Erinnerungsort SchUM (2)

Zur historischen Bedeutung der SchUM-Gemeinden

(Vortrag am 11. September 2017 in der Neuen Synagoge Mainz)

I

Mit dem Begriff „Leuchte des Exils“ (Me’or haGola) verweist der Bau der Neuen Synagoge in Mainz programmatisch auf das bedeutende kulturelle Erbe der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde dieser Stadt, die bereits in einer hebräischen Quelle des frühen 12. Jahrhunderts als „unsere Mutterstadt, der Ort unserer Väter, die uralte Gemeinde, die hochgelobte unter allen Gemeinden des Reiches“ gerühmt wird. „Leuchte des Exils“, das war, wie viele von Ihnen wissen, der Beiname eines der herausragenden Gelehrten aus der Gründerzeit der jüdischen Gemeinden im Reich: „unser Meister Gerschom, Sohn des Jehuda“, verstorben vermutlich im Jahr 1028 der üblichen Zeitrechnung und beerdigt hier auf dem jüdischen Friedhof am Judensand.

Die historische Erinnerung, die in den hiesigen Synagogenbau regelrecht eingeschrieben ist, führt nicht ohne Grund geradewegs zurück in die Formationsphase jener bis heute wirksamen religiösen Traditionen, die man mit dem Begriff „aschkenasisches Judentum“ umschreibt.

Die wesentlichen Grundlagen dafür wurden zwischen dem 10. und 13.

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Quelle: http://judaica.hypotheses.org/139

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Erinnerungsort »SchUM« (1)


Mittelalterliche Inschriften auf dem jüdischen Friedhof in Worms

Jüdische Friedhöfe sind herausragende Erinnerungsorte (vgl. ICOMOS 2011). Sie geben Zeugnis vom Leben der jüdischen Familien und Gemeinden, über berühmte Gelehrte und sonst kaum bekannte Mitglieder. Nicht zuletzt künden sie von den wechselvollen Beziehungen zwischen der jüdischen Minderheit und der christlichen Mehrheitsbevölkerung. Der »Heilige Sand« in Worms ist der älteste in situ erhaltene jüdische Friedhof Europas nördlich der Alpen; seine ältesten Grabinschriften stammen von der Mitte des 11. Jahrhunderts. Im Folgenden werden Beispiele behandelt, die der Datenbank »epidat« des Salomon Ludwig Steinheim Instituts an der Universität Duisburg-Essen entnommen sind. Diese reiche Fundgrube ist das Ergebnis der jahrzehntelangen Arbeit von Professor Michael Brocke und seinem Team. Ich beschränke mich auf die Zeit vor ca. 1500 und ordne nach Inventarnummern.

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Quelle: http://judaica.hypotheses.org/52

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Resilienz und jüdische Geschichte im späten Mittelalter


1000 Worte Forschung von Lukas Clemens und Christoph Cluse (Trier)

Im Rahmen einer DFG-Forschergruppe zum Thema »Resilienz: Gesellschaftliche Umbruchphasen im Dialog zwischen Mediävistik und Soziologie« werden wir am Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden ab Sommer 2016 ein neues Projekt bearbeiten, dass sich mit den Reaktionen aschkenasischer Juden auf Verfolgung, Entrechtung und Vertreibung seit der Mitte des 14. Jahrhunderts befasst.

Das Projekt untersucht Handlungsoptionen und Resilienzstrategien der jüdischen Minderheit in Aschkenas, d. h. im römisch-deutschen Reich und den daran angrenzenden Siedlungsgebieten deutschsprachiger Juden (Oberitalien, Ostmitteleuropa), angesichts vielfältiger und tiefgreifender Disruptionserfahrungen vom 14. bis frühen 16. Jahrhundert. Damals erwies sich die kollektive Praxis jüdischen Lebens in Familien, Haushalten und Gemeinden immer wieder akut in ihrem Bestand bedroht. Das Projekt fragt nach strukturellen Voraussetzungen, Akteurskonstellationen und konkreten Handlungen, die dazu geeignet waren, mittel- und langfristig akzeptable Rahmenbedingungen für den Fortbestand der jüdischen Religion als Lebensform in der christlichen Umgebung zu sichern.

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Quelle: https://judaica.hypotheses.org/20

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