Verteilungskampf oder Solidarität? Generationengerechtigkeit im Zeichen des demografischen Wandels

Der Finanzierungsdruck, unter dem die sozialen Sicherungssysteme ohnehin stehen, verschärft sich stetig durch den demografischen Faktor. Immer weniger junge Menschen müssen für die Versorgung einer steigenden Zahl von Menschen in der nachberuflichen Lebensphase aufkommen. Der schwierige Einstieg in eine immer anspruchsvollere Arbeitswelt und die große Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse kommen erschwerend hinzu. Doch auch die Älteren sehen sich verstärkt mit Problemen und Sorgen konfrontiert. Immer mehr ältere Menschen können von ihrer Rente kaum noch leben. Altersarmut wird für immer mehr Menschen zur Realität. Der Generationenvertrag der traditionellen Prägung gilt heutzutage nicht mehr als Selbstverständlichkeit. Am 23. Oktober 2013 diskutieren dazu Wissenschaftler und Experten bei Geisteswissenschaft im Dialog in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Kann eine Beziehung zwischen Generationen überhaupt gerecht sein bzw. welcher Gerechtigkeitsbegriff liegt dem zugrunde? Wie hat sich unser Verständnis von Generationengerechtigkeit entwickelt? Leben die heutigen Generationen wirklich auf Kosten der zukünftigen? Was ist zu tun, um einen Interessensausgleich zu vermitteln und die Solidarität zwischen den Generationen zu stärken? Und was können Arbeits-, Pflege- und Familienpolitik zu einer Verbesserung beitragen? Brauchen wir eine andere Sozialpolitik? Was können wir aus früheren demografischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen lernen?

Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2013 – Die demografische Chance laden wir Sie herzlich in den Plenarsaal der Bayerische Akademie der Wissenschaften in München ein.

Es diskutieren mit Ihnen:

Prof. Dr. Christoph Butterwegge
Universität zu Köln
Zur Person / Statement

Prof. Dr. Dieter Frey
Ludwig-Maximilian-Universität in München
Zur Person / Statement

Dr. Christina Lubinski
Deutsches Historisches Institut in Washington (USA)
Zur Person / Statement

Dr. Bettina Munimus
Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, Stuttgart
Zur Person / Statement

Moderation:
Niels Beintker, Bayerischer Rundfunk
Zur Person

Veranstaltungsort:
Bayerische Akademie der Wissenschaften
Plenarsaal, 1. Stock
Alfons-Goppel-Str. 11
80539 München

Bitte melden Sie sich bis zum 21. Oktober an.
Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr.

Hier der Programmflyer zum Download

Bild: ©Shutterstock.com/ollyy

Quelle: http://gid.hypotheses.org/846

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Satt, aber unglücklich? Faktoren der Lebensqualität im Alter

Bild: ©iStockphoto.com/Iain Sarjeant

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Der demografische Wandel hat weitreichende Auswirkungen auf die Zufriedenheit, die Lebensqualität und somit auf das subjektive Wohlbefinden eines jeden Einzelnen. Dank des medizinischen und technischen Fortschritts steigt die Lebenserwartung immer weiter. So stellt sich die Frage, wie wir unsere bestehenden Strukturen anpassen können, damit wir auch im hohen Alter aktiv an der Gesellschaft teilhaben können. Unsere am 27. Mai 2013 im Plenarsaal der Akademie der Wissenschaften und der Literatur stattfindende Podiumsdiskussion befasst sich mit den Faktoren der Lebensqualität in einer vom demografischen Wandel betroffenen Gesellschaft.

Garantiert uns die Wohlstands- und Überflussgesellschaft mit ihren unendlichen Wahlmöglichkeiten ein glückliches Leben – oder bleiben wichtige Faktoren unberücksichtigt? Neben dem Wohlstand werden künftig auch Themen wie Barrierefreiheit, Miteinander der Generationen und medizinische Versorgung im Alter eine immer wichtigere Rolle spielen für die Zukunft jedes Einzelnen spielen. Gleichzeitig ist das Fundament dieses Wohlstandes durch das mögliche Scheitern des Generationenvertrages bedroht. Es müssen Strategien entwickelt werden, die den „jungen Alten“ gerecht werden, ohne die Grundlage zukünftiger Generationen zu gefährden. So müssen in der öffentlichen Diskussion Fragen hinsichtilich der Erwerbstätigkeit, des sich wandelnden Konsumverhaltens, der politischen Partizipation sowie der  Generationengerechtigkeit miteinbezogen werden.

Welche Handlungskonzepte sind dabei notwendig, um sich den neuen Bedürfnissen einer alternden Gesellschaft anzupassen? Und welche Erkenntnisse der Glücksforschung können uns bei der Steigerung der Lebenszufriedenheit und dem subjektiven Glücksempfinden helfen? Wie können wir lernen, das Altern als positiven Veränderungsprozess zu gestalten? Inwieweit verändert der demografischen Wandel Strukturen in der Wirtschaft und der Kultur?

Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2013 – Die demografische Chance laden wir Sie herzlich in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz ein.

Es diskutieren mit Ihnen:

Dr. Stefan Klein                                                                                                    Wissenschaftsautor                                                                                                                                 Zur Person / Statement

Prof. Dr. Andreas Kruse                                                                                                 Institut für Gerontologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Zur Person / Statement

Dr. Andreas Mergenthaler                                                                                  Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
Zur Person / Statement

Prof. Dr. Karlheinz Ruckriegel                                                                                               Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg
Zur Person / Statement

Prof. Dr. Gisela Trommsdorff                                                                                            Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg
Zur Person / Statement

Moderatorin: Doria Maull                                                                                          Südwestrundfunk (SWR)
Zur Person

Veranstaltungsort:

Akademie der Wissenschaften und der Literatur                                                                             Plenarsaal                                                                                                                           Geschwister-Scholl-Straße 2

55131 Main

Bitte melden Sie sich bis zum 23. Mai an.                                                                     Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.

Hier der Programmflyer zum Download

Quelle: http://gid.hypotheses.org/623

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Ute Daniel: Ganove und Gendarm zugleich


Die professionelle Geschichtswissenschaft ist immer beides zugleich: Ganove und Gendarm. Sie ist, blickt man in der Geschichte zurück, oft daran beteiligt, die Vergangenheit im Dienste der jeweiligen Gegenwart (oder des jeweiligen politischen Systems) umzudeuten. Und ebenso oft ist sie eifrig damit beschäftigt, die Indienstnahme der Vergangenheit durch die Gegenwart herauszuarbeiten und zu kritisieren. Beides gleichzeitig ist möglich, weil auch die Wahrung professioneller Standards nicht verhindern kann, der Geschichte einen gewünschten Sinn zu unterlegen: Politisierte Geschichtsschreibung (mit einer starken Interpretation) ist eben nicht notwendigerweise schlechte (oder unwissenschaftliche) Geschichtsschreibung. Ganz im Gegenteil, würde ich sagen: Wer sich einzig darauf konzentriert, alle wissenschaftlichen Standards zu beachten und möglichst viele Fußnoten zu machen, erzeugt mit ziemlicher Sicherheit eines – nämlich langweilige Geschichtsschreibung. Und damit überlässt man das Feld der Deutungen denjenigen, die weniger Skrupel und mehr manipulative Ziele haben. Außerdem verschließt man durch Verlangweiligung den unendlich bereichernden Erfahrungsschatz, den die Vergangenheit bietet, für alle, die keine professionellen Historiker sind. Und das ist in gewissem Sinne auch politisch. Geschichtsschreibung ist also immer politisch – und das ist gut so.
Aber nicht nur die professionelle Geschichtsschreibung ist immer politisch. Das ist auch jede gedeutete Vergangenheit (und anders als eine gedeutete ist Vergangenheit nicht verfügbar). Wenn beispielsweise das Dritte Reich damit erklärt wird, dass die Nationalsozialisten vor und nach 1933 propagandistisch und medial so erfolgreich waren, dann geschieht dreierlei: Erstens werden die damaligen Wähler und Unterstützer der NSDAP entmenschlicht, indem sie zu manipulierten, irrationalen Wesen degradiert werden. Zweitens wird der Einfluss unterschlagen, den damals diejenigen Kreise hatten, die die Nationalsozialisten weder gewählt noch gemocht haben, sie aber Januar 1933 ans Ruder brachten. Drittens wird implizit so eine Linie von damals Richtung heute gezogen, die uns Heutigen über die Menschen von damals erhebt: Wir sehen im Vergleich zu unseren Vorgängern so viel reifer, so viel klüger aus! Das ist vielleicht die schlimmste Folge einer Geschichtsschreibung, die die Erfahrungen und Deutungsweisen früherer Menschen nicht ernst genug nimmt: dass sie uns gefährlich selbstgerecht macht…

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Prof. Dr. Ute Daniel ist Professorin für die Geschichte des 19./20. Jahrhunderts und der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Braunschweig. Ihre Forschungsinteressen liegen auf der europäischen Kultur- und Sozialgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts und auf Theoriefragen der Kulturgeschichtsschreibung, zu denen sie 2001 das „Kompendium Kulturgeschichte“ vorgelegt hat. Sie ist seit 2006 Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.

Quelle: http://gid.hypotheses.org/121

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