Wie kommen wir in den Geisteswissenschaften zu wissenschaftlichen Ergebnissen? Verkürzt gesagt durch die hermeneutische Interpretation von Texten, Bildern und Objekten, durch das narrative Füllen von Leerstellen, die uns diese aufgeben, durch spezifische Verknüpfungen, die in der Geschichtswissenschaft zumeist eine temporale Struktur aufweisen. Idealtypisch folgen wir dabei einer Fragestellung, verwenden standardisierte Methoden, bemühen uns um Berücksichtigung verschiedener Standpunkte und sind uns der eigenen Subjektivität beim Abfassen einer Darstellung bewusst. Für Experimente bleibt dort kein Platz, es sei denn, man meint Gedankenexperimente1 oder definiert schon das “Sich-auf-die-Suche-machen- und-nicht-wissen-ob-es-zum-Thema-Material-gibt” als Experiment.
Zur Beantwortung einer bestehenden oder zur Generierung einer neuen Forschungsfrage jedoch, also als Methode im Erkenntnisprozess mit empirischen Anteil – und darum soll es hier gehen -, werden in den traditionellen Geisteswissenschaften keine Experimente gemacht. Wer dennoch von Experimenten spricht, meint zumeist ein “Ausprobieren”.
Anders, so scheint es, in den Digital Humanities: Experimente sind hier – allein schon sprachlich – omnipräsent. Lisa Spiro zufolge ist die Sprache der Digital Humanities voller Ausdrücke, die mit Experimenten verbunden sind.
[...]
Quelle: http://dguw.hypotheses.org/257