Die Banken- und Finanzkrise (ab 2008) machte die Kehrseiten einer weitgehenden Verflechtung der (neo)liberalen Wirtschafts- und Finanzsysteme deutlich. Die damit weniger verflochtenen Systeme wie das Chinas, das von dieser Krise wenig betroffen war, dürften für die Idee, dem westlichen liberalen Modell das vermeintlich erfolgreiche autoritärer Staaten entgegenzustellen, einige Anschubkraft freigesetzt haben. Es hat lange gedauert, bis die entstehende Interessensgemeinschaft von China und Russland als solche erkannt wurde. Es hat noch länger gedauert, bis eingeräumt wurde, dass es sich hierbei um eine tatsächliche feindselige und bedrohliche Konstellation handelt, die nicht ernst genug genommen werden kann. Die Wahl im Herbst 2016 von Donald Trump zum Präsidenten der USA machte der EU unmissverständlich klar, dass sie nicht umhin kommt, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch möglichst weitgehend auf eigenen Beinen zu stehen. Allerdings handelte es sich keineswegs um eine „Stunde Null“. Die Veränderung US-amerikanischer Prioritäten war schon unter Präsident Obama recht deutlich geworden – es „fehlten“ jedoch noch die feindseligen Untertöne, in denen sich dann Trump suhlen sollte. Jedenfalls war das Auseinanderdriften der USA und der EU mehr als offensichtlich. Die Corona-Pandemie hat vor allem in ihrer ersten Phase ab ca. Februar/März 2020 die Störungsanfälligkeit von globalen Lieferketten erkennen lassen.
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Quelle: https://wolfgangschmale.eu/die-eu-zwischen-europaeischer-souveraenitaet-und-globaler-verflechtung/