Standard-Kommentar von Robert Pfaller

Fand ich sehr lesenswert: Robert Pfallers heute im Standard erschienener Kommentar zu den Uni-Protesten; darin ist auch folgende Passage zum Bachelor/Master-System enthalten:

Darum sind die Streikenden für den Stopp der Bologna-Reform. Denn diese bringt ein Zweiklassensystem der Bildung mit sich, worin die Mehrheit der Studierenden mit der verschulten Attrappe eines Studiums abgespeist und nach drei oder vier Jahren hinausgeschmissen wird (das wird "lebenslanges Lernen" genannt - wie in George Orwells "1984", wo das Kriegsministerium als "ministry of peace" bezeichnet wird), mit dem lächerlichen Titel "Bachelor". Nur eine kleine zahlungskräftige Minderheit darf dann noch bis zum "Master" weitermachen und dabei einigermaßen erleben, was Studieren eigentlich heißt.

Diese Zweiteilung separiert nicht nur arme Studierende von wohlhabenden, sondern auch Lehre von Forschung. Unten, im Bachelor-Bereich, wird nur gelehrt und gelernt, um für subalterne Berufstätigkeit auszubilden; geforscht werden soll ausschließlich später, oben, bei den Masters, für die wenigen professionellen Forschungs- und Leitungsfunktionen. (...) [D]erzeit wird europaweit versucht, eine Kaste von Lehrenden zu erzeugen, die nur noch lehren, aber überhaupt nicht mehr forschen darf, und eine Kaste von Studierenden, die nur noch von solchen Lehrsklaven unterrichtet wird.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6018431/

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Ö1 Radiokolleg – Ich blogge, also bin ich

Das Ö1 Radiokolleg bringt 9.11.-12.11.2009, jeweils 9:30-9:45 eine Reihe zum Bloggen:

Millionen Menschen weltweit tun es: Sie bloggen. Sie breiten sich und ihr Leben online vor anderen aus. Sie nutzen dazu Weblogs, Podcasts, Twitter, Facebook und andere soziale Netzwerke. Sie posten Privates oder Politisches, Aktuelles oder Abseitiges, Witziges oder Weltbewegendes. Sie geben regelmäßig ihren Status durch und schreiben ihre Meldungen meist aus der Ich-Perspektive. Ein Massenphänomen, frei nach der Devise: "Ich blogge, also bin ich."

Doch was motiviert so viele, ihre Gedanken und Gefühle öffentlich kundzutun? Was macht Freud und Leid des Publizierens im Ich-Format aus? Ist Bloggen eine neue "Technologie des Selbst", wie manche Fachleute sagen? Geht es also vor allem um Selbstinszenierung? Oder doch vielmehr um den mutigen Bürgerjournalismus von engagierten Amateur/innen, die den etablierten Medienprofis zunehmend Konkurrenz bieten? Was können und wollen die global vernetzten Gemeinschaften publizistisch bewirken? Schafft die Blogosphäre tatsächlich ein demokratisches Korrektiv, vor allem dort, wo Presse- und Meinungsfreiheit eingeschränkt sind?

Beate Firlinger ist für das Radiokolleg in die vielstimmige Welt der Weblogs eingetaucht und hat Befunde und Befindlichkeiten ihrer Bewohner/innen erkundet.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6014774/

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Ö1-Diagonal 14.11.2009: Listen – alles hat eine Reihenfolge

Freut mich selbstredend sehr, dass Ö1-Diagonal (14.11.2009, 17:05-19:00) Umberto Ecos Listenbuch zum Anlass für eine Radiosendung nimmt:

Zum Thema: Listen - alles hat eine Reihenfolge
Umberto Eco vermutet in seinem neuesten Buch "Die unendliche Liste", dass Listen "typisch für primitive Kulturen wären, die eine noch ungenaue Vorstellung vom Universum haben". Doch bis heute ordnet der Mensch, wo er nur kann: von den zehn Geboten über das Köchelverzeichnis bis zum genetischen Code.

Die Wirtschaft kennt Stücklisten, Personallisten, Preislisten und die To-Do-List. In der Wissenschaft wollen die Institutionen auf die vorderen Plätze der Universitäts-Ranking-Listen. Kulturjournalisten erstellen Listen der 100 besten Bücher oder Filme, Musikjournalisten veröffentlichen Hitparaden, Gesellschaftsjournalisten listen die zehn schlechtestgekleideten Damen und Herren der Welt auf. Eine Wiener Stadtzeitung veröffentlicht am Jahresende die Liste der hundert "Besten des Bösen". Schotts "Sammelsurium" und Ankowitschs "Konversationslexikon", Mitbringbüchlein neben den Buchhandelskassen, bestehen ausschließlich aus absurden Listen, wie "Merkwürdige Tode einiger burmesischer Könige", "Thomas Manns Kinder", "Elizabeth Taylors Ehemänner", "Kaviar liefernde Störarten" und "Einige der zahlreichen Komponisten, die in ihrem Leben insgesamt neun Symphonien geschaffen haben". Beide Bücher fanden Plätze auf den Bestsellerlisten.

Unbekannte Hausfrauen schreiben täglich Einkaufslisten, bekannte Autoren bauen Listen in ihre Bücher ein, wie die berühmte Liste der Tiere, die - laut Jorge Luis Borges - in einer alten chinesischen Enzyklopädie folgendermaßen aufgelistet werden: dem Kaiser gehörende Milchschweine, Sirenen, streunende Hunde, mit feinstem Kamelhaarpinsel gezeichnete, und solche, die von weitem wie Fliegen aussehen, usw.

Und was, bitte, war eigentlich in den Listen des Odysseus verzeichnet? Listen to this program!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6008645/

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ad Tod den Tagungsbänden

Allerortens findet die auch auf SpOn veröffentlichte, durchaus amüsant zu lesende Polemik gegen Tagungsbände Beachtung (1, 2, 3) ; ich neige ja dazu, solche Tagungsbände als Durchlauferhitzer bzw. Testlauf für Texte auf ihrem Weg zur Monographie zu betrachten. Im - nicht allzuoft eintretenden - Idealfall können Reaktionen und Anregungen seitens der HerausgeberInnen, LeserInnen oder RezensentInnen noch aufgenommen werden; was dadurch selbstredend nicht gelöst wird, ist die teils absurd hohe Preisgestaltung: Der Tagungsband, in dem meine letzte Veröffentlichung erschien, kostet nicht weniger als 80 Euro!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6006900/

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Uniproteste in Wien

Wer sich übrigens über die aktuellen Proteste an den Wiener (und demnächst vielleicht anderen österreichischen?) Hochschulen informieren möchte, kann dies unter: Und, Social Networking muss auch sein: Hier die entsprechende Facebook-Gruppe.

Update 27.10.2009: Mittlerweile gibt es eine eigene Hompage: unibrennt.at samt Livestream.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6006098/

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Autobiographie von Walter Markov

Anfang Oktober wäre Walter Markov (1909-1993), zu dessen Forschungsschwerpunkten die Französische Revolution und insbesondere der Revolutionär Jacques Roux zählten, 100 geworden; die UZ würdigt ihn in einem längeren Beitrag, die Leipziger Internetzeitung verweist auf die aus dem Nachlass herausgegebene Autobiographie:

Markov, Walter: Wie viele Leben lebt der Mensch. Eine Autobiographie aus dem Nachlaß. Leipzig: Faber & Faber, 2009.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/6005181/

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