Abb. 1: Stencil 2016: Clara. Das Magazin der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, Nr. 39, 2016, Cover. P...
Playing Empire, building Nation
von Andreas Enderlin*
Als der Historiker Peter M. Judson 2016 sein spannendes Buch „The Habsburg Empire“[i] vorstellte, trat der von ihm durchwegs erhoffte Effekt ein, dass sich Historikerinnen und Historiker die Frage stellten: „To Empire or not to Empire?“ Die ausgeklügelte Wahl des Titels signalisierte eine deutliche Herausforderung an etablierte Narrative der „zum Untergang geweihten Monarchie“ und des von den „Zentrifugalkräften der Nationalitäten zersetzten“ und durch „erfolgreiche Nationalstaaten“ abgelösten, veralteten Reiches. Außerdem öffneten Judsons Betrachtungen einen Handlungsraum, um sich auf differenzierte Weise mit einem eingesessenen Begriff auseinanderzusetzen, dessen Bedeutung schon bei den möglichen deutschen Übersetzungen „Imperium“ und „Reich“ zusätzlich Unschärfe bekommt. Gleichzeitig rückt das Konzept der „Nation“ erneut kritisch ins Blickfeld, Judsons Keynote auf der 11. Graduate Conference in European History wirkt dabei geradezu paradigmatisch, sie trug den Titel „Against the Nation“.[ii] Mit dem „Empire“ ist ein zentrales historisches Konzept angesprochen, das uns außerdem zuhauf in der Welt des digitalen Spiels begegnet. Von „Age of Empires“, „Total War: Empire“ bis hin zu „Railway Empire“ oder „Jade Empire“ finden sich die Begriffe prominent in zahlreichen Titeln, wenn auch mit unterschiedlichsten Bedeutungen. Ebenso spielen Empires eine inhaltliche Rolle, denn zahlreiche historische Settings des 18.
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Texte des RECS #20: Jerusalem in Preußen. Die Heilsquellen König Friedrich Wilhelm IV. in Potsdam
Stefan Gehlen (SPSG)
Die biblischen Stätten im Heiligen Land lagen im 19. Jahrhundert unter meterhohem Trümmerschutt, überwuchert vom Gestrüpp frommer Legenden (Abb. 1). Von der damals einsetzenden Erforschung versprach sich König Friedrich Wilhelm IV. nicht nur historische Erkenntnisse, sondern auch politische Impulse. Sein Interesse galt nicht nur den Orten des biblischen Heilsgeschehens, sondern auch jüngeren Zeitschichten wie den apostolischen Anfängen der Kirche und dem Königreich der Kreuzfahrer. Einerseits wollte Friedrich Wilhelm IV. die Kirchen und Konfessionen seiner Zeit vom trennenden Schutt der Traditionen befreien und auf ihren gemeinsamen Glaubensgrund zurückführen,[1] andererseits suchte er die Rückbindung Brandenburgs und Preußens an mittelalterliche Ritterorden aus Jerusalem, um dem preußischen Staat historische Würde und sakrale Weihen zu verleihen.
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Quelle: https://recs.hypotheses.org/2445
Stichtag 27. März: Ungarischer Widerstand gegen Habsburg
Die Habsburger waren sich stets dessen bewußt, wie kompliziert es war, die Herrschaftsnachfolge in ihren Herrschaftsgebieten war. In einem solchen composite state war es alles andere als unüblich, daß ein neuer Monarch sich die Herrschaftsbefugnisse in den einzelnen Erblanden gesondert versichern mußte. Bereits im Frühsommer 1617 war es gelungen, Ferdinand als Nachfolger des kinderlosen Kaisers Matthias zum designierten König von Böhmen durchzusetzen. Im Frühjahr 1618 ging es nun darum, auch die ungarische Königskrone für das Haus Habsburg zu sichern. Zu dem Zweck wurde ein Reichstag nach Pressburg ausgeschrieben. Dort hörten die ungarischen Stände am 23. März 1618 die Proposition, in der Matthias von den Ständen verlangte, daß sie angesichts der eigenen Kinderlosigkeit seinen Vetter Ferdinand, den Erzherzog von Innerösterreich, als neuen König anerkennen sollten. Was diesen Vorschlag aus ständischer Sicht so unverschämt erscheinen ließ, war die Tatsache, daß nirgends von der Wahl des Nachfolgers die Rede war. Vielmehr sollte der neue König „ausgerufen, anerkannt und gekrönt“ werden (proclametur, agnoscatur et coronetur; dies Zitat nach Anton Gindely, Geschichte des böhmischen Aufstandes von 1618 (Geschichte des dreissigjährigen Krieges, 1. Abt.
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Der mittelhochdeutsche Knigge auf Pergament und in Bits
Im holzvertäfelten Rundzimmer der Universitätsbibliothek präsentieren die stellvertretende Leiterin der Historischen Sammlung, Karin Zimmermann, und die Kunsthistorikerin Lisa Horstmann vier mittelalterliche Handschriften des Welschen Gast von Thomasin von Zerklaere. Nebenher geben sie auch noch eine Einführung in die Digitalisierung von Manuskripten.
Von Christiane Schröter und Nele Schneidereit
Letzte Reste der Abendsonne fallen auf den großen runden Tisch. Darauf liegen vier Buchwiegen aus grauem Schaumstoff mit aufgeschlagenen Handschriften aus dem Mittelalter. An einer Seite hat Karin Zimmermann eine Heftlade aus Holz aufgebaut; ein hohes, schmales Gerät, dessen Handhabung sich nicht unmittelbar erschließt – es diente zum Binden der Bücher. Vorn liegt ein abgenommener Buchumschlag – welliges Leder, und krumme Fäden erinnern daran, dass alte Bücher aus organischen Materialien bestehen.
Daneben die weißen Handschuhe, die schon jetzt zu einem Symbol unserer Veranstaltungsreihe geworden sind.
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Hogwarts Analytica – Reaktionsdokumentation
Gestern vor einer Woche veröffentlichte ich den Post „Hogwarts Analytica“, der inzwischen mehr als 3000 Mal abgerufen wurde. Außerdem verdanke ich diesem Beitrag, dass ich von weiteren Medien gebeten wurde, zu den Themen Die Methoden von Cambridge Analytica und Die Daten bei Facebook Stellung zu nehmen. Da mir das nicht jeden Tag passiert, dokumentiere ich die Entstehung des Blogposts und die Reaktionen auf sein Erscheinen hier. Einerseits tue ich das, weil es mir Einsichten in unser Mediensystem gab, andererseits auch, um mich auch zu einem späteren Zeitpunkt noch daran erinnern zu können (eigentlich hätte das nach einem Storify geschrien, aber Storify ist ja bekanntlich tot).
Es begann an einem Sonntagmorgen, an dem ich meine Twitter-Timeline konsultierte und mehr oder weniger verworrene, zumindest aber widersprüchliche Informationen zu neuen Entwicklungen des Falls Cambridge Analytica vorfand.
Wenn du am Sonntag Morgen vor der Entscheidung stehst, ob du der neuen durchs Dorf getriebenen #CambridgeAnalytica Sau hinterherlaufen sollst und über den Lauf bloggst. Oder ob du es lässt und hoffst, dass das schon jemand anders machen wird. https://t.
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Deutsche Gesellschaft für Soziologie vs. Akademie für Soziologie. Ein Paradigmenstreit aus Sicht von Studierenden
Seit Jahrzehnten bestehen Uneinigkeiten darüber, wie in der deutschsprachigen Soziologie wissenschaftlich zu verfahren sei. Aktuell gehen die Streitigkeiten über die einfache Differenzierung zwischen qualitativen und quantitativen Ansätzen hinaus und beziehen sich nunmehr auch auf die Definition und den Umgang mit soziologischer Theorie (vgl. hierzu das Interview mit Thomas Scheffer auf unserem SozBlog sowie die Beiträge von Jörg Strübing auf den Seiten der DGS). Höhepunkt des Konflikts ist sicherlich die Abspaltung der Akademie für Soziologie von der DGS. Die unerbittlichen Kämpfe der unterschiedlichen Paradigmen wirken sich unterdessen auch auf die Lehre aus.
Nahezu exemplarisch scheint uns in diesem Zusammenhang die Nachbesetzung der Professur für soziale Ungleichheit der Goethe-Universität Frankfurt. Wegen Uneinigkeiten über eine etwaige Neuausrichtung der Professur, ist der Lehrstuhl seit mittlerweile zwei Jahren unbesetzt und wird dieses Jahr zum zweiten Mal ausgeschrieben. Grund genug für ein Interview mit den Frankfurter Fachschaftsvertretern Tim und Julius über ihre Sicht der Dinge und die Konsequenzen für die Studierenden.
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Das wahrgenommene Farbprofil verschiedener Künstler
Die Untersuchung der Farb-Tags zu verschiedenen Künstlern wurde bereits im Blogpost Welche Beachtung schenken ARTigo-Spieler der Farbe im Bild? dargestellt. Diese Information lässt sich auch in einem Netzdiagramm darstellen, so dass man quasi eine Art „Palette“ erhält. Sie zeigt die Unterschiede in der Verteilung der wahrgenommenen Farbverwendung bei den untersuchten Künstlern.
Deutlich sieht man die Schwerpunkte, die die Tags bei den Bildern eines jeden Künstlers bilden. Die Formen der folgenden vier Grafiken, die sich für Giovanni Giacometti, van Gogh, Macke und Marc ergeben, haben gewisse Ähnlichkeit miteinander. Zwischen ihnen ergeben sich darüber hinaus Verbindungen: Macke und Marc waren beide Expressionisten und standen über den Blauen Reiter in Verbindung. Giacometti und van Gogh werden dem Post-Impressionismus zugerechnet.
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Ausstellungsbesprechung: Die Zisterzienser – Das Europa der Klöster (LVR-LandesMuseum Bonn)
Während des Museumsjahres 2017, das maßgeblich im Zeichen Martin Luthers stand, gehörte die Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn über die Zisterzienser, die „wie kein anderes Netzwerk des Hochmittelalters“ Europa durchdrungen haben, zu einer der willkommenen Ausnahmen – war in Bonn doch nicht der inzwischen sogar durch einen Spielwarenhersteller geadelte Reformator der Dreh- und Angelpunkt. Der Orden der Zisterzienser stand, erstmals seit 1980, wieder im Zentrum einer großen Museumsschau.
Vom 29.06.2017 bis 28.01.2018 ermöglichten zahlreiche Exponate aus verschiedenen europäischen Ländern einen Einblick in die mittelalterliche Erfolgsgeschichte des Ordens. Diese äußert sich (so die Ausstellungsbewerbung über die Homepage des LandesMuseums) etwa durch die immense Anzahl zisterziensischer Klostergründungen in ganz Europa („650 in 150 Jahren“). Oder durch den geistes- kulturwissenschaftlichen Einfluss des Ordens auf das mittelalterliche Abendland, der durch die Ausstellung europäisch perspektiviert herausgestellt werden sollte.
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Online-Lernen – Fluch oder Segen
von Lena Günther, entstanden im Rahmen der LV Mediendidaktik und E-Learning, WS 2017/18 Immer mehr Bildungseinrichtungen und Unternehmen verzichten auf die klassischen Formen der Präsenzveranstaltung und Schulung. Stattdessen rückt die Weiterbildung über Online-Formate und…