100 Jahre Arbeiterbildungsverein in Schweden – ›Niveauerhöhung‹ für alle
Akademische Feiern gestern und heute
Psst! Ich bin’s. Der Text!
Meine Autorin wollte gerade beginnen an mir zu arbeiten, als sie etwas davon murmelte, dass es heute vergleichsweise heiß und sie vergleichsweise müde sei. Sprachs und war auf dem Sofa verschwunden. Jetzt schnarcht sie leise vor sich hin und ich muss sehen, wie ich hier zurande komme. Ich finde das ein bisschen ärgerlich, denn ich habe mich schon darauf gefreut, ein ernst zu nehmender Text zu werden. Jetzt werde ich wohl im Vergleich zu den anderen Artikeln eher bescheiden aussehen.
Vorhin, da hatte sie so ein rotes Buch in der Hand. Es hieß “Der Rahmen. Ein Blick des Gehirns auf unser Ich” von Ernst Pöppel. Ja, so was interessiert sie. Aber kaum liest sie fünf Zeilen, da fällt sie vor Müdigkeit um. Wenn ich nicht wäre! Ich habe mich bei meiner Verwandtschaft, nämlich bei der von Seite 296 und 297 danach erkundigt, was sie gelesen hat. Da ging es um Vergleiche. Menschen könnten gar nicht anders, als ständig verschiedene Dinge miteinander zu vergleichen. Sie wären zum Vergleichen geboren, steht da. Sie prüfen auch immer, ob etwas qualitativ oder quantitativ verschieden wäre, also ob etwas mehr oder weniger, oder ob etwas anders ist. Naja, das müssen sie ja auch; Vergleiche sind die Grundlage für Urteile und die wieder Grundlage für das Handeln. Außerdem lernen Menschen durch Vergleiche.
Sie hatte da noch was mit ABC-Listen. Ich kenne so etwas Ähnliches. Früher hieß das “Stadt-Land-Fluss”. Die Listen sollen einerseits dazu gut sein, Assoziationen anzuregen, andererseits kann man durch späteres Vergleichen der Listen etwas dazu lernen. Meint sie. Aber das hat sie auch irgendwo gelesen. Ich glaube, auf dem Buch stand “Trotzdem Lernen” und es war von Vera Birkenbihl.
Was sie damit wohl vor hat? Ob das was mit ARTigo zu tun hat? Für’s Lernen interessiert sie sich nämlich sehr. Da ist sie ja bei den Kindern der Aktiven Schule Petershausen gut aufgehoben. Mit denen macht sie gerade “Buchbinden für Kinder”. Aber bevor ich mich verplaudere, sehe ich mal zu, dass ich aufs Blog komme, ehe sie aufwacht.
Machen Sie’s gut und bis zum nächsten Mal.
Ihr Text
Quelle: http://games.hypotheses.org/273
Heldensage im Reisetagebuch
Vor ungefähr drei Jahren war ich mit meiner Promotion an einen Punkt gelangt, an dem ich die Entscheidung treffen musste, in welche Richtung sich meine Dissertation weiterentwickeln sollte. Wir hatten unser System Tesla schon zu einem guten Teil realisiert, die Darlegung zur Motivation der Entwicklung eines eigenen Komponentensystems – die Idee wirklich reproduzierbarer Experimente auf Textdaten beliebigen Formats – lag auch bereits in einer Rohform vor. Was fehlte, war ein Anwendungsfall, an dem ich die Funktionalität des Systems bestmöglich demonstrieren konnte. Und die Suche nach einem solchen geeigneten Untersuchungsobjekts hatte mich schon eine ganze Zeit beschäftigt. Eher zufällig stöberte ich dabei nochmal in einem Buch, dessen Lektüre bei mir schon etwas weiter zurücklag: Im wirklich empfehlenswerten Lexikon des Unwissens von Kathrin Passig und Aleks Scholz.1
Dabei fiel mir auf, dass das Voynich-Mauskript (VMS), dem im Lexikon ein Eintrag gewidmet ist, ein durchaus geeignetes Thema wäre, um die Anwendbarkeit von Tesla zu demonstrieren:
- Das VMS enthält einen Text. Mit unbekannten Zeichen geschrieben, unbekannten Inhalts und unbekannter Herkunft. Aber einen Text. Und wir haben Tesla entwickelt, um sämtliche Texte analysieren zu können. Auch wenn der VMS-Text auf seine Art einzigartig ist, er sollte sich mit Tesla analysieren lassen.
- Die Analysen zu VMS sind genauso zahlreich wie auch widersprüchlich. So gut wie alle denkbaren Theorien zur Herkunft oder Inhalt des Textes lassen sich irgendwo finden. Die glaubhaften Analysen einmal in einem System zu bündeln, in dem sie für die ganze Welt reproduzierbar sind, sollte nicht schaden.
- Das VMS reizt natürlich auch durch seine geheimnisvolle Aura. Damals schon 97 Jahre zerbarsten daran die Theorien durchaus (bisweilen überaus) intelligenter Wissenschaftler und Nicht-Wissenschaftler, ohne dass jemand tatsächlich eine allgemein anerkannte Lösung zum Problem hatte liefern können.
Der Anspruch, den Text tatsächlich entschlüsseln zu können, wäre natürlich allzu vermessen gewesen. Das war auch von Anfang an nicht der Plan. Stattdessen wollte ich die Analysen, welche zu den seltsamen Eigenschaften des Manuskripttextes, die ich hier schon einmal thematisiert habe, in einer Umgebung zusammenführen, welche eine einfache Überprüfung der Analyse-Ergebnisse ermöglicht.
Eine aufgeschlagene Seite des Voynich Manuskripts - seltsame Zeichnungen, seltsamer Text. Quelle: en.wikipedia.org
Tatsächlich bin ich aber weiter gekommen, als ich anfangs annahm und wie es dazu kam, will ich hier kurz erzählen: Beim Studium der Literatur zum VMS – die nicht in allen Fällen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und wo sie dies tut, meist in Veröffentlichungen zu anderen Themen versteckt wurde – nahm ich als Grundtenor wahr, dass kein Chiffrierverfahren bekannt wäre, aus dessen Anwendung ein Text resultiert, der dem VMS-Text ähnlich wäre. Ebenso deuteten bestimmte statistische Eigenschaften darauf hin, dass es sich nicht um eine Transkription einer natürlichen Sprache handeln könne. Wenn es aber weder eine Chiffre noch eine unbekannte Transkription sein kann, so liegt die Vermutung nahe, der Text bestehe einfach aus einer sinnlosen Aneinanderreihung von Phantasiewörtern. Damit korrespondiert – semiotisch ausgedrückt – mit der Ausdrucksseite seiner Zeichen keine Inhaltsseite. Und weil ein Text ohne Inhalt auf gewisse Art ein Schwindel ist, wird die Hypothese, dass es sich beim VMS-Text um einen solchen handelt, auch Hoax-Hypothese genannt.
Irgendwie ist der Gedanke, das VMS sei nur ein Schwindel und es gäbe gar nichts zu entziffern, nicht besonders befriedigend. Mehr Charme hat da die Vermutung von William Friedman (einem der größten Kryptoanalytiker des 20. Jahrhunderts), der es für wahrscheinlich hielt, dass der VMS-Text ein früher Entwurf einer synthetischen Sprache a priori sei – ihm also eine Kunstsprache zugrundliege, die sich – im Gegensatz z.B. zum Esperanto – nicht an natürlichen Sprachen orientiert. Weil solche Sprachen aber scheinbar erst in der zweiten Hälfte 17. Jahrhundert entworfen wurden, das VMS aber relativ sicher schon Ende des 16. Jahrhunderts in Prag kursierte, ist diese These problematisch.
Mehr Charme ist jetzt nicht unbedingt ein wissenschaftliches Kriterium. Ich beschloss aber dennoch, Verschlüsselungsverfahren und Ansätze zu Universalsprachen im ausgehenden Mittelalter und der frühen Neuzeit zu recherchieren. Im Zuge dieser Recherchen zu stieß ich auf die Monographie von Gerhard Strasser2 zum Thema, in der dieser die Verbindung zwischen kryptographischen Verfahren und universell gedachten Sprachentwürfen beleuchtet. Ursprünglich wollte Strasser dabei auf die Universalsprachentwürfe des 17. Jahrhunderts eingehen, allgemein als die ersten ihrer Art angesehen. Er kann aber zeigen, dass schon viel früher – durch den Abt Johannes Trithemius (den ich u.a. schon hier für eine andere seiner Arbeiten gewürdigt habe) – eine Chiffre entworfen wurde, deren Anwendung etwas ergab, das wie das Resultat einer Kunstsprache aussieht, das aber ein verschlüsselter Text ist.
Konkret bezieht sich Strasser dabei auf die Teile III und IV der trithemischen Polygraphia. Die darin beschriebenen Verfahren funktionieren prinzipiell wie die aus den ersten beiden Teilen (die ich hier auch schon vorgestellt habe): Einzelne Buchstaben werden gemäß einer Ersetzungstabelle durch ganze Wörter ersetzt. Während aber die Ersetzungschiffren in den ersten beiden Teilen lateinische Wörter sind und die resultierenden Geheimtexte wie lateinische Gebete anmuten, sind sie in den darauffolgenden Büchern von Trithemius erdachte Phantasiewörter, der resultierende Text sieht demnach aus wie eine Phantasiesprache. Der sehr regelmäßige Aufbau der Phantasiewörter – an einen Wortstamm sind unterschiedliche Endungen angehangen – gemahnt Strasser an die Universalsprachentwürfe von Wilkins und Dalgano, die erst viel später, um 1660, entworfen wurden.
Je zwei Zeilen von Ersetzungschiffren aus der Polygraphia III und IV. In der Spalte ganz links finden sich die zu ersetzenden Buchstaben.
Die Tatsache, dass nun doch um 1500 schon eine Möglichkeit beschrieben wurde, wie ein Text erzeugt werden kann, der wie das Produkt einer Kunstsprache aussieht, fesselte mich natürlich und ich beschloss, die Trithemischen Werke im Original zu konsultieren. Die Recherche führte mich in ein Mikrofichekabüffchen und den Lesesaal der historischen Sammlungen der hiesigen Universitätsbibliothek genauso wie in die Erzbischöfliche Buchsammlung zu Köln (womöglich wäre ich noch im Stadtarchiv gelandet, das aber gerade der Erdboden verschluckte) – alles spannende Orte, zu denen man als Computerlinguist unter normalen Umständen gar nicht vorstößt.
Ich werde nie vergessen, wie ich im Holzverschlag zur Mikrofichebetrachtung über das Lesegerät gebeugt stand, fieberhaft und ungelenk die kleine Folie weiterschob über die Tabellen der trithemischen Polygraphia, bis ich endlich im dritten Teil angekommen, überprüfen konnte, ob das, was ich mir auf Grundlage von Strassers Schilderung vorstellte, tatsächlich auch im historischen Werk zu finden war. Und wirklich hatte Trithemius einzelne Spalten mit Stamm-Endungs-Kombinationen versehen, die wie Flexionsparadigmen aussahen (auch die “Wörter” des VMS weisen ähnliche Eigenschaften auf). Noch phantastischer war, dass die manuelle Strichliste, die ich nebenbei über die Wortlängenverteilung der Ersetzungstabellen führte, eine Binomialverteilung ergab (ebenso wie die VMS-”Wörter”, siehe auch hier). Dank Patrick Sahle hatte ich dann bald auch die Möglichkeit, die Polygraphia an meinem Schreibtisch zu studieren, der sich als die langweiligere, aber effektivere Arbeits-Location erwies.
Dort konnte ich mich dann weiteren Überlegungen zur Operationalisierung der von mir ja erst per Augenmaß festgestellten Ähnlichkeiten zwischen den beiden Texten widmen. Dabei hatte ich stets die Warnung von Kennedy und Churchill3 vor Augen, dass das VMS ein Spiegel sei, in dem jeder nur seine eigenen Vorurteile und Hypothesen bestätigt sieht. Insbesondere musste ich erst einmal Werkzeuge entwickeln, die mir erlaubten, den VMS-Text einzulesen und Polygraphia-III-Texte zu erzeugen, diese in Analyseeinheiten zu unterteilen und schließlich statistische Eigenschaften, die ich nicht einfach per manueller Zählung ermitteln konnte, auszuwerten. Ich befand mich erst am Anfang eines langen Prozesses, an dessen Ende die Fertigstellung und Veröffentlichung meiner Dissertation und die der duchgeführten Experimente stand.
Irgendwann später las ich das Bonmot von Ortoli und Witkowski: “Zwischen der Wissenschaft, wie sie die Öffenlichkeit erträumt oder die Medien feiern, und der Wissenschaft, wie sie die Forscher täglich praktizieren, besteht dieselbe Diskrepanz wie zwischen Heldensage und Reisetagebuch.” Da dachte ich, dass - zumindest bei mir im Kopf – genau diese Diskrepanz für einen kurzen Moment aufgehoben war.
1 Katrin Passig, Aleks Scholz: “Lexikon des Unwissens. Worauf es bisher keine Antwort gibt.” Rowohlt Berlin; Auflage: 7 (2007)
2 Gehard Strasser: “Lingua Universalis: Kryptologie und Theorie der Universalsprachen im 16. und 17. Jahrhundert” (Wolfenbütteler Forschungen 38) Harrassowitz, Wiesbaden (1988)
3 Gerry Kennedy und Rob Churchill: “Der Voynich-Code: Das Buch, das niemand lesen kann” Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins (2005)
4 Sven Ortoli und Nicolas Witkowski: “Die Badewanne des Archimedes: Berühmte Legenden aus der Wissenschaft” Piper Taschenbuch (2007)
Anm: Drei der vier aufgeführten Bücher sind das, was gemeinhin und bisweilen abschätzig als populärwissenschaftliche Veröffentlichungen bezeichnet wird. Eine ganze Reihe meiner Links führen außerdem zur Wikipedia. Ich halte den Einbezug beider Arten von Quellen für durchaus legitim in einem Blog, der versucht, die eigene wissenschaftliche Tätigkeit etwas populärer zu machen. Dass manche das anders sehen, weiß ich inzwischen auch. Da kann man aber auch gerne mit mir diskutieren. Nebenbei: Untersuchungen zum Voynich Manuskript tragen im Wissenschaftsbetrieb nicht gerade zur Kredibilität bei, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass sich so wenige wirkliche Spezialisten mit dem Thema beschäftigen oder aber ihre Ergebnisse in Unterkapiteln anderer Veröffentlichungen (z.B. in einer Einführung in die Programmiersprache BASIC, kein Witz) verstecken. Bei mir ist das ja auch irgendwie der Fall gewesen.
Max Weber nach Amerika: Die Amerikareise und die »Protestantische Ethik«
Prof. Dr. Lawrence Scaff
Abstract des Vortrags von Lawrence A. Scaff.
Max Weber traveled to America twice: the first time in person with Marianne Weber and colleagues attending the Congress of Arts and Science in St. Louis, the second time in spirit with avid readers of his work like Frank Knight and Talcott Parsons. The Amerikareise covered nearly three months in 1904, whereas the American reception started twenty years later and lasted for decades, persisting to this day. The actual journey to the New World stirred Weber’s imagination and provided substance for his inquiries; it became a turning point in the biography of the work. The subsequent »spiritual« appropriation in America consolidated, extended, and institutionalized the work in the human sciences; it became the essential condition for Weber’s world-wide reputation.
In what sense might these two moments in the genealogy of Weberian thought – the Amerikareise and the subsequent Rezeptionsgeschichte – be related to each other? How can Weber’s America sojourn inform us about the later attractions of his thought for American scholars of the interwar and postwar generations? Why did the work hold such fascination? What is it about this particular historical configuration or »Verkettung von Umständen« that encouraged the reconstitution of Weber as a »classic« of enduring contemporary significance?
The answer to these questions must begin with the subject foremost in Weber’s mind in 1904: his cultural-historical investigation of the »Protestant Ethic« and the »capitalist spirit«. Weber used the journey to observe both sides of the relationship: on the one hand numerous expressions of the spiritual life in social communities, educational institutions, and religious services; on the other the ethos and culture of modern capitalism in its most massive and unconstrained forms. The dual theme was never far from his consciousness: an American culture filled with »secularisierte Sprößlinge des alten puritanischen Kirchentums«, but also a world in which is »mit geradezu rasender Hast […] alles, was der kapitalistischen Kultur im Wege steht, zermalmt«. Stated concisely, the problematic of Weber’s work then reproduced the contradictions of the journey, while the paradoxes of the culture were represented in the dynamics of the text. Weber’s American readers could not miss the points of reference: the work conveyed an analysis of themselves and their culture. But it offered more than this: Weber’s thinking was also a commentary on the coming of the modern world, a potent narrative with the possibility of universal appeal.
Lawrence A. Scaff ist Professor für Politikwissenschaft und Soziologie an der Wayne State University in Detroit. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehören »Fleeing the Iron Cage: Culture, Politics, and Modernity in the Thought of Max Weber« und »Max Weber in Amerika« (dt. Fassung in Vorbereitung).
Netzwerke gelehrter Mönche. St. Emmeram im Zeitalter der Aufklärung, 21./22.9.2012
Netzwerke gelehrter Mönche. St. Emmeram im Zeitalter der Aufklärung
Tagung, Regensburg, 21.-22. September 2012,
Veranstaltungsort: Regensburg, Bertoldstraße 9, Kulturzentrum Leerer Beutel, Saal im Erdgeschoß
Veranstalter: Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte der Universität Regensburg; Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg; Verein der Freunde und Förderer von St. Emmeram Regensburg e. V.
Das Reichsstift St. Emmeram wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor allem von Fürstabt Frobenius Forster (reg. 1762-1791) zu einem der oberdeutschen Wissenschaftszentren ausgebaut. Mit ihm, Roman Zirngibl, Johann Baptist Enhuber, Koloman Sanftl, Cölestin Steiglehner und Placidus Heinrich – um nur einige zu nennen – gingen bedeutende Historiker und Naturwissenschaftler daraus hervor, die mit Forschern anderer Klöster, mit katholischen, protestantischen und jüdischen Gelehrten, mit Mitgliedern verschiedener europäischer Akademien in regem Austausch standen. Diese Netzwerke gelehrter Mönche sollen im Zentrum der Tagung stehen.
Anlass der Tagung ist die 250. Wiederkehr der Wahl Frobenius Forsters zum Fürstabt von St. Emmeram. Vor genau 200 Jahren, nach dem Übergang Regensburgs an Bayern, mussten die Emmeramer Konventualen 1812 zudem St. Emmeram verlassen.
Geplant ist eine internationale Tagung mit Experten aus Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik und den USA.
Begleitet werden soll die Tagung von einer Posterausstellung, bei der laufende Projekte und Qualifikationsarbeiten aus dem Bereich der Ordensgeschichte vorgestellt werden können. Die Tagung soll auch zur Vernetzung von Wissenschaftlern aus dem Bereich der Ordensgeschichte der Frühen Neuzeit über Landes- und Disziplingrenzen hinweg beitragen.
Vom Lernen, von Bildern und von ARTigo
Quelle: http://games.hypotheses.org/264
Sektion III: Perspektiven für Digitalisierung und Internetauftritt: Vom Konzept zum Betrieb (Teil 2)
Aus dem archivischen Bereich werden drei Projekte als so genannte “Best Practice”-Beispiele vorgestellt. Den Anfang macht Dr. Andreas Berger, Sachgebietsleiter Digitalisierung, Bibliothek und Benutzung im Historischen Archiv der Stadt Köln (HAStK), der die Digitalisierungsstrategie des Kölner Stadtarchivs als Element des Bestandserhaltungsworkflows und der Nutzungskonzepts vorstellt. Dabei betont er die Bedeutung der planerischen Arbeit im Vorfeld, die sowohl die Formulierung von fest definierten Zielen und die Planung des Workflows im Rahmen eines Bestandserhaltungskonzepts erfordert, als auch die Festlegung der angestrebten Nutzungsarten. Eingebettet in dieses Planungsumfeld findet zweckorientierte Digitalisierung statt. Ähnlich wie im am Vortag von Almuth Corbach für die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vorgestellten Konzept, bestimmen klar festgelegte bestandserhalterische Kriterien über die technische Umsetzung der Digitalisierung. Hinzu kommt die Entscheidung aus archivischer Sicht, die ebenfalls nach fest definierten Merkmalen anhand einer Matrix getroffen wird.
Die entstehenden Digitalisate nehmen dann ihren vorab definierten Platz im dreistufigen Nutzungskonzept des HAStK ein, das die Nutzung über das Internet, im digitalen Lesesaal sowie die Nutzung der Originale als Möglichkeiten vorsieht. Die Online-Präsentation erfolgt über das “Digitale Historische Archiv der Stadt Köln”, dessen Nutzungsmöglichkeiten hin zum virtuellen Arbeitsplatz ausgebaut werden sollen.
Ein mit deutlich bescheideneren Mitteln und Möglichkeiten durchgeführtes Digitalisierungsprojekt stellt Joachim Schulz-Hönerlage, bisher Mitarbeiter des Stadtarchivs Ratingen und designierter Leiter des Archivs des Kreises Mettmann vor. Das Stadtarchiv Ratingen erwarb 2001 den Nachlass eines Pressefotografen der Rheinischen Post mit ca. 350.000 grob chronologisch geordneten Negativen aus dem Zeitraum 1954 bis 1990. Zur Erschließung dieses für Ratingen und die Region höchst interessanten Bestandes, der das gesellschaftliche, politische und sportliche Leben exemplarisch dokumentiert und damit auch überregionale Bedeutung haben dürfte, fehlen sowohl die personellen Ressourcen als auch die detaillierte Ortskenntnis. 2003/2004 wurde eine kleine Auswahl der Negative digitalisiert, um einen Eindruck über die Qualität des Bestandes zu erhalten. Seit 2009 findet eine sukzessive Digitalisierung durch einen externen Dienstleister statt, für die ca. 2000 € pro Jahr zur Verfügung stehen. Die zur Nutzung des Bestandes unbedingt nötige inhaltliche Erschließung wird durch eine ehrenamtliche Arbeitsgruppe geleistet, die sich einmal wöchentlich trifft. Herr Schulz-Hönerlage betont, dass die Digitalisierung der Negative die unabdingbare Voraussetzung für die Erschließungsarbeit der Ehrenamtler darstellt. Zwar wird sich das Projekt in dieser Form noch über mehrere Jahre erstrecken, aber aus der Not eine Tugend machend, stellt es auch eine Möglichkeit dar, das Stadtarchiv mit Hilfe der Zeitzeugen in der Ratinger Öffentlichkeit zu verankern.
Das dritte Projekt wird in Vertretung des erkrankten Drs. Mart Bohnen, Archivar der Diözese Roermond von Dr. Arie Nabrings vorgestellt. Die wechselvolle Geschichte des Bistumsarchivs Roermond, das im 19. Jahrhundert zerstreut und durch privates Engagement weitgehend wieder zusammen geführt werden konnte, soll in einem seit 2007 laufenden Erschließungs- und Digitalisierungsprojekt nun ein gutes Ende finden. Zentraler Bestandteil des ehemaligen Bistumsarchivs sind die Visitationsberichte aus der Zeit von 1666 bis 1799, die 150 Pfarrgemeinden betreffen, von denen 30 heute auf deutschem Gebiet liegen. Unterstützt durch das niederländische Förderprogramm “Metamorfose”, die Bistümer Aachen und Münster sowie den Landschaftsverband Rheinland ist seit Januar 2012 eine erste Edition im Internet abrufbar. Für die weitere Betreuung des Projektes lädt das Bistumsarchiv Roermond ausdrücklich dazu ein Lesevorschläge oder Korrekturwünsche an die Redaktion einzureichen. Die Mitarbeit von Personen mit ortshistorischen Kenntnissen Kenntnissen bei Transkriptionsproblemen bei Namensindentifikationen und Ortsbezeichnungen ist gewünscht.
Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/245