Aufruf: Liebesbriefarchiv!

Die Korrespondenzen zweier Liebender – egal ob als Papierbrief, als Email, als SMS oder über WhatsApp – sind unmittelbare Zeugnisse privater und oft auch intimer Kommunikation. Sie unterscheiden sich häufig in vielen Aspekten von offizieller Kommunikation, z.B. in den Anredeformen, durch Formen der Informalisierung, in der Emotionalität, in der Thematisierung des Alltäglichen, in der Materialität usw.; zudem haben wir hier manchmal auch Schreibende, die ansonsten sehr wenig schriftlich kommunizieren. Bei der Betrachtung von längerdauernden Korrespondenzen spiegelt sich die Entwicklung einer Beziehung in all ihren möglichen Phasen (Flirt, Anbahnung, Ehe, Glück, Krisen, Abschied usw.). Doch auch historische Ereignisse nehmen Einfluss und bilden sich unmittelbar in privater Kommunikation ab (besonders deutlich z.B. Kriege). Liebesbriefe sind daher kulturgeschichtliche Quellen allerersten Ranges, deren Bewahrung und Erforschung von besonderem Wert ist.

Sprachforscherinnen und Soziologinnen der Universitäten Koblenz, Mainz, Darmstadt und Rostock haben sich daher zusammengetan und sammeln Liebesbriefe aus dem ganzen deutschsprachigen Raum, um ein umfassendes Korpus zu erstellen, das als Grundlage für die Erforschung des privaten, intimen Liebesbriefs von jedermann und jederfrau taugen soll. Die Koblenzer Linguistin Eva Wyss hatte in der Schweiz mit dem Aufbau eines solchen Archivs begonnen, das bereits über 8.000 Briefe umfasst. Dieser Grundstock soll nun um Briefe vorrangig (aber nicht nur) aus Deutschland erweitert werden – 600 Briefe sind bereits eingegangen. Die Briefe sollen digitalisiert, transkribiert, annotiert und für linguistische, kulturwissenschaftliche und soziologische Recherchen und Auswertungen aufbereitet werden; die Originale werden an der Universität Koblenz archiviert. Alle Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte bleiben berücksichtigt.

Wir freuen uns also auf Ihre Zusendung von Briefen oder auch ganzen Korrespondenzen, aus eigenen Materialien oder von Briefen der Großeltern und Eltern. Falls Sie einen Beitrag zur sprachwissenschaftlichen Forschung leisten wollen, senden Sie uns die Briefe an die unten stehende Adresse. Beachten Sie bitte, dass Sie uns auch eine unterschriebene Einverständniserklärung dazulegen. Wir freuen uns auch, wenn Sie uns nähere Angaben zu den Briefschreibern (Alter, Beruf, Schule, Beziehungstand, verlobt, verheiratet etc.) oder zu den Empfängern ergänzen. Ihren Brief oder ihre Briefe und Korrespondenzen können Sie uns sowohl im Original oder auch als Kopie einsenden. Bei der Kopie ist es wichtig, darauf zu achten, dass der gesamte Brief kopiert wird und dass die Kopie gut lesbar ist.

Antje Dammel (Mainz), Yvonne Niekrenz (Rostock), Andrea Rapp (Darmstadt), Eva L. Wyss (Koblenz)

Mehr Informationen zum Vorhaben gibt es hier: http://liebesbriefarchiv.wordpress.com/

Twitter: @LBriefarchiv

Einsendungen bitte an:

Prof. Dr. Eva L. Wyss
Universität Koblenz-Landau
Standort Koblenz, Liebesbriefarchiv
Universitätsstr. 1
56070 Koblenz
liebesbriefarchiv@uni-koblenz.de

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4440

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Bibliotheken als Forschungsinfrastruktur – ein Blick in die aktuelle Ausgabe der ZfBB

Die Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie (ZfBB) bietet in ihrer jüngsten Ausgabe (4-5-/2014) ein Themenheft zum Thema Forschungsinfrastruktur. 30 Autoren diskutieren hier in 20 Beiträgen über die jüngeren Entwicklungen und Herausforderungen, die sich aus der digitalen Umgestaltung der Forschungslandschaft  für Bibliotheken ergeben. Ein Blick in die Aktivitäten der Bibliothekswelt ist auch für DH interessant, reklamieren sie doch mit dem Begriff  der Bibliothek als “Forschungsinfrastruktur” eine zentrale Aufgabe für sich, die auch für die Digital Humanities essentiell ist. Ich will hier nur auf einige für DH interessante Punkte und Themen aufmerksam machen und nicht auf jeden Beitrag intensiv eingehen.
Erfrischend deutlich äußern sich Felix Lohmeier  und Jens Mittelbach zur Frage von Open Access. OA sei eine Verpflichtung für die Bibliothek. Kritisch wird die Rolle der Bibliotheken analysiert, die sich zum “Erfüllungsgehilfen der  Monetarisierung” der Information durch pay walls gemacht (210) und sich zu lang auf “die dysfunktionalen Strukturen der deutschen Bibliotheksverbünde” (ib.) verlassen haben, eine Auffassung, die auch Rafael Ball vertritt, wenn er konstatiert, dass die Bibliotheksverbünde den heutigen Herausforderungen nicht mehr gerecht werden (268) . Lohmeier und Mittelbach fordern die “Befreiung bibliografischer Daten” und ein “strategisches Bekenntnis zu Linked-Data-Technologien” (211). Mit der Verwendung “unfreier Lizenzen für Digitalisate” und  “Publikationen in Closed Access Journals” (213) müsse Schluss gemacht werden. Die Autoren versäumen nebenbei nicht, darauf hinzuweisen, dass sie sich des Problems bewusst sind, dass ZfBB selbst eine 12 monatige Embargofrist hat. Sven Fund setzt dem die Perspektive der Wissenschaftsverlage, wo nicht entgegen, so doch zumindest zur Seite, indem er konstatiert, dass Verlage und Bibliotheken “auch in Wettbewerb zueinander getreten” sind (208).  Der Beitrag  von Wolfram Horstmann, Wouter Schaller, Jarko-Siren und Carlos Morais-Pires weist darauf hin, dass Bibliotheken Services wie “computing resources, fast networks as well as information storage, access and managment structures” bereithalten müssen. Bibliotheken fungieren als  “sustainable hosts” (S 216) für Publikationen, und Bibliothekare “can become stewards who provide a sustainable basis for data scientists” (217) und “libraies build virtual teams with research offices and computing centers both on a local and a global level” (218). Weit fortgeschritten sind die Organisationstrukturen beim Datenmangement  in den Naturwissenschaften wie der Beitrag von Dallmeier-Tiessen und Salvatore Melle aus dem Blickwinkel der Physik und an dem auch für DH lehrreichen Beispiel von INSPIRE zeigt (221). Wolfgang Neubauer demonstriert an Hand der ETH Zürich, wie “soweit als möglich auf elektronsche Angebote gesetzt wird” (227) und Strukturen für die Langzeitarchivierung (228) und digiatale Mehrwertdienste, wie es so schön heisst, geschaffen werden. Klaus Ceynowa von der Bayerischen Staatsbibliothek in München formuliert die Vision einer Bibliothek, die sich der Kuratierung des unendlichen Linked-Open-Data Raums annimmt und die Handlungsfelder knowledge streams statt knowledge items als Aufgabe erkennt (236). Achim Bonte fordert ein entschiedens Umschichten des “Humankapitals” der Bibliotheken, um ihre neuen digitalen Services nicht weiterhin “befristet Beschäftigten oder Fremdfirmen” zu überlassen (241). Frank Scholze sieht die Bibliotheken beim Forschungszyklus von der Publikation bis zur Datensicherung in der Pflicht (243). Christian Gumpenberger, Martin Wieland und Juan Gorraiz identifizieren in der Bibliometrie einen wichtigen Beitrag zur Szientometrie (247). Den Brückschlag zu den DH unternehmen Beiträge von Gerhard Lauer, der sich Bibliotheken wünscht, die den Aufbau von Textkorpora unterstützen (252),  und auch der Beitrag von  Jan Christoph Meister und Joachim Veith – beide Vorstandsmitglieder des DHd -, die neue Kooperationsformen im Dreiecksverhältnis von “Fachdisziplin, Informatik und Bibliotheken” (265) sehen. Sven Strobel und Marget Plank eröffnenen neue Perspektiven für die Nutzung bibliothekarischer Instrumente wie der GND, die an der TIB Hannover in einem automatischen Verfahren zur Verschagwortung von Videos eingesetzt wird (254ff.) Klaus Tochtermann betont die Nützlichkeit offener wissenschaftlicher Kommunkationsformen wie de.hypotheses.de, nicht ohne auf problematische rechtliche Aspekte hinzuweisen, die sich mit der Nutzung von z.B. dropbox verbinden (260). Auch die Frage der Langzeitsicherung kommt im Beitrag von Achim Osswald vor allem aus der wissenschaftlichen Perspektive zu Worte (271). Abgerundet wird der Blick auf die Entwickung der Forschungsinfrastrukturen durch Artikel von Claudia Labisch zur europäischen ESFRI Initative und Anne Lipp zur Rolle der DFG in der Entwicklung und Förderung von modernen Forschungsinfrastrukturen. Diese knüpfen gewissermassen zirkulär an die ersten Beiträge von Silviana Galassi vom Wissenschaftsrat und den Beitrag von Sabine Brünger Weilandt, vom FIZ Karlsruhe, an, in denen u.a. der neu gegründete Rat für Informationsinfrastrukturen erläutert wird.

Auch wenn diese Beiträge – teils selbstwidersprüchlich – in einem subskriptionsbasierten Publikationsorgan erschienen sind, das angesichst neuer bibliothekarischer Angebote wie o-bib oder informationspraxis hoffentlich bald der Vergangenheit angehört, lohnt sich ein Blick in dieses Heft, nicht nur, weil es die Herausforderungen zeigt, vor denen Bibliotheken angesichts des digital turn stehen, sondern auch, weil es deren Bereitschaft erkennen lässt, alte Zöpfe abzuschneiden und sich auf neue Entwicklungen einzulassen. Die Bibliotheken empfehlen sich selbst mit Themen wie Open Access, Publikationsplattformen, LOD, Langzeitarchivierung, stewardship für digitale Fragestellungen, etc. als Partner der digitalen Forschung, näher den DH. Die digitale Forschung  sollte sie beim Wort nehmen.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4412

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Advent, Advent: Der TextGrid-Adventskalender ist online

TG-xMAS-eule

Vom 1. bis zum 24. Dezember jeden Tag ein TextGrid-Türchen öffnen! Es darf gerätselt, erforscht, gelesen und hinter so manchem Türchen auch mitgemacht werden – rund um Eulen, Codes und geheime Short Cuts…

Zum Kalender: http://textgrid.de/home/adventskalender/

Wird der Kalender (z.B. in Firefox) nicht angezeigt, bitte hier entlang.

Großen Dank an Mathias Göbel und Hannes Riebl für die Umsetzung!

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4368

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Die Beziehung zwischen der CAA und den Digital Humanities

Die Computer Applications and Quantitive Methods in Archaeology (CAA) Konferenzreihe bietet dieses Jahr eine Session zu

Theoretical issues, and the relation of CAA with the Digital Humanities

an – das ist eine erfreuliche Annäherung von verwandten Gebieten. Die CAA hat eine lange Tradition in der Zusammenarbeit von Archäologen, Informatikern und Mathematikern, die bereits in den 70er Jahren begonnen haben Computeranwendungen für geisteswissenschaftliche Fragestellungen nutzbar zu machen. Die Themen der dedizierten DH Session sind:

  • Towards a Theory of Practice in Applied Digital Field Methods
  • Computational Ancient Environments. Can archaeologists extend themselves?
  • Modelling the archaeological process
  • The immortality of the tangibles – the service of digital, virtual, and cyber archaeology in the construction of archives of human identity
  • Moving the focus from “know how” to “know why” 3D modeling cultural heritage
  • Machine learning and Pattern Recognition for Archaeological Research

Schnellentschlossene können bis Mitternacht noch einen Abstract mit 500 Wörtern einreichen:
Link zum Programm der CAA 2015 in Siena.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4302

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DASISH workshop on trust and certification – summary

This post is co-written with Astrid Recker, GESIS, and Claudia Engelhardt, Göttingen State and University Library. It is also published on the CESSDA Training Blog.

On 16-17 October 2014, a workshop on the topic of trusted digital repositories took place in The Hague. The workshop was organised by DASISH, a project striving to increase the overall quality of services for data management, curation and dissemination offered in the five Social Science and Humanities (SSH) Research Infrastructures that have been on the ESFRI Roadmap: CLARIN, CESSDA, DARIAH, ESS, and SHARE.

The workshop’s focus was on the tools and standards for audit and certification comprised in the European Framework for Audit and Certification of Digital Repositories: the Data Seal of Approval (DSA), DIN 31644/nestor Seal, and ISO 16363. Workshop presentations (available on the DASISH webpage) and discussions dealt with getting to know the standards, the conditions for their implementation as well as their current use in the Social Sciences and Humanities.

The European Framework for Audit and Certification was established in 2010 with the objective of better coordinating and structuring the emerging landscape of audit and certification procedures. It defines three levels of certification:

  • basic certification: equivalent to the Data Seal of Approval;
  • extended certification: granted to archives / repositories which have obtained the DSA and successfully underwent an external peer-review based on DIN 31644 or ISO 16363;
  • formal certification: granted to archives / repositories which have obtained the DSA and successfully completed a full external audit based on DIN 31644 or ISO 16363.

In the first part of the workshop, representatives of three European SSH infrastructures – Vigdis Kvalheim from CESSDA, Pavel Straňák from CLARIN and Henk Harmsen from DARIAH-EU – talked about the importance and use of certification standards in the respective infrastructures. In all of them, certification of member data archives and repositories plays a role, with the Data Seal of Approval being the instrument most commonly employed. In CLARIN, one of the requirements for becoming an infrastructure centre or a service providing centre is to undergo certification through the DSA or the MOIMS-RAC approach. CESSDA AS also works towards integrating the DSA into the set of obligations of service providers. In DARIAH-EU certification is one of five short-term goals. One concrete aim in this context is that the repositories that form the backbone of the DARIAH infrastructure have obtained the DSA by 2016.

The ensuing discussion focused on drivers behind the decision to undergo audit and certification:

  • There was consensus in the group that audit and certification are becoming increasingly important to satisfy funder requirements. This is specifically the case for publicly funded institutions, which to receive funding are expected to prove that they are capable of offering high-quality preservation / curation services in accordance with international standards. From this perspective, acquiring certification is equivalent to creating a competitive advantage.
  • However, “self-assurance” was an equally important aspect pointed out by representatives from archives that already underwent an audit / certification procedure, or are planning to do so in the near future. Thus, audits were regarded as an important instrument in determining whether the preservation / curation procedures and workflows of the archive are adequate. Accordingly, audit procedures were used to support the detection of gaps and potential risks.
  • At the same time, there seemed to be consensus that in the SSH community demands from users are currently not a considerable driving force behind the decision to undergo external audit / certification. This could change in the future, especially if the different seals or “badges” are recognized as an indicator of high-quality services by users.

The workshop continued with presentations of the DSA (Paul Trilsbeek) and the nestor Seal (Dr. Christian Keitel) audit standards as well as several case studies from the different ESFRI projects (specifically, LINDAT, DANS, and GESIS). Finally, Barbara Sierman presented the current state of ISO 16363.

The subsequent discussion dealt with the question whether every data service has to be certified, ways of lowering the threshold for entrance into audit and certification, and alternative ways of creating trust – specifically with an eye to smaller data archives or repositories with very limited resources.

  • There was consensus that not every data service needs to be certified. But the decision on whether certification should be pursued or not should not only depend on the available resources of a data service, but also on its nature. As an example, participants referred to the front office-back office model employed in the Netherlands. In this approach, the responsibility for the long-term preservation and availability of research outputs lies with the “back office” organisations (centres with a national scope such as DANS or 3TU.Datacentrum), whereas the “front office” institutions (located at higher education institutions, research institutes etc.) concentrate on communication with and support of data producers and users on a local level. In line with this division of responsibilities, certification is deemed necessary only for the “back office” organisations.
  • In terms of the effort required, the DSA was seen as a suitable “entrance point” to certification even for smaller institutions. Among the data archives that already obtained the DSA are also one person archives, which shows that the DSA audit procedure is doable even with limited human and financial resources. It was also noted that to a certain extent the necessary time and resources are a question of scale. While bigger archives have more resources, their size also makes the process of documenting procedures and of creating required policies more time-consuming.
  • The group also discussed measures for creating trust that can be undertaken independently from certification. It was deemed very important to enable users to do their own “trust checks” on object level and thereby evaluate themselves if a digital object is authentic or not. To make this possible, archives have to engage in transparent communication with their designated community. Another important point in this context is the careful consideration of the significant properties of the information objects to be preserved and their adequacy to the needs of the user community.

Overall, the discussions showed that although the preservation landscape in the SSH domain is moving towards more standardisation and greater homogeneity with regard to audit and certification, it is neither necessary nor desirable to tar all archives with the same brush. Thus tiered or multi-level approaches such as the Dutch front office-back office model or the European Framework for Audit and Certification make it possible to achieve standardisation without losing sight of scale and archive- or discipline-specific requirements.

A report about the workshop from a participant’s point of view is available on the blog “Bits & Pieces. Digital Preservation at Edinburgh University”: report of day 1, report of day 2.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4283

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Chilehaus: Auf dem Weg zum kulturellen Erbe

2015 entscheidet sich in Paris, ob Hamburg ein Weltkulturerbe bekommen wird. Die Kriterien und Auflagen der UNESCO sind umfassend und streng. Zwar stehen die Chancen gut, aber schon für die Bewerbung gab es hohe Hürden zu bewältigen. Welchen Mehrwert bietet ein Welterbetitel und was bedeutet er für die Stadt und seine Bewohner? – Von Christian Weber

Das kulturelle Erbe Hamburgs könnte 2015 eine Adelung erfahren. Die Kulturbehörde der Stadt hat sich 2014 mit einem Gebäudeensemble um die Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO beworben.

Das Ensemble „Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus“ besitzt laut der Initiatoren der Bewerbung einen hohen historischen Wert, den es zu schützen gelte. Die Bewerbungsmacher sehen in den beiden Komplexen die Grundlage für die Infrastruktur in Hamburg, die erfolgreiche Wirtschaftsgeschichte des Hamburger Hafens und den Wohlstand der Stadt.

Der Senat hat im Februar 2014 die Kulturbehörde beauftragt über die Kultusministerkonferenz (KMK) und das Auswärtige Amt, den ausgearbeiteten Aufnahmeantrag beim Welterbezentrum in Paris vorzulegen. Der Antrag wurde fristgerecht vorgelegt und noch im Laufe des Jahres 2014 wird eine Delegation der UNESCO nach Hamburg reisen, um die Bewerbung zu prüfen. Im Juni 2015 wird das Welterbekomitee in Paris die Entscheidung fällen.

Erfüllung der Kriterien

Für Hamburg wäre es der erste Beitrag zur Welterbeliste. Mit derzeit 39 Welterbetiteln, darunter die Altstadt von Lübeck und das Wattenmeer, gehört Deutschland zu den fünf Ländern mit den meisten Eintragungen des Kulturverzeichnisses. Während alle anderen Bundesländer schon einen Beitrag vorzeigen können, ist Hamburg das letzte deutsche Bundesland ohne Welterbetitel.

Bereits seit 1998 befindet sich das Chilehaus als einzelnes Objekt auf der Tentativliste, also der Vorschlagsammlung der KMK. Da eine Bewerbung für den Titel auf nationaler Ebene erfolgt, müssen sich die Länder ihrer föderalen Struktur entsprechend einigen, mit welchen Stätten eine deutsche Bewerbung bei der UNESCO eingeht.

  • Hamburg, Chilehaus, Architektur
    Ostansicht Chilehaus: Die berühmte Spitze des Chilehauses, der"Bug", machte das Haus weltberühmt. Die Schiffsmetaphorik ist hier besonders gut sichtbar / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Chilehaus, Architektur
    Südseite Chilehaus: Die Risalite und die Staffelgschosse geben dem Gebäude seine unverwechselbar Form / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Chilehaus, Architektur
    S-förmige Südseite Chilehaus: Die geschwungende Form des Hauses lässte mit wechselndem Licht immer wieder neue Impressionen entstehen / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Chilehaus, Architektur
    Die Staffelgeschosse, die an Schiffsdecks erinnern, waren sehr fortschrittlich 1924. Mit ihnen wurde die Bauhöhe optimal ausgenutzt .... / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Chilehaus, Architektur, Staffelgeschoss
    ... und auch in Sachen Brandschutz bietet diese Bauweise Vorteile. Ein Satteldach aus Holzbalken ist deutlich brandgefährdeter / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Chilehaus, Architektur
    Ein Problem des Chilehauses ist, dass es von keiner Seite in Gänze zu sehen ist. Die enge Bebauung des Viertels lässt immer nur einen Teilblick / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Sprinkenhof, Architektur
    Südseite des Sprinkenhofs: Die Ornamentik an der Fassade des Gebäudes lässt aus bestimmten Perspektiven beeindruckende Muster entstehen / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Sprinkenhof, Architektur
    Im Innenhof des des Sprinkenhofs setzt sich das Muster fort / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Brahms Kontor, Architektur
    Brahms Kontor an der Laiszhalle: Das Kontor ist in Teilen schon älter als das Chilehaus und ist mit seinen 15 Geschossen auch höher. Allerdings ist die äußere Form weit weniger virtuos / Foto: Christian Weber
  • Flatiron Building New York: Ob das 1902 fertiggestellte Hochhaus den Architekten des Chilehauses, Fritz Höger, inspiriert hat, ist nicht bekannt / Foto: Fotolia
  • Speicherstadt, Kontorhaus, Hamburg, Architektur
    Kontorhäuser Speicherstadt: Die 15 zusammenhängenden Kontorhäusern gelten als der größte einheitlich geprägte Lagerhauskomplex der Welt / Foto: Christian Weber
  • Speicherstadt, Kontorhaus, Hamburg, Architektur
    Die Speicherstadt wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. An vielen Stellen lässt sich die Symbiose aus alter und erneuerter Bausubstanz aus den 1950er Jahren betrachten / Foto: Christian Weber
  • Kaffeebörse, Speicherstadt, Kontorhaus, Hamburg, Architektur
    Vor allem am Sandtorkai 3 kann man die Unterschiede gut erkennen. Der Neubau von Werner Kallmorgen (links im Bild) von 1956 ist ein bekanntes Beispiel für den Wiederaufbau der Speicherstadt / Foto: Christian Weber
  • Speicherstadt, Kontorhaus, Hamburg, Architektur
    An vielen Stellen bietet die Speicherstadt einen ungetrübten Blick auf ausschließlich originale Bauabschnitte / Foto: Christian Weber
  • Hamburg, Innenstadt, Speicherstadt, Kontorhausviertel, Hafencity
    Kontorhausviertel, Speicherstadt und Hafencity: Zusammenspiel von kulturellem Erbe und Wachstumsviertel / Foto: Fotolia/ Peter Knechtges

(Für eine Großbildansicht bitte in die Bildmitte klicken)

Dabei sollten die Antragsteller darauf achten, dass die Objekte, die man mit einem Welterbetitel versehen möchte, in ihrem Genre nicht bereits überpräsent sind. Die Experten der UNESCO erwarten einen „außergewöhnlichen universellen Wert“ bei Listenanwärtern. Originalität ist neben „Authentizität“, also historischer Echtheit, und „Integrität“, was man mit Unversehrtheit übersetzen könnte, eines der wichtigsten Aufnahmekriterien.

Die Autoren formulieren im Bewerbungsschreiben den hohen Anteil des Ensembles in seiner Funktion als Logistik-, Lager- und Verwaltungskomplex, die das Ensemble für den industriellen Wandel in Hamburg und Umgebung hatte. Das gilt auch für die industriellen Prozesse des 19. und 20. Jahrhunderts und seine Auswirkungen auf transnationale industrielle Entwickelung in ganz Europa. Mit einer Ernennung zum Weltkulturerbe soll der kulturelle Wert dieses Erbes hervorgehoben werden.

Hervorragende Voraussetzung für das Kontorhausviertel mit Chilehaus

Das Chilehaus nimmt eine Führungsrolle im Bewerbungsprozess um den Welterbetitel ein. Anfangs war das Chilhaus alleiniger Bestandteil der Bewerbung. Der Titel der Bewerbung („Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus“) lässt noch immer erkennen, dass das Chilehaus in den Augen der Bewerbungsmacher einen besonderen Platz im Ensemble einnimmt.

Von Kriegsschäden weitestgehend verschont, genießt das von Fritz Höger erbaute Chilehaus den Ruf, eines der bekanntesten Gebäude der Welt zu sein. Mit seinen zehn Stockwerken war es eines der ersten Hochhäuser Deutschlands. Vor allem mit seiner markanten Form und seiner schiffsbugartigen Ostspitze, hatte es schon vor seiner Fertigstellung weltweit für Aufsehen gesorgt. Zwar gab es bereits ein früheres „Hochhaus“ am Holstenwall, das heutige Brahms Kontor. Aber selbst nach seiner Fertigstellung 1927 konnte es mit seinen 15 Stockwerken, dem weitaus virtuoseren Chilehauses nicht den Rang ablaufen.

Sieht man von dem historischen Detail ab, dass die Baubehörde zu Baubeginn Wohnungen im Chilehaus forderte, ist das Chilehaus ein Archetyp des norddeutschen Kontorhauses. Die Forderung nach einer teilweisen Wohnnutzung hatte man allerdings schon weit vor der Fertigstellung des Chilehauses wieder verworfen. Es passte nicht in die von Wirtschaftskrisen geplagten 1920er Jahre. Geschuldet war die Auflage der Tatsache, dass sowohl im Kontorhausviertel, als auch in der Speicherstadt engbebaute Gängeviertel standen, welche Arbeiterquartiere beherbergten. Als Choleraherd ausgemacht, sah man sich nach der großen Epidemie von 1892 genötigt, die Quartiere abzureißen. Allein für die Speicherstadt mussten 20.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

 

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 Speicherstadt und Hafencity: Kulturelles Erbe und Bauboom auf engstem Raum                     / Foto: Fotolia / Peter Knechtges
 

Das Chilehaus in seiner ungewöhnlichen Mischung aus Neogotik, Traditionsbewusstein und Moderne erfuhr vor und nach seiner Fertigstellung eine bis dato unbekannte mediale Verbreitung. Die namhaften Fotografien der Gebrüder Dransfeld vom „Bug“ des Hauses gingen damals um die Welt. Ende der 1920er Jahre war das Chilehaus mit seiner Schiffsmetaphorik ein beliebtes Motiv auf Postkarten, Holzschnitten, Postern und Lebensmittelpackungen.

Weder die Staffelgeschosse, die zurückspringenden Dachgeschosse, die sich nach oben hin verjüngen, waren wirklich neu, noch war es das erste Haus mit einer derart schiffsähnlichen Spitze. Vorbild könnte das sogenannte Flatiron Building des Chicagoer Architekten Daniel Hudson Burnham von 1902 an der 5th Avenue in New York gewesen sein. Die Zusammenhänge werden bis heute in Architekturkreisen diskutiert. Ob Architekt Fritz Höger besagtes Gebäude kannte, lässt sich nicht rekonstruieren.

Was aber dem möglichen Vorbild im Vergleich zum Chilehaus fehlt, ist die extravagante Mischung von Stilmitteln. Der Bockhorner Klinker, die gotischen Arkaden mit den kitschig anmutenden Putten und Tierfiguren des Hamburger Bildhauers Richard Kuöhl ergaben einen exotischen Stilmix. Die orientalisch-modern anmutenden Elemente und die markante S-förmigen Südseite riefen in den Augen vieler Betrachter verschiedenste, starke Reaktionen hervor.

Im gesamten Kontorhausviertel hat der Zweiten Weltkrieg nur wenige Schäden hinterlassen. Das Chilehaus wurde 1993 umfassend saniert. Die Integrität der Gebäude schätzen Experten als sehr gut ein und alle Gebäude werden ihrer ursprünglichen Bestimmung nach als Bürohäuser genutzt.

Das gilt auch für die anderen Gebäude der Bewerbung für den Welterbetitel. Auch Meßberghof, Sprinkenhof und Mohlenhof befinden sich in gutem Zustand, werden in ihrem ursprünglichen Sinne als Kontorhaus benutzt und bilden zusammen mit dem Chilehaus das Kontorhausviertel. Der ebenfalls beeindruckende Sprinkenhof wurde erst 2006 umfassend saniert.

Die Speicherstadt – ein Sonderfall

Die Speicherstadt gilt bis heute als der größte zusammenhängende und einheitlich geprägte Speicherkomplex der Welt. Die 15 Lagerhäuser wurden zwischen 1883 und 1927 hauptsächlich unter der Leitung von Franz Andreas Meyer gebaut, wobei der erste von drei Abschnitten 1888 fertiggestellt wurde. Kaiser Wilhelm II. legte damals persönlich den Schlussstein des Bauabschnitts.

Im Falle der Speicherstadt gestaltet sich die historische Einordnung der Bausubstanz ungleich schwieriger. 50% der Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört und unter hohem Aufwand nach historischen Vorbildern wieder aufgebaut. Andere Gebäude wurden unter der Leitung von Werner Kallmorgen in den 1950er Jahren gänzlich ersetzt. Wie zum Beispiel beim Bau der Kaffeebörse am Sandtorkai. Man bescheinigte Kallmorgens Entwürfen ein hohes Maß an architektonischem Einfühlungsvermögen und eine hervorragende Korrespondenz der Gebäude mit der alten Bausubstanz.

 

Speicherstadt-Horizont

Speicherstadt: Die meisten der 15 Blöcke haben den  Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden     / Foto: Christian Weber
 

Die Funktion und Nutzung der Speicherstadt hatte sich bis in die 1980er Jahre kaum verändert. Erst mit dem Siegeszug des Containers verlor die Speicherstadt ihre Bedeutung als Lagerkomplex. Die Stadt sah damals von einem Verkauf der Gebäude ab und stellte die Speicherstadt 1991 unter Denkmalschutz. Eine Maßnahme, welche die Gebäude einem potentiellen Abriss entzog. Am 01. Januar 2003 wurde die Speicherstadt aus dem Freihafenstatus entlassen und seit 2008 ist sie Teil des Stadtteils HafenCity im Bezirk Hamburg-Mitte.

Der Gebäudekomplex wurde somit seiner ursprünglicher Funktion als Umschlagplatz und Warenlager beraubt. Heute befinden sich nur noch wenige Lagerflächen in der Speicherstadt. Ateliers, Firmen der kreativen Branche, Museen sowie Hotel und Gastronomie haben sich mittlerweile dort angesiedelt. Damit verliert die Speicherstadt einen Teil ihrer Relevanz, die UNESCO-Kriterien betreffend. Allerdings war es den Verantwortlichen immer noch möglich, den Anspruch an einen Welterbetitel in Bezug auf mehrere andere Punkte der Kriterien zu formulieren wie zum Kriterium I: „Angemeldete Güter sollten (i) „ein Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft darstellen“ oder bei Kriterium III: „Angemeldete Güter sollten (iii) ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition oder einer bestehenden oder untergegangenen Kultur darstellen.“ Die Speicherstadt erfüllt diese Kriterien nach Meinung der Experten aufgrund ihrer Architektur. Der Lagerhauskomplex mit seinen neugotischen Formen wird als exemplarisches Beispiel für die Stilrichtung der „Hannoverschen Schule“ angesehen. Auch die Einheitlichkeit des ursprünglichen Zustands wird oft betont.

Kosten und Nutzen des Projekts

Kritische Stimmen in Bezug auf die Bewerbung kamen aus Politik und Wirtschaft. Vor allem als die Initiatoren der Bewerbung 2005 die Speicherstadt in das UNESCO-Projekt mit einbezog. Zu dieser Zeit war die angrenzende HafenCity gerade in ihrer stärksten Wachstumsphase und exponierte Bauflächen in direkter Nähe zum zukünftigen Weltkulturerbe waren noch nicht bebaut. So zum Beispiel die Ericusspitze mit dem neuen SPIEGEL-Gebäude, welches 2011 eingeweiht und in Betrieb genommen wurde. Man sah das ungehinderte Wachstum des neuen Stadtteils durch mögliche Reglementierungen seitens der UNESCO gefährdet.

Die Befürworter des Projekts konnten jedoch überzeugen. Zahlreiche positive Gründe stehen überschaubaren Kosten gegenüber. Laut der Hamburger Kultursenatorin der Stadt Hamburg Barbara Kissler, wolle man mit der Bewerbung den festen Willen zum Erhalt der Gebäude ausdrücken und die historische Tradierung der Geschichte an eine breite Öffentlichkeit sicherstellen. Auch der freie Zugang für die Öffentlichkeit werde durch das Reglement der UNESCO sichergestellt.

Neben Erhalt und Schutz der Objekte sei noch die Wirkung des Welterbetitels als Touristenmagnet zu erwähnen. Die Aufnahme der bereits jetzt schon sehr beliebten Hamburger Wahrzeichen in die UNESCO-Liste könnte im Konkurrenzkampf deutscher Städte um den Zuspruch der Besucher ein gutes Marketingtool darstellen und die hohe Frequentierung für die Zukunft sichern oder sogar noch erhöhen.

Gerade dieser wirtschaftliche Aspekt bietet Konfliktpotential. Steigende Touristenzahlen sind für die Anwohner der angrenzenden Viertel nicht unbedingt erstrebenswert. Eine Umfrage der Initiative „Stimmen von St. Pauli“ ergab, dass die zunehmende Eventisierung durch Großveranstaltungen in den innerstädtischen Vierteln und die als negativ empfundenen Auswirkungen von steigenden Besucherzahlen ein drängendes Problem Bürger und Bürgerinnern darstellen.

Aus kunsthistorischer Sicht wurde die Relevanz der Bewerbung des Ensembles „ Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus“ zu keiner Zeit angezweifelt.

2011 richteten die ICOMOS Deutschland, die deutsche Untereinheit der UNESCO und das Denkmalschutzamt in Verbindung mit der Hafenuniversität und der Sutor-Stifung eine internationale Fachtagung zum Thema aus. Das Symposium „Stadtentwicklung zur Moderne, die Entstehung großstädtischer Hafen- und Bürohausquartiere“ kam zu dem Ergebnis, dass die Objekte in ihrer bauhistorischen Qualität den internationalen Vergleich mit anderen Kulturgütern nicht zu scheuen bräuchten und einer Bewerbung nichts im Wege stünde.

Erweiterung des Antrages um einen ganzen Stadtteil

Bis 2005 ging es beim Antrag der Kulturbehörde nur um eine Bewerbung des Chilehauses. Erst dann erweiterte man die Bewerbung auf das gesamte Kontorhausviertel, also zusätzlich um den Meßberghof, Sprinkenhof und Mohlenhof sowie auf die angrenzende Speicherstadt.

Die Idee der Erweiterung des Antrages geht vor allem zurück auf die Initiative „UNESCO Modernes Erbe Hamburgs“, welche vom Verlagshaus Gruner + Jahr und der Deutschen Umwelthilfe getragen wird. Das Engagement von Gruner + Jahr lässt sich vielleicht mit der Tatsache erklären, dass Gruner + Jahr in den Gründungsjahren der 1960er Jahre seine Verlagsbüros im Sprinkenhof und dem Chilehaus hatte.

Wichtig für das Gelingen des Projekts ist die Unterstützung aller Beteiligten, auch die der Besitzer. Die Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA), als Betreiber der Speicherstadt, als auch die Union Investment Real Estate GmbH, Inhaber des Chilehauses, müssen das Konzept mittragen. Berichten zufolge sind Betreiber und Denkmalschützer sich hier einig und alle Beteiligten stehen hinter der Bewerbung.

Die Verleihung des Welterbetitels ist mit strengen Auflagen in Bezug auf Erhaltung und denkmalgerechter Nutzung verbunden und die Inhaber müssen Management-Pläne für die Zukunft vorlegen. Das nimmt die Betreiber der Objekte in die Pflicht und setzt den Willen voraus, auch nach der etwaigen Anerkennung die Auflagen zu erfüllen, um den Titel nicht wieder zu verlieren. Die Aberkennung des Titels wie im Falle des „Dresdner Elbtals“ dient hier als negatives Beispiel. Durch den Bau der Waldschlösschenbrücke im Gebiet der Kulturlandschaft Dresdner Elbtal, sah die UNESCO die Kriterien für einen Welterbetitel als nicht mehr erfüllt an.

Ein Welterbetitel verpflichtet die Stadt Hamburg, Inhaber und Betreiber der Stätten zur denkmalgerechten Pflege und zum Schutz der Gebäude. Somit kann eine Ernennung der Stätten neben positiven Effekten für den Tourismus die weitaus wichtigere Aufgabe der Sicherung und Erhaltung des kulturellen Erbes leisten.

 

Zum Autor:

Christian Weber studiert Geschichte an der Uni Hamburg und ist seit 2013 Mitglied der Redaktion „Hamburgische Geschichten“.

Literaturempfehlungen:

  • Busch, Harald und Ricardo Federico Sloman: Das Chilehaus in Hamburg. sein Bauherr und sein Architekt, Festschrift aus Anlaß des 50jähr. Bestehens 1924 – 1974, hrsg. v. Friedrich Wilhelm Sloman, Hamburg 1974.
  • Fischer, Manfred F.: Das Chilehaus in Hamburg. Architektur u. Vision, hrsg. v. Klaus Frahm, Berlin 1999.
  • Hesse, Frank Pieter: Stadtentwicklung zur Moderne. Entstehung großstädtischer Hafen- und Bürohausquartiere,  internationale Fachtagung, veranstaltet von ICOMOS Deutschland und der Kulturbehörde Hamburg, Denkmalschutzamt Hamburg, 13., 14. Oktober 2011, Berlin 2012.
  • Nagel, Britta und Bernadette Grimmenstein: Chilehaus Hamburg, Berlin 2005.
  • Nicolaisen, Dörte: Studien zur Architektur in Hamburg 1910 – 1930, München 1985.
  • Sörgel, Herman: Das Chilehaus, Hamburg: Architekt Fr. Höger, Charlottenburg1925.
  • Voigt, Wolfgang: Hans und Oskar Gerson, hanseatische Moderne. Bauten in Hamburg und im kalifornischen Exil 1907 bis 1957, hrsg. v. Hartmut Frank u. a., Hamburg 2000.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1590

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Maschinen und Manuskripte II – Verlängerung Deadline

Die Frist für Postereinreichungen zur Tagcfpung “Möglichkeiten der automatische Mustererkennung und Analyse historischer Dokumente” ist um zwei Wochen auf den 30. November 2014 verlängert worden.

Unter den behandelten Aspekten befinden sich vor allem Methoden der automatischen Mustererkennung, mit besonderem Augenmerk auf Verfahren der Merkmalsextraktion, aber auch andere informationstechnische Strategien für die Analyse von Bilddigitalisaten. Verfahren zur Visualisierung von gewonnenen Daten werden ebenfalls eine Rolle spielen.

An der Poster-Sektion können sich Nachwuchswissenschaftler beteiligen, die mit Verfahren zur Analyse und Auswertung von Handschriftendigitalisaten oder anderen digitalen Sammlungen arbeiten.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4266

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Ausstellungs-Guide II

Es ist wieder soweit! Wir präsentieren Ihnen eine Sammlung der Ausstellungen in diesem Winter, die sich thematisch der frühen Neuzeit zuordnen lassen. Diesmal liegt das Augenmerk auf fünf sehenswerten Ausstellungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Am 5. November startete die Kunstausstellung „Fantastische Welten“ im Städel Museum in Frankfurt/M. Drei Monate lang kann man Werke von Albrecht Altdorfer und expressive Tendenzen in Malerei, Skulptur, Druckgrafik, Zeichnung um 1500 betrachten, bevor die Ausstellung vom 17. März bis 14. Juni 2015 im Kunsthistorischen Museum Wien zu sehen ist.

Fantastische Welten 05.11.2014–8.2.2015 in Frankfurt

Eine andere Kunstausstellung im Kunstmuseum Basel beleuchtet den gleichen Zeitraum, spezialisiert sich aber auf Albrecht Dürer und seine Umgebung. Schon seit dem ersten November können unter dem Titel „Albrecht Dürer und sein Kreis.“ Zeichnungen von Dürer und Malern aus seinem engeren Umkreis bestaunt werden, die aus den eigenen Beständen des Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel stammen.

Albrecht Dürer und sein Kreis 01.11.2014 – 01.02.2015 in Basel

Künstlerische Darstellung als Folge wissenschaftlichen Fortschritts präsentiert die Ausstellung „Von oben gesehen: Die Vogelperspektive“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Wie der Titel schon andeutet, steht hier insbesondere der „Blick von Oben herab“ im Mittelpunkt, der durch neue technische Errungenschaften seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wie dem Heißluftballon oder kühne Turmbauten wie dem Eiffelturm auch der breiten Masse zugänglich wurde.

Von oben gesehen: Die Vogelperspektive 20.11.2014 – 22.02.2015 in Nürnberg

Über einen Meilenstein der Technikgeschichte und die andauernden Diskussionen um seine tatsächliche Bedeutung informiert die Ausstellung „Die älteste Taschenuhr der Welt? Der Henlein-Uhrenstreit“, die ab dem vierten Dezember ebenfalls im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen ist. Die sieben ältesten Exemplare des beliebten Statussymbols werden dort ausgestellt und klären über die Uhrentechnik dieser Epoche auf.

Die älteste Taschenuhr der Welt? Der Henlein-Uhrenstreit 04.12.2014 – 12.04.2015 in Nürnberg

Im Heimatmuseum Reutlingen wird ab dem sechsten Dezember Medizinische Versorgung zwischen Mittelalter und Moderne vorgestellt. „Ärzte, Bader und Barbiere“ beschränkt sich nicht auf diese Typen von Heilern, sondern zeigt verschiedene Arten von Heilberufen in ihrer Entwicklung auf. Von magischen Amuletten des Mittelalters bis zu ausdifferenzierten Werkzeugen der beginnenden Schulmedizin reicht das Spektrum, das in dieser Zusammenstellung noch nie gezeigt wurde.

Ärzte, Bader und Barbiere 06.12.2014 – 08.02.2015 in Reutlingen

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1818

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Rat für Informationsinfrastrukturen gegründet

Pressemitteilung des BMBF 112/2014:

Wissen digital besser erschließen

Der neu gegründete Rat für Informationsinfrastrukturen hat heute seine Arbeit aufgenommen. Die 24 Ratsmitglieder – Vertreter von Wissenschaft und Gesellschaft sowie Bund und Ländern – kamen heute in Göttingen zu ihrer ersten Sitzung zusammen.

Der Rat hat die Aufgabe, disziplinen- und institutionsübergreifende Empfehlungen für die weitere Entwicklung und den Ausbau der digitalen Infrastrukturen von Bildung und Wissenschaft zu erarbeiten. Dazu gehören etwa Fragen der digitalen Langzeitarchivierung, der Zugänge zu Datenbanken oder der Digitalisierung von Wissensbeständen. Informationsinfrastrukturen sind Einrichtungen wie Bibliotheken, Archive und Forschungsdatensammlungen, die sich systematisch damit befassen, Daten und Informationen zusammenzutragen und bereitzustellen.

“Die Bundesregierung möchte im Rahmen ihrer Digitalen Agenda den digitalen Wandel in der Wissenschaft forcieren, dafür leistet auch der neue Rat für Informationsinfrastrukturen einen wichtigen Beitrag”, sagte Wanka anlässlich der konstituierenden Sitzung. “Bildung und Forschung sind zentrale Einsatzfelder für die digitalen Informationsmöglichkeiten, aber auch maßgebliche Treiber digitaler Innovationen in Deutschland. Daher ist es von großer Bedeutung, die Rahmenbedingungen für einen ungehinderten Informationsfluss zu verbessern.”

Die Gründung des Rates für Informationsinfrastrukturen gemeinsam mit den Ländern ist auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert. 2013 haben sich Bund und Länder im Rahmen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) auf Struktur, Aufgaben und paritätische Finanzierung des Rates verständigt. Der Rat setzt sich aus acht Vertretern der wissenschaftlichen Nutzer, acht Vertretern von Einrichtungen wie Bibliotheken und Archiven und jeweils vier Vertretern des öffentlichen Lebens sowie von Bund und Ländern zusammen.

Zum Vorsitzenden des neu gegründeten Rats wurde Prof. Dr. Otto Rienhoff von der Universität Göttingen und als Stellvertreterin Sabine Brünger-Weilandt vom FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur gewählt. Wanka gratulierte den Vorsitzenden und wies auf die hohe Bedeutung der Aufgaben des Rats hin. “Die Themenfülle, mit der sich der Rat beschäftigen wird, ist groß. Mal geht es um die Digitalisierung mittelalterlicher Handschriftensammlungen, mal um Linzenzfragen, mal um die Archivierung und Nutzung riesiger Datenmengen – allein am Deutschen Klimarechenzentrum fallen jährlich rund zehn Petabyte an Informationen an. Hierbei Prioritäten zu setzen und besondere Bedarfe zu identifizieren, ist keine einfache, aber eine außerordentlich bedeutsame Aufgabe des Rates zugunsten der digitalen Entwicklung in Deutschland”, sagte die Bundesforschungsministerin.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: http://www.bmbf.de/de/24356.php

BMBF – Bundesministerium für Bildung und Forschung

Pressereferat
Kapelle-Ufer 1
D-10117 Berlin
Telefon: (030) 18 57 – 50 50
Fax: (030) 18 57 – 55 51
E-Mail: presse@bmbf.bund.de
URL: http://www.bmbf.de/press/

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4219

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