Bambi. Pfanne. Was diese zwei Substantive verbinden soll, bleibt Ihnen überlassen. Sie könnten “kommt in die” einfügen. Oder “ist eine” (was zugegebenermaßen eher in Richtung moderner Poesie tendiert). Peter Singer, ein Philosoph, der Kinder gerne auch bis zu 28 Tage nach der Geburt abtreiben lassen möchte (http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/gespraech-mit-peter-singer-nicht-alles-leben-ist-heilig-a-169604.html, abg. 08.05.14), würde hingegen “darf nicht in die” einfügen. Warum er Babys gegenüber ziemlich streng, Bambies hingegen recht milde gestimmt ist? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß ist, dass er einige gute Gründe für das “kommt nicht in die”-Argument hat, die ich jedoch in elaborierter Form bereits bei einem Autor der Spätantike gefunden habe (bei meiner täglichen Lektüre spätantiker Autoren (ist mein Leben langweilig?(habe ich Freunde?(“kommt in die”)))). Porphyrios. Vier Bücher haben wir von ihm darüber, warum man sich vegetarisch ernähren sollte. Das bekannteste Argument finden wir auch bei Peter Singer wieder:
Den Pathozentrismus. Er behauptet, dass es tatsächlich eine Messlatte gebe, die uns sage, was wir anderen Lebewesen antun dürften und was nicht. Das sei deren Leidensfähigkeit. Scheren sei in Ordnung. Aber die Minimierung von Leid solle in jeder unserer Handlungen gegenüber anderen Lebewesen vertreten sein. Wer Tiere (Bambi) tötetetete, vergrößere das Leid auf der Welt. Das schlichte, utilitaristisch anmutende Kalkül ist ein leicht zu verstehender Indikator für erlaubte und unerlaubte Handlungen.
Das zweite Argument knüpft an die Frage an, welcher Unterschied zwischen Menschen und Tieren überhaupt existiert. Denn niemand würde Menschen in die Pfanne hauen wollen (außer metaphorisch in der Finanzbranche, könnte man denken). Gemeinsam mit Aristoteles und gegen andere philosophische Schulen meint Porphyrios nämlich, dass die Differenz nicht darin bestehe, dass jene Vernunft hätten, diese hingegen keine besäßen. Der Unterschied sei quantitativer Natur. Tiere besäßen einfach weniger Vernunft. Nun würden Sie aber auch keinen Menschen essen wollen, wenn dieser weniger vernünftig wäre als Sie. Menschen seien aber einfach vernünftige Tiere. (Auch eine Unterscheidung wegen Verwandtschaft wird seit Darwin schwieriger zu vertreten sein).
Und jetzt? Die meisten Argumente, die ich in meinen super häufigen Gesprächen über Ernährung höre, sind funktioneller Natur: “Dein Körper ist gar nicht darauf ausgerichtet, so viel Fleisch zu verarbeiten.” Der Apell an das Eigeninteresse zieht wohl immer noch am besten. Wenn mich jemand aber andersherum davon überzeugen wollte, dass Fleisch zu essen gut wäre, müsste er nur Fragen, wieviel weniger Schweine leben würden, wenn es diese exzessive Fleischproduktion nicht geben würde. Würde beispielsweise ein Verbot von viel Fleischkonsum nicht dazu führen, dass viel weniger Tiere in das Leben treten würden? Lieber also gar nicht Leben als leben und dann in die Pfanne? Hmm schwierig. Ich stehle mich aus der argumentativen Verantwortung durch ein Zitat zum Schluss aus Plutarchs Doppelbiographien: “Denn altgewordenen Pferden das Gnadenbrot zu geben und Hunden nicht nur, wenn sie jung sind, sondern auch im Alter Pflege angedeihen zu lassen, ist Ehrenpflicht eines guten Menschen.” (Plutarchus. 2008. Die grossen Griechen und Römer. Band I, S. 353) und Porphyrios über den Vegetarismus sogar online anrufbar unter: http://www.tertullian.org/fathers/porphyry_abstinence_01_book1.htm, abg. 09.05.14.
Guten Hunger.
D.
Quelle: http://philophiso.hypotheses.org/296