Lea Griesing
Vor und zu Beginn des Ersten Weltkrieges herrschte in Deutschland eine patriotische Hochstimmung, ja eine „Atmosphäre sich überbietender Vaterlandsliebe“.[1] Die unterschiedlichsten Autoren verfassten patriotische Lieder, Gedichte, Bücher und gestalteten Broschüren und Plakate. Die deutsche Propaganda setzte dabei visuell ganz auf Bilder entschlossener und siegesgewisser Soldaten, in denen der eigene Ehemann, Sohn oder Vater wiedererkannt werden sollte. Und mehr noch:
„In Deutschland dienten die propagandistischen Bilder – auch [die] für das feindliche Ausland bestimmten – fast ausschließlich der Bestätigung des deutschen Selbstbildes als überlegenes Kulturvolk das sogar noch im Krieg seinen Feinden Gerechtigkeit widerfahren ließ; ein unschuldiges Opfer, das gerade aufgrund seiner Überlegenheit angegriffen wurde.“[2]
Die eigene Selbstüberhöhung brachte bei erfolgreicher Propagandawirkung zugleich mit sich, dass das Gegenüber als untergeordnet angesehen wurde und Feindbilder entstanden. Die selbst zugeschriebene Opferposition verstärkte im ,Idealfalle‘ die übersteigerte Abwehrhaltung gegenüber dem Feind. Stereotype Feindbilder wurden propagiert und sollten Teil der deutschen Mentalität werden.
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