in den nächsten Beiträgen um die zentralen Akteure gehen und dabei zunächst um Archive.

Prinzipiell ist zunächst festzuhalten, dass die Archivlandschaft in Norwegen wie auch in den anderen nordischen Ländern bei weitem nicht so kleinteilig ist wie es in Deutschland aus historischen Gründen der Fall ist. Norwegen ist wie seine nordischen Nachbarn ein zentralistisches Land, was zentralen Institutionen wie dem Arkivverket [in etwa: Amt für Archivwesen], der Dachorganisation für die norwegischen staatlichen Archive, eine starke Stellung als Akteur in der öffentlichen Erinnerungskultur verleiht.

Mit der Seite Digitalarkivet wurde in Norwegen eine zentrale Anlaufstelle für archivalische Quellen im Netz geschaffen, auf der digitalisierte Sammlungen gratis den Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Diese Webpräsenz wurde bereits 1998 ins Leben gerufen, die Gesamtverantwortung des auf mehrere Standorte verteilten Projekts liegt beim Staatsarchiv in Bergen. Seit 2011 wartet die Seite nach einer gründlichen Renovierung mit ausgebauten Suchmöglichkeiten und einer stärkeren Integration von durchsuchbaren Digitalisaten auf. Typische Quellen der ersten Schübe an Digitalisierungen waren Volkszählungen, Matrikel, Kirchenbücher, Listen mit Namen von Auswanderern, Gerichtsbücher und Ähnliches. Ein Grund dürfte mit darin liegen, dass es sich bei diesen Quellen um von Ahnenforschern stark nachgefragtes, daher häufig genutztes und Verschleiß / möglichen Beschädigungen stärker ausgesetztes Material handelt. Den Ahnenforschern soll so der Weg ins Archiv erspart werden oder zumindest der erste Einstieg in die Forschung mithilfe von online verfügbaren Quellen erleichtert werden.

Das Riksarkiv ist übrigens in Zeiten des Web 2.0 auf verschiedenen Internet-Kanälen präsent, um seine Digitalisierungs-Aktivitäten vorzustellen, etwa mit einem tumblr-Blog namens Dokumentene forteller [Die Dokumente erzählen – auf Norwegisch], auf dem neu digitalisierte Materialien vorgestellt werden oder mit einem eigenen YouTube-Kanal (beides auf Norwegisch, auf dem Blog sind kurze englische Hinweise zu den dort präsentierten Dokumenten). In mehreren Videos wird darauf verwiesen, dass Archive durchaus mehr als reine Papierdokumente bewahren, wie etwa in diesem kurzen Video über die im Riksarkiv bewahrte Tasche des norwegischen Nationalsozialisten-Führers Vidkun Quisling:

Wie sehr die traditionellen Grenzen zwischen den etablierten Akteuren und den “Amateuren” verwischen oder es auch bewusst angestrebt wird, Quellen durch Crowdsourcing-Initiativen einzubinden, zeigt die Idee des Digitalpensjonat (engl. The Digital Inn). Hier steht es allen Nutzern und Institutionen außerhalb des Archivwesens frei, Quellendigitalisate sozusagen als digitale Dauerleihgabe auf einer eigenen Unterseite hochzuladen und der Öffentlichkeit so zur Verfügung zu stellen. Voraussetzung ist, dass die hochzuladenden Quellen archivalischen Charakters sein sollten, was nicht näher expliziert, aber wohl als Quellen von hinreichendem öffentlichen und Forschungsinteresse verstanden werden kann. Zudem sollen die hochgeladenen Versionen (Scans, Abschriften, Tabellen) so quellengetreu wie möglich sein. Eine redaktionelle Kontrolle findet allerdings nicht statt. Neben Quellendigitalisaten gibt es auf dem Digitalarkivet unter “Bokhylla” [Buchregal] auch eine umfangreiche Sammlung digitalisierter historischer Primärliteratur, wie gedruckte staatliche Statistiken,  behördliche Veröffentlichungen, Kirchenbücher, Steuermatrikel und Telefonbücher. Diese sind leider nur mit laufenden Nummer als fortlaufende Liste verzeichnet und nicht mit einer Suchfunktion versehen.

Die Prioritäten des norwegischen Archivwesens richten sich in letzter Zeit stärker auf Jubiläen, wie das nächste große Jubiläum, die 200-Jahrfeier der Verabschiedung der Verfassung von Eidsvoll (siehe das Bild in Teil 1 des Beitrags) 1814. Daneben steht die Sammlung von “digital born material”, wie dem Material, das im Nachgang der Breivik-Attentate vom 22. Juli 2011 gesammelt wurde.

Interessant sind vor dem Hintergrund des erwähnten Digitalpensionats auch Bestrebungen wie etwa des Stadtarchivs Bergen, Digitalisierungsdienste für kommunale Behörden oder Betriebe, aber auch für private Firmen und Privatpersonen zu übernehmen. Mit einem kleinen Video versucht man, den Digitalisierungsprozess anschaulich zu machen.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1364

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Geschichte wandernd erleben – Der 1864-Marsch in Dänemark

Wer Geschichte mal etwas anders erleben möchte, hat Anfang Februar 2014 die Chance dazu! Anfang Februar findet in Südjütland bzw. Nordschleswig ein zweitägiger Fußmarsch auf den Spuren der Soldaten statt, die dort zwischen Februar und April 1864 aufeinandertrafen. 2014 jährt sich nämlich der Zweite Schleswigsche Krieg zum 150. Mal – Grund genug für eine ganze Reihe von Veranstaltungen in unserem Nachbarland.

Logo der 1864-Tage-Veranstaltungsreihe

Logo der 1864-Tage-Veranstaltungsreihe

Der Marsch ist das erste einer Vielezahl von Arrangements, die unter dem Titel 1864-Tage angeboten werden, um an die Ereignisse vor 150 Jahren zu erinnern. Dabei handelt es sich keineswegs um ein national dänisches Gedenken, sondern um ein deutsch-dänisches Gemeinschaftsprojekt, um an die auf beiden Seiten des Krieges gefallenen Soldaten zu erinnern. Der 80 km lange Marsch beginnt am 1. Februar und wird auf der deutschen Seite am Danewerk starten und nach der Übernachtung bei Padborg am 2. Februar nach Düppel weiterführen. Daneben gibt es noch eine Reihe kürzerer Routen von 5 bis 10 km Länge, wenn man sich die lange Strecke nicht zumutet. Ein deutscher Flyer informiert über das Ereignis, für das man sich noch bis Anfang Januar 2014 anmelden kann.

Trotz – oder gerade wegen – der schmerzlichen Niederlage, die Preußen und Österreich den Dänen 1864 zufügten, hat sich die Erinnerung an diesen Krieg dort besser gehalten als in Deutschland. Auf dem NordicHistoryBlog werden wir ab Herbst 2013 mit einer Reihe von eigenen und Gastbeiträgen dieses Thema von verschiedenen Seiten beleuchten.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1685

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Mit digitalen Quellen Geld verdienen – ein schwedisches Beispiel

Das gängige Muster beim Thema Quellen-Digitalisierung dürfte wohl so aussehen: Staatliche oder andere Institutionen stecken eine Menge Geld in entsprechende Projekte, damit anschließend die digitalisierten Quellen in der Regel ohne direkt damit verbundene Gebühren von den Nutzern verwendet werden können. Es geht aber auch mal andersherum: In Schweden verdient die Firma Arkiv Digital AB Geld mit dem Digitalisieren von Quellen. Wie das geht? Mit dem in Nordeuropa äußerst großen Interesse an Ahnenforschung, das weitaus breitere Kreise als in Deutschland zu Hobbyhistorikern in eigener Sache macht.

Sage und schreibe 43 Millionen (!) Farbbilder in hoher Auflösung bietet Arkiv Digital auf seiner Seite (die auch auf Englisch verfügbar ist) an und die am stärksten vertretenen Quellengattungen weisen auch gleich auf den primär angesprochenen Nutzerkreis hin: Kirchenbücher, Protokolle von Ratsversammlungen, Testamente, Gerichtsakten, militärische Akten und weitere. Es geht also primär darum, interessierten Ahnenforschern Zugang zu umfangreichen, für diese Art  von Nachforschungen einschlägige Akten zu verschaffen, die man eben vom heimischen Bildschirm aus nutzen kann. Ein kleines Vorstellungsvideo (leider nur auf Schwedisch) erklärt die Grundidee und die Zusammensetzung der Sammlungen:

Für die Suche in dem jetzt schon umfangreichen und weiter anwachsenden Material wird eine eigene Software (für alle gängigen Betriebssysteme) angeboten, wahlweise kann man auch eine iPad-App nutzen. Software bzw. App sind kostenlos, Voraussetzung für den tatsächlichen Zugriff auf die Quellen ist ein Abonnement, wobei die Preise von 75,– SEK [~ 9,– €] für eine Woche und 1995,– SEK [~ 231,– €] für zwei Jahre reichen. Mitglieder von Ahnenforschervereinen erhalten Rabatte.

Man kann sich natürlich fragen, ob man solche Summen hinblättern will, wobei die Preise ja durchaus in einem “erträglichen Rahmen” liegen. Die Firma hat eine eigene Seite auf ihrer Homepage (diese auch auf Englisch), auf der sie den Mehrwert ziemlich einleuchtend darstellt und ganz nebenbei eine kurze Geschichte der Bewahrung der Quellen durch Mikroverfilmung liefert. Nicht nur, dass man Reisekosten zu weiter entfernten Archiven spart, die Quellen werden durch Arkiv Digital sämtlich neu in Farbe abfotografiert. Sattsam bekannt wird hier vielen die mühselige Lektüre von alten, abgenutzten Mikrofilmen sein (deren interessante Entstehungsgeschichte mit den amerikanischen Mormonen zusammenhängt!). Diese Filme wurden zwar vor nicht allzu langer Zeit digitalisiert, wurden dadurch aber nicht besser lesbar. Insofern sind die neuen Farbbilder in hoher Auflösung sicherlich für viele Nutzer viel wert, da die Möglichkeit, weit in die Bilder hinein zu zoomen, bei schwer lesbaren Stellen einen erheblichen Vorteil bietet.  Sicherlich hat man mit diesem kostenpflichtigen Angebot die Mehrzahl der Ahnenforscher als Zielgruppe im Blick, die tendenziell eher zur älteren Generation zählen und die bereit sind, für solche Leistungen die entsprechende Summe zu bezahlen. Daneben ist natürlich auch ein weiterer Schritt zur Langzeitarchivierung dieser Quellen getan, die durch häufige und unvorsichtige Nutzung verschleißen und somit dank der Digitalisierung geschont werden.

Die Seite auch auf Englisch anzubieten, ist schlüssig, da aufgrund der massenhaften Auswanderung aus Schweden nach Nordamerika in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viele schwedischstämmige Amerikaner an der Erforschung ihrer schwedischen Herkunft interessiert sind. Die Software wird daher auch in einer englischen Variante angeboten. Eine Demo-Version in beiden Sprachen zu Anschauungszwecken ist  als Download verfügbar.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1680

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