Die komischen Opern Baldassare Galuppis. Quellen, Aufführung und Verbreitung

Von Kordula Knaus (Graz/Bologna)

Vorgestellt wird im Folgenden ein vom Österreichi­schen Wissenschaftsfonds (FWF) mit einem Erwin- Schrödinger Stipendium gefördertes Projekt, das derzeit am Dipartimento delle Arti der Università di Bologna von der Autorin dieses Beitrags durchgeführt wird.

Forschungsprojekt

 Das musikwissenschaftliche Forschungsprojekt zielt darauf ab, neue Erkenntnisse über die Quellen, die Aufführung und die Verbreitung der 31 opere buffe von Baldassare Galuppi (1706–1785) zu erlangen. Galup­pis komische Opern zählen ohne Zweifel zu den am weitesten verbreiteten Werken der sich in den 1750er und 1760er Jahren neu etablierenden Gattung der ope­ra buffa. Die meisten seiner Opern wurden in Vene­dig erstaufgeführt, dann rasch in mehreren Städten Nord- und Mittelitaliens nachgespielt und gelangten auch in anderen europäischen Städten – von London bis St. Petersburg – häufig zur Aufführung. Das Wis­sen über musikalische (sowie andere relevante) Quel­len zu Galuppis Opern, deren frühe Aufführungen, Praktiken der Adaptierung in verschiedenen Städten und Spielstätten sowie die Verbreitung seiner Opern in ganz Europa ist bis dato defizitär. Das Forschungspro­jekt möchte diese Lücke in der opera buffa-Forschung füllen.

Forschungsstand und Forschungsfragen

 Im Jahr 1986 konstatierte Reinhard Wiesend, dass die Grundlagenforschung zu Baldassare Galuppi als einem der um die Mitte des 18. Jahrhunderts populärsten Komponisten Europas unbefriedigend sei – damals lag lediglich ein Katalog seiner Klaviersonaten vor.1 Wie­send selbst hat in den 1980er Jahren durch Studien zu Galuppis ernsten Opern und seinen Frühwerken diese Situation verbessert.2 2006 hat Franco Rossi einen the­matischen Katalog Galuppis begonnen, bisher ist nur ein Band zur Instrumentalmusik erschienen.3 Galup­pis komischen Opern ist eine grundlegende Aufarbei­tung noch nicht zuteil geworden,4 weshalb im Projekt zunächst philologische Fragen im Zentrum stehen. Galuppis komische Opern sind in handschriftlichen Kopien des 18. Jahrhunderts überliefert, die sich in ver­schiedenen europäischen Bibliotheken befinden und im Vergleich mit den Libretti der Erstaufführungen von zahlreichen Bearbeitungen geprägt sind.5 Bereits aus dem Quellenbefund ergeben sich daher verschie­dene Fragen: a) Beziehen sich die überlieferten Parti­turen auf bestimmte Aufführungen und/oder ein über­liefertes Libretto, b) wie wurden Manuskripte in ganz Europa verbreitet, wer war an Galuppi-Opern interes­siert, und warum, c) welchen Beitrag lieferten Opern­truppen, Impresarios, Musiker oder Komponisten zur Verbreitung von Galuppis Opern, d) welche Arten der Bearbeitung wurden für bestimmte Aufführungen gemacht, e) was waren die Gründe für diese Bearbei­tungen, f) welche Informationen liefern Manuskripte über Aufführungspraxis und Gattungskonventionen der frühen opera buffa, g) inwiefern geben Bearbei­tungen Aufschluss über das bestimmte dramatische Modell der venezianischen opera buffa (entwickelt von Galuppi in Zusammenarbeit mit dem Librettisten Car­lo Goldoni) und seine Veränderung in der Geschichte der komischen Oper?

Das Projekt kann zur Beantwortung dieser Fragen auf Studien zu einzelnen Galuppi-Opern zurückgreifen: Giovanni Polin hat über die Quellen und europäische Verbreitung von Galuppis Il filosofo di campagna und Il mondo della luna publiziert.6 Roberto Scocimar­ro hat jüngst ein Manuskript der Oper Arcifanfano re de’ matti entdeckt und diskutiert. Von besonderer Relevanz ist außerdem die Projektdatenbank Varian­ti all’opera. Goldoni, Jommelli, Metastasio e Pergolesi sulla scena musicale Europea (Projektleitung: Anna Laura Bellina), die sich mit verschiedenen Quellen und Varianten von Opern des 18. Jahrhunderts auseinandersetzt, darunter Galuppis L’Arcadia in Bren­ta, Il filosofo di campagna, Il mondo della luna und Il mondo alla roversa. Ein an der Universität Wien durchgeführtes Projekt, Die italienische Opera buf­fa auf der Wiener Bühne (1763–1773),7 gibt außerdem Auskunft über Galuppi-Aufführungen an der Wiener Hofoper in den 1760er und frühen 1770er Jahren. Das vorliegende Projekt baut auf diesen Einzelstudien auf und bietet eine breitere Perspektive auf die Auffüh­rung und Verbreitung von Galuppis Opern in Europa. Dabei gilt es auch, an gegenwärtige Debatten zur Oper des 18. Jahrhunderts hinsichtlich institutioneller Vor­aussetzungen für Aufführungen, die Rolle von Sänge­rinnen und Sängern, Adaptierungen und Transforma­tionen sowie Kulturtransfers in Europa anzuschließen. Ziel des Projekts ist somit einerseits, die philologi­schen Grundlagen zu Galuppis komischen Opern zu erforschen und andererseits, Antworten auf die Fragen nach sozialen Netzwerken der Aufführung und Ver­breitung von Galuppis Opern zu finden. Dies zieht auch eine Neubewertung der dramatischen Konzeption der opera buffa in ihren Anfängen nach sich.

Methodische Zugänge

Im ersten Teil des Projekts werden die vorhandenen musikalischen Quellen eruiert, klassifiziert und in­terpretiert. Dabei werden traditionelle philologische Methoden mit neueren kulturwissenschaftlichen As­pekten eines Reflektierens über Schriftlichkeit und schriftliche Überlieferung verbunden.8 Insbesonde­re geht es auch darum, aus der Überlieferung Rück­schlüsse über die konkrete Aufführungspraxis und die Verbreitung von Galuppis Opern in Europa zu ziehen. Ziel dieses Projektteils ist es, einen kommentierten Ka­talog der komischen Opern Galuppis vorzulegen. Eine besondere Herausforderung ist hierbei die Zuordnung der überlieferten Manuskripte zu bestimmten Auffüh­rungen und die kritische Auseinandersetzung mit dem „Werkbegriff “, der für die Oper des 18. Jahrhunderts mit ihrer ausgeprägten Bearbeitungspraxis ein beson­ders brüchiger ist.9

Ein Überblick über die Überlieferungen sowie die An­zahl der Aufführungen einzelner Galuppi-Opern stellt sich bislang wie folgt dar:10

Knaus_Galuppi

Der zweite Teil des Projekts bettet die Erkenntnisse des ersten Teils in breitere Kontexte der Opernadaption und Opernpraxis des 18. Jahrhunderts ein. Eine Kon­zentration auf ausgewählte Opernzentren und Werke ermöglicht dabei eine entsprechende Tiefendimen­sion. Methodisch orientiert sich dieser Projektteil an jüngeren Zugängen zur Opernforschung des 18. Jahr­hunderts. Das betrifft zum einen die Entscheidung, die Oper des 18. Jahrhunderts als ein Genre zu verstehen, in dem bestimmte Aufführungen und Aufführungsbe­dingungen, Institutionen, gesellschaftliche Bedingun­gen etc. das Einzelwerk beeinflussen, wenn nicht sogar hervorbringen. Zum anderen werden sozialgeschicht­liche Faktoren (wie etwa die reisenden Operntruppen, die Publikumszusammensetzung etc.) mit kulturwis­senschaftlichen Konzepten (Debatten um Performati­vität, Ritualtheorien etc.) enggeführt, wodurch neues Licht auf das kulturelle Produkt opera buffa geworfen wird.

Printversion: Frühneuzeit-Info 25, 2014, S. 261–263.

  1. Reinhard Wiesend: Baldassare Galuppi fra Opera seria e Opera buffa, in: Maria T. Muraro/Franco Rossi (Hg.): Galuppiana 1985. Studi e ricerche. Atti del convegno internazionale (Venezia, 28–30 Ottobre 1985), Florenz: Olschki 1986, S. 153–164, hier S. 153. Der bei Wiesend erwähnte Katalog ist: David E. Pullman: A Catalogue of the Keyboard Sonatas of Baldassare Galuppi (1706– 1785), unpublizierte MA-Arbeit, Washington 1972.
  2. Reinhard Wiesend: Studien zur opera seria von Baldas­sare Galuppi. Werksituation und Überlieferung – Form und Satztechnik – Inhaltsdarstellung, Tutzing: Schnei­der 1984; Reinhard Wiesend: Il giovane Galuppi e l’opera. Materiali per gli anni 1722–1741, in: Nuova Ri­vista Musicale Italiana 17 (1983), S. 383–397.
  3. Franco Rossi: Catalogo tematico delle composizioni di Baldassare Galuppi (1706–1785), Vol. 1: Le opere stru­mentali, Padova: I solisti veneti 2006.
  4. Die einzige Monographie über Galuppis komische Opern wurde im Jahr 1935 von Werner Bollert vorge­legt: Werner Bollert: Die Buffoopern Baldassare Galup­pis. Ein Beitrag zur Geschichte der italienischen komi­schen Oper im 18. Jahrhundert, Bottrop i. W.: Postberg 1935. Bollerts Dissertation gibt einen guten Überblick über Galuppis komische Opern, stellt aber nur wenige Informationen über die existierenden Quellen bereit und lässt Partituren in englischen, französischen oder italienischen Bibliotheken völlig außen vor.
  5. Editionen von Galuppis komischen Opern existieren kaum. Die geplante Gesamtausgabe von Galuppis Wer­ken endete bereits 1984 nach der Edition von drei Bän­den mit Sonaten durch Franco Piva, vgl. Centro studi e ricerche di Venezia (Hg.): Le opere di Baldassare Ga­luppi detto „Il Buranello“, Mailand: Carish 1982. Piva, der sich sehr in der Galuppi-Forschung engagierte, gab lediglich eine von Galuppis komischen Opern heraus, vgl. Baldassare Galuppi: Il mondo alla roversa. Opera giocosa in tre atti, revisione di Franco Piva, Spoleto: In­termusica 2005. Zwei Opern liegen in Faksimile-Aus­gaben vor, vgl. Baldassare Galuppi: La diavolessa, hg. von Howard Mayer Brown, New York/London: Garland 1978; Baldassare Galuppi: L’inimico delle donne. Parti­tura dell’opera in facsimile, hg. von Helen Geyer-Kiefl, Mailand: Ricordi 1986. Gedruckte Ausgaben von Opern waren im 18. Jahrhundert eine Seltenheit. Nur Favourite songs aus Galuppis Il filosofo di campagna wurden 1761 in London gedruckt; ein Klavierauszug zu Il mondo alla roversa erschien 1758 in Leipzig.
  6. Giovanni Polin: Tradizione e recezione di un’opera co­mica di meta ’700. Viaggi, trasformazioni e fortuna del Filosofo di campagna di Goldoni/Galuppi nel XVIII, unpublizierte Doktorarbeit, Bologna 1995; Giovanni Po­lin: Il mondo della luna di Goldoni-Galuppi. Uno studio sulla tradizione settecentesca, in: Fonti musicali italiane: Periodico di ricerca musicologica 13 (2008), S. 39–92.
  7. Siehe dazu die Projekthomepage: http://www.univie. ac.at/muwidb/operabuffa/projekt.htm (24.06.2014). Vgl. außerdem Martina Grempler: Ensemblebearbeitungen in der Opera buffa an den Wiener Theatern der 1760er Jahre, in: Die Musikforschung 65, 2 (2012), S. 127–145.
  8. Vgl. dazu Nikolaus Urbanek: Was ist eine musikphilo­logische Frage?, in: Michele Calella/Nikolaus Urbanek (Hg.): Historische Musikwissenschaft. Grundlagen und Perspektiven, Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler 2013, S. 147–183.
  9. Vgl. bspw. Ulrich Konrad/Armin Raab/Christine Sie­gert (Hg.): Bearbeitungspraxis in der Oper des späten 18. Jahrhunderts. Bericht über die internationale wis­senschaftliche Tagung vom 18. bis 20. Februar 2005 in Würzburg, Tutzing: Schneider 2007.
  10. Für die mit * gekennzeichnete Opern ist die Autorschaft Galuppis entweder unsicher oder es handelt sich um ein sogenanntes Pasticcio (d.h. Galuppi hat nur einen Teil der Oper verfasst). Die Abkürzungen der Standorte fol­gen den Abkürzungen der Datenbank RISM, vgl. www. rism.info (24.06.2014).

Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/46

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Das zeitgeschichtliche Defizit der Aktenkunde

Ich arbeite in einem Arbeitskreis des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare mit, der sich mit den Problemen der Aktenkunde der Zeitgeschichte auseinandersetzt. Vor kurzem haben Robert Kretzschmar, Karsten Uhde und ich einen Zwischenbericht veröffentlicht. Wer dieses Blog liest, hat bemerkt, dass es auch hier immer wieder um zeitgeschichtliches Material geht.

Das Defizit “der” Aktenkunde, wie sie sich in gängigen Handbüchern und Kompendien manifestiert, für das 20. Jahrhundert ist evident und hat wohl seinen Anteil an der Nichtrezeption des aktenkundlichen Methodenangebots in der Historikerzunft.

Auch die Editoren zeitgeschichtlicher Akten stellen sich “ihre” maßgeschneiderte Aktenkunde empirisch aus der Arbeitspraxis zusammen (siehe z. B. Pautsch 2008). Was sollten sie auch anderes tun? Viel anwendungsreifes Wissen würden sie in den Handbüchern nicht finden. Dass damit aber auch epochenübergreifendes Grundlagenwissen um die Zusammenhänge des Kanzlei- und Registraturwesens keine Chance auf Rezeption hat, steht auf einem anderen Blatt.

Wie ist dieses Defizit entstanden? Ich meine nicht einmal die digitale Gegenwart, sondern die Überlieferung bis zur Mitte der 1980er-Jahre, die jetzt nicht mehr der archivgesetzlichen Sperrfrist unterliegt und Gegenstand der Forschung wird.

Im Zentrum der aktenkundlichen Forschungslandschaft steht ein Monolith, ebenmäßig und unnahbar: Heinrich Otto Meisners “Handbuch für Archivbenutzer” preußischer Akten, 1935 veröffentlicht und 1952 und 1969 in erweiterter, aber nicht unbedingt verbesserter Form neu herausgebracht. Wer Meisners Ideen verstehen möchte, lese die erste Auflage, sagte mir einmal Lorenz Beck. Die Methodik, zu der auch eine an der Verfassungsgeschichte orientierte Periodisierung gehört, einmal dahingestellt, enden alle drei Werke, das letzte sogar explizit, im Stoff mit dem Jahr 1918, dem Ende der “monarchischen Zeit”.

Meisner hat das Lehrgebäude der Aktenkunde errichtet, die Fundamente wurden aber schon vor dem Ersten Weltkrieg gelegt, namentlich durch Martin Haß (1909). Man muss sich vor Augen halten, dass diese Grundlegung noch in das Kontinuum der monarchischen Zeit fiel. Wilhelm II. konnte zumindest seinen Offizieren immer noch Kabinettsordres schreiben wie Friedrich Wilhelm I. Das heute so eklatant empfundene Auseinanderdriften von Aktenkunde und Akten gab es einfach noch nicht. Auch die bis heute einzige dezidiert zeitgeschichtlich orientierte Aktenkunde von Hermann Meyer erschien just 1920 und behandelte nun einmal die eigene Zeitgeschichte – mit einem Kapitel zur Einbettung des Kaisers in den Geschäftsgang der deutschen Diplomatie (65-80)…

Meisners Werk hat bis heute keinen vergleichbaren Gegenentwurf gefunden. Kurt Dülfer präsentierte 1957 in einem Großaufsatz eine abweichende Methodologie in Teilbereichen, Jürgen Kloosterhuis 1999 im gleichen Format eine Synthese von Meisners Gegenstand und Dülfers Zugang. Der Rahmen der monarchischen Zeit wurde nicht gesprengt.

Das hat wohl auch damit zu tun, dass es eine normale Forschungslandschaft gar nicht gibt. Es gibt Handbücher und Kompendien, aber nur einen ganz schmalen Unterbau an dezidierten Spezialuntersuchungen aktenkundlicher Phänomene. Ich meine, eine recht vollständige Kopiensammlung zu besitzen. Sie passt in drei Aktenordner.

Mit solchen Einzeluntersuchungen müsste das unentdeckte Land der zeitgeschichtlichen Aktenkunde kartiert werden. Sie müssten von Archivaren geschrieben werden, die die Akten kennen. Aus verschiedenen Gründen passiert das jedoch zu selten. Ich werde am 10. November in meinem Beitrag zum Wiener Workshop “Bloggen in Geschichtswissenschaft und Archivwesen” auch dazu etwas sagen.

Die einzige zusammenhängende Überschreitung der Meisnerschen Grenzen hat sein Schüler Gerhard Schmid in dem hier bereits besprochenen Lehrbuch geleistet, das indessen zum einen “graue” Literatur ist und zum anderen nur die Zeit bis zu seiner eigenen Entstehung abdecken kann: 1959. Da gründete Xerox gerade erst seine (west-)deutsche Tochterfirma, und das Übel des Massenkopierens, ein Phänomen mit massiven Auswirkungen für die Aktenkunde, nahm seinen Anfang. Wer an der Grenze der 30-Jahre-Schutzfrist forscht, kommt auch mit Schmid nur noch bedingt weiter.

Für Österreich hat Michael Hochedlinger 2009 einen österreichischen Meisner vorgelegt. Damit wurde nicht nur endlich einmal ein anderes Staatswesen als Preußen zur Referenz erhoben – Hochedlinger erweiterte auch die Phänomenologie bis in das elektronische Zeitalter. Das ist sehr wichtig, doch bleibt das sinnstiftende Lehrgebäude noch das von Meisner und Dülfer.

Hochedlingers Werk behebt indessen ein anderes, schwer wiegendes Hindernis für die breite Rezeption der Aktenkunde, denn es ist ausgesprochen verständlich geschrieben. Kann man Meisner trotz seiner nicht selten hermetischen, auf eine pseudojuristische Trennschärfe abzielenden Begriffswelten eine gewisse Stilhöhe nicht absprechen, so drückten sich mancher seiner Nachfolger schlicht unverständlich aus.

Die Waage zu halten zwischen quellennahen Beschreibungen des Kanzleiwesens und der Bildung trennscharfer Forschungsbegriffe ist vielleicht die größte Herausforderung des Aktenkunde schreibenden Archivar.

Verlangt die Aktenkunde der Gegenwart grundlegend neue erkenntnisleitende Konzepte? Das muss anhand praktischer Einzeluntersuchungen geklärt werden, die zu aller erst eine anschlussfähige Wissenschaftssprache aufweisen müssen.

Literatur

Berwinkel, Holger/Kretzschmar, Robert/Uhde, Karsten 2014. Aus der Werkstatt der Aktenkunde. Der Arbeitskreis “Aktenkunde des 20. und 21. Jahrhunderts” des VdA. Archivar 67. S. 293-295. (online)

Dülfer, Kurt 1957. Urkunden, Akten und Schreiben in Mittelalter und Neuzeit. Studien zum Formproblem. Archivalische Zeitschrift 53. S. 11–53.

Haß, Martin 1909. Über das Aktenwesen und den Kanzleistil im alten Preußen. Forschungen zur brandenburgisch-preußischen Geschichte 22. S. 521–575. (online)

Hochedlinger, Michael 2009. Aktenkunde. Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit. Wien.

Kloosterhuis, Jürgen 1999. Amtliche Aktenkunde der Neuzeit. Ein hilfswissenschaftliches Kompendium. Archiv für Diplomatik 45. S.465–563. (Preprint online)

Meisner, Heinrich Otto 1935. Aktenkunde. Ein Handbuch für Archivbenutzer mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens. Berlin.

Meisner, Heinrich Otto 1952. Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit. 2. Aufl. Leipzig.

Meisner, Heinrich Otto 1969. Archivalienkunde vom 16. Jahrhundert bis 1918. Leipzig.

Meyer, Hermann. 1920. Das Politische Schriftwesen im deutschen Auswärtigen Dienst. Ein Leitfaden zum Verständnis diplomatischer Dokumente. Tübingen. (online)

Pautsch, Ilse Dorothee 2008. Die „Akten zur auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland“ – Ein Arbeitsbericht über die Erschließung der Bestände des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts. Archivar 60. S. 26-32. (online)

Schmid, Gerhard 1959. Aktenkunde des Staates. Potsdam.

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/261

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Soziologischer Monatsrückblick September 2014

Auch in der Soziologie hat die Sommerpause nun ein Ende gefunden. Ihren krönenden Abschluss fand sie auf dem DGS-Kongress in Trier, auf dem im Rahmen unserer Ad-hoc-Gruppe zum Thema “Krise der Kommunikation: Wo bleibt der soziologische Diskurs?” eine tolle Diskussion erlebt … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7488

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Neu in der Wikipedia: 48 Artikel zu „1848/49“ in Deutschland

Der Autor dieses Beitrags, Ziko van Dijk, hat von April bis Oktober 2014 achtundvierzig Wikipedia-Artikel zur Revolution von 1848/1849 geschrieben. Im Folgenden beschreibt er die Herausforderungen für einen Wikipedia-Autor und einige Grundgedanken seines Projekts. Für die Bereitstellung dieses Gastbeitrags sei Herrn van Dijk herzlichst gedankt. Über die Bedeutung der Wikipedia, einer der meistgenutzten Websites der Welt, braucht man an sich kein Wort zu verlieren.  Wer etwas nachschlagen will, fragt in der Regel Google und erhält von der Wikipedia eine Antwort. Bereits 2006 meinte der […]

Quelle: http://achtundvierzig.hypotheses.org/760

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Clément Lenoble (Lyon): Religion und wirtschaftliche Rationalitäten. Die kirchlichen Rechnungsschriften in der Provence und Italien (13.-15. Jahrhundert)

Deutschsprachige Zusammenfassung des Vortrags vom 20. Oktober 2014: Religion et rationalités gestionnaires: Les écritures comptables ecclésiastiques en Provence et en Italie (XIIIe-XVe siècle) Betrachtet man die konkrete Praxis der kirchlichen Verwaltung sowie der Wirtschaftsführung der Institution Kirche, so haben die … Continue reading

Quelle: http://jeunegen.hypotheses.org/1376

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Blogfashion: das Thema Twenty Fourteen

Wie bereits angekündigt, ist es Zeit, das Blogoutfit zu wechseln. Dafür haben wir vier Themen ausgesucht, die von WordPress für eine bessere Archivierung, Homogenität und einfache Bedienung entwickelt wurden, im Sinn einer langfristigen Perspektive der Plattform.

Diese vier neuen Themen sind responsive, d.h. ihr Layout passt sich an die Größe und Art Ihres Bildschirms an und ist damit für das Lesen auf Smartphones und Tablets optimiert.

Die bereits aktiven neuen Themen sind:

Twenty Eleven. Beispiel: http://openblog.hypotheses.org/
Twenty Twelve. Beispiel: http://etatsocial.hypotheses.org/
Twenty Thirteen. Beispiel: http://quadrivium.hypotheses.org/
Und … Twenty Fourteen. Beispiel: das Bloghaus.

Bloghaus - Screenshot

Zusätzlich suchen wir derzeit noch nach einem Thema, das als Nachfolger für Magazine Basic dienen wird.

Von den vier bereits aktiven Themen ist Twenty Fourteen dasjenige, das mit seiner Slidershow und den Spalten am ehesten der Magazindarstellung ähnelt. Unter dem Titelbild ist es möglich, besonders wichtige Blogartikel auf der Startseite Ihres Blogs hervorzuheben.

Dieses Thema ist graphisch das aufwändigste unserer Plattform. Es eignet sich, wenn Sie häufig mit Bildern arbeiten. Dies kann jedoch schnell zeitintensiv werden, vor allem für Bloggende, die das Blog alleine betreuen: Man braucht also Zeit und etwas technisches Geschick, wenn man sich für dieses Thema entscheidet. Wenn Sie Ihre Blogzeit lieber für andere Dinge als die graphische Gestaltung des Blogs sparen, empfehlen wir Ihnen die schlichteren Themen Twenty Eleven und Twenty Twelve.

Allgemeines

Als erstes, der Header. Wenn man das Thema wechselt, wird das Headerbild nicht automatisch übernommen. Gehen Sie also zunächst auf “Design > Kopfzeile” und Sie laden anschließend entweder ein neues Headerbild hoch, indem Sie auf “Durchsuchen” klicken (siehe rote Umrandung im Bild unten), oder ein bereits bestehendes Bild (beispielsweise ein altes Headerbild) unter “Choose Image” auswählen (siehe grüne Umrandung).

Bloghaus - Design - Kopfzeile

Wie für jedes andere Bild auch, sollten Sie darauf achten, dass Sie die Rechte zur Veröffentlichung des Bildes haben (mehr dazu hier) und dass Sie in Ihrem Impressum die Bildlizenz des Bildes angeben.

Menüerstellung

Per Voreinstellung setzt sich das Menü aus den Seiten und Unterseiten des Blogs zusammen. Unter “Design > Menüs” können Sie jedoch Ihr Menü personalisieren.  Benennen Sie Ihr Menü und klicken Sie auf “create a new menu”. Anschließend können Sie aus der linken Spalte die Seiten, Kategorien und Links auswählen, die Sie zu Ihrem Menü hinzufügen möchten. Per drag&drop können Sie die Reihenfolge verändern und/oder Untermenüs erstellen. Vergessen Sie nicht, nach jeder Bearbeitung das Menü zu speichern.

Anschließend können Sie unter “Manage locations” auswählen, ob das erstellte Menü als “Oberes primäres Menü” oder als “Sekundäres Menü in der linken Seitenleiste” erscheinen soll. Als “Oberes primäres Menü” erscheint es direkt unter dem Headerbild (siehe rote Umrandung), während es sich als “Sekundäres Menü in der linken Seitenleiste” auf der linken Seite des Blogs befindet (siehe grüne Umrandung).

Bloghaus - Menüs

Hervorhebung von Artikeln auf der Blogstartseite

Die graphische Hervorhebung von Artikeln ist einer der Hauptvorteile des Themas Twenty Fourteen, auch wenn dies, wie bereits oben erwähnt, manchmal zeitaufwändig ist. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten der Hervorhebung: Raster und Slider.

So sieht ein Raster aus:

Bloghaus - Menü - obe

So sieht die Darstellung im Slider aus:

Bloghaus - Slider

Das Prinzip ist einfach: Wenn einem Artikel ein bestimmtes Schlagwort zugeschrieben wird (per Voreinstellung ist dies “featured”), wird der Artikel auf der Startseite des Blogs hervorgehoben. Zudem erfolgt die Hervorhebung per Voreinstellung in Form eines Rasters. Unter “Design > Customize” können Sie zwischen Raster und Slider wählen.

Bloghaus - Customize - Raster

 Das entsprechende Schlagwort, durch das die Hervorhebung ausgelöst wird, kann ebenfalls unter Design > Customize geändert werden:

Bloghaus - Customize - featured

Die Zuteilung des Schlagwortes hebt zwar den Artikel automatisch hervor, allerdings wird er danach nicht mehr in der Artikelspalte angezeigt. Um ihn dort wieder anzeigen zu lassen und ihn aus dem Raster bzw. aus dem Slider zu löschen, muss das Schlagwort “featured” (oder das, was Sie an Stelle ausgewählt haben) für den entsprechenden Artikel gelöscht werden.

Damit nicht nur Artikeltext, sondern auch Bilder hervorgehoben werden, müssen Sie den Artikeln jeweils noch ein “Artikelbild” zuweisen. Dies können Sie im Editiermodus unter “Artikelbild festlegen” einstellen:

Bloghaus - Artikelbild festlegen

Bloghaus - Artikelbild

Nun ist nicht nur die Auswahl der Bilder von Bedeutung, sondern auch ihre Größe. Wenn Sie die Bilder in Form eines Rasters hervorheben möchten, sollte die Bildergröße 672 x 372 betragen. Wenn Sie sich lieber für einen Slider entscheiden, sollten die Bilder eine Größe von 1038 x 576 haben.  Im Übrigen: Egal ob Raster oder Slider, jeweils können maximal sechs Bilder hervorgehoben werden. Sollten Sie einen anderen Artikel hervorheben wollen, müssen Sie das entsprechende Schalgwort bei einem anderen Artikel vorher löschen.

Die Widgets

Im Thema Twenty Fourteen gibt es drei Widget-Zonen.

  • Eine “Primäre Seitenleiste” (siehe rote Umrandung)
  • Eine “Inhalt Seitenleiste” (siehe grüne Umrandung)
  • einen “Fußzeilen-Widget-Bereich” (siehe blaue Umrandung)

Bloghaus - Widget

Bloghaus - Widget 2

Im Backend finden Sie die entsprechenden Bereiche unter “Design > Widgets“:

Bloghaus - Widgets - allgemein

Wenn Sie das Thema wechseln, sind die Widgets nicht mehr aktiv und befinden sich im Bereich “Inaktive Widgets”:

Bloghaus - inaktive Widgets

Per drag&drop können Sie sie ganz leicht in die entsprechende Widget-Zone ziehen.

Viel Erfolg beim Einrichten des Blogs!

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Originalbeitrag auf Französisch von Martin Clavey: http://maisondescarnets.hypotheses.org/1896

Übersetzung ins Deutsche und Anpassung: Lisa Bolz

Artikelbild: 14 von supershaggy, Lizenz CC BY-NC 2.0

Quelle: http://bloghaus.hypotheses.org/1247

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Ausstellung: „Krieg und Propaganda 14/18“

„Es geht um alles“ – so lockt derzeit das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg neue Besuche in seine Hallen. Im Jubiläenjahr 2014 schließt sich auch das MKG dem Gedenken an den hundert Jahre zurückliegenden Beginn des Ersten Weltkriegs an. Seit dem 20. Juni 2014 ist dort die Ausstellung „Krieg und Propaganda 14/18“ zu sehen. Mit über 400 Exponaten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs eröffnet die Ausstellung Einblicke in eine damals neue mediale Manipulation der Massen. – Von Patricia Wiesemann

Die aufwendig gestaltete Ausstellung bietet ihren Besuchern eine reiche Vielfalt unterschiedlicher Propagandamittel. Neben Plakaten, Grafiken und Bildpostkarten sind auch ein breites Spektrum an Fotografien und Zeitungen sowie Alltagsgegenstände wie Kinderspielzeuge zu sehen. Auch historisches Filmmaterial, Tonaufnahmen und zeitgenössische Musik kann im ersten Stock des Museums begutachtet werden. Die über drei Jahre zusammengetragenen Exponate stammen aus dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, USA, Russland, Italien und Österreich-Ungarn.

Zu Beginn der Ausstellung wird der Besucher direkt in die Propagandaschlacht hineingezogen. Das im Eingang hängende Bild „Over the top“ des australischen Fotografen Frank Hurley zeigt ein Schlachtfeld zuzeiten des Ersten Weltkriegs. Flugzeuge am Himmel, von Explosionen aufgewirbelte Erdmassen, Soldaten in Schützengräben. Eine Momentaufnahme des Krieges. So scheint es – doch das Bild ist nicht echt, eine Fälschung. In Wahrheit handelt es sich um eine Komposition aus zwölf übereinander gelegten Negativen. Der Betrachter sieht sich einer konstruierten Realität gegenüber. Unbewusst wird er dadurch kurzzeitig Teil der manipulierten Masse im Sog der Propagandamaschinerie.

Den Gegner schlecht aussehen lassen

Der Besucher durchläuft zunächst einen Gang, in dem sich deutsche und britische Propaganda gegenüberstehen. Ihr Ziel: die Mobilisierung der Massen. „Helft uns siegen“, „It’s your duty!“ Krieg sei eine feine Sache. So die Botschaft, die im kollektiven Gedächtnis hängen bleiben sollte. Demonstrationen gegen den Krieg gab es offiziell nicht, dafür sorgte die Zensur. Einen positiv geführten Krieg vermarkten und den Gegner schlecht aussehen lassen, so die Vorstellung der Meinungsmacher im Deutschen Reichen, „Das ist der Weg zum Frieden – die Feinde wollen es so! Darum zeichne Kriegsanleihe!“ Dessen Gegner setzten derweil vor allem auf die Dämonisierung des barbarischen „Hunnen“ mit Pickelhaube: „Remember Belgium“, „Beat the Hun with Liberty Bonds“.

 Eine Auswahl von Exponaten aus dem Katalog der Ausstellung. (Für ein Großbildansicht bitte in die Bildmitte klicken)
 
  • Titelblatt der Leipziger „Illustrierten Zeitung“. Ausgabe von 1915 / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • Titelseite der britischen Illustrierten „The illustrated London News“ Ausgabe vom 23. Januar 1915 / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • "Le plan d’Hindenburg", aus: La Baïonnette, Nr. 101, 7. Juni 1917, von Maurice Neumont / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • "Daddy, what did you do in the Great War?", Farblithographie von Savile Lumley / Druck: Johnson, Riddle & Co. Ltd., London Victoria and Albert Museum, London / © V & A Images, London
  • "Pour le suprême Effort. Emprunt National" Farblithographie von Marcel Falter 1918 / Druck: Chaix, Paris / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • "Wir spielen Weltkrieg. Ein zeitgemaßes Buch fur unsere Kleinen" von Ernst Kreutzer um 1915 / Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart / © VG Bild-Kunst, Bonn 2014
  • "I Want You for U.S. Army" 1917 , Aufruf der USA zur Rekrutierung von Soldaten / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • Kriegsspielzeug aus dem Jahre 1914. Ein uniformierte Puppe der Firma Steiff GmbH / Spielzeugmuseum Nürnberg / Foto: Christiane Richter
  • Geschicklichkeitsspiel „Die Böse 7“ um 1914 / Altonaer Museum, Hamburg © Stiftung Historische Museen Hamburg / Altonaer Museum / Foto: Elke Schneider
  • Murmelspiel „Trench Football“ eines unbekannten britischen Herstellers / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • Selbstgebauter Holzpanzer aus Holz / Stiftung Historische Museen Hamburg / Altonaer Museum / Foto: Elke Schneider
  • Eine improvisierte Musikkapelle 1915 / Foto: Münchner Stadtmuseum, Sammlung Fotografie
  • "Go! It`s your duty lad. Join to-day". Eine klare Aufforderung an die Männer in den USA von 1915. / Druck: David Allen & Sons Ltd., Harrow/Middlesex Library of Congress, Washington D.C. Courtesy of Library of Congress, Washington D.C.
  • Charlie Chaplin auf einer Kriegskundgebung in New York 1918 / Otto Bettmann Archive / FPF, Pennsylvania/ © Bettmann / Corbis
  • "Boys Come over here you`re wanted". Das englische Plakat aus London von 1915 buhlt um die Gunst junger Männer / Druck: David Allen & Sons, London / Foto: Maria Thrun
  • "The Hun - his Mark. Blot it Out with Liberty Bonds" fordert die Lithografie aus New York von 1917 / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • O, bleibe mein!, - ein deutsche Bildpostkarte aus Berlin vom Juli 1917 / Verlag: Albert Fink, Berlin / Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg / Foto: Maria Thrun
  • Die Ausstellung zeigt auch Fotografien, Zeitschriften und Bildpostkarten / Foto: Michaela Hille
  • Ausstellungsansicht: Über 400 Exponaten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zeigt die Ausstellung / Foto: Michaela Hille

 

Diese Gräuelpropaganda, die auch die Versenkung des britischen Schiffes Lusitania und die Erschießung der britischen Krankenschwester Edith Cavell aufgreift, wurde vor allem durch den niederländischen Zeichner und Karikaturisten Louis Raemaekers stark beeinflusst. Dessen Kriegszeichnungen waren derweil so erfolgreich, dass sie während des Krieges in zahlreichen internationalen Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert wurden – sehr zum Ärger der deutschen Reichsführung. Diese übte sich indes in Partizipation der Bevölkerung. Was heute wohl unter den neudeutschen Begriff „Crowdfunding“ fallen würde, fand damals in Massenveranstaltungen als sogenannte „Nagelungen“ von hölzernen Heldenfiguren statt.

Je nach finanziellen Möglichkeiten konnten Nägel unterschiedlichen Materials erworben und in die Holzfigur geschlagen werden. Auch diejenigen, die nicht mit der Waffe kämpften, konnten auf diese Weise etwas zum Krieg beizutragen. So entstand beispielsweise auch der „Isern Hinnerk“ aus Hannover. Darüber hinaus bediente sich die Kriegspropaganda schon im Alltag einfachster Methoden. Spielzeug und Geschichten wie „Max und Moritz – eine Soldatengeschichte“ verdeutlichen, dass der Werbefeldzug bereits im Kinderzimmer begann.

Atmosphärisch und grotesk

Die Ausstellung lässt den Besucher zunächst verschiedene Propagandastationen durchlaufen. Dabei folgt sie dem Narrativ der damaligen Zeit und stellt dadurch eine gewisse Distanz zwischen Objekt und Betrachter her. Sie transportiert allerdings auch eine emotional aufgeladene Atmosphäre, die der Besucher unweigerlich aufgreift. So sollte der Beginn der Ausstellung zu denken geben. Viele Ausstellungsstücke mögen heute grotesk und brachial erscheinen. Im zeitlichen Abstand wird Propaganda häufig mit ihrer für den „modernen“ Betrachter empfundenen Absurdität gleichgesetzt. Das Verbreiten weltanschaulicher Ideen zur Beeinflussung des allgemeinen Bewusstseins oder das Ausnutzen von Vertrauen und Anleiten einer nicht-hinterfragenden Öffentlichkeit erscheint befremdlich.

In hundert Jahren hat sich das Verhältnis zu Staat, Heimat und Vaterland wie auch das Verständnis von Menschlichkeit und Menschenwürde verändert. Mit dem Wandel in Denken und Moral geht auch ein technischer Fortschritt einher, der – oft wenig hinterfragt – unser mediales Zeitalter entscheidend prägt. Alles lässt sich heute minutiös medial-visuell in Form von Bildern begreiflich machen: royales Baby im Blazer, Wrackteile eines abgestürzten Flugzeugs, Kinder im Bombenschutt. Die Macht der Bilder leitet die Emotionen der Öffentlichkeit. Wie bei dem Bild im Eingang der Ausstellung stellt der Betrachter seine Echtheit kaum in Frage, bis er eines Besseren belehrt wird. Was wir sehen, ist real. Wie wirklich aber ist die abgebildete Realität, wie konstruiert ihr Rahmen und was sehen wir alles nicht? Ich denke, also bin ich. Ich seh’s, also stimmt’s?

 Informationen zur Ausstellung:

  • Die Ausstellung „Krieg und Propaganda 14/18“ läuft noch bis zum 2. November im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (Steintorplatz, direkt am Hauptbahnhof, Öffnungszeiten: Di-Do 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr).
  • Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 7 Euro, donnerstags ab 17 Uhr erhalten alle Besucher ermäßigten Eintritt. Für bis unter 18-Jährige ist der Eintritt frei.
  • Der Katalog zur Ausstellung (224 Seiten, 180 Abbildungen in Farbe, in deutscher Sprache) ist im Museum für den Kaufpreis von 25 Euro erhältlich.
  • Weitere Informationen zur Ausstellung gibte es auf der Hompage des MKG oder im Medien-Portal der Ausstellung und telefonisch unter 040 / 428 134 – 880.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1675

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Balkanissimo: Fußball-Länderspiel Serbien – Albanien, 14. Oktober 2014

Hochklassiger Fußball und Flaggenzeigen, das gehört international fast seit dem Beginn des Rasensports zusammen. Die Art, in der am Abend des 14. Oktober 2014 im Stadion von Partizan Belgrad beim Länderspiel zwischen Serbien und Albanien albanischerseits Flagge gezeigt wurde, hat man so trotzdem noch nie gesehen, und das hatte seine Folgen. Als circa in der 41. Spielminute eine Drohne im Stadion segelte und eine historisierende Karte des albanischen Siedlungsraums mitsamt Abbildungen des albanischen Staatsgründers Ismail Qemali und von dessen kosovarischem Zeitgenossen Isa Boletini sowie dem englischen Begleittext „Autochthonous“ mit sich schleppte, war bald darauf der Teufel los. Der für den SC Freiburg spielende Defensivspieler Stefan Mitrović übte sich in einer Abwehr der anderen Art, indem er mit einem hohen Sprung die provokante Fahne vom Himmel holte. Albanische Spieler stürzten zur Verteidigung des Stoffteils heran, einige Schläger aus dem Publikum stürmten das Spielfeld und prügelten wild auf die skipetarischen Spieler ein. Diese wehrten sich und wurden durch ihre Gegenspieler nunmehr tapfer gegen die von außen kommenden Prügler abgeschirmt. Bald blieb ihnen aber nur noch die von Wurfgeschossen begleitete Flucht in die Katakomben. Schon vor dem Einflug der Drohne war das Spiel wegen bengalischer Feuer beim Spielstand von 0:0 unterbrochen worden; zum Wiederanpfiff kam es nun nicht mehr. Welche Folgen der Spielabbruch und das ganze Geschehen für die beiden Fußballverbände und Mannschaften in der Qualifikationsrunde zur EM 2016 haben werden, in deren Rahmen das Skandalspiel gehörte, werden wir seitens der UEFA am 23. Oktober erfahren.

Das Spiel war schon vorab für viele Anwesende eine ganz besondere „Herzensangelegenheit“. Schuld daran war natürlich der offiziell gar nicht anwesende Dritte namens Kosovo. Der Krieg dort ist zwar immerhin 15 Jahre her, aber die emotionalen Wunden auf kosovarischer und serbischer Seite reichen weiter tief. Als seit 2008 jüngster Staat in Europa hat Kosovo weiterhin viele Probleme. Zu ihnen zählt, dass es in den meisten internationalen Sportverbänden wegen serbischen Einspruchs nicht Mitglied ist. Auf dem Fußballfeld folgt daraus, dass inzwischen zwar eine kosovarische Nationalmannschaft besteht, doch die kann höchstens Freundschaftsspiele austragen. Wer aus Kosovo stammt und gut Fußball spielt, tut sich das aus gutem Grund in der Regel nicht an. Davon profitiert nicht nur die Schweizer Nationalmannschaft, sondern vor allem die albanische: nicht weniger als acht der 11 Spieler, die in Belgrad für Albanien auf dem Rasen standen, sind in Kosovo geboren oder kommen aus der kosovarischen Diaspora in der Schweiz und in Deutschland. Die Anspannung, im Quasi-Feindesland vor dem Belgrader Publikum zu spielen, war bei ihnen mit Händen zu greifen. Rückendeckung durch eigene Fans hatten sie keine (diesen war ja vorher im Einvernehmen beider Verbände der Zutritt verboten worden), dafür erklangen von Beginn des Spieles an (und auf dem akustischen Höhepunkt im Stadion dann tausendfach) Gesänge, die auch für raue Fußballverhältnisse nicht gerade nett zu nennen sind. Einer der populärsten ging so: Ubij, zakolji da Šiptar ne postoji!1 Ohne Poesie verdeutscht bedeutet das in etwa: „Töte, schlachte, damit es den Albanesen auf dem Erdball nicht mehr gibt!“

Die Idee, zur Untermalung der Gesamtatmosphäre und zur gezielten Provokation eine Drohne für eine albanische Flaggendemonstration ins Stadion zu schicken, war bei all dem nur halb so originell, wie sie zunächst scheinen man. Bei einem Länderspiel ist sie zwar noch nie zur Anwendung gekommen, aber bei Ligaspielen gab es in Belgrad zuletzt schon öfters Drohnenauftritte. Vermutlich genügte es also für die jetzigen Täter, gelegentlich im Internet serbische Zeitungen zu lesen oder jemanden in Belgrad zu kennen, der von der praktischen Idee zu berichten wusste. Die anschließende albanisch-nationale Adaption dieser Methode war nun sprachlich zielgerichtet auf ein internationales Medienpublikum und auf eventuell des Englischen kundige serbische Stadiongäste ausgerichtet.

Wer aber hat die Eskalation mit der Drohne herbeigeführt? Die in regierungsfernen serbischen Blogs aufkommenden Verschwörungstheorien, dass dahinter Regierungskreise stünden, die den am 22. Oktober anstehenden Besuch des albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama in Belgrad torpedieren wollten, kann man wohl beiseitelassen. War es dann Olsi Rama, der im Stadion anwesende jüngste Bruder des albanischen Regierungschefs, wie es im Gefolge serbischer Pressemeldungen auch die deutschen und sonstigen westlichen Qualitätsmedien fast einen ganzen Tag lang unkritisch verbreiten sollten? Dafür spricht auch unabhängig von seinem am Tag darauf von Tirana aus verbreiteten Dementi wohl rein gar nichts – aber praktisch alles spricht dagegen, angefangen von seinem Verhältnis zum älteren Bruder, der offenkundig als erster albanischer Staatschef seit Jahrzehnten nach Belgrad reisen will, bis hin dazu, dass eine regierungsaffine Persönlichkeit aus Albanien wohl kaum mit einer so durch und durch nichtstaatlichen Flagge wie jener durch das Stadion fliegenden identifiziert werden wollte. Sehr viel spricht hingegen dafür, dass es in der Tat nationalistische Fans des albanischen KF Shkëndija aus dem makedonischen Tetovo waren, so wie es in den sozialen Medien aus diesen Kreisen bald darauf neben anderen „Bekennernachrichten“ verlautet wurde.

Die Tetovoer Fans und Hooligans treten unter der Selbsttitulierung als „Ballisten“ ähnlich radikalchauvinistisch auf wie die im am Dienstag im Belgrader Stadion so reichlich vertretenen Hardcorefans und Hooligans von Partizan Belgrad. In der Hooliganlogik ergibt das Ganze denn auch von beiden Stadionfraktionen her reichlich Sinn: Den Gegner bis aufs Blut reizen, wenn man ihn schon nicht verprügeln kann. Die Drohne ist in dieser Auseinandersetzung ein ebensolcher Triumph der einen Seite wie umgekehrt das Einprügeln auf die albanischen Nationalspieler für jene Belgrader Hooligans, die die Absperrungen durchdrungen hatten.

In jeder anderen Logik aber gibt es nur Verlierer dieses Spiels. Die jungen Leute, die in Belgrad aus dem Kosovo für Albanien auf dem Rasen standen, mögen unter großem angestautem psychischem Druck gestanden haben, als sie nach dessen Fangaktion auf ihren serbischen Berufskollegen und Altersgenossen Mitrović losgingen. Trotzdem bleibt ihre Handgreiflichkeit auf dem Platz unentschuldbar, und der beifällige Jubel der jungen Leute von Tirana bis Mitrovica über die Vorkommnisse sollte der albanischen wie der kosovarischen Gesellschaft nur peinlich sein. Die serbischen Institutionen wiederum haben sich bis auf die Knochen blamiert: Mit keinem Wort sind sie rechtzeitig den rassistischen Hassgesängen im Stadion entgegengetreten, eine „feindliche“ Drohne – die ja auch wesentlich Gefährlicheres hätte tragen können als nur einen Fetzen Stoff – konnte in Anwesenheit des serbischen Staatspräsidenten Tomislav Nikolić ihre Kreise ziehen (vgl. mit entsprechender sicherheitstechnischer Kritik,2 4000 zuvor halbmilitärisch aufgebotene Bereitschaftspolizisten und das Ordnerpersonal im Stadium konnten nicht verhindern, dass gegnerische Spieler noch auf dem Rasen Opfer von Schlägerattacken aus dem Publikum wurden. Dazu kommen noch Politiker wie Außenminister Ivica Dačić, der munter über vermeintliche politische Hintergründe schwadronierte und dabei keinerlei Rücksicht auf zwischenstaatliche verbale Gepflogenheiten nahm. Der Balkan insgesamt präsentierte sich dem internationalen Publikum von einer Seite, als ginge es darum, alle über ihn vorhandenen westlichen Klischees zu erfüllen: hasserfüllt, unkontrolliert, desorganisiert. Und die „Internationalen“? Sie stehen kaum besser da: Eine UEFA, die die Brisanz der Partie offenbar nicht einzuschätzen wusste, die mit wechselseitigem Stadionverbot für die Gästefans ihre Schuldigkeit getan zu haben glaubte und nichts dafür tat, damit Serben Albanern und Albaner Serben sportsmännische Achtung entgegenbringen. Dazu kam die EU-Kommission, die über ihre Sprecherin den serbischen Behörden ein mehr als unerklärliches Lob für die „professionelle Handhabung“ der Situation aussprach.3 Das traurige Bild komplettieren die westlichen Medien, die mit Blick auf die Urheberschaft des Zwischenfalls bar eigener Recherche über Stunden nur diejenige (serbische) Version über das Geschehene weitertrugen, die ihnen mit der größeren Vehemenz serviert worden war. Fazit: Ein Trauerspiel, hoffentlich ohne Fortsetzung.

  1. Vgl. http://www.slobodnaevropa.org/content/article/26637528.html und http://www.youtube.com/watch?v=rrDdtVb2tZE.
  2. http://www.b92.net/info/vesti/index.php?yyyy=2014&mm=10&dd=15&nav_category=12&nav_id=911777.
  3. http://www.euractiv.com/video/eu-denies-role-serbia-albania-football-match-flag-stunt-309209.

Quelle: http://ostblog.hypotheses.org/290

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Schon aus den Startlöchern?

Beim Europeana Newspapers Project Information Day an der Österreichischen Nationalbibliothek kam immer wieder das Bild von Marathonläuferinnen und -läufern, die unmittelbar nach dem Startschuss die 42,195 km in Angriff nehmen – als Sinnbild für den Stand der Digitalisierung von periodischen Druckschriften. In den Vorträgen, die Europeana Newspapers vorstellten und in den Gesprächen am Rande wurde für mich wieder einmal sehr deutlich, dass Welten aufeinanderprallen, wenn bereitstellende Institutionen und Benützerinnen und Benützer zusammenkommen.

Volltextsuche ist (theoretisch) wunderbar -  ‘unterwegs’ stolpert man immer wieder Spannendes, das man sonst nie gefunden hätte; und einige der “Splitter” auf mind the gap(s) fingen mit solchen Zufallsfunden an. Oliver Rathkolb (Universität Wien) beschrieb sehr treffend, wie ANNO etc. die Arbeit erleichtern kann – und dass die digitalisierten Zeitungen dem, der sie zu nutzen weiß, vielfältige Möglichkeiten wesentlich schneller eröffnen.

Rathkolb kam auf diesen Aspekt zu sprechen, wenn er meint:

Oliver Rathkolb: ‘I am more efficient navigating digital repositories than my students who grew up with Google – how come?’ #eurnewsVIE

— Clemens Neudecker (@cneudecker) 16. Oktober 2014

Es ist ein Quantensprung, jederzeit und überall online auf Tageszeitungen zugreifen zu können. Aus dem individuellen Forschungsinteresse ergeben sich Desiderate, die vielleicht/hoffentlich/denn doch endlich irgendwann auftauchen – für mich wären das etwa satirisch-humoristische Blätter wie:

  • Glühlichter / Neue Glühlichter (1889-1915)
  • Humoristische Blätter  (1873-1925) [ZDB-ID: 1130534-4]

Und natürlich wünsche ich mir den Floh in Farbe – denn Der Floh war die erste Wiener satirisch-humoristische Zeitschrift, die regelmäßig farbige Karikaturen brachte. In (BTW nicht sehr gutem) Schwarz/Weiß gehen viele Informationen unter – und manches ist überhaupt nicht zu erkennen.

In mehreren Beiträgen wurde auf die Vorzüge der Volltextsuche hingewiesen.

ANNO full text search: more than 100.000 hits in seconds! http://t.co/E5BWROE58Y #eurnewsVIE

— ONB R&D (@ONB_RD) 16. Oktober 2014

in anderen Beiträgen wurden  die Herausforderungen (und Grenzen) der OCR angesprochen.[1] Immer wieder wurde auf die ‘relativ hohe’ Genauigkeit hingewiesen.

Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. (Faust I, 765)

Mein Korpus zu China in satirisch-humoristischen Quellen entstand auf traditionelle Art: über Tage, Wochen, Monate, Jahre in Bibliotheken mit Papierexemplaren, Mikrofilmen und als Bild digitalisierten Zeitungen:

  • Für Figaro, Kikeriki wurden zunächst Mikrofilme verwendet (die Digitalisate standen noch nicht zur Verfügung).
  • Für den Floh wurden die S/W gescannten Seiten (ohne OCR) verwendet.[2]
  • Für die Humoristischen Blätter wurde das Papierexemplar der ÖNB eingesehen.
  • Für die (nur am Rande berücksichtigten) Glühlichter wurde das Papierexemplar der ÖNB benutzt – das lückenhaft und in einem erbärmlichen Zustand war (und vermutlich ist).

Für die Zeit zwischen 1894 und 1917 ergab das nach Durchsicht von Figaro, Kikeriki, Floh und Humoristischen Blättern mehr als 300 Abbildungen (Abbildungen, Bildwitze) und etwa 2500 Textstellen (Einzeiler, fingierte Reportagen, Briefe, Gedichte, Dialoge etc.).

Bei der Erfassung wurde größtmögliche Vollständigkeit angestrebt, die Zeitungen wurden zweimal durchgesehn und wirklich jedes Fitzelchen mit China-Bezug erfasst.

Als ANNO in 2014 die  Volltextsuche in historischen Zeitungen auch für die Jahre 1914-1918 freigab, durchsuchte ich ‘meine’ Zeitungen (also Figaro, Kikeriki und Floh). Das Ergebnis ist ernüchternd bis erschütternd: der Großteil meiner zuvor ermittelten Fragmente war so nicht auffindbar, ‘neue’ (also zuvor nicht erfasste) Stellen wurden nicht gefunden. Selbstverständlich wurden bei der Suche ‘kreative’ OCR-Varianten mitberücksichtigt:

  • “Cb” für “Ch” / “cb” für “ch”
  • “chm” statt “chin”, “chni” statt “chin”
  • “f”/”ſ”-Fehler in allen möglichen Varianten, u.a. bei ‘Chinese’[3]
  • Namensvarianten mit/ohne Bindestrich und in unterschiedlichsten Transkriptionen (z.B. für Cíxǐ 慈禧 Varianten wie ‘Tsu-si’ und ‘Tsu-hsi’, aber auch ‘Tfu-hfi’ etc.)

(M)ein Resümée (unter dem Eindruck des beim Info Day Gehörten): Je spezieller das Suchthema, desto nutzloser wird die Volltextsuche. Bei 100.000+ Treffern zu “Schule” lassen sich die (vermutlich in die Millionen gehenden) nicht gefundenen Treffer möglicherweise/vielleicht/eventuell  verschmerzen. Bei randständigeren Themen sieht das ganz anders aus.

Und

We need more digital (& physical) library labs! Examples: @BL_Labs @KBNLresearch #eurnewsVIE

— Clemens Neudecker (@cneudecker) 16. Oktober 2014

kann ich nur unterstreichen. Es braucht mehr Labs.

Es braucht aber vor allem Raum, um bereitstellende Institutionen und Benutzerinnen und Benutzer in Kontakt zu bringen.

  1. Die Diskussion ist nicht neu, vgl. etwa  Rose Holley: “How Good Can It Get? Analysing and Improving OCR Accuracy in Large Scale Historic Newspaper Digitisation Programs”. In: D-Lib Magazine Volume 15 Number 3/4 (March/April 2009).
  2. Zu einem späteren Zeitpunkt konnten auch für Figaro, Kikeriki und Floh die Papierexemplare der UB Wien eingesehen werden.
  3. “Afien ift fuper, aber “Schiffen” wird es wirklich intereffant …

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1805

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Digitales Edieren in einer Virtuellen Forschungsumgebung als Clip

Der DHd-Kanal (https://www.youtube.com/user/dhdkanal) ist ab sofort um einen neuen Explainity-Clip reicher: Das Thema Digitales Edieren in einer Virtuellen Forschungsumgebung wird in der für Explainity typischen Art einfach und verständlich präsentiert.

Clip-digitales-Edieren-VRE-IV

Virtuelle Forschungsumgebungen wie TextGrid erleichtern Literatur- und EditionswissenschaftlerInnen die computergestützte Erstellung digitaler Editionen. Mithilfe digitaler Tools und Dienste können sie ihr Material digital bearbeiten, edieren, mit Scans der Originale verlinken, sie online zugänglich machen und an andere Online-Editionen und Datenbanken anbinden. Am Beispiel einer Brief-Edition zeigt der Clip, wie digitales Edieren funktioniert und WissenschaftlerInnen bei der Arbeit unterstützt.

Deutsche Version: http://youtu.be/jJJgrZ4AaVE

English Version: http://youtu.be/rchdyegdkZc

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4149

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