Genschers Marginalien – ein Rätsel (2)

Es ist Zeit zur Auflösung des kleinen paläographischen Rätsels von letzter Woche. Im Archivwesen geht Qualität ja immer vor Quantität … besteht da noch Einigkeit? Es gab drei Einsendungen, und schon die erste war fast richtig.

Vorgestern (23. 1. 2018) wurde u. a. in der Frankfurter Allgemeinen der Tag der Handschrift gefeiert und wie seit 100 Jahren vor der Bedrohung der Kultur durch die Tastatur gewarnt. Als ob man, sehr bald schon, überhaupt noch irgendwelche Schriftzeichen erzeugen müsste, um sich im Alltag zurechtzufinden.

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Quelle: https://aktenkunde.hypotheses.org/799

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Genschers Marginalien – ein Rätsel (1)

Randbemerkungen – vornehmer: Marginalien – sind eine Quellengruppe für sich. Sie sind Vermerke oder Verfügungen, die an den Rand eines Schriftstücks oder zwischen die Zeilen, neuerdings auch auf Klebezettel oder sonst wohin gekritzelt werden.

Entscheidungsträger bewerten damit die Informationen und Empfehlungen, die ihnen der nachgeordnete Apparat vorlegt, und steuern das weitere Vorgehen. Für die Geschichtswissenschaft sind die Randbemerkungen oft wichtiger als das Schriftstück auf dem sie stehen. Paradebeispiele, die uns hier schon beschäftigt haben, sind die Marginalien Wilhelms II. betr. den Baron Fredericks bzw. das Aufräumen mit den Serben aus der Julikrise 1914.



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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/787

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Paläographie, Graphologie, Forensik

Dieses Blog bringt immer wieder Beiträge zur Aktenforensik. Das meint die Anwendung aktenkundlicher Methoden zum praktischen Zweck juristischer oder auch historisch-politischer Beweiserhebung: Ist ein Dokument authentisch? Wer hat es verfasst? Wurde es nachträglich manipuliert?

Eine cause célèbre der Forensik von Schriftstücken ist die Affäre Dreyfus. Die Historische Zeitschrift vom Dezember 2016, die mir erst jetzt in die Hände fiel, bringt einen hoch interessanten und wunderbar geschriebenen Aufsatz des Schweizer Historikers Caspar Hirschi zur Rolle der Schriftexperten in den Prozessen gegen Dreyfus und Zola — und er steht sogar online.

Das gibt Anlass zur Beschäftigung mit der Paläographie und ihrer exzentrischen Cousine, der Graphologie, im Verhältnis zur Aktenkunde.



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Quelle: https://aktenkunde.hypotheses.org/709

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Schäftezählen im Advent

Der letzte Beitrag hat erfreulich viele Kommentare nach sich gezogen. Die meisten galten dem kleinen paläografischen Rätsel, das zur Auflockerung gedacht war. Die Diskussion hat aber einen hilfswissenschaftlichen Nerv getroffen: Individualschriften der Gegenwart sind paläografische terra incognita.

Ich denke mittlerweile, dass der Abbau des handschriftlichen Schreibens als Kulturtechnik, verbunden mit neuen Schreibwerkzeugen, nicht bloß zu einer graduellen Verschlechterung der Handschrift geführt hat, sondern zum Bruch mit einer Tradition, in der Gesetze der Buchstabenkonstruktion wurzelten. Beck/Beck (2007: 106) weisen zurecht darauf hin, dass die Handschrift erstens zunehmend flüchtiger wird und sich zweitens – widersinnig – an der Konstruktion von Druckbuchstaben orientiert. Diese Entwicklung kann die paläografische Methodik nicht ungeschoren lassen.

Das ist eine Beobachtung aus der Praxis, die ich hier noch nicht solide untermauern kann, aber zur Diskussion stellen möchte.

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Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/449

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