Präsentationen der Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich” beim Historikertag | #histag12

Die Sektion “Geschichtswissenschaft digital in Deutschland und Frankreich: Tendenzen, Strategien, Beispiele” fand am 26.9.2012 auf dem 49. Historikertag in Mainz statt. Nachdem wir hier auf dem Blog bereits die Abstracts und das genaue Programm vorab veröffentlicht haben, wollen wir jetzt im Nachgang einige der dort gezeigten Präsentationen zur Verfügung stellen.

Marin Dacos: OpenEdition, a european webplatform for human and social sciences: journals, books, events and blogs

 

Gudrun Germann: Von Francia bis Facebook: Ein geisteswissenschaftliches Forschungsinstitut geht online: Das Beispiel des DHI Paris

Keine Präsentation, dafür aber der Hinweis auf die schriftliche Bilanz ihrer Zeit als Direktorin, erschienen im Portal der Max Weber Stiftung “Wissen in Verbindung”: Forschen, Qualifizieren, Vermitteln. Gudrun Gersmann über die Bilanz der Neuausrichtung des Deutschen Historischen Instituts Paris 2007–2012, http://mws.hypotheses.org/1157

 

Gregor Horstkemper / Andrea Pia Kölbl: Von der Handschrift bis zum Fachportal – Die Bayerische Staatsbibliothek als Informationsspezialist für die französische Geschichte


Mareike König: Historische Fachkommunikation über Twitter, Facebook und Blogs in Deutschland und Frankreich

 

Lilian Landes: Rezensieren im Web 2.0: recensio.net

 

Georgios Chatzoudis:  L.I.S.A. – Historische Geisteswissenschaften 2.0

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1220

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Class Dismissed – Wie das US-Fernsehen die Arbeiterklasse zeigt


Und gleich noch einmal YoutTube. Eine sehr gut gemachte Dokumentation über das US-Fernsehen: Class Dismissed – How TV Frames the Working Class.

Based on the book by Pepi Leistyna, Class Dismissed navigates the steady stream of narrow working class representations from American television’s beginnings to today’s sitcoms, reality shows, police dramas, and daytime talk shows.

Featuring interviews with media analysts and cultural historians, this documentary examines the patterns inherent in TV’s disturbing depictions of working class people as either clowns or social deviants — stereotypical portrayals that reinforce the myth of meritocracy.

Class Dismissed breaks important new ground in exploring the ways in which race, gender, and sexuality intersect with class, offering a more complex reading of television’s often one-dimensional representations. The video also links television portrayals to negative cultural attitudes and public policies that directly affect the lives of working class people.

Danke an Christiane für den Tipp.


Einsortiert unter:Medien

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/10/18/class-dismissed-wie-das-us-fernsehen-die-arbeiterklasse-zeigt/

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Michael Scharang über Polemik

Ein kleiner Nachtrag noch zum Begriff der Polemik:

Polemik [ist] Kampf mit Wörtern, (...) eine literarische Kunstform, eine der anspruchsvollsten. Über ihr Gelingen entscheidet nicht Rechthaberei, sondern Brillanz.

Scharang, Michael: Der Schauder des Spießers vor der Polemik. Über den Schriftstellerkrieg zwischen Elfriede Jelinek und Karl-Markus Gauß, in: Die Presse, 23.1.2001, S. 17.
(Online anscheinend nur über die nicht frei zugängliche Datenbank Defacto Campus greifbar.)

Übrigens ist auch im einschlägigen Wikipedia-Artikel brauchbares zur Polemik zu lesen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/172009335/

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Nestor der Spätantike. Johannes Straub zum Hundertsten

Dem Blogger sei ein wenig Trotz zugestanden. Es stimmt, Geburtstags- und Gedenkartikel zu einzelnen Gelehrten laufen hier eher schlecht; die Klickzahlen liegen am unteren Ende der Schwankungsbreite, es dauert meist mehrere Tage, bis auch nur die Vierstelligkeit erreicht ist. Manche Leser interessieren solche Beiträge ganz offenbar nicht - handelt es sich da um mehr als akademische Routine, im schlimmsten Fall Beweihräucherung, monumentalische Historie oder das Entfachen großer Lichter...(read more)

Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/antike/archive/2012/10/18/nestor-der-spaetantike-johannes-straub-zum-hundertsten.aspx

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Schlaglichter auf die Geschichte, Band 2

Von Stefan Sasse

Nachdem nun fast ein halbes Jahr vergangen ist, seit Schlaglichter auf die Geschichte das Licht der Welt erblickte, ist nun "Schlaglichter auf die Geschichte, Band 2" auf Amazon und Beam E-Books (in PDF, MOBI und EPUB) erhältlich.

„Schlaglichter auf die Geschichte“ ist ein Lesebuch zur Geschichte. Es bietet kurze Kapitel, die sich auf etwa zehn bis zwanzig Seiten mit einem spezifischen Thema auseinandersetzen und auf dem Stand der aktuellen Forschung allgemein verständlich darlegen. Das Spektrum dieser Artikel ist breit gewählt und reicht von der Antike über das Mittelalter in die Frühe Neuzeit und in unsere Gegenwart hinein. Schwerpunkte sind die Geschichte Deutschlands und der USA. Viele dieser historischen Themen werden dabei unter dem Fokus von bestimmten Problemen untersucht, die in der entsprechenden Epoche maßgebend waren.

So etwa steht eine kurze Abhandlung der Weltwirtschaftskrise unter dem spezifischen Blickwinkel, welchen Verlauf sie in ihrem Ursprungsland, den USA, nahm. Eine Betrachtung der Vorgeschichte des amerikanischen Bürgerkriegs zeichnet die einzelnen Schritte nach, die in diesen blutigen Konflikt führten. Eine umfassende Darstellung des Vietnamkriegs beschränkt sich nicht nur auf die amerikanische Perspektive des Krieges, sondern erforscht auch ausführlich den französischen Konflikt. Bundespräsident Gauck wird in eine Reihe mit seinen Amtsvorgängern gestellt, was diverse Mythen über Bundespräsidenten aushebelt. Und nicht zuletzt enthielt dieser Band die umfassende Darstellung des Zweiten Weltkriegs, ohne die Mythen und populären Erzählungen und so manchem überraschenden Fakt.

Zusätzlich zu diesen allgemeinen Themen, die eine komplette Epoche beschreiben und deren Relevanz anhand einer spezifischen Problemstellung greifen, befassen sich andere Artikel mit sehr speziellen Themen. Beispiele für solche Themen sind etwa die Dekonstruktion der feministischen Mythen um die Frauenemanzipation oder die Analyse der Macht der Bilder und wie sie unser Geschichtsbild beeinflussen. Eine Erörtertung der Frage, was eigentlich Zivilisation ist findet sich ebenso wie die Geschichte von Aufstieg und Fall des Bürgertums als Klasse.

Die einzelnen Artikel wurden ursprünglich für meine Homepage, das Geschichtsblog (http://geschichts-blog.blogspot.com) geschrieben. Ihre Reihe wird ständig erweitert. Für „Schlaglichter auf die Geschichte“ wurden die verwendeten Artikel noch einmal grundlegend überarbeitet. Jeder Band dieser Reihe enthält eine Auswahl von Artikeln zu den verschiedensten Themen.

Die Problemorientierung der Artikel und ihre prägnante Kürze ermöglicht dem historisch interessierten Publikum einen schnellen Einstieg ins Thema, die Aktualität des Forschungsstands und die pointierten Thesen regen das Nachdenken und Reflektieren an und heben „Schlaglichter auf die Geschichte“ damit von anderen Geschichtsüberblicken ab. In diesem Band finden Sie:

- Der Anfang vom Ende der Römischen Republik
- Der Beginn des Kalten Krieges aus ideologischer Perspektive
--- Die amerikanische Perspektive
--- Die sowjetische Perspektive
- Aufstieg und Fall des Bürgertums
- Der Vietnamkrieg
- Darf man Begriffe benutzen, die bisher der Beschreibung der Verhältnisse in der Nazizeit vorbehalten waren?
- Vom Missouri-Kompromiss zur Sezession
- Die Macht der Bilder
- Die Geschichte der SPD
- 2008 ist nicht 1929
- Der Gedanke der Frauenemanzipation in der Geschichte
- Die deutschen Bundespräsidenten
- Von der Zivilisation
- Die Great Depression in den USA
- Zwei Filme, historische Fakten und was sie bedeuten
- Der Zweite Weltkrieg
--- Der Weg in den Krieg
--- Der europäische Kriegsschauplatz 1939-1941
--- Der pazifische Kriegsschauplatz 1941-1944
--- Der europäische Kriegsschauplatz 1941-1944
--- Das Ende

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2012/10/schlaglichter-auf-die-geschichte-band-2.html

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Nestor der Spätantike. Johannes Straub zum Hundertsten

Dem Blogger sei ein wenig Trotz zugestanden. Es stimmt, Geburtstags- und Gedenkartikel zu einzelnen Gelehrten laufen hier eher schlecht; die Klickzahlen liegen am unteren Ende der Schwankungsbreite, es dauert meist mehrere Tage, bis auch nur die Vierstelligkeit erreicht ist. Manche Leser interessieren solche Beiträge ganz offenbar nicht – handelt es sich da um mehr als akademische Routine, im schlimmsten Fall Beweihräucherung, monumentalische Historie oder das Entfachen großer Lichter, damit ein kleiner Teil von deren Schein auf die graue Gegenwart falle? Das kann man so sehen. Andererseits: Gerade eine kritische Selbstreflexion des eigenen Tuns, der eigenen Disziplin bedarf einer steten Vergewisserung der Leistungen und Engführungen, der Voraussetzungen und Kontexte früherer Forschung. Die institutionellen, gesellschaftlichen und ideologischen Bedingungen und Trends sind enorm wichtig, aber der Gang der Wissenschaft – hier: die Erkenntnis der Antike – ergibt sich nicht einfach aus ihnen, sondern er gewinnt Gestalt in einzelnen Gelehrten. Deshalb wird es bis auf weiteres solche Einträge geben. Dieser Blogger hier sieht sich außerdem auch in der Pflicht, einfach Chronist zu sein.

Das gilt zumal dann, wenn die anstehende Person ihm eher ferner steht. Johannes Straub gehört in diese Gruppe. Geboren heute vor einhundert Jahren in Ulm studierte der Sohn eines Postbeamten in Tübingen und Berlin, wo er mit 26 promoviert wurde. Vier Jahre später habilitierte er sich in Berlin mit „Aktuelle Geschichtsbetrachtungen. Untersuchungen über Zeit und Tendenz der Scriptores Historiae Augustae”. Vom Typoskript der Habilitationsschrift wurden, wie damals üblich, nur wenige Exemplare gefertigt; sie gingen wohl im Chaos des Kriegsendes verloren (das kam öfter vor). 1944 wurde Straub außerordentlicher, 1948 dann ordentlicher Professor in Erlangen. Seine größte Wirkung entfaltete er jedoch in Bonn, wo er fast dreißig Jahre lang, von 1953 bis 1982 lehrte, zahlreiche Ehren empfing und Ende Januar 1996 auch starb.

In Wilhelm Weber hatte Straub in Berlin einen charismatischen, aber auch von der NS-Ideologie durchdrungenen Lehrer gefunden. Karriere machen konnte in dieser Zeit nur, wer eine gewisse Bereitschaft zur Anpassung erkennen ließ. Dazu gehörte der Eintritt in die Partei. Doch sollte aus zwei Führerzitaten in der Dissertation nicht allzuviel gemacht werden, und im Kommunikationsgewirr zwischen Fakultäten, NS-Dozentenbund, Reichserziehungsministerium und Gutachtern wurden zu einzelnen Nachwuchswissenschaftlern oft Einschätzungen formuliert, die mehr über Gesinnung und Interessen des jeweiligen Verfassers in einer bestimmten Konstellation sagen als über den Eingeschätzten. Gewiß, 1944 wurde in Deutschland niemand zum außerordentlichen Professor berufen, der offen Distanz zum Regime hielt. Vieles war auch ambivalent. So reduzierte der Kriegsdienst die Frequenz der Publikationen, was eine Berufung behindern konnte, während der Dienst an sich selbstverständlich für den ins Auge Gefaßten sprach. In der zweiten Kriegshälfte war es auch zunehmend schwierig, Stellen überhaupt zu besetzen, was denen half, die unter anderen Umständen vielleicht als ‘weltanschaulich noch nicht reif’ ausgesiebt worden wären. Aktenstudium ist hier in jedem einzelnen Fall unentbehrlich, nicht weniger aber eine kritische Selbstprüfung, wieviel Distanz von Zeitgeist in einem totalitären Staat Nachgeborene erwarten sollten, zumal wenn diese selbst, nunmehr in einem freien Land, hochschulpolitisch oder akademisch an Modeerscheinungen mitwirken, die offen als Fehlentwicklungen erkannt sind oder zumindest so diskutiert werden.

Straub jedenfalls hielt an seinem Katholizismus fest. Zu einem 1942 publizierten, repräsentativen Sammelwerk, das ein notorischer NS-Althistoriker herausgab, um die Sinnstiftungsbereitschaft der Altertumswissenschaften auch im Neuen Staat unter Beweis zu stellen, steuerte er einen Beitrag über „Konstantins christliches Sendungsbewußtsein” bei („während meiner Bordfunker-Ausbildung geschrieben”) – das war auch eine klare Ansage, die richtig verstehen konnte, wer das wollte.

Die 1939 publizierte Dissertation „Vom Herrscherideal in der Spätantike” ist jedenfalls immer noch sehr lesenswert. Die Spätantike hatte sich nach dem 1. Weltkrieg zu einem Forschungsfeld entwickelt, das vor allem methodisch ebenso anspruchsvoll wie innovativ war. Gefordert war eine Zusammenführung traditioneller philologischer Textexegese mit ideen-, religions- und begriffsgeschichtlichen Fragestellungen. Materielle Überreste boten reiches Material, zumal die vor Symbolik berstende kaiserliche Selbstdarstellung zu untersuchen, wie sie aktuell in der Magdeburger Ausstellung zu sehen ist. Zusätzliche Interdisziplinarität (die noch nicht so hieß) erwuchs aus der Tatsache, daß das späte Rom ein mehr und mehr christliches Rom war. Und es gab säkulare Konflikte zu studieren, zwischen Heiden und Christen, Rom und Germanen, der zunehmenden Heterogenität des Reiches und dem Anspruch, es unter einem Kaiser und einem Glauben neu zu formieren. Spätantikeforscher konnten beanspruchen, eine weltgeschichtlich ‘dichte’ und bedeutsame Epoche unter den Händen zu haben, die zu sezieren es eines höchst subtilen hermeneutischen Instrumentariums bedurfte – das erleichterte es, fachliche Standards zu wahren und wissenschaftsfremde Zumutungen abzuwehren.

Der Spätantike blieb Straub sein Leben lang treu. Die Habilitationsschrift galt einem Text, der unter postmodernen critics sicher schon längst zum Star avanciert wäre, wenn er nicht so sperrig wäre und man nicht schlicht und altmodisch so viel Kompetenz bräuchte, um mit ihm umzugehen: die Historia Augusta, eine Sammlung von Biographien römischer Kaiser des 2. und 3. Jahrhunderts, die ihr Spiel mit dem Leser treibt. Angeblich von verschiedenen, namentlich genannten Autoren verfaßt, geschrieben in Wirklichkeit von einer einzigen Feder. Gespickt mit Authentizitätsmarkern und Genauigkeitsbehauptungen, die sich als reine Fiktion erweisen lassen. Das „lose Spiel eines literarischen Vagabunden” (so Ernst Hohl, der führende Historia Augusta-Forscher der Generation vor Straub), ein spielerischer Spätling der antiken Historiographie, von dem wir nicht sicher wissen, wann er produziert wurde und welche ‘Tendenzen’ er verfolgte. Straub plädierte für das 5. Jahrhundert, und die ermittelte Ausrichtung bildet den Titel seiner 1963 vorgelegten großen Studie: „Heidnische Geschichtsapologetik in der christlichen Spätantike”.

Nach dem Krieg gehörte Straub zu dem Kreis von Althistorikern, die eine frühe und auch schon internationale Verbundforschung (wie man heute sagt) in Gang brachten, eben zur Historia Augusta, mit Kolloquien in Bonn, Dissertationen und Kommentaren zu einzelnen Viten der Sammlung. Daneben edierte er den letzten Band der Dokumente der großen ökumenischen Konzilien. Doch auch die Tradition in eine außeruniversitäre Öffentlichkeit weiterzugeben zählte er zu seinen Aufgaben. Dem Verein von Altertumsfreunden im Rheinland saß er zwanzig Jahre lang vor, und eine Reihe von Aufsätzen erschien im Gymnasium, einer damals überwiegend von Altphilologen im Schuldienst gelesenen Zeitschrift.

Für den persönlichen Eindruck müssen Menschen gehört werden, die ihn kannten. Im Nachruf der FAZ heißt es: Er lebte „das Ideal des Hochschullehrers, dem so wenige entsprechen; er zeigte gleichen Spaß an Forschung wie Lehre. Sträub hatte und liebte prononcierte Meinungen. Daß sie den seinen entsprachen, das zu fordern oder auch nur zu wünschen lag ihm fern. Er war eine gesprächsfreudige Natur und genoß die Auseinandersetzung; vielleicht war das der fruchtbare hermeneutische Moment, der ihn zum Beobachter des Ge­genspiels christlicher und heidnischer Geschichtsphilosophie prädestinierte. Geisti­ger Zwang war ihm fremd; wer bei ihm stu­diert hat, weiß von der Falle der ‘falschen Alternative’. Bis zum letzten Tag ging Jo­hannes Straub regelmäßig in sein Seminar für Alte Geschichte, in Wissenschaftlichkeit und Humanität das Bild eines deutschen Gelehrten.”

Bild zu: Nestor der Spätantike. Johannes Straub zum Hundertsten

Abb. aus: Bonner Festgabe Johannes Straub, zum 65. Geburtstag am 18. Oktober 1977, hgg. von A. Lippold und N. Himmelmann

Nachruf von Adolf Lippold in: Gnomon 70, 1998, 174-176.

von Uwe Walter erschienen in Antike und Abendland ein Blog von FAZ.NET.

Quelle: http://blogs.faz.net/antike/2012/10/18/nestor-der-spaetantike-johannes-straub-zum-hundertsten-395/

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Geschichte der Mafia auf YouTube

Die hervorragende Dokumentation von Bernhard Pfletschinger und Catrin Dingler (2010) gehört unbedingt hierher, weil die historische und gesellschaftliche Rolle der süditalienischen Mafia herausgearbeitet wird. So zeigt zum Beispiel Teil Zwei, wie und warum die Mafia nach dem Zweiten Weltkrieg von den US-amerikanischen Besatzern reinstalliert wurde.


Einsortiert unter:Sozialgeschichte

Quelle: https://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/10/18/geschichte-der-mafia-auf-youtube/

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Die ersten elf Bände der Pariser Historische Studien online verfügbar

Wie im Juni angekündigt, beginnt nun die Online-Stellung der seit 1962 im DHIP erscheinende Reihe »Pariser Historischen Studien« (PHS). Die digitalen Ausgaben der PSH erscheinen als pdf auf der Publikationsplattform der Max Weber Stiftung perspectivia.net im Open Access. Alle bisher erschienen Bände werden nach und nach in einem Rhythmus von circa 10 Bänden pro Monat retrodigitalisiert. Neuerscheinungen werden mit einer moving wall von 36 Monaten eingestellt. Bereits verfügbar sind die Bände 90, 93, 89, 86–87 sowie 81–83 (siehe unten). Im Katalog der Bibliothek des DHIP werden die Links in den einzelnen Titelaufnahmen der Bücher und Aufsätze angegeben:

V. Nies, »Apaisement« in Asien. Frankreich und der Fernostkonflikt 1937–1940
Volker Nies: »Apaisement« in Asien. Frankreich und der Fernostkonflikt 1937–1940, München (Oldenbourg) 2009 (Pariser Historische Studien, 93), ISBN 978-3-486-59012-8.
S. Schmidt, Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914. Ein Beitrag zur Geschichte des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges
Stefan Schmidt: Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914. Ein Beitrag zur Geschichte des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, München (Oldenbourg) 2009 (Pariser Historische Studien, 90), ISBN 978-3-486-59016-6.
U. Pfeil (Hg.), Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft in die »Ökumene der Historiker«
Ulrich Pfeil (Hg.): Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft in die »Ökumene der Historiker«. Ein wissenschaftsgeschichtlicher Ansatz, München (Oldenbourg) 2008 (Pariser Historische Studien, 89), ISBN 978-3-486-58795-1.
P. Depreux (Hg.), Revolte und Sozialstatus von der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit/Révolte et statut social de l’Antiquité tardive aux Temps modernes
Philippe Depreux (Hg.): Revolte und Sozialstatus von der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit/Révolte et statut social de l’Antiquité tardive aux Temps modernes, München (Oldenbourg) 2008 (Pariser Historische Studien, 87), ISBN 978-3-486-58584-1.
U. Pfeil (Hg.), Das Deutsche Historische Institut Paris und seine Gründungsväter
Ulrich Pfeil (Hg.): Das Deutsche Historische Institut Paris und seine Gründungsväter. Ein personengeschichtlicher Ansatz. Mit einem Vorwort von Stefan Martens, München (Oldenbourg) 2007 (Pariser Historische Studien, 86), ISBN 978-3-486-58519-3.
B. Severin-Barboutie, Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung. Verwaltungs- und Verfassungsreformen im Großherzogtum Berg (1806–1813)
Bettina Severin-Barboutie: Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung. Verwaltungs- und Verfassungsreformen im Großherzogtum Berg (1806–1813), München (Oldenbourg) 2008 (Pariser Historische Studien, 85), ISBN 978-3-486-58294-1.
K. Fuchs, Zeichen und Wunder bei Guibert de Nogent. Kommunikation, Deutungen und Funktionalisierungen von Wundererzählungen im 12. Jahrhundert
Karin Fuchs: Zeichen und Wunder bei Guibert de Nogent. Kommunikation, Deutungen und Funktionalisierungen von Wundererzählungen im 12. Jahrhundert, München (Oldenbourg) 2008 (Pariser Historische Studien, 84), ISBN 978-3-486-58292-5.
S. Weiß (Hg.), Regnum et Imperium. Die französisch-deutschen Beziehungen im 14. und 15. Jahrhundert/Les relations franco-allemandes au XIVe et au XVe siècle
Stefan Weiß (Hg.): Regnum et Imperium. Die französisch-deutschen Beziehungen im 14. und 15. Jahrhundert/Les relations franco-allemandes au XIVe et au XVe siècle, München (Oldenbourg) 2008 (Pariser Historische Studien, 83), ISBN 978-3-486-58179-9.
G. Braun, S. Lachenicht (Hg.), Hugenotten und deutsche Territorialstaaten. Immigrationspolitik und Integrationsprozesse/Les États allemands et les huguenots. Politique d’immigration et processus d’intégration
Guido Braun, Susanne Lachenicht (Hg.): Hugenotten und deutsche Territorialstaaten. Immigrationspolitik und Integrationsprozesse/Les États allemands et les huguenots. Politique d’immigration et processus d’intégration, München (Oldenbourg) 2007 (Pariser Historische Studien, 82), ISBN 978-3-486-58181-3.
U. Pfeil (Hg.), Deutsch-französische Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen im 20. Jahrhundert
Ulrich Pfeil (Hg.): Deutsch-französische Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen im 20. Jahrhundert. Ein institutionengeschichtlicher Ansatz, München (Oldenbourg) 2007 (Pariser Historische Studien, 81), ISBN 978-3-486-58180-5.
R. Lützelschwab, Flectat cardinales ad velle suum? Clemens VI. und sein Kardinalskolleg. Ein Beitrag zur kurialen Politik in der Mitte des 14. Jahrhunderts
Ralf Lützelschwab: Flectat cardinales ad velle suum? Clemens VI. und sein Kardinalskolleg. Ein Beitrag zur kurialen Politik in der Mitte des 14. Jahrhunderts, München (Oldenbourg) 2007 (Pariser Historische Studien, 80), ISBN 978-3-486-58094-5.
Artikelaktionen

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1290

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Neueste Medien… und die Dissertation in Großbritannien

Noch sind sie keine ‘digital natives’, die Befragten der umfassenden Studie “Researchers of Tomorrow“. 2009 von der British Library und JISC, dem Joint Information Systems Committee in Auftrag gegeben, zeigt der 88-seitige Report die aktuelle Lage von Doktoranden im Vereinigten Königreich auf. Auch wenn manche Erkenntnis nicht einfach auf das deutsche Wissenschaftssystem übertragbar sein dürfte, gibt die Studie – an der über 17.000 Promovierende teilnahmen – doch in vielerlei Hinsicht zu denken.

Researchers of Tomorrow
Zunächst sind die jungen Forscherinnen und Forscher der “Generation Y” offenbar ausgefuchste Informationssucher. Auch bei der Nutzung neuester Medien sind die zwischen 1982 und 1994 Geborenen zur kritischen Einschätzung hinsichtlich des gefundenen Materials allemal in der Lage. Nahezu alle suchen dabei aber wohl weniger Primärquellen, als Sekundärmaterial wie wissenschaftliche Artikel, Bücher usw. Demgegenüber sind junge Sozial- und Kulturwissenschaftler offenbar extrem zurückhaltend in der Nutzung von Zeitungen, Archivmaterial und Statistiken. Der Report befürchtet, dass hier bereits eine Verschiebung gegenüber den vor zehn Jahren üblichen allgemeinen Standards eingesetzt hat und fordert hierzu mehr Untersuchungen.

Ungeduld kennzeichnet den Umgang mit dem Sekundärmaterial: Wenn ein Artikel aus einem E-Journal nicht verfügbar ist, arbeitet mehr als die Hälfte der Befragten notfalls mit dem Abstract oder dem, was Google leicht zugänglich macht. Alte Ordnungsorientierungen wie Verlage, Reihen etc. haben gegenüber den Suchmasken von Bibliothek und Suchmaschinen massiv an Bedeutung verloren. Die Mobilität zwischen verschiedenen physischen Bibliotheken hat abgenommen. Trotz aller Medienkompetenz sind für die Doktoranden die oftmals komplexen Abläufe, die zur Bereitstellung von Onlineressourcen durch Universitäten führen, nicht verständlich. Wenn das mal nicht für mehr Open Access spricht, und zwar in möglichst radikal einfacher Form… Offenbar führt auch der Wiedererkennungs- und Authentizitätseffekt von bereits publizierten Material dazu, dass man sich wenig auf “graues” Material stützt. Die Systemgrenzen wirken als Schere im Kopf, auch und gerade gegenüber netzbasierten Daten.

Überraschend ist auch ein weiteren Befund der Studie: Für die Arbeit an der Arbeit nutzen junge Forscher offenbar nicht “latest and greatest”-Technologie. Nur wenn neue Anwendungen leicht in die Forschungspraxis integriert werden können, werden sie auch benutzt. Das betrifft auch die Angebote in Sachen Web 2.0, die von Institutionen selber bereitgestellt und entwickelt werden. (Ich versuche mir, das in Deutschland vorzustellen: Stell’ Dir vor, es gibt Moodle oder spezielle Retrodigitalisierungen, aber kein Dissertierender nutzt sie.) Es gibt also in Großbritannien offenbar so etwas wie einen gravierenden Konservatismus.

Nutzung von Sozialen Medien zur Forschung in Großbritannien, 2009-2011

Nutzung von Sozialen Medien zur Forschung in Großbritannien, 2009-2011

Kann es daran liegen, dass das Einzelkämpfertum zu verbreitet ist? So teilt man die eigenen Ergebnisse nur im engsten Kreis und verzichtet auf breite Anschlusskommunikation, die ja z.B. mit einem eigenen Blog sehr leicht wäre. Zwar wollen immer mehr Forschende im Open Access publizieren, aber Renommier- und Glaubwürdigkeitsfragen hinsichtlich der entsprechenden Journale bremsen den Enthusiasmus stark. “Researchers of Tomorrow” ermutigt deshalb die Betreuerinnen und Betreuer dazu, wiederum die Doktorierenden zu ermutigen: Größere Offenheit und mehr Teilen sind die Devise. Was junge Forscherinnen und Forscher aber wirklich brauchen, ist der informelle direkte Austausch: nicht nur als Notlösung untereinander, sondern vor allem im Gespräch mit Professoren.

Die Entzauberung der vermeintlich schon “digital geborenen” Generation hat auch in Deutschland längst eingesetzt. Entscheidend ist für die Wissenschaft nicht ein naiver, journalistisch befeuerter Diskurshype um “digital natives” und “immigrants”. Dagegen lese man noch einmal als Antidot die ebenfalls im Bildungskontext entstandenen Artikel von Marc Prensky (2001: Teil 1/Teil 2). Viel eher scheinen die mittelfristigen Folgen des medienkulturellen Wandels strukturelle Änderungen in der Wissensproduktion mit sich zu bringen, die ohne Gegensteuern zum Problem werden können.

Nutzung von offenen Web-Technologien zur Forschung in Großbritannien, 2009-20111

Nutzung von offenen Web-Technologien zur Forschung in Großbritannien, 2009-20111

Warum sollte in der digitalen Welt die Forschung nicht vielfältiger werden können? Das Sprachproblem zwischen verschiedenen Generationen, das Prensky befürchtete, kann doch nicht ernsthaft die Ursache sein. Offenbar fehlt in Großbritannien allen Seiten Mut und Orientierung, um die vernetzte Welt richtig für sich zu nutzen.

Your media mix may vary, auch das gedruckte Buch spielt für die Humanities immer noch die Hauptrolle (hier eine aktuelle Einschätzung aus Österreich). Dass das Surfen im Netz für viele schnell mal zu einem Driften werden kann – geschenkt. Alarmierend sind hingegen die niedrigen Nutzungs- und Zufriedenheitsraten für die diversen Netztechnologien, mitsamt einer Tendenz zur Passivität. Die Wikipedia kommt noch am besten weg. So ist das halt mit dem Internet: Man bekommt nur das Netz, das man sich selber macht. Es wird offenbar an der Zeit, dass ein Blogportal wie hypotheses eine englische Dependance eröffnet. Oder kennt Ihr positive britische Beispiele, die einen nicht so verzweifeln lassen wie “Researchers of Tomorrow“? Dann aber fix her damit!

Alle Abbildungen stehen wie der gesamte Studientext (PDF) unter CC-BY-NC-ND (The British Library and HEFCE 2012).

Quelle: http://gab.hypotheses.org/332

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