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Wohlwend, Sigvard: Der Datendieb. Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste. Berlin: Rotbuch, 2011. [Verlags-Info]
Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
Das Buch »Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langdauernder Arbeitslosigkeit« (zuerst Leipzig 1933) gehört heute zu den international bekanntesten Werken engagierter Wissenschaft. Die so genannte Marienthal-Studie gilt als eine der bedeutendsten Gemeindestudien, als Pionierarbeit auf dem Gebiet der Soziographie, als noch immer aktuelles Grundlagenwerk der Arbeitslosen- und als wegweisendes Projekt der empirischen Sozialforschung.
Um diese für die österreichische Kulturgeschichte bedeutende Fabrik und Arbeiterkolonie Marienthal auch vor Ort zu dokumentieren, wurde in Kooperation von Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich (AGSÖ), Karl-Franzens-Universität Graz, und Marktgemeinde Gramatneusiedl das Museum Marienthal gegründet, getragen vom »Kulturverein Museum Marienthal-Gramatneusiedl«.
Beim nächsten Wienbesuch auf meinem Zettel.
[via Adresscomptoir]
Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2011/10/04/museum-marienthal-gegrundet/
Und hier findet ihr den Call for Papers für den nächsten „Workshop Kritische Geschichte“, der am 21. und 22. Januar 2012 in Berlin stattfinden wird. Interessierte sind herzlich eingeladen, eigene Beiträge vorzuschlagen!
Der Einsendeschluss ist der 27.11. dieses Jahres. Für Leute, die einfach nur zuhören und mitdiskutieren wollen: Sobald das Programm des Workshops steht, wird noch eine gesonderte Einladung rumgehen. Verbreitet diesen Aufruf gerne weiter an interessierte.
Vom 19. bis 20. Februar 2011 kamen im Berlin die Teilnehmer(inn)en des ersten Workshops „Kritische Geschichte“ im Berliner Mehringhof zusammen. Angereist waren etwa 40 Interessierte aus Deutschland und Österreich, die ein gemeinsames Interesse an Geschichte und Gesellschaftskritik mitbrachten. Eingeladen hatten das Netzwerk Kritische Geschichte sowie der Berliner Bildungsverein reflect!.
Zwei Tage lang debattierten die Teilnehmenden exemplarische Themen, Perspektiven und Möglichkeiten kritischer Gesellschaftsforschung im Rahmen geschichtswissenschaftlicher Arbeit (siehe Programm am Ende des Beitrags). Ziel des Workshops war weniger das Festhalten von Antworten und Definitionen denn das Aufwerfen von Fragen, das Anregen von Diskussionen und die Vernetzung der Teilnehmer(inn)en. Denn, so das Fazit bereits in der Vorbereitungsphase: gesellschaftskritische Themen werden in der heutigen Universitäts- und Bildungslandschaft immer mehr ausgeblendet – in der Geschichtswissenschaft oftmals noch stärker als etwa in sozialwissenschaftlichen Fächern. Aus diesem Grunde, aber auch um Barrieren zwischen akademischen und außerakademischen Geschichtsprojekten abzubauen, sollte der Workshop „Kritische Geschichte“ ein neues Forum für Begegnungen und Diskussionen bieten.
Die Beiträge und Diskussionen des Workshops wurden in drei inhaltliche Panels gebündelt, was Raum und Zeit für eingehende, teils detaillierte Themen- und Methodenbesprechungen bot. Als Abschluss eines jeden Workshoptages fanden dann Diskussionsrunden zur weiteren Vernetzung und Veranstaltungsplanung statt.
Inhaltlich wurden die einzelnen Beiträge diskutiert in den drei Sektionen „Quellenprobleme“, „Verschränkung von Herrschaftsverhältnissen“ sowie „Wissenschaft und Öffentlichkeit“. Innerhalb der Diskussionen stellten sich zumeist Fragen nach inhaltlichen und methodischen Möglichkeiten sowie zu Grenzziehungen kritischer Forschung und Gesellschaftsanalyse. Darüber hinaus stand die Frage nach der Umgrenzung der verwendeten Begriffe (wie etwa „Kritik“, „Herrschaft“, „Emanzipation“ usw.) zur Debatte, da die Workshopteilnehmer(inn)en aus verschiedenen Disziplinen und Theorierichtungen kamen. Neben der Interdisziplinarität und Methodenoffenheit bot der Workshop auch die Möglichkeit zum übergreifenden Austausch zwischen Studierenden, Promovierenden, Habilitierten und einfach nur Interessierten. Gerade dies wurde von den Teilnehmenden sehr geschätzt und soll bei geplanten Folgeveranstaltungen beibehalten werden.
Da der Workshop explizit nicht als repräsentative Tagung, sondern vielmehr als erste Vernetzungsmöglichkeit konzipiert war, konnten die exemplarisch vorgestellten Themen in lockerer Atmosphäre als „Work- in- Progress“ besprochen werden. Die diskutierten Themen reichten von der Frage nach „Class, Race und Gender in der Antike“ über die kemalistische Hutreform der 1920er bis hin zu Forschungs- und Ausstellungsprojekten zur Geschichte des Nationalsozialismus in Niedersachsen (zum weiteren Programm siehe unten). Alle Themen und Vortragenden teilten jedoch das gemeinsame Interesse an historischer Forschung als gesellschaftskritische Intervention, wobei Gesellschaftskritik überwiegend im Sinne einer umfassenden Herrschaftskritik diskutiert wurde. An Stelle der bei wissenschaftlichen Tagungen sonst verbreiteten Relevanz vermeintlicher Expertise-Ebenen rückte durch die offene Gesprächsatmosphäre das Vorhaben eines in der Runde zu entwickelnden Diskussions- und Vernetzungsansatzes in den Fokus des Workshops.
In naher und mittelfristiger Zukunft sind weitere Vernetzungstreffen sowie inhaltliche Workshops und Tagungen zu Thematiken und Methoden geplant, die sich im Verbindungsfeld von Gesellschaftskritik und historischer Forschung bewegen.
Ein kleiner Arbeitskreis in Berlin wird für Anfang 2012 einen Folgeworkshop vorbereiten. Da sich der erste Workshop im Februar aus etwa 40 überregional angereisten Teilnehmer(innen) zusammensetzte, wurde während der Abschlussdiskussion auch die Bildung von lokalen Arbeitskreisen angeregt. Mögliches Ziel ist, weitere Veranstaltungen zu kritischer Geschichtsarbeit in je wechselnden Orten und Regionen stattfinden zu lassen. Die gemeinsame Koordination erfolgt weiterhin über die offene Mailingliste „Kritische Geschichte“. Einladungen und Vorbereitungsprozesse für zukünftige Veranstaltungen finden hier statt, alle interessierten sind herzlich eingeladen, sich einfach einzutragen.
Mailingliste und reflect!-website: