Der Kurfürst lässt stempeln: Innovative Beglaubigung in Sachsen (16. Jh.)

Die Vertretung der eigenhändigen Unterschrift des Herrschers durch eine gestempelte Nachahmung ist seit dem späten Mittelalter bekannt. Das Sächsische Staatsarchiv hat ein besonders interessantes Beispiel ins Netz gestellt.

Meisner (1969, S. 242 f.) und Hochedlinger (2009, S. 160 f.) kennen unter Bezeichnungen wie „Lugkerl“ Namensstempel der römisch-deutschen Kaiser seit Friedrich III. oder zumindest seit Maximilian I.

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Quelle: https://aktenkunde.hypotheses.org/539

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Beruf: Dokumentenprüfer

Der Moment der Wahrheit“ mit Cate Blanchett und Robert Redford in den Hauptrollen ist ein grandioser Film. Er wird wohl nicht mehr allzu lang in den deutschen Kinos laufen. Wer ihn noch nicht gesehen hat und sich für Aktenkunde interessiert, für zeitgeschichtliche zumal, sollte ihn gesehen haben.

Bild: Leutnant Bush bei der Nationalgarde von Texas, Public Domain, https://en.wikipedia.org/wiki/File:GW-Bush-in-uniform.jpg

Der Film erzählt die wahre Geschichte des Medienskandals um die „Killian-Papiere“ aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf von 2004.

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/523

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Französische Aktenkunde

„Französische“ Unterlagen in deutschen Archiven sind ein interessanter Sonderfall für die Aktenkunde. Dabei muss unterschieden werden zwischen Schriftstücken in französischer Sprache, die vor allem aus der Diplomatie und der fürstlichen Standeskorrespondenz stammen, und echt französischem Verwaltungsschriftgut aus der Zeit Napoleons. Wer sich damit beschäftigen muss oder möchte (es hat seinen Reiz), findet hier eine bibliografische Orientierung.

Handbücher und Tafelwerke

Mit Stüber/Trumpp (1992) gibt es eine sehr gute Einführung in die Gesamtüberlieferung französischer Archivalien von hugenottischen Kirchengemeinden bis zur Alliierten Hohen Kommission nach dem Zweiten Weltkrieg. Das etwas zu stark strukturierte Buch bietet auch eine paläografische Handreichung und Hilfsmittel (Glossar, Abkürzungsverzeichnis). Überhaupt wird das Handwerk betont und Grundsätzliches zur Formalbeschreibung und Regestierung von Schriftstücken vermittelt.

Die Beispiele im Tafelteil sind dem kleinen Format des Bandes angepasst, aber hochwertig und noch gut brauchbar. Bei der Beschreibung der Faksimiles sind die Verfasser nicht einem einheitlichem Schema gefolgt, sondern exerzieren verschiedene Regestierungs- und Abschriftstechniken vor.

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Quelle: https://aktenkunde.hypotheses.org/514

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Forschungsgeschichte der Aktenkunde V: Stand und Desiderate (Schluss der Serie)

Der letzte Teil der Serie hat auf sich warten lassen. Es fällt schwer, bereits zu historisieren, was nun zu besprechen bleibt. Dieser Teil ist auch ein Ausblick, wohin die Reise gehen kann.

Michael Hochedlinger: Höhe- und Endpunkt der Klassik

Ist Preußen wegen der legendären Vorzüge seiner Aktenführung das prädestinierte Referenzmodell der Aktenkunde oder wurde das Fach einfach nur maßgeblich von preußischen Archivaren geprägt?

Ein umfassende außerpreußische Aktenkunde blieb jedenfalls lange ein Desiderat. Michael Hochedlinger (* 1967), Archivar am Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv, hat diese Lücke für den gigantischen Behördenapparat der Habsburger-Monarchie geschlossen. Damit hat er auch eine bessere Referenz für die Zentralbehörden des Alten Reichs und die süddeutschen Territorien geschaffen als es Meisners Werke waren.

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/496

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Aktenkunde extrem — zur Diskussion um den Erkenntniswert von Originaldokumenten

Ein Gastbeitrag von Harald Rösler

Ähnlich der feinsten Feinheit des „Kniffs“, an dem man erkennen kann, ob ein Telegramm dem Kaiser vorgelegen hat oder nicht (vgl. Meyer 1920), kann ein Umlaufzettelchen Informationen enthalten, die sich nur einem intimen Kenner der Organisationseinheit erschließen. Es sei dahingestellt, ob diese Informationen später einmal bedeutend sein werden — allein, sie zu kennen, macht einen Teil des Reizes historischer Forschungsarbeit aus.

Hier hängt so ein Umlaufzettelchen an einer Ausgabe der Neuen Juristischen Wochenschrift. Das ist anhand der Umschlagfarbe nur auf einem Farbbild erkennbar, aber nehmen wir einmal an, wir hätten das Original vor uns (und es wäre keine Publikation, sondern etwa ein wichtiges Rundschreiben).

Umlaufzettel mit ausgestrichenen Bearbeiterkennzeichen
Umlaufzettel mit ausgestrichenen Bearbeiterkennzeichen

Kontextwissen unbedingt nötig

In der Diskussion Nochmals zum Erkenntniswert von Original-Dokumenten vom 23.

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/483

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So wird’s gemacht: Aktenkundliche Kritik einer modernen Stadtrechtsverleihung

Dieses Blog will auch verdeutlichen, dass Aktenkunde keine Trockenübung ist, sondern tatsächlich etwas bringt. Ein ausgezeichnetes Beispiel für methodisches Vorgehen und historische Erkenntnisstiftung hat jüngst der Stadtarchivar von Greven, Dr. Stefan Schröder, veröffentlicht.
Greven liegt im Landkreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Stefan Schröder leitet das Grevener Stadtarchiv, das eine auf den 22. November 1949 ausgestellte Urkunde des nordrhein-westfälischen Innenministers für die Verleihung des Stadtrechts verwahrt – als solche wurde dieses Schriftstück bislang zumindest aufgefasst.

In seinem Aufsatz analysiert Schröder (2014/2015) die Akten des Düsseldorfer Innenministeriums im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen mit dem klassischen, auf Heinrich Otto Meisner zurückgehenden Instrumentarium der Aktenkunde und gelangt zu einer überzeugenden radikalen Kritik des urkundlichen Prachtstücks.

Der Beitrag steht online zur Verfügung (pdf/9 MB).

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/473

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Crash-Kurse in den Historischen Hilfswissenschaften?

Im Netz läuft eine lebhafte und ergiebige Debatte über die Lage der Historischen Grundwissenschaften (ich halte es mit der traditionellen Bezeichnung “Hilfswissenschaften”). Aktuell geht es um die Möglichkeiten und Grenzen von Sommerkursen als Ersatz für die selten gewordenen regulären Lehrveranstaltungen.

Kristin Zech hat im Mittelalter-Blog mit guten Gründen eine Lanze für die Sommerkurse gebrochen. Etienne Doublier, Andreas Kistner und Vosding vom “Nachwuchsnetzwerk Historische Grundwissenschaften” widersprechen mit anderen guten Gründen am gleichen Ort.

Das Nachwuchsnetzwerk hat seit Oktober 2015 ein eigenes Blog, das aber bis jetzt leer geblieben ist.

Richtig ist an dieser Kritik, dass punktuelle Sommerkurse weniger bringen als eine stetige Beschäftigung mindestens über ein Semester inklusive Selbststudium (vulgo: Hausaufgaben).

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/471

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Als der Kaiser musste: Eine Unterstreichung und die Schuld am Ersten Weltkrieg

In der Frankfurter Allgemeinen vom 9. Dezember 2015 interpretiert der Historiker Gerd Krumeich eine sattsam bekannte Quelle zur Julikrise 1914 aktenkundlich auf neue Weise. Die Freude über diese prominente Platzierung der Aktenkunde weicht allerdings methodischer Skepsis und am Ende einem Anflug von Ärger. Ein Lehrstück über Bleistiftstriche als Bedeutungsträger und quellenkritische Sorgfalt.

 

2014 wurden die Feuilletons von einer teilweise absurden “Kriegsschuld 2.0”-Debatte erschüttert: War das Deutsche Reich nun maßgeblich schuld am Ersten Weltkrieg oder nicht? – Eine Historikerschlacht mit verkehrten Fronten, in der der australisch-britische Historiker Christopher Clark Deutschland weitgehend absolvierte, während sein deutscher Kollege Gerd Krumeich vehement auf einer Fast-Allein- oder mindestens Mehr-als-Andere-Schuld beharrte.



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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/460

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Als der Kaiser musste: Eine Unterstreichung und die Schuld am Ersten Weltkrieg

In der Frankfurter Allgemeinen vom 9. Dezember 2015 interpretiert der Historiker Gerd Krumeich eine sattsam bekannte Quelle zur Julikrise 1914 aktenkundlich auf neue Weise. Die Freude über diese prominente Platzierung der Aktenkunde weicht allerdings methodischer Skepsis und am Ende einem Anflug von Ärger. Ein Lehrstück über Bleistiftstriche als Bedeutungsträger und quellenkritische Sorgfalt.

 

2014 wurden die Feuilletons von einer teilweise absurden “Kriegsschuld 2.0”-Debatte erschüttert: War das Deutsche Reich nun maßgeblich schuld am Ersten Weltkrieg oder nicht? – Eine Historikerschlacht mit verkehrten Fronten, in der der australisch-britische Historiker Christopher Clark Deutschland weitgehend absolvierte, während sein deutscher Kollege Gerd Krumeich vehement auf einer Fast-Allein- oder mindestens Mehr-als-Andere-Schuld beharrte.



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Quelle: https://aktenkunde.hypotheses.org/460

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Schäftezählen im Advent

Der letzte Beitrag hat erfreulich viele Kommentare nach sich gezogen. Die meisten galten dem kleinen paläografischen Rätsel, das zur Auflockerung gedacht war. Die Diskussion hat aber einen hilfswissenschaftlichen Nerv getroffen: Individualschriften der Gegenwart sind paläografische terra incognita.

Ich denke mittlerweile, dass der Abbau des handschriftlichen Schreibens als Kulturtechnik, verbunden mit neuen Schreibwerkzeugen, nicht bloß zu einer graduellen Verschlechterung der Handschrift geführt hat, sondern zum Bruch mit einer Tradition, in der Gesetze der Buchstabenkonstruktion wurzelten. Beck/Beck (2007: 106) weisen zurecht darauf hin, dass die Handschrift erstens zunehmend flüchtiger wird und sich zweitens – widersinnig – an der Konstruktion von Druckbuchstaben orientiert. Diese Entwicklung kann die paläografische Methodik nicht ungeschoren lassen.

Das ist eine Beobachtung aus der Praxis, die ich hier noch nicht solide untermauern kann, aber zur Diskussion stellen möchte.

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/449

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