Ein Lernkonzept und seine Früchte

Heute mal ein wenig Off-Topic: Mit den Kindern der Aktiven Schule Petershausen habe ich für den Malwettbewerb der Deutschen Kinderhilfe gearbeitet. Das Thema lautete: “Für alle Kinder wünsche ich mir…”. Die Schülerinnen und Schüler waren mit Begeisterung dabei und ich konnte mehrere Bilder hinschicken. Dies hier war mein persönlicher Favorit:

Malwettbewerb

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Bild entstand in Gemeinschaftsarbeit zweier Schülerinnen, Yannika (9 Jahre) und Lili (10) Jahre. Ihre Idee war folgende: Im Frühling trägt der Baum Blüten, im Sommer wachsen darauf verschiedene Früchte, die man essen kann. Im Herbst bestehen die Blätter aus Geldscheinen, für die man etwas kaufen kann und im Winter wächst darauf warme Kleidung.

Ich selbst war von dieser Bildidee ganz begeistert. Leider ist die Abstimmung auf der Facebook-Seite der Deutschen Kinderhilfe schon vorbei.  Aber trotzdem wollte ich es mit diesem Artikel herausheben, denn ich habe mich aus mehreren Gründen über das Bild gefreut:

  • Die beiden Kinder haben absolut selbständig gearbeitet. Zu Beginn der Stunde fragten sie mich nach dem Thema, fragten, ob sie in einen anderen Raum gehen könnten und verschwanden mit Papier und Stiften. Am Ende der Stunde überreichen sie mir ihr Blatt.
  • Sie haben zusammen gezeichnet. Partnerarbeit ist in dieser Schule üblich. Dass die Kinder dies aber von sich aus auch in einer zeichnerischen Arbeit praktizieren ist nicht selbstverständlich. Vielleicht trug auch die Übung des dialogischen Zeichnens, die wir vor einiger Zeit im Malunterricht gemacht haben, dazu bei.
  • Die selbständige Entwicklung dieser schönen Bildidee hängt ebenfalls mit der Gemeinschaftsarbeit zusammen. “Vier Gehirnhälften wissen mehr als zwei”, pflegte ein Lehrer von mir zu sagen.
  • Die Kinder berücksichtigten die malerischen Hinweise, die ich ihnen gebe, wenn ich sage, dass sie kein Weiß stehen lassen sollen. Sogar auf dieser kleinen Din-A-4 Seite (das Format war vorgegeben) haben sie das beherzigt.

Das Verhalten und das Arbeitsergebnis der beiden Schülerinnen sprechen für das Lernkonzept dieser Schule. So macht Schule Spaß – den Schülern und den Lehrern!

 

 

Quelle: http://games.hypotheses.org/1370

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Berliner Appell zum Erhalt des digitalen Kulturerbes

800px-CCBYSA20_Tom_RafteryDass das kulturelle Erbe erhalten und somit auch langfristig zugänglich sein muss, ist gesellschaftlicher Konsens. Heute wird unser Wissen zunehmend elektronisch gespeichert und über elektronische Medien verbreitet. Leider wird dennoch zu wenig in die digitale Langzeitarchivierung investiert, sodass die dauerhafte Verfügbarkeit des digital gespeicherten Kulturerbes nicht gesichert ist.

Deshalb haben die Initiative Nachhaltigkeit in der Digitalen Welt, nestoriRights.Lab Kultur und das Institut für Museumsforschung einen Appell zur Nachhaltigkeit in der digitalen Welt formuliert, der sowohl von Institutionen als auch von Privatpersonen unterschrieben werden kann. Der Berliner Appell fordert beispielsweise dazu auf, die Langzeitarchivierung digitaler Daten als dauerhafte Aufgabe zu verstehen, sie in universitären Curricula einzubinden und in den öffentlichen Diskurs zu integrieren. Außerdem müssten Fragen der Finanzierung, der technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen diskutiert werden.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2576

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#gld14 | Geschichte Lernen digital | Geschichtsdidaktische Medienverständnisse | Entwicklungen – Positionen – neue Herausforderungen | Tagungsankündigung und Beitragsnachfrage

Am Freitag, den 25., und Samstag, den 26. April 2014, findet am Historischen Institut der Universität zu Köln die Tagung #gld14 | Geschichtsdidaktische Medienverständnisse |  Entwicklungen – Positionen – neue Herausforderungen des KGD-Arbeitskreises dWGd | digitaler Wandel und Geschichtsdidaktik statt. Interessierte Beiträger/innen können bis Dienstag, den 10. Dezember 2013, einen Vorschlag für einen Beitragstitel sowie ein kurzes Abstract (max. 800 Zeichen) bei christoph.pallaske@uni-koeln.de einreichen.

 Universität zu Köln (Bildnachweis: A. Savin, CC BY SA, via Wikimedia Commons)
 

Tagungskonzept

Medien machen Geschichte. In der Geschichtsdidaktik nehmen Medien daher eine Schlüsselrolle ein.

Quellen der Vergangenheit und Darstellungen von Geschichte sind immer nur medial vermittelbar und bereits seit den 1980er Jahren haben sich zahlreiche geschichtsdidaktische Diskussionen und Publikationen mit verschiedenen Medien historischen Denkens und Lernens befasst. Über die Geschichtsdidaktik hinaus herrscht aber weitgehend Uneinigkeit über die Frage, was der Sammelbegriff „Medien“ eigentlich meint. Sowohl das allgemeine Verständnis, wonach Medien vor allem als Massenmedien aufgefasst werden, als auch Medienbegriffe verschiedener anderer Wissenschaftsdisziplinen stehen oft unvermittelt und teils konträr neben- und gegeneinander.

Ein Blick auf die Mediengeschichte macht deutlich, dass Medien – verstanden als ein Zusammenwirken von Zeichenträgern, technischen Instrumenten zu ihrer Verbreitung sowie verschiedenen Kommunikationspraktiken – die Entwicklung von Gesellschaften, Politik, Wirtschaft und Kultur maßgeblich beeinflusst haben. Medien sind nicht nur Abbild, sondern zugleich auch Motor solcher Entwicklungen.

Der digitale Wandel in all seinen Gestaltungen ist im Begriff, unsere Gesellschaft maßgeblich zu verändern. Digitale Medien sind zunehmend omnipräsent, bestimmen den Alltag und vernetzen. Das Verschwimmen realer und virtueller Welten, die neuen Kommunikationspraktiken des Web2.0 und nicht zuletzt die inzwischen schwer beherrschbaren Auswüchse des Eindringens in die Privatsphäre durch digitale Medien haben einen gesellschaftlichen Wandel eingeleitet, dessen Folgen kaum absehbar sind. Der digitale Wandel stellt auch die hergebrachten Medienbegriffe auf die Probe. Neue kommunikative Praktiken und der permanent mögliche Zugriff auf umfassende Wissens- und Informationsspeicher wandeln sowohl die Deutungshoheiten in den Wissenschaften als auch die Bedingungen schulischen Lernens.

Deshalb steht auch die Geschichtsdidaktik vor der Herausforderung, ihr Medienverständnis kritisch zu reflektieren und sich der Frage zu stellen, welcher Medienbegriff für das Geschichtslernen angesichts des digitalen Wandels relevant ist und ob veränderte Bedingungen historischen Denkens und Lernens neue Anforderungen an das geschichtsdidaktische Medienverständnis stellen.

Im September 2013 hat sich in Göttingen der neue Arbeitskreis dWGd – digitaler Wandel und Geschichtsdidaktik der Konferenz für Geschichtsdidaktik konstituiert. Die erste Tagung des Arbeitskreises findet am 25. und 26. April 2014 am Historischen Institut der Universität zu Köln statt. Hier soll der in München 2013 (#gld13) begonnene offene Dialog zwischen interessierten Wissenschaftler/innen und Lehrer/innen zur Bedeutung des digitalen Wandels für das Geschichtslernen in- und außerhalb der Schule fortgesetzt werden. Darüber hinaus sollen nun auch Wissenschaftler/innen aus anderen relevanten Disziplinen wie der Medienwissenschaft in diesen Austausch einbezogen werden.

 

Tagungsprogramm

Fr. 25. April 2014

14:30 Uhr | Begrüßung

14:45 Uhr | Sektion I | Entwicklungen Medienbegriffe in der geschichtsdidaktischen Diskussion

17:30 Uhr | Sektion II | Medienbegriffe interdisziplinär – verschiedene Positionen

Samstag, 26. April 2014

9:00 Uhr | Allgemeine Aussprache im Arbeitskreis

10:30 Uhr | Sektion III | Medienbegriffe im digitalen Wandel – neue Herausforderungen?

Ende: 12:30 Uhr

Für Beiträger/innen werden Fahrtkosten und die Kosten für eine Übernachtung übernommen. Die Tagung wird gefördert durch die KölnAlumni – Freunde und Förderer der Universität zu Köln e.V.

Quelle: http://dwgd.hypotheses.org/89

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Forschungsstipendien des Edith Saurer Fonds zur Förderung geschichtswissenschaftlicher…

Bis 31.12.2013 können promovierte WissenschafterInnen sich um Forschungsstipendien des Edith Saurer Fonds zur Förderung geschichtswissenschaftlicher Projekte bewerben; der Focus liegt auf noch nicht abgeschlossene Forschungsvorhaben, die sich mit Fragen sozialer Ungleichheit beschäftigen und schwerpunktmäßig Europa von der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert behandeln.

Nähere Infos: http://www.edithsaurerfonds.at/

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/565871902/

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Massive Open Online Courses

Bisher habe ich oft auf aktuelle Berichterstattung reagiert; heute möchte ich eher auf Kommentare eingehen, die ich zum Artikel “Der Online-Angriff auf den Unterricht” von Frank Kelleter (FAZ) gefunden habe. Kelleter selbst kritisiert vor allem die universitären Aktivitäten, die sich in Zielvereinbarungen, Optimierungskonzepten, Entwicklungsplänen verstecken, den akademischen Servicemarkt, der sich um diese Prozesseherum gebildet hat, und die Absurdität, dass gerade engagierte Hochschulangehörige sich bis zur Grenze der gesundheitlichen Zumutbarkeit in solchen absurden Prozessen aufreiben müssen. Insbesondere den letzten Punkt kann ich nachvollziehen, auch wenn ich lange nicht alles für absurd halte.

Er warnt dann aber auch vor MOOCs, den Massive Open Online Courses, die seit einiger Zeit durch die Online-Zeitschriften geistern. Meinem Eindruck nach – und vielleicht täusche ich mich – sind MOOCs eher ein Medienphänomen als eine real relevante Erscheinung. Mir ist nicht bekannt, dass bisher auch nur ein einziger Studiengang in Deutschland in erheblicher Weise durch MOOCs ausgestaltet ist.

Genau an diesem Punkt setzen aber die Kritiker des Artikels ein. So klagt ein Leser: “Die Universität war schon immer eine elitärere Institution, was in Deutschland noch immer sinnlos künstlich aufrecht erhalten wird mit Numerus Clausus und der Bafög-Schulden-Keule. Das widerspricht allein schon der Herkunft des Wortes ‘Universität’.” Universität meint aber nicht “für alle” im Sinne von universal oder Ähnliches, sondern nur die Gemienschaft von Lehrenden und Lernenden (ein Aspekt, den zu betonen heute sicher viel wichtiger wäre als viele andere, nur zum Teil “Bologna” geschuldete Fragen). Es ist eben nicht möglich, durch MOOCs Lehrende für Forschung freizustellen; das verbieten nicht nur die Deputatsverordnungen der Länder, sondern auch der gesunde Hochschulverstand, der in der Verbindung von Forschung und Lehre auch den Kern von Hochschule als besonderem Ort von Wissensgenerierung und -vermittlung sieht. Diese Wissensvermittlung steht allen frei, die die entsprechenden Voraussetzungen mitbringen; wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann in Deutschland fast allerorten kostenfrei studieren, etwas, was die MOOC’s bisher nur versprechen, aber wohl kaum halten werden (wenn man das ökonomische Interesse hinter diesen Projekten berücksichtigt).

Dass die Universitäten sich dabei nicht hinter die eigenen Mauern zurückziehen, ist wohl selbstverständlich. Die Mainzer Historiker/innen, für die ich arbeite, haben sich in den letzten Jahren an vielfältigen Formaten der Universität beteiligt, in denen universitäre Wissenschaft in die Öffentlichkeit der Stadt Mainz und des Landes getragen wird.

Ein anderer Leser raunt: “Sicher, die Beamten-Uni muß sich bedroht fühlen. Unis, deren Studenten zu 1/3 nie einen Abschluß machen, deren Professoren maximal 12 Stunden wöchentlich im Hörsaal stehen, deren Lehrpläne keinen Bezug zur Arbeitsrealität haben. Unis, die vornehmlich die eigene Eitelkeit polieren und in Deutschland inzwischen über 16.000 (!) unterschiedliche Studiengänge anbieten – und jedes Jahr kommen fast 500 neue zum Wohle der Professoren dazu.” Auch hier überrascht die Wahrnehmung der Universität. Dass 1/3 der Studierenden eines Faches den Abschluss nicht machen, ist nicht weit von der Wirklichkeit entfernt, aber erstens kein Problem der Präsenzlehre und zweitens nicht wirklich schlimm; manches muss man eben ausprobieren, um herauszufinden, ob es auch der eigene Weg ist. Professoren, die im oben angesprochenen Sinne Forschung und Lehre verbinden sollen und möchten, sollten tatsächlich nicht 12 Stunden im Hörsaal stehen; wer auch nur eine ungefähre Vorstellung von den Zeiten für Vor- und Nachbereitung seriöser universitärer Lehre hat, wird wissen, dass die Woche dann allein mit Lehre schon fast ausgefüllt wäre. Und dass die Universität nicht 100% passgenau auf Berufe hin ausbildet – das ist ja gerade der Witz universitärer Bildung. Erst das erlaubt es, aus dem universitären Studium heraus in die unterschiedlichsten Berufsfelder mit Entscheidungsbefugnis, Leitungsfunktion oder Führungsaufgaben zu wechseln. Alles andere ist Berufsausbildung – genauso ehrenwert, aber eben anders.

Und ein letzter Gedanke: Ein Leser fordert, die Debatte “eine Nummer kleiner” zu führen, um dann doch e-Vorlesungen zu fordern: “Wenn Universitäten ihre ganz alltäglichen Vorlesungen einfach zum Nachhören ins Netz stellen, stellen sie mit geringstem zusätzlichen Aufwand eine ohnehin getätigte öffentlichen Bildungsleistung einem breiteren Publikum zur Verfügung. Hilfreich für die Studenten, wenn sie mal was verpasst haben. Eine Möglichkeit für Schüler, sich ein Bild zu machen, was in einem Studium auf sie zukommt. Und eine Gelegenheit für alle anderen, sich einfach aus Interesse akademisch in dem Fach weiterzubilden, das sie interessiert. Alles kein großes Ding. Aber nützlich, interessant und höchst demokratisch.” Das klingt pragmatisch, sympathisch, nicht überambitioniert. Wer aber ene konkrete Universität in den Blick nimmt, an der Woche für Woche eine drei- oder vierstellige Zahl von Vorlesungen gehalten wird, wird vielleicht eine Ahnung vom Kostenaufwand haben, den das bedeuten würde: an Material, aber auch an Personal. Die Kosten wären immens und müssten an anderer Stelle eingespart werden. Es würde mich interessieren, wo da noch gespart werden könnte; die Grundausstattung der Universitäten in ganz Deutschland ist in den letzten Jahren schon massiv heruntergefahren worden. Demokratisierung gerne, auch Öffentlichkeit und Transparenz – aber nicht für jede Vorlesung, die ihre Bedeutung zunächst einmal innerhalb eines Studiengangs und damit innerhalb eines bestimmten Programms entfaltet, das nur als Ganzes jenen Kompetenzerwerb und die Ausprägung einer soliden Fachlichkeit ermöglicht, die das eigentliche Ziel auch der Vorlesung sind.

Auf die Diskussion hierüber freue ich mich schon …

Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/152

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Einblick in die Nachkriegszeit – Das AJR Journal

Im Januar 1946 erschien erstmals das Monatsblatt AJR Information, das Journal der Association of Jewish Refugees. Die AJR wurde im Jahr 1941 von jüdischen Flüchtlingen gegründet, die aus verschiedenen mitteleuropäischen Ländern nach Großbritannien immigriert waren. Die Organisation ist noch heute aktiv und engagiert sich besonders im Bereich der Sozialhilfe und Sozialarbeit für jüdische Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung sowie für deren Angehörige und Nachkommen. In der ersten Ausgabe von AJR Information vom Januar 1946 heißt es zu den Zielen des Journals: “One of the primary […]

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/861

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Europeana Cloud Bericht “Digital research practices, tools and scholarly content use”

Das Projekt Europeana Cloud: Unlocking Europe’s Research via The Cloud hat heute seinen Bericht zu digitalen Forschungsmethoden und Werkzeugen sowie dem wissenschaftlichem Umgang mit Inhalten in den Geistes- und Sozialwissenschaften veröffentlicht.

Die Analyse zeigt in drei aufeinander folgenden Kapiteln jeweils den aktuellen Stand zu den Themen digitaler Content (Bilder, Text, Video und Ton), digitale Methoden (z.B. Recherche, Verwalten von Inhalten, kollaboratives Arbeiten) und digitale Tools (z.B. Definition, Visualisierung) in den jeweiligen Fachcommunities.

Sie dient zudem als Grundlage für eine von Europeana Cloud durchgeführte online-Umfrage in den Communities, die derzeit ausgewertet wird.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2612

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Gastblogger_in werden!

Neben dem Soziologiemagazin stellen wir euch unseren soziologieblog als Plattform zur Verfügung, auf der ihr – ob Student oder Nachwuchswissenschaftlerin – eigene Beiträge veröffentlichen könnt. Dies können Essays, verschriftlichte Vorträge, Interviews oder kurze Artikel zu Filmen, Büchern, Blogs etc., vor … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5783

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Kurzbiographie I: Maria Anna Fürstin zu Salm (1624-1661)


Vorbemerkungen

Mit diesem Beitrag möchte ich, wie bereits angekündigt, eine Reihe biographischer Skizzen von adeligen Frauen der Frühen Neuzeit eröffnen. Neben dem rein Faktischen geht es mir auch darum, die vielen verschiedenen Fragestellungen, mit denen man das Leben einer frühneuzeitlichen Edelfrau untersuchen kann, anschaulich zu machen. In den Beiträgen werden regelmäßig unterschiedliche Quellen und Methoden im Fokus stehen, denn bekanntlich treten bestimmte Quellentypen in Abhängigkeit von der Fragestellung in den Vordergrund, während andere eher nur am Rande interessieren. Unterschiedliche Quellen verlangen jedoch andere Methoden zu ihrer Erschließung. Und manchmal kommt man zu ganz verschiedenen Ergebnissen, wenn man ein und dieselbe Quelle mit verschiedenen Methoden angeht. Indem ich also nicht nur kleine, abgerundete Biographien veröffentliche, sondern das geschichtswissenschaftliche ‚Handwerk‘, das dahinter steckt, offen lege, kann ich gleichzeitig einige Facetten des Forschungsbereichs ‚Adelige Frau‘ beleuchten, ohne zu theoretisch und abstrakt zu werden.

Maria Anna – eine besondere Edelfrau

Maria Anna Fürstin zu Salm wurde am 4. Mai 1624 als einziges Kind von Dietrich IV. Graf von Bronckhorst-Batenburg zu Anholt (1578-1649) und seiner zweiten Ehefrau Maria Anna von Immerzeel und Bokhoven auf Schloss Anholt geboren. Sie wuchs wahrscheinlich auf Schloss Anholt bei ihrem Vater auf. Über ihren Bildungsweg ist nichts weiter bekannt. Da ihr Vater verhältnismäßig hoch gebildet war, er sprach latein, italienisch und französisch und verfasste ein Alterswerk über Fragen der Moral und Politik (auf Französisch), so können wir davon ausgehen, dass auch Maria Anna eine der Zeit entsprechende Ausbildung bekommen hat. Ob sie nur Privatunterricht bekam oder auch ein adeliges Damenstift besuchte, ist nicht bekannt. Jedenfalls bezeugen die von ihr überlieferten Briefe, dass sie Französisch konnte. Ihre Familie zählte als ‘Bannerherrn’ des Herzogtums Geldern und der Grafschaft Zutphen seit dem Mittelalter zu den wichtigsten Adelsgeschlechtern der deutsch-niederländischen Grenzregion. Die Dynastie hatte sich allerdings im Spätmittelalter durch eine Reihe von Erbteilungen in mehrere Äste aufgespalten. Die Anholter Linie, der Maria Anna entstammte, ging zum Beispiel zurück auf ihren Ur-Ur-Ur-Großvater Dietrich I. (+1488). Was zum Zeitpunkt von Maria Annas Geburt noch niemand wissen konnte, mit ihr sollte die Zeit der Anholter Linie zu Ende gehen. Denn ihre Mutter starb im Wochenbett und da ihr Vater nicht wieder heiratete, war relativ schnell klar, dass Maria Anna Alleinerbin ihres Vaters werden würde. Als sogenannte ‘Erbtochter’ war sie eine Besonderheit unter den jungen heiratsfähigen Edelfrauen ihrer Zeit.

Heiratspläne

Zunächst einmal erhöhte ihr Status als Erbtochter Maria Annas Chancen auf dem Heiratsmarkt – was auch bitter nötig war, denn die Stellung der Familie in der adeligen Ranggesellschaft war alles andere als gefestigt. Ihr Vater Dietrich war nämlich erst 1621 zusammen mit seinem Bruder Johann Jakob vom Kaiser aus dem Freiherren- in den Reichsgrafenstand erhoben worden. Und so bedeutend und alt-eingesessen die Familie am Niederrhein auch sein mochte, für die Grafen und Fürsten des Reiches waren sie zunächst einmal Emporkömmlinge, denen man die Ranggleichheit nicht automatisch zugestehen durfte. War es grundsätzlich schwierig, in dieser Richtung geeignete Kandidaten für Maria Annas Hand zu finden, verbot es sich erst recht, die Heiratskandidaten ‘vor Ort’ zu suchen, wie man es in all den Jahrhunderten zuvor immer gehalten hatte. Denn die traditionellen Heiratspartner waren aus Sicht der nunmehr gräflichen Familie nicht mehr standesgemäß. Eine Fortsetzung des Konnubiums hätte die eigene Position noch weiter destabilisiert. Glücklicherweise kompensierte in gewisser Weise die Aussicht auf ein umfangreiches Erbe – Dietrich IV. war im Besitz mehrerer Herrschaften zwischen Anholt, Geldern und Kleve – den Makel des sozialen Aufstiegs. So verhandelte Dietrich in den 1630er Jahren gleich mit drei Grafenfamilien, allerdings kam es nie zu einer Eheberedung. Aus Sicht der Dynastie muss man sagen zum Glück, denn schließlich fand sich mit dem jungen Fürsten Leopold Philipp Carl zu Salm ein exquisiter Kandidat in Anholt ein. Die Familie Salm war zwar selbst erst 1623 in den Fürstenstand aufgestiegen, sie zählte aber unangefochten unter die altgräflichen Häuser im Reich. Einer von Leopold Philipps Vorfahren war im ausgehenden 11. Jahrhundert sogar Gegenkönig von Heinrich IV. gewesen. Für Dietrich von Bronckhorst-Batenburg war diese Verbindung also äußerst attraktiv. Über die Verhandlungen im Vorfeld der Eheberedung, die sicherlich einige Monate, wenn nicht sogar Jahre in Anspruch genommen haben werden, ist nichts weiter bekannt. Ein Mitspracherecht hatte Maria Anna bei dieser Angelegenheit nach allgemeiner Überzeugung nicht. Traditionell wurden die Verhandlungen zwischen dem Vater der Braut und dem Bräutigam, wenn er bereits mündig war, geführt. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Maria Annas Vater sie ernsthaft um ihre Meinung gefragt hat. Vorbilder dafür gab es. Wie auch immer Maria Annas Einstellung gegenüber Leopold Philipp Carl war, am 22. Oktober 1641 schlossen die Parteien einen Ehevertrag. Und so wurde die junge Gräfin zu Bronckhorst-Batenburg die Ehefrau des dritten Fürsten zu Salm.

Vliegenthart_01a_Bronckhorster Galeriebild 1645

Das sog. Bronckhorster Galeriebild (168 cm x 247 cm) aus dem Jahr 1645 wurde vermutlich von Dietrich IV. in Auftrag gegeben. Es zeigt in der Mitte ein idealisiertes Porträt von Maria Anna. Um sie herum sind Porträts von Vorfahren und exemplarische Gemälde der damaligen Familiengalerie gruppiert. Kleine Porträts des Herrscherpaares finden sich auf der linken Seite unterhalb der Gottesmutter.

 

Eine privilegierte Ehefrau?

Maria Annas Ausgangsposition in dieser arrangierten Beziehung war unter den Umständen der Zeit etwas Besonderes. Dies zeigt sich schon darin, dass wahrscheinlich keine Brautfahrt stattgefunden hat, also die Übersiedlung der Ehefrau von der väterlichen Residenz in die des Mannes. Die ersten von Maria Anna überlieferten Briefe vom Jahreswechsel 1641/42 sind alle “de Anholt” gezeichnet. Die meiste Zeit ihres Lebens sollte sie auf dort verbringen, wenn sie nicht zu längeren Besuchen bei ihrer Schwiegermutter in Neuviller-sur-Moselle oder in der Abtei Rèmiremont bei ihren Töchtern war. Auch der Ehevertrag verrät sehr günstige eheliche Rahmenbedingungen für Maria Anna: Für den Fall, dass ihr Mann vor ihr stirbt, erhält sie, wenn sie zusammen Kinder haben, die Regierung und ein Jahrgeld von 6000 Franken lothringischer Währung. Stirbt aber ihr Mann ohne Erben, dann steht ihr nicht nur die Regierung zu, sondern sie erbt außerdem die drei Herrschafften Neuviller, Baion und Tonnau, die ihr Mann mit in die Ehe gebracht hat. In beiden Fällen wäre Maria Anna als Witwe mehr als ausreichend abgesichert, ja sogar in einer komfortablen Situation – etwas, das nicht der Regelfall für adelige Witwen war.

Für Maria Anna von Vorteil war weiterhin, dass Dietrich in diesem Ehevertrag der Tochter bereits zu seinen Lebzeiten die Verfügungsgewalt über ihr Erbe in Aussicht stellte – eine Konsequenz aus ihrem Status als Erbtochter. Diese Regelung wurde schließlich 1645 wirksam, als Dietrich und Leopold Philipp Carl die förmliche Regierungsübergabe beurkundeten. Darin übertrug Dietrich unter Verweis auf die bereits im Ehevertrag ausgesprochene donatio inter vivos all seine “Herrschaften und Güter” auf den Schwiegersohn – gegen eine jährliche Zahlung von 1.200 Reichstalern und eine standesgemäße Ausstattung mit “nötigen Diener und Pferden”. Welche Rolle Maria Anna in dieser Abmachung zukam, wird aus dem Dokument leider nicht deutlich. Allerdings gibt es einige Urkunden über Rechtsgeschäfte, bei denen sie zusammen mit ihrem Ehemann auftritt. Auch Maria Annas Testament (eine erste Version von 1656 und eine zweite von 1658) belegt ihre besondere Stellung als Erbtochter. Sie legte nämlich fest, dass all ihre Herrschaften und Güter, die sie von ihrem Vater geerbt hat, ungeteilt ihrem ältesten Sohn Carl Theodor Otto zufallen sollten. Ihre anderen Kinder erhielten lediglich Jahresrenten zwischen 400 und 800 Reichstalern.

Die Indizien sprechen bisher dafür, dass Maria Anna, weil sie Erbtochter war, im Vergleich zur ‘durchschnittlichen’ fürstlichen Ehefrau autonomer schalten und walten konnte – und das nicht erst als Witwe, denen man üblicherweise ein großes Maß Autonomie zuspricht. Ob die hier skizzierten Rahmenbedingungen für die Ehe in der Praxis gehalten haben, ob also Maria Anna tatsächlich über das übliche Maß hinaus selbstständig und selbstbestimmt agieren konnte, das lässt sich hier (noch) nicht klären. Zugang zum Lebensalltag einer Fürstin erhält man nämlich vor allem durch ihre Korrespondenz. Einblicke in Maria Annas Lebensalltag als Fürstin kann ich aber leider noch keine bieten. Zwar sind Überreste ihrer Korrespondenz im Fürstlich Salm-Salm’schen Archiv überliefert, diese sind aber noch nie ausgewertet worden. Eine Ersterschließung, so perspektivreich sie auch ist, wird jede Menge Zeit verschlingen (auch weil 90% der Briefe auf Französisch verfasst sind).

Bildnachweis:

Adriaan W. Vliegenthart: Die Bildersammlung der Fürsten zu Salm, Zutphen 1981.

 

Quelle: http://edelfrauen.hypotheses.org/34

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Sonderausstellung Landesmuseum Mainz: "Mainz – Stadt der römischen Legionen – Im Dienst des Kaisers"

Nur noch bis Anfang des nächsten Jahres zeigt das Landesmuseum Mainz die große 

Kämpfende Legionäre

Mainz, Kästrich (aus der römischen Stadtmauer), 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. Jurakalkstein aus Lothringen – Landesmuseum Mainz. © GDKE, URSULA RUDISCHER

Anhand von etwa 270 Ausstellungstücken, die z.T. nach zehn Jahren nun zum ersten Mal wieder ausgestellt werden, kann sich der Besucher einen Eindruck von der Geschichte und Bedeutung der römischen Stadt Mainz verschaffen. Dabei wird die Entwicklung dieser wichtigen römischen Garnison vom ersten Jahrhundert n. Chr. (Germanenfeldzüge) bis zur Spätantike (Stützpunkt für Kriegsschiffe zur Veteidigung der Rheingrenze) abgedeckt.
Ergänzt wird die Sonderausstellung durch die Präsentation "AVE CAESAR - Feldherren und Kaiser im römischen Mainz", welche die überregionale Bedeutung der Stadt hervorheben soll, indem Aufenthalte bedeutender Persönlichkeiten der römischen Geschichte beleuchtet werden.
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung bietet Vorträge, Führungen, Angebote der Museumspädagogik und Aktionen an ehemaligen Ausgrabungstellen sowie einen "Archäologie-Container".


Große Sonderausstellung "Mainz - Stadt der römischen Legionen - Im Dienst des Kaisers".
25.5.2013 - 5.1.2014
Landesmuseum Mainz,
Große Bleiche 49-51, 55116 Mainz

Quelle: http://provinzialroemer.blogspot.com/2013/11/sonderausstellung-landesmuseum-mainz.html

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