“Groß-Peking” (1892): Eine ‘chinesische’ Medaille

Zum alljährlichen Gschnas des Künstlerhauses wurde eine zum Thema passende ‘chinesische’ Medaille aufgelegt. Im Jahr 1892, zu “Groß-Peking“, wurde diese von Anton Karl Rudolf Scharff (1845-1903), einem der bedeutendsten Medailleure der Zeit,[1] gestaltet. Die Beschreibung der Medaille  im “Reiseführer” ist kurz:

Einheits-Münze ‘Künstler – Foo-hund’[2] für den Preis-Courant, Werth = 3 fl. (sprich Floh). [...] Geschnitten von Anton Scharff.”[3].

Die Medaille ist in der Form der kǒngfāng xiōng 孔方兄, der “Münzen mit einem quadratischen Loch” gestaltet, sie hat einen Durchmesser von 45 Millimeter, das Loch eine Seitenlänge  etwa von 5 mm. Die silbernen Medaillen sind mit großer Liebe zum Detail gestaltet:

Peking 1892

Der “Reiseführer” sagt dazu: “Im Avers ein Künstler, welcher einen armen Mäcenas in das Loch (Atelier) locken will.” [4]. Das Avers zeigt in einem ‘chinessichen’ Interieur ein Paar: links eine ‘chinesische’ Tänzerin mit Fächer, rechts eine beleibte männliche Gestalt mit spitzem Hut, die eine Hand auf die Hüfte gestützt, die andere, die einen dreieckigen Wimpel hält, hoch erhoben. Dazu kommt auf einer rechteckigen Tafel das große Wappen der Stadt Wien (Doppeladler mit   Die Vorderseite zeigt einen “Künstler, welcher einen armen Mäcenas in das Loch (Atelier) locken will”[5] Der Künstler steht vor einem ‘asiatischen’ Gebäude, die Hand auf die Hüfteg gestützt, die andere mit einem dreieckigen Wimpel hoch erhoben.

Auf der anderen Seite findet sich eine Inschrift zum Anlass:

Peking, 1892 | Quelle: Aichelburg: Feste des Künstlerhauses - Galerie

023. Peking, 1892 [Avers] | Quelle: Aichelburg: Feste des Künstlerhauses – Galerie (Bild 25 von 762) ((größteres, farbiges Bild: Weiss Collection <abgerufen am 13.8.2014>.))

Der Reiseführer sagt dazu: “Im Revers der Höllenhund (Club der Münz- und Medaillenfreunde), welcher alle Münzen frisst.”[6].

Mehr als die Hälfte der Fläche wird von einem Drachen und einem Dämon ausgefüllt. Der Drache schlängelt sich über die linke untere Hälfte, auf ihm ein “Wächterlöwe” (der in einschlägigen Katalogen als “Foo-Hund” gedeutet wird). Der “Wächterlöwe”, im Profil mit dem Betrachter zugewanntem Kopf, hält das Emblem der Gesellschaft bildender Künstler Österreichs: Ein Wappenschild mit drei kleinen Schildchen, die die Künste symbolisieren: Palette, Pinsel & Malstock; Hammer und Meißwel sowie der Zirkel.[7]

Der Anlass ist mit ‘gepinselten’ Buchstaben vermerkt: “G’schnas Ball d. Wiener Künstler Hauses 29. Feb. 1892). Die Buchstaben erinnern weniger an chinesische Schriftzeichen denn an eckingen Formen der  japanischen katakana 片仮名 / カタカナ.

In einschlägigen Münz- und Medaillenkatalogen sowie in Auktionskatalogen findet sich diese Medaille mit mit zum Teil eigenartigen Erklärungen und Beschreibungen – sowohl zum Dargestellten als auch zum Text auf der Medaille:

Im Katalog der “International medallic exhibition” der American Numismatic Society von 1910 heißt es: “Nr. 3069: Gschnasfest of an Art Establishment of Vienna. Great-Peking medal, 1892. Obv. And Rev. Presentation in Chinese. [AR] 45 mm. Wien. Med. 218.]
Nr. 3070 – Same. (rev.) [Æ] 45 mm”[8]

Auch ein aktuelles Angebot der Münzhandlung Ritter Gmbh (Düsseldorf) scheint die Buchstaben für Schriftzeichen zu halten: “[...] neben chinesischer Schrift. Wurzb. 9397 [...]”[9]

Das Stück ist ungewöhnlich und taucht immer wieder in Münz- und Medaillensammlungen und bei Versteigerungen auf:  “932 Medals 紀念章: Society of Artists, Chinese “Gross Peking” Ball, Silver Medal, 1892, by Anton Scharff, in the style of a Chinese “Cash” coin, Mandarin with flag, and servant with flag, Rev dog of Fu and dragon, legend in imitative Chinese characters, 45mm (Wurzb[ach] 9397; Hauser 4818). An unusual and imaginative medal, [...].”[10]

Die Medaille zeigt, was man im späten 19. Jahrhundert für ‘typisch’ oder ‘echt chinesisch’ gehalten hat:

  • Form der Münze
  • ‘chinesisches’ Interieur (angelehnt an traditionelle chinesische Darstellungen) mit Tischchen und Gemälden an den Wänden
  • ‘chinesische’ Drachen und “Wächterlöwen”

Teil 1: Ein ‘chinesisches’ Wien: “Groß-Peking” im Künstlerhaus (1892)
Teil 2: Die Medaille zum Fest
Teil 3: “Seine Umgebung und Groß-Peking. Ein Handbuch für Reisende am 29. Februar 1892″
Teil 4: Das Fest im Spiegel satirisch-humoristischer Periodika
Teil 5: Das Chinabild in “Groß-Peking”

 

  1. Zur Biographie: K. Schulz: “Der Medailleur Anton Scharff (1845-1903)” In:  Numismatische Zeitschrift 104/105, 1997, 31-36; zur Biographie und den Arbeiten Scharffs: “Anton Scharff” in: Leonard Forrer: Biographical dictionary of medallists : coin, gem, and sealengravers, mint-masters, &c., ancient and modern, with references to their works B.C. 500-A.D. 1900. Vol. 5 (London: Spink & Son 1912), pp. 358-374
  2. “Foo-Hund” ist eine vor allem in der englischen China-Literatur geläufige Bezeichnung für shishi 石獅 ["Wächterlöwen"], s. Lehner, ebd.
  3. [F. Kilian von Geyersperg (ed.):] Seine Umgebung und Groß-Peking. (Wien: Verlag der Genossenschaft der bildenden Künstler 1892), 96.
  4. [F. Kilian von Geyersperg (ed.):] Seine Umgebung und Groß-Peking. (Wien: Verlag der Genossenschaft der bildenden Künstler 1892), 96.
  5. Ebd.
  6. [F. Kilian von Geyersperg (ed.):] Seine Umgebung und Groß-Peking. (Wien: Verlag der Genossenschaft der bildenden Künstler 1892), 96.
  7. S. dazu: Wladimir Aichelburg: “Das Künstlerhaus-Emblem, Logo” <abgerufen am 13.8.2014>.
  8. [American Numismatic Society]: International medallic exhibition of the American Numismatic Society opening on the twelfth of March, 1910. Catalogue. (New York 1910), 219
  9. Münzhandlung Ritter GmbH, Artikelnummer 47508 <abgerufen am 13.8.2014>.
  10. Baldwin’s Hong Kong Coin Auction 50 – 7th April 2011 (2011) Part 5 [pdf], Lot 932 {pdf] <abgerufen am 13.8.2014>.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1679

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Anforderungserhebung an eine DARIAH-DE Service Unit

Von Heiko Hüttner, DAASI International GmbH

Im Zuge der Konzeption einer DARIAH-DE eInfrastructure Service Unit bittet DARIAH-DE Cluster 3 um die Teilnahme an folgender Umfrage. Ziel ist es, Anforderungen von WissenschaftlerInnen an die technischen Dienste von DARIAH-DE besser kennen zu lernen.

Umfrage: https://survey.gwdg.de/index.php/884181/lang-de

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3941

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Archivwesen: Schriftgut des Büros Günter Mittag im ZK der SED jetzt online beim Bundesarchiv

http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/meldungen/04098/index.html.de 195.731 digitalisierte Seiten Archivgut des Büros Günter Mittag können im Internet eingesehen werden. Insbesondere sind Unterlagen zur Wirtschaftspolitik der DDR enthalten. Via Archivalia [07.07.2014], http://archiv.twoday.net/stories/894828367

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/08/5316/

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aventinus visio Nr. 9 [30.07.2014]: Mammies and Jezebels. In Search of Female Black Stereotypes in modern Movies and Television

http://www.aventinus-online.de/visio/varia/art/Mammies_and_Jez/html/ca/view A look will be taken at two prominent stereotypes for black wo­men, which still exist even today: the Mammy and the Jezebel. Since espe­cially the Mammy has undergone a lot of change and is now often a hybrid or composite of stereotypes, a third stereotype will also have to be defined, the Sapphire.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/08/5314/

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Masterarbeit zu Rechtsfragen des Streaming v. Dipl.-Jur. Annika Dam, LL.M.

http://www.wbs-law.de/pressemeldungen-wilde-beuger-solmecke/masterarbeit-zu-rechtsfragen-des-streaming-dipl-jur-annika-dam-ll-m-49262/ Die Arbeit untersucht Rechtsfragen des Streaming sowohl aus Sicht der Werkverwerter, als auch aus Sicht der Nutzer. Zunächst wird das technische Verfahren erläutert, dem die Darstellung von Medieninhalten als Stream zugrunde liegt. Dabei werden auch die unterschiedlichen Arten des Streamings dargestellt. In einem zweiten Schritt wird das Streaming aus Sicht der Werkverwerter betrachtet. Es […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/08/5312/

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Tagungsankündigung: “Cut’n Paste – International Conference” an der LMU München

Am 24./25. Oktober 2014 veranstaltet die LMU München im Rahmen des DFG-Projekts “Das optimierte Geschlecht?” eine internationale Konferenz zum Thema “Cut’n Paste The Body – Körper und Geschlecht in Zeiten ihrer technologischen (Re)Produzierbarkeit”. Die Tagung wird organisiert von Paula-Irene Villa, Steffen … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/7246

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Wenn ein Fürst auf Brautschau geht. Teil II

Im letzten Teil ging es um die äußeren Faktoren, die bei einer Brautschau beachtet werden wollen. Karl Eusebius von Liechtenstein (1611-1684) rät seinem Sohn zunächst, sich bloß nicht zu spät zu verheiraten, um die Fortsetzung der Dynastie nicht zu gefährden. Bei der Wahl seiner Partnerin habe er ihren Stand und ihre Konfession unbedingt zu berücksichtigen. Niemals dürfe sich ein Liechtenstein mit Ketzern einlassen. In den Augen von Karl Eusebius lagen die vorteilhaftesten Verbindungen bei den altehrwürdigen Häusern aus dem hohen Reichsadel. Der Fürst von Liechtenstein konnte natürlich nicht ahnen, dass es vielen nachfolgenden Generationen seiner Familie nicht gelingen würde, in diesen exquisiten Heiratskreis aufgenommen zu werden. Nachdem der Vater seinem Sohn die Eckpfeiler standesgemäßer Brautschau auseinander gesetzt hat, wendet er sich den wünschenswerten, ja notwendigen persönlichen Eigenschaften der Braut zu:

„bey dergleich aber vornehmen Verwandtnus wil, und mus auch die Gesundheit und Complexion eüßerst beobachtet werden, das keine zur Gemahlin erwehlet, so an derselben ein Mangel hätte“ (pag. 126)

Auch müsse man darauf achten, dass Krankheiten wie Gicht (zeitgenössich Podagra genannt) oder Lungensucht im weiteren Familie nicht auftauchen „dann Krankheiten erben sich, und kommen in die Geshlechter“ (pag. 126). Das nötige Wissen habe man sich beständig zu beschaffen, nicht erst im Vorfeld der Vermählung. Die verbindungswürdigen Geschlechter mussten also jeder Zeit genau beobachtet werden, um die ‘dynastische Gesundheit’ einzuschätzen. Karl Eusebius rät seinem Sohn, sich zu diesem Zweck durchaus offen an Dritte zu wenden, die Dienerschaft oder den Hofarzt zu befragen (sprich: zu bestechen).

Das Geheimnis der Körpersäfte

Der Begriff der Complexion, den Liechtenstein verwendet, meint übrigens weitaus mehr als den körperlichen Zustand eines Menschen. Er stammt aus der Humoralpathologie (Säftelehre), die trotz oder wegen ihrer antiken Grundlagen auch noch in der Frühen Neuzeit zum medizinischen Standardwissen gehörte. Wenn man von der Complexion eines Menschen sprach, meinte man damit seine körperliche Verfassung und seinen Geisteszustand. Aus der Sicht vormoderner Mediziner bedingte sich beides gleichzeitig. Zwischen Körper und Geist vermittelten die Körpersäfte, von denen es vier gab: Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. In der Theorie befanden sich befanden sich die vier Säfte bei einem physisch und psychisch gesunden Menschen im perfekten Gleichgewicht. Unwohlsein oder gar Krankheit verrieten ein Ungleichgewicht der Säfte, das ein erfahrener Mediziner beheben konnte. Die am häufigsten gebrauchten Mittel waren der Aderlass oder spezielle Diäten, da man davon ausging, dass alles, was man dem Körper zu- oder abführte, die Konzentration der Säfte beeinflusste.

Der antike Arzt Galen (2. Jh. n. Chr.), dessen Werke im Mittelalter und der Renaissance das medizinische Wissen enorm beeinflusst hatten, hatte außerdem erkannt, dass die Menschen in der Realität niemals vollständig gesund an Geist und Körper waren. Insbesondere unterschieden sie sich in ihren Gemütslagen. Der eine lebte eher zurückgezogen und in sich gekehrt durch den Tag, die andere erging sich wegen jeder Kleinigkeit in Wutanfällen. Die Lösung, so vermutete Galen, lag auch hier im Gemisch der Körpersäfte. Jemand, der besonders schwerfällig und behäbig tat, besaß offenbar einen Überschuss an Schleim. Seinem Temperament nach war er Phlegmatiker. Sehr emotionale Menschen, Melancholiker, besaßen zu viel schwarze Galle. Jedem der vier Körpersäfte entsprach ein Temperament. Sie wirkten sich freilich nicht nur negativ auf die Complexion eines Menschen aus. Dem Choleriker zum Beispiel, dem man ein Zuviel an gelber Galle diagnostizierte, schrieb man gleichzeitig zu, besonders kühn und mutig zu sein.

Feldforschung

Karl Eusebius, so können wir folgern, war also in Grundzügen mit dem medizinischem State-of-the-art seiner Zeit vertraut. Er fordert von seinem Sohn:

„der Homur [= Humor] der künfftigen Gemahlin auch wohl zuerkündigen, zuerforshen und selbst zu penetriren ist, damit ein gutte gewünshte und glücksseelige in stäter Liebe stehende Ehe seye und erfolge, so durch eigene Persohn und Übung mus erfahren werden, also wohin man sich vermehlen wolte, und etliche Orth man in vorshlag haben thäte, man alldahin reyßen mus”  (pag. 127f)

Um den Humor, also die “Feuchtigkeit”, den Zustand der Säfte, richtig beurteilen zu können, müsse man die Kandidatin genau beobachten. Der Fürst rät deshalb, sich eine Woche Zeit für die Feldforschung am fremden Hof zu nehmen. Notfalls gelte es, Krankheit vorzuschützen, um die Abreise zu verzögern. Falls ihr Äußeres allerdings schon nach der ersten Begegnung nicht zu überzeugen weiß, könne man direkt wieder abreisen: „dann hessliche Gesichter zu Arthen und in das Geshlecht zu bringen und darmit die Menshengestadlt zuverderben, soll keines weeges jemahls seyn“ (pag. 129).

Schön und tugendsam soll sie sein

Die potentielle Braut müsse groß sein, bloß nicht klein, und auf gar keinen Fall bucklig, denn ein Buckel könnte vererbt und so zum Fluch des eigenen Geschlechts werden. Eine aufrechte, hochgewachsene Gestalt gebe der Person in ihrem Auftreten mehr Präsenz. Die Augen wiederum sollten groß und von schwarzer oder brauner Farbe sein, aber: „nicht die jenigen groß, so nur grosse Kugl und Poltzet seyn, weith aus den Kopf herauß stehend, an einen Ross oder anderen Thier seynd die Poltzeten shön, am Menshen aber nicht, sondern nur das geshlitzte zuachten und zu wählen ist“ (pag. 130f).

Während der Erkundung, so Liechtenstein, „soll man sich dernach nicht verliebt zu seyn erzeügen, sondern blos als thäte man täglich die Fürstinen besuchen aus Höfflichkeit, wie es in der Weldt der Gebrauch ist, das Frauzimmer zubesuch- und zubedienen“ (128) So könne man ohne Peinlichkeiten mehrere Kandidatinnen beobachten. Erst wenn die Braut ausgewählt sei, könne man ihr gegenüber Affektion zeigen. Man sieht, Karl Eusebius hatte einen eher pragmatischen Zugang zur Liebe. Jedoch macht er sehr deutlich, dass „kein Heürath soll gezwungen werden” (pag. 129). Eine erzwungene Ehe hat keine Zukunft.

Was den Charakter der Kandidatin betrifft, so bleibt der Fürst von Liechtenstein dem damals üblichen Rollenbild verhaftet. Eine Frau solle „nicht hochtragen-eigensinnig” sein “und besonders geshämig, so an einen Weibs Bild das beste, und aller vornehmste und ein Zeichen der Ehrbarkeit und Keishheit, in welchen die gröste Tugend der Weiber, so alle Leichtfertige ausshliesset, auch das eine demüttig-andächtig und gottfürchtig seye, welche Tugend im Menshen die aller vornehmste, dan sie versaget und fliehet das Laster”. Schamhaftigkeit und Keuschheit waren schon im Mittelalter weibliche Kardinaltugenden, daran änderte sich bis weit ins 18. Jahrhundert wenig. Im Übrigen, so Karl Eusebius “sol man also mehres die Tugenden als die Schönheit an einer erwählenden Gemahlin beobachten und erwählen“ (pag. 129).

Kinder sind segenreich

Der letzte Punkt, den der Vater seinem Sohn mit auf den Weg geben möchte, ist gleichzeitig der wichtigste: die Fruchtbarkeit der zukünftigen Braut. Sie hat oberste Priorität. Nichts sei mehr von Bedeutung als „das man in seiner Ehe viell Kinder zu Erhaltung des Nahmens und Stammes erzeigen möge, so ein Segen Gottes ist, und jeder glückseelig sich zushätzen hat“ (131). Die Gebärfreudigkeit einer Frau kann freilich nur auf indirektem Wege erkundet werden. Das liegt in der Natur der Sache. Mit Ausnahme von Witwen, die sich erneut auf den Heiratsmarkt begaben, waren die Kandidatinnen (jedenfalls offiziell) noch jungfräulich. Als verlässlicher Indikator gilt dem Fürsten von Liechtenstein die Fruchtbarkeit der Eltern und der vorrangegangenen Generationen. Als Faustregel empfiehlt er: Je mehr Geschwister eine Frau hat, desto besser die Chancen auf eine ‘fruchtbare’ Verbindung mit ihr.

Die Liechtenstein’sche Instruktion – eine einzigartige Quelle

Damit wären wir wieder zum Anfang dieser kleinen Reihe zurückgekehrt: die Erhaltung der Dynastie als Grundmotiv adeliger Heiratsstrategien. Auch die Liechtenstein’sche Instruktion wurde in diesem Geist verfasst. Karl Eusebius verdeutlicht seinem Sohn immer wieder, dass seine erste und wichtigste Aufgabe die leibliche Fortsetzung des Hauses ist. Es überrascht deshalb wohl kaum, wenn der Adel in Sachen Eheschließung langfristig plante. Die Instruktion von Karl Eusebius illustriert, wie das gesammelte Wissen darum, wie man eine erfolgsversprechenden Brautschau durchführt, an die nächste Generation weitergeben werden kann. Eine Textgattung wie die Instruktion verantwortet das natürlich nicht allein. Die Vermittlung von adeligen Kulturtechniken war Teil der Sozialisation. Von Kindesbeinen an lernten der adelige Mann und die adelige Frau, wie sie sich zu verhalten hatten und was von ihnen erwartet wurde. Die konkreten Inhalte sind nur insofern überliefert, als sie schriftlich fixiert wurden. Texte wie die Liechtenstein’sche Instruktion entwickelten mit der Zeit eine eigene Dynamik. Häufig wurden sie von kommenden Generationen als Blaupause genutzt für eigene Erziehungsschriften. Sie wirkten also traditionsbildend. Im Fall Liechtenstein wurde das Dokument sogar unverändert übernommen und im 18. Jahrhundert mehrmals abgeschrieben. Für den Historiker bedeutet diese Praxis einen Glücksfall, denn überliefert ist die Instruktion nicht im Original, sondern nur in den Abschriften. Hätte Karl Eusebius‘ Ratgeber innerhalb der Dynastie keine so große Bedeutung erlangt, wäre der Text für immer verloren gegangen.

Quelle

VA 5-2-2 Fürstlich Liechtensteinsches Domänenarchiv Wien. (Kopie des 18. Jahrhunderts): Die Instruktion des Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein.

Quelle: http://edelfrauen.hypotheses.org/122

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CfP: 2. IEEE Workshop zu Big Humanities Data

Die Abgabefrist für Beiträge für den zweiten IEEE Workshop zum Thema “Big Data in den Geisteswissenschaften” rückt näher: noch bis zum 30. August können Full Papers (bis 9 Seiten) und Short Papers (bis zu 4 Seiten) online über das Konferenzverwaltungssystem eingereicht werden.

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Der Workshop wird im Rahmen der internationalen IEEE Konferenz zu Big Data (IEEE BigData 2014) stattfinden, die dieses Jahr zwischen dem 27. und 30 Oktober in Washington, USA veranstaltet wird. Der Workshop wird sich mit Herausforderungen und Möglichkeiten von Big Data in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften beschäftigen. Die Liste von verschieden Aspekten die dabei berücksichtigt werden sollen / können ist lang:

  • Text- and data-mining of historical and archival material.
  • Social media analysis, including sentiment analysis
  • New research objects for humanities analysis such as digital music, film
  • Cultural analytics
  • Social analytics
  • Crowdsourcing and big data
  • Cyber-infrastructures for the humanities (for instance, cloud computing)
  • NoSQL databases and their applications in the humanities
  • Big data and the construction of memory and identity
  • Big data and archival practice
  • Corpora and collections of big data
  • Linked Data and Big Data
  • Constructing big data for research in the humanities

Mehr Infos gibt es auf der Workshop-Website http://bighumanities.net/events/ieee-bigdata-oct-2014/.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3934

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aussichten. Perspektivierung von Geschichte, August 23, 2014

Neueste Beiträge in ‘aussichten’ Osterer, Oren: Das Israelbild in Tageszeitungen der DDR. Phil. Diss. [online] München 2013 Web 4.0: Internet of Things. Wie Oracle eine Schlüsselrolle bei der Vernetzung der Welt spielen will Ausstellung “Kriegsansichten” des Staatsarchivs Bamberg Lektionen aus dem 17. Jahrhundert für die Internationalen Beziehungen Weitere Informationen finden Sie unter http://www.aussichten-online.net Digest powered […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/08/5308/

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