Vortrag Jüdische Adressen? Hausnummerierung, Judenkonskriptionen und Adressbüros…

Donnerstag, 18.4.2013, 17 Uhr halte ich beim Jour Fixe "Geschichte der Juden in der Neuzeit" des Projektclusters Jüdisches Heiliges Römisches Reich (JHRR) einen Vortrag zum Thema Jüdische Adressen? Hausnummerierung, Judenkonskriptionen und Adressbüros als Mittel zur Verwaltung der Juden und Jüdinnen in der Frühen Neuzeit.

Ort: Juridicum der Universität Wien, Schottenbastei 10-16, 4.OG, SEM42

Abstract:

Meine bisherigen, im Rahmen einer Dissertation sowie einer Habilitationsschrift geleisteten Forschungen zur Geschichte der Volkszählung, Hausnummerierung und zu den Adressbüros in der Frühen Neuzeit weisen immer wieder Berührungspunkte zur jüdischen Geschichte auf, die ich bei dem Vortrag zur Diskussion stellen möchte: Am Anfang werde ich die so genannten „Judenkonskriptionen“ behandeln; dabei handelte es sich um schriftliche Erfassungen von Juden und Jüdinnen, die spätestens seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Böhmen, später dann auch in Wien durchgeführt wurden. Sie hatten zunächst noch vorwiegend fiskalische Zwecke und sollten die Datengrundlage für die Besteuerung der Juden und Jüdinnen liefern. In den folgenden Jahrzehnten wandelte sich allerdings der mit den Erfassungen verbundene Zweck: Die Konskriptionen sollten nunmehr die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vorbereiten, ganz gleich ob in Wien, oder in Prag.
Besonders betonenswert ist, dass im Zuge dieser „Judenkonskriptionen“ Techniken ausformuliert und zum Teil auch eingesetzt wurden, deren Anwendung seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf die Gesamtheit der Bevölkerung ausgedehnt wurde. Dazu zählen u. a. die Hausnummerierung und die Benennung, das heißt die Vergabe eines eindeutigen und auch nicht mehr änderbaren Namens. Weiters ist bemerkenswert, dass bei der 1770-1772 im Zuge der „Seelenkonskription“ erfolgten Einführung der Hausnummerierung in den böhmischen und österreichischen Ländern der Habsburgermonarchie die Behörden zwischen so genannten „christlichen“ und „jüdischen“ Häusern unterschieden: Für letztere – d.h für Häuser, die im Besitz von Juden waren –, wurden nicht wie sonst üblich „teutsche“ (also arabische), sondern „Römische“, lateinische Zahlenzeichen verwendet, womit die scharfe Trennlinie, die zwischen den christlichen und jüdischen „Seelen“ gezogen war, noch einmal unterstrichen wurde. Auch nach der Abschaffung der Judenkennzeichen 1781 blieb dieses Unterscheidungsmerkmal anhand der Hausnummern vorhanden, bis ins 19. Jahrhundert hinein.
Die ab dem 17. Jahrhundert in den großen Metropolen erfolgte Gründung so genannter Adressbüros wiederum war wiederholt von antijüdischer Rhetorik begleitet. Bei diesen Adressbüros handelte es sich um Informationsvermittlungseinrichtungen, die dem Austausch von Waren, Immobilien, Kapital und Arbeit gewidmet waren und deren Gründer zuweilen argumentierten, dass ihre Errichtung dem „Jüdischen Wucher“ Einhalt gebieten würde; oft wurde in einem Atemzug zugleich gegen die so genannten „Zubringerinnen“ und „tändler weiber“ gewettert, das heißt gegen Frauen, die DienstbotInnenvermittlung bzw. Pfandleihe betrieben. Im Fall eines der von Leibniz projektierten Adressbüros plante der Universalgelehrte, dieses auch zur Aufsicht über die Juden zu verwenden. Trotz dieser antijüdischen Stoßrichtung der Adressbüros kam es zumindest einmal vor, dass Juden zum Inhaber eines Privilegs eines Adressbüros wurden: Das 1755 im mährischen Brünn gegründete „Fragamt“ wurde 1764 vom jüdischen Unternehmer Hönig übernommen, von 1781 bis 1792 wurde es von seinen zum Christentum konvertierten Söhnen geleitet.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342796145/

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Über die Identifizierbarkeit von Polizisten

Schöne (Nicht-)Identifizierungsgeschichte in der taz: Am 1. Mai 2011 verprügelten in Berlin uniformierte Polizisten Kollegen in Zivil; einer der Zivilpolizisten verklagte darauf die Uniformträger, doch, welch Überraschung, diese wurden freigesprochen, weil sie gemäß Einschätzung des Gerichts nicht eindeutig zu identifizieren waren:

[Die Zivilpolizisten] sagen als Zeugen aus, dass die Uniformierten auffällig groß und stämmig waren. Dass sie zu einer Einheit mit einem weißen E als Kennung gehörten. Dass einer aus der Einheit noch eine alte grüne Uniform trug. Dass die Einheit den verletzten G. achtlos am Boden liegen ließ. Die Zivilpolizisten erzählen, wie sie sich in der Nacht auf die Suche nach der betreffenden Einheit machten, nachdem sie G. und einen weiteren verletzten Kollegen versorgt hatten. Dass sie die Truppe an den „Recken“ und der alten grünen Uniform wiedererkannten.

Der Vorfall liegt zwei Jahre zurück, aber die Zivilpolizisten sind immer noch spürbar empört. Allein, für eine Verurteilung reicht es nicht. Richterin Andrea Wilms sagt, sie habe keinen Zweifel daran, dass die richtige Einheit identifiziert wurde. „Aber wer geschlagen hat – der zweite, dritte, oder vierte Beamte der Reihe –, das ist unklar geblieben.“


[@tazgezwitscher via Retweet von @analysekritik]

Vgl. auch die von hier aus zugänglichen Beiträge im Adresscomptoir zur Nummerierung von PolizistInnen

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342796139/

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Vortrag: Disputes and Monastic Scholarship around 1700: Two Case Studies (Volltext)

„Early Enlightenment Controversies“ war das Thema eines der Panels bei der Jahrestagung der  American Society for Eighteenth-Century Studies (4. bis 7. April 2013 in Cleveland, Ohio), organisiert von der Deutschen Gesellschaft für die Erforschung des 18. Jahrhunderts; zusammengestellt wurde es von Rainer Godel (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Anita Traninger (Freie Universität Berlin). Ein gemeinsamer Vortrag von Thomas Wallnig und Thomas Stockinger vom Projekt „Monastische Aufklärung und die benediktinische Gelehrtenrepublik“ behandelte dabei  „Disputes and Monastic Scholarship around 1700: Two Case Studies“. Eine ganz kurze Ankündigung des Inhalts ist bereits hier auf dem Blog erfolgt. Eine Publikation [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/3824

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Deutsch-Französische Wissenschaftswoche vom 15.-19. April 2013 in Paris #dfww13

6941890323_86fe4253e3_qAm kommenden Montag beginnt in Paris die Deutsch-Französische Wissenschaftswoche, die im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Elysée-Vertrags begangen wird. Die Woche steht unter dem Motto „Universitärer Austausch, wissenschaftliche Netzwerke, grenzüberschreitende Karrieren“ und widmet sich der Rolle der Alumni (Studierende und Forscher/innen) in den deutsch-französischen Wissenschaftsbeziehungen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst Paris hat gerade seinen Alumniverein „DAAD Alumni France“ gegründet.

Die Woche wird am Montag, den 15. April 2013, in der Académie des Sciences unter Anwesenheit der beiden Forschungsministerinnen Johanna Wanka und Geneviève Fioraso eröffnet. Bei dieser Gelegenheit werden mehrere Verträge zwischen deutschen und französischen Forschungseinrichtungen unterzeichnet, darunter auch die Verträge für das ForschungsprojektEuropa als Herausforderung / Saisir l’Europe“ bei dem das DHIP einer von sechs Partnern ist.

Am Donnerstag, den 18. April 2013, findet das Kolloquium „Un voisinage durable – Internationalisation et mise en réseau du tandem franco-allemand“, statt zu dem ca. 150 derzeitige und ehemalige Stipendiaten des DAAD und des CIERA erwartet werden. Im Rahmen von insgesamt 15 Ateliers, biete ich gemeinsam mit Annette Schläfer vom CIERA um 16 Uhr30 das Atelier „Digital Humanities: Soziale Medien und Forschungsnetzwerke“ an. Darin thematisieren wir, wie sich die wissenschaftliche Kommunikation und Publikation, aber auch unsere Forschungskultur durch den Einsatz von Twitter, Facebook, Blogs und co. verändern. Neben einem kurzen theoretischen Überblick erhalten die Teilnehmer/innen eine Einführung in die Nutzung von verschiedenen sozialen Medien in der wissenschaftlichen Praxis. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Bereichen Kommunikation und Zusammenarbeit. Vor dem Kolloquium geben wir außerdem eine einstündige Twittereinführung.

Wer den Aktivitäten rund um die Deutsch-Französische Wissenschaftswoche folgen möchte, kann das bei Twitter unter dem Hashtag #dfww13 tun. Ein entsprechendes Twitter-Archiv ist eingerichtet, so dass alle Tweets mit dem Hashtag gespeichert werden. Die Deutsch-Französische Wissenschaftswoche ist außerdem auf Facebook.

Das vollständige Programm der Deutsch-Französischen Wissenschaftswoche findet sich auf der Website der Deutschen Botschaft Paris.

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Abbildung: 20120228-IMG_6549.jpg by Markus Solberg, Creative Commons, CC BY-NC-SA

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1585

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Schreiben – aber worüber?

Die erste Sitzung des Seminars fand am 8. April statt. Neben der Anmeldung bei moodle, bei Wikipedia und auf diesem Blog (so viele neue Accounts auf einmal!!) konnten die Studenten ihre Interessenschwerpunkte zum Ausdruck bringen.

Mit einigen Erwartungen bzw. Schwerpunkten hatte ich gerechnet: die vielen Fragen zu den Moderatoren und zur Autorität, die ihnen zuerkannt werden soll, die Sorge um die Überprüfbarkeit der WP-Informationen, die Frage der interpretatorischen Eingriffe im Kontext von literaturwissenschaftlichen Artikeln, die schwer objektivierbar seien. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war die Gruppenzusammensetzung. Aus dem Master Europäische Literaturen kommend bringen die Studenten überraschend viele unterschiedliche Sprachkompetenzen mit und interessieren sich grundsätzlich für die Unterschiede der Wikipedias je nach Sprache. Das wird auf jeden Fall ein Punkt sein, auf den wir uns in diesem Semester stärker konzentrieren werden.

Einige Teilnehmer haben sich bereits als Blogger geoutet. Anderen schien die Idee etwas fremd zu sein, über die Arbeitsergebnisse zu bloggen. Aber was soll ich denn schreiben? Die Frage kam mehrmals. Nun hoffe ich auf Antworten darauf…

Quelle: http://wppluslw.hypotheses.org/21

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Tagung „Kulturtechnik und frühe Zivilisation“, Depot, Wien 12.4.2013

Spannende kleine Tagung, die Wolfgang Pircher in Kooperation mit dem IWK konzipiert hat:

Kulturtechnik und frühe Zivilisation

Zeit: Fr 12.4.2013, 14:00
Ort: Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
http://www.univie.ac.at/iwk/kulturtechnik_ss2013.html

Der Begriff „Kulturtechnik“ stand im späten 19. Jahrhundert für den ingenieurmäßigen Eingriff in die Landwirtschaft. Seit einiger Zeit aber wird in den Kulturwissenschaften von »elementaren Kulturtechniken« gesprochen, worunter Schreiben, Rechnen, Messen, Kalendererstellen, Kalkulieren und dergleichen gezählt werden. Die Praxis von Kulturtechniken in diesem zweifachen Sinn begleitet nun seit einigen tausend Jahren die Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

14.00: Die Auswilderung der Signifikanten. Zur kulturtechnischen Kehre der Medienwissenschaft. Bernhard Siegert, Bauhaus-Universität Weimar

15.30: Es begann mit der Verwaltung: die Rolle von Repräsentation, Objektivierung und Objektmanipulation bei der Ausformung der Schrift. Gebhard J. Selz, Universität Wien

17.00: Der Charakter des Geldes. Bemerkungen zur Diskussion über seinen Ursprung. Wolfgang Pircher, Philosoph, Wien

Moderation: Peter Berz, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342795706/

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Tagung "Kulturtechnik und frühe Zivilisation", Depot, Wien 12.4.2013

Spannende kleine Tagung, die Wolfgang Pircher in Kooperation mit dem IWK konzipiert hat:

Kulturtechnik und frühe Zivilisation

Zeit: Fr 12.4.2013, 14:00
Ort: Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
http://www.univie.ac.at/iwk/kulturtechnik_ss2013.html

Der Begriff „Kulturtechnik“ stand im späten 19. Jahrhundert für den ingenieurmäßigen Eingriff in die Landwirtschaft. Seit einiger Zeit aber wird in den Kulturwissenschaften von »elementaren Kulturtechniken« gesprochen, worunter Schreiben, Rechnen, Messen, Kalendererstellen, Kalkulieren und dergleichen gezählt werden. Die Praxis von Kulturtechniken in diesem zweifachen Sinn begleitet nun seit einigen tausend Jahren die Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

14.00: Die Auswilderung der Signifikanten. Zur kulturtechnischen Kehre der Medienwissenschaft. Bernhard Siegert, Bauhaus-Universität Weimar

15.30: Es begann mit der Verwaltung: die Rolle von Repräsentation, Objektivierung und Objektmanipulation bei der Ausformung der Schrift. Gebhard J. Selz, Universität Wien

17.00: Der Charakter des Geldes. Bemerkungen zur Diskussion über seinen Ursprung. Wolfgang Pircher, Philosoph, Wien

Moderation: Peter Berz, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342795706/

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aventinus historia Nr. 8 [09.04.2013]: Johannes Aventinus (1477-1534). Der Vater der bayerischen Geschichts­schreibung

Der Beitrag zum Leben und Wirken Johannes Aventinus entstand für die studentische Ausstellung “500 Jahre auf den Spuren der Römer. Eine virtuelle Ausstellung zur For­schungsgeschichte des römischen Regensburg” aus dem Jahre 2001. http://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_III/Geschichte/Alte_G/roemer/texte/auf_aven.htm

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/04/4093/

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Professur (W1) für Digital Humanities an der Universität Köln zu besetzen

An der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln ist zum 01.10.2013 eine Professur (W1) für Digital Humanities zu besetzen. Die Stelle ist für das Cologne Center for eHumanities (CCeH) zuständig. Ihr Aufgabengebiet umfasst den Einsatz der Informationstechnologien in den Geisteswissenschaften, von den Philologien bis hin zu den objektbezogenen Fächern wie der Kunstgeschichte oder Archäologie. Zu […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/04/4088/

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2. Berliner Gespräche zur Digitalen Kunstgeschichte

Via Georg Schelbert:

Am 8. Mai  2013 finden die zweiten ‘Berliner Gespräche zur Digitalen Kunstgeschichte’ des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte (IKB) der Humboldt-Universität zu Berlin statt.

Unter der Überschrift “Alles in Ordnung? Vokabulare und Klassifikationen” werden sich Vertreter aus Bibliotheken, von Bildarchiven und aus der Sammlungs- und Museumsforschung treffen und über den Einsatz von Klassifikationen, Fachsystematiken, Vokabularen austauschen. Ziel ist es, die Rolle von Fach- und Universalklassifikationen in einer sich immer stärker vernetzenden Informationswelt aus verschiedener Perspektive zu beleuchten und gemeinsame Handlungsoptionen zu entwickeln.

Diesmal ist das Platzangebot großzügig; zur Erleichterung der Organisation wird dennoch um eine kurze Anmeldung bei Georg Schelbert gebeten.

Termin: 8.5.2013, 10:00-16:30 Uhr
Ort: Humboldt Graduate School der Humboldt-Universität zu Berlin, Saal
Luisenstr. 56
D-10117 Berlin

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1534

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