Podlove Podcaster Workshop, #ppw14b
Filmproduktion im Museum – Wael Shawkys „Cabaret Crusades“
In der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (K20) ist zurzeit eine Einzelausstellung des Ägypters Wael Shawky zu sehen. Der 1971 in Alexandria geborene Künstler präsentiert dort sein Filmprojekt "Cabaret Crusades", das während der dOCUMENTA (13) im Jahr 2012 viel Beachtung erfahren hat und auf Amin Maaloufs Buch "Der heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht" von 1983 basiert.
In Shawkys dreiteiliger Arbeit sind Marionetten Akteure der historischen Geschehnisse der Kreuzzüge vom ausgehenden 11. bis ins frühe 13. Jahrhundert: Der erste, in Italien produzierte Teil "The Horror Show File" (2010) stellt die Geschichte des Ersten Kreuzzugs von 1095 bis zur Einnahme Jerusalems durch die Franken im Jahr 1099 dar. Die Protagonisten – in dem Fall kostbare Holzmarionetten aus dem 18. Jahrhundert – vertont Shawky wie auch in den beiden weitern Filmen in Hocharabisch. In dem zweiten, in Frankreich entstandenen Teil "The Path to Cairo" (2012) spielen detailreiche, handgefertigte Marionetten aus Keramik die Ereignisse der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach, in der den Muslimen mit der Einnahme von Edessa 1144 ein wichtiger Schlag gegen die europäischen Kreuzritter gelingt. Und in dem letzten, längsten und aufwendigsten der drei Filme – "The Secrets of Karbalaa" (2014) – führen eigens für das Projekt auf Murano produzierte Glasmarionetten den Zweiten und den Dritten Kreuzzug im 12. Jahrhundert auf. Die Trilogie endet mit der Zerstörung Konstantinopels durch venezianische Kreuzfahrer im Jahr 1204.

Marionette aus Murano-Glas für den dritten Teil "The Secrets of Karbalaa".
© Achim Kukulies / © Kunstsammlung NRW
Shawky thematisiert mit seinen Filmen – und zwar bereits vor dem Ausbruch des Arabischen Frühlings 2010/11 – die Konflikte im Nahen Osten, deren Schauplätze damals, vor rund 1000 Jahren, wie heute Aleppo, Bagdad und Damaskus sind.Mit dem Perspektivenwechsel, nämlich der Schilderung der christlichen Kreuzzüge aus arabischer Sicht, wirft der Künstler Fragen nach den Mechanismen und Konstruktionen der Geschichtsschreibung auf. Auch die Darsteller, die an Schnüren geführten, ferngesteuerten Marionetten, unterstützen diesen Aspekt: Wer eigentlich sind die Fädenzieher?
Was interessiert nun uns, Mitglieder des GRK1678 an dieser Ausstellung? Das für uns Besondere an der Düsseldorfer, von Doris Krystof kuratierten Schau ist die Tatsache, dass der dritte Film "The Secrets of Karbalaa" während der Ausstellung im Museum produziert wurde – sichtbar für alle Besucher. Die Grabbehalle des K20 wurde dafür dreigeteilt: In einem Kinosaal sind die beiden ersten Teile der "Cabaret Crusades" zu sehen. Darüber hinaus sind einige der Keramikmarionetten aus dem zweiten Teil in Vitrinen präsentiert, und den größten Teil der Ausstellung nimmt das eigens für die Shawky-Produktion eingerichtete Filmstudio ein. Gut einen Monat lang hat ein etwa dreißigköpfiges Team – Künstler, Kulissenbauer, Beleuchter, Marionettenspieler, Kostümbildner, Techniker – dort akribisch an dem Projekt gearbeitet. Wer im Oktober das Museum besuchte, konnte durch eine Glasscheibe in das Studio blicken und den Betrieb beobachten: Manchmal wurde laut gehämmert, manchmal lag der Geruch von Weihrauch in der Luft, weil für die Filmhandlung Rauch benötigt wurde. Der Künstler gab seine Anweisungen, die Kulisse wurde umgebaut, Marionetten wurden angekleidet. Alles unter den Blicken der Besucher. Das Museum als Herstellungsstätte, als Ort der Produktion, als temporäres Künstleratelier. Der Herstellungsprozess, der kreative Akt als öffentliches, als ausstellungswertes Ereignis.
Inzwischen ist der Dreh abgeschlossen, das Studio aber bleibt weiter ausgestellt: Eine aufwendig gestaltete Drehbühne, technisches Equipment, Werktische, Regale voller Requisiten und vor allem die bizarren Glasmarionetten in ihren auf den Leib geschneiderten Kostümen sind weiterhin sichtbar und zeugen von einem einzigartigen Experiment.
Der Film befindet sich zurzeit in der Postproduktion, am 04.12.14 wird er im Düsseldorfer Schmela Haus uraufgeführt – wir sind gespannt!
Linda Walther & Anja Gottwaldt
Uraufführung: "The Secrets of Karbalaa", 04.12.14, 19:00 Uhr, Schmela Haus
Ausstellung: "Wael Shawky. Cabaret Crusades", bis 04.01.15, Kunstsammlung NRW (K20)
Konferenz: "The Art of Making History", 11. + 12.12.14, Schmela Haus
Ausstellungskatalog: "Wael Shawky. Cabaret Crusades", Kerber Verlag
Rezensions-Digest November 2014
Christian Volkmar Witt: Rezension zu: Wolfgang Breul / Stefania Salvadori (Hgg.): Geschlechtlichkeit und Ehe im Pietismus. Leipzig 2014, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/21977.html
Andreas Weber: Two volumes of 'Low Countries Studies on the Circulation of Natural Knowledge' (Rezension), in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/22660.html
Christof Spannhoff: Rezension zu: Norbert Fischer / Ortwin Pelc (Hrsg.): Flüsse in Norddeutschland. Zu ihrer Geschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Neumünster 2013, in: H-Soz-Kult, 28.11.2014
http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22166
Claudia Curcuruto: Rezension zu: Irene Fosi / Alexander Koller (a cura di): Papato e Impero nel pontificato di Urbano VIII (1623-1644). Città del Vaticano 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/26321.html
Heinz Duchhardt: Rezension zu: Annette Gerstenberg (Hg.): Verständigung und Diplomatie auf dem Westfälischen Friedenskongress. Historische und sprachwissenschaftliche Zugänge. Köln/Weimar/Wien 2014, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/24766.html
Nina Schweisthal: Rezension zu: Malte Griesse (ed.): From Mutual Observation to Propaganda War. Premodern Revolts in Their Transnational Representations. Bielefeld 2014, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/25345.html
Helmut Zander: Rezension zu: Kristine Hannak: Geist=reiche Critik. Hermetik, Mystik und das Werden der Aufklärung in spiritualistischer Literatur der Frühen Neuzeit. Berlin/Boston 2013, in: H-Soz-Kult, 26.11.2014
http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22712
Johannes Arndt: Rezension zu: Marjolein 'T Hart: The Dutch Wars of Independence. Warfare and Commerce in the Netherlands, 1570-1680. London/New York 2014, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/25404.html
Hannes Ziegler: Rezension zu: Bent Jörgensen: Konfessionelle Selbst- und Fremdbezeichnungen. Zur Terminologie der Religionsparteien im 16. Jahrhundert. Berlin 2014, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/25726.html
Marco Cavarzere: Rezension zu: Natalie Krentz: Ritualwandel und Deutungshoheit. Die frühe Reformation in der Residenzstadt Wittenberg (1500-1533). Tübingen 2014, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/24990.html
Daniel Timothy Goering: Rezension zu: Darrin M. McMahon / Samuel Moyen (Hrsg.): Rethinking Modern European Intellectual History. Oxford 2014, in: H-Soz-Kult, 07.11.2014
http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-22259
Herbert Jaumann: Rezension zu: Jean-Paul Oddos: Isaac de Lapeyrère (1596-1676). Un intellectuel sur les routes du monde. Paris 2012, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/25689.html
Grażyna Jurewicz: Rezension zu: Hans-Joachim Schwarz / Renate Schwarz: Moses Mendelssohn und die Krankheit der Gelehrten. Psychologisch-biographische Studie. Hannover 2014, in: H-Soz-Kult, 06.11.2014
http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-23297
Dietrich Blaufuß: Rezension zu: Philipp Jakob Spener: Briefe aus der Dresdener Zeit. Band 3: 1689. Herausgegeben von Udo Sträter und Johannes Wallmann, in Zusammenarbeit mit Klaus vom Orde. Tübingen 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/24883.html
Gabriel Almer: Rezension zu: Alexander Weber: Konfessionelle Konflikte nach dem Westfälischen Frieden. Die Religionsbeschwerden der katholischen Kirche des Herzogtums Kleve im 18. Jahrhundert. Hamburg 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
http://www.sehepunkte.de/2014/11/24912.html
Hillard von Thiessen: Rezension zu: Carmen Winkel: Im Netz des Königs. Netzwerke und Patronage in der preußischen Armee 1713-1786. Paderborn 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 11, 15.11.2014
Lebendige Musikgeschichte: Ein Besuch im Archiv des IMD
Im letzten Monat hatte ich die Gelegenheit, eine Woche lang im Archiv des Internationalen Musikinstituts Darmstadt (IMD) zu recherchieren. Das IMD ist vor allem dafür bekannt, dass es die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik ausrichtet, die seit 1946 alle zwei Jahre in Darmstadt stattfinden und seit über 65 Jahren ein wichtiges Zentrum der zeitgenössischen Musikproduktion darstellen.1 Denken wir etwa an das Wirken von Boulez, Stockhausen, Nono, Cage und Adorno in den 1950er Jahren, so lässt sich mit Recht sagen: In Darmstadt wurde Musikgeschichte geschrieben. Und diese Geschichte wird im Archiv des IMD gründlich dokumentiert.
Das IMD ist ruhig und recht unscheinbar am Rand der Innenstadt Darmstadts gelegen, gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Bibliothek enthält eine beeindruckende Sammlung von (ca. 40.0000) Partituren und wissenschaftlichen Publikationen zur Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Archiv umfasst Zeitungsartikel, Fotos, Briefe (insbesondere von und an Wolfgang Steinecke), Programmhefte, Livemitschnitte von Vorträgen und Konzerten und viele weitere Dokumente zu den Darmstädter Ferienkursen und auch ganz allgemein zur (klassischen) Musik nach 1945. Anhand dieser Dokumente lassen sich eindrücklich Entwicklungen, Dynamiken und Konstellationen der Musikgeschichte nach 1945 nachvollziehen.
Im Rahmen meines Dissertationsprojekts (zur Idee des Fortschritts in der Musik in den 1950er Jahren) war die Pressesammlung von besonderem Interesse für mich. Hier verfügt das Archiv über eine beträchtliche und gut organisierte Zusammenstellung von Presseartikeln zu vielen wichtigen Komponisten des 20. Jahrhunderts sowie durchschnittlich einen Ordner pro Ferienkursjahrgang mit Artikeln aus unterschiedlichen deutschen (teils auch ausländischen) Zeitungen. Die chronologische Sortierung ist für einen Forscher äußerst ergiebig, denn sie bietet die Möglichkeit, die Schwerpunkte der einzelnen Jahre und die Entwicklungslinien in der Musikkritik über einen größeren Zeitraum herauszuarbeiten.
Besonders angetan war ich von dem groß angelegten Digitalisierungsprojekt (http://www.internationales-musikinstitut.de/archiv/digitalisierung.html), welches das IMD 2010 mit Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain in Angriff genommen hat. Bislang wurden Tondokumente, Briefe und Fotos digitalisiert, die nun in einer Datenbank vor Ort recherchier- und einsehbar sind. Eine Schlagwortsuche ermöglicht dabei das schnelle Auffinden von Dokumenten zu einem bestimmten Thema. So konnte ich zum Beispiel mit nur einem Klick eine Zusammenstellung aller Briefe aufrufen, in denen es um serielle Musik geht – eine Aufgabe, die ohne Digitalisierung mehrere Tage in Anspruch genommen hätte. Diese Datenbank soll zukünftig auch online verfügbar sein, sodass z.B. ein amerikanischer Musikwissenschaftler sich leicht über den Bestand des Archivs informieren kann, bevor er die weite Reise nach Darmstadt antritt. Dies erscheint mir insbesondere als eine gute Idee, da das Archiv unter Musikforschern eher weniger bekannt ist – was in einem gewissen Widerspruch steht zu seinem reichhaltigen und bedeutenden Bestand. Ein erklärtes Ziel des IMD bei dem Projekt ist auch die Ausbildung eines „Forschungsnetzwerkes zur Neuen Musik“ (Homepage), in Kooperation mit verschiedenen Universitäten. Während es auf Seiten der Komponisten, Musiker und Veranstalter schon ein elaboriertes Neue-Musik-Netzwerk gibt, ist das entsprechende Forschungsnetzwerk noch eher spärlich ausgebaut, daher kann man gespannt auf weitere Entwicklungen blicken.
Link zur Homepage des IMD: http://www.internationales-musikinstitut.de/
1Die Ferienkurse sind übrigens auch für Musikwissenschaftler offen und sehr lohnenswert, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Neben Vorträgen und Seminaren zu Kompositionstechniken, Ästhetik, Werkanalyse, Musikgeschichte etc. besteht die Möglichkeit, an einer musikjournalistischen „Schreibwerkstatt“ teilzunehmen.
DH-Videoclip Adventskalender – Tür 2
Hinter dem zweiten Türchen des DH-Videoclip Adventskalenders verbirgt sich heute die Vorstellung des Studiengangs “Digital Humanities MA / MSc” des University College London, veröffentlicht Mitte 2013.
“The UCL Centre for Digital Humanities brings together people from a wide range of disciplines to develop research and teaching in a vibrant multidisciplinary field.
Digital humanities research takes place at the intersection of digital technologies and humanities. It aims to produce applications and models that make possible new kinds of research, both in the humanities disciplines and in computer science and its allied technologies. It also studies the impact of these techniques on cultural heritage, memory institutions, libraries, archives and digital culture.” (Quelle: http://youtu.be/E2KzTPnU0Eo)
Achtung aufgemerkt, alle TextGrid-Fans, bei Minute 1:05 – ist da nicht der Text-Bild-Link-Editor im Einsatz?
Hier gehts nun zum Clip:
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4340
Podcast-Logo
Mit dem Podcast “Coding History” geht’s bald los. Hier ist schon einmal das Logo.
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Reisegeschichtliches Symposion in Limoges
Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022374947/
Advent, Advent: Der TextGrid-Adventskalender ist online
Vom 1. bis zum 24. Dezember jeden Tag ein TextGrid-Türchen öffnen! Es darf gerätselt, erforscht, gelesen und hinter so manchem Türchen auch mitgemacht werden – rund um Eulen, Codes und geheime Short Cuts…
Zum Kalender: http://textgrid.de/home/adventskalender/
Wird der Kalender (z.B. in Firefox) nicht angezeigt, bitte hier entlang.
Großen Dank an Mathias Göbel und Hannes Riebl für die Umsetzung!
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4368