Vom Essen und vom Trinken in China (IV): “Alles, was man essen kann”

In „Alles, was man essen kann“ ging Waverly Root (1903-1982) wiederholt auf Nahrungsmittel und auf Speisen ein, die entweder aus China stammen oder hauptsächlich mit China assoziiert werden.[1] Die folgende Zusammenstellung entsprechender Bemerkungen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Gemüse

Zum Chinakohl und seinem “Verwandten” Pak-Choy schreibt Root: “[...] ersterer ist ein Kopfkohl mit wirsingähnlicher Blattstruktur, doch von länglicher Form und von zartgelber bis weißlicher Farbe, letzterer ein Blätterkohl mit weißen, fleischigen Stengeln und hell- bis tiefgrünen Blättern von weicher und glatter Struktur.” (S. 172). An anderer Stelle (S. 269) weist Root darauf hin, dass Pak-Choy nichts anderes als “weißes Gemüse” (baicai 白菜) bedeutet.
Zu Brokkoli meint Root, dass dies “eines der wenigen westlichen Gemüse” sei, “die von den Chinesen angenommen wurden.” Außer den Chinesen würden es allein die Italiener verstehen “Textur und Aroma zu bester Geltung” zu bringen. (S. 33). Spinat wurde schon 647 n. Chr. in chinesischen Werken erwähnt (S. 345).
In seinen Erläuterungen zur Süßkartoffel (chines. hongshu 紅薯) beschreibt er einen für die frühneuzeitliche Verbreitung von Nutzpflanzen “typischen” Weg: “China erhielt die Batate vermutlich über spanische Händler, die sie von den Philippinen mitbrachten, und Japan erhielt sie von China.” (S. 350).

Obst

Root stellt die Frage, ob die Birne nicht aus China stammt, nachdem sie dort schon für die Zeit um 2100 v. Chr. als Grabbeigabe nachgewiesen werden konnte. (S. 27). Im Gegensatz dazu ist der Granatapfel (shiliu 石榴) in China nicht vor 100 v. Chr. bezeugt (S. 90). Ein chinesischer Reisender des 7. Jahrhunderts erwähnte die Mango (S. 230).  Die Papaya erreichte China nicht vor dem 19. Jahrhundert (S. 270).

Der Geschichte der Jujube (shazao 沙棗) in China widmet Root breiten Raum (S. 131):

“[...] in China werden Jujuben seit mindestens 4000 Jahren kultiviert, und die Jujube hat einen festen Platz in der klassischen chinesischen Küche. Im Mittelalter war eine der ‘acht Köstlichkeiten’ Chinas Spanferkel mit einer Füllung von Früchten, die in den Übersetzungen als Datteln bezeichnet werden. [...]“

Einen handfesten politischen Grund hatte die Umbenennung der Frucht des Chinesischen Strahlengriffels. Diese erhielt den Namen Kiwi “als man feststellen mußte, daß in Amerika McCarthys das Wort ‘chinesisch’ nicht viel verkaufsfördernder war als Begriffe wie ‘kommunistisch’ oder ‘Weltrevolution’ [...] (S. 161)

Sowohl “die große Zahl wilder Varietäten” als auch “die große Zahl spezifischer Schädlinge und Krankheiten der Pflanze”, die es in Südchina legen den Schluss nahe, dass die Süßorange aus dieser Gegend stammt (S. 264). Melonenkerne, so Root, galten im China des 2. Jh. v. Chr. als “beliebte Näscherei” (S. 240).

Ausführlicher als dem Vorkommen der Orange in Südchina widmet sich Root der Bedeutung des Pfirsichs für die Kultur(geschichte) Chinas. In Dichtung und Malerei gilt der Pfirsich als Symbol der Unsterblichkeit – ein typisches Geburtstagsgericht trägt den Namen ‘Pfirsich des langen Lebens’ (shoutao 壽桃). In alter Zeit nahm man auch an, “daß der Genuß von Pfirsichen später einmal den Leichnam vor Verwesung bewahrt.” (S. 282)

Der Kumquat (S. 189 f.; chinesisch jinju 金橘) widmet Root einen eigenen Eintrag. Die Litschi (chines. lizhi 荔枝), “die zusammen mit der Frühlingsrolle und dem rätselhaften Gericht namens Chop-Suey[2] für jedermann im Westen die chinesische Küche repräsentiert” (S. 211), erwähnt er dagegen nur en passant.

Nüsse

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. scheint der Walnussbaum nach China gekommen zu sein. (S. 375)
Nur ihrem deutschen Namen nach – botanisch gesehen zählt sie zu den Hülsenfrüchten – sei hier auch die Erdnuss erwähnt, die frühestens im 17. Jahrhundert nach China gelangte. (S. 62)

Fleisch

“Die Zeitungsente ist kein Vogel, sondern eine Schimäre, und der 2 CV gehört zu den Dingen, die selbst ein Chinese nicht essen würde, obwohl er weder ein Tisch noch ein Flugzeug ist.” (S. 54)[3]

Wie dieses und andere Beispiele[4] zeigen, bringt Root in seinem Text auch gängige Vorurteile unter. Zum Verzehr von Schweinefleisch bringt er eine Beobachtung von Owen Lattimore, die die mit einem mongolischen Vorurteil schließt: “Wer Schweinefleisch ißt, fängt an zu werden ‘wie die Chinesen’.” (S. 335).

Im Zusammenhang mit dem Ursprung des Fasans weist Root auch auf den Bericht des Marco Polo hin. (S. 71).

Neben Schweinefleisch und Geflügel zählt Lamm in China “zu den köstlichsten Feiertagsspeisen”, vor allem im Norden und Nordwesten des Landes (S. 200).

Eine besondere Spezialität der nordchinesischen Küche ist die Lammfleischsülze, deren Gelatine aus den Lammfüßen gewonnen wird, ebenso wie die Franzosen sind auch die Chinesen Meister im Verwerten aller Teile ihres Schlachtviehs.” (S. 200 f.)

Während Tigerfleisch „seit der Zeit der Peking-Menschen von der Speisekarte verschwunden“ (S. 355) wäre, hätten Chinesen – nach den “Indianern”, aber vor den Arabern – Kamelfleisch gegessen (S. 139). Nicht nur in der römischen Antike – auch im “alten China” wurden Kraniche zum Verzehr zubereitet (S. 177).

Fisch

Sowohl im Zusammenhang mit dem Fisch im Allgemeinen (S. 75) als auch mit dem Karpfen (S. 146) weist Root darauf hin, dass die Chinesen auf den der Bewässerung der Reispflanzen dienenden Terrassen auch Fischzucht betrieben hätten.

Reis und Getreide

Im Zusammenhang mit Gerste (S. 87) und Hirse (S. 109) erwähnt Root die “fünf heiligen Kulturpflanzen Chinas”: Gerste noch Reis, Sojabohne, Weizen und Hirse. Für den Norden Chinas nennt Root den Weizen als “Hauptnahrung – meist in Form von Nudeln, aber auch als Brot.” (S. 376) In Süd- und Zentralchina ist der Reis das wichtigste Nahrungsmittel (S. 301):

Die französische und die chinesische Küche werden gern miteinander verglichen, was Raffinement und Einfallsreichtum betrifft, doch nichts erhellt den Unterschied zwischen beiden Mentalitäten schlagender als die Verwendung der gleichen Metapher: In China sagt man von einer Mahlzeit ohne Reis, sie ähnele einer einäugigen Schönheit, in Frankreich sagt man das von einer Mahlzeit ohne Käsegang. (S. 304)

Der Mais kam offensichtlich Mitte des 16. Jahrhunderts nach China: 1550 als eine der Tributgaben genannt, wird er 1555 in einer Lokalmonographie aus der Provinz Henan erwähnt. (S. 223).

Gewürze

Einige der Gewürze, die in der chinesischen Küche Verwendung finden, handelt Root im Zusammenhang mit dem Fünf-Gewürze-Pulver ab, “sofern es sich um das chinesische Gewürz handelt, Pfeffer oder Szechuanpfeffer, Sternanis, Fenchel, Zimt und Nelken [...] (und außerdem nicht selten getrocknete Mandarinenschale, obgleich diese es zu einem Sechs-Gewürze-Pulver macht) [...]” (S. 81)

Eier

Root erwähnt, dass sich in China Taubeneier “großer Beliebheit” erfreuen. Die “‘hundert-’ oder ‘tausendjährigen’ Eier der chinesischen Küche sind Enteneier (die bis zu 100 Tage alt sein können)” (S. 48)[5]

„Besonderheiten“

Zum Schluss dieses Beitrags noch einige weitere Hinweise, die Root auf die chinesische Esskultur gibt: so erwähnt er, dass die Blätter der Chrysanthemen-Blüten in China “getrocknet als Teebestandteil” (S. 37) genossen werden. Über den Götterbaum schreibt er, dass “dessen Blätter in China zu Zeiten des Überflusses Seidenraupen und zu Zeiten des Mangels Menschen” ernährt haben. (S. 88) Die Heuschrecke sei in China auch unter der Bezeichnung “Strauchkrabbe” bekannt (S. 102 und 180). Unter “Lo” erwähnt Root nicht nur die Longan, “eine subtropische Frucht, die aussieht, wie eine lockere Traube gelblicher Weinbeeren und [die] in China als ‘Drachenaugen’ [chines. longyan 龍眼] bezeichnet [wird]“, sondern auch, dass Rhizome und Samen der Lotospflanze “von heutigen Chinesen gegessen” werden. (S. 214). Root schreibt, dass die früheste Beschreibung des Rharbarbers aus China stamme: “Sie nennt die Pflanze ein medizinisches Kraut, und das blieb sie die nächsten  4500 Jahre, in denen ihre Wurzel als Abführmittel benutzt wurde.” (S. 306). Während Root im Eintrag “Vogelnester” (S. 371) keinen Hinweis auf die chinesische Küche gibt, sei am Ende dieses Beitrags noch der “Wolkenohrpilz” (mu’er 木耳) erwähnt, “den man nur in China frisch essen kann, in welcher Form er sehr viel besser mundet als in der anderswo gebräuchlichen getrockneten”. (S. 380)

  1. Waverley Root: Alles, was man essen kann. Eine kulinarische Weltreise von Aakerbeere bis Zwiebel. Bearbeitet und aus dem Amerikanischen übersetzt von Melanie Walz (Frankfurt a. M. 2002 [deutsche Erstausgabe unter dem Titel Das Mundbuch (Frankfurt a. M. 1994); amerikan. Original: Food. An Authoritative and Visual History and Dictionary of the Foods of the World (New York 1980]).
  2. zasui 雜碎, i.e. “verschiedene Reste”
  3. Vgl. dazu: “Die Kantonesen essen alles, was am Himmel fliegt, außer Flugzeuge.” Ostasienlexikon, Ostasieninstitut der Hochschule Ludwigshafen am Rhein.
  4. So etwa die Erwähnung des für das 2. Jh. v  bezeugten Verzehrs von Hundeleber (S. 210) oder die eher vagen Angaben zu Schlangenfleisch (S. 329).
  5. Zu den Kiefernblüteneiern oder Tausendjahreiern vgl. Ostasieninstitut der Hochschule Ludwigshafen: Ostasienlexikon, Art. “Tausendjährige Eier”.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1256

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Kaiserdom-App

[Autor: Lukas Schulte | Studierender | Universität Duisburg-Essen]

Unter den sogenannten „neuen Medien“, die zum historischen Lernen gehören, sind Apps, insbesondere die Kaiserdom-App und das damit verbundene Projekt sicherlich die neusten Vertreter dieser Sparte. Das Kaiserdom-App Project entstand zu Beginn des Schuljahres 2011/2012 am “Gymnasium am Kaiserdom” in Speyer. Dies ist eine Kooperation der Schule und der medienpädagogischen Förderinstutition medienundbildung.com. Fünf Schüler entwickelten unter der Anleitung von Programmierern eine App, mit der spielerisch die Stadt Speyer entdeckt werden kann, um vor allem die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen zu erreichen.

Um die App benutzen zu können, braucht der Nutzer ein Android-Smartphone. Nach dem Download der App aus dem Google Play Store kann das Such- und Rätselspiel beginnen [youtube-Video zum Projekt]. Der Nutzer scannt einen QR-Code, um die entsprechende Rundführung auszuwählen. Dann kann die „Mission Delta“ beginnen. Folgt man den Anweisungen von „Tony Qest“ begibt sich der Nutzer auf eine digitale Schnitzeljagd durch das historische Speyer.

Durch eine spannende und packende Geschichte werden die interessantesten Orte der Stadt entdeckt. Dabei haben die fünf Schüler kreative Infotexte, Fragen und Videos erstellt, die die “neuen Medien” in den Vordergrund stellt. Das mit vielen Preisen prämierte Projekte ist mittlerweile so erfolgreich, dass es weiterentwickelt wird. Dafür gewann die Gruppe den Status von „peer3“. Dieser Preis fördert besonders medienpädagogische Projekte, die von Jugendlichen für Jugendliche entwickelt wurden. Mit dieser Förderung kann z.B. in Material für Workshops investiert werden.

Wie lässt sich das Kaiserdom-App Project nun für das historische Lernen im Unterricht nutzen bzw. kann man selbst so ein Projekt aufbauen?  Natürlich kann man die App als abwechslungsreiche Variante benutzen, wenn man mit Schulklassen oder Kursen nach Speyer fährt, um den Schülerinnen und Schülern die Geschichte der alten Bischofs- und Reichsstadt näher zu bringen. Viel interessanter ist es jedoch, wenn man selbst so ein Projekt mit den Schülerinnen und Schülern ins Leben ruft. Hier bedarf es natürlich viel Eigeninitiative und Zeit, um so etwas auf die Beine zu stellen. Auf der Seite der Kaiserdom-App selbst lassen sich viele zahl- und hilfreiche Tipps finden und eine allgemeine Anleitung, wie die App programmiert werden kann. Schülerinnen und Schüler haben so die Möglichkeit, Geschichte völlig neu zu erfahren. Dabei kann das geschichtliche Thema und die dazu entsprechende Fragestellung von enormer Bedeutung sein. Die Schüler können sich so aktiv mit dem geschichtlichen Stoff auseinander setzen. Vorher ist es jedoch nötig bestimmte geschichtliche Grundbegriffe wie Dekonstruktion, Rekonstruktion und Geschichtskultur zu klären. Dann haben die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeiten, sich mit den Themen entsprechend auseinander zu setzen. Mit dieser Möglichkeit kann der Forderung Rechnung getragen werden, dass nun auch die digitalen Medien Einzug in den Geschichtsunterricht finden und die Lebens- und Alltagswelt der Schüler mit einbezogen wird.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/184

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Petition zum Erhalt des Alten Bahnhofs Schleißheim

Der Alte Bahnhof Oberschleißheim steht seit Jahren leer und verfällt immer mehr. Der mögliche Ausbau der Bahnstrecke und häufig wechselnde Besitzverhältnisse haben in den letzten Jahren eine Nutzung verhindert. Wir befürchten, dass ein baldiger Abriss nicht mehr auszuschließen ist. Die Initiative ‚Verrückter Alter Bahnhof Oberschleißheim‘ hat bereits seit 2008 diverse Anstrengungen unternommen, das Bahnhofsgebäude nutzbar […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/07/5273/

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FAMI im LWL-Archivamt VII: Aufbereiten von Registraturgut

_BO_0740Hallo werte Archivinteressierte. Heute möchte ich auf eine grundlegende Aufgabe in unserem Arbeitsalltag eingehen, nämlich das Aufbereiten von Registraturgut. Viele Unterlagen aus der jüngeren Verwaltungsgeschichte bekommen wir von unserem Registraturbildner in Stehordnern überlassen, welche für eine dauerhafte Einlagerung im Magazin überaus ungeeignet sind, da die aufrechte Platzierung des Ordners schwerkraftbedingt nach einiger Zeit zu Verformungen führt, was auch seinen Inhalt schädigen kann. Zudem verbraucht der Stehordner auch in Hinblick auf die enthaltene Schriftgutmenge, mehr Regalplatz als eine gut gefüllte Archivschachtel. Natürlich ist die Archivschachtel auch wesentlich stabiler und liegt sicherer im Regal. (Aufbereitet) Umgebettet wird auch, um chemische Substanzen innerhalb des Archivguts zu minimieren wie z.B. mögliche Weichmacher in Klarsichthüllen, oder Metall (Büroklammern, Heftklammern), welches korrodieren kann.

 

Image00003Also ist eine Umbettung der Archivalien unabdinglich. Beim Umbettverfahren hier im Archivamt entnehmen wir die gelochten Schriftstücke aus ihren Ordnern und übertragen sie in säurefreie, der DIN ISO 9706 entsprechenden Deck- und Rückenkartonagen, die von einer Plastikbindung zusammenhalten werden. Da dieses System sehr simpel und einfach zu handhaben ist, können auch ungelernte Kräfte damit umgehen. Somit ist das Umbetten auch eine sehr gute Tätigkeit mit der man Praktikanten an die Arbeit im Archiv heranführen kann.

 

_BO_0744Zu dem Umbetten der Unterlagen gehört auch das „Entgräten“. Hierbei wird die Archivalie von allen Papierschädigenden Materialien befreit, wie beispielsweise Metallteilen (Büroklammern, Heftklammern) welche korrodieren können oder aber auch Klebefilmstreifen und Plastikfolien, die dem Papier durch chemisch ablaufende Prozesse im Laufe der Zeit zusetzen. Außerdem kann man parallel auch sehr gut anderes Archivgut aus der Akte entfernen, was vielleicht anderswo besser aufbewahrt werden sollte, z.B. Fotos die bei andere klimatische Lagerungsbedingungen wie Papier benötigen, oder Pläne, die man unter Umständen vielleicht besser in dafür vorgesehenen Schubladen planlegt. Beim Entfernen von Informationsträgern sollte man natürlich unbedingt beachten, dass an der entsprechenden Stelle ein Hinweisblatt zurückbleibt, was über den neuen Aufbewahrungsort der Unterlage Aufschluss gibt. Besonders beachten muss man auch Ausdrucke auf Thermopapier (Faxpapier). Wer sich an die Quittungen aus dem Supermarkt und ihre gefühlte Lesbarkeit von 3 Tagen vor Augen hält, der kann sich schon vorstellen warum diese Unterlagen unbedingt umkopiert werden sollten.

 

Ein ganz eigenes Kapitel, auf das ich auch nur Oberflächlich eingehe, ist der Umgang mit Datenträger wie z.B. CDs oder Disketten , welche mitunter in Unterlagen der letzten 30 Jahre auftauchen. Gerade Disketten, haben ein kritisches Verfallsdatum, was der magnetischen Speicherung der Daten geschuldet ist. Werden die Daten der Speichermedien nicht rechtzeitig in gängige Formate konvertiert (PDF, JPEG, TIFF) und auf Festplatte gespeichert, (oder bei einfachen Textdateien auch ausgedruckt), so sind diese schlicht und ergreifend irgendwann verloren. Neben der Lebensdauer der Datenträger ist ein weiteres Problem die Verfügbarkeit von passenden Abspielgeräten. Schaut mal bei euch am PC nach, ob Ihr noch ein Diskettenlaufwerk vorfindet. Also meiner hat keines mehr und hinzu kommt, das viele der heute produzierten Computer noch nicht einmal mehr ein DVD-Laufwerk besitzen. Man kann denke ich die Problematik erahnen, mit welcher die Archive in Punkto Datensicherung zu kämpfen haben.

 

Dahingegen ist die magazintechnische Bearbeitung von Akten aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert, welche vielfach mit der sogenannten preußischen Fadenheftung gebunden sind, geradezu ein Selbstläufer. Lästige Folien gab es damals noch nicht und auch Metallteile finden sich kaum, also muss bei diesen Akten bis auf die Entsäuerung des Papiers und die eventuelle Reinigung der Oberflächen kaum großer Aufwand betrieben werden. Einzig mechanischen Schäden oder Schimmelbefall sollte man natürlich behandeln.

 

Hat man die Akte nun magazingerecht aufgearbeitet, wandert sie nach entsprechender Verzeichnung in die passende Archivschachtel, welche natürlich auch gewisse Voraussetzungen erfüllen sollte. Die Außenmaße 39cm x 28 cm x 12 cm Länge, Breite, Höhe) sollte er schon haben, um Akten mit preußischer Fadenheftung, sowie Akten in Folio- oder DIN-Formaten, sowie die üblichen Klappmappen aufnehmen zu können. Zudem muss er wie alles archivgerechte Material auch alterungsbeständig nach DIN 9706 sein und eine gewisse Pappenstärke aufweisen, die eine Stapelung von 3 Schachteln übereinander ermöglicht.

 

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/920

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Voynich Manuskript das Werk eines Autokopisten?

“Schon wieder eine neue Theorie zum Voynich Manuskript?” mögen sich die geneigten Leserinnen und Leser dieses Blogs fragen. “Da lässt der Hermes doch bestimmt wieder kein gutes Haar dran.” Tatsächlich warfen die jüngsten Veröffentlichungen zum Thema weit mehr Fragen bei mir auf, als sie nachvollziehbare Antworten gaben. Um so erfreulicher finde ich, dass ich nun endlich einmal von einer aktuellen Veröffentlichung berichten kann, die ich für sehr überzeugend halte, vielleicht sogar für überzeugender als meine eigene Theorie.

Vor etwa vier Monaten wurde ich per Mail nett gefragt, ob ich bereit wäre, einen Paper-Entwurf zum Voynich Manuskript kritisch gegenzulesen. Die Bitte kam von Torsten Timm, der – wie so viele Voynich-Forscher – nicht mit der Wissenschaft sein Geld verdient. Wer weiß, wie gerne ich mich zwischendurch immer wieder mit dem Voynich Manuskript (VMS) beschäftige, kann natürlich ahnen, wie bereitwillig ich dieser Bitte nachkam. Vom ersten Augenblick an erschien mir Timms Hypothese plausibel und einen fruchtbaren Austausch per Mail und Skype später bin ich nach wie vor überzeugt davon, dass seine Theorie das Potential hat, die Entstehung des VMS-Textes zu erklären. Timm hat sie inzwischen (lobenswerterweise als Open Access Paper, daran bin ich auch nicht ganz unschuldig, glaube ich) auf arxiv.org veröffentlicht, so dass sich jede|r selbst ein Bild machen kann. Zu wünschen ist, dass sich Peer Reviewers finden, so dass das Paper auch auf einer publikumswirksameren Plattform veröffentlicht werden kann.

Kurz zum Inhalt: Timm begibt sich – wie ich das auch tat – auf die Suche nach einer Textgenerierungsmethode, deren Anwendung ein Resultat ergibt, dass die sonderbare distributionellen und statistischen Eigenschaften des VMS-Textes wiederspiegelt. Timm bezieht sich dabei vor allem auf die seltsame Eigenschaft, dass sich das Auftreten, die Häufigkeit und die Position (n-te Zeile, n-te Position in der Zeile) von VMS-Wörtern relativ gut vorhersagen lassen aus dem Auftreten, der Häufigkeit und der Position ähnlich aussehender Wörter. Da Timm ausschließt, dass dem Schreiber/der Schreiberin des VMS im späten Mittelalter/der frühen Neuzeit ein Instrumentarium zur Verfügung stand, das es erlaubte, eine solche Verteilung mathematisch herzuleiten, vermutet er, dass sie das Resultat eines Seiteneffekts einer einfacheren Methode der Textgenerierung ist.

Kern dieser angenommenen Methode ist ein Kopiervorgang des Schreibenden: Dieser erfand initial eine Reihe von unterschiedlichen Zeichenfolgen, die er im Anschluss immer wieder abwandelte. Timm weist nach, das teilweise ganze Zeilen voneinander kopiert scheinen, wobei immer leichte Abwandlungen in den Kopierprozess eingeflochten wurden, so dass nie gleiche, sondern immer nur ähnliche Zeichenketten entstanden. Auf den ersten Blick mag diese Methode als zu simpel bzw. zu abwegig erscheinen – wer zur Hölle soll sich hinsetzen und mehr als hundert Seiten auf diese sinnlose Art füllen? Allerdings wird die Hoax-Hypothese zum VMS (die Zeichen des VMS tragen keinen Inhalt, es wurde nicht zum Austausch bzw. zur Bewahrung von Information angefertigt) schon länger verbreitet und Timm belegt seine Vermutungen durch eine ganze Reihe von Indikatoren, im Paper selbst und vor allem in seinem Anhang, dem man ansieht, dass sich da jemand gewissenhaft mit der Materie auseinandergesetzt hat.

Timm

Ausschnitt aus der Seite f100r des VMS. Darauf farblich markiert von Timm angenommene kopierte, abgewandelte “Wörter” in wiederkehrenden Positionen.

Zum Ende geht Timm auch noch auf meine PIII-Hypothese ein, zu der er – nach meiner Ansicht – die bisher beste Alternativhypothese aufgestellt hat. Wir vermuten beide eine Textgenerierungsmethode hinter dem VMS-Text, und doch es gibt zwei entscheidende Unterschiede:

  1. Für meine PIII-Hypothese ist ein Codebuch notwendig, da dort die verschiedenen Chiffren auf Klartextbuchstaben abgebildet werden. Ein solches Codebuch wurde bisher nie gefunden, die Chiffrierungsmethode ist (wie ich selbst zugebe und Timm noch einmal schön ausführt) extrem kompliziert handzuhaben, v.a. bei der Dechiffrierung. Da Timms Kopisten-Hypothese ohne ein solches Codebuch auskommt, weil der Text einfach durch dauernde Abwandlung von sich selbst zustande kommt, sehe ich meine Hypothese hier klar im Nachteil.
  2. Das Resultat der Kopisten-Methode ist ein sinnfreier Text (den man textlinguistisch wohl noch nicht mal als Text bezeichnen dürfte). Mit ihm kann man nichts weiter anfangen, als jemanden zu täuschen, um sich dadurch irgendeine Art von Vorteil zu verschaffen. Ob dies tatsächlich eine solche Mühe, welche die Erzeugung des VMS gekostet haben muss, rechtfertigen kann, sei dahingestellt. Mit einer PIII-artigen Methode aber ist es möglich, Informationen zu verbergen, und zwar so gut, dass diese evtl. mit der Technik des 21. Jahrhunderts nicht entschlüsselt werden können. Lässt sich das nicht vielleicht als stärkerer Antrieb annehmen?

Ich gebe hier Occams Rasiermesser den geneigten Leser|inne|n in die Hand. Mögen sie beurteilen, welche Hypothese sie für plausibler halten. Mir sind ein paar Dinge in den Kopf gekommen, die man überprüfen und das Lot damit in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen könnte. Das ist mir aber noch zu unausgegoren, als dass ich mich dazu jetzt schon äußern möchte. Ich freue mich jedenfalls, dass Torsten die Muße und den Mut gefunden hat, seine Theorie so gewissenhaft auszuarbeiten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Möge dies ein weiterer Anstoß sein, die zukünftige VMS-Forschung auf eine solidere Basis zu stellen.

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Timm, Torsten (07/2014): How the Voynich Manuskript was created. Publication: eprint 2014arXiv1407.6639T

Hermes, Jürgen (2012) Textprozessierung – Design und Applikation. Dissertation, Universität zu Köln. Publication eprint http://kups.ub.uni-koeln.de/id/eprint/4561

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1076

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Round Table „Annotation von digitalen Medien”

von Luise Borek und Ruth Reiche, Technische Universität Darmstadt

Wer kennt ihn nicht, den Drang beim Lesen eines Textes ein paar Zeilen zu unterstreichen, eine Notiz an den Rand zu schreiben oder wichtige Stellen mit einem Post-It zu versehen, um sie bei Bedarf schnell wieder zu finden? Annotieren ist ein urmenschliches Bedürfnis, im Analogen wie auch im Digitalen. Doch ist bei einer Transformation vom Analogen ins Digitale ein Mehrwert zu erwarten, der Annotationspraktiken als Arbeitsinstrument für die Geistes- und Kulturwissenschaften neue Qualitäten verleiht, insofern digitale Annotationen medienübergreifend wirken, leicht mit anderen geteilt und von anderen ergänzt werden können und so die Entstehung von Wissen über einen längeren Zeitraum nachvollzogen werden kann.

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Prinzipiell können alle Arten von digitalen Objekten annotiert werden, nicht nur Texte, sondern z.B. auch Bilder oder Videos. In diesem thematischen Kontext hat sich der Round Table „Annotation von digitalen Medien” positioniert, organisiert von der HRA Heidelberg und mit TeilnehmerInnen verschiedener Fachdisziplinen aus Berlin, Darmstadt, Essen, Heidelberg und Rom. Er fand am 5. und 6. Juni 2014 im Heidelberger Karl Jaspers Centre statt. Anhand konkreter Beispiele aus den jeweiligen Forschungsprojekten ist die Runde gemeinsam fünf Kernfragen digitalen Annotierens nachgegangen:

  1. Was sind Annotationen?
  2. Wer nutzt Annotationen?
  3. Zu welchem Zweck?
  4. Wie werden sie eingesetzt?
  5. Warum überhaupt Annotationen?

Die Frage danach, was Annotationen sind, entspringt dem Bedürfnis einer definitorischen Abgrenzung des Gegenstandsbereichs. Auch wenn alles, was auf ein ‚Datum’ referenziert, ein ‚Metadatum’ ist, so gehen Annotationen doch über rein deskriptive Metadaten hinaus. Vielmehr können manuelle Annotationen als Mikro-Publikationen eines Autors oder einer Autorin verstanden werden, denen maschinell generierte Annotationen gegenüberstehen. Bei einer solchen Gegenüberstellung darf allerdings nicht vergessen werden, dass letzteren die Leistung zum Design des automatisierten Verfahrens vorausgeht. Weiter können wissenschaftliche, private sowie projektinterne Annotationen unterschieden werden, die sich in ihrem Zugang unterscheiden (öffentlich vs. privat) sowie in ihrer Dauerhaftigkeit (persistent vs. flüchtig). Mit diesen drei Typen und ihren Anforderungen sind auch schon unterschiedliche Nutzergruppen impliziert.

Doch aus welchem Grund annotieren welche Nutzer? Hier sind verschiedene Szenarien denkbar, die stark vom jeweiligen Workflow abhängen, in dem die Annotationen auftreten und der somit ihre Anforderungen bedingt. In einem kollaborativen Arbeitsprozess besitzen Annotationen z.B. oftmals vorläufigen Charakter. Erst nach erfolgter Prüfung werden diese im späteren Verlauf durch feststehende Annotationen abgelöst. Letztere bedürfen selbstverständlich eines anderen Status als ihre kurzlebigen (und nicht mehr benötigten?) Vorgänger, denn die Grundlage der Wissenschaftlichkeit besteht in der Nachprüfbarkeit von Belegen. Deshalb sind persistente Annotationen für wissenschaftliche Nachnutzbarkeit dringend notwendig. Konsequent umgesetzt entsteht ein verlässliches Netzwerk des Wissens, das die Idee des Konzepts ‚Linked Data’ mittels eines standardisierten Referenzsystems für wissenschaftliche Kontexte weiterdenkt.

Neben den bereits skizzierten Themenfeldern rund um das Annotieren eröffnet sich mit Fragen nach Raum- und Zeitkomponenten von zu annotierenden Objekten ein weiterer Bereich, der in diesem Kontext noch wenig diskutiert wurde: Objekte verändern sich über die Zeit. Folglich wird nicht ein Objekt annotiert, sondern dessen Zustand bzw. eine Version des Objekts, die das vorliegende Digitalisat repräsentiert.

Der Round Table hat sich als ein geeignetes Format für praxisorientierten Austausch über Annotationen erwiesen und allen TeilnehmerInnen Anregungen für ihre Forschungsprojekte gegeben. Im Rahmen von DARIAH-DE kann das Annotationscluster als Plattform für weitere Gespräche über dieses verbindende Thema fungieren. Zu diesem Zweck ist bereits eine Mailingliste eingerichtet. Wir laden alle Interessierten zum Erfahrungsaustausch ein und freuen uns auf rege Diskussionen. Let’s post-it!

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3831

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Spaß am Lernen? Brauchen wir nicht! Sagt das Bayerische Kultusministerium

LiebermannIch schreibe für meine Diss gerade zum Zusammenhang zwischen positiven Erlebnissen und Lernen – z.B. während des Spielens – da fällt mein Blick auf einen Zeitungsartikel, den mir meine Freundin gestern mitgebracht hat: „Ein Hoch auf den Frontalunterricht“ von Tina Baier. Sie nimmt den Artikel „Die zehn populärsten Irrtümer der Pädagogik“ der Zeitschrift „Schule&Wir“, (S. 4-7), die vom Bayerischen Kultusministerium herausgegeben wird, aufs Korn. Frau Baier regt sich zu Recht auf und mir kommt auch die Galle hoch. Nicht das der Artikel des Ministeriums grundsätzlich falsch ist, aber vieles ist platt, einseitig und bewusst verzerrt formuliert.

Es ist aber auch zu blöd, dass Schulen mit einem reformpädagogischen Ansatz bei Eltern so beliebt sind. In Zeiten sinkender Schülerzahlen muss man sich was einfallen lassen und da ist es zunächst mal am einfachsten, den „Gegner“ schlecht zu machen.

Zu dumm, dass am Ende des ministerialen Artikels nur Tipps zum Weiterlesen von verärgerten Lehrern (Wisniewski und Vogel, sh. hier) und einer Journalistin aufgeführt sind. Wenn ich Ministerium wäre, würde ich renommierte Wissenschaftler als Leseempfehlung geben. Und es ist jetzt schon wieder ziemlich blöd, die renommierten Wissenschaftler, wie Gerhard Roth, Gerald Hüther und Manfred Spitzer sagen allesamt so ziemlich das Gleiche. Und das steht dem Inhalt des Artikels in “Schule&Wir” in vielen Punkten zugegen.

Zumindest wären die genannten Herren in der Lage, relevante Irrtümer, die es im pädagogischen Bereich gibt, auf dem Stand der Forschung zu diskutieren. Und zwar in einer Art und Weise, die den Intellekt mitdenkender Eltern nicht beleidigt.

Demokratische Bürger sind unbequem

Aber es doch klar, warum das Kultusministerium Spaß am Lernen und Lob argwöhnisch betrachtet und Noten, Sitzenbleiben sowie Frontalunterricht propagiert: Der Staat schafft sich seine Bürger selbst. Und wo kämen wir hin, wenn sich in der Schule Demokratie breit machen würde? Demokratie ist für den Bürger nur in geringen Dosen gut, gerade eben so viel, dass er den Eindruck hat, in einer zu leben. Mehr nicht. Wirklich demokratisch erzogene Bürger sind unbequem und außerdem: Vielleicht hat der Staat Angst, dass ihm letztendlich die CSU-Wähler wegbrechen?

Die Parolen, mit denen heute das Bayerische Kultusministerium wirbt, wie „Ohne Fleiß kein Preis“, sind nicht nur längst überholt, sie sind zutiefst demokratiefeindlich. Ich meine damit nicht, dass Faulheit gut ist. Aber Fleiß von außen als Parole anzusetzen, zu propagieren, dass nur der Fleißige gut sein kann, weil er eine Eins schreibt und damit einen Wert hat, ist überholt. Hat man im Ministerium schon einmal davon gehört, dass „Fleiß“ bei Interesse der Schüler einfach da ist? Nur hat diese Bereitschaft der Mitarbeit eher die Ausprägung von „Engagement“ oder „begeisterter Mitarbeit“. So etwas zu schaffen, ist einem demokratischen Lehrer möglich!

Reformpädagogik hat alte Wurzeln

Interessant finde ich, wie weit und erfolgreich viele reformpädagogische Ansätze, wie Montessori, die Individualpsychologie nach Alfred Adler, die Heilpädagogik und Gruppenpädagogik bereits im Wien der 1920er und 30er Jahre, also vor dem 2. Weltkrieg und der NS-Zeit, waren. Die Stadt war zu der Zeit maßgeblich in Fragen des Unterrichts sowohl für inländische als auch für ausländische Besucher. Hier zwei Zitate von Rudolf Dreikurs, einem Schüler Alfred Adlers. Die Erstauflage des Buches kam 1971 heraus und hat nichts an Aktualität eingebüßt:

“In einer Epoche, in der alle außer den Privilegierten soziale Gleichberechtigung verlangen, wird die Anmaßung derer, die sich zu Bonbon- und Prügelverteilern machen möchten, einfach nicht mehr akzeptiert. Es ist einigermaßen grotesk, daß wir zwar selbst durchaus negativ auf solche anmaßenden Methoden reagieren, trotzdem aber versuchen, sie in der Erziehung unserer Kinder anzuwenden.” [...]

“Unsere Schwierigkeiten entstehen daraus, daß wir nicht fähig sind, als Gleiche miteinander zu leben. Wir müssen neue Methoden und Einstellungen entwickeln – innerhalb der Familie, im Schulleben, in der Wirtschaft und in der Politik.

Wir sind noch immer mit einer autokratischen Tradition beladen, und es gelingt uns nicht, uns davon zu lösen. In der allgemeinen Wirrnis, die daraus entsteht, können wir nicht tun, wozu wir durchaus imstande wären, nämlich eine soziale Atmosphäre, innerhalb der sich die Demokratie entwickeln kann, zu schaffen und das trotz der Verhältnisse, die sie hemmen.“  

Literatur: Rudolf Dreikurs: Selbstbewußt. Die Psychologie eines Lebensgefühls. Soziale Gleichwertigkeit und innere Freiheit, 3. Auflage 1990, S. 31 und S. 222

Bild: Max  Liebermann: Nähschule (Arbeitssaal) im Amsterdamer Waisenhaus – 2.Fassung, 1876-1877, Ort: Wuppertal, Von-der-Heydt-Museum, Bildquele: www.artigo.org

Quelle: http://games.hypotheses.org/1675

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