Editionsprojekt: Leonard Leopold Maldoners “Brisgovia vetus et nova”

Ein Gastbeitrag von Dr. Boris Bigott

Seit Dezember 2012 läuft bei der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg ein Editionsprojekt der “Brisgovia vetus et nova” von Leonard Leopold Maldoner. Bearbeiter ist Boris Bigott, der das Vorhaben im Rahmen des Freiburger Landesgeschichtlichen Kolloquiums am 28.01.2014. unter folgendem Titel vorstellte:

 Die älteste Geschichtsschreibung des Breisgaus.
Leonard Leopold Maldoners “Brisgovia vetus et nova” (1754) – ein Editionsprojekt.

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Titelblatt der in St. Paul lagernden Handschrift von Leonard Leopold Maldoners ‘Brisgovia vetus et nova’

Ab den frühen vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts arbeitete der Archivar Leonard Leopold Maldoner im Auftrag der vorderösterreichischen landständischen Regierung an seinem Geschichtswerk “Brisgovia vetus et nova”. Hierzu wurde ihm gestattet, die von ihm betreuten Archive zu nutzen: das Regiminal-Archiv, das Universitätsarchiv, das Freiburger Stadtarchiv, ferner auch die Archive der Freiburger Dominikaner, der Herrschaften Triberg und Rheinfelden sowie des Klosters St. Märgen und der Probstei zu Allerheiligen in Freiburg. Nachdem er 1749 als Archivar in die Dienste des Basler Fürstbischofs nach Porrentruy/Pruntrut gewechselt war, zog er auch die dortigen Archivalien heran. Im Jahr 1754 war das Manuskript fertiggestellt und sollte eigentlich gedruckt werden, zur Drucklegung kam es jedoch nicht. Die Handschrift gelangte ins Kloster St. Blasien, wo sie in Vergessenheit geriet. Anschließend kam sie nach der Auflösung des Schwarzwaldklosters 1806 mit den Sanblasianer Archivalien nach St. Paul im Lavanttal. Dort wurde die “Brisgovia” 1892 von Franz Xaver Kraus wiederentdeckt – eine auf seine Veranlassung hin hergestellte Abschrift liegt heute in der UB Freiburg.

In der “Brisgovia” gibt Maldoner auf insgesamt 1268 Blatt rund 1500 mittelalterliche und frühneuzeitliche Urkunden größtenteils in deutscher Paraphrase, teils auch im originalen Wortlaut wieder. Die Schrift ist gegliedert in einen kürzeren allgemeinen Teil, der als “Vorarbeiten” betitelt wurde, und einen wesentlich umfangreicheren Teil, die so genannten “Sammlungen”. Letzterer Teil umfasst alphabetisch geordnet 158 Ortsabschnitte zu Städten, Dörfern, Klöstern und Burgen, die fast allesamt in der vorderösterreichischen Provinz Breisgau des 18. Jahrhunderts lagen – beginnend mit Achkarren, endend mit Zell im Wiesental.

Der Nutzen einer Edition der “Brisgovia” wird vielschichtig sein. Zum Einen fanden aktuelle Ereignisse und Vorgänge aus der Zeit ihrer Entstehung ihren Niederschlag in dem Werk: etwa die politische Umgestaltung des Habsburgerreichs im Zuge der Reformen Maria Theresias, die rechtlichen Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern und den Markgrafen von Baden um verschiedene Herrschaftspositionen am Oberrhein, aber auch Berichte Maldoners selbst, die er als Zeitzeuge verfasste und in die Handschrift einfügte. Zum Anderen ist ein Einblick in die Quellenlage im 18. Jahrhundert zu erwarten: Maldoner arbeitete vor den einschneidenden politischen Umwälzungen am Ende des Jahrhunderts, die auch im Archivwesen große Veränderungen und Verluste mit sich brachten. Es steht zu erwarten, dass Maldoner zahlreiche Urkunden überliefert, die dann später verloren gingen. Zudem zog er Urkunden für seine Darstellung heran, die zeitlich bis in seine Gegenwart reichen. Da die gängigen Urkundeneditionen am Oberrhein das ausgehende Mittelalter und die frühe Neuzeit meist nicht abdecken, wird eine Edition der “Brisgovia” eine Hilfe zur Erschließung dieser Zeiträume darstellen.

Literaturauswahl:

### Nachtrag (JW) ###

UPDATE: Blogpost in Archivalia zum Thema. Dort auch der Hinweis auf http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=1012285510 zum Autor.

Quelle: http://oberrhein.hypotheses.org/258

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Programm: Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)

Offene Archive 2.1 – Social media im deutschsprachigen Archivwesen (und im internationalen Kontext)

Termin und Ort: 3. bis 4. April 2014, Stuttgart (Landesarchiv Baden-Württemberg – Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Konrad-Adenauer-Str. 4, 70173 Stuttgart)

Bei den Vortragstiteln handelt es sich in einigen Fällen noch um Arbeitstitel. Änderungen am Programm bzw. Verschiebungen zwischen den Vorträgen sind möglich. Stand: 3. Februar 2014.

 3. April

  • 10.30 Uhr: Begrüßung (Robert Kretzschmar/Landesarchiv Baden-Württemberg; Thomas Aigner/ICARUS; Ulrich Nieß, Stadtarchiv Mannheim/BKK; NN)

 

  • 10.45 Uhr: Einführung in die Tagung (Organisationsteam)

 

  • 11.00 Uhr: Kate Theimer, Keynote

 

  • 12.00 Uhr: Mittagspause

 

  • 13.30 Uhr:

Christoph Deeg, Gaming und Social Media in Archiven – Ein Grundkonzept

Marcus Bösch, Gaming und Archive: CC Play. Das 20. Jahrhundert zum Puzzeln [Kurzvortrag]

Maria Rottler, Bloggen und Archive: Das Blogportal de.hypotheses.org

Tanja Praske, Bloggen und Social Media im Museum – eine Erfolgsstory?

Kathrin Pindl/Christopher Kolbeck, Digitale Korpora und sprachhistorische Synergien. Forschungs- und Archivinfrastrukturen 2.0 für Rechnungsbücher

Alexander Ebel, Soziale Netzwerke in der kirchlichen Arbeit. Beispiele aus der Praxis [Kurzvortrag]

  • 16.00 Uhr: Pause

 

  • 16.30 Uhr:

Christoph Sonnlechner, Wien Geschichte Wiki. Ein semantisches MediaWiki als Wissensplattform für die Stadt

Bastian Gillner, Startbahn, Spielwiese oder Sackgasse? Erfahrungen mit dem Facebook-Auftritt des Landesarchivs NRW

Angela Stilwell, Die Facebook-Gruppe Archivfragen [Kurzvortrag]

Silke Jagodzinski, Linked Open Data im Archivportal Europa

Andrea Rönz, Zur Erarbeitung von Web 2.0 – Empfehlungen im Unterausschuss Historische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag (BKK) [Kurzvortrag]

 

4. April

  • 09.00 Uhr

Ingmar Koch, E-Government 2.0 und Soziale Netzwerke in den Niederlanden

Neil Bates, Pinterest for heritage institutions

Annabella Arahuetes Barroso, The Ecclesiastical Historical Archive of Biscay (AHEB-BEHA) and the ICARO-center

Anna Sobczak, Polnische Staatsarchive und Social Media [Kurzvortrag]

Anneke van Waarden-Koets , Follow an Archive and Ask Archivists – Events on Twitter to promote archives worldwide.

  • 11.15 Uhr: Pause

 

  • 11.30 Uhr

Esther Howell, Das Crowdsourcing-Konzept des Landesarchivs Baden-Württemberg

Nanna Floor Clausen, Danish experience with crowdsourcing: the Danish Demographic Database

Nicole Graf, Crowdsourcing: Swissair-Projekt

Elisabeth Steiger, Crowdsourcing, Online-Präsentationen und -Ausstellungen. zur Nutzung von Flickr im Stadtarchiv Speyer [Kurzvortrag]

  • 13.15 Uhr: Mittagspause

 

  • 14.30 Uhr

Claudius Kienzle, Das Projekt Kriegsgräberlisten im Landesarchiv Baden-Württemberg

Jochen Hermel, Das Digitale Historische Archiv Köln

Andreas Job, Genealogen im Rollenwechsel: Vom Archivnutzer zum ehrenamtlichen Mitarbeiter – neue Chancen durch kollaborative, digitale Projekte des Vereins für Computergenealogie [Kurzvortrag]

Karsten Kühnel, Partizipation durch Standardisierung? Wie die Emanzipation des Nutzers die Methode der Erschließung beeinflussen kann

Gegen 16.30 Uhr: Ausblick (Mario Glauert) und Schlussdiskussion

 

Weitere Informationen:

Tagungssprachen: Deutsch und Englisch. WLAN wird verfügbar sein. Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen zur Teilnahme: elisabeth.steiger@stadt-speyer.de

Organisationsteam: Dr. Andreas Neuburger/Christina Wolf (Landesarchiv Baden-Württemberg); Dr. Joachim Kemper/Elisabeth Steiger (Stadtarchiv Speyer/ICARUS); Thomas Wolf (Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein).

“Offene Archive 2.1” wird organisiert und gefördert durch folgende Einrichtungen:

Landesarchiv Baden-Württemberg

Stadtarchiv Speyer

ICARUS

Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

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With the support of the Culture Programme 2007-2013 of the European Union.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1178

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Eine neue Ausgabe von Einhards Karlsvita

Eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte Karls des Großen ist seine von Einhard verfasste Vita. Sie liegt in zwei maßgeblichen Editionen vor: Während deutsche Mediävisten Oswald Holder-Egger (ed.), Einhardi Vita Karoli Magni (MGH. SS rer. Germ. in usum schol., 25, Hannover, Leipzig 1911 benutzen, arbeiten französische Kollegen mit Louis Halphen (éd.), Éginhard, Vie de Charlemagne (Les classiques de l’histoire de France au Moyen Âge, 1), Paris 1923. Michel Sot und Christiane Veyrard-Cosme legten nun eine gemeinsam mit einer Gruppe von Nachwuchsforschern vorbereitete neue Ausgabe vor: Michel Sot, Christiane Veyrad-Cosme u.a. (ed.), Éginhard, Vie de Charlemagne (Les classiques de l’histoire de France au Moyen Âge, 53), Paris 2014. Der lateinische Text folgt im Wesentlichen Halphen, neu sind die Übersetzung und die umfangreiche Einleitung. Die Publikation wurde am 28. Januar, dem Karlsfest, in der Sorbonne einem größeren Publikum vorgestellt.

Quelle: http://charlemagne.hypotheses.org/86

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Tagungsbericht: Orden in der Krise – Möglichkeiten und Grenzen religiöser Lebenswelten in der Vormoderne

Veranstalter: Doktoranden des Fachbereichs Geschichtswissenschaft an der Universität Tübingen, Seminar für Neuere Geschichte Datum: 6.–7.9.2013 Ort: Eberhard Karls Universität Tübingen Am 5. und am 6. September fand an der Eberhard Karls Universität Tübingen der Doktoranden-Workshop „Orden in der Krise – Möglichkeiten und Grenzen religiöser Lebenswelten in der Vormoderne“ statt. Gefördert wurde die Veranstaltung vom Zukunftskonzept der Universität Tübingen und vom Universitätsbund Tübingen e. V. Der Workshop zielte darauf ab zu erörtern, inwieweit sich „Krise“ als heuristische und analytische Kategorie für die Ordensforschung der Vormoderne […]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/6599

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Hans Hinterberger: Die bayerischen „Beamtenministerpräsidenten“ 1920-1924, Kahr – Lerchenfeld – Knilling. Workshop Weimar / Personengeschichte

Abstract.

„Beamtenministerpräsidenten“ – unter diesem Begriff werden die Ministerpräsidenten Gustav von Kahr, Hugo Graf Lerchenfeld und Eugen von Knilling zusammengefasst, die in den Jahren von 1920 bis 1924 in relativ zügigem Wechsel der bayerischen Regierung vorstanden. Der „Beamte“ wurde von den Zeitgenossen bewusst betont. Dies sollte in einer Zeit, in der weite Teile der Bevölkerung und der Eliten der jungen parlamentarischen Demokratie skeptisch gegenüberstanden, suggerieren, dass der Ministerpräsident über dem Streit der Parteien schwebe. Vor allem deshalb entschied sich die dominierende BVP nicht einen ihrer bekannten Parteigänger an die Spitze des Staates zu stellen, sondern „unpolitische“ Männer zu bevorzugen, deren Hintergrund eine hervorgehobene Beamtenkarriere im alten Königreich war. Doch kann ein Ministerpräsident in einem parlamentarischen System, in dem er sich auf eine Koalition von Parteien stützen muss, überhaupt „unpolitisch“ sein? Kann er ganz alleine für sich über den Dingen schweben und zum Wohle der Allgemeinheit handeln? Die Arbeit stellt sich daher die Frage, wie diese Ministerpräsidenten im politischen Spektrum Bayerns positioniert und geprägt waren und, darauf aufbauend, inwiefern ihnen durch diese Positionierung eine Mitverantwortung an der Radikalisierung Bayerns bis hin zum Hitlerputsch zuzuschreiben ist.

Die Gliederung erfolgt grob nach den Amtszeiten der Personen. Diese Amtszeiten, nicht komplette Lebensgeschichten, sind Betrachtungsgegenstand. Gustav von Kahr (1862-1934) übernahm im März 1920 das Amt des Ministerpräsidenten. In den Wirren um den Kapp-Putsch folgte der Regierungspräsident von Oberbayern er auf den Sozialdemokraten Johannes Hoffmann. Kahr hatte sich bereits vor Amtsantritt in ein enges Bündnis mit den bayerischen Einwohnerwehren begeben, in denen er einige Popularität genoss. Diese Popularität wollte sich die BVP zu Nutze machen. Doch schon bald verlor sie den Einfluss auf Kahr, der den vaterländischen Verbänden und Eliten deutlich näher stand, als der Fraktion im Landtag. Im September 1921 trennte sie sich daher vom ihn. Die Fraktion stand damals vor den Fragen, die sich noch heute stellen: Inwiefern war Kahrs Politik selbstbestimmt, inwiefern konnte die Koalition im Landtag noch Einfluss nehmen, inwiefern war er am Ende zum Spielball außerparlamentarischer, rechter Zirkel geworden?

Kahr hatte in den eineinhalb Jahren seiner Amtszeit durch anhaltendes Kompetenzgerangel mit der Reichsregierung für gehörige Verstimmung zwischen Berlin und München gesorgt. Auf der Suche nach einem diplomatisch gesonnenen Nachfolger stieß die BVP-Fraktion auf den Grafen Hugo von und zu Lerchenfeld (1871-1944). Im Gegensatz zu Kahr war Lerchenfeld Mitglied der Partei. Er hatte angesichts der Revolution in Bayern in den Dienst der Reichsregierung, zuletzt als Gesandter in Darmstadt, gewechselt. Somit schien er unbelastet von der bayerischen Tagespolitik. Lerchenfeld bemühte sich zunächst um Besonnenheit. Er strebte eine Verlagerung hin zu sachlicher Wirtschaftspolitik an. Doch schon bald isolierte er sich damit. Die Kräfte rechts der BVP liefen Sturm gegen ihn und auch in der eigenen Partei war der Wunsch nach Ausgleich rasch wieder vergessen. Lerchenfeld, mehr und mehr desillusioniert, folgte dieser Entwicklung in seiner Politik. Im Sommer 1922 beging er im Streit mit Berlin sogar einen klaren Bruch der Reichsverfassung. Trotzdem: Dauerhaften Rückhalt konnte der Graf in so gut wie keinem politischen Lager gewinnen. Mit dieser Einsicht gab er im November 1922 sein Amt auf.

Wieder befand sich die BVP auf der Suche nach einem „Beamtenministerpräsidenten“ – doch sie tat sich nun immer schwerer mit der Suche. Freilich hatte Eugen von Knilling (1865-1927) während der Monarchie eine glänzende Beamtenkarriere im Staat durchlaufen, brachte es sogar zum Kultusminister. Aber seit 1920 war er nicht mehr Beamter, sondern Parlamentarier für die BVP. Und als solcher wurde er zumindest innerhalb der BVP Landtagsfraktion auch empfunden. Angesichts der angespannten Lage im Land wollten die Mitglieder der BVP-Fraktion „ihren Kollegen“ eigentlich noch nicht vor solch große Herausforderungen stellen. Sie befürchteten, dass er dabei scheitern müsse – und sie sollten Recht behalten. Eugen von Knilling bemühte sich durch seine ganze Amtszeit um eine Annäherung an die rechten Kreise in Bayern. Er wollte eine ähnlich zentrale Stellung erreichen, wie Ministerpräsident Kahr sie einst hatte. Es blieb jedoch beim Wunschdenken. Dauerhafte Autorität konnte er nie gewinnen. Das zeigte sich spätestens, als er am Abend des Putsches im Bürgerbräu von den Nationalsozialisten ohne weiteres gefangen genommen wurde.

Knillings mangelnde Erfolge bewirkten auch die Rückkehr des ersten „Beamtenministerpräsidenten“, Kahr, auf die politische Bühne. Im September sah es die Regierung Knilling für notwendig an, ihn als „Generalstaatskommissar“ neben sich zu stellen. Sie verband dies mit der vergeblichen Hoffnung, dass die einstige Identifikationsfigur der politischen Rechten die Anhänger Hitlers beruhigen könnte. Doch die Regierung musste sehr bald feststellen, dass Kahr zum einen ebenfalls über keine Autorität gegenüber Hitlers Deutschem Kampfbund verfügte, zum anderen als Generalstaatskommissar von Anfang an seine eigene Politik betrieb, die alles andere als zur Beruhigung der politischen Lage beitrug. Vielmehr ist die Frage zu stellen, inwiefern Kahrs und sein enges Umfeld die Putschstimmung noch zusätzlich befeuerten. Das Generalstaatskommissariat wird daher in dieser Arbeit in einem eigenen großen Kapitel behandelt, das aus dem sonst angewandten Konzept ausbricht.

Die Kapitel zu den jeweiligen Ministerpräsidentschaften sind zunächst von dem Versuch geprägt, den jeweilige Amtsinhaber fundiert politisch einzuordnen. Nach einer kurzen Betrachtung der jeweiligen bisherigen Karriere, werden in diesem Sinne folgende Fragestellungen abgehandelt: Dank welcher Unterstützer kam der Ministerpräsident ins Amt? Wo lagen Charakteristiken, Schwerpunkte und Entwicklungen seiner Politik, vor allem im Hinblick auf seine Haltung zu den geltenden Verfassungen in Bayern und Reich? Und wie nahm er die zunehmende Radikalisierung Bayerns wahr? Lässt sich der Ministerpräsident in seiner Amtsführung durch Nähe oder Ferne zu den einzelnen Parteien einordnen? Und wie gestaltete sich das Verhältnis zu den rechten Kräften außerhalb des Parlaments? Einem Blick auf das Ende der Amtszeit folgt dann das jeweilige Zwischenfazit.

Eine Sonderrolle wird das Generalstaatskommissariat Kahrs spielen. Es kann in dieser Arbeit schon aufgrund des zentralen Ereignisses „Hitlerputsch“ nicht ignoriert werden. Hierbei wird der Blickwinkel Kahrs eingenommen. Im Focus stehen dabei seine Legitimation im Staat, seine innerbayerischen Ziele als Generalstaatskommissar, die Frage nach dem Grad seiner eigenen Planungen für einen Systemwechsel im Reich und seine Rolle im Hitlerputsch. Kurz gefasst gilt die Frage: Wollte Kahr Hitler in die Schranken weisen, oder wollte er ihn kopieren?

Die Arbeit basiert, was die Primärquellen angeht, auf den jeweiligen Nachlässen der jeweiligen Ministerpräsidenten (bei Kahr umfangreich, bei Lerchenfeld und Knilling sehr überschaubar) inklusive Kahrs ausführlichen Lebenserinnerungen sowie auf den Ministerratsprotokollen im Zeitraum. Hinzu kommen die Fraktionsprotokolle der BVP, diverse Personennachlässen (z.B. Heim, Held, Hamm, Escherich, Kanzler) und Erinnerungen (z.B. Schmelzle, Löwenfeld, Sommer), Protokolle des Landtags, des Hitlerprozesses und des Landtags-Untersuchungsausschusses zum Hitlerputsch von 1928. Ferner wurde ein umfangreicher Pressespiegel der Zeit herangezogen (z.B. Münchner Neueste Nachrichten, München Augsburger Abendzeitung, Miesbacher Anzeiger, BVP-Korrespondenz, Bayerischer Kurier, Münchner Post). Aufgrund der Nähe der damaligen Presse zu einer politischen Richtung erlaubt das jeweilige Presseorgan Rückschlüsse auf die jeweilige Popularität eines Ministerpräsidenten in der entsprechenden Richtung.

Hinsichtlich der immer wieder geführten Diskussionen über den Sinn und Zweck historischer Biographien möchte sich diese Arbeit bewusst in kein schwarz-weiß Denken begeben. Sie geht weder in einem altmodischen Sinn davon aus, dass diese Männer allein für den Verlauf der bayerischen Geschichte verantwortlich zu machen sind, sondern natürlich nur in einem Umfeld (bzw. Netzwerk) aus Staatsspitze, Parteien, Presse, Bevölkerung, radikalen Kräften und weiteren Faktoren wirken konnten. Andererseits kann das nicht bedeuten, dass diese drei Persönlichkeiten nicht durch ihr selbstbestimmtes Handeln sehr wohl Einfluss auf den Lauf der Dinge hatten. Wie wäre es sonst – überspitzt gesagt – zu erklären, dass sich für die drei Amtszeiten auch deutliche Unterschiede ausmachen lassen? Das Wirken jedes einzelnen der drei „Beamtenministerpräsidenten“ lässt sich nur aus einer Kombination von Persönlichkeit und politisch wirkendem Umfeld heraus verstehen. Kahr, das zeigt sich offenkundig, wurde wissend oder unwissend von Militärs, Paramilitärs und anderen Kräften beeinflusst. Sein Ideenreichtum ist weitaus geringer, als er in seinen Lebenserinnerungen zu vermitteln versucht. Doch hätten diese Kräfte in Bayern nie so erblühen können, wenn er sein Organisationstalent und sein Ansehen nicht in deren Dienst gestellt hätte. Umfeld und Person benötigten sich hier gegenseitig. Lerchenfeld wiederum wollte einen eigenen Weg der Vernunft gehen – gegen sein Umfeld. Das politische Umfeld blockierte hier den Willen der Person, um ihn erst zu verändern und am Ende zu brechen. Und Knilling stellt unter Beweis, dass auch die Schwäche einer Führungsperson ihre Wirkung auf das Umfeld zeigt. Nicht nur der Druck des Umfelds, sondern auch persönlich unterlassenes Handeln prägen das Fazit seiner Amtszeit. Dass das Verhältnis von Umfeld und historischer Person auch einem schnellen Wandel unterzogen sein kann, belegt Kahrs Generalstaatskommissariat. Einerseits bewirkt Kahrs Person ohne Zweifel eine zeitweilige Eindämmung Hitlers. Durch seine Autorität wurden nun auch Maßnahmen auf den Weg gebracht, die zuvor von anderen lange diskutiert, doch nie umgesetzt wurden. Andererseits konnte er sich die Stellung als gemeinsamer Nenner des vaterländischen Lagers, die er noch als Ministerpräsident inne hatte, nicht mehr zurückerobern. Vier Kapitel, die eines zeigen: Weder das Umfeld, noch die historische Person funktionieren alleine.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1597

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Mentoring in der geisteswissenschaftlichen Studieneingangsphase? Zehn Thesen zu einem neuen Betreuungskonzept

Marc-Simon Lengowski Der Erfolgsautor Daniel Kehlmann skizzierte vor gut einem Jahr in seinem Theaterstück „Der Mentor“ die klassische Konstellation des Mentorings: Ein bekannter und erfahrener Schriftsteller soll einem jungen Nachwuchstalent den Weg zu beruflichem Erfolg zeigen. Was Kehlmann nach allen … Continue reading

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/1916

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Digitaler Toolkasten – 01/2014

In dieser Ausgabe des “Digitalen Toolkasten”-Newsflash berichten wir wieder vom Fortgang unserer Aktivitäten am Fachbereich Sozialwesen und zur Weiterbildung “Soziale Medienbildung”. Fachbereich Sozialwesen feiert 15 Jahre E-Learning Am Freitag, den 17. Januar 2014 fand an der Hochschule Fulda die Festveranstaltung “15 Jahre E-Learning im Fachbereich Sozialwesen” statt. Im Student-Service-Centers (SSC) trafen sich zahlreiche Professoren, Mitarbeiter, Lehrende, Studierende und Interessierte, um die spannenden Entwicklungen der Studienangebote am Fachbereich Sozialwesen zu feiern. Die Veranstaltung begann um 11 Uhr mit der Begrüßung durch die Dekanin Prof. Dr. […]

Quelle: http://medienbildung.hypotheses.org/4981

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Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek zur Geschichte des Ersten Weltkrieges

I. Allgemeines

Für die Erforschung des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und der sich anschließenden Revolutionszeit (1918/19) bietet die Bayerische Staatsbibliothek außerordentlich gute Ausgangsbedingungen. Zum einen verfügt sie über eine umfangreiche Sammlung an internationaler Forschungsliteratur, die aufgrund der Sondersammelgebietszuständigkeit insbesondere mit Blick auf die Geschichte Deutschlands, Österreichs, Frankreichs, Italiens und ganz Osteuropas (einschließlich Griechenland) als so gut wie lückenlos eingeschätzt werden kann. Hierbei erwarb die Bayerische Staatsbibliothek neben deutschsprachigen Publikationen eine große Zahl ausländischer Literatur in den verbreitetsten europäischen Sprachen, vorwiegend aber aus dem angloamerikanischen, französischen und italienischen Raum.

II. Die Weltkriegssammlung H.un.app.

Zum anderen legte die Bayerische Staatsbibliothek ab 1914 eine der größten Kriegssammlungen im deutschen Raum an, die unter der Signatur H.un.app., Historia universalis appendix angelegt und gemäß einem klar definierten Erwerbungsprofil aufgebaut wurde. Der damalige Leiter der Weltkriegssammlung Otto Glauning definierte das Ziel folgendermaßen: „Alles irgendwie erreichbare Material über den Weltkrieg, das zur Beantwortung aller mit dem Weltkrieg im Zusammenhang stehenden Fragen der Wissenschaft und des praktischen Lebens dienen kann“, sollte zusammengetragen werden. Neben gedrucktem Schrifttum wurde auch ‚nicht bibliotheksfähiges‘ Material wie Maueranschläge, Postkarten, Brotmarken und ähnliches gesammelt und katalogisiert. Inhaltlich umfasst die Sammlung neben monographischer Literatur (darunter auch viele Akteneditionen) und Kriegserinnerungen große Mengen an grauer zeitgenössischer Literatur. Darunter fallen Reden, Aufrufe, Pamphlete und amtliches Schrifttum wie Verordnungs-, Gesetzes-, Verwaltungs- und Amtsblätter sowie Kriegszeitungen einzelner Industrieunternehmen oder verschiedener sozialer Gruppen (e.g. Soldaten/Offiziere, Kriegsgefangene, Studenten und Professoren).
Zwar ist aufgrund von Kriegsverlusten aus den 1940er Jahren die Kriegssammlung nur unvollständig erhalten, doch sind immer noch rund 37.000 Katalogeinträge vorhanden. Dies bedeutet an Bänden meist einiges mehr, da Zeitschriften und mehrbändige Werke wegen der Konversion oft nur mit der Gesamtaufnahme verzeichnet sind. Die an der Bayerischen Staatsbibliothek vorhandenen Titel der Kriegssammlung „H.un.app.“ sind lückenlos im Online-Katalog nachgewiesen, wobei sie nur zum geringen Teil mit Sacherschließung versehen sind. Dieser Zugang besteht momentan nur in Form eines Microfilmkataloges. Das Münchener Sammelprofil unterschied sich von den Sammelprofilen anderer großer Kriegssammlungen unter anderem dadurch, dass Publikationen aus der Revolutionszeit bis Januar 1920 in die Münchener Kriegssammlung aufgenommen wurden. Zudem wurde die Kriegssammlung bis 1935 — in ihr angelegte Reihen und Periodika sogar weit darüber hinaus — weitergeführt, weshalb auch zu den Friedensverhandlungen, der Kriegsschulddebatte, den sozialen Folgen des Krieges oder zur literarischen Verarbeitung des Kriegserlebnisses (Memoiren-Literatur) umfangreiche Materialien enthalten sind.

III. Weitere weltkriegsrelevante Signaturgruppen

Neben der Kriegssammlung und einschlägiger Forschungsliteratur verfügt die Bayerische Staatsbibliothek über weitere für die Weltkriegsforschung relevante Bestände. Als Universal-bibliothek mit besonderem Versorgungsauftrag im Bereich der Geschichte und mit mehreren großen Sondersammlungen besitzt sie eine weitreichende Sammlungsvielfalt. Neben den Materialien, die bereits ab 1914 in der Kriegssammlung zusammengeführt wurden, können weitere für die Erforschung des Ersten Weltkriegs und der Revolutionszeit relevante Bestände benannt werden: So enthalten weitere Signaturgruppen — die sogenannten Altfächer — zahlreiche Titel zum Ersten Weltkrieg und seinen Nachwirkungen.
Hier sind vor allem die Militaria-Signaturen App.mil., Apparatus bellicus seu militaris; Sc.mil., Scientia militaris sowie Mil.g., Res militaris generatim mit etwa 500 Titeln zu nennen. Aber auch unter Signaturen zu einschlägigen Ländern und Regionen wie — um nur einige Beispiele anzuführen — Preußen (Bor., Historia Borrussica), Großbritannien (Brit., Historia Magnae Britanniae), Elsass-Lothringen (Als., Historia Alsatiae) oder Frankreich (Gall.sp., Historia Galliae specialis) bieten nicht zuletzt über zeitgenössische Literatur einen Zugang zum Ersten Weltkrieg. Nach diesem Muster sind auch in weiteren Ländersignaturen (e.g. Belg., Historia Belgiae; Austr., Historia Austriae; Helv., Historia Helveticae) einschlägi¬ge Titel zu erwarten. Da die Bayerische Staatsbibliothek ihre weltkriegsrelevanten Titel unter H.un.app. einordnete, enthalten andere für Geschichte einschlägige Signaturen wie H.un., Historia universalis; Chron., Chronica; Eur., Historia Europaea oder Germ.g., Historia Germaniae generalis demensprechend keine oder nur wenige Titel zur Weltkriegsgeschichte. Alle Titel der erwähnten Signaturgruppen können über den OPAC recherchiert werden.

IV. Zeitungen und Zeitschriften

Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt 630 Zeitungen, die in die Laufzeit 1914 bis 1918 fallen, davon 300 deutscher Sprache. Von den 257 Zeitungen, die anhand der Signatur H.un.app. zum Themenkomplex „Erster Weltkrieg“ ermittelt werden konnten, sind 189 in deutscher Sprache. Die Titel sind allerdings nicht immer lückenlos für den gesamten Zeitraum vorhanden, nicht zuletzt da sich teilweise nur einzelne Ausgaben in den Beständen finden. Bei einer Gesamtbetrachtung ist festzustellen, dass bei ausländischen Zeitungen ein Schwerpunkt auf osteuropäischen und hierbei insbesondere russischen Titeln liegt. Das Zeitungsdigitalisierungsprojekt digipress beinhaltet gegenwärtig nur sechs digitalisierte Zeitungen aus den Jahren 1914 bis 1919 (Bayerisches Brauer-Journal, Coburger Regierungs-Blatt, Coburger Zeitung, Münchener Stadtanzeiger, Münchener Stadt-anzeiger und Münchener Ratsch-Kathl, Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg).
Im Bereich der Zeitschriften hat die Bayerische Staatsbibliothek 1776 Titel für die genannte Laufzeit in ihrem Bestand, davon 1208 in deutscher Sprache. Eine Recherche in der Zeitschriftendatenbank, die sämtliche fortlaufenden Sammelwerke — also insbesondere Zeitungen und Zeitschriften verzeichnet — ergab für die Jahre 1914 bis 1919 etwa 150 Titel, die in höchstens drei weiteren Bibliotheken nachgewiesen sind. Selbst wenn auch hier zu berücksichtigen ist, dass es sich um eine keineswegs lückenlose Überlieferung der jeweiligen Titel handelt, verfügt die Bayerische Staatsbibliothek somit doch über seltene Periodika. Diese sind für die geschichtswissenschaftliche Forschung umso bedeutender, als sie vorwiegend eben keine fachwissenschaftlichen Organe darstellen, sondern vielmehr Verhandlungen staatlicher Institutionen, Mitteilungen von Vereinen und Betrieben oder Nachrichten militärischer Einheiten beinhalten und somit in der Regel einen klaren Kriegsbezug aufweisen.

V.Mikroformsammlungen

Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt umfangreiche geschichtswissenschaftlich relevante Mikroformen sowohl ungedruckter Quellen, als auch von Literatur, die im Rahmen größerer Sammlungen verfilmt wurde. Hierbei sind überwiegend Materialien britischer, amerikanischer und russischer Provenienz aus verschiedensten Archiven enthalten. So lassen beispielsweise die Akten des nur in den Jahren 1915/16 existierenden britischen Rüstungsministeriums oder diejenigen des im Ersten Weltkrieg eingesetzten amerikanischen Expeditionskorps die Kriegsgeschichte direkt plastisch werden. Darüber hinaus bieten exemplarisch die Akten des britischen und des amerikanischen Außenministeriums Informationen über eine Reihe der am Krieg beteiligten oder betroffenen Staaten wie insbesondere Deutschland und Frankreich. Weitere Informationen bieten Quellen sowohl privater als auch öffentlicher Provenienz wie Tagebücher, Behördenberichte und Briefe. Ein nach Provenienz gegliedertes Verzeichnis der Mikroformen für Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek steht online zur Verfügung unter.

VI. Digitalisierte und elektronische Publikationen

Mit dem Münchner Digitalisierungszentrum und dem Zentrum für Elektronisches Publizieren verfügt die Bayerische Staatsbibliothek über zwei Innovationszentren für den Themenkomplex moderne Informationstechnologien. Dementsprechend umfangreich sind die Angebote des Hauses an digitalisierten und elektronischen Publikationen: Zwar ist wegen der Schranken des Urheberrechts eine flächendeckende Digitalisierung zeitgenössischen Schrifttums nicht möglich. Im Rahmen von Einzelprüfungen konnten bislang allerdings an die 1.200 Titel aus der Kriegssammlung H.un.app. online bereitgestellt werden. Darüber hinaus liefern Repositorien wie das geistes- und sozialwissenschaftliche Literaturportal Digi20, der Dokumentenserver für Osteuropawissenschaften OstDok oder das Exzellenzportal der Deutschen Forschungsgemeinschaft Leibniz-Publik einen Zugang zu digitalisierter Forschungs-literatur. Genuin elektronische oder in elektronischer Form zweitveröffentlichte Publikationen bieten die in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek von der Max-Weber-Stif-tung betriebene Publikationsplattform perspectivia.net oder die Rezensionsplattform recensio.net. Darüber hinaus erschließt und archiviert die Bayerische Staatsbibliothek im Rahmen ihrer Sondersammelgebiete einschlägige Internetressourcen, die qualitätsgeprüft im Erschließungsverbund Academic Linkshare verzeichnet sind, in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften langzeitarchiviert werden und über die jeweiligen Virtuellen Fachbibliotheken zur Verfügung stehen.

VII. Bestände der Fachabteilungen

In den Beständen der Abteilung Handschriften und Alte Drucke befinden sich beispielsweise Kriegstagebücher oder Sammlungen von Feldpostkarten, wobei diejenigen des Akademischen Gesangsvereins München beispielsweise umfassend erhalten sind. Weitere ungedruckte Quellen sind beispielsweise Kriegserinnerungen, Propagandamaterialien wie Flugblätter und Maueranschläge, Berichte über die politische Stimmung in Deutschland 1916-1918, Sammlungen von Historikern zur Geschichte des Ersten Weltkriegs sowie Plakate. Die umfangreiche historische Sammlung zur deutschen Kolonie Tsingtau des dort geborenen Kaufmanns Hermann Neukamp (1927-1987) umfasst auch die Zeit des Ersten Weltkrieges und der japanischen Besatzung. Sie enthält insbesondere Photographien, Karten, Memoiren und graue Literatur wie beispielsweise Vereinszeitschriften. Ein genauerer Überblick findet sich auf der Homepage der BSB.
Die Abteilung Karten und Bilder führt circa 1000 Photographien und knapp 300 Karten mit Weltkriegsbezug in ihren Beständen, wobei aus den Jahren 1914 bis 1919 insgesamt über 1.000 zeitgenössische Karten existieren, die jeweils über die Signaturgruppe Mapp., Mappae ermittelt werden können. Darüber hinaus sind einige Materialien über das Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek digital recherchierbar und einsehbar. Der Osteuropaabteilung zuzuordnen sind im Rahmen der bereits vorgestellten Altfächer auch Signaturgruppen wie Russ., Historia Russiae oder Polon., Historia Poloniae. Die Abteilung führt darüber hinaus mit ihrem Erwerbungsprofil einen Großteil der Forschungsliteratur zur Geschichte der meisten osteuropäischen und teilweise auch kauka-sischen Länder. Aus dem Bereich der Musikabteilung sind sowohl Notendrucke beispielsweise von Kriegsliedern (Mus.pr.), als auch musikwissenschaftliche Schriften (Mus.th.) und Manuskripte (Mus.ms.) aus der Zeit des Weltkriegs und der Novemberrevolution überliefert. Ihre Zahl beläuft sich aus den Jahren 1914 bis 1920 auf knapp 2.000. Nur wenig Weltkriegsrelevantes ist in der Orient- und Asienabteilung zu erwarten, da deren Bestände überwiegend aus der Zeit vor 1914 datieren.

Andreas C. Hofmann und Dr. Maximilian Schreiber

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1581

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Das Blog und der Malterer-Teppich

Warum wird als Header für ein Blog, das sich mit der mittelalterlichen Geschichte des Oberrheingebiets beschäftigt, ein Teppich ausgewählt, der neben Szenen aus der Bibel und der mittelalterlichen Epik auch Aristoteles und Vergil abbildet? Es ist nicht nur das günstige Format, das den sogenannten “Malterer-Teppich” als geeignete Illustration für dieses Blog erscheinen lässt, sondern seine Verbindungen zur spätmittelalterlichen klösterlichen, bürgerlichen und adligen Welt am Oberrhein.

© Augustinermuseum - Städtische Museen Freiburg, Malterer-Teppich, um 1320, Leihgabe der Adelhausenstiftung Freiburg, Foto: Hans-Peter Vieser

© Augustinermuseum – Städtische Museen Freiburg, Malterer-Teppich, um 1320, Leihgabe der Adelhausenstiftung Freiburg, Foto: Hans-Peter Vieser

Der Teppich ist Teil einer Reihe von erhaltenen mittelalterlichen Textilien, einem “nach Vielfalt und kunsthistorischer Bedeutung […] einzigartigen Besitz”1  aus dem Freiburger Dominikanerinnenkloster Adelhausen beziehungsweise diesem später eingegliederter weiblicher Gemeinschaften. Aus einer dieser Gemeinschaften, dem zwischen 1290 und 1297 gegründeten Dominikanerinnenkloster St. Katharina, stammt der nach der Stifterfamilie benannte Teppich.2 In den Bildern ganz links und ganz rechts ist jeweils das Wappen der Stifterfamilie abgebildet, dazu die Namen “Anna” im ersten und “Johannes” im elften Bild.

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© Augustinermuseum – Städtische Museen Freiburg

Anna Malterer wird sowohl vom Anniversar von St. Katharina von 1354 als auch vom Nekrolog desselben Konvents als Schwester von St. Katharina bezeichnet.3 Johannes Malterer, wohl Annas Bruder, ist nicht nur als Stifter einer Jahrzeit für die gesamte Familie im Kloster St. Katharina bekannt, sondern vor allem wegen seines großen Reichtums. Vielleicht aus einer Freiburger Metzger-Familie stammend, erwarb er so großen Reichtum, dass Heinrich Maurer ihn einen “Freiburger Millionär des 14. Jahrhunderts” nannte.4

Die Malterer zählten also zu den neuen städtischen Oberschichten, die – so ein Ergebnis der Untersuchung von Ulrike Denne zu den Freiburger Frauenkonventen – im besonderen Maße den neu entstandenen Konvent von St. Katharina förderten. Der Aufstieg der Malterer war jedoch noch nicht beendet. Ihr Aufstiegswillen zeigte sich in den hochrangigen Eheverbindungen, die Johannes Kinder eingingen. Johannes Tochter Elisabeth heiratete den Markgrafen Otto I. von Hachberg, seine Tochter Gisela Hesso von Üsenberg und seine Tochter Margarete den auf der Baar ansässigen Ritter Johann von Blumeneck. Alle drei Töchter Johann Malterers heirateten also in den regionalen Adel des Breisgaus und der umliegenden Gegenden ein. Wie Boris Bigott zeigen konnte, verknüpfte Johannes Malterer diese Eheverbindungen mit dem pfandweisen Erwerb von Burgen der jeweiligen Adelsgeschlechter, die dann die Malterertöchter als Mitgift in die Ehe einbringen konnten.5 Letztlich hatte Johann Malterer die prestigeträchtigigen Eheverbindungen für seine Töchter also erkauft.

Am deutlichsten wird der Aufstieg der Malterer aber am Beispiel von Martin Malterer, dem einzigen Sohn von Johannes Malterer. Bereits 1354 wurde für diesen, wohl erst wenige Jahre alt, im Auftrag seines bald darauf verstorbenen Vaters durch drei Pfleger die Herrschaft Kastelburg (mit der Stadt Waldkirch) für 2140 Mark Silber gekauft.6 1367 ist er das erste Mal als Ritter belegt.7 Wie sehr Martin Malterer bereits seiner städtischen Herkunft entwachsen war, zeigt sich an seiner Parteinahme für den Grafen Egino von Freiburg in dessen Auseineinandersetzung mit der Stadt Freiburg.

Stattdessen suchte sich Martin Malterer in die regionale Adelswelt zu integrieren, wohl um 1373 heiratete er die Gräfin Anna von Thierstein (seine verwitwete Mutter Gisela heiratete deren Vater Graf Walram III. von Thierstein) und ist zwischen 1379 und 1384 als habsburgischer Landvogt im Elsaß und Breisgau belegt.8 Auch von der für seinen Vater noch belegbaren Tätigkeit als Geschäftsmann nahm Martin Malterer Abstand und führte stattdessen ein betont adliges Leben, zu dem wohl auch der ihm zugeschriebene Ausbau der Kastelburg gehörte.9.  Vor allem war Martin Malterer führendes Mitglied der Rittergesellschaft zum Löwen, weswegen er in der Schlacht Herzog Leopolds III. von Österreich gegen die Eidgenossen bei Sempach den Tod fand.10 Nach zwei Generationen und einem schnellen Aufstieg von der städtischen Sphäre in den Adel waren die Malterer damit im Mannesstamme zwar bereits ausgestorben, doch in der Erinnerung der Nachfahren lebten sie weiter: Im 16. Jahrhundert berichtete Aegidius Tschudi, dass Martin Malterers Körper über dem Körper des bereits verstorbenen Leopold III. gefunden worden wäre.11 Noch Jahrhunderte später erinnerte man sich im längst nicht mehr habsburgischen Freiburg an Martin Malterer und setzte ihm auf der Schwabentorbrücke ein Denkmal.

Maltererteppich: Phyllis reitet auf Aristoteles. © Augustinermuseum

Innerhalb von nur zwei Generationen gelang den Malterer ein beeindruckender Aufstieg aus dem städtischen Bürgertum in den regionalen Adel. Ein Zeugnis für deren Repräsentationsbemühungen ist die Schenkung des Malterer-Teppichs an das Kloster St. Katharina, insbesondere deshalb weil er als einziger der erhaltenen Freiburger Teppiche, Wappen und Namen der Stifter zeigt. Aber nicht nur deshalb ist der Malterer-Teppich ein “ganz seltenes Dokument der Kunstgeschichte”, sondern auch aufgrund der einzelnen Abbildungen.12 Die ausgewählten Motive rezipieren “traditionelle literarische Stoffe” der Zeit, als übergeordnetes Bezugsthema aller Darstellung wurde die Gottesminne, also die reine geistliche Minne ausgemacht.13 In seinen Formen und Bildern ist er dagegen im allgemeinen von der oberrheinischen Buchmalerei des beginnenden 14. Jahrhundert (vgl. bsw. die Große Heidelberger Liederhandschrift, der sogenannte Codex Manesse) und im speziellen von den Glasfenstern des Freiburger Münsters beeinflusst, aus denen der unbekannte Schöpfer des Teppichs konkrete Figuren, aber auch ornamentale Elemente übernahm.14

Aufgrund der vielfältigen Bezüge ist der Malterer-Teppich ein nahezu ideales Symbolbild für unser Blog. Er zeigt symbolisch die enge Verknüpfung von bürgerlicher und adliger Welt zu den Klöstern, womit drei wichtige Beschäftigungsfelder der Landesgeschichte angesprochen sind. Zugleich ist er ein kulturhistorisches Dokument mit Anschlussfähigkeit zu den Nachbardisziplinen, in diesem Fall vor allem der Kunst- und Architekturgeschichte, der historische Literaturwissenschaft und der Kodikologie. Zwar ist der Maltererteppich in besonderer Weise mit Freiburg verbunden, aber er ist durch seine Stifter und seine kunsthistorischen Bezüge auch mit dem ganzen Oberrheingebiet verknüpft. Vielleicht ist er auch in dieser Hinsicht ein gelungenes Symbolbild für die Arbeit der Abteilung Landesgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität.

  1. Jutta Eißengarthen: Mittelalterliche Textilien aus Kloster Adelhausen im Augustinermuseum Freiburg, Freiburg 1985, S. 9.
  2. Eisengarthen, Mittelalterliche Textilien, S. 10
  3. Vgl. dazu Ulrike Denne: Die Frauenklöster im spätmittelalterlichen Freiburg im Breisgau. Ihre Einbindung in den Orden und in die städtische Kommunität (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 39), Freiburg/München 1997, S. 191f.
  4. Die Herkunft aus einer Metzger-Familie hält Mathias Kälble: Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit: Stadtgemeinschaft und städtische Führungsgruppen in Freiburg im Breisgau im 12. und 13. Jahrhundert (Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 33), Freiburg 2001, S. 248 gegen Heinrich Maurer: Ein Freiburger Millionär des 14. Jahrhunderts und seine Nachkommen, in: Schau-ins-Land. Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland 34 (1907), S. 3-20.
  5. Boris Bigott: Die Damen Malterer. Zur Einheirat Freiburger Patriziertöchter in den Breisgauer Adel im 14. und 15. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins “Schau-ins-Land” 126 (2007), S. 19-37, hier S. 23-30.
  6. Mit dieser Deutung Bigott, Damen Malterer S. 31f.
  7. Dazu und zum folgenden: Boris Bigott: Städtisches Patriziat als Machtfaktor auf dem Burgenmarkt am Beispiel des Breisgaus, in: Burgen im Breisgau. Aspekte von Burg und Herrschaft im überregionalen Vergleich, hg. von Erik Beck, Eva-Maria Butz, Martin Strotz, Alfons Zettler und Thomas Zotz (Archäologie und Geschichte. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 18), S. 241-254, hier S. 252f.
  8. Vgl. Ulrich Ecker: Martin Malterer “König” der Gesellschaft zum Löwen und die Schlacht von Sempach, in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum “Neuen Stadtrecht” von 1520, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1996, S. 279-284, hier S. 282f.
  9. Vgl. Bigott, Städtisches Patriziat, S. 252
  10. Ecker, Malterer, S. 279f.
  11. Bigott, Damen Malterer, S. 22
  12. Eißengarthen, Mittelalterliche Textilien, S. 30
  13. Eißengarthen, Mittelalterliche Textilien, S. 24
  14. Eißengarthen, Mittelalterliche Textilien, S. 24-30

Quelle: http://oberrhein.hypotheses.org/125

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Frisch gestartet in Deutschland: Unlocking Sources – The First World War online & Europeana


Unlocking Sources – The First World War online & Europeana

Anlässlich des bevorstehenden Gedenkjahres findet am 30. und 31. Januar 2014 in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz die Veranstaltung „Unlocking Sources – The First World War Online & Europeana“ (www.unlocking-sources.eu/) statt:

1. Auf der zweitägigen internationalen Konferenz „Unlocking Sources – The First World War online & Europeana“ diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Bildung zusammen mit der interessierten Öffentlichkeit über die Vermittlung von Geschichte im Internet. Dabei geht es vor allem um digitalisierte Bestände, die in der Europeana zugänglich sind – und wie sich diese Quellen z.B. in der Forschung oder im Geschichtsunterricht nutzen lassen.

2. An zwei Aktionstagen („Collection Days“) sind Privatpersonen eingeladen, ihre Erinnerungsstücke aus der Zeit des Ersten Weltkriegs sowie die dazugehörigen Geschichten beizusteuern. Auf der Veranstaltung werden die Erinnerungsstücke gescannt und in das Europeana 1914-1918-Online-Archiv aufgenommen.

3. Parallel zeigt die Staatsbibliothek vom 30. Januar bis zum 08. Februar 2014 die Ausstellung „Unlocking Sources 1914-1918 – The Making Of“. In der Ausstellung präsentiert die Staatsbibliothek herausragende Bestände aus ihren Sammlungen zum Ersten Weltkrieg und schildert mit verschiedenen interaktiven Angeboten und einem Film, wie sich eine Bibliothekssammlung heute vielseitig nutzen und mit anderen Angeboten im Internet verknüpfen lässt.

4. Drei neue Online-Angebote zum Ersten Weltkrieg, die im Rahmen von mehreren EU-geförderten Projekten erstellt wurden, werden freigeschaltet. Darunter sind eine europäische eLearning-Seite, eine virtuelle Ausstellung und eine der weltweit größten Datenbanken mit digitalisierten Quellen zum Ersten Weltkrieg.

Quelle: http://archives.hypotheses.org/656

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