via https://datanetworks.wordpress.com/2014/10/06/open-access-theo-rohle-der-google-komplex/
via Sebastian Gießmann/FB
Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022216085/
Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
Als Administrator des neu eingerichteten Hypotheses-Blogs zeichnet der als Blogger bekannte Anton Tantner verantwortlich. Publiziert werden sollen “insbesondere Projektpräsentationen, Besprechungen von Büchern, Ausstellungen und digitalen Ressourcen”, wobei der Verdacht nahe liegt, dass weitgehend Inhalte der gedruckten Zeitschrift, die immer noch einen gewissen Newsletter-Charme ausstrahlt, weiterverwertet werden sollen. Der erste Beitrag stammt aus der Printausgabe: Karl Vocelka versucht einen kurzen Rückblick auf 25 Jahre Institutsgeschichte. Rezensionen sind kostenfrei in Recensio.net nachzulesen. Für mich unverständlich ist, wieso man das Jubiläum nicht genutzt hat, die vergangenen Jahrgänge der Zeitschrift zu retrodigitalisieren, kostenlos ins Netz zu stellen und künftig auf Open Access zu setzen. Die angekündigten Blog-Inhalte lassen auf “magere” H-SOZ-U-KULT-artige Inhalte schließen, die zwar autorenseitig überaus beliebt sind, wie Gemeinschaftsblogs wie Ordensgeschichte und leider auch die Startseite von de.hypotheses.org zeigen, aber das Potential digitaler Wissenschaftskommunikation nicht ansatzweise ausschöpfen. Für Abstracts und Projektpräsentationen braucht es keine Blogs. Ob es Tantner gelingt, auch spannendere Inhalte einzuwerben?
Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022215960/
DASISH invites you to a workshop on the topic of trusted repositories, focusing in particular on existing standards for audit and certification and the conditions for their implementation as well as their current use in the Social Sciences and Humanities (SSH).
During the workshop, we will introduce the audit and certification instruments comprising the European Framework for Audit and Certification of Digital Repositories (Data Seal of Approval, DIN 31644 and ISO 16363), particularly their scope and review procedures. These will be enriched with case studies and experiences from SSH data services that already underwent an audit. There will be a focus on the situation in the SSH ESFRI projects and ample time will be dedicated to answering questions and discussing the state of affairs, particularly the expected benefits, encountered challenges/obstacles and ESFRI project-specific needs with regard to certification.
Registration and more information on the workshop.
Registration is free, but mandatory. The deadline is October 10th, 2014.
The workshop takes place on October 16/17th, at NWO, Java Building, Laan van Nieuw Oost-indië 300, The Hague.
How to get there.
For further information, please contact Astrid Recker (astrid.recker@gesis.org) or Claudia Engelhardt
(claudia.engelhardt@sub-goettingen.de).
With best regards,
Vigdis Kvalheim
Astrid Recker
Claudia Engelhardt
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4122
Das Ende des Teehandelsmonopols der East India Company eröffnete in den 1830er Jahren den Wettbewerb auf den Teehandelsrouten. Um die (besonders profitable) erste Teeladung der neuen Ernte nach Europa zu bringen, wurden nun kleinere und schnellere Schiffe, die sogenannten Teeklipper gebaut. Ab den 1850ern wurden für die erste Ladung einer Ernte, die London erreichte, Prämien ausgelobt. Die Rennen wurde zunächst über die “Shipping Intelligence”-Kolumnen der Tageszeitungen verfolgt. In den 1860ern wurden die Berichte in englischen Tageszeitungen immer umfangreicher, mit täglichen Berichten und zum Teil wilden Spekulationen, denn ‘echte’ Nachrichten waren spärlich.
Die Schiffe warteten in der Regel vor Fúzhōu 福州 auf die Ladung. Die übliche Route führte über das Südchinesische Meer durch die Sunda-Straße über den Indischen Ozean. Nach der Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung führte die Route mitten im Atlantik nach Norden bis zur Höhe der Azoren, dann ostwärts durch den Ärmelkanal und um das Kap der Guten Hoffnung in den Atlantik und durch den Ärmelkanal – insgesamt rund 14 000 Seemeilen (oder knapp 26 000 Kilometer). Die Angaben schwanken, die tatsächlichen Routen wurden den Windverhältnissen angepasst – und der Sieger im Great Tea Race of 1866 notierte rund 15 800 Seemeilen (29 260 km).[1]
Der Hype um die Teeklipper erreichte 1866 einen Höhepunkt, nicht zuletzt deshalb, weil hohe Wetten liefen. Ins Rennen von Fuzhou nach London gingen - neben vielen anderen – fünf aussichtsreiche Kandidaten: Ariel (gebaut 1865[2]), Fiery Cross (gebaut 1860 und 1861, 1862, 1863 und 1865 Sieger im Teeclipper-Rennen[3]), Serica (gebaut 1863[4]), Taitsing (gebaut 1865[5]) und Taeping (gebaut 1863[6]).[7]
Taeping, Ariel und Serica verließen am 28. Mai 1866 die Ankerplätze in der Mündung des Mǐn Jiāng 閩江 und erreichten am 6. September die die Docks in London. Taeping lag 28 Minuten vor Ariel, Serica 75 Minuten nach Ariel, 28 Stunden danach folgte Fiery Cross und am folgenden Tag Taitsing.
“Ariel 1866 track recropped” by ThoughtIdRetired – track added from data in Lubbock, Basil (1919 reprinted 1981) The China Clippers, Glasgow: Brown, Son and Ferguson Ltd. ISBN: 0 85174 109 6.. Licensed under CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.
Während englische Blätter mit Fortdauer des Rennens immer ausführlicher berichteten, wurde das Great Tea Race in den Wiener Blättern eher als Kuriosum gesehen:
Eine neue Art von Sport macht gegenwärtig von sich reden. Es handelt sich nämlich um ein Wettrennen, dessen Bahn keine geringere sein soll, als der ganze Ozean. Die Renner sind die sämmtlichen Theeschiffe [...][8]
Über den Start der “Wettfahrt der Theeschiffe zwischen China und England” berichtete Das Vaterland am 23. Juni 1766 kurz:
Die große Wettfahrt der englischen Theeschiffe über den Ocean von China nach England hat so eben begonnen.
Zehn Schiffe gehen diesmal gleichzeitig von Hongkong (sic!) ab, wo starke Wetten gemacht wurden. Ein neues Schiff, „Ariel”, ist der Liebling, „Tanping”[9] und „das feurige Kreuz”[10]
Diese kurze Notiz erschien rund vier Wochen nach dem Start des Rennens, die Informationen sind nicht sehr exakt – denn keines der weit mehr als zehn Schiffe ging von Hongkong ab.
Zu den Teilnehmern am Rennen heißt es weiter:
Die beiden letztgenannten Schiffe machten voriges Jahr die ganze Reise neben einander, bis sie im englischen Canal van einer Windstille überfallen wurden; letzteres Fahrzeug verschaffte sich den Beistand eines Remorqueurs und gewann einen Vorsprung von mehreren Stunden bei einer Reisedauer von 88 Tagen.[11]
Die Darstellung ist etwas irreführend. Die Clipper forderten auf der Höhe von Dungeness (Grafschaft Kent) Lotsen und Schlepper an, ab Gravesend (Grafschaft Kent) wurden sie von Schleppkähnen die Themse hinauf nach London gebracht. 1865 lag Serica knapp in Führung, doch Fiery Cross wurde zuerst ins Schlepptau genommen und konnte so das Rennen für sich entscheiden. Für die Fahrt von Fuzhou 福州 nach London hatten die Schiffe 106 Tage (28.5.-11.9.1865) gebraucht.[12] Die “88 Tage” beziehen sich auf den Teeklipper Taeping, der 1864/65 von Xiamen 廈門 nach London 88 Tage gebraucht hatte.[13]
Zum Ausgang des Rennens hieß es in der Wiener Zeitung vom 27. September 1866:
Wiener Zeitung Nr. 238 (27.9.1866) 870 [Ausschnitt] – Quelle: ANNO.
Auch hier werden die Details leicht verzerrt wiedergegeben.
[...] An der Wettfahrt zwischen den Schiffen, welche den ersten Thee neuer Ernte aus China nach Europa bringen, beteiligten sich dieses Mal 3 Clipper, [...]
Ins Rennen gingen wesentlich mehr als drei Clipper, doch nur die oben erwähnten konnten sich wirklich Chancen auf den Sieg ausrechnen.
[...] welche sämmtlich an einem Tage, Donnerstag den 6. d. M., in London eintrafen. Dieses gleichzeitige Zurücklegen einer dreimonatlichen Fahrt über den Ocean ist einer der sonderbarsten Zufälle, welche in den Annalen der modernen Schifffahrt verzeichnet sind.
Den Ausgang als “Zufall” zu bezeichnen, schmälert die Leistung der Beteiligten. Die Ausgänge waren in den 1860ern immer knapper geworden, dass drei Schiffe innerhalb weniger Stunden das Ziel erreichten war sicher kein “Zufall”.
[...] Der Sieger erhält von der Genossenschaft der Londoner Theehändler eine Prämie von 10 Sh. per Ton und in China werden große Wetten darauf gemacht.[14]
Die Prämien waren im Konnossement (“bill of lading”) eingetragen und mussten vom Warenempfänger an das erste Schiff, das London erreichte, gezahlt werden. Das rechnete sich nur, wenn der Gewinn, der aus der ersten Ladung erzielt werden konnte, hoch genug war – was nicht mehr der Fall war. Die Rennverläufe wurden zunehmend knapper, 1865 und 1866 hatten die ersten Schiffe am selben Tag London erreicht. Die damit verfügbare ‘erste’ Teemenge drückte den Preis. Dazu kam, dass die erste Teeladung 1866 mehr als zwei Wochen vor den Klippern in London angekommen war: Der Auxiliary Steamer Erl King, der nicht zu den Teilnehmern des Great Tea Race of 1866 zählte, hatte Fuzhou am 5. Juni 1866 verlassen und nach 77 Tagen am 20. August 1866 London erreicht. Damit wurde die ‘erste Ladung’ aus dem Great Tea Race zum Verlustgeschäft, denn die Ladung, die Erl King gebracht hatte, war längst auf dem Markt und das große Angebot führte zum Preisverfall. Um weitere Verluste zu vermeiden, wurden nach 1866 keine weiteren Prämien ausgelobt.
Das Great Tea Race of 1866 markiert den Anfang vom Ende der Ära der Klipper, an ihre Stelle traten Dampfer, die den 1869 eröffneten Suezkanal passieren konnten – das letzte Tea Race lieferten sich 1872 Thermopylae (gebaut 1868[15]) und Cutty Sark (gebaut 1869[16]).
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An der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Stelle der
Leitung der Geschäftsstelle für den „Rat für Informationsinfrastrukturen“
mit der regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit (z. Zt. 39,8 Stunden/ Woche) befristet für die Projektlaufzeit von zunächst vier Jahren zu besetzen. Die Stelle ist nicht teilzeitgeeignet. Die Vergütung wird in einer der Position angemessenen Höhe erfolgen.
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat im November 2013 die Einrichtung eines Rats für Informationsinfrastrukturen – zunächst für eine vierjährige Projektphase – beschlossen. Der Rat soll beratend und koordinierend für die Selbstkoordinierung der Wissenschaft sowie für Bund und Länder in der GWK wirken und die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastruktur vorantreiben (zu weiterführenden Informationen siehe unter: http://www.gwk-bonn.de/index.php?id=205). Der Rat soll administrativ durch eine Geschäftsstelle an der Universität Göttingen betreut werden, die umfassend für einen reibungslosen Ablauf aller Aspekte der Tätigkeit des Rates Sorge zu tragen hat.
Zum Aufgabengebiet gehören insbesondere: Aufbau und Führung der Geschäftsstelle; organisatorische Planung und Umsetzung der Arbeit des Rats, inhaltliche Vorbereitung der Sitzungen einschließlich der Erstellung fachlich fundierter Entwürfe von Empfehlungstexten in enger Abstimmung mit dem/der Vorsitzenden; Abstimmung mit Geschäftsstellen von GWK, der Allianz deutscher Wissenschaftsorganisationen, weiteren ausgewählten Einrichtungen von Wissenschaft und Infrastruktur sowie Fachgesellschaften und anderen Organisationen von Wissenschaftlern; Projektsteuerung in Abstimmung mit dem zuständigen Präsidiumsmitglied der Georg-August-Universität.
Gefordert sein wird die Fähigkeit zum eigenverantwortlichen und zielorientierten Arbeiten auch in Phasen hoher Belastung. Persönlich zeichnen Sie sich daher durch ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft, Flexibilität, Leitungs- und Durchsetzungsfähigkeit aus. Sie sind es gewohnt, mit vielfältigen Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik zu kommunizieren. Ein hohes Organisationstalent und die Fähigkeit zu rascher, fach- und themenübergreifender Auffassungsgabe und Analyse gehören zu Ihren Stärken. Verhandlungssichere Englischkenntnisse und die Beherrschung der gängigen EDV-Programme sind für Sie eine Selbstverständlichkeit.
Erwartet werden ein wissenschaftliches Hochschulstudium, möglichst abgeschlossen mit einer Promotion, mehrjährige Erfahrungen in der wissenschaftspolitischen Administration sowie überdurchschnittliche Kenntnisse des Wissenschaftssystems in Deutschland. Erfahrungen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Forschungs-/Informationsinfrastrukturen sind von Vorteil.
Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen senden Sie bitte innerhalb von drei Wochen an die Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts, Abteilung Personaladministration und Personalentwicklung, z. Hd. Herrn Martin Krüssel, Heinrich-Düker-Weg 5, 37073 Göttingen. Alternativ können Sie Ihre Bewerbung auch per E-Mail als pdf-Datei an martin.kruessel@zvw.uni-goettingen.de senden.
Die üblichen Bewerbungsunterlagen bitte nur in Kopie einreichen. Es erfolgt keine Rücksendung. Die Unterlagen werden nach einer Aufbewahrungsfrist von fünf Monaten vernichtet. Bei einem beigefügten frankierten Freiumschlag erfolgt eine Rücksendung der Unterlagen.
Die Universität Göttingen strebt in den Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, eine Erhöhung des Frauenanteils an und fordert daher qualifizierte Frauen ausdrücklich zur Bewerbung auf. Schwerbehinderte Menschen werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=4117
Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022215513/
Auf dem Hypotheses-Bloggendentreffen am Rande des Göttinger Historikertags wurde auch die Frage angesprochen, was man tun kann, wenn eine Druckförderung nicht möglich ist, sondern die Förderorganisation erwartet, dass der Tagungsband Open Access erscheint. Ich knüpfe im Folgenden an meinen Beitrag “Rechtsfragen von Open Access (2012)” an.((1)) Ausgeklammert wird die Frage, ob Tagungsbände überhaupt sinnvoll sind.((2))
Wenn ich mich recht entsinne, wurde die Option, die Beiträge als PDFs((3)) in einem Hypotheses-Blog an Zusammenfassungen anzuhängen, gar nicht erst erwogen. Zu wenig prestigeträchtig! Aber die Beiträge würden verbreiteten Maßstäben von Zitierfähigkeit genügen, sie wären in Suchmaschinen (einschließlich Google Scholar) gut sichtbar.((4))
Mein Vorschlag, bei universitärer Anbindung den jeweiligen Hochschulschriftenserver zu nutzen, stieß auf keine Gegenliebe. Dabei haben die einzelnen Beiträge dauerhafte Adressen (meistens vom Typ URN), dürften dauerhaft zugänglich sein und sind über Bielefelds BASE und vergleichbare Services findbar (siehe auch hier). Rufen wir uns kurz die Berliner Erklärung für Open Access aus dem Jahr 2003 in Erinnerung: ”
A complete version of the work and all supplemental materials, including a copy of the permission as stated above, in an appropriate standard electronic format is deposited (and thus published) in at least one online repository using suitable technical standards (such as the Open Archive definitions) that is supported and maintained by an academic institution, scholarly society, government agency, or other well-established organization that seeks to enable open access, unrestricted distribution, inter operability, and long-term archiving.
Harnadianer schwören darauf, dass beim grünen Weg von Open Access die mandatgestützte Einstellung in den lokalen IRs (institutionellen Respositorien) erfolgt und zentrale disziplinäre Repositorien lediglich die Aufgabe haben, die lokalen Inhalte zu harvesten (also die Metadaten einzusammeln).
Es wurde der Wunsch geäußert, ein zentrales Portal für die deutschsprachige Geschichtswissenschaft zu haben, das mit hohem Ansehen und hoher Akzeptanz behaftet ist, in dem man einen solchen Tagungsband unterbringen könne. Ich kann dazu nur sagen: Dieser Ball liegt – wenn man von den Kompetenzen der verteilten nationalen Forschungsbibliothek ausgeht – seit Jahren im Feld der Bayerischen Staatsbibliothek – ungespielt. Historicum.net wird (ebenso wie CLIO online) als virtuelle Fachbibliothek ausgegeben, doch wird man angesichts der Tatsache, dass keine neuen Themenportale vorgesehen sind, meine Diagnose, Historicum sei gescheitert, nicht ganz von der Hand weisen können. Während die Kunstgeschichte mit ART-Dok (UB Heidelberg) ein ausgezeichnet funktionierendes, auch durch Retrodigitalisate erfreulich angereichertes Repositorium verfügt, ist ein geschichtswissenschaftliches Repositorium nicht vorhanden und auch nicht in Sicht. Wer es vermisst, ist aufgerufen, sich an die Bayerische Staatsbibliothek zu wenden.
In den Sozialwissenschaft recht renommiert ist das bei HistorikerInnen wenig bekannte Social Science Open Access Repository. Eine Suche nach dem Wort Mittelalter zeigt, dass hier nicht nur hardcore-sozialhistorische Arbeiten zu finden sind. Kulturgeschichte ist ja bekanntlich immer auch Sozialgeschichte und umgekehrt …
Mein Hinweis auf Qucosa wurde eher mit Skepsis aufgenommen. Das in Sachsen beheimatete Portal ist zwar nachweislich für alle deutschsprachigen Wissenschaftler, also auch für die nicht an ein universitäres Repositorium angebundenen, offen, verfehlt aber durch seinen regionalen Zuschnitt das dringende Bedürfnis nach einem möglichst qualitätvollen und reputationsträchtigen Portal (aber Qualität wird ja bekanntlich überschätzt …).
Wenig Prestige verheißt auch die für englischsprachige Studien vorgesehene Notlösung OpenDepot der Universität Edinburgh, falls ein geeignetes Open-Access-Repositorium nicht existiert. 2013 gab es nur 54 Eprints, die dort abgelegt wurden. Mareike König weist mich zusätzlich auf HAL-SHS hin, das aber nur für frankophone Beiträger relevant sein dürfte.
Deutlicher attraktiver als solche Schriftenserver (schon das Wort Hochschulschriftenserver signalisiert ja schlechte Laune), ja geradezu “sexy” ist anscheinend Academia.edu (Einführung von Maria Rottler), das, wenn ich E-Prints aus meinem fachlichen Umfeld recht deute, an Beliebtheit andere Angebote wie ResearchGate oder Mendeley in den Geisteswissenschaften weit übertrifft. Das Hochladen ist wesentlich einfacher und bequemer als bei den Repositorien, die Funktion als soziales wissenschaftliches Netzwerk (mit Timeline) wird gern genutzt. Aber es gibt keine Permalinks und auch keine garantierte dauerhafte Verfügbarkeit – solche kommerziellen Angebote können ja auch wieder verschwinden, wenn sie sich als erfolglos erweisen.
Keine Begeisterung löste mein Gedanke aus, es sei doch egal, wo überall der Sammelband als Datei abgelegt sei. Man könne doch auf dem eigenen Webspace eine schicke Präsentation basteln und für die Dateien/PDFs auf andere Server verweisen. Klar, schick heißt nicht unbedingt: Reputation.
Großer Konsens bestand dagegen in Sachen hybrides Publizieren: Open Access und Druckausgabe. Gedruckte Bücher sind in Bibliothekskatalogen findbar und werden rezensiert. Immerhin habe ich ja im Lauf der Jahre über 100 Links gesammelt, die fast alle besagen, dass entgegen landläufigem Vorurteil eine Open-Access-Buchpublikation den Verkaufszahlen der gedruckten Version nicht schadet. Aber welche Verlage akzeptieren Open Access? Eine bequeme Liste gibt es nicht. Man muss einzeln verhandeln, und in vielen Fällen wird wohl ein satter Druckkostenzuschuss erwartet (der ja im Ausgangsfall eben nicht in Aussicht gestellt werden kann).
Gern einigte man sich also auf das Prinzip #Ziegenleder. Bewährt und bekannt: das gute Buch.
Patrick Fiska (Universität Wien): Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung in der Kartause Gaming im 18. Jahrhundert
Abstract des Vortrags bei der Tagung “MONASTICA HISTORIA II: Ordenshistoriographie in Mitteleuropa – Gestaltung und Wandlung des institutionalen und persönlichen Gedächtnisses in der Frühen Neuzeit”, die am 22. und 23. September 2014 im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten stattfand.
Die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts kann als eine geistige Blütezeit der niederösterreichischen Kartause Gaming angesehen werden. Charakterisiert ist diese Periode unter anderem durch den Bibliotheksumbau und die Ausstattung mit einem bemerkenswerten Freskenzyklus von Wenzel Lorenz Reiner (Allegorien der Wissenschaften und Künste) sowie durch zahlreiche Bücherankäufe und die Anlage eines neuen Handschriften- und Bibliothekskatalogs. Ebenso kam es auf dem Gebiet der Geschichtskultur und in der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zu einem Höhepunkt.
Die kulturellen Initiativen in Gaming gingen damals vielfach von Prior Joseph Kristelli von Bachau (1658–1739) aus, der ab 1720 Visitator der oberdeutschen Ordensprovinz des Kartäuserordens sowie Prälat der Landstände von Österreich unter der Enns war.
In der Kartause stand dem Prior mit dem Gelehrten, Historiker und Bibliothekar Leopold Wydemann (1668–1752) ein kongenialer bzw. überragender Partner zur Verfügung, dessen historiographische Expertise und gelehrte Tätigkeit für die repräsentativen Ambitionen Kristellis nutzbar gemacht werden konnten.
Ungeachtet seines Status als kontemplativ lebender Mönch konnte Wydemann durch seine Funktion als Bibliothekar ein weitgespanntes Korrespondenznetzwerk aufbauen. Insbesondere die Briefkorrespondenz mit den Brüdern Bernhard und Hieronymus Pez in Melk machte ihn zu einem wichtigen Mitglied der „Gelehrtenrepublik“. Bei den Editionsprojekten des Bernhard Pez (Thesaurus andecdotorum novissimus und Bibliotheca ascetica) war Wydemann einer der einflussreichsten und fleißigsten Mitarbeiter.
Der Vortrag beschäftigt sich mit drei Schwerpunkten: Zum einen wird die Korrespondenz zwischen Gaming und dem Geschichtsforscher aus dem Jesuitenorden Anton Steyerer behandelt, welcher ein bedeutendes Geschichtswerk über Herzog Albrecht II. von Österreich verfasste (Commentarii). Aus der Kartause wurde ihm dazu einschlägiges Quellenmaterial und Wissen über die Geschichte der Frühen Habsburger vermittelt.
Der zweite Abschnitt zeigt, wie die Kartause Gaming in den Kontext der Historiographiegeschichte des Kartäuserordens insgesamt eingebunden war. So erhielt etwa Leopold Wydemann vom Kartäuser Generalkapitel den Auftrag, alles wichtige historische Material der gesamten Provincia Allemanniae superioris zu sammeln und in die Grande Chartreuse zu senden. Hierbei sollen auch die Verbindungen zwischen Gaming und den Kartausen Mährens und Böhmens angesprochen werden, aus denen historische Quellen und Texte – über Vermittlung der Kartause Gaming – in die Editionswerke des Bernhard Pez Eingang fanden.
Der dritte Abschnitt des Vortrags betrachtet die Entstehung der historischen Gaminger Jubiläumsschrift Pandectae seculares von 1732, wo nun auf der bereits zuvor erschlossenen Materialbasis das Geschichtsbewusstsein der Kartäuser von Gaming seinen bislang deutlichsten Ausdruck erfuhr.
Patrick Fiska
Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Wien und Dijon.
Studium Geschichtsforschung, Archivwissenschaften und Historische Hilfswissenschaften am Institut für Österreichische Geschichtsforschung (Mitglied des Instituts seit 2009)
Mitarbeit am FWF-Forschungsprojekt „Bühne der Fürsten“ – über Herzog Rudolf IV. von Österreich (2005–2008)
Mitarbeit am FWF-START-Projekt „Monastische Aufklärung und die Benediktinische Gelehrtenrepublik“ (2008–2011)
[Mitarbeit im Archiv des Parlaments: Erschließung der Reichsratsakten 1867– 1918] (2011–2012)
Derzeit: Mitarbeit am OeNB-Jubiläumsfondsprojekt „Die virtuelle Bibliothek der Kartause Gaming“ – Rekonstruktion des ehemaligen Handschriftenbestandes der 1782 aufgelösten Kartause. http://www.geschichtsforschung.ac.at/?q=node/469
[Außerdem: Privates Kleinunternehmen Rechercheagentur – Rechercheaufträge, Transkriptionen, Hilfestellungen bei Editionstätigkeit, Kuratierung der Ausstellung „Ohne Klimt“ im Künstlerhaus (2012)]
Das Museum im Schottenstift beschäftigt sich anlässlich der heurigen Langen Nacht der Museen mit dem Erhaltungsauftrag, den historische Sammlungen eines Klosters mit sich bringen. Gezeigt werden Objekte, die nach einer Restaurierung in neuem Glanz erstrahlen, ebenso wie solche, die aufgrund ihres aktuellen Zustands noch restaurierungswürdig sind. Auch das Archiv liefert hierzu einige Exponate. Um 21.00 Uhr gibt es zu diesem Thema außerdem ein Gespräch mit P. Augustinus Zeman, dem Stiftsbibliothekar und Kustos der Kunstsammlungen.
Erste Assoziation vieler, wenn es um Restaurierungen im Archiv geht, ist Schimmel. Die klimatischen Bedingungen in den Archivräumen des Schottenstifts sind zwar gut, doch kann das allein nicht immer einen Mikroorganismenbefall verhindern. Manchmal liegt die Infizierung mit Schimmel bereits Jahre und Jahrzehnte zurück, bleibt aber lange Zeit unentdeckt, da das entsprechende Stück nicht benötigt und daher nicht gesichtet wird. Mitunter lässt sich nachvollziehen, dass ein Befall durch ein einzelnes Objekt von außen hereingetragen wurde. Aber auch eine durch die Tinte bedingte Zersetzung des Papiers (der sogenannte Tintenfraß) kann eine Gefahr für Archivalien und Bücher darstellen. Weitaus häufiger ist es – zumindest im Fall des Schottenstifts – jedoch die mechanische Abnützung von Gegenständen (zum Beispiel von Bucheinbänden), die zur Notwendigkeit einer Restaurierung führt.
Die Bestandserhaltung und die Veranlassung von Restaurierungen gehören zu den maßgeblichen Aufgaben eines Archivs, um Objekte für die Zukunft zu bewahren. Anders als manche große Institutionen verfügt das Schottenstift aber nicht über eine eigene Restaurierwerkstatt, sodass Restaurierungen außer Haus in Auftrag gegeben werden.
Hier zu sehen sind drei Beispiele von Objekten, die in der jüngsten Vergangenheit restauriert wurden. Im Museum sind derzeit zum Teil andere Objekte ausgestellt.
Diese Urkunde aus dem Jahr 1499 wies eine Substanz auf der Oberfläche, eine Fehlstelle und einen Riss auf; sie teilte sich außerdem den Umschlag mit einer anderen Urkunde, auf der Schimmel entdeckt worden war (und die natürlich auch restauriert wurde). Die Urkunde erhielt durch Restauratorin Tanja Gasser (Wien) eine Schimmelbehandlung und Trockenreinigung, außerdem wurden die Fehlstelle und der Riss mit Papierbrei und Japanpapier ergänzt und hinterklebt sowie die Urkunde geglättet.
Urk 1499-02-15
Magister Martin Jag, Dechant zu St. Stephan, und mehrere Wiener Ratsherren und Bürger entscheiden über die Ansprüche des Johannes Falk, gewesenen kaiserlichen Sektretärs, an die Verlassenschaft des seeligen Magister Bernhard Perger, Wiener Stadtanwalts, dessen Witwe Christina Falk geehelicht hatte (Wien, 15. Februar 1499)
Vorher – Nachher
Bei dieser im Schottenstift geschriebenen Handschrift war unter anderem der Vorderdeckel mitsamt der ersten Buchlage abgefallen. Die Restaurierung des Buches führte die Restauratorin Patricia Engel (damals Horn, jetzt Krems) durch.
Cod. 72 (Hübl 174)
Sammelhandschrift mit theologischen Texten (15. Jahrhundert)
Vorher
Cod. 72 (Hübl 174)
Nachher
Der Vorderdeckel dieser Handschrift war locker, die erste Lage des Buchblocks lose, der Hinterdeckel sogar in zwei Hälften gebrochen, der Einband wies deutliche Fehlstellen auf. Im Zuge der Restaurierung durch die Restauratorin Bettina Dräxler (Wien) wurden zusätzlich zu den offensichtlichen Maßnahmen zur besseren Standfestigkeit auch die Buchschließen erneuert.
Cod. 78 (Hübl 78)
Dominicus de Sancto Geminiano: Lectura super Sextum decretalium pars prima (erste Hälfte 15. Jahrhundert)
Vorher
Cod. 78 (Hübl 78)
Nachher
Die Lange Nacht der Museen startet am morgigen Samstag, 4. Oktober 2014, um 18.00 Uhr und geht bis 1.00 Uhr. Allgemeine Informationen dazu finden sich auf der Webseite des ORF. Der Zugang zum Museum im Schottenstift erfolgt über den Klosterladen (Freyung 6, 1010 Wien), wo auch das Gesamtticket für alle anderen teilnehmenden Museen erworben werden kann. Die Objekte des Archivs werden darüber hinaus noch bis Jahresende im Museum zu sehen sein.