Krise und Systemwandel im Alten Ägypten – von Elisa Priglinger

Klimawandel. Die Mehrheit der Klimaforscher_innen ist sich einig, dass sich das Klima in den kommenden Jahrzehnten drastisch verändern wird. Diese Problematik ist mittlerweile in das Bewusstsein der Menschen eingedrungen und fordert nach Maßnahmen. Dass dies nicht nur geografische, sondern auch … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6714

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“Ich interessiere mich für Geschichte, suche aber etwas praxisbezogenes, deshalb möchte ich Archäologie studieren”

Wenn ich Studieninteressierte berate, frage ich sie gerne einmal nach Ihrer Motivation, warum Sie Archäologie studieren möchten. Oft erhalte ich sinngemäß eine Antwort wie diese: “Ich interessiere mich für Geschichte. Ich wollte aber nicht so was theorielastiges wie Geschichtswissenschaft studieren, sondern mehr was praxisbezogeneres, wie Archäologie.”

Leider kommen viele Studierende mit dieser Vorannahme zur Studienberatung. Doch dies ist nicht der Unterschied zwischen Geschichtswissenschaft und Archäologie. Beides sind Disziplinen, die die Vergangenheit des bzw. der Menschen erforschen – mit den ihnen eigenen Quellen und Methoden. Die Quellen der Geschichtswissenschaft sind schriftliche Zeugnisse, die Quellen der Archäologie materielle Kultur. Um diese Quellen auswerten und interpretieren zu können, benötigen beide Wissenschaften Theorien und Methoden – ein Archäologiestudium ist daher nicht mehr und nicht weniger “theorielastig” als ein Geschichtsstudium.

Vielleicht ist das Archäologiestudium gerade in den ersten Semestern sogar noch theorielastiger als das Geschichtsstudium: Geschichte ist eine Disziplin, die zum Fächerkanon der schulischen Bildung zählt; Geschichtsstudierende können daher auf ein wenig Vorwissen zurückgreifen, wenn sie das Studium beginnen. Archäologie kennen die meisten StudienanfängerInnen nur aus den Medien, aus Büchern, Zeitschriften, Film und Fernsehen, und auch aus dem Web 2.0 – aber die wenigsten StudienanfängerInnen in den Archäologien haben tatsächlich schon einmal in diesem Fach gearbeitet. Von daher müssen zu Beginn des Studiums die gängigen Theorien und Methoden des bzw. der gewählten archäologischen Schwerpunkte bewältigt werden, zu denen in der Regel bei den Studierenden keinerlei Vorwissen vorhanden ist. Das macht ein Archäologiestudium gerade in den ersten Semesterwochen zu einem sehr arbeitsaufwändigen und einem sehr trockenen Studium.

Der Umgang mit den Quellen selbst – also das, was von Seiten der Studieninteressierten gerne als “praxisbezogen” empfunden wird – sollte aber auch in beiden Disziplinen ab einem gewissen Punkt im Studium vorhanden sein. Antike Papyri, mittelalterliche Folianten oder neuzeitliche Tagebücher als Schriftzeugnisse und damit Quellen der Geschichtswissenschaft können dabei jedoch ebenso faszinieren wie jungsteinzeitliche Keramikscherben, bronzezeitliche Stabdolche oder eisenzeitliche Fibeln als Zeugnisse materieller Kultur und damit als Quellen der Archäologie.

Quelle: http://archiskop.hypotheses.org/33

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Nachruf auf die Bibliothèque Internationale de Gastronomie in Lugano

Wie gewonnen, so zerronnen. Vorgestern konnte ich feststellen, dass die in Privatbesitz befindliche zweite handschriftliche Überlieferung des Registrum coquine (um 1430?) des Johannes Bockenheim (Hofkoch von Papst Martin V.) einem in der Zwischenkriegszeit verkauften verschollenen Sammelband aus der Bibliothek des Salzburger Benediktinerklosters St. Peter entstammte. Als Aufbewahrungsort der 12 Blätter wurde von Robert Maier die Bibliothèque Internationale de Gastronomie in Lugano angegeben, der sich dabei auf die im März 2013 eingesehene Website (Version von 2011 im Internet Archive) der Bibliothek stützte. Zuvor hatte der Textzeuge sich in der Sammlung Segal in London befunden. Bruno Laurioux hat das Werk nach dieser Handschrift 1988 ediert.

Leider existiert die wertvolle Bibliothek in Lugano inzwischen nicht mehr. Sie wurde kürzlich verkauft, und ihr weiteres Schicksal ist ganz unklar. Die in Liechtenstein ansässige Stiftung Fondation B.IN.G, der Bibliotheksträger, wurde im Herbst 2013 liquidiert (als Stiftungspräsidentin fungierte die Witwe des Gründers). Man weiß nicht einmal, ob eine Institution die Bestände erworben hat. Man wird abwarten müssen, ob die kostbaren Stücke im Handel auftauchen oder ein Privatsammler sich als neuer Eigentümer zu erkennen gibt.

Was bleibt (vorerst) von der Bibliothek, die auf der Website von Lugano nach wie vor als ” la piu grande raccolta al mondo di testi antichi di gastronomia” gerühmt wird? Mit 17 mittelalterlichen Handschriften war sie von codices.ch unter die “größeren” Schweizer Handschriftensammlungen eingereiht worden.

- Ein feudaler dreibändiger Katalog, in dem 1994 der Eigentümer der 1992 in Sorengo bei Lugano gegründeten Bibliothek die 2073 Drucke und 77 Handschriften in italienischer und lateinischer Sprache beschreiben ließ (Besprechung; einige Bilder). Es war der italienische Unternehmer und Krimiautor Orazio Bagnasco (1927-1999).

- Ein Aufsatz der langjährigen Kuratorin Marta Lenzi Repetto – Marta Lenzi:  La fondation B.IN.G.: une collection de gastronomie.  In: Passion(s) et collections: actes du colloque (Chambéry, 21 et 22 octobre 1998), Paris 1999, S. 38-51.

- Reste einer Website, aufrufbar im Internet Archive, zu der anscheinend auch ein verschwundenes Handschriftendigitalisat gehörte, und einige Nennungen im Internet, darunter der unten wiedergegebene Artikel von Gerhard Lob 2005, der nach den Nutzungsbedingungen von swissinfo.ch hier ganz wiedergegeben werden darf.

Für die Historiker, die sich mit Essen und Trinken befassen, und die bibliothekarische Infrastruktur dieses Forschungsgebiets ist die Auflösung der Bibliothek ein herber Verlust. Noch so herausragende und für die Forschung bedeutsame Privatsammlungen werden immer wieder aufgelöst oder dezimiert, obwohl das nicht im  Interesse der Wissenschaft sein kann.

Einige Beispiele, auf die ich im Lauf der Zeit gestoßen bin:

- 2012 wurden aus der norwegischen Schoyen Collection, der laut Wikipedia größten privaten Handschriftensammlung der Welt, Handschriftenfragmente bei Sotheby’s versteigert.

- 2010 wurde mir eine Petition bekannt, die sich gegen die Auflösung der privaten Ritman Library Bibliotheca Philosophica Hermetica in Amsterdam richtete, der bedeutendsten Sammelstätte für hermetisches Schrifttum. Einen Kernbestand sicherte die KB Den Haag. 2011 konnte die Bibliothek wiedereröffnet werden, doch zahlreiche wertvolle Werke, darunter auch deutschsprachige mittelalterliche Handschriften, hatten verkauft werden müssen (Berichterstattung in Archivalia).

- 2006 wurde gegen den Verkauf einiger Papyri der von Martin Bodmer begründeten Fondation Bodmer in Genf-Coligny protestiert. Es war nicht der erste Verkauf, der die Sammlungsbestände schmälerte.

- “Die Bibliotheca Tiliana war eine von dem Unternehmer und Jagdwissenschaftler Kurt Lindner zusammengetragene Buchsammlung mit annähernd 13.000 jagdlichen und forstlicher Schriften. Nach seinem Tode (1989) konnte sie trotz Bemühungen des Landes Bayern und des DJV nicht geschlossen übernommen werden. 2001 erwarb ein privater Sammler die Bibliothek für 2,7 Millionen DM, entnahm ihr einige Bände und ließ den Rest 2003 beim Buch- und Kunstauktionshaus F. Zisska & R. Kistner, München und 2004 bei E + R Kistner Buch- und Kunstantiquariat Nürnberg in Einzelteilen versteigern” (deutsches-jagd-lexikon.de, zu Jagdbuchsammlungen siehe auch die VÖB-Mitteilungen 2006, zur Tiliana erschienen in ihnen zuvor drei wichtige Beiträge von Gerald Kohl und Rolf Rosen: 2003, 2004, 2005).

-Über die berühmte Bibliothek Otto Schäfer in Schweinfurt liest man im Handbuch der historischen Buchbestände: “Aufgrund finanzieller Probleme mußte sie im Sommer 1994 geschlossen und der eigene wissenschaftliche Betrieb eingestellt werden. Im Herbst 1994 wurde zusammen mit der Stadt Schweinfurt ein neues Konzept für die Bibliothek erarbeitet. Es sah zur Schaffung von weiterem Stiftungskapital den Verkauf aller nicht im deutschen Sprachgebiet gedruckten Werke der Illustrata-Sammlung und der gesamten Collection Jean Furstenberg vor. Ausgeschlossen vom Verkauf waren nur alle Unikate und die fünf Drucke aus der Bibliothek Jean Groliers als Spitzenstücke der Einbandsammlung. In vier Auktionen bei Sotheby’s von Dezember 1994 bis Dezember 1995 wurden die entsprechenden Bestände veräußert”. Inzwischen darf man die Institution wohl als konsolidiert betrachten, hat sie doch als Leihgaben die Schweinfurter Reichsstädtische Bibliothek und 2013 auch die Kirchenbibliothek St. Johannis übertragen bekommen.

- 1983 verkaufte der Kölner Sammler Peter Ludwig seine herausragende Handschriftensammlung an das Getty-Museum (damals) in Malibu. Die 144 illuminierten Codices waren auf Kosten des Steuerzahlers im Kölner Schnütgen-Museum katalogisiert worden. Die Stadt Köln, die sich lange berechtigte Hoffnung auf die Stücke machen durfte, wurde von dem Sammler kaltschnäuzig mit dem Hinweis, es habe sich nicht um eine Zusage im juristischen Sinn gehandelt, abgespeist. Ein Stifter geht stiften, kommentierte die ZEIT. Wie viele US-Institutionen sieht sich das Getty-Museum leider nicht als dauerhaftes Archiv und hat einen Teil der Stücke in den Handel gegeben. Davon sind nur ganz wenige in öffentlichen Sammlungen gelandet (PDF von Conway/Davis S. 6  mit Nachweisen aus Katalogen, Liste der 2011 vorhandenen Handschriften in Archivalia).

Das Interesse der Wissenschaft an Kulturgütern – das sind immer wichtige Geschichtsquellen – in privater Hand lässt sich ohne weiteres beschreiben:

1. Bestandserhaltung/Ersatzdokumentation: Sammlungen sind möglichst als Ensemble zu erhalten, wenn sie als Ganzes eine bedeutende Geschichtsquelle darstellen. Ist dies nicht möglich, muss es eine öffentlich zugängliche Dokumentation geben. Die dauerhafte Aufbewahrung in einer öffentlichen Institution schont die Stücke und setzt sie keinen unnötigen Transporten aus. Das Verlustrisiko ist bei öffentlichen Sammlungen geringer. Öffentliche Sammlungen zerstückeln auch keine mittelalterlichen Codices (siehe “Auf den Spuren eines Frevlers” in diesem Blog und Breaking Bad).

2. Zugänglichkeit für Öffentlichkeit und Forschung: Wenn private Sammler ihre Schätze nicht wegschließen, sondern sie der Forschung und auch der breiten Öffentlichkeit – im Original oder digital – zugänglich machen ist gegen Kulturgüter in privater Hand nichts einzuwenden. Aber das ist leider nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme.

3. Dauerhafte Zitierbarkeit: Besitz- und Ortswechsel von Kulturgütern könnten im semantischen Netz über
Uniform Resource Identifier (analog zu Persistent Identifiern wie URN oder DOI) dokumentiert werden.

Die Interessen des Handels und der privaten Eigentümer sehen meist anders aus. Alles was die Profite schmälert und die Handlungsautonomie der Eigentümer, die sich nicht selten gegen jede Art von Kulturgut-Etikettierung wenden, einschränkt, wird als störend empfunden.

Um den Interessen der Wissenschaft und der Öffentlichkeit (“Kulturgut muss frei sein!”) zu ihrem Recht zu verhelfen, müssen die jeweils betroffenen Staaten und die Bürgergesellschaft zusammenarbeiten. Auf Denkmal- oder Kulturgutschutz ist bei solchen privaten Kollektionen kaum Verlass (er versagt ja schon bei öffentlichen Sammlungen), wenngleich nicht verschwiegen sei, dass das Bundesverwaltungsgericht 1992 die Käfersammlung Frey höchstrichterlich als nationales deutsches Kulturgut anerkannt hat.

Nicht alle Sammlungen lassen sich über einen Kamm scheren, aber ein Dreischritt Inventarisierung (Dokumentation ihrer Existenz durch den Staat, Forscher oder interessierte Bürger), vertragliche Abmachungen (Vorkaufs- und Informationsrechte) und – im Krisenfall – Rettungsmaßnahmen erscheinen sinnvoll. Wir brauchen vor allem ein Netzwerk reicher Stiftungen, das bereit ist, für bedrohte Sammlungen und Sammlungsbestandteile ein Rettungsnetz aufzuspannen. Um das Detroit Institute of Art zu retten (siehe Artikel in diesem Blog), haben sich in den USA einige vermögende Stiftungen erstmals zusammengeschlossen. Voraussetzung ist, dass man überhaupt etwas von der Gefahr oder drohenden Verkäufen erfährt und dass genügend Zeit bleibt, ohne Hektik vernünftige Lösungen zu finden. Dies könnte man in den meisten Fällen durch vertragliche Abmachungen sicherstellen.

Wissenschaftlich wertvolle Sammlungen wie die jetzt verschwundene Gastronomie-Bibliothek von Lugano brauchen Lobby-Gruppen, die sich ihrer annehmen und auf dauerhaften Erhalt dringen. Selbstverständlich bietet das Web 2.0 ausgezeichnete Möglichkeiten, solche Lobby-Arbeit zu organisieren. Erinnert sei nur an unsere Facebook-Seite “Rettet die Stralsunder Archivbibliothek” mit Neuigkeiten zum Kulturgüter-Schutz.

Lugano hütet ein gastronomisches Juwel

31. Mai 2005 – 10:33

Die “Bibliothèque Internationale de Gastronomie” in Lugano beherbergt einen weltweit einzigartigen Schatz an gastronomischen Schriften. Die Sammlung ist nicht eine Anhäufung von Rezepten, sondern ein Spiegel kulinarischer und gesellschaftlicher Traditionen.

Die Villa Bagnasco thront auf einem Hügel in Sorengo, einem noblen Vorort Luganos. Hier ist die Stiftung B.IN.G zu Hause; das Kürzel steht für Bibliothéque Internationale de Gastronomie.In der Schweiz ist diese Institution weitgehend unbekannt, doch der internationalen Forschergemeinschaft ist sie durchaus ein Begriff. “Es stimmt: Wir sind im Ausland bekannter als in der Schweiz”, lacht Bibliothekarin Marta Lenzi, die über die einzigartige Sammlung mit rund 4000 Handschriften und Büchern wacht.

Dokumente in vielen Sprachen

Die Sammlung umfasst Handschriften und Drucke vom 14.Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. “Die gastronomische Literatur war die grosse Leidenschaft des Gründers Orazio Bagnasco”, sagt Lenzi.Der ins Tessin übersiedelte italienische Unternehmer, der 1999 starb, hat weltweit Manuskripte und Handschriften mit gastronomischem Charakter gesucht und erworben, vor allem solche in lateinischer und italienischer Sprache. Dies erklärt auch, weshalb der grösste Teil des Bestandes in diesen beiden Sprachen vorhanden ist. Kleiner sind die Abteilungen auf Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Japanisch und Chinesisch.

Grosser Reichtum für Fachleute aus aller Welt

Die herausragende Rolle der gesammelten lateinischen und italienischen Schriften spiegelt sich im Katalog, der diesem Bestand gewidmet ist. Der dreibändige “Catalogo del fondo italiana e latino delle opere di Gastronomia Sec. XIV-XIX” ist ein Standardwerk der Gastro-Historie und steht als Bibliographie in allen grossen Bibliotheken.Kein Wunder, dass Fachleute aus der ganzen Welt zur Konsultation der Originale nach Lugano-Sorengo kommen. “Seit Gastronomie in den letzten Jahren noch mehr in Mode gekommen ist, häufen sich die Anfragen bei uns”, erklärt Lenzi. Der Zutritt zur Bibliothek ist allerdings nicht öffentlich. Nur Fachleute, Studenten oder Journalisten haben Zutritt. Ein kleiner, aber schmucker Lesesaal lädt zur Lektüre ein.

Juwele aus alten Zeiten

Dank der Katalogisierungsarbeit kennt Lenzi die Sammlung im Detail. Und zu fast jedem Volumen kann sie eine kleine Geschichte erzählen. Verständlicherweise gerät sie ins Schwärmen, wenn sie Schätze wie den hochmittelalterlichen Kodex “Tacuinum Sanitatis” zeigt: “Er ist ein einzigartiges Zeugnis des Lebens und der Sitten aus dieser Epoche.”

Ein Unikum ist auch das Manuskript “Libreto de tutte le cosse che se magnagno” von Giovanni Michele Savonarola aus dem Jahr 1450 zeigt (Das Buch über alle Dinge, die man isst).Auch in der deutschsprachigen Abteilung finden sich kleine Juwele, darunter “Das Buch von der rechten Kunst zu distillieren” von Hieronymus Brunschwygh aus dem Jahr 1500.

Spiegel früherer Lebensweise

Gerade diese historischen Abhandlungen zeigen auf, dass die gastronomische Kultur nicht im Sinne heutiger Kochbücher zu verstehen ist. Die Schriften bilden eher einen Spiegel medizinischer, biologischer, landwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Erkenntnisse. Das reicht von den Wirkungsweisen bestimmter Kräuter und Pflanzen über das Tranchieren eines Schweins bis zur Beschreibung eines Hochzeitsessen von Isabelle von Aragonien mit Gian Galeazzo Sforza unter dem Titel “Ordine de le imbandisone” aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. “Dieses Buch eröffnet uns die ganze Choreografie der Hochzeit”, sagt Lenzi.

Stolz ist Lenzi auch auf ein Volumen von Maestro Martino, der als Erfinder der modernen Kochkunst gilt – ein Koch aus dem Bleniotal, der Ende des 15. Jahrhunderts am Hof von Mailand Karriere machte. “Er hat die Kochkunst im weitesten Sinn unserem heutigen Geschmack angepasst”, so Lenzi.

Heutigen Bestand bewahren

Die von Bagnasco aufgebaute Sammlung, die 1992 in eine Stiftung überführt wurde, wird heute nicht mehr durch Neuankäufe erweitert. “Wir verwalten das Bestehende so gut es geht”, sagt Lenzi.Ausgebaut wird allerdings die Zusammenarbeit mit externen Interessenten, darunter Fakultäten für Gastronomie an einigen italienischen Universitäten, vor allem der neu gegründeten Universität für Gastronomische Wissenschaften in Pollenzo bei Cuneo (Piemont), wo sich auch ein Forschungszentrum für Slow Food befindet.

Nicht nur langsames Essen, auch historisches Speisen in Burgen und Schlössern hat Hochkonjunktur. Lenzi ist allerdings der Ansicht, sich keine Illusionen zu machen: “Mittelalterlich zubereitetes Essen könnten wir heute beim besten Willen nicht mehr verzehren.”Die verschiedensten Gewürze, süss-sauer, alles in einem Topf: Das sei für den heutigen Geschmack unerträglich. Sie rät daher, sich allenfalls von der historischen Umgebung und einstigen Sitten inspirieren zu lassen, beim Essen aber durchaus auf Modernität zu setzen.

swissinfo, Gerhard Lob, Lugano

 

Quelle: http://kulturgut.hypotheses.org/382

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Filmvermittlung mit Social Media – Strategie für „Das Cabinet des Dr. Caligari“

Ein Beitrag von Hannah Linnenberger

»Eine Welt voller Zitate ist eine Welt voller Geschichten.«

Götz vor dem Gentschenfelde

Mein Konzept für die Vermittlung des Films „Das Cabinet des Dr. Caligari“ mittels Social Media basiert auf der Idee, mit Zitaten zu arbeiten und dabei die Plattformen Facebook und Twitter zu nutzen.

Alle Zitate habe ich Primärquellen wie dem Drehbuch zum Film, dem zeitgenössischen Filmprogramm oder der Werbekampagne zum Film entnommen. Auf Zitate aus Kritiken habe ich verzichtet, da die Zitate nicht über den Film sprechen sollen, sondern aus dem Film selbst bzw. aus zeitgenössischen zum Film entstandenen Texten stammen sollen,

Die Zitate sollen Neugier wecken, eine Geschichte erzählen.

Facebook ARTE

Abb. 1: ARTE auf Facebook

Die Zitate sollen also einen kleinen Hinweis geben, dennoch nicht zu viel verraten. Daher stammt das erste Zitat „Die Gartenmauern der Anstalt bergen ihre Geheimnisse. (…)“ (siehe Abb. 1) auch nicht aus dem Film, sondern es ist der erste Satz aus einem Programmheft zum Film, das im Schriftgutarchiv der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Berlin archiviert ist [Signatur: Orig. Dr. Hermann, 2. Kop. s.: HPC/DUB/Kammer]. Dieses Programmheft aus dem Jahr 1920 wird selbst Kennern des Films nicht unbedingt geläufig sein, es eignet sich daher besonders gut für einen spannenden Start, bei dem noch nichts verraten wird.

 

Um die Spannung aufrecht zu erhalten, sollte bei den ersten Zitaten noch kein Link eingebunden werden, der zu des Rätsels Lösung führt.

Erst wenn in einem Zitat zum ersten Mal von „Dr. Caligari“ die Rede ist, soll es durch einen Link zur Seite der Berlinale ergänzt werden (siehe Abb. 2).

Abb. 2:ARTE Facebook

Abb. 2: ARTE Facebook

Bis auf drei Zitate habe ich alle Zitate dem Drehbuch entnommen und sie fast durchgängig chronologisch geordnet. Durch diese Reihenfolge soll ein dem Film entsprechender Spannungsbogen aufgebaut werden. Denn so bleibt es für den Nutzer auch nach der Auflösung (durch den Link zur Berlinale-Seite) spannend.

 

 

 

 

 

Abb. 3: Tweet @ARTE.de

Abb. 3: Tweet @ARTEde

Das Zitat des Tages funktioniert also als eine Art Fortsetzungs-geschichte. Die Zitate erzählen Stück für Stück die Geschichte des Films (siehe Abb. 3 und 4). Dadurch sollen die Nutzer dazu angehalten werden, regelmäßig die Facebook/Twitter-Seite von ZDF/Arte zu besuchen. Vielleicht teilen sie den Post und machen auch ihre Freunde auf die Zitate aufmerksam. 

 

 

Bild 4

Abb. 4: Tweet @ARTEde

Daher ist es unbedingt nötig, dass die Zitate täglich, gepostet werden, am besten jeden Tag zur gleichen Uhrzeit. Nur somit kann die Idee eines Zitat des Tages funktionieren, das den Nutzer dazu auffordern soll, die Facebookseite regelmäßig zu besuchen. Und auch die Nutzer von Twitter, die ZDF/Arte folgen, können nur durch eine gewisse Regelmäßigkeit der Zitate verstehen, dass diese in einem größeren Zusammenhang zu sehen sind.

 

Allgemein ist es bei der Pflege von Social-Media-Seiten wichtig, regelmäßig Posts zu erstellen. Diese sollen für den Nutzer einen Mehrwert bieten. Im besten Fall heißt dies,dass sie Informationen bieten, die neben Hinweisen auf aktuelle Veranstaltungen, den Beginn eines Vorverkaufs oder dergleichen, über die Informationen, die beispielsweise auf der Internet-Seite eins Unternehmens zu finden sind, hinausgehen.

Im Fall von Dr. Caligari ist es daher wünschenswert, die Zitate auf der Facebook-Seite zusammen mit Fotos z.B.aus der Sammlung zum Film Caligari im Archiv der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Berlin zu posten (siehe Abb. 1). Diese bieten den Lesern einen wunderbaren Vorgeschmack auf den Film.

 

Quellen der Zitate:

1. Zeitgenössisches Programmheft der Kammer-Lichtspiele: Signatur im Schriftgutarchiv der Deutschen Kinemathek: Orig. Dr. Hermann, 2. Kop. s.: HPC/DUB/Kammer

2. Mayer, Carl und Janowitz, Hans: Das Cabinet des Dr. Caligari : Drehbuch…zu Robert Wienes Film von 1919/20. München, 1995.

Ich danke Nina Goslar von der Stummfilmredaktion ZDF/ARTE sowie Jonas Schlatterbeck @ARTEde für die Unterstützung bei der Realisierung meines Konzepts einer Social-Media-Strategie zum Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ begleitend zur Welterstaufführung der digital restaurierten Fassung des Films im Rahmen der 64. Berlinale am 9. Februar 2014 sowie zur Ausstrahlung auf dem Fernsehsender ARTE am 12. Februar 2014.

Quelle: http://filmeditio.hypotheses.org/267

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Zitierpflicht für Wikipediaartikel – und wenn ja, für welche und wie?

Enzyklopädische Artikel aus Projekten wie dem Brockhaus oder der Encyclopedia Britannica können in wissenschaftlichen Arbeiten nicht zitiert werden, denn die Autoren1 der Artikel sind nur der Redaktion bekannt, nicht aber dem Leser. Dabei verfügen die ehemaligen Autoren der Brockhaus-Artikel über hohe wissenschaftliche Qualifikation, über 51 Prozent sind habilitiert, ein weiteres Drittel ist promoviert und die Verbleibenden besitzen einen universitären Abschluss.2

Ganz anders und doch vergleichbar sollte es bei der Online-Enzyklopädie Wikipedia sein. Etwa sieben Prozent der angemeldeten Autoren sind promoviert3 und von vielen Autoren ist der Stand ihrer Ausbildung nicht bekannt. Den Artikeln können zwar Autoren zugeordnet werden, aber nur wenige der Autoren melden sich unter ihrem Klarnamen an. Der ganz überwiegende Teil der angemeldeten Autoren schreibt im Schutz eines Pseudonyms. Mehr noch, bei der Hälfte aller Veränderungen werden nur die Internetprotokoll-Adresse (IP) der Rechner, von denen diese Veränderungen ausgingen gespeichert. Wer der Autor ist, bleibt völlig unklar.

Unter diesen Voraussetzungen ist es kaum möglich einen Wikipedia-Artikel sauber, und wissenschaftlich korrekt zu zitieren, egal mit welcher Sorgfalt es versucht wird. Zwar ist es möglich auf sogenannte feste Versionen zu verlinken, deren Text so unveränderlich wie ein gedruckter ist, aber das Problem der fehlenden Zuordnung zu einem oder mehreren Autor/en bleibt.4 Dieser Status quo – die Wikipedianer wünschen sich zitiert zu werden, die Wissenschaft kann nicht zitieren, weil die Autorenangaben fehlen – hat sich seit Jahren kaum geändert, oder wie es aktuell formuliert wurde: „Jeder benutzt sie, keiner zitiert sie“.5

Allerdings gibt es drei Bedingungen, die, wenn sie erfüllt sind, dazu führen sollten, dass ein Artikel der Wikipedia wissenschaftlich korrekt mit Autorenangabe zitiert werden könnte. Diese Bedingungen sind zwar schwer zu erreichen, aber bei momentan 1,7 Mio. Artikeln in der deutschsprachigen Wikipedia, sollte es doch einige geben, die diese Anforderungen erfüllen. Wohlgemerkt, es geht hier nicht darum, einen Weg zu suchen, alle Wikipediaartikel wissenschaftlich zitierfähig zu machen – das kann aufgrund der von einem kollaborativen Ansatz ausgehenden Gesamtkonstruktion nicht funktionieren –, sondern umgekehrt zu schauen, unter welchen Bedingungen Artikel zitiert werden könnten und dann aber auch zitiert werden müssten, da sie einem oder mehreren Autor/en klar zuordenbar sind.

Die drei Bedingungen sind folgende: (1) Klarname: Der Hauptautor muss namentlich bekannt sein, (2) quantitativer Anteil: dessen Anteil am Text muss eine bestimmte Grenze überschreiten und (3) qualitative Korrektheit: der Autor muss die Korrektheit der zitierten Artikelversion verantworten.

Nun bietet die Wikipedia-Datenbank alle Möglichkeiten, um die Erfüllung dieser Bedingungen zu überprüfen.

Denn neben den Texten der Artikel speichert die Datenbank auch alle Veränderungen und alle zugehörigen Autoren zeichengenau in der Versionsgeschichte ab. Aufgrund dieser Metadaten lässt sich exakt nachweisen, wer wann welches Zeichen geschrieben oder verändert hat. Im Durchschnitt stehen pro Artikel etwa 50 Versionen zur Verfügung. Diese Daten „von Hand“ durchzuschauen ist äußerst zeitaufwendig, seit einigen Jahren haben Programmierer aber Werkzeuge (weiter-)entwickelt, mit denen sich die Versionsgeschichte maschinell auswerten lässt. So kann leicht und schnell ermittelt werden, wie groß der quantitative Anteil eines Autors am Artikeltext ist.6 Für diese Autorenanteile wurden Durchschnittswerte ermittelt: So verfassen etwa 2,6 Nutzer mehr als fünf Prozent eines Artikeltextes. Im Schnitt schreibt ein Hauptautor etwa 70 Prozent des Textes und ein zweiter Autor trägt noch einmal 13 Prozent bei. Im Durchschnitt lassen sich also 83 Prozent eines Artikels zwei Autoren eindeutig zuordnen.7

Natürlich gibt es auch viele Artikel, an denen über 3 000 Autoren mitgeschrieben haben und an denen aufgrund der hohen Dichte verschiedener Bearbeiter kaum jemand mehr als zehn Prozent beigetragen hat.8 Bei diesen Artikeln erreicht kein Autor die Grenze der eindeutigen Zuordenbarkeit und die Artikel sind deshalb nicht zitierfähig.

Um zitierfähige und damit auch zitierpflichtige Artikel zu sein, müssen die oben genannten Bedingungen wie folgt erfüllt sein:

(1) Der Hauptautor muss sich unter seinem Klarnamen angemeldet haben. Dies betrifft momentan etwas über sieben Prozent aller angemeldeten Autoren.9 Die Möglichkeit zu den im Artikel gegebenen Informationen eine reale Person zuzuordnen, ist nur bei diesen gegeben.10

(2) Beim quantitativen Anteil sollten mindestens die Durchschnittswerte überschritten sein, der erste Hauptautor sollte also mindestens 70 Prozent und der zweite Hauptautor mindestens 13 Prozent des Artikels verfasst haben. Oder der Anteil eines einzelnen Hauptautors am Text muss über diesen 83 Prozent liegen. Je spezieller ein Thema, umso eher ist diese Bedingung erfüllt. Je allgemeiner, umso mehr Autoren fühlen sich berufen kollaborativ etwas beizutragen.

(3) Der Hauptautor muss die qualitative Korrektheit der Artikelversion garantieren. Er verantwortet, dass beispielsweise ein falsch eingefügtes „nicht“ den Sinn nicht komplett entstellt, sondern wieder entfernt wird. Dies ist am meisten gegeben bei Artikeln, die durch einen Begutachtungsprozess gelaufen sind und als Prädikat den Status „Lesenswert“ oder „Exzellent“ erhalten haben. Bei der Version, die am Ende dieser Begutachtung steht, ist vergleichsweise sicher, dass der Hauptautor alle Veränderungen aktiv beobachtet hat und diese Artikelversion korrekt ist.

Artikel für die diese drei Bedingungen erfüllt sind, Klarname des Autors bekannt, Autor ist quantitativ für mindestens 83 Prozent des Textes verantwortlich und zum Zeitpunkt einer Begutachtung steht der Autor dafür ein, dass diese Artikelversion qualitativ korrekt ist, wären zitierfähig.

Als Beispiele sollen hier zwei Artikel von Frank Schulenburg genannt werden. Der Autor ist der sogenannten Wikipedia-Community vertraut, war er doch 2005 Administrator der Wikipedia und hat in größerer Zahl Edits beigetragen. Er ist aber auch im Wissenschaftsbereich bekannt, hat an der Universität Göttingen studiert und arbeitet heute im Wikipedia-Hochschulprogramm in den Vereinigten Staaten. Da er unter seinem Klarnamen bekannt ist und auch so bei Wikipedia angemeldet, wäre damit die erste Bedingung (Klarname) erfüllt.

Am Wikipediaartikel über den französischen Autor „Claude Bourgelat“ hat Frank Schulenburg etwa 96 Prozent geschrieben. Da die Anteile aller anderen Autoren sich auf die Korrektur von Formalien und Tippfehlern beschränken, wäre auch die zweite Bedingung (quantitativer Mindestanteil) erfüllt. Zudem wurde der Artikel „Claude Bourgelat“ am 26. April 2008 nach einem von Frank Schulenburg begleiteten Begutachtungsprozess in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen. Der Hauptautor steht dafür, dass diese Version qualitativ korrekt ist, damit wäre auch die dritte Bedingung erfüllt. Werden nun Informationen aus diesem Artikel zitiert, müsste also korrekt angegeben werden:

Art. „Claude Bourgelat“, bearb. von Frank Schulenburg u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Oktober 2013, 11:53 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Claude_Bourgelat&oldid=123217566 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

Das gleiche gilt beispielsweise für die Artikel zu „John Hunter (Chirurg)“11 oder zu „Johann Heinrich Zedler“12, bei denen Frank Schulenburg 90 und 92 Prozent verfasst hat. Oder für verschiedene Artikel des mit seinem Klarnamen angemeldeten Historikers Hans-Jürgen Hübner, wie die „Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation“13, die „Urgeschichte Italiens“14, die „Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig“15 oder der Artikel zum „Francesco Datini“16, die Anteile Hübners liegen hier bei 98 Prozent, zwei Mal 96 Prozent und 91 Prozent.

Die Zahl der solchermaßen zitierfähigen Artikel kann aufgrund der kollaborativen Arbeit nicht sehr hoch sein, aber es macht künftig eine grundsätzliche Prüfung notwendig, wenn aus der Wikipedia Informationen entnommen werden, ob damit nicht in dem Fall gegen die mögliche Zitierpflicht mit Autorenangabe verstoßen wird. Es gibt also künftig nicht mehr einfach die Ausrede „Jeder benutzt sie, keiner zitiert sie“, sondern für jede einzelne Information ist zu prüfen – und das ist der große Unterschied zu den früheren gedruckten Enzyklopädien wie Brockhaus oder Encyclopedia Britannica – ob nicht gerade dieser Artikel die Hürden für die Zitierfähigkeit überschreitet und dann zitiert werden muss.

Die Wikipedia sollte die notwendigen Werkzeuge schnell allen Benutzern der Datenbank verfügbar machen, denn die Benutzer kommen nach dem Gesagten um eine genaue Prüfung, zur Vermeidung von Verstößen gegen das Urheberrecht, nicht mehr herum. Auch der Verweis darauf, dass die Wikipediainhalte ja vermeintlich frei sind, ändert daran nichts, denn die zugrundeliegende Creativ Commons Lizenz beinhaltet explizit die „Namensnennung — Sie müssen die Urheberschaft ausreichend deutlich benennen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung des Werks besonders.“17

Künftig gilt für den Umgang mit der Wikipedia: Jeder der sie benutzt, muss prüfen, ob er sie unter bestimmten Umständen nicht sogar mit Autorenangabe zitieren muss.

1     Wenn im Folgenden überwiegend die Form „Autor“ oder „Hauptautor“ verwendet wird, hat dies allein Lesbarkeitsgründe, mitzudenken sind sowohl die Formen „Autorin“ oder „Hauptautorin“ sowie „Autoren“ oder „Hauptautoren“.

2     Vgl. Brockhaus, 17. Auflage, Band 20: Wam-ZZ, Wiesbaden 1974, S. 827–835: Bei 1445 namentlich aufgelisteten Autoren. Der Anteil der Autorinnen liegt bei nur sechs Prozent.

3     Vgl. Ruediger Glott, Philipp Schmidt, Rishab Ghosh: Wikipedia Survey – Overview of Results. 2010. Online: http://www.wikipediasurvey.org/docs/Wikipedia_Overview_15March2010-FINAL.pdf (Abgerufen: 13.12.11), S. 7.

4     Johannes Becher, Viktor Becher: Gegen ein Anti-Wikipedia-Dogma an Hochschulen. Warum Wikipedia-Zitate nicht pauschal verboten werden sollten, in: Forschung und Lehre 18 (2011), H. 2, S. 116–118; Maren Lorenz: Der Trend zum Wikipedia-Beleg. Warum Wikipedia wissenschaftlich nicht zitierfähig ist, ebd., S. 120–122.

5     Stellungnahme des Verlags C. H. Beck zu Plagiatsvorwürfen bezüglich des Buches „Große Seeschlachten. Wendepunkte der Weltgeschichte von Salamis bis Skagerrak“ (München 2013), vgl. online: http://chbeck.de/_assets/pdf/pm_grosse-seeschlachten.pdf (Abgerufen: 9. Mai 2014).

6     Vgl. online: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:APPER/WikiHistory (Abgerufen: 9. Mai 2014) und online: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:APPER/WikiHistory/Programm (Abgerufen: 11. Mai 2014).

7     Vgl. online: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:APPER/WikiHistory/Autorenbestimmung (Abgerufen: 11. Mai 2014).

8     Beispielsweise der Artikel „Deutschland“ mit 3 460 Bearbeitern, vgl. online: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland (Abgerufen: 9. Mai 2014).

9     Vgl. die Erhebung von Jürgen Engel im Jahr 2011 unter online: http://gemekon.de/dokumente/protokoll.pdf (Abgerufen: 11. Mai 2014), S. 2.

10    Zusätzlich zur Klarnamenanmeldung, die missbraucht werden könnte, gibt es die Möglichkeit das Benutzerkonto gegenüber dem Support-Team mit der E-Mail-Adresse einer Institution zu verifizieren.

11    Art. „John Hunter (Chirurg)“, bearb. von Frank Schulenburg u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. November 2013, 08:52 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=John_Hunter_(Chirurg)&oldid=124478660 (Abgerufen: 15. Mai 2014).

12    Art. „Johann Heinrich Zedler“, bearb. von Frank Schulenburg u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Februar 2014, 18:38 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Johann_Heinrich_Zedler&oldid=127940244 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

13    Art. „Geschichte der Tr’ondek Hwech’in First Nation“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Mai 2014, 21:01 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Geschichte_der_Tr%E2%80%99ondek_Hwech%E2%80%99in_First_Nation&oldid=130047818 (Abgerufen: 15. Mai 2014).

14    Art. „Urgeschichte Italiens“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Mai 2014, 13:47 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Urgeschichte_Italiens&oldid=130119732 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

15    Art. „Wirtschaftsgeschichte der Republik Venedig“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 6. Mai 2014, 06:21 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wirtschaftsgeschichte_der_Republik_Venedig&oldid=130140526 (Abgerufen: 8. Mai 2014).

16    Art. „Francesco Datini“, bearb. von Hans-Jürgen Hübner u.a., in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. März 2014, 09:49 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Francesco_Datini&oldid=128974223 (Abgerufen: 15. Mai 2014).

17    Vgl. online: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de (Abgerufen: 9. Mai 2014).

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3721

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Tagungsbericht zu Eric Hobsbawm und der Jazz/Swing auf Ö1

Passend zu diesem über H-SOZ-U-KULT verschickten Bericht über die letzten November abgehaltene Tagung Hobsbawm, Newton und Jazz und zu meinem Schlurf-Vortrag kommenden Donnerstag sendet das Ö1-Radiokolleg nächste Woche (19.-22.5.2014, jeweils 9:45-10:00) eine vierteilige Reihe über Das Swing Revival; die Beschreibung lautet wie folgt:

Das Swing Revival. Tanz, Musik und Lebensgefühl

Gestaltung: Maria Reininger

Swing is back! Wer an einem der Tanzabende teilnehmen will, die seit Monaten in Wien und anderen Städten boomen, muss mitunter Schlange stehen. Eine Swinglehrerin oder einen Swinglehrer zu bekommen, ist nicht einfach. Das schildern die, die vom Swing-Virus infiziert wurden.

"Social Dance" - so betiteln sich viele der Veranstaltungen. Und das gibt wieder, was Hauptzweck der Abende ist: der Spaß, gemeinsam zu tanzen. Musikalische und tänzerische Perfektion gelten als wichtig, aber zweitrangig.

Wenig verwunderlich ist daher, dass vor allem historische Aufnahmen der 1930er bis 50er Jahre nachgespielt werden. Duke Ellington, Benny Goodman und die Glenn Miller Band stehen Pate; der Tänzer Frankie Manning ist fixe Referenzgröße der Swingszene heute. Wenn Bands wie Sugar Daisy's Hot Club nahe an den historischen Vorbildern improvisieren, dann legen sie Wert auf einen rohen, ungeschliffenen Sound. Vereinzelt haben Bands wie Nouvelle Cuisine CDs veröffentlicht, mit denen der Swing musikalisch stark weiterentwickelt wird.

Schon einmal hatte Swingtanzen gesellschaftspolitische Bedeutung: In der Zeit des Nationalsozialismus war Swing die Musik nicht unbedingt politisch engagierter, aber doch widerständiger Jugendlicher.

Die Tradition des Gypsy-Swing, die in Österreich eine völlig eigenständige war und immer noch ist, bekommt gegenwärtig Verstärkung durch den Swing der Zazous aus Paris. Auch dieser Austausch - es gibt einen regelrechten Swing-Tourismus in Europa - gehört zu den Besonderheiten des Swing-Booms.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/876867759/

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Lehre 2.0 – Nicht alles wird besser, wenn man es online stellt

Ach, war das früher schön. Man saß im verstaubten Hörsaal seiner Universität, die Tasche zwischen eigener Kniescheibe und Rückenlehne des Vordermannes eingeklemmt. Block und Stift zum Mitschreiben lagen auf dem vollgekritzelten Klapptisch bereit, der seit der Erfindung der Hörsaalbestuhlung ausgerechnet … Continue reading

Quelle: http://grammata.hypotheses.org/574

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“Unsinn, Auguste, heiraten mußte.” – Zur Entstehung eines Geflügelten Wortes

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Eine kleine Ungenauigkeit ist mir bei der Lektüre der sonst bisher verlegerisch perfekt aussehenden “Sammelkladden” aufgefallen (der nächste Teil der Rezension kommt noch). Jetzt lese ich gerade das Gästebuch der Merzausstellung, die vom 19. März bis 30. April 1922 in Hildesheim lief.

Schwitters, dieser Gedankenfänger, stellte das Gästebuch zur Verfügung, damit die Ausstellungsbesucher ihre Meinung äussern könnten. Was sie auch taten, in einer ungeschminkten Art und Weise. Schwitters wiederum verarbeitete viele, insbesondere negativen Feedbacks in seiner TRAN-Serie (das war eine bitterböse Abrechnung mit Kritiken in einer bunten Mischung aus verschiedenen Genres und Stils). Andererseits haben viele Besucher der Ausstellung in ihren Einträgen Schwitters Werke zitiert, die bereits erschienen waren – vor allem die ominöse Anna Blume, daran haben viele ihre eigenen dicherischen Kräfte versucht, mit Parodien und Persiflagen.

Nun erscheint auf der Seite 52 des Gästebuchs (Die Sammelkladden, S. 81) folgender Eintrag (oder gar ein angeblicher Dialog zweier Besucher (?)):

Hier in diesen stillen Räumen möcht mein Dasein ich verträumen.
Auguste Schwanen [?]
Unsinn Auguste heiraten mußte.

 

In Kommentaren zu diesem Eintrag schreiben die Herausgeber:

Der Gast zitiert den Text Tran Nr. 30 Auguste Bolte (ein Lebertran), der in KS’ Reihe der gegen die Kunstkritik polemisierenden Tran-Texte gehört. Auch das Wort Schwanen im Eintrag bezieht sich auf Tran Nr. 30, in dessen Einleitung Die Schwanenjungfrau erwähnt wird (Die Sammelkladden, S. 744)

 

Nun ich bin leider kein Experte, was die deutsche Kurrentschrift angeht, bin daher nicht sicher, ob auf der glücklicherweise in “Sammelkladden” abgebildeten Seite des Gästebuches tatsächlich “Schwanen” steht.

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Seite 223 in: Kurt Schwitters. Die Sammelkladden 1919-1923.
Bearbeitet von Julia Nantke und Antje Wulff. Reihe: Kurt Schwitters. Alle Texte, hrsg. von Ursula Kocher und Isabel Schulz, Kurt und Ernst Schwitters Stiftung in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover, Bd. 3. De Gruyter, Berlin 2014.

 

Doch die eigentliche Ungenauigkeit besteht im Folgenden: Der Gästebucheintrag ist irgendwann zwischen dem 6. und 16. April 1922 gemacht worden. Der erwähnte Text Tran Nr. 30 Auguste Bolte jedoch erschien erst 1923 in “Der Sturm“. Also hat höchstwahrscheinlich Schwitters diesen gassenhauermässigen Spruch aus dem Gästebuch in sein Tran Nr 30 Auguste Bolte übernommen, und nicht umgekehrt, wie die Herausgeber schreiben.

So wird dieser enigmatische Spruch erklärt, der mich bei der Lektüre von Auguste Bolte ständig beschäftigte.

Denn was und wer ist Auguste Bolte? Eine anarchische Geschichte, deren namengebende Protagonistin Auguste Bolte sich durch ihre ausgewogen ausgerastete Mischung aus eiserner Logik, monströser Zielstrebigkeit und kindlicher Naivität jener prominenten Amelie aus dem cineastischen Meisterwerk “Le fabuleux destin d’Amélie Poulain” ähnelt. Den Text finden Sie nicht nur in der 5-bändigen Lach-Ausgabe, sondern neulich auch in einem von Christian Demand im Arche-Verlag herausgegebenen Hardcover (für Interessierten – das Buch habe ich bei CULTurMAG rezensiert).

Kurz zum Inhalt: das Fräulein verfolgt konsequent 10 Passanten auf der Strasse, weil sie den Grund wissen möchte, welches Ziel diese Passanten so konsequent verfolgen. Die Gruppe spaltet sich immer mehr auf und die lineare Verfolgung bekommt Fraktal-Züge. Nebenbei zieht sich Auguste Bolte fast vollständig aus, macht beiläufig ihren Doktortitel und mutiert plötzlich von einer Stalkerin zu einer tröstenden Autorität. Auf einmal aber wird sie von allen Seiten mit dem Spruch in Berlinerisch (?) zugeschüttet: “Unsinn Aujuste, heiraten mußte“, der in seiner Penetranz, Reaktionarität und Ignoranz dem Leser zusammen mit Auguste ständig auf die Nerven geht.

Was ist das??? Dieser Spruch gab mir keine Ruhe bei der Lektüre von Tran 30, und jetzt schon erst nicht. Ich kann es nicht so stehen lassen, ich muss recherchieren! Eine Recherche zeigt jedoch ein interessantes Auftreten des Spruchs, nicht nur bei Schwitters und im Merz-Ausstellungs-Gästebuch.

Mal soll es (laut einer unverlässlichen Quelle) bereits von Goethe ausgesprochen worden sein, im Bezug auf ein junges Fräulein namens Auguste, die ihm ihre Gedichte zwecks Kritik zugesandt haben soll (http://www.multitran.ru/c/m.exe?a=4&MessNum=150611&topic=41&l1=1&l2=2#topic).

Goethe-Auguste

Carl Zuckmayer hat diesen Spruch in seinem 1931 uraufgeführten Theaterstück “Der Hauptmann von Köpenick” eingebaut.

Zuckmayer-Auguste

Und bereits 1897 schrieb Theodor Lessing in “Christus und Venus” (Quelle)

Lessing-Auguste

Scheinbar sehr geläufig war dieser reaktionär-chauvinistisch angehauter Spruch gewesen, mit dem man Argumente einer Frau auf eine sexistische Art und Weise unreflektiv zurückwies, indem man sie in die konventionelle Genderrollen bzw. zum Herde (wenn auch im übertragenen Sinne) schickt.

Suchen wir mal weiter. Dieser Spruch hat bis zum Münsterer Soziolekt Masematte geschaft, wie der Geheimsprachen- und Soziolektforscher Klaus Siewert in seinem “Textbuch Masematte” notiert:

Masematte-Auguste

Anscheinend gab es einen running gag um die besagte Auguste, die uns nur in Bruchstücken und Literaturwerken überliefert kam.

Denn in der berühmten Zeitschrift “Jugend” (die Namensgeberin des Jugendstils, die auch mal Georg Grosz und Tucholsky veröffentlichte, aber in den 30 Jahren sich an die NS-Partei orientierend irgendwohin abdriftete), in der Ausgabe Nr. 25 vom 1937 (http://www.simplicissimus.info/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/2/42/42_25.pdf) wurde auf der Seite 16 eine Anekdote abgedruckt, die interessanterweise nicht nur die reaktionäre Antwort widergibt, sondern auch den Text der Auguste selbst, die dem Text im Merz-Gästenbuch erstaunlich ähnelt:

Jugend-Auguste

Der (zugegebenerweise gendermässig präkere) Lachfaktor dieses Witzes liegt in der prosaischen Zurechweisung eines Inspirationsmoments einer gewissen Auguste durch einen gewissen Friedrich Wilhelm III. höchstpersönlich. “Du sollst net träumen, sondern gesellschaftstauglich untergebracht werden, Weib” – so in etwa.

Einige Jahre früher (springen wir mal wieder in der Zeit), genauer: am 30. Juli 1922 (d.h. einige Monate nach der Merz-Ausstellung) veröffentlicht der liberale Rosenheimer Anzeiger (jetzt: Oberbayerisches Volksblatt) folgende Posse, als ein Eintrag aus einem Fremdenbuch (Quelle):

 

RA-Auguste

 

Der leicht abgewandelter Dialog zweier Personen ähnelt immerhin erstaunlich dem Merz-Gästebuch-Eintrag:

[...] Eine andere Dame hatte im Gefühl der Freude über den Bergwald die Worte in das Fremdenbuch geschrieben:
Ach, könnt’ ich unter diesen Bäumen
Meine Lebenszeit verträumen!
Die Dame hieß Augiste Schmidt. Ein Wanderer schrieb darunter:
Ach, Unsinn, Auguste,
        Heiraten mußte.

 

Und endlich, in Bayern angekommen, finden wir den Ursprung dieses textuellen Zwiegesprächs. Laut “Berlinisch, eine Sprache mit Humor” von Edda Prochownik, (1964 von der Haude und Spenersche Verlagsbuchhandlung herausgegeben), soll sich dieser textuelle Dialog auf Seiten eines Gästebuches in einem oberbayerischen Gebirgsgasthaus im Jahre 1889 abgespielt haben.

So wurde der meme über “Auguste” geboren und schmuggelte sich in das Gästebuch der Merzausstellung, aber auch bei Lessing und Zuckmayer rein. Und natürlich kam die Auguste, die mußte, zu Schwitters in seinen Tran 30. Ein weiterer Teil seiner Kollage.

Möglicherweise könnte dieser Spruch sogar für die Namengebung der Protagonistin verantwortlich sein, da im Text mit Ihrem Vornamen lauter gereimt wird. Weil Auguste wußte, was sie mußte.

Interessant, welche Geschichten verbergen sich hinter weiteren Mosaikteilen des MERZ-Gesamtkunstwerks…

 

 

Quelle: http://merzdadaco.hypotheses.org/102

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Ausstellungs-Guide

Wie bereits angekündigt, werde ich Ihnen im Folgenden die gerade laufenden bzw. in Kürze kommenden Ausstellungen im Bereich Frühe Neuzeit vorstellen. Neben zwei großen Landesausstellungen gibt es eine kleine Anzahl interessanter Sonderausstellungen. Die Links führen auf die jeweiligen Ausstellungsseiten, wo sie weitere Informationen finden.

Bei den Landesausstellungen handelt es sich zunächst um die bereits hier im Blog erwähnte, erste brandenburgische Landesausstellung “Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft.” Dank des ausdrucksstarken Trailers kann man sich nun auf die am 7. Juni 2014 eröffnende Ausstellung auf Schloss Doberlug freuen. Interessierte haben bis zum 2. November 2014 für einen Besuch Zeit.

Eine weitere Landesausstellung aus der Epoche Frühe Neuzeit kann im niedersächsischen Raum besucht werden. Hannover feiert sozusagen ein Thronjubiläum.  ”Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714–1837” heißt die Ausstellung, die vom 17. Mai bis zum 5. Oktober 2014 im Landesmuseum Hannover gezeigt wird. Auf der welfischen Sommerresidenz Schloss Herrenhausen in Hannover, das eigens für das 300-jährige Jubiläum der Personalunion wieder errichtet worden ist, ist ebenfalls ein Teil der Landesausstellung zu sehen, die man in authentischer Kulisse bestaunen kann. Das gleiche Ambiente erwartet einen im Residenzmuseum im Celler Schloss, wo zum Thema “Reif für die Insel. Das Haus Braunschweig-Lüneburg auf dem Weg nach London” ein weiterer Bereich der Ausstellung untergebracht ist.

Ein ganz anderes Jubiläum wird in Tübingen gefeiert. Gleich zwei Sonderausstellungen beschäftigen sich mit dem “Armen Konrad”, womit ein Aufstand des Gemeinen Mannes im Herzogtum Württemberg gemeint ist, der 1514, also vor 500 Jahren, stattfand. Beide Ausstellungen laufen bereits. “1514  ·  Macht  Gewalt  Freiheit: Der Vertrag zu Tübingen in Zeiten des Umbruchs” ist seit dem 8. März 2014 bis zum 31. August 2104 in der Kunsthalle Tübingen  zu sehen. ”500 Jahre Armer Konrad: Vier Städte – Eine Ausstellung – Armer Konrad 2014” zeigt erst seit dem 10. Mai 2014 eine Ausstellung in vier Städten (Fellbach, Schorndorf, Waiblingen und Weinstadt). Bis zum 28. September 2014 kann man bei einer kleinen Rundreise durch Großraum Stuttgart jede einzelne besuchen.

Am 18. Mai eröffnet eine Ausstellung im Zuge der laufenden Luther-Dekade. “Georg Spalatin (1484-1545). Steuermann der Reformation” beschäftigt sich mit dem engen Vertrauten des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen und langjährigen guten Freund Martin Luthers, der, nach eigener Aussage, ausschlaggebend für die Verbreitung von Luthers Lehre gewesen ist. Die Sonderausstellung wird bis zum 2. November 2014 im Residenzschloss und der Stadtkirche St. Bartholomäi in Altenburg gezeigt.

Nur noch wenige Wochen, bis zum 09. Juni 2014, läuft die Sonderausstellung in Dresden “CONSTELLATIO FELIX“, die unter anderem eine der bedeutendsten Festlichkeiten des Barock – die Planetenfeste Augusts des Starken – thematisiert. Zur Hochzeit seines Sohnes 1719 wurden einen Monat lang täglich neue Attraktionen an verschiedensten Orten der Residenzstadt und deren Umgebung geboten, die die staatliche Kunstsammlung Dresden anhand von Kupferstichen wiederaufleben lässt.

Bereits seit einem Monat laufend, aber noch bis zum 21. September zu besichtigen ist eine Ausstellung in der Schweiz zum Thema Turnierwesen. Schaffhausen zeigt die Glanzzeit seiner Vergangenheit als Turnierstadt in der Ausstellung “Ritterturnier. Geschichte einer Festkultur“. Sozusagen als Highlight holt Schaffhausen zusätzlich die Atmosphäre der spektakulären Festspiele durch authentische Live-Ritterspiele in die Gegenwart. In Mannheim kann bereits eine ähnliche Ausstellung besucht werden. Seit dem 10. April zeigen die Reis-Engelhorn-Museen unter dem Titel “Kaiser Maximilian I. – Der letzte Ritter und das höfische Turnier” Exponate aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, die das Rittertum und Turnierwesen um 1500 anschaulisch darstellen. Im Museum Zeughaus C5 ist die Ausstellung bis zum 9. November zu sehen.

Wer sich diesen Sommer in Wien aufhält, sollte nicht die Münzausstellung im Wiener Kunsthistorischem Museum “Wettstreit in Erz – Die Porträtmedaille in der deutschen Renaissance” verpassen. Ab dem 2. Juni 2014 liefert die Sammlung in Wien ein einzigartiges „Who is who“ des 16. Jahrhunderts (bis Januar 2015).

Zum Schluss erwähne ich noch eine Ausstellung, die schon fast ein Jahr läuft, aber auch noch ein weiteres Jahr zu sehen ist und zwar ebenfalls im Kunsthistorischen Museum in Wien. “Kaiser Karl V. erobert Tunis. Dokumentation eines Kriegszuges” läuft noch bis zum 31. März 2015 und zeigt auf den sogenannten Tunis-Kartons die Darstellungen des Hofmalers Jan Cornelisz Vermeyen, die er auf dem Kreuzzug anfertigte.

Sollten Sie eine oder mehrere der hier vorgestellten Ausstellungen besuchen, zögern Sie nicht, eine Rezension als Kommentar zu hinterlassen. Viel Spaß!

 

 

 

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1728

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Bilder aus dem besetzten Riga (1941)

Wir haben heute bei unserem Erschließungs- und Digitalisierungsprojekt die “Marke” von 1.000 Fotos überschritten. Immer noch sind die Bearbeiter/innen im Jahr 1941 – aus Sicht des Fotografen Lutz also am Beginn des “Ostfeldzugs”.

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Zu den Fotos, die heute bearbeitet wurden (und mit denen jetzt mehr als 1.000 gescannt und in der Datenbank sind), zählen auch diese Aufnahmen, die anscheinend weitgehend aus dem von der Wehrmacht besetzten lettischen Riga stammen. Zu sehen sind unter anderem die russisch-orthodoxe Geburtskathedrale (?), zerstörtes Kriegsgerät, Einwohner usw. Nicht alle Fotos sind gut erhalten; sie tragen keine weiteren (genaueren) Tagesangaben – was Lutz sonst aber relativ häufig machte – man kann sie auf den beginnenden Winter 1941 datieren.

Quelle: http://kriegsfoto.hypotheses.org/258

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