Ein nicht identifiziertes Gesellschaftszeichen auf dem Grabstein des Konrad von Kraig (gest. 1398/1399) in St. Veit an der Glan, Kärnten

Im Auftrag von Prof. Dr. Werner Paravicini (Kiel) und in Anknüpfung an einen ähnlichen Post veröffentlichen wir hier gerne folgende Anfrage in unserer Rubrik “Die digitale Kaffeepause”. Sie dient explizit der Klärung offener Fragen mit Hilfe interessierten Fachpublikums, wie es oft auch die analoge Konferenzkaffeepause auszeichnet. Wer Ähnliches hier vorstellen möchte, wende sich vertrauensvoll an die Blogbetreiber.

Grabstein Konrad von Kraig

Grabstein des Konrad von Kraig in St. Veit am Glarn, Gesamtansicht (Foto: Friedrich Wilhelm Leitner, Klagenfurt)

Auf dem Grabstein des dem Herrenstand angehörenden Konrad von Kraig hängt vom Helm herab eine Kette an deren Ende ein kreisrundes Abzeichen befestig ist [s. Gesamt- und Detailansicht].1 Alle Versuche, dieses Abzeichen zu identifizieren, sind bislang fehlgeschlagen. Leider ist es unvollständig erhalten. Das Zentrum scheint eine Rose auszufüllen, über die ein Vogel (Rabe, Falke?) gelegt ist. Der kreisrunde, breite Rand ist mit einem einzigen Wort belegt, das mit “… em” endet. Es handelt sich also um eine klassische Devise, zusammengesetzt aus Bild und Wort. Keinesfalls handelt es sich um ein Wappen, etwa das seiner ersten oder zweiten Frau. Konrad von Kraig, 1357/1358, 1377 und möglicherweise öfter auf Preußenfahrt, stand 1355 in mailändischem Sold,  trat in österreichische Dienste, wurde gegen Venedig eingesetzt, war Hauptmann in Kärnten, dann auch in Krain. Er diente aber zugleich dem König Wenzel von Böhmen als Hofmeister und begegnet oft als relator in dessenUrkunden. In Wenzels Auftrag verhandelte er die Heirat Annas von Böhmen mit Richard II. von England und hielt sich deshalb in den Jahren 1381-1382 des öfteren in England auf, wobei nicht ausgeschlossen ist, daß er schon früher dorthin gekommen war (1356/1361).

Das Gesellschafts- oder Ordenzeichen könnte ihm also verliehen worden sein:

  • vom Deutschen Orden, denn er saß dort am Ehrentisch.
    ….
  • von einem Herzog von Österreich, Albert III. oder Leopold III.
  • von Wenzel von Böhmen.
  • vom einem König von England, vermutlich Richard II., aber auch Eduard III. käme in Frage, oder ein Mitglied der königlichen Familie, oder englischer Hochadel.

    Devise im Detail

    Detailansicht der Devise (Foto: Friedrich Wilhelm Leitner, Klagenfurt)

  • von einem Mitglied des Hauses Rosenberg in Böhmen (der heraldischen Rose wegen).
  • Es könnte sich aber auch um eine eigene, Kraigsche Kreation handeln.
  • Oder um einen ganz anderen Zusammenhang.

Diese Devise paßt nicht zu den Zeichen, die vom Deutschen Orden oder von den genannten Fürsten und Herren bekannt sind.

Wer kennt das Zeichen, wer kann es einordnen?

Mit Dank im Voraus für Rückmeldungen über die Kommentarfunktion.

Werner Paravicini

  1. Vgl. Leitner, Friedrich Wilhelm, Die Herren von Kraig. Eine genealogische Skizze zu den Erbtruchsessen in Kärnten, in : Archiv für Diplomatik 46 (2000), S. 225-275, hier  S. 245 u. S. 268, Abb. 1 = Die Inschriften des Bundeslandes Kärnten. Teil 2: Die Inschriften des Politischen Bezirkes St. Veit an der Glan, bearb. v. Friedrich Wilhelm Leitner [Die Deutschen Inschriften, 65 = Wiener Reihe 2/2], Wien 2008, S. 62, n° 71 und Abb. 61

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4551

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Ausstellungsbesprechung: “Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser!” (Bayerische Landesausstellung 2014, Regensburg)

Das offizielle Plakat der Bayerischen Landesausstellung 2014 (Quelle: HDBG)

Das offizielle Plakat der Bayerischen Landesausstellung 2014 (Quelle: Haus der Bayerischen Geschicht, fortan: HDBG)

Die Schlagzeile der BILD-Zeitung anlässlich der Wahl Benedikts XVI. 2006 war wohl eher gesamtdeutsch gemeint. Die Bayerische Landesausstellung 2014 lässt kaum einen Zweifel: Wenn ‚wir‘ im 14. Jahrhundert Kaiser waren, dann dürfen sich Nicht-Bayern davon kaum angesprochen fühlen. Und ob die Titelwahl durchgehend als ironische Bezugnahme auf die Schlagzeile von 2006 einzustufen ist, wie etwa die gleichnamige Sendung des ORF, bleibt zweifelhaft. Doch es wäre falsch, die Irritation über den Titel nicht zurückzustellen, denn eine bemerkenswerte historische Ausstellung wird einem in Regensburg zweifellos geboten. Sie ist in mancher Hinsicht ein Kontrastprogramm zu den Staufer- oder Wittelsbacher-Ausstellungen etwa im Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museum. Insofern bietet das federführende Haus der Bayerischen Geschichte eine willkommene Abwechslung zu monumentalen Vorhaben der letzten Jahre. Die folgende Besprechung will sich einzig mit der Ausstellungsgestaltung und Konzeption beschäftigen, nicht aber mit dem Katalog samt zugehörigem Aufsatzteil1 oder dem separat erschienen wissenschaftlichen Begleitband2.

Innovative Gestaltung

Auf drei Standorte verteilt sich die Landesausstellung: die Minoritenkirche, St. Ulrich am Dom und den Domkreuzgang. Der erste Standort widmet sich ganz dem bajuwarischen Heroen auf dem Kaiserthron, in St. Ulrich erwartet den Besucher eine unorthodoxe Filmvorführung zur Geschichte des Regensburger Doms, der Kreuzgang ist selbst mittelalterliches Exponat.

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Die Anordnung der Ausstellungsebenen in der Minoritenkirche von Regensburg im Modell (Quelle: HDBG)

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Die Schlacht von Mühldorf als bewegtes Schattenspiel (Quelle: HDBG)

Doch auch das Ausstellungsdesign vermittelt eine Botschaft. Besonders deutlich wird dies in der Minoritenkirche: Auf fünf ansteigenden, in rot gehaltenen Ebenen folgt der Besucher dem als Aufstieg dargestellten Lebensweg Ludwigs vom kleinen Herzogssohn zum gebannten Ketzer und Kaiser. Ausdrücklich wird von den Ausstellungsmachern der Vergleich zum Computerspiel gezogen, immer sind Gegner benannt, die der Wittelsbacher am Ende eines Levels bezwungen hat. Dies mag für seinen Bruder und Friedrich den Schönen noch angehen, für diverse Päpste und den Gegenkönig Karl von Mähren geht das Konzept wohl nicht mehr auf. Statt einer abschließenden Station zum Nachleben werden auf jedem Level sogenannte Spiegelmodule installiert, verspiegelte Quader, die die Rezeption der jeweiligen Herrschaftsphase Ludwigs in den Augen der Nachwelt in fast postkartengroßen Reproduktionen zeigen. Einzelne inhaltliche Aspekte werden nicht nur mit Originalen und Reproduktionen, sondern auch mit cleveren Inszenierungen visualisiert: So zeigt nicht nur ein Wall von Lanzen und Hellebarden die Schlacht bei Mühldorf an, sondern ein an die Wand geworfenes Schattenspiel von Modellrittern bringt Bewegung in die Szenerie; und das Ganze wirkt keineswegs  so albern, wie es klingen mag. Wirklich gelungen ist die Inszenierung der Heiltumsweisung, die Ludwig 1330 in Regensburg vornehmen ließ. In innen verspiegelten Guckkästen werden Bilder der Reichsinsignien eingeblendet, wie in einem Diorama des 19. Jahrhunderts, zugleich kann der Betrachter über Kopfhörer eine beeindruckende Vertonung des unter Karl IV. für die Ostensiones geschaffenen Lanzenoffiziums hören. Auch das Schaffen der ludovicianischen Kanzlei mit ihren besonders eindrucksvollen Miniaturen innerhalb der Initialen wird geschickt und anschaulich präsentiert. Trotz gelegentlicher Bedenken bezüglich der Kongruenz von Form und Inhalt: Ästhetisch ist dieser Aufbau zweifellos mutig und in den Augen des Rezensenten insgesamt gelungen; auch wenn die Minoritenkirche bis auf die rekonstruierten Glasfenster nur eine Kulisse ist, so ist es doch eine ansprechende.

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Auf dem roten Teppich nach Rom. Der Aufstieg Ludwigs des Bayern, ein wenig glatter als in der historischen Realität. Blick von der untersten Ausstellungsebene in der Minoritenkirche von Regensburg (Quelle: HDBG)

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Ab in die Donau mit dem päpstlichen Boten! Christoph Süß illustriert episkopales Krisenmanagement in Interdiktsfragen (Quelle: HDBG)

Durch die Verfremdung des ansteigenden Fußbodens ergeben sich jedenfalls bemerkenswerte Perspektiven, denen man das geschulte Auge der Ausstellungsdesigner anmerkt. Nur beim Entwurf des Ausstellungslogos und der Plakate wird es eine Spur zu psychedelisch, aber das ist natürlich Geschmacksache.
Bei der zweiten Station der Ausstellung in St. Ulrich beim Dom wechselt der Protagonist: Sie besteht vor allem aus einem ca. 20-minütigen Film mit 3D-Effekten, bei denen Christoph Süß, der BR-Moderator und Kabarettist, in einer Monty-Python-artigen Collage Informationen zu Regensburg und seinem Dom präsentiert. Mit klarer dialektaler Grundierung und landestypischem Hintersinn moderiert und schauspielert Süß – teilweise in drei Rollen zugleich zu sehen – die Ereignisse der Jahre 1300 bis 1350, unterstützt von wirklich beeindruckenden 3D-Simulationen. Der Rezensent hat sich köstlich amüsiert, wenn auch die Hälfte der Gags ausgereicht hätte, um die Unterschiede zu pathosgeladenem ZDF-Geschichtsfernsehen à la „Die Deutschen“ zu markieren. Tatsächlich wurde gelegentlich die Grenze zum Klamauk hart gestreift, wenn nicht überschritten: Ein Faktum, das beim tendenziell älteren Publikum eher weniger gut ankam. Fraglich auch, wie viel ein fachlich nicht vorgebildeter Besucher inhaltlich mitnehmen konnte, wurde er doch nicht nur mit Informationen, sondern auch Kabaretteinlagen im Minutentakt bombardiert.
Die dritte Station war der Domkreuzgang, seit kurzem erst für Besucher erschlossen und in seiner Dichte an Kunstwerken höchst beeindruckend. Nicht immer war es für die Ausstellungsmacher hier einfach, den Bogen bis in die Zeit Ludwigs des Bayern zurückzuschlagen. Doch durch eine konzise Auswahl weniger Grabsteine und anderer Kunstwerke, die angemessen kontextualisiert wurden, konnte auch die letzte Station der Ausstellung überzeugen. Über alle drei Stationen verteilt fanden sich ansprechende Installationen der Museumspädagogen: Auf einer Waage ließen sich im Kreuzgang Sünden und Bußakte gegeneinander aufrechnen und gaben so einen anschaulichen Einblick in die Heilsökonomie. Moderne Steinmetzwerkzeuge illustrierten die Arbeitschritte vom rohen Fels zur geglätten Oberfläche in der Ulrichskirche. Der in Ausstellungen fast schon obligatorische Topfhelm zum Aufsetzen für Besucher macht das Sichtfeld eines Ritters in der Schlacht von Gammelsdorf sinnlich erfahrbar; am Abguss des Wachsiegels kann man riechen und es auch berühren. Das ist alles sehr gelungen, aber ohne Bauchschmerzen ist der Rezensent nicht durch die Ausstellung gegangen, wie im Folgenden gezeigt werden soll.

 

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1913 noch der Held von Gammelsdorf. Was aber ist Ludwig IV. im Jahr 2014? (Quelle: HDBG)

„Hingegen breitet sich der Ruhm des erlauchten Herrn Herzog Ludwigs ins Unermessliche aus…“ (Die Chronik Kaiser Ludwigs IV., Kap. 7)

Die Bayerische Landesausstellung will unterhalten, und sie will eine Geschichte erzählen. Die Unterhaltung gelingt, aber das angebotene Narrativ ist stellenweise bedenklich: Der Aufstieg Ludwigs aus angeblich kleinen Verhältnissen zum „Helden von Gammelsdorf“, dann zum römisch-deutschen König, dann zum Kaiser gegen den Papst bis hin zu seinem Tod, „unbesiegt“, wie uns die Begleittexte wissen lassen. Hier droht einerseits die Playstation-Metaphorik, andererseits eine überwunden geglaubte heroisierende und herrscherzentrierte Landesgeschichtsschreibung das Ruder an sich zu reißen. Große Männer machen bayrische Geschichte und schreiten siegreich von Level zu Level. Dazu passt die Absenz von Quellenkritik im Umgang mit den Ludwig positiv darstellenden Zitaten; dem fachlich nicht beschlagenen Besucher präsentieren sich diese Auszüge v.a. aus der Chronik Ludwigs IV. als historische Fakten.

Ausgerechnet in Bayern: Ein Mangel an Originalen

Auf den ersten Blick ist es entspannend, dass die Landesausstellung ihre Besucher nicht mit 500 Exponaten erschlägt, wie andere Veranstaltungen dieser Art. Insbesondere die Stauferausstellung in Mannheim 2010 war so reich an Originalen, dass selbst der interessierte Fachbesucher irgendwann innerlich abschaltete. Insofern versprach der Regensburger Ansatz eine Konzentration auf das Wesentliche. Mit Verwunderung stellt der Besucher dann aber fest, dass er sehr, sehr häufig – Urkunden ausgenommen – vor Reproduktionen, Gipsabgüssen und anderen Repliken der Originale steht. Im Extremfall erhöht sich also der Pulsschlag, meint man aus der Ferne die Kurfürstenfiguren vom Mainzer Kaufhaus zu entdecken – und zwar alle – und stürmt voller Begeisterung auf sie zu. Auf dem Weg schleicht sich schon die Frage ins Gehirn: Wie können diese schweren Sandsteinblöcke so locker im Raum drapiert werden? Aus der Nähe ist dann die etwas ernüchternde Antwort: Abgüsse aus Kunststoff, datiert auf 1980. Nun kann man Repliken im Einzelfall akzeptieren, wenn die Originale kaum transportabel sind wie die genannten Mainzer Kurfürstenfiguren oder mutmaßlich besonders empfindlich wie die Koblenzer Handschrift über „Kaiser Heinrichs Romfahrt“. Unbefriedigend ist es, wenn Originale aus Münchener Beständen, wie etwa die Madonna aus dem dortigen Anger-Kloster oder das Stifterrelief aus der Lorenzkapelle im Alten Hof zu München nur als Abgüsse vorhanden sind. Es ist die Häufung an Repliken, die hier irritiert: Niemand kann erwarten, dass die Reichsinsignien der Schatzkammer der Wiener Hofburg entleihbar sind. Aber so sehr auf innovatives Ausstellungsdesign zu setzen, darf nicht den vielfach zu bemerkenden Verzicht auf die Faszination des Originals bedeuten. Am dritten Ausstellungsort, dem Domkreuzgang, wird eindrucksvoll deutlich, was in der Minoritenkirche zu kurz kommt.

Eine Landesausstellung zwischen Inszenierung und Identitätsbildung

Ludwig der Bayer hat endlich seine erste, nur ihm gewidmete große Ausstellung bekommen. In Sachen Ausstellungsdesign ist sie bemerkenswert innovativ, vom technischen Niveau der Präsentation sicher die eindrucksvollste Mittelalterausstellung der letzten Jahre, die den neuen Standard definiert. Sie zeigt, dass Multimedia mehr ist als Schwenkfahrten über 3D-Animationen historischer Gebäude, und sie hat den Mut, etwa in dem Film mit Christoph Süß die Erwartungen bierernster Geschichtsvermittlung zu unterlaufen (man sollte allerdings den Humor von Monty Python mögen). Gelegentlich lassen die Ausstellungsmacher die Zügel in dieser Hinsicht etwas locker, und wenn beim Bild der Nürnberger Heiltumsweisung die dargestellten Kleriker wie animierte Comicfiguren Augenbrauen lüpfen, blinzeln, runde Münder machen – dann fühlt man sich wie bei Herrn Müller-Lüdenscheid in der Badewanne. Doch macht nur der keine Fehler, der nichts wagt: Diese Monita sind verzeihlich, denn die Verantwortlichen haben sich wirklich auf ihr Publikum einzustellen versucht; diese in verschiedenster Hinsicht besucherfreundliche Konzeption ist nicht genug zu loben. Bedauerlich ist die Entscheidung, sich vielfach mit Repliken statt Originalen zufriedenzugeben; in dieser Hinsicht mögen künftige Ausstellungen dem Regensburger Vorbild bitte nicht folgen. Erst recht nicht gilt dies für die bedenkliche und keineswegs avantgardistische Heroisierungstendenz des Kaisers aus dem Hause Wittelsbach. In ihrem Bemühen um Stärkung regionaler Identitäten ist die Landesausstellung in Regensburg der Stuttgarter Stauferausstellung von 1977 näher als manch andere Veranstaltung der letzten Jahre: Eine Präsentation kritischer Wissenschaft, gar die Dekonstruktion von Mythen kommt zu kurz. Den päpstlichen Spottnamen Bavarus zum Ehrentitel umzudeuten ist kein Vorgehen des 14., erstaunlicherweise aber des 21. Jahrhunderts. Insofern ist die historische Figur Ludwig IV. noch lange nicht auserzählt, und sein Infarkttod auf der Jagd 1347, eine gewisse Konstante der bayerischen Geschichte, wohl kein Game over, sondern ein Beginn von vorn, ein zweites, drittes, viertes Leben nicht nur als Held von Gammelsdorf. Wenn man im Titel der Landeausstellung aber einen wirklich mutigen Gegenpunkt zum Papa emeritus aus Regensburg hätte setzen mögen: Wir sind Ketzer. Obwohl auch das nicht mehr gilt, denn am Ende der Ausstellung informiert ein Schreiben von Kardinal Wetter an einen besorgten Heimatverein, dass die Exkommunizierung Ludwigs mit dessen Tod erloschen sei. Das mag tröstlich für manch modernen Beobachter sein, dem Wittelsbacher hat es nicht mehr geholfen.

  1. Wolf, Peter u.a. (Hgg.), Ludwig der Bayer. Wir sind Kaiser! Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2014, Regensburg, Minoritenkirche – St. Ulrich am Dom – Domkreuzgang, 16. Mai bis 2. November 2014, Regensburg 2014
  2. Seibert, Hubertus (Hg.), Ludwig der Bayer (1314-1347): Reich und Herrschaft im Wandel, Regensburg 2014

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4497

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Big Data History


Der Blick zurück — als ich promovierte

Als ich Ende der 90er Jahre des letzten Jahrtausends meine Promotion zur Grundherrschaft eines Klosters in Mittelhessen begann, stand am Anfang die systematische Untersuchung der Überlieferung. Alle für den untersuchten Zeitraum relevanten Urkunden habe ich mindestens einmal gelesen und den Inhalt auf Relevanz für meine Arbeit untersucht. Zu dieser Zeit waren digitalisierte Volltexte und Quellen noch die Ausnahme. Heute, gut 15 Jahre später, stehen Historiker vor einer anderen Situation. Sie haben Zugriff auf eine immer weiter wachsende Anzahl an Volltexten und digitalen Quellen, Metadaten usw.

Bei der Digitalisierung lag der Fokus zu Beginn noch auf der Imagedigitalisierung mit entsprechenden Metadaten. Selbst die MGH stellten ihre digitalisierten Buchseiten zunächst als Scans im Netz bereit, ohne direkten Zugriff auf die Volltexte zu bieten. Auch die Regesta Imperii, die von 2001 bis 2006 im Rahmen eines DFG-Projekts digitalisiert wurden, standen vor der Frage, wie die Texte im Netz dargeboten werden sollten1. Ich selbst war damals Mitarbeiter in diesem Projekt und wir entschieden uns für eine Volltextdarstellung, die dem Buch möglichst nahe kommen sollte. Vor allem aber war eine Volltextdarstellung über HTML wesentlich leichter zu implementieren als die Präsentation von Scans mit dahinter verstecktem Volltext, wie sie zeitweise von den MGH angeboten wurde.

 

Neue Rezeptionsmöglichkeiten und der Ausgleich buchtechnischer Nachteile

Der DFG-Antrag hob u.a. hervor, dass mit dem Digitalisierungsvorhaben zum einen buchtechnische Nachteile ausgeglichen und zum anderen neue Rezeptionsmöglichkeiten erschlossen werden sollten. Dabei bezog sich der Hinweis auf buchtechnische Nachteile beispielsweise auf die Abteilungen 7 (Ludwig der Bayer) und 13 (Friedrich III.), die im Unterschied zu den “regulären” Regesta Imperii-Bänden nicht die komplette Überlieferung, sondern jeweils mit einem Heft den Quellenbestand eines Archivs oder einer Archivlandschaft enthalten. Dies führt dazu, dass man für die Recherche eines bestimmten Zeitraumes parallel alle bisher publizierten Hefte durchsehen muss, was offensichtlich großen Arbeitsaufwand mit sich bringt. Heute sind solche Recherchen mit einer Suchanfrage im Regestenmodul wesentlich leichter möglich. Auch die Bereitstellung einer Volltextsuche über die Regesta Imperii hat sicherlich den einen oder anderen Historiker auf Spuren gebracht, die er mit der alleinigen Analyse der gedruckten Bände möglicherweise nicht entdeckt hätte.

 

Nutzerverhalten und Nutzerperspektive

Im Rahmen eines Vortrages auf der “Digital Diplomatics 2013″ im November letzten Jahres in Paris stellten meine Kollege Torsten Schrade und ich u.a. einige Analysen zum Nutzerverhalten des Regestenmodules der Regesta Imperii Online vor.

10er-Schritte

Anzahl der Treffer im Regestenmodul der Regesta Imperii Online (Quelle: Digitale Akademie, Mainz — www.digitale-akademie.de).

Datengrundlage waren die anonymisierten Daten von Suchanfragen aus dem Zeitraum von November 2012 bis Ende Oktober 2013. Bei jeder Suchanfrage wurde auch die Anzahl der erzielten Treffer mitgeloggt. Die Abbildung zeigt nun in einem Tortendiagramm wieviele der ca. 101.000  Nutzeranfragen im Regestenmodul 0 bis 10 Treffer, wieviele 11 bis 20, 21-30 usw. bis zu mehr als 100 Treffer erzielt haben. Es zeigt sich unter anderem, dass sich die Nutzer des Regestenmodules von ihren Ergebnissen her grob in drei Gruppen einteilen lassen. Die erste Gruppe nutzt die Expertensuche des Regestenmoduls optimal aus und bekommt in der Regel auf eine Anfrage zwischen 1 und 10 Regesten zurückgemeldet. Diese können dann am Bildschirm gelesen, gedruckt oder sonst weiter verarbeitet werden. Eine zweite Nutzergruppe bekommt zwischen 10 und 100 Treffern. Die dritte Gruppe erhält auf ihre Anfrage 100 oder mehr Treffer.

Erhält man bei der Regestensuche 1 bis 10 Treffer ist das Ergebnis mit vertretbarem Aufwand lesbar und zu überprüfen. Bei über 10 bis 100 Treffern würde ich vermuten, dass diese Nutzer versucht sein könnten, ihre Suchkriterien zu verschärfen und damit ein besseres (in diesem Fall auch kleineres) Ergebnis zu erhalten. Die dritte Gruppe erhält 100 oder mehr Treffer, deren Auswertung am Bildschirm äußerst mühselig ist.

Zu der letzten Gruppe gehören oft auch Nutzer, die mit einen einzigen Suchbegriff ohne weitere einschränkende Angaben sehr viele Treffer zurückgeliefert bekommen. Diese Gruppe hat aus meiner Sicht den “Google-Anspruch” bei minialem Input in die Suchmaske optimale Ergebnisse zu erhalten. Selbstverständlich kann man hier einwenden, dass Nutzer eines Quellenportals zumindest rudimentäre inhaltliche Kenntnis des untersuchten Gegenstandes, hier also der Regesta Imperii, mitbringen sollten.

Was mich bei den Ergebnissen aber erstaunte, war die Nutzungsform der Regestensuche. Die meisten Nutzer wussten genau, was sie suchten. Sie wählten die Bandansicht, riefen einen Band auf und suchten sich das gewünschte Regest. Sie nutzten die Onlineregesten in der gleichen Weise wie einen gedruckten Regestenband — nur kamen sie schneller ans Ziel. Den neuen Rezeptionsmöglichkeiten, wie einst im DFG-Antrag formuliert, entsprach dies aber sicherlich nicht.

Bei der Diskussion im Kollegenkreis über die Ergebnisse war der Hinweis auf die mangelnde inhaltliche Kompetenz der Nutzer ein häufiger Reflex. Zunächst reagierte ich ebenso und machte die fehlende Kenntnis über die Regesta Imperii für die hohen Treffermengen verantwortlich. Dann aber fiel mir auf, dass die Nutzer mit “Google-Anspruch” mit ihren hohen Treffermengen vielleicht einfach eine neue Nutzungsform unseres Online-Materials formulieren.

Bisher folgt auf die Suche nach “Heinrich”, welcher der meistgesuchte Begriff in den RI ist, die Anzeige:2

Sie suchten nach ‘Heinrich’
Ihre Suche erzielte 17101 Treffer, ausgewählt wurden die 1000 relevantesten Regesten.
Sie sehen die Treffer 1 bis 20. Zur Verfeinerung Ihres Ergebnisses modifizieren Sie Ihre Suchabfrage.

Man könnte die Suchmöglichkeiten vielleicht dahingehend ergänzen, dass dem Nutzer bei der Suche nach ‘Heinrich’ folgendes angeboten wird:

Sie suchten nach ‘Heinrich’
Sie haben 17.101 Treffer. Möchten Sie für die Einschränkung der Treffermenge eine Visualisierung der Trefferliste in chronologischer oder geographischer Form oder die Anzeige der Treffer pro Abteilung der Regesta Imperii ?

Mit neuen Visualisierungsmethoden und einem transparenten Drill-Down3 könnten neue Blicke auf bereits vorhandenes digitales Material möglich werden.

 

Die kritische Masse

In den letzten Jahren haben die als digitale Volltexte zur Verfügung stehenden Quellen stark zugenommen. Neben den Regesta Imperii werden im Akademienprogramm4 immer mehr Projekte digitalisiert und im Netz bereitgestellt. Bei Neuanträgen im Akademienprogramm muss ein Abschnitt zur Bereitstellung der Forschungsergebnisse im Internet enthalten sein. Diese Bemühungen für eine breite Digitalisierung von Forschungsmaterialien haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass wir langsam eine “kritische Masse” überschritten haben5. Und hier würde ich wieder zum “Google-Anspruch” aus dem letzten Absatz zurückkehren. Könnte es nicht neue Forschungsperspektiven aufzeigen, wenn wir große Datensammlungen gemeinsam untersuchen, sehr große Ergebnismengen erhalten und aus den anschließenden Visualisierungen oder mit anschließendem Drill-Down neuen Phänomenen oder Fragestellungen auf die Spur kommen, die wir aus analoger Perspektive nicht wahrgenommen haben ?

 

Visualisierung als Weg zu neuen Erkenntnissen

In meinem Beitrag zu Digitalen Perspektiven mediävistischer Quellenrecherche habe ich verschiedene Suchmasken von Online-Quellenportalen untersucht. Dabei konnte ich zeigen, dass die Suchmasken in der Regel optimale Möglichkeiten für die Einschränkung der Treffermenge auf eine zu handhabende Größe bieten. Dem gegenüber werden bei der Trefferanzeige kaum Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung oder Visualisierung von großen Ergebnismengen geboten. Gerade hier liegt aber aus meiner Sicht eine große Chance für die Geschichteswissenschaften: die Untersuchung großer Quellenbestände im Sinne einer Big Data History, mit der Zusammenhänge aufgezeigt werden können, die im “analogen” Zeitalter nicht möglich waren.

Fazit

Momentan stehen wir noch an der Schwelle zu Big Data History. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis gemeinsame Schnittstellen projektübergreifende Quellenanalyse möglich machen, die Ergebnisse visualisiert und weiterverarbeitet werden können und damit neue Blicke auf das Quellenmaterial möglich werden. Die Analyse großer Datenmengen bringt für den Historiker aber auch Herausforderungen mit sich. Bei großen Datenmengen stellt sich die Frage nach Fehlerabschätzungen, neuen Analysemethoden und theoretischen Ansätzen. Andererseits verspricht die Digitale Perspektive auf eine Big Data History interessante neue Blicke auf unser Quellenmaterial.

PDF-Download: Big_Data_History

  1. Zur Entwicklung des frühen Digitalisierungsprojekts vgl. Kuczera, Andreas: Die Regesta Imperii Online (2007) – In: Historisches Forum Bd. 10 (2007). Zum aktuellen Stand vgl. Weller, Tobias: Die Regesta Imperii Online (2014) – In: Rheinische Vierteljahrsblätter Bd. 78 (2014) S. 234-241; Würz, Simone: Mittelalterliche Quellen im Internet: Aspekte der Digitalisierung und Vernetzung der Regesta Imperii Online (2011) – In: Archive im Web – Erfahrungen, Herausforderungen, Visionen S. 162-171
  2. Vgl. http://www.regesta-imperii.de/regesten/suche.html abgerufen am 10.10.2014.
  3. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Drill-Down&oldid=117104292
  4. Zum Akademienprogramm vgl. http://www.akademienunion.de/forschung/
  5. Ein Hinweis, dass wir die “kritische Masse” überschritten haben, war der Erfolg von http://codingdavinci.de/

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3962

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Ferdinand Güterbock – Mediävist und Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica

Der Beitrag entstand im Rahmen der 2013/14 bei den MGH vorgenommenen Teilerschließung der Akten des „Reichsinstituts für ältere deutsche Geschichtskunde“, vgl. den Bericht unter: http://mittelalter.hypotheses.org/4036. Zu danken habe ich dem Leiter des MGH-Archivs, Prof. Dr. Mentzel-Reuters für die Möglichkeit, die Archivalien auch nach Abschluss des Projekts benutzen zu können.

 

Biographisches

 

Ferdinand Güterbock[1] wurde 1872 als Sohn des Historien- und Orientmalers Leopold Güterbock und einer ebenfalls als Malerin tätigen Mutter in Berlin geboren. Er entstammte einer alteingesessenen jüdischen Familie, ein Vetter war der Königsberger Rechtshistoriker Carl Eduard Güterbock.[2] Auch zu dem Orientalisten Bruno Güterbock, der mit der Schweizer Schriftstellerin Grethe Auer verheiratet war, bestanden verwandtschaftliche Beziehungen. Ursprünglich im kaufmännischen Bereich und im Bankgewerbe tätig, führten Teile der Familie ein Leben als Rentiers wie etwa der Vater von Bruno Güterbock, der mit seinen Brüdern das Bankgeschäft der Eltern aufgegeben hatte.[3] Ferdinand Güterbock heiratete eine Verwandte von Grethe Auer, nämlich Mina Güterbock-Auer. Die Familien Güterbock und Auer waren beide mit dem Schweizer Ort Engelberg verbunden, die Eltern von Ferdinand Güterbock verbrachten dort seit den 1860er Jahren ihre Sommerfrische.[4]

Ferdinand Güterbock promovierte bei Paul Scheffer-Boichorst 1895 über den Frieden von Montebello.[5] Die enge Verbundenheit zu seinem Lehrer geht aus dem Lebensabriss vor, den Güterbock als Mitherausgeber der Schriften Scheffer-Boichorsts verfasste.[6] Güterbocks bevorzugte Forschungsgebiete waren Friedrich Barbarossa, die Geschichte Italiens besonders der Stauferzeit sowie später die Geschichte der Schweiz. Die Archivlandschaft Italiens erschloss Güterbock sich durch regelmäßige Reisen.[7]

Güterbock lebte als Privatgelehrter, ohne jemals ein universitäres Lehramt zu erreichen.[8] Diese Existenz beruhte auf dem Vermögen seiner Familie, das ihm wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglichte. In seiner auch mit Kunstsammlungen ausgestatteten Villa in Berlin-Steglitz führte er einen gastlichen Haushalt, der einen beliebten Treffpunkt für Historiker darstellte. Güterbock suchte dabei auch den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.[9] Heute kaum noch bekannt und aufgrund der Exklusion infolge des ‘Dritten Reichs’ in der Wissenschaftsgeschichte marginalisiert, war Güterbock offensichtlich gut vernetzt und auch ohne akademisches Amt voll anerkannt. Mit dem Wissenschaftsorganisator und späteren Vorsitzenden der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, Paul Fridolin Kehr verband ihn Freundschaft[10] wie auch mit den Monumentisten Erich Caspar und Robert Holtzmann.[11] Für den Historiker Karl Hampe und seine Familie stellte Güterbock eine von deren engsten Vertrauenspersonen dar.[12]

Ob seine Gelehrtenexistenz mit den auch nach 1918/19 durchaus fortbestehenden Beeinträchtigungen, als Jude eine akademische Karriere erreichen zu können, zusammenhing, mag dahingestellt bleiben.[13] Dass Güterbock, der sich offensichtlich wie so viele jüdische Intellektuelle und Gelehrte voll mit dem Kaiserreich identifizieren konnte,[14] antisemitischen Anwürfen ausgesetzt war, belegt seine wissenschaftliche Kontroverse mit dem Schüler Hampes, Karl Schambach, über Heinrich den Löwen.[15]

Güterbock emigrierte 1937 in die Schweiz,[16] wo er sich in Weggis niederließ und kurz vor seinem Tod auch eingebürgert wurde.[17] In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich besonders mit der Geschichte der Benediktinerabtei Engelberg, in der er – mitten in der Arbeit an einer Studie über die Gründung des Klosters – 1944 infolge einer Embolie oder Herzattacke verstarb.[18]

 

Güterbock und die Monumenta Germaniae Historica

 

Bereits seit Mitte der 1890er Jahre stellte Güterbock den Ertrag seiner Archivreisen nach Italien wohl auch den Monumenta etwa in Form der Erstellung von Kollationen zur Verfügung.[19] Erstmals offizielle Verbindungen lassen sich nach der Jahrhundertwende feststellen. Oswald Holder-Egger als gewählter, aber nicht ernannter Vorsitzender der Zentraldirektion und Leiter der Abteilungen Scriptores und Epistolae stattete im Jahresbericht für 1905 Güterbock seine Dankesschuld für die Untersuchung einer Abschrift der von ihm selbst bearbeiteten Chronik des Salimbene de Adam aus dem 16. Jahrhundert ab.[20] Güterbock wurde außerdem Mitarbeiter des „Neuen Archivs“ und trug darin kurz vor dem Ersten Weltkrieg eine Fehde mit Johannes Haller aus, in der sich sowohl Harry Bresslau, als auch die Redaktion – Michael Tangl, Karl Zeumer und sein Mitarbeiter Richard Salomon – auf seine Seite stellten.[21] Güterbock übernahm immer wieder kleinere Aufgaben im Rahmen der Monumenta, so zum Beispiel die Vergleichung von Handschriften der Schrift „De ruina civitatis Terdonae“ im Rahmen einer Italienreise.[22] 1925 wurden ihm die „Historia Frederici I“ von Otto Morena sowie die Faventiner Chronik des Magister Tolosanus übertragen.[23] Die Bearbeitung von Quellen italienischer Schriftsteller aus der Stauferzeit durch Güterbock hatte bereits Holder-Egger beabsichtigt: Nach einer handschriftlichen Aufzeichnung bot dieser dem jüdischen Gelehrten nicht nur die Werke von Morena und Tolosanus an, sondern plante auch die Aufnahme von „De ruina civitatis Terdonae“ ins Editionsprogramm. Da die Ausgaben italienischer Schriftsteller nach dem Tod Holder-Eggers zurückgestellt worden waren, regte Güterbock ihre Wiederaufnahme selbst an.[24] Für die Arbeit an der Morena-Edition unternahm er 1926 eine Archivreise nach Mailand, Modena und Faenza.[25] Die Morena-Edition konnte bereits 1930 erscheinen.[26] Zu Tätigkeiten im Rahmen der Faventiner Chronik finden sich keine weiteren Hinweise.[27] Güterbock verfügte aber offensichtlich über ein gewisses Interesse, sich langfristig aktiv oder aber theoretisch in das Editionsprogramm der Monumenta einzubringen. 1931 legte er der Zentraldirektion ein Gutachten über die Scriptores-Abteilung vor, in dem er verschiedene Ideen zur Verbesserung der auf Holder-Egger und Bresslau zurückgehenden Editionsmethoden, aber auch der Druckgestaltung entwickelte.[28]

Die Aufnahme Güterbocks in die Zentraldirektion wurde unter der Ägide Paul Fridolin Kehrs erwogen. Anlässlich der Jahressitzung 1931 erörterte man die Frage der Zuwahl von neuen Mitgliedern ausführlich, wobei verschiedene Kandidaten zur Debatte standen. Der der Zentraldirektion bekanntermaßen grundsätzlich nicht unbedingt positiv gegenüberstehende Kehr schlug „nach dem Bedürfnis der Arbeiten“ der Monumenta Güterbock, der „viel gearbeitet“ habe und Ernst Perels, von dem „sachlich etwas […] zu erwarten“ sei, vor: „Beide könnten erwünscht oder doch tragbar erscheinen.“ Auch Karl Hampe sprach sich „entschieden für Güterbock“ sowie Perels aus, ein Votum, dem sich Wilhelm Levison anschloss. Ernst Heymann stimmte ebenfalls für Perels, für den nur Oswald Redlich „sich nicht recht erwärmen“ konnte, „obwohl er ein trefflicher Editor sei.“ Letztlich stellte jedoch nur Hampe einen offiziellen Antrag auf Zuwahl, und zwar von Erich Caspar. Nach Wiederaufnahme der Diskussion in der Nachmittagssitzung beantragten einzelne Zentraldirektoren die Zuwahl verschiedener Kandidaten: Levison die von Perels, Güterbock und Percy Ernst Schramm, Adolf Hofmeister die von Bernhard Schmeidler und Edmund Ernst Stengel sowie Hampe zusätzlich zu Caspar die von Robert Holtzmann. Kehr empfahl daraufhin, obwohl er selbst sich nochmals für Perels und Güterbock aussprach, „angesichts gewisser Schwierigkeiten, und da 3 Mitglieder der ZD. fehlen, wohl besser diesmal von Zuwahlen überhaupt abzusehen.“ Formell abgestimmt wurde schließlich nur über die Aufnahme von Caspar in die Zentraldirektion, wonach Levison, da die Abstimmung negativ ausfiel, seinen Antrag auf Zuwahl von Perels und Güterbock zurückzog. Eine Erweiterung der Zentraldirektion kam somit nicht zustande.[29] Eine erneute Diskussion zwei Jahre später und damit bereits nach der ‘Machtergreifung’ wurde nun von Kehr abgeschmettert. Weder die Zuwahl des von ihm später als seinen Nachfolger befürworteten Karl August Eckhardt, die Heymann vorgeschlagen hatte, noch die von Güterbock oder Perels waren Kehr jetzt genehm. Die Meinung Heymanns, man brauche einen ‘jüngeren Mann’, teilte Kehr nicht, er sah darin eine Bedrohung seiner Autorität als Vorsitzender.[30]

In den Akten der 1935 in ein „Reichsinstitut für Ältere Deutsche Geschichtskunde“ umgewandelten Monumenta taucht der Name Güterbocks nur noch am Rande auf, inwieweit nach der nationalsozialistischen ‘Machtergreifung’ noch persönliche Kontakte fortbestanden, lässt sich daraus nicht erschließen.[31] Güterbocks Arbeiten wurden allerdings im Reichsinstitut weiterhin wahrgenommen (und auch rezensiert). 1937 bat der damalige Leiter des Reichsinstituts, Wilhelm Engel, den Direktor des Departementalarchivs von Vesoul, Jacques Dropet, um Photographien von Siegeln aus Vesoul, die Güterbock in einem Aufsatz besprochen hatte.[32] Im Jahr 1938 leitete die Landesbibliothek Hannover einen Brief Güterbocks mit der Bitte um Bearbeitung an das Reichsinstitut weiter. Güterbock benötigte Photographien eines Briefes von Notar Burchard aus dem Jahr 1161, die Handschrift war gerade an das Reichsinstitut aus Hannover verliehen worden.[33] 1942 riet Präsident Edmund Ernst Stengel dem Archivar und Byzantinisten Werner Ohnsorge, in einem Aufsatz über die Byzanzpolitik Friedrich Barbarossas für das „Deutsche Archiv“[34], „im Text lieber keine Namen aus der neueren Forschung über den Prozeß Heinrichs des Löwen zu nennen“ und in den Anmerkungen „entweder nur die letzte Arbeit G a n a h l s [sic] mit Hinweis auf das dort gegebene Schrifttum oder aber neben ihr auch die übrigen wichtigsten neueren Arbeiten“ zu verzeichnen. Im letzteren Falle könne er auch auf Güterbock verweisen, dem „in vieler Beziehung“ zwar nicht zu folgen sei, der aber „das Problem unbedingt sehr stark“ gefördert habe.[35] Ohnsorge war an einer „leisen Hervorhebung“ u.a. der Arbeit von Güterbock, dem er inhaltlich nicht zustimmte, „gelegen“.[36] Planungen zwischen dem Präsidenten Theodor Mayer und Martin Lintzel bezüglich möglicher Beiträger zur Festschrift für Robert Holtzmann Ende 1942 schlossen Güterbock – neben Richard Koebner und Wilhelm Levison! – aufgrund des „Arierparagraphen aus“.[37]

 

Ferdinand Güterbock und Benito Mussolini

 

In politischer Hinsicht bemerkenswert ist Güterbocks Sympathie für Benito Mussolini, der Güterbock in zwei Audienzen 1923 und 1924 als ersten Deutschen überhaupt empfing.[38] Güterbock legte 1923 aus der Perspektive des wissenschaftlich ausgewiesenen, lebenslangen Quellenforschers in Italien und damit auch Kenners der zeitpolitischen Umstände eine Studie über die Entstehung des Faschismus vor. Er begründete dieses Werk mit der singulären Neuheit von Mussolini und seiner Bewegung, die eine reizvolle Aufgabe für jeden Historiker darstellen müsse.[39]

Güterbock nimmt in dem knapp 130-seitigen Werk, das auf der Auswertung italienischer Zeitungen beruht, zwar vordergründig eine objektive Position ein, das von Mussolini auf ihn ausgehende Faszinosum wird aber deutlich erkennbar. Die Charakterisierung als ‘Tatmensch’, ‘Führernatur’ und ‘Realpolitiker’ hebt auf die Singularität des ‘Duce’ ab, explizit nennt Güterbock „eine ausgesprochene Persönlichkeit, deren Bekanntschaft zu machen wohl der Mühe lohnt.“[40] Die von Güterbock vorgenommenen Zuschreibungen sind ohne weiteres im Kontext des Führer-Diskurses der Weimarer Zeit zu verorten.[41] Die Ehrlichkeit von Mussolinis Absichten sieht er für gegeben an, und auch die so wahrgenommene Entwicklung ‘vom Sozialismus zum Chauvinismus’ beurteilt er als logische Folge eines aufrechten Charakters.[42] Obwohl Güterbock in der gesamten Darstellung zwar den Ton des objektiven historiographischen Berichterstatters beibehält,[43] liefert er indirekte Stellungnahmen und am Schluss einen Ausblick, der seine eigene Haltung zu erkennen gibt.

Es ist offensichtlich gerade die Verbindung nationaler und sozialer Ideen, die Güterbocks Beifall findet und seine für das nationale Bürgertum so typische Furcht vor dem Sozialismus bedient: Mussolini habe die Sozialisten gezwungen, „von dem Plan einer Terrorisierung des Bürgertums Abschied zu nehmen.“[44] Sein Sozialismus sei der einer praktischen Anwendung durchaus berechtigter sozialer Ideen und nicht Ausdruck blinden Parteidoktrinarismus’.[45] Die grundsätzliche Zuschreibung eines weltfremden Utopismus an sozialistisch und kommunistische Gesellschaftsentwürfe wird in der Formulierung, dass jedoch Mussolini „gerade aus Liebe zum Proletariat praktisch durchführbare Vorschläge mache und keinen Utopien nachjage“[46], deutlich. Affirmativ erscheint Güterbocks Bemerkung, dass nach Mussolini „das Klasseninteresse des Proletariats dem Interesse der Nation unterzuordnen sei.“[47] Bei allem Verständnis für berechtigte soziale Forderungen, so offensichtlich auch Güterbock: Das Wohl des Volksganzen, der Nation, steht höher. Güterbocks Charakterisierung von Mussolinis „jugendfrische[...][m]“ Nationalismus lässt unschwer Sympathien für die darin von ihm perzipierten Elemente dieses Nationalgedankens fassen, „der dem Vaterlande die natürlichen Grenzen geben, der möglichst allen Volksgenossen in Europa die nationale Einigung bringen und sie zu einer ‘friedlichen Expansion im Mittelmeer und in der Welt’ führen“ wolle. Inhärent sei ihm zugleich die „Bekämpfung der krankhaften Keime des Staatsorganismus wie der Volksseele, durch eine Demokratisierung und Modernisierung der Verfassung, durch eine gesunde Sozialgesetzgebung, eine freiheitliche Wirtschafts- und eine strenge Finanzpolitik“ um das Land „innerlich [zu] regenerieren und mit neuen Kräften [zu] erfüllen […].“[48]

Auch die Elemente zeitgenössischer Parlamentarismuskritik scheinen auf, wenngleich Güterbock hier wiederum nicht direkt Stellung bezieht. Er vermerkt, dass Mussolini „hitzig […] gegen die Schwäche des liberalen Staates und gegen die Energielosigkeit der bisher herrschenden demokratischen Partei“ polemisiert habe.[49] Noch deutlicher spricht er an anderer Stelle von Mussolinis Eintreten gegen „das demokratisch-sozialistische Dogma der Vergötterung der Majorität, das dem gesunden Menschenverstand oft widerstreite“ und gegen „das demokratische System einer Nivellierung des Lebens und einer Züchtung des Mittelmaßes.“[50] Ein identifikatorisches Potenzial besitzen ganz offensichtlich Elemente der faschistischen Ideologie, die sich als Eintreten für die Interessen aller sozialen Klassen interpretieren lassen. So weist Güterbock den Vorwurf italienischer Sozialisten an den Faschismus als Interessenvertreter der „Kapitalisten, […] Industriellen und Großgrundbesitzer“ zurück. Obwohl „Angehörige der Industrie und der Landwirtschaft aus Besorgnis vor der bolschewistisch-sozialistischen Gefahr die Fascisten durch Zuwendung von Geld, Waffen und Automobilen unterstützt“ hätten und „heute hinter dem Unternehmen Mussolini stehen“ würden, könne man Mussolini nicht die Begünstigung „wirtschaftlicher Sonderinteressen“ vorwerfen und ihn „am allerwenigsten ein Diener kapitalistischer Interessen“ nennen. Güterbock bekräftigt vielmehr den in seinen Augen vorrangig idealistischen Charakter der Bewegung, „die in verschiedenen Gegenden verschiedene Bevölkerungsklassen […] ergriffen hat, die jedem etwas bieten und die alle Berufsstände in gleicher Weise umspannen möchte.“[51] Den Begriff der ‘Volksgemeinschaft’, der seit den 1860er Jahren für verschiedenste politische Richtungen feststellbar ist und von radikalnationalistischen wie völkischen Kreisen infolge des Ersten Weltkriegs zum verschiedene Minderheiten ausschließenden Konzept der rassischen Gemeinschaft umgedeutet wurde[52], verwendet Güterbock nicht.

Apologetisch klingen Güterbocks Bemerkungen zu möglichen Kritikpunkten aus bürgerlich-liberaler Sicht wie etwa zum Thema Antisemitismus, dem er eine Relevanz innerhalb der faschistischen Bewegung abspricht. So gebe es zwar Anklänge bei Mussolini selbst und einzelnen Vertretern des Faschismus, aber andererseits habe der ‘Duce’  den Antisemitismus 1921 öffentlich verworfen und auch im Parteiprogramm sei er nie ‘bemerkbar’ hervorgetreten.[53] Einen ähnlichen Tonfall schlägt er in Bezug auf den Einsatz von Gewalt als politisches Mittel durch den Faschismus an. Der „manchmal […] übermäßig rohe[...] Charakter“ des Faschismus gehe auf das Konto von „Verbrechernaturen“, Mussolini selbst hingegen erlaubte nach Güterbock Gewalt nur als „Abwehrmaßnahme[...]“.[54]  An anderer Stelle nennt er Gewalttaten „vorübergehende Rückfälle in Kinderkrankheiten“ oder ein „nur ein vorübergehend anzuwendendes Mittel im Kampf gegen antinationale Strömungen“.[55] Allerdings erklärt Güterbock mit der Begründung, Druck erzeuge Gegendruck, die zukünftige Aufgabe terroristischer Methoden zur Schicksalsfrage: Mussolini müsse sein Werk auf die Grundlage einer freiheitlichen Ordnung stellen.[56]

Die Bemerkungen zur Situation in Italien nach dem Staatsstreich zielen auf als positiv beurteilte Maßnahmen in verschiedenen Bereichen und spiegeln damit unverkennbar politische Urteile des Kommentators wider. In der Wirtschaftspolitik etwa diagnostiziert Güterbock das Überwiegen liberaler Prinzipien bei kleinstmöglichen staatlichen Eingriffen im Interesse der Produktionssteigerung.[57] Die beabsichtigte „Eindämmung der parlamentarischen Tätigkeit und eine Reform des parlamentarischen Wahlrechtes“ begründet Güterbock explizit mit Machtsicherung aber auch der angeblichen erzieherischen Absicht Mussolinis, „die […] Abgeordneten zu umsichtigeren Vertretern der italienischen Nation zu erheben“, eine Formulierung, aus der das parlamentarismuskritische Topos des ‘Parteiegoismus’ hervorgeht.[58] Die Metapher des Arztes, „der auch vor chirurgischen Eingriffen und scharfen Kuren nicht zurückschreckt“ zielt auf den so perzipierten Reformcharakter des Faschismus, „der in den lange verschlossenen dumpfen Bürokratenstuben rücksichtslos die Fenster“ aufreiße und „frische Zugluft eindringen“ lasse.[59]

Eine Parallelisierung zum Deutschland Anfang der 20er Jahre nimmt Güterbock selbst vor, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu präsentieren. Zwar sieht er im Reich „vielfach parallele Krankheitsempfindungen und Gefühlsregungen“ vorhanden und meint damit „eine Reaktion gegen übertriebene Sozialisierungsversuche, eine Unzufriedenheit mit dem unfähigen Bürokratentum, eine Abneigung gegen den schlaffen Parlamentarismus, eine Regeneration des Nationalismus“[60]; schätzt grundsätzlich Italien aber für ‘kränker’ und damit reformbedürftiger ein. Hier erteilt er explizit „äußere[n] Begleiterscheinungen […] wie de[...][m] Gummiknüppel“ die Absage, adaptionswürdig sei jedoch „die eigentliche fascistische Medizin mit ihren manchesterlichen und nationalistischen Bestandteilen“.[61] Hier geht Güterbock auch direkt auf die nationalsozialistische Bewegung ein, die er vom Faschismus abgrenzt. Mussolini selbst habe betont, dass es keine Berührungspunkte zum ‘bayerischen’ Nationalsozialismus gebe und auch Güterbock konstatiert, dass dieser sich „in der Tat von seinem italienischen Vorbild nur das Mittel des Gummiknüppels und das Ziel einer nationalen Diktatur aneignet, ohne in den Kern des Problems einzudringen.“[62]

In einem Beitrag zur Festschrift seines Schullehrers, des jüdischen Pädagogen und Historikers Moritz Schäfer, unternimmt Güterbock ein paar Jahre später eine eher kursorische Einordnung Mussolinis in die Geschichte der Stadt Rom seit der Antike.[63] Hier hebt er die Stützung der „Staatsautorität“ und des „Nationalgefühls“ der Italiener durch antike Reminiszenzen des Faschismus besonders hervor. Er weist ihre Einschätzung als „theatralische[...] Aueßerlichkeiten“ zurück, sie hätten vielmehr zu einem Aufschwung der italienischen Wissenschaft, besonders der Archäologie, geführt.[64] Neben der Förderung archäologischer Projekte durch Mussolini streicht Güterbock ausdrücklich die „politischen imperialistischen Tendenzen“ in Nachfolge „der alten Römer“ etwa in Form von Expansionstendenzen im Norden heraus. All dies habe dazu geführt, dem italienischen Volk, „das zum Partikularismus wie zur Schwäche und Korruption“ neige, ein „stärkeres Nationalgefühl“ zu verleihen, wie auch „Ordnungssinn und Selbstzucht“.[65] Der nach Güterbock seit dem Mittelalter in Italien eingetretenen „Verweichlichung“ – als Beispiel nennt er die Niederlage römischer Truppen 1167 vor Tusculum – suche der Faschismus „durch sportliche[...] und militärische[...] Ausbildung“ entgegenzutreten, um „ein neues männliches kampfbereites Geschlecht heranzuerziehen und zu diesem Behuf das Menschenmaterial des heimatlichen Bodens umzuformen durch Beschwörung der Geister der Ahnen.“[66]

Man wird Güterbocks Stellungnahmen zum italienischen Faschismus – und damit indirekt auch zur Weimarer Republik – als Ausdruck eines dem politischen Umsturz nach dem Ersten Weltkrieg skeptisch gegenüberstehenden bürgerlichen Liberalismus begreifen müssen. Kritik an einem als ausschließlichen Diener von Sonderinteressen aufgefassten Parlamentarismus, Sympathien für die Vorstellung einer nationalen Volkseinheit, scharfe Frontstellung gegen den Sozialismus und Bolschewismus bei gleichzeitiger Sehnsucht nach Erneuerung und Reform, Führer-Diskurs – Güterbock artikuliert hier Denkmuster ehemals demokratisch-liberalen, nun in die politische Sinnkrise geratenen Bürgertums. Dazu tritt die Verkennung des faschistischen Antisemitismus – wobei seine diesbezügliche Einschätzung des Nationalsozialismus offenbleiben muss.[67]

 

[1]    Die biographischen Angaben folgen: Beck, Marcel, Ferdinand Güterbock +, in: Neue Zürcher Zeitung, 29.04.1944, Bl. 2; Vasella, Oskar, Nekrolog Ferdinand Güterbock, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 38 (1944), S. 160; Holtzmann, Walther, Nekrolog Ferdinand Güterbock, in: Deutsches Archiv 8 (1951), S. 498; ders., Ferdinand Güterbock, in: Historische Zeitschrift 172 (1951), S. 433f. Vgl. auch: Kies, Dorothea, Die Juden und die MGH. Jüdische und jüdischstämmige Monumenta-Mitarbeiter im Spiegel ihrer Zeit, Magisterarbeit Tübingen ca. 2012 (PDF-Version: http://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/b/b070295.pdf), S. 91-93.

[2]    Carl (auch: Karl) Eduard Güterbock (1830-1914), seit 1851 evangelisch getauft, erlangte 1865 eine ordentliche Professur in Königsberg. Zu seinen Spezialgebieten zählte die Geschichte des mittelalterlichen Strafrechts; vgl.: Claußen, Hans-Kurt, „Güterbock, Carl Eduard“, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 290.

[3]    Zu Bruno Güterbock (1858-1940) und Grethe Auer (1871-1940) vgl. die Autobiographie: Auer, Grethe, Wenn ich mein Leben betrachte… Wien – Bern – Marokko – Berlin. Erinnerungen. Im Auftrag von Hans Gustav Güterbock hg. von Herzeleide Henning, Berlin 1995. Zur Familie Güterbock siehe auch: Panwitz, Sebastian, Die Gesellschaft der Freunde 1792-1935. Berliner Juden zwischen Aufklärung und Hochfinanz (= Haskala. Wissenschaftliche Abhandlungen, Bd. 34), Hildesheim u.a. 2007, S. 66 und 301. Bruno Güterbocks Name findet sich auch in den Akten der Monumenta Germaniae Historica: 1909 teilte der Vorsitzende der Zentraldirektion mit, dass durch Vermittlung Güterbocks die Bibliothek seines Freundes Ludwig Traube in das Eigentum des Reichs und in den Besitz der MGH übergegangen sei, Protokoll der 35. Plenarversammlung der Zentraldirektion, 15.04.1909, MGH-Archiv 338/47, Bl. 12. Bruno Güterbock konvertierte zum protestantischen Glauben; vgl. Renger, Johannes, Altorientalistik und jüdische Gelehrte in Deutschland – Deutsche und österreichische Altorientalisten im Exil, in: Jüdische Intellektuelle und die Philologien in Deutschland 1871-1933 (= Marbacher Wissenschaftsgeschichte 3), hg. von Wilfried Barner und Christoph König, Göttingen 2001, S. 247-262, hier S. 256.

[4]    Heer, Gall, Einführung, in: Güterbock, Ferdinand, Engelbergs Gründung und erste Blüte 1120-1223. Neue quellenkritische Forschungen von Ferdinand Güterbock. Aus seinem Nachlass herausgegeben von P. Gall Heer, Zürich 1948, S. VI-VII. Auch Bruno Güterbocks Familie hielt sich regelmäßig dort auf, siehe: Auer, Erinnerungen (wie Anm. 3), S. 259.

[5]    Güterbock, Ferdinand, Der Friede von Montebello und die Weiterentwicklung des Lombardenbundes. Von Ferdinand Güterbock. Mit Widmung des Verf. an Prof. Holder-Egger, Berlin 1895.

[6]    Güterbock, Ferdinand, Aus Scheffer-Boichorsts Leben, in: Gesammelte Schriften von Paul Scheffer-Boichorst. 1. Bd.: Kirchengeschichtliche Forschungen, Berlin 1903, S. 1-62.

[7]    Holtzmann, Nekrolog (wie Anm. 1), S. 498; Beck, Güterbock (wie Anm. 1), Bl. 2. Zu Güterbocks Werk siehe auch: Beck, Marcel, Bibliographie der historischen Arbeiten von Ferdinand Güterbock, in: Güterbock, Ferdinand, Engelbergs Gründung und erste Blüte 1120-1223. Neue quellenkritische Forschungen von Ferdinand Güterbock. Aus seinem Nachlass herausgegeben von P. Gall Heer, Zürich 1948, S. 144-147. Vgl. zu Güterbocks Forschungen zu Barbarossa: Berwinkel, Holger, Die Schlacht bei Legnano (1176), in: Kirche und Frömmigkeit – Italien und Rom. Colloquium zum 75. Geburtstag von Professor Dr. Jürgen Petersohn. Würzburg, 7. und 8. Mai 2010, hg. von Jörg Schwarz, Matthias Thumser und Franz Fuchs, Würzburg 2012, S. 70-80, hier S. 70f., S. 75f.

[8]    In den Jahresberichten der Monumenta Germaniae Historica nach dem Ersten Weltkrieg erscheint Güterbock unter dem Titel eines Professors, vgl. z.B.: Kehr, Paul, Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1920, in: Neues Archiv 44 (1922), S. 1-10, hier S. 4. So auch Vasella, Nekrolog (wie Anm. 1), S. 160.

[9]    Holtzmann, Nekrolog (wie Anm. 1), S. 498; Beck, Güterbock (wie Anm. 1), Bl. 2.

[10]  So Holtzmann, Nekrolog (wie Anm. 1), S. 498; Beck, Güterbock (wie Anm. 1), Bl. 2.

[11]  Beck, Güterbock (wie Anm. 1), Bl. 2.

[12]  Reichert, Folker, Gelehrtes Leben. Karl Hampe, das Mittelalter und die Geschichte der Deutschen (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 79), Göttingen 2009, S. 249.

[13]  Eine Parallele stellt das Leben seines Verwandten Bruno Güterbock dar: Sein Amt als Schriftführer der Deutschen Orient-Gesellschaft, was u.a. die Herausgabe des Publikationsorgans wie auch der wissenschaftlichen Veröffentlichungen ihrer Mitarbeiter beinhaltete, übte er ohne Bezahlung aus. Güterbock erhielt später die Ehrenprofessorwürde; so Auer, Erinnerungen (wie Anm. 3), S. 271-273.

[14]  Vgl. seine Reaktion auf den Ausbruch des 1. Weltkriegs: Reichert, Hampe (wie Anm. 12), S. 203.

[15]  Dargelegt bei: Reichert, Hampe (wie Anm. 12), S. 166, S. 251f.

[16]  So Kies, Juden (wie Anm. 1), S. 92.

[17]  Heer, Einführung (wie Anm. 4), S. VIf.

[18]  Kies, Juden (wie Anm. 1), S. 92f.; Beck, Güterbock (wie Anm. 1), Bl. 2.

[19]  Güterbock, Ferdinand, Einige Beobachtungen zu den SS-Editionen, 25.10.1931, MGH-Archiv 338/52, Bl. 137f., hier Bl. 138.

[20]  Holder-Egger, Oswald, Bericht über die 31. Jahresversammlung der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica, in: Neues Archiv 30 (1905), S. 1-12, hier S. 5.

[21]  Güterbock hatte der Feststellung von Johannes Haller, das Privileg Friedrichs I. für Kloster Neuburg von 1174 stelle eine Fälschung dar, massiv und rhetorisch recht unverblümt widersprochen; vgl.: Güterbock, Ferdinand, Ein echtes und ein unechtes Privileg Friedrichs I. für Kloster Neuburg (im Elsass), in: Neues Archiv 38 (1913), S. 559-561. Eine Erwiderung Hallers erschien nicht, weil dieser sich weigerte, die aus Sicht der Redaktion zu ausfälligen Formulierungen seiner „Gegenerklärung“ zu modifizieren. Vgl. den Brief von Harry Bresslau an Karl Zeumer, 12.10.1913, MGH-Archiv 3338/66: Haller „unterstellt, daß er [d.i. Güterbock; Anm.d.V.] seinen Artikel nicht aus wissenschaftlich-sachlichen, sondern aus persönlichen Motiven, um Haller zu diskreditieren, geschrieben habe. Ein solcher Vorwurf, wenn er nicht bewiesen werden kann, erscheint mir unzuläßig.“ Siehe auch den Brief Karl Zeumers an Michael Tangl mit der Zustimmung zu Harry Bresslaus Gutachten, 14.10.1913 sowie den Briefwechsel zwischen Michael Tangl und Johannes Hallers Anwalt F. Sailer aus dem Mai 1914 mit dem Rückzug von Hallers Erwiderung; ebd. Zur Redaktion des „Neuen Archivs“ durch Karl Zeumer und Michael Tangl bzw. später Ernst Perels vgl.: Schaller, Annekatrin, Michael Tangl (1861-1921) und seine Schule. Forschung und Lehre in den Historischen Hilfswissenschaften (= Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 7), Stuttgart 2002, S. 250-252.

[22]  Kehr, Paul, Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1920, in: Neues Archiv 44 (1922), S. 1-10, hier S. 4; ders., Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1921, in: Neues Archiv 45 (1924), S. 1-13, hier S. 4. Im MGH-Archiv findet sich eine kurze Zusammenstellung der von Güterbock für die MGH geleisteten Arbeiten, darunter auch seine Aufsätze für das „Neue Archiv“, MGH-Archiv 338/52, Bl. 124.

[23]  Kehr, Paul, Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1925, in: Neues Archiv 46 (1926), S. *I-*VIII, hier S. *IV.

[24]  Güterbock, Ferdinand, Pro memoria von Editionen italienischer Schriftsteller der Stauferzeit, 01.4.1926, MGH-Archiv 338/41, Bl. 136-138.

[25]  Kehr, Paul, Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1926, in: Neues Archiv 47 (1928), S. I-VII, hier S. III. Belege für weitere Italienreisen im Dienst der Monumenta finden sich z.B. in der Jahresrechnung der Zentraldirektion für 1928 mit der Erstattung der Auslagen Güterbocks von 800 Mark, MGH-Archiv 338/191.

[26]  Güterbock, Ferdinand (Hg.), Das Geschichtswerk des Otto Morena und seiner Fortsetzer über die Taten Friedrichs I. in der Lombardei (= MGH SS rer. Germ. n.s. 7), Berlin 1930.

[27]  Nach Holtzmann, Nekrolog (wie Anm. 1), S. 498, hinderte die Vertreibung durch die Nationalsozialisten sowie der Kriegsausbruch Güterbock an der Inangriffnahme der Edition.

[28]  Güterbock, SS-Editionen (wie Anm. 19), Bl. 137f. Konkret mahnte Güterbock dabei an, auf genauere Feststellung der Entstehungsdaten von Textteilen zu achten, bei der Eruierung der Quellen noch weiterzugehen, im Fall zweifelhaften Wortlauts bei mangelhafter Überlieferung in der Edition Elemente zur Nachprüfung anzugeben sowie klassische und Vulgata-Zitate nicht wörtlich wiederzugeben. Für die Indizes schlug er möglichst vollständige Namen- und beschränkte Sachregister vor; geographische Ortsbestimmungen sollten allgemein verständlich nach nahe gelegenen größeren Städten oder Ortschaften nach dem Vorbild von Georg Heinrich Pertz vorgenommen werden. Die Namensformen von Orten und Personen seien nach Urkundenbüchern anzusetzen. Das Druckbild wünschte Güterbock sich möglichst klar und übersichtlich, außerdem eine weitergehende Vereinheitlichung aller Bände.

[29]  Protokoll der Sitzung der Zentraldirektion, 24.04.1931, MGH-Archiv 338/51, Bl. 116-118.

[30]  Protokoll der Ausschusssitzung der Zentraldirektion, 29.04.1933, MGH-Archiv 338/52, Bl. 55.

[31]  Vgl. dazu die Bemerkungen im Nachruf des Perels-Schülers Oskar Vasella, demzufolge „die Beziehungen mit dem einstigen Wirkungskreis auch nie ganz ab[rissen]“, ders., Nekrolog (wie Anm. 1), S. 160.

[32]  Wilhelm Engel an Jacques Dropet, 19.07.1937, MGH-Archiv B 539, Bl. 109. Es handelt sich um den Aufsatz: Güterbock, Ferdinand, Zur Geschichte Burgunds im Zeitalter Barbarossas, in: Zeitschrift für Schweizerische Geschichte 17,2 (1937), S. 145-229. Siehe auch die Rezension im Deutschen Archiv 2 (1938), S. 289f.

[33]  Landesbibliothek Hannover an das Reichsinstitut, 12.03.1938, MGH-Archiv B 540/41, Bl. 90f. (Brief Güterbocks beigefügt).

[34]  Ohnsorge, Werner, Die Byzanzpolitik Friedrich Barbarossas und der “Landesverrat” Heinrichs des Löwen, in: Deutsches Archiv 6 (1943), S. 118-149.

[35]  Edmund Ernst Stengel an Werner Ohnsorge, 06.01.1942, MGH-Archiv B 569, Bl. 415.

[36]  Werner Ohnsorge an Edmund Ernst Stengel, 09.01.1942, MGH-Archiv B 569, Bl. 413.

[37]  So Martin Lintzel an Theodor Mayer, 26.12.1942, MGH-Archiv B 569, Bl. 86.

[38]  Schieder, Wolfgang, Mythos Mussolini, München 2013, S. 106f.

[39]  Güterbock, Ferdinand, Mussolini und der Fascismus, München 1923, S. 5. Eine erweiterte, ins Spanische übersetzte Ausgabe erschien ein Jahr später; vgl. ders., Mussolini y el fascismo, Berlin 1924. Im Wintersemester 1924/25 nahm Güterbock an einer Vortragsreihe der Universität Königsberg zum Thema „Romanische Völker“ teil und fasste seine Beobachtungen zu Mussolini und zum Faschismus dort noch einmal bündig zusammen; ders., Mussolini und der Fascismus, in: Die romanischen Völker (= Auslandsstudien 1), Königsberg 1925, S. 89-110. Vgl. zu Güterbocks Buch auch: Damm, Matthias, Die Rezeption des italienischen Faschismus in der Weimarer Republik (= Extremismus und Demokratie, Bd. 27), Baden-Baden 2013, S. 181f. Rezensiert wurde Güterbocks Studie im Berliner Tageblatt von dem Kulturhistoriker und Schriftsteller Mario Krammer, der ebenfalls Mitarbeiter der Monumenta war, ebd.

[40]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 9. Vgl. ebd.: „Feuergeist, der mit zündenden Worten sein Land in den Weltkrieg trieb und der als ein geborener Beherrscher der Menge erscheint, [..] ein die Majorität verachtender Individualist, der ‘die Aristokratie der Intelligenz und Kraft’ verherrlicht; ein warmherzig für die Freunde empfindender Mensch und andererseits eine auf die Gegner rücksichtslos einstürmende, roh gewaltsame Kampfnatur […]; ein heißblütiger, begeisterungsfähiger Idealist und zugleich ein dogmenfeindlicher, klar und konsequent denkender Realpolitiker […]; bei alledem ein aufrechter Charakter, der ohne ein Prinzipienreiter zu sein, doch mannhaft für seine Überzeugung eintritt […].“

[41]  Eine Auswahl bei Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 126: „ein ganzer Mann; seinem Wesen haftet nichts Schwächliches oder Weichliches, nichts Dekadentes an.“; ebd.: „unersättlicher Tätigkeitsdrang“; S. 127: „aristokratische Machttheorien und Gewaltmethoden, mit denen er auch über Leichen geht und gleicherweise Gegner und Anhänger niederhält. Ja, er übertrumpft als Herrennatur sogar den eisernen Kanzler und wandelt als nietzschescher Übermensch auf den schwindelnden Pfaden eines Napoleon, indem er gelegentlich die drohende Geste des Diktators fast zynisch herausfordernd hervorkehrt“.

[42]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 23.

[43]  Güterbocks Bemühungen um eine Objektivierung zeigen sich besonders in seinen Ausführungen zum Ersten Weltkrieg, die der in anderen zeitgenössischen deutschen Schriften zum Thema so hervorstechenden nationalen bis nationalistischen Empörung vollständig entbehren. So beurteilt Güterbock die italienische Position äußerst verständnisvoll und begründet den Kriegseintritt aufseiten der Entente mit Fehlern Österreich-Ungarns auf dem Balkan; Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 25-39. Obwohl er die ‘Gräuelpropaganda’ der Entente gegenüber Deutschland kritisiert, versucht er ihren medialen Erfolg in Italien teilweise wiederum zu erklären. In Bezug auf die Deutschfeindlichkeit Mussolinis lässt sich nur eine indirekte Stellungnahme durch die Bezeichnung des „italienischen Clemenceau“ (S. 45) erkennen und er zieht aus ihr sogar den Schluss – auch wenn ‘uns’ diese Einstellung Mussolinis unsympathisch erscheine – dass der ‘Duce’ sich dadurch nationale Verdienste errang, weil er den italienischen Kriegswillen aufrecht erhielt, S. 46.

[44]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 76. Vgl. auch die Bemerkung Güterbocks im Kontext von Mussolinis Deutschlandreise: Das Reich habe „in schwierigster Lage sich von dem Bolschewismus nicht infizieren“ lassen „und der roten Sturmwelle einen unerschütterlichen Damm entgegen[...][gesetzt]“; ebd., S. 95.

[45]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 23.

[46]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 101. Der Faschismus stelle im Gegensatz zum Bolschewismus ein realpolitisches Reformieren statt des ‘Beseitigens’ in den Mittelpunkt, ebd., S. 129.

[47]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 100.

[48]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 62.

[49]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 105.

[50]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 106.

[51]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 75. Vgl. noch pointierter S. 131: „[...] die Einigung der verschiedensten Volksklassen auf ein gemeinsames Programm, der Zusammenschluß von Stadt und Land, von Intelligenz und Proletariat, von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, von konservativen Monarchisten und radikalen Republikanern zu einer einheitlichen Partei.“

[52]  Vgl. dazu: Bruendel, Steffen, Volksgemeinschaft oder Volksstaat. Die „Ideen von 1914“ und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg, Berlin  2003, bes. S. 275ff.

[53]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 63f.

[54]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 75.

[55]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 83 bzw. S. 87.

[56]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 128. Kurz darauf konstatiert Güterbock aber auch, der Faschismus habe den revolutionären Überschwang seiner Anfänge bereits überwunden, S. 129

[57]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 124.

[58]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 125.

[59]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 125.

[60]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 130. Vgl. ebd.: „Immerhin werden wir aus der Geschichte des italienischen Faschismus auch manches für die Behandlung unseres erkrankten Volks- und Staatskörpers – man denke nur an die bürokratischen Auswüchse unserer Wohnungsämter – lernen können.“

[61]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 130.

[62]  Güterbock, Mussolini (wie Anm. 39), S. 130.

[63]  Güterbock, Ferdinand, Roma Aeterna und der moderne Fascismus, in: Festschrift zum 70. Geburtstage von Moritz Schaefer, Berlin 1927, S. 79-84.

[64]  Güterbock, Roma Aeterna (wie Anm. 63), S. 80.

[65]  Güterbock, Roma Aeterna (wie Anm. 63), S. 82.

[66]  Güterbock, Roma Aeterna (wie Anm. 63), S. 83f.

[67]  Vgl. hier wiederum die Haltung seines Verwandten Bruno Güterbock: Nach Grethe Auer waren sie und ihr Ehemann Anhänger der rechtsliberalen DVP, weil die eigentlich bevorzugte DNVP wegen ihres Antisemitismus nicht wählbar erschien, Auer, Erinnerungen (wie Anm. 3), S. 377.  Das Ehepaar begrüßte sogar die ‘Machtergreifung’ von 1933, da es sie aus starker Sympathie mit der Arbeiterschaft als Revolution von rechts und verhinderten Klassenkampf begriff, ebd. S. 391. Die 1940 verstorbene Auer verharmlost in ihren Erinnerungen die antisemitischen Maßnahmen des NS-Regimes, von denen das Ehepaar und ihre zwei Söhne selbst betroffen waren.

 

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Empfohlene Zitierweise:
Nikola Becker: Ferdinand Güterbock – Mediävist und Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica, 18. September 2014, http://mittelalter.hypotheses.org/4304 (ISSN 2197-6120).

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/4304

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