Am 31. August 1822 erschien im Stuttgarter “Armen-Freund”, einer vergessenen Publikation, in der übrigens das erste gedruckte Gedicht von Mörike publiziert wurde, im Rahmen einer ohne Verfasserangabe veröffentlichten Artikelserie “Beschreibung aller ehemaligen Klöster, Kirchen und Kapellen in Ulm” als Nr. 40 ein kurzer Abschnitt zur Antoniuskapelle vor dem Donautor1
Als die Kapelle im J. 1533 abgebrochen wurde, theilte man die daselbst befindlichen hölzernen Bilder und das Gestühl unter den Armen als Brennholz aus; aus dieser oder einer anderen Kapelle, die damals abgebrochen wurde, erhielt ein armer Weber, Namens Hans Fischer, ein hölzernes St. Jakobsbild, als er es in den Ofen zum Einbrennen schieben wollte, stieß er an etwas an, darauf sprach er: tuckte Jäkle, du must in Ofen; diese Redensart tuckte Jäkle wurde ein Sprichwort in Ulm, zu denen gesagt, welche sich bücken mußten, um irgendwohin zu kommen.
Vermutlich aus dieser Vorlage kannte Gustav Veesenmeyer die Geschichte, der 1869 bei seinem Auszug aus Felix Fabris “Sionpilgerin” ebenfalls die Historie der Ulmer vorreformatorischen Kapellen aufarbeitete.2 Der Ausspruch des Webers ist mit einer Spur Dialekt angereichert worden: “Duck de Jäkele, du mußt ‘nein”. Veesenmeyer sah darin einen Beleg, wie sehr um 1530 der Heiligenglaube bereits zerstört gewesen sei.
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Quelle: http://archivalia.hypotheses.org/54368