Archäologische Forschung wird im Kloster Lorsch seit dem 19. Jahrhundert betrieben. Moderne Untersuchungen wurden vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Bamberg von 1998 bis 2008 durchgeführt. Die Grabungen sind noch nicht abschließend ausgewertet und vorgelegt. Zur Zeit finden Ausgrabungen vom Lehrstuhl für europäische Kunstgeschichte in Heidelberg statt. Ich selbst habe meine Magisterarbeit in Bamberg zu dem Lorscher Gründungskloster Altenmünster geschrieben. Die Arbeit mit dem Titel: “Altenmünster – Seehof – Kreuzwiese. Neue Betrachtungen zum Siedlungsraum Lorsch von der Spätlatènezeit bis zum […]
Digital Leben: Was war vor Google?
Gießener Methoden-Werkstatt
Die Gießener Methoden-Werkstatt zur Bildungsforschung fand vom 17. bis 19. Februar an der Justus-Liebieg-Universität statt. Auftakt war ein Vortrag zu Forschungsethik von Prof. Dr. Ingrid Miethe.
Die Methoden-Werkstatt bestand aus zwei Teilen. Ein durchlaufender Workshop am Montag und Dienstag und ein Kurzworkshop am Mittwoch.
Der Workshop, den ich mir ausgesucht hatte wurde von Prof. Dr. Ingrid Miethe geleitet. Interviewauswertung im Vergleich war das Thema. Das eigene Auswerten von qualitativen Interviews wurde insbesondere am Beispiel der Grounded Theory und der Dokumentarischen Methode in Gruppen direkt an Interviewmaterial geübt.
Am Mittwoch hatte ich einen Kurzworkshop von Dr. Thorsten Fuchs zu Bildungstheorie und -foschung ausgewählt. Fuchs fokussierte auf die bildungstheoretisch orientierte Biografieforschung, die auch Thema seiner Dissertation1 war .
Fazit:
Die zwei von mir besuchten Workshops kann ich jedem weiterempfehlen. Insbesondere die Interviewauswertung im Vergleich bietet Einsteiger/innen einen nützlichen Überblick über die verschiedenen Schulen der qualitativen Bildungsforschung.
(Ein kurzen Überblick zum Methodenworkshop Magdeburg und Gießener Methoden-Werkstatt im Vergleich findet sich auch im Blog des AB Medienpädagogik @TU Darmstadt)
- Fuchs (2011): Bildung und Biographie. Eine Reformulierung der bildungstheoretisch orientierten Biographieforschung, Transcript
“Digitale Geschichtswissenschaft ist für mich…”
Heute Morgen wurde ich via Twitter von der AG digitale GW (@digigw) gebeten den Satz zu vervollständigen. Da Twitter (zum Glück) keine ausführlichen Statements erlaubt, führe ich unten weiter aus, was ich mit meiner Antwort meine:
Antwort: “…eine Chance.”
Für Historiker
Wenn ein Student der Geschichtswissenschaft sich im Kollegenkreis als solcher ‘outet’, wird er oder sie gleich in ein Schema eingeordnet: “Ach, du kramst also in Archiven rum und guckst dir verstaubte Bücher an, die keinen mehr interesssieren. Oder bist du einer von denen, welcher in Gizeh an den Pyramiden kratzt?” Umständlich ist dann zu erklären, dass das vielleicht, eventuell, möglicherweise ein Teil der Arbeit sein kann, aber dass noch viel mehr dahintersteckt und sowieso und überhaupt.
Digitale Geschichtswissenschaft macht den Historiker gegenwärtig. Damit ist gemeint, dass er mit seinen Hilfsmitteln und Untersuchungsgegenständen ‘plötzlich’ im Heute angekommen ist. Informatik ist modern und kann nicht angestaubt sein und wenn dann noch die neusten Gadgets eingesetzt werden, um eine dynamische Graphik zu präsentieren, kann er das Interesse der Zuhörer auf sicher.
Für die Geschichtswissenschaft (von aussen)
Mit dem persönlichen Interesse eines Zuhörers an der Tätigkeit eines ‘Digitalhistorikers‘ wird die Geschichtswissenschaft als solche interessant. Sie legt, wie der Digitalhistoriker, das angestaubte Image ab und wird modern. Dabei scheint mir, dass der Untersuchungsgegenstand irrelevant ist. Allein das Hantieren mit den modernen Hilfsmitteln und Kommunikationsmöglichkeiten macht (schindet?) Eindruck und nicht der Inhalt der Forschung. Auch das Beziehungsgeflecht einer italienischen Handelsfamilie im 16. Jh. ist dann ‘modern und interessant’.
Für die Geschichtswissenschaft (von innen)
Die seit rund dreissig Jahren in grossem Umfang eingesetzte elektronische Datenverarbeitung (Siegeszug des Personal Computers) bereitet der Geschichtswissenschaft und der Archivwissenschaft Sorge: Wie sollen die Informationen erhalten bleiben? Wie können Historiker auf diese zugreifen? Wie verwerten (Quellenkritik des Digitalen)? Die Digitale Geschichtswissenschaft muss sich um Methoden bemühen, welche die Nutzbarkeit dieser Daten gewährleisten. Sie muss dem neuen Image (s.o.) gerecht werden, indem sie mit modernen Mitteln die modernen Daten zur Verfügung hält und wissenschaftlich nutzt. Für viele, auf ‘alten’ Systemen generierten Daten ist die Chance bereits verpasst.
Für die Forschung
Unbestreitbar: mit den neuen, digitalen Hilfsmitteln eröffnen sich neue Forschungsfelder und neue/andere Erkenntnisse können gewonnen werden. Bspw. können nun grosse Datenbestände nun rasch und ‘fehlerlos’ verarbeitet werden – Beziehungen zwischen Objekten, Anzahl von Stichworten, Vergleich von Textkorpora, Suche nach Bildern etc. Sehr vieles ist (scheint?) möglich, was vor dreissig Jahren ein Traum war.
Question: “For me, Digital History ist…” – Answer: “…a chance.”
It is a chance for the single historian and for the whole field of history (or histories) to peel of the old prejudice of ‘dusty and boring’ – using computers and social media is cool and interesting, despite of the topic. If digital history developpes tools and methods not only to preserve digital data, but although to secure access and availability, then we will be able to secure the history of the modern time. Last, but not least, using digital tools expand the fields of research…
Quelle: http://hsc.hypotheses.org/288
“Zeit – Raum – Identität” – Eine Interdisziplinäre studentische Tagung zu aktuellen Fragen der Geisteswissenschaften (25. – 27.04.2014 in Hannover)
Das Themencluster Zeit- und Raumwahrnehmung, Identitätsbildung und die daran an-knüpfende Gesellschaftskritik gewinnen in den verschiedensten akademischen Disziplinen immer größere Aufmerksamkeit, wie die zunehmende Zahl an Ausschreibungen, Konferenzen und Debatten zu diesem Themenkomplex zeigt.[1] Grundlegend ist hierbei die Frage nach den Spezifika … Continue reading
2 Stellen im Bereich Digital Humanities zu besetzen
Das Deutsche Historische Institut Paris sucht zum 1.6.2014 oder nach Vereinbarung
im Bereich der Digital Humanities
- eine/n wissenschaftliche/n Projektleiter/in (Postdoc)
- eine/n Mitarbeiter/in (75%-Stelle) mit einem Promotionsprojekt
Das Deutsche Historische Institut Paris (DHIP) ist Teil der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS). Das Institut arbeitet unter den Leitbegriffen »Forschen – Vermitteln – Qualifizieren« auf dem Gebiet der französischen, deutsch-französischen und westeuropäischen Geschichte von der Spätantike bis zur Gegenwart und nimmt eine Vermittlerrolle zwischen Deutschland und Frankreich ein.
Das DHIP will seinen Schwerpunkt im Bereich der Digital Humanities (bes. Open Access-Publikationen, Datenbanken und soziale Medien) weiter stärken, bei denen es im Rahmen der Stiftung und deutschlandweit eine Vorreiterrolle innehat. Wir suchen deshalb:
- befristet für zwei Jahre eine/n wissenschaftliche/n Projektleiter/in (Postdoc) mit soliden historischen Kenntnissen, um in Zusammenarbeit mit der MWS, der Betreiberin von perpectivia.net und de.hypotheses.org, die Infrastruktur im Bereich Digital Humanities zu koordinieren und die zukünftige Projektfinanzierung (z.B. über EU-Förderprogramme) mit Partnern im In- und Ausland (z.B. OpenEdition) vorzubereiten. Die Arbeit an einem eigenen Forschungsprojekt ist möglich. Voraussetzungen sind Vertrautheit mit der europäischen Forschungslandschaft, sehr gute Englischkenntnisse sowie solide Kenntnisse des Französischen und Deutschen;
- befristet für drei Jahre eine/n Mitarbeiter/in, der/die ein Promotionsprojekt im Bereich der digitalen Geschichtswissenschaft verfolgt und gemeinsam mit den zuständigen Mitarbeitern die Wissenschaftskommunikation des DHIP über soziale Medien sowie das Community-Management der Blogplattform de.hypotheses.org betreibt. Wir erwarten von Bewerber(inne)n einen ausgearbeiteten Entwurf für ein eigenes geschichtswissenschaftliches Promotionsprojekt, das entweder systematisch Digital Humanities anwendet oder diese selbst zum Erkenntnisgegenstand hat (z.B. Kommunikationsgeschichte, historische Netzwerkanalyse, digitale Editionen und Forschungsmethoden). Besonders willkommen sind interdisziplinäre, komparative und/oder transkulturelle Ansätze, die das thematische Spektrum am DHIP ergänzen. Gute Kenntnisse des Französischen und Deutschen werden vorausgesetzt.
Schwerbehinderte Bewerber/innen werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. Die Max Weber Stiftung strebt die Erhöhung des Anteils von Frauen am wissenschaftlichen Personal an und fordert deshalb qualifizierte Frauen nachdrücklich auf, sich zu bewerben. Frauen werden nach Maßgabe des Bundesgleichstellungsgesetzes bei gleicher Qualifikation vorrangig berücksichtigt.
Der Arbeitsort ist Paris. Die Bezahlung richtet sich nach dem Vergütungsschema der deutschen Botschaft Paris für französische Arbeitsverträge. Auf Fragen zur Vergütung nach dem Botschaftsschema gibt Herr Ralf Nädele (rnaedele[at]dhi-paris.fr) Auskunft.
Für inhaltliche Fragen steht Frau Dr. Mareike König (mkoenig[at]dhi-paris.fr) zur Verfügung.
Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen, einer Skizze des Arbeitsvorhabens und den Adressen von zwei Referenzpersonen richten Sie bitte in elektronischer Form (vollständig und in einer PDF-Datei) bis zum 14.4.2014 an:
Prof. Dr. Thomas Maissen
Deutsches Historisches Institut Paris
Mailadresse: bewerbung[at]dhi-paris.fr
Die Ausschreibung im pdf-Format.
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/2136
Globalisierung der Erinnerung – Ein Interview mit Joseph Zimet
Joseph Zimet ist Direktor der Mission du Centenaire (Mission 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges), die 2012 von der französischen Regierung zwecks Vorbereitung und Durchführung der Gedenkveranstaltungen zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieges gegründet wurde.
Wie erklären Sie Ihren deutschen Gesprächspartnern die Bedeutung des centenaire, angesichts der Tatsache, dass der Erste Weltkrieg in Frankreich so einen anderen Stellenwert hat als in Deutschland?
Ich denke, das ist gar nicht wirklich nötig. Hunderte kultureller Projekte, die derzeit in den einzelnen Bundesländern vorbereitet werden, zeugen eindeutig vom Bewusstsein um die Wichtigkeit des Gedenkjahres aufseiten der Zivilgesellschaft. Das Interesse am Ersten Weltkrieg ist westlich und östlich des Rheins sicher unterschiedlich begründet. Es scheint mir jedoch, dass Deutschland den centenaire mitgestalten sollte, um nicht am Rande eines Großereignisses zu stehen, welches europäisch und global zugleich ist. Europa kann des Ersten Weltkriegs nicht ohne Deutschland gedenken. Und auch Frankreich kann den centenaire nicht ohne Deutschland, Partner einer historischen Aussöhnung und der europäischen Integration, begehen. Der Erste Weltkrieg und der centenaire betreffen ganz Europa, daher kann Deutschland sich unmöglich nicht dafür interessieren.
Entlang welcher Linien können Deutschland und Frankreich des Ersten Weltkriegs gemeinsam gedenken?
Es gibt zweifellos die gemeinsame Erfahrung einer Katastrophe, die im Mittelpunkt des gemeinsamen Gedenkens stehen kann. Der Erste Weltkrieg bedeutet für die Bevölkerung beider Nationen gleichermaßen einen tiefen Einschnitt, ja einen regelrechten Schock, mit den gleichen dramatischen Auswirkungen. Gemeinsam ist beiden Ländern auch die Überzeugung, dass die europäische Integration die einzig mögliche, legitime Reaktion auf die großen Konflikte des 20. Jahrhunderts ist. Daher ist das Gedenken an den Ersten Weltkrieg für beide Nationen sehr eng mit dem Europa-Gedanken verbunden.
Die Bedeutung des centenaire geht jedoch über die deutsch-französische Dimension hinaus. Welche Länder sind am europäischen, ja, am globalen Maßstab gemessen, die aktivsten? Hat Sie das Ausmaß des globalen Interesses überrascht?
Das Interesse am Ersten Weltkrieg ist ein weltweites Phänomen, das ist ohne Zweifel der interessanteste Aspekt des Jahrestags. Die Globalisierung der Erinnerung des Ersten Weltkriegs folgt konzentrischen Kreisen und ist ausgesprochen dynamisch. Dabei spielen die Länder des Commonwealth, insbesondere Australien, Neuseeland und Kanada eine tragende Rolle. Großbritannien und Belgien sind ebenfalls stark engagiert. Ferner ist ein zunehmendes Interesse in Mittel- und Osteuropa zu erkennen, insbesondere in jenen Ländern, die im Zuge des Ersten Weltkriegs ihre Unabhängigkeit bzw. Souveränität erlangt haben. Mit dem erklärten Ziel, den in den Jahren der Sowjetunion weitgehend „vergessenen“ Ersten Weltkrieg wiederzuentdecken, arbeitet auch Russland an einem bemerkenswerten Projekt zum centenaire. Nicht zuletzt fallen die Bemühungen anderer Länder wie Österreich, Italien oder Südafrika ins Auge, denen es darum geht, ihren Platz innerhalb des globalen Weltkriegsgedenkens zu finden.
Welchen Platz nimmt die Geschichtswissenschaft im Rahmen der Gedenkveranstaltungen ein? Ist schon abzusehen, inwieweit der centenaire neue Impulse zur Erforschung der Jahre 1914–1918 gibt?
Die Historiker spielen eine große Rolle. Sie haben vor allen Dingen eine absolut notwendige Aufgabe, nämlich kritisch darauf zu achten, dass das Zusammenspiel von histoire und mémoire funktioniert und erstere nicht durch letztere deformiert wird. Eine solche „Wächter“-Rolle sagt allerdings noch nichts über die Qualität der anlässlich des 100. Jahrestagsdes Ersten Weltkriegs veröffentlichten historischen Arbeiten aus. Paradoxerweise stellen wir fest, dass die Experten, die Historiker zwar allgegenwärtig sind, sich eine fundamentale Erneuerung des Forschungsfeldes dadurch aber nicht abzeichnet. Trotz des beeindruckenden Angebotes an neuer Literatur zum Ersten Weltkrieg ist es derzeit schwierig zu sagen, ob unser Wissen über den Ersten Weltkrieg dadurch grundlegend verändert wird.
Sie sind selbst Historiker. Was werden Ihrer Ansicht nach die Historikerinnen und Historiker des Jahres 2050 aus dem centenaire lernen können?
Ganz zweifelsohne wird der centenaire für zukünftig Forschende sowohl unter politischen wie auch soziokulturellen Gesichtspunkten ein spannender Untersuchungsgegenstand sein. Die Untersuchung des centenaire ermöglicht Aufschlüsse über das Verhältnis von Staat und Gesellschaft auf nationaler wie regionaler Ebene, über das Verhältnis von Nation und Armee, über die Einstellungen der Franzosen zu zentralen Themen wie nationale Verteidigung oder Pazifismus. Was die Erinnerungskultur des Ersten Weltkriegs anbelangt, wird man je nach politischer Orientierung verschiedene Diskurse erkennen können. Jenseits der union sacrée bezüglich der Notwendigkeit des Gedenkens erkennt man in den verschiedenen politischen Lagern deutlich divergierende Einstellungen und Interpretationen des Ersten Weltkriegs. All dies muss, wenn der Tag gekommen ist, gut erforscht, analysiert und kartographiert werden.
Das Interview führte Arndt Weinrich vom DHI Paris. Übersetzung aus dem Französischen durch Katharina Thielen.
Kristina Hartfiel: “Es ist dieses nur eine historische Milch=Speise für Kinder”? Annäherungen an die Medialität historischer Lehrwerke für die Jugend (17. und 18. Jahrhundert)
Skizze zum Promotionsprojekt. Aufbauend auf meiner Magisterarbeit verfolge ich in meinem Dissertationsvorhaben das Wie der Entstehung, Vermittlung und Rezeption von Wissensbeständen in deutschsprachigen Werken, die zum Lernen der Historie intendiert waren. In diesen Quellen entwickelten, verfestigten, aber auch wandelten sich – so die These – Formen von (Geschichts-)Wissen, weil u.a. Autoren, Verleger und Kupferstecher das Material auswählten, gewichteten und bewerteten. Das heißt konkret: Wie wurde Geschichte sprachlich und visuell dargestellt und in eine lesbare/ wahrnehmbare Form gebracht, so dass nach Meinung der Akteure historische Erkenntnis möglich wurde? Wie, das heißt mit welchen Techniken und Verfahren, wurde die Vergangenheit in Geschichte transformiert? Während diese Fragen insbesondere in der jüngeren Historiographieforschung kein Schattendasein mehr führen, hat die Auseinandersetzung mit den Quellen als Medienkombination von Text und Bild – vor allem in der historischen Bildungs- und Schulbuchforschung – weitaus weniger Betrachtung gefunden. Die von mir zu betrachtenden Werke stellen die Universalgeschichte intermedial bereit.
Doch eine rein inhaltliche, textuell-illustrative, Analyse der Untersuchungsobjekte greift zu kurz. Darüber hinaus bleibt grundlegend zu fragen, ob die als Vermittlungsmedien intendierten Texte überhaupt die Funktion als Lehrwerk übernommen haben und sie somit an der Herstellung und Selektion von Sinn beteiligt waren? Wurden sie sozusagen von einem intendierten auch zu einem rezipierten Lehrwerk (‚gemacht‘)? Wie gestaltete sich – und vor allem wer gestaltete – dieses Lehrwerk-Machen? Und welche Rolle spielte dabei die Bildlichkeit? Entgegen einer ontologischen Bestimmung des Begriffs, verstehe ich unter „Lehrwerk“ solche Quellen, die sowohl im Schulunterricht als auch außerhalb von Bildungseinrichtungen zum Lehren und Lernen verwendet wurden. Mein Vorhaben stellt somit in Anlehnung an die Materielle Kulturforschung explizit die Frage des Kontextes und des Gebrauchs der Bücher, vor allem die Frage nach den Akteuren, der Materialität und Medialität der Objekte und damit auch des Nutzungs- und Wirksamkeitskontextes der als Lehrwerk intendierten Quellen.
Im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen zwei in Nürnberg gedruckte Werke, die zum Erlernen der Historie beabsichtigt waren, deren Funktion als Lehrwerk für Geschichte bisher aber nicht analysiert wurde. Der Neu=eröffnete Historischen Bildersaal und die Sculptura historiarum et temporum memoratrix, später auch als Die Welt in einer Nuss betitelt, sind im Zeitraum zwischen 1692 und ca. 1782 verfasst worden und – wie die Titel schon andeuten – mit zahlreichen Kupferstichen illustriert. Beide Werke sind heute in den verschiedensten Auflagen und Ausgaben in zahlreichen Bibliotheken präsent. Aufgrund dieser Auflagendichte und der Fortführung der Werke über einen langen Zeitraum lassen sich an den Ausgaben Entwicklungen und Differenzen, Kontinuitäten und Brüche bei der Herstellung, Aneignung und Diffusion soziokultureller Wissensbestände zwischen Barock und Aufklärung nachvollziehen.
Ellis Island: Island of Hope, Island of Tears – Ein Praktikumsbericht (Teil 3)
Im Jahr 2008 absolvierte MusErMeKu-Gastautorin Jennifer Hofmann ein 5-monatiges Auslandspraktikum am Ellis Island Immigration Museum in New York. Nachdem sie im ersten Teil ihres Blogbeitrags von den Hintergründen ihres Praktikums berichtete und im zweiten Teil das Museum vorstellte, geht sie nun auf ihre Praktikumsaufgaben genauer ein und zieht ein Resümee. In meinem Praktikum gehörte es mit zu meinen Aufgaben, Interviews mit Zeitzeugen, d.h. mit Menschen, die über Ellis Island eingewandert sind oder die dort gearbeitet haben, zu korrigieren und zu übersetzen. Das Oral History […]
SdK 70: David Lindschinger über Römische Geschichte
Die römische Geschichtsschreibung setzte erstaunlich spät ein. Erst gegen Ende des 3. Jahrhunderts vor Christus, nachdem Rom bereits ein bedeutender Akteur im Mittelmeerraum war, begannen römische Aristokraten mit den ersten schriftlichen Aufzeichnungen. Ein besonderes Merkmal dieser Historiographie ist, dass die frühen römischen Historiker ausschließlich Gesamtgeschichten verfassten, von der mythischen Stadtgründung durch Romulus und Remus bis zur eigenen Gegenwart im 2. Jahrhundert vor Christus. Der Historiker David Lindschinger untersucht diese nur in zahlreichen Fragmenten überlieferten Texte von insgesamt 15 Autoren und bettet sie in ihren sozio-politischen Kontext ein. Er versucht damit zu erklären, warum die römische Geschichte immer wieder so erzählt wurde, schießlich spielte die Erinnerungskultur bei den römischen Eliten eine zentrale Rolle, was sich zum Beispiel in komplexen Begräbnisritualen zeigt.
Linkliste: David Lindschinger (IFK), Titus Livius: Ab urbe condita (Wikipedia), Fabius Pictor (Wikipedia), The Fragments of the Roman Historians (Wikipedia), Livius Andronicus (Wikipedia), Mos maiorum (Wikipedia), Polybios (Wikipedia), Cato der Ältere (Wikipedia), Römische Republik (Wikipedia)