Wege ins digitale Museum

Anlass dieses Beitrages sind Überlegungen zur Podiumsdiskussion , die begleitend zur aktuellen Ausstellung “Ich bin hier! Von Rembrandt zum Selfie” am 26. November in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe stattfand. Statt die Veranstaltung nachzuerzählen, möchte ich einige Gedanken zum digitalen Museum ausführen.

Damals: Die Frühzeit des Museums

Wie vieles Andere musste auch das Museum erfunden werden. Im Rückblick zeigen sich viele Widrigkeiten, die den Ausdifferenzierungsprozess dieser Institution begleiteten. Auf Umwegen gelangte man zu heutigen Selbstverständlichkeiten, die ihrerseits stets zur Disposition stehen.

So ist aus der Frühzeit der Kunsthalle Karlsruhe bekannt, welche Neuerung etwa das Anbringen von Basis-Informationen wie Geburts- und Sterbejahr der Künstler darstellte;[1] heute handelt es sich hierbei um einen Mindeststandard.

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Quelle: http://artincrisis.hypotheses.org/1482

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„Die Geschichte Europas – Erzählt von seinen Theatern“ – Eine Ausstellung im Wiener Theatermuseum

Ausstellungen zu Europa gibt es am laufenden Band, auch mit geschichtlichen Schwerpunkten. In diesem Rahmen sticht die Ausstellung im Theatermuseum Wien hervor, da sie eine eher ungewohnte Perspektive bietet: Sie betrachtet europäische Geschichte aus dem Blickwinkel der Theatergeschichte.

Der Beitrag „Die Geschichte Europas – Erzählt von seinen Theatern“ – Eine Ausstellung im Wiener Theatermuseum erschien zuerst auf Wolfgang Schmale.

Quelle: http://wolfgangschmale.eu/theatermuseum-wien/

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Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier. Zum Verhältnis von Originalüberlieferung und digitaler Reproduktion

Die neue Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier. Zum Verhältnis von Originalüberlieferung und digitaler Reproduktion

 

Die Schatzkammer im Blitzlicht

Im November 2014 konnte nach einer etwa vierjährigen Phase des Planens und Umbauens die neu gestaltete Schatzkammer der Trierer Stadtbibliothek wiedereröffnet werden. Die aktuelle Ausstellung trägt den Titel „Hundert Highlights – Kostbare Handschriften und Drucke der Stadtbibliothek Trier“. Abgesichert durch den Einsatz professioneller Klima- und Sicherheitstechnik, besteht nunmehr die Möglichkeit, hochrangige Exponate auch über einen längeren Zeitraum zu präsentieren. Das zuvor praktizierte Modell kurzzeitig angebotener Wechselausstellungen konnte damit ersetzt werden durch die Konzeption einer auf Nachhaltigkeit hin ausgerichteten Dauerausstellung. Mit ihrer Hilfe soll es gelingen, den Wert der Sammlung dauerhaft im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Daneben soll den potenziellen Besucherinnen und Besuchern eine größere Sicherheit für die Planungen ihrer Schatzkammerexkursionen geboten werden.

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Quelle: http://scriptorium.hypotheses.org/494

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Ausstellung: Hamburg als Industrieplatz 2015

Die Hamburger Industrie war 1952 geprägt von großen Fabriken und Werken. Mit der Hilfe des berühmten Fotografen Alfred Ehrhardt versuchte die Handelskammer dem Bild, Hamburg sei eine Hafen- und Handelsstadt, entgegenzuwirken. Nachdem die Fotografien fast vergessen waren, sind sie heute wieder in der Handelskammer zu betrachten. – Von Janne Rumpelt

Frauen sitzen in Reih und Glied an ihren schmalen Arbeitsplätzen und bestücken Setzkästen, im Hintergrund sind noch weitere Sitzreihen mit Frauen, die die gleiche Arbeit verrichten. Die dunkle Arbeitsatmosphäre ist kaum zu übersehen. Niemand unterhält sich oder lächelt.

Hamburg als Industrieplatz 1952

Diese Fotografie von Alfred Ehrhardt zeigt Arbeiterinnen im Jahr 1952, die im Philips-Valvo-Werk (Deutsche Philips GmbH) angestellt sind.

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Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=2075

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“Gehorsam” im Berliner Jüdischen Museum – kritische Anmerkungen

Die derzeitige Sonderausstellung im Jüdischen Museum Berlin erregte in der Presse viel Aufsehen. Peter Greenaway und Saskia Boddeke widmen sich unter dem Titel „Gehorsam” dem Isaak-Motiv. Insbesondere Greenaway ist durch seine künstlerisch ausgefeilten Filme, die zugleich den Schaffensprozess von Kunst reflektieren einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Daher interessiert es, wie der Regisseur das Medium Film für den Ausstellungskontext aufbereitet. Die begehbare Videoinstallation ermächtigt die BetrachterInnen dazu, das Tempo bzw. die Intensität der Erzählung selbst zu bestimmen. Von Saskia Boddeke stammen die theatralen Elemente wie Choreographie und räumliche Inszenierung.

Auf den ersten Blick erscheint das Konzept, die Isaak-Erzählung als Kernbestand dreier monotheistischer Religionen zu thematisieren auch sehr lobenswert. Es lässt auf eine integrative-innovative Sichtweise hoffen, wie man sie eben von der Kunst erwartet.

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Quelle: http://artincrisis.hypotheses.org/777

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Marxistische Kunstgeschichte zwischen Möglichkeit und Notwendigkeit, Wien, 27. und 28. November 2015

Symposium „Aber etwas fehlt. But something’s missing.“ Marxistische Kunstgeschichte zwischen Möglichkeit und Notwendigkeit
27. und 28. November 2015, Wien, mumok Museum moderner Kunst

information_knowledge„Aber etwas fehlt!“, insistiert Paul Ackermann, eine der Zentralfiguren von Bert Brechts Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (1930), gegenüber seinen das Leben feiernden FreundInnen. Inmitten dieser Hochburg des Vergnügens, der „Netzestadt“ Mahagonny, die die Arbeit abgeschafft hat und in der für Geld jeder Spaß zu kaufen ist, verspürt Paul Ackermann einen Phantomschmerz. Heute scheint die Situation, die Brechts Mahagonny ausmalt, durchaus realistisch: die Existenz einer Welt, in der Arbeit nicht mehr den Kern der gesellschaftlichen Synthese bildet und in der es dennoch keinen Grund zum Feiern gibt.
Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts waren VertreterInnen der marxistischen Kunstgeschichte wie Lu Märten, Arnold Hauser, Meyer Schapiro, T. J. Clark, Carol Duncan oder Linda Nochlin entscheidende ImpulsgeberInnen für die Verknüpfung gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen mit der Frage nach der Relevanz der Kunst. Es war die marxistische Kritik, die das Produktionsumfeld der Werke und ihrer ErzeugerInnen in die Kunst hineinzog und damit die Kunst aus der gesellschaftlichen Isolation der repräsentativen Exzellenz herausführte.

Die globale Krise, die seit 2008 anhält, hat die Ausgangslage verändert: Sie ist keine Krise der Arbeit, sondern eine ihrer Finanzialisierung; menschliche Arbeitskraft scheint darin nur mehr ein sekundärer Faktor zu sein. Wie lässt sich unter diesen Vorzeichen eine materialistische Kunstgeschichte praktizieren, deren Methodologien doch immer zentral auf die synthetische Kraft der Arbeit aufbauten? Gilt es, die Arbeit wieder ins Zentrum der gesellschaftlichen Wahrnehmung zurückzubringen?
Oder lässt sich ein Materialismus denken, der Kunst jenseits der Arbeit diskutiert? „Aber etwas fehlt. But something’s missing.“ will die Produktivität einer aktualisierten materialistischen Kunstgeschichte für die Gegenwartskunst behaupten und sich deshalb im Rahmen von Vorträgen und Diskussionen explizit jenen Kunstgeschichten widmen, die seit den 1960er-Jahren materialistische Ansätze zum Ausgangspunkt ihres Kunstverständnisses gemacht haben. Die Befragung der Geschichte(n) der marxistischen Kunstgeschichte – ihrer politischen und ästhetischen Parameter – soll mögliche Wege in die Gegenwart aufzeigen. Dabei wird das aktuelle Verhältnis zwischen „marxistisch“ und „politisch“ ebenso zur
Diskussion stehen wie die Frage, wie sich eine Institution wie das mumok innerhalb einer solchen Auseinandersetzung verorten kann.

Konzept: Kerstin Stakemeier und Manuela Ammer

Quelle: Presseinformation – mumok-Jahresprogramm 2015 – 15. Jänner 2015

mumok Museum moderner Kunst
Stiftung Ludwig Wien
Museumsplatz 1, 1070 Wien
www.mumok.at


Einsortiert unter:Ausstellung, Erfahrungen, Historiker, Interna, Methodik, Museum

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2015/01/27/marxistische-kunstgeschichte-zwischen-moglichkeit-und-notwendigkeit-wien-27-und-28-november-2015/

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Fragen und Austausch zu: Museen / Digitalisierung / Netzwelt

Fragen Museen und insbesondere Ausstellungen haben in den letzten Jahrzehnten geboomt. Darauf ausruhen können sie sich jedoch nicht, denn neue Herausforderungen warten und ob der Besucherzustrom anhält ist unsicher. Diesmal geht es nicht primär um schrumpfende Kulturetats, auch wenn die … Weiterlesen

Quelle: http://dss.hypotheses.org/1405

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Karl der Große und der Dreißigjährige Krieg

Was hat Karl der Große mit dem Dreißigjährigen Krieg zu tun? Als der Franke 814 starb, sollte es mehr als 800 Jahre dauern, bevor der Konflikt losbrach, der dreißig Jahre lang in Europa wütete. Doch auch in dieser Zeit gab es Reminiszenzen an Karl, zumindest in Aachen. Denn dort ließ der Rat der Reichsstadt Aachen im Jahr 1620 ein bronzenes Standbild Karls vor dem Rathaus aufstellen. Dies paßte gut, war Karl doch Stadtpatron und Lokalheiliger. An ihn zu erinnern und sich auf ihn zu berufen war gerade in diesen unsicheren Zeiten passend.

Wobei es eher unwahrscheinlich ist, daß die Aachener die sich anbahnenden Konflikte im Reich im Blick hatten; niemand konnte ahnen, daß die böhmischen Unruhen nur der Auftakt für einen Krieg sein würden, der noch das ganze Reich erfassen würde. Aachen lag vielmehr im Einzugsgebiet des spanisch-niederländischen Konflikts. Dazu kamen stadtinterne konfessionelle Auseinandersetzungen, die 1614 den spanischen General Spinola veranlaßten, im Rahmen einer Reichsexekution die Stadt zu besetzen und die katholische Restitution durchzuführen (kurz und prägnant beschrieben in der Studie von Johannes Arndt, S. 195-200). Um 1620 war dieser Konflikt zwar (im katholisch-kaiserlichen Sinne) bereinigt, doch die Lage war weiterhin bedrohlich. Klar war zudem, daß im darauffolgenden Jahr der Zwölfjährige Waffenstillstand zwischen Spanien und den Generalstaaten auslaufen würde. Mit einer Statue Karls des Großen erinnerte man sich also an große Zeiten und an die schützende Nähe zum Kaiser.

Karl der Große, Aachen

Karl der Große, Aachen 

Dessen Standbild war nun nicht nur mit den klassischen Herrscherinsignien wie Szepter und Reichsapfel versehen, sondern vor allem wehrhaft dargestellt. Damit meine ich weniger das Schwert an seiner Seite als vielmehr die Rüstung. Diese hatte nun nichts mit der Ausrüstung eines fränkischen Kriegers in der Zeit Karls des Großen zu tun, sondern verwies deutlich auf die Panzerung von Kürassieren, wie sie im 16. Jahrhundert üblich war. Zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs war ein Vollharnisch, wie ihn die Bronzestatue hier zeigt, schon wieder unüblich; da ersetzten die langen Reiterstiefel, in die man praktischerweise oben auch noch Pistolen packen konnte, das Beinzeug.

Ganz im 17. Jahrhundert war Karl der Große in seinem Aufzug also nicht angekommen; hätte er sich unter die Pappenheimischen Kürassiere mischen wollen, wäre er durchaus aufgefallen – nicht nur wegen seiner Barttracht, die gar nicht mehr den modischen Standards der Söldner dieser Zeit entsprach. Aber es entsprach sicher den Aachener Erwartungen, wenn das Standbild nicht an die Gegenwart erinnerte, sondern zurückverwies auf andere, sicherlich bessere Zeiten.

Zu sehen ist der bronzene Karl im Rahmen der diesjährigen Ausstellung in Aachen, und zwar im Centre Charlemagne. Und wenn er mir im Zuge des diesjährigen Betriebsausflugs in der vergangenen Woche aufgefallen ist, muß ich auch die altbekannte Erkenntnis akzeptieren, daß man vor allem das wahrnimmt, was man schon kennt.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/533

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Antonioni und die Geschichte der Fotografie: Eine Ausstellung in Wien

Michelangelo Antonionis Film Blow Up gilt als Dokument einer Epoche. Er begründete den Weltruhm des deutschen Models Veruschka von Lehndorff, dem Herbie Hancock seinen Hammond-Groover im Soundtrack widmete, und spricht wie nur wenige andere Filme die Bildsprache der “Swingng Sixties”: Sex, Musik, Drogen, Design und Gegenkultur. Eine atmosphärische Momentaufnahme vom London des Jahres 1966, der “aufregendsten Stadt der Welt”, wie im selben Jahr das amerikanische Magazin Time jubelte. Dass Antonioni sein Porträt der Swinging Sixties weniger als impressionistische Erzählung erfunden als vielmehr sorgfältig recherchiert hatte, enthüllt nun eine Ausstellung, die noch bis Mitte August 2014 in der Wiener Albertina zu sehen ist.

David Hemmings in Blow Up (Regie: Michelangelo Antonioni), 1966. film still. Foto: Arthur Evans, Privatsammlung Wien, Courtesy: Neue Visionen Filmverleih GmbH (Albertina/Wien)

Vordergründig ist Blow Up ein Krimi, und entsprechend dramatisch inszeniert ihn das Museum. Beim Betreten umfängt den Besucher Dunkelheit. Eine eigens in das gold- und stuckverzierte Palais hineingebaute Blackbox (Ausstellungs-Design Walter Kirpicsenko) macht den Film begehbar: Standbilder leuchten aus Dioramen, in überdimensionale Filmstreifen hineinmontierte Ausschnitte teilen den Film thematisch auf. Den Anfang macht die Schlüsselszene im Park: Der von David Hemmings gespielte Protagonist hat ein Liebespaar fotografiert, meint aber beim Entwickeln der Negative im unscharfen Bildhintergrund einen Pistolenschützen zu entdecken. Als er die Fotos immer weiter vergrößert, erscheint eine Leiche, doch die Fotografie bietet keine Eindeutigkeit: Die Figur löst sich zu Pixeln auf.

Don McCullin: Thomas’ blow-ups aus dem Park – Courtesy Philippe Garner © Neue Visionen Filmverleih GmbH/Turner Entertainment Co. – A Warner Bros Entertainment Company. All rights reserved. (Albertina/Wien)

Kapitelweise erkundet die Ausstellung nicht nur Antonionis Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie, sondern auch realhistorische Hintergründe und ästhetische Vorbilder des Filmes. Erstmals zu sehen sind die Fragebögen, die der Regisseur an Londoner Fotografen verschickt hatte. Darin erkundigte er sich nach deren Lebensgewohnheiten: Ob sie bei der Arbeit tränken, mit ihren Models schliefen, sich von Pop- und Op-Art beeinflussen ließen, ihre Autos selbst führen oder Chauffeure beschäftigten. Marotten wie der Rolls-Royce des Protagonisten waren nicht der Fantasie des Regisseurs entsprungen, sondern bei dem Londoner Fotografen Terence Donovan abgeschaut.

Bildsprache von Comics und Film Noir: Das Kino thematisiert die Popkultur

David Bailey photographing Moyra Swan, 1965
© Terry O´Neill – Courtesy Philippe Garner (Albertina)

Gemeinsam mit seinen Kollegen David Bailey und Brian Duffy bildete der Lebemann damals die berüchtigte “Black Trinity”, ein Trio, das die Modefotografie dynamisierte. Statt mit Großbildkamera und Stativ im Studio zu arbeiten, nahmen die drei Fotografen ihre Models mit der handlichen Kleinbildkamera Nikon F auf, die auch in Antonionis Film die eigentliche Hauptrolle spielt. Den Hintergrund bildeten alltägliche Straßenszenen und ungewöhnliche Settings. Mal hängten die Foto-Pioniere ihre weiblichen Models an Fallschirme, mal inszenierten sie Dressmen mit Schusswaffen in erzählerischen Bildsequenzen, die vom Film Noir oder vom Comic inspiriert waren. Antonioni zeigte diese Fotos in Blow Up – und holte deren Bildsprache damit zurück ins Medium Film.

Das ikonische Shooting mit Veruschka hatte er sich ebenfalls von David Bailey abgeguckt. Ein Jahr zuvor hatte dessen Kollege Terry O’Neill seine Arbeitsweise in einer Serie porträtiert, die sich Antonioni zum Vorbild nahm. Um das Medium Fotografie in seinen unterschiedlichen Varianten zu zeigen, wechselte er in Blow Up radikal Setting und Genre: Eben noch erotisierender Mode-Macho, versucht sich sein Protagonist im nächsten Moment im seriösen Genre der Sozialreportage unter Fabrikarbeitern und Obdachlosen.

Die Ausstellung zeigt, wie akribisch Antonioni auch hier arbeitete: Die Bilder, die der fiktive Fotograf im Film seinem Agenten vorlegt, hatte der Regisseur eigens bei dem Reportage-Fotografen Don McCullin in Auftrag gegeben. Die Fotos porträtieren das bettelarme East End der sechziger Jahre und setzen damit einen Kontrapunkt zum hedonistischen Lebensstil der Londoner in-crowd.

Hier weiterlesen (zuerst erschienen in DIE ZEIT Nº 26/2014)

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1556

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Paris zur Zeit der Belle Époque: die Ausstellung “Paris 1900” im Petit Palais

Foto 1Das Petit Palais an den Champs-Elysées wurde neben dem Grand Palais als prächtiger Ausstellungspalast für die Weltausstellung 1900 errichtet und dient heute als Museum. Derzeit werden dort bis zum 17. August 2014 in der Ausstellung “Paris 1900, la ville spectacle” über 600 Exponate gezeigt und Besucherinnen und Besucher in das Paris der Jahrhundertwende, die Zeit der Belle Époque, zurückversetzt. Das Petit Palais alleine lohnt schon einen Besuch, denn es repräsentiert bestens die Zeit des Fortschrittsoptimismus, der technischen Neuerungen und den Stil und die Eleganz des Pariser Lebens um 1900.

Foto 2Gezeigt werden in sechs thematischen Abschnitten Gemälde, Kunstgegenstände, Poster, Skulpturen, Fotografien, die ersten Filme der Gebrüder Lumière sowie Möbel, Schmuck und Kostüme. Das ist insgesamt sehr klassisch, transportiert aber dennoch überzeugend die quirlige Atmosphäre und die Aufbruchsstimmung, die anlässlich der damaligen Weltausstellung geherrscht haben muss. Über 51 Millionen Besucherinnen und Besucher kamen damals aus aller Welt nach Paris. Darunter waren auch viele deutsche Dienstmädchen, die sich zu dieser Zeit in Paris in Stellung oder auf Arbeitssuche befanden. Die Weltausstellung taucht in den Archiven und Dokumenten immer wieder auf, so z.B., weil im Jahr 1900 die Übernachtungszahlen des protestantischen Dienstmädchenheims zum ersten Mal rückläufig waren. Nach der gültigen Hausordnung des Heims, durften die jungen Frauen nach dem Abendessen um 19 Uhr das Haus nicht mehr verlassen. Sie wollten aber unbedingt zur Weltausstellung gehen und suchten und fanden also andere Unterkünfte, die ihnen größere Freiheiten erlaubten1.

Drei Bahnhöfe (Gare de Lyon, d’Orsay und Invalides) waren eigens für die Weltausstellung 1900 gebaut sowie die erste Metrolinie fertig gestellt worden. Nur ein Jahr zuvor war die Dreyfusaffäre mit der Begnadigung von Alfred Dreyfus zwar noch nicht vollständig beendet, aber zumindest beruhigt worden. Aufgrund der internationalen Proteste nach der zweiten Verurteilung des jüdischen Offiziers wäre es beinahe zu einem internationalen Boykott der anstehenden Weltausstellung in Paris gekommen. Erst die Begnadigung im Herbst 1899 sorgte dafür, dass die Weltausstellung zu einem internationalen Erfolg werden konnte.

Foto5Die heutige Ausstellung im Petit Palais führt Besucherinnen und Besucher durch die Abschnitte “Paris, vitrine du monde”, eben jener Weltausstellung von 1900 gewidmet, das Paris des “Art Nouveau”, gefolgt vom Paris der Kunstszene, “Der Mythos der Pariserin” und “Paris bei Nacht”, mit den Abschnitten zur Theater- und Kabarettszene, und dem Abschnitt von den Cafés-concerts über Zirkus bis hin zu den Freudenhäusern am Montmartre.

Der Mythos der “Belle Époque” dauert bis heute an, und das nicht nur, weil unmittelbar im Anschluss an diese – zumindest bürgerliche – Leichtigkeit das Grauen des Ersten Weltkriegs folgte, sondern auch, weil darin eine tatsächliche kulturelle Mischung zum Ausdruck kommt, auf deren ungleiche Kräfte die Ausstellung hinweisen will, so das Programmheft. Ein Besuch ist zwar beim Einlass stets mit Wartezeiten verbunden, wird aber allen, die sich für Paris und die Belle Époque interessieren, uneingeschränkt empfohlen.

Wer nicht nach Paris kommen kann, hat die Möglichkeit, sich mit diesem Video zu trösten, das einen Eindruck von der Ausstellung bietet (mit französischen Kommentaren von Christophe Leribault).

Exposition Paris 1900 – Petit Palais von paris_musees

 

Ausstellung im Petit Palais
vom 2.4.2014-17.8.2014,
Dienstag-Sonntag 10h00-18h00
Donnerstags 10h00-20h00

http://www.petitpalais.paris.fr/fr

Fotos (M. König):

1) Das Petit Palais

2) Der Eingang der Ausstellung

3) Blick in die Ausstellung: der Abschnitt zu Theater und Kino

  1. Vgl. Mareike König, Bonnes à tout faire: Deutsche Dienstmädchen in Paris um 1900, in: Dies. (Hg.), Deutsche Handwerker, Arbeiter und Dienstmädchen in Paris. Eine vergessene Migration im 19. Jahrhundert, München 2003, S. 69-92, hier S. 88, online: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0004/bsb00044758/images/index.html?fip=193.174.98.30&seite=69&pdfseitex=.

Quelle: http://19jhdhip.hypotheses.org/1885

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