Ende Februar 1692 traf die Markgräfin Franziska Sibylla von Baden-Baden1 in Wien ein. Sie war erst 17 Jahre alt, aber schon Gemahlin eines bedeutenden kaiserlichen Heerführers in den Türkenkriegen, Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, des „Türken-Louis“, und weilte aufgrund des militärischen Engagements ihres Mannes mehrfach in Wien. Außerdem hatte sie von ihrem Vater, dem letzten Herzog von Sachsen-Lauenburg, umfangreiche Ländereien in Böhmen geerbt. Sie war damit zweifellos vom Rang her eine „regierende“ Reichsfürstin, da ihr Gemahl seit 1677 die Herrschaft in der Markgrafschaft ausübte, auch wenn er bis 1697 eher auf den Schlachtfeldern in Ungarn und am Rhein anzutreffen war.
Mit diesem Rang als Reichsfürstin wurde sie auch von der Kaiserin empfangen, der sie schon Tage vorher ihre Ankunft angezeigt und die sie um eine Audienz gebeten hatte. Die in den Zeremonialprotokollen überlieferte Beschreibung derselben lässt erneut deutlich die Hierarchisierung der Sitzmöbel erkennen2, die schon für die Kurfürstinnen beschrieben worden war. Sie weist zudem Rangunterschiede zwischen den Fürstinnen aus: Da die Markgräfin „nur“ eine Reichsfürstin, keine Kurfürstin war, stellte sich wie immer seit dem Reichstag von 1653 das Problem hinsichtlich der kaiserlichen Obersthofmeisterin. Deren Rang in Bezug auf die Reichsfürstinnen war damals ja per kaiserlichem Dekret definiert worden, blieb aber stets von reichsfürstlicher Seite umstritten.
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